Ebenbild und Götzenbild - Thomas J. Terry - E-Book

Ebenbild und Götzenbild E-Book

Thomas J. Terry

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Beschreibung

Christen sollten in Sachen Kreativität eine Vorreiterrolle spielen, doch sie tun es nur selten. Gott ist der Schöpfer aller Dinge, und er hat uns nach seinem Ebenbild geschaffen. Kreativität ist in das Gewebe unseres Menschseins eingewoben. Deshalb sollten Christen die Kreativität als einen wesentlichen Teil unserer Rolle als Ebenbild Gottes schätzen und fördern. Stattdessen wissen Christen oft nicht, was sie mit Kreativschaffenden anfangen sollen und Kreative wissen nicht, was sie mit dem Christentum anfangen sollen. Auf der einen Seite gibt es Christen, die Kunst, Phantasie und Schönheit vernachlässigen oder ganz ablehnen. Auf der anderen Seite gibt es Künstler, die aus all diesen guten Dingen Götzen machen. Ryan Lister, Theologieprofessor, und Thomas Terry, Wortkünstler und Gründer von Humble Beast, tun sich zusammen, um die Verbindung zwischen Kreativität und Theologie wiederherzustellen. Ebenbild & Götzenbild ist eine theologische und künstlerische Erkundung der Kreativität im christlichen Leben. Es wird Kreativen helfen, ein starkes theologisches Fundament für ihre Kunst zu schaffen und gleichzeitig die Gemeinde herausfordern, sich eine Theologie der Schönheit und Kreativität zu eigen zu machen.

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Stimmen zu Ebenbild und Götzenbild

„Dieses Buch ist kein bloßes Gedankenexperiment aus dem Elfenbeinturm. Es ist erprobt und bewährt, in der realen Welt gelebt und mit zeitloser Weisheit gefüllt.“

Jason „Propaganda“ PettyRapper, Dichter und Redner

„Was haben Kreativität und Kunst mit Gott zu tun? Ganz schön viel. Das Buch Ebenbild und Götzenbild zeigt auf wunderbare Weise, wie Glaube und Kunst stärker werden, wenn sie miteinander im Gespräch bleiben. Theologisch reichhaltig und doch gut verständlich – ein Muss für christliche Künstler und Kreativschaffende.“

Brett McCrackenLeitender Redakteur von The Gospel Coalition; Autor von Uncomfortable, Gray Matters und Hipster Christianity.

„Was hat Hollywood mit Jerusalem und das Studio mit dem Tempel zu tun? Alles. In Ebenbild und Götzenbild nehmen Thomas Terry und Ryan Lister den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte der Bibel, und zeichnen das Thema Kreativität entlang der Konturen der Heilsgeschichte nach. Ausgehend von Eden, dem Sündenfall und schließlich dem Evangelium zeigen Terry und Lister, dass Kreativität nicht nur erlöst werden kann, sondern auch erlöst werden muss, wenn der große Schöpfer sein Ziel erreichen will, sein neu geschaffenes Volk in den neuen Himmel und die neue Erde zu bringen. Wenn du auch nur den kleinsten kreativen Impuls besitzt, sollten du dieses Buch lesen. Es enthält Christus-verherrlichende und mit dem Evangelium gesättigte biblische Theologie vom Feinsten, mit einer Menge hilfreicher Anwendungen.“

Todd L. MilesTheologieprofessor am Western Seminary; Autor von Superheroes Can’t Save You und A God of Many Understandings?

„Ebenbild und Götzenbild: Kreativität und Christsein tut etwas, das dringend nötig ist: Es verbindet Bibeltreue mit Kunst und Kreativität. Thomas und Ryan bauen eine feste Brücke, auf welcher sich Künstler und Theologen auf neue Art und Weise treffen können, indem sie uns zeigen, dass das größte Werk für beide Seiten darin besteht, Gott, den wunderschönen Schöpfer von allem, tiefer kennenzulernen.

Manchmal wird man so stark von einem Buch angesprochen, dass man sich einen Stapel davon kaufen will, um es allen Freunden zu verschenken, damit sie hoffentlich dieselbe Erfahrung machen. Das war bei mir mit diesem Buch der Fall. Ich preise Gott für Ebenbild und Götzenbild und kann es kaum abwarten, es an alle mir bekannten Künstler zu verschenken.“

Ashton TrujilloFilmemacher

„Wie sollten wir als evangelikale Christen über Kreativität, Kunst und Schönheit denken? Terry und Lister feiern Schönheit und Kreativität, weisen ihnen jedoch auch ihre angemessenen Plätze in der theologischen Landschaft zu. Kunst, Schönheit und Kreativität existieren für Gott und zu Seiner Herrlichkeit, weil jede Form der Kreativität und Schönheit die Kreativität und Schönheit des Herrn widerspiegeln. Kreativität ist nicht losgelöst von der biblischen Geschichte, von Schöpfung, Sündenfall, Erlösung und Neuschöpfung, wie Terry und Lister uns so eloquent in Erinnerung rufen. Ein theologisches Grundlagenwerk zum Nachdenken über Schönheit, Kunst und Kreativität.“

Thomas R. SchreinerJames Buchanan Harrison, Professor für Auslegung des Neuen Testaments und stellvertretender Dekan am Southern Baptist Theological Seminary; Autor von The King in His Beauty und Covenant and God’s Purpose for the World.

„Theologie und Kreativität sind verflochten, weil das Subjekt der Theologie – Gott selbst – das kreativste Wesen ist, das existiert. Man kann nicht völlig danach streben, Ihn kennenzulernen, ohne dass man dabei etwas über Kreativität lernt. Und gleichzeitig gibt es für diejenigen, die kreativ sein wollen, kein besseres Vorbild als den Schöpfer aller Dinge. Dieses Buch bahnt Wege in beide Richtungen, weil es Gott als den Schöpfer und die ganze Menschheit als schöpferisch Tätige offenbart. Thomas und Ryan sind zuverlässige Reiseführer auf diesen ineinander verflochtenen Wegen – sie laden uns ein, sowohl Gott als auch die Kreativität noch mehr zu lieben und machen uns Mut, diese Liebe zu einem besseren Werk für das Reich Gottes und Seine Herrlichkeit werden zu lassen.“

Mike CosperGründer und Direktor von Harbor Media und Narrativo Group.

Ebenbild und Götzenbild

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

Dieses Buch erschien erstmals in den Vereinigten Staaten

bei Moody Publishers, 820 N. LaSalle Blvd., Chicago, IL 60610

unter dem Titel: Images and Idols, Copyright ©2018 by Humble Beast.

Translated by permission. All rights reserved.

1. Auflage © Copyright 2023 by Permission Verlag GmbH

D-32791 Lage

permissionverlag.de

[email protected]

ISBN 978-3-949998-31-7

E-Book ISBN: 978-3-949998-32-4

Hörbuch ISBN: 978-3-949998-33-1

Sofern nicht anders angegeben, wurde der Bibeltext der Schlachter 2000 verwendet.

© 2000 Genfer Bibelgesellschaft Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung.

Alle Rechte vorbehalten.

Übersetzung: Alex Dalinger

Lektorat: Jessica Wollbach

Satz: Benjamin Schmidt

Druck und Bindung: BrockhausDruck, Dillenburg

Bei Anmerkungen oder Rückmeldungen zu diesem Buch freuen wir uns über eine E-Mail an: [email protected]

Die Buchstaben K, D, T, D im Titelbild stehen für Kreativität, Demut, Theologie und Doxologie.

Wir bedanken uns herzlich bei allen, die die Übersetzung und Herausgabe dieses Werkes finanziell und tatkräftig unterstützt haben.

Für meine Frau, Heather Leigh Terry – die Selbstlose, Hilfsbereite, Gütige und Ehrliche, Weise, Gewinnende, Schöne und Bescheidene. Den Menschen, den Gott am meisten gebraucht hat, um mich an Gottesfurcht zunehmen zu lassen.

Für meine Mutter, Jane Freeman Lister – die bereits wusste, dass ich dieses Buch schreiben würde, lange bevor ich es tat, und die es (nicht ganz) leise ins Dasein hineingebetet hat. Ich wünschte, ich könnte das Lächeln auf deinem Gesicht sehen.

INHALT

Vorwort

Warum Kreativität bedeutsam für uns ist

Kreativität beginnt bei Gott

1 - Der Schöpfer der Kreativität

2 - Geschaffen, um zu erschaffen

3 - Die korrumpierte Kreativität

4 - Die neu kreierte Kreativität

5 - Das Crescendo der Kreativität

Danksagungen

Die Reihe „Kreativität zurückgewinnen“

VORWORT

Liebe Kreativschaffende,ich fand es schon immer interessant, wie die Bibel uns Gott vorstellt. Die ersten zwei Worte sind unscheinbar – solange sie nicht ernst genommen werden. „Im Anfang“, heißt es dort. Wir werden in die Vergangenheit mitgenommen, als es noch keine Zeit gab. Als noch nichts existierte, außer Gott selbst. Gott hat keine Zeit gebraucht, um zu existieren. Oder jemanden anderen, um zu entstehen. Er war das Leben, in sich selbst und aus sich selbst heraus. Er war schon immer, und irgendwann tat Gott etwas, was buchstäblich nur Er hätte tun können. Er schuf.

Ist das nicht bemerkenswert? Durch göttliche Eingebung ist im ersten Satz von Gottes herrlichem Wort zu erfahren, dass Gott ein Schöpfer ist. Und ein guter noch dazu. Ein Blick in den Himmel wird uns das bestätigen. Ich habe am Ufer eines seiner Ozeane gesessen und konnte nicht umhin zu bemerken, wie schön Wasser sein kann, wenn es sich unter der Sonne bewegt. Das weite Meer, erhellt von diesem Feuerball, der zu hoch ist, um die Erde zu versengen, und niedrig genug, um den Tag zu erwärmen, verkündet die Herrlichkeit Gottes (Ps 19,1). Alles, was Er geschaffen hat, sollte dasselbe tun – die Menschheit miteingeschlossen.

Wie wir aus 1. Mose 1,27 wissen, wurde der Mensch nach Seinem Ebenbild geschaffen. Und als Seine Ebenbilder sind auch wir schöpferisch tätig und kreativ. Weil das der Fall ist, wäre es unvernünftig zu glauben, dass unsere Kreativität nichts mit Gott zu tun hat. Wenn überhaupt, dann hat sie immer mit Gott zu tun, weil sie schon immer Gott gehört hat. Als Jesus gefragt wurde, ob Steuerabgaben an den Kaiser legitim seien, reagierte er mit einer Gegenfrage, die mit einem Abbild zu tun hatte. Er fragte, wessen Bild auf ihrem Geld zu sehen sei. Und sie antworteten: „des Kaisers“. Dann antwortete Jesus, wie er es oft tat, scharf und wahrheitsgemäß. Er sagte: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Mk 12,17). Auf den Münzen mag das Bild des Kaisers abgebildet gewesen sein, aber Gottes Ebenbild war und ist in dem Menschen selbst. Gott das zu geben, was ihm sowieso gehört, wird nicht geschehen, solange die Menschheit allgemein und Kreativschaffende im Besonderen davon ausgehen, dass sie und nicht Gott einen Anspruch auf sich selbst und auf alles haben, was sie erschaffen.

Sieht man jedoch, dass Gottes Ebenbild in uns ist, wird alles, was aus uns hervorgeht am besten im Licht Gottes und nicht Ihm zum Trotz gedeutet. Es mag sich unglaublich anhören, aber eine gottzentrierte Sichtweise auf Kreativität nützt auf lange Sicht allen Kreativen. Warum? Weil Gott uns erschaffen hat. Und aus uns strömen die verschiedensten Arten von Kreativität heraus. Gottes Absicht im Zusammenhang mit unserer Kreativität zu verstehen, wird uns befähigen, mit Klarheit und Überzeugung schöpferisch tätig zu sein. Das ist die Botschaft von Ebenbild und Götzenbild. Thomas und Ryan rufen uns zurück zur Quelle unserer Kreativität, zu Gott. Damit helfen sie uns, unsere Berufung zur Kreativität wiederzuentdecken.

In Seiner Güte hat Gott schöpferisch tätigen Menschen die Fähigkeit verliehen, das zu tun, was Er im Anfang getan hat und seitdem permanent tut. Manche von uns tun das, indem sie Lieder singen. Andere, indem sie Bilder malen oder Gedichte, Bücher oder auch Raptexte schreiben. Auf mehr als eine Art und Weise spiegeln wir Ihn wider, wenn wir das tun. Was ist das für ein Privileg – in das Werk und den Genuss mitgenommen zu werden, aus dem Nichts etwas zu erschaffen und fähig zu sein, es durch Gottes Gnade als „gut“ zu bezeichnen (1Mose 1,31)! Natürlich können wir nicht alles neu schaffen, so wie Er. Oder in uns selbst ein reines Herz erschaffen. Oder durch unsere eigene Stimme zu einer neuen Schöpfung werden. Doch Gott ist der erste Kreative und die erste Quelle aller Kreativität. Lasst uns auf Ihn sehen, während wir versuchen, mit unseren bloßen Händen Himmel und Erde zu erschaffen.

Herzliche Grüße,Jackie Hill-Perry

WARUM KREATIVITÄT BEDEUTSAM FÜR UNS IST

Kreativität zurückgewinnen begann als ein Gespräch zwischen zwei Freunden und ist es immer noch. Einer von ihnen verbrachte die letzten zwei Jahrzehnte in Vorlesungssälen und Lesekabinen von Bibliotheken (Ryan), der andere verbrachte sein ganzes Leben in Musikstudios und auf der Bühne (Thomas). Obwohl unsere Hintergründe unterschiedlich sind, trifft sich unsere Freundschaft am Fuße des Kreuzes. Wir sind uns darin ähnlich, dass wir beide Sünder sind, die sich an das Evangelium Jesu Christi klammern und sehen wollen, wie Gottes Gnade jeden Bereich unseres Lebens mit Ihm in Einklang bringt – unsere Kreativität miteingeschlossen. Zugleich glauben wir beide, dass Gott unsere Leben sorgfältig orchestriert hat, um Seine großen Ziele mit zerbrochenen Menschen wie uns zu erreichen; dass Er uns Seinen Geist anvertraut hat, um Seine Gemeinde für Seine Königsherrschaft vorzubereiten; und dass nichts, was wir sagen oder tun, Sinn hat, solange es nicht in Gottes heiligem, inspirierten, unfehlbaren und maßgebenden Wort gegründet ist. Diese Verpflichtungen, die wir teilen, bilden die Herzstücke unseres Lebens, unserer Freundschaft und dieses Projekts. Sie sind auch der Grund dafür, warum wir sonntags Gott gemeinsam anbeten und zusammen bei Humble Beast arbeiten.

Mit dieser Buchreihe möchten wir euch in unser Gespräch einbeziehen. Kreativität braucht Gemeinschaft, um zu gedeihen – deshalb haben wir diese Bücher gemeinsam geschrieben. Vom Rednerpult aus kann Kreativität manchmal theoretisch und distanziert klingen, wie wenn ein Bildhauer erläutern würde, was er im Stein sieht, bevor seine Hände zu Hammer und Meißel greifen. Von der Bühne aus sind wir dem Prozess oft zu nahe, um seine Ursprünge und Ziele zu sehen, wie bei einer ausgestellten Skulptur ohne die zugehörige Erklärung. Kreativität zurückgewinnen versucht, Professor und Künstler in denselben Raum zu bringen, damit Gottes Pläne für die Kreativität auf der Bühne und im Klassenzimmer im Vordergrund stehen.

KREATIVITÄT BEGINNT BEI GOTT

Wir haben ein Problem – ob uns dies bewusst ist oder nicht. Es liegt in der Beziehung zwischen unserem Christsein und Kreativität.

Viele Christen sind gegenüber Kreativschaffenden misstrauisch geworden. Warum auch nicht? Kaum hat man, so scheint es, alle gottzentrierten Songtexte aus dem neuen Album seiner Lieblingsband auswendig gelernt, schon bekennt sie sich öffentlich zum Atheismus und richtet ihre Kunst gegen die Kirche. Das passiert dermaßen oft, dass die US-amerikanische satirische Nachrichtenseite The Babylon Bee die entmutigendclevere Schlagzeile veröffentlichte: „Christlicher Musiker auf Kurs, dem Glauben noch [bis zum Ende des Jahres] abzuschwören.“1

Kreativität behindert den wahren geistlichenen Fortschritt, nicht wahr? Zumindest denken viele Christen so. Mache meinen, die Bibel lehre uns, dass unsere Kreativität und Fantasie kindische Dinge sind, die wir hinter uns lassen sollten. Sicher, sie haben ihren Platz in der Kinderstunde, aber auf der Kanzel haben sie nichts zu suchen, richtig?

Das ist der Grund, warum zahllose kreative Werke auf dem Weg zur (vermeintlichen) christlichen Reife in den Mülleimern der Kirche landen. Viele haben ihre kreativen Impulse aufgegeben, weil irgendjemand sie irgendwann und irgendwie davon überzeugt hat, dass Kreativität sinnlos, ausschweifend, sittenwidrig oder kindisch ist, verglichen mit den göttlichen Dingen. Zumindest denken das manche Christen.

Das Problem geht jedoch in beide Richtungen.

Viele christliche Künstler sind kritisch gegenüber anderen Christen. Viele gläubige Kreativschaffende, mit denen wir gesprochen haben, fühlen sich in der Gemeinde unterbewertet, sodass sie sich dort nicht mehr heimisch fühlen. Es scheint so, als würden sie in der Kirche nur dann gebraucht, wenn ein Mensch „mit einer künstlerischen Ader“ den Gottesdienstsaal für das Weihnachtsmusical dekorieren muss oder wenn eine „kreative Person“ auf die Bühne soll, um der Gemeinde die „heutige Kultur“ zu erklären und ihnen zu zeigen, wie sie die „anderen“ Generationen ansprechen kann.

Für viele Kreativschaffende ist der christliche Glaube leider eher ein Stein des Anstoßes anstelle des Fundaments ihres Lebens geworden. Das ist der Grund, warum viele Kreative die Kirche und ihre Buntglasfenster hinter sich lassen: Die gleiche Kreativität, die in diesen Glasscheiben steckt, die den Altarraum mit kaleidoskopischer Schönheit füllen, fühlt sich in vielen modernen Kirchen nicht mehr willkommen. Anstatt durchzuhalten, wandern viele dieser Kreativschaffenden in die säkulare Wüste, um dort eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu finden, oft auf Kosten ihres christlichen Glaubens.

Das Misstrauen, das zwischen Kreativschaffenden und Christen aufkeimt, ist nur das Symptom eines größeren Problems. Beide Seiten gehen von der falschen Annahme aus: Kreativität ist säkular und wird niemals heilig sein. Anders ausgedrückt: Das Problem der Kluft zwischen Kreativität und Christsein rührt von der unbegründeten und fadenscheinigen Überzeugung, dass Gott nichts mit Kreativität und Kreativität nichts mit Gott zu tun hat.

DIE HOFFNUNG DIE KREATIVITÄT ZURÜCKZUGEWINNEN

Nichts könnte weiter weg von Gottes Wahrheit sein.

Während die Welt Kreativität verzerrt und die Gemeinde sie zuweilen versteckt, tut Gott das Gegenteil. Er spricht das ganze Leben an, einschließlich das Leben der Schönheit und Kreativität.

Das bedeutet, wenn wir unsere Kreativität verstehen wollen, müssen wir mit Gott beginnen, der Quelle und dem Höhepunkt aller Kreativität.

Eine Welt ohne Gott wird sich immer schwertun, einen Grund für Kreativität zu geben. Vielleicht mag der Überlebenswille ein Grund sein oder Geld oder Macht oder das selbstzerstörerische Versprechen auf unsterblichen Ruhm. Aber eine Welt, die von Gott gestaltet und aufrechterhalten wird, offenbart etwas viel Schöneres und Tiefgründigeres: Jeder kreative Akt ist in seinem Wesen ein Akt der Anbetung, ein doxologischer Ausdruck wahren Menschseins und wahrer Bestimmung.

Stellen wir uns mal vor, was passieren würde, wenn wir mit unserer Kreativität auf Gott zugehen würden, anstatt ihm auszuweichen. Was passiert, wenn wir Gott als die Lösung unseres „Kreativität-oder-Glauben“-Problems betrachten und nicht als seine Ursache? Was geschieht, wenn wir unsere Ohren lange genug öffnen, um Gott über die Kluft hinweg die Wahrheit sprechen zu hören?

Wenn wir das tun, wenn wir unsere selbstsüchtigen Vorstellungen von Kreativität endlich Gott abgeben, verspricht Er, uns etwas Besseres zu geben – das, was Er sich schon immer unter Kreativität vorgestellt hat.

EIN WEG NACH VORNE

Das meinen wir, wenn wir von zurückgewonnener Kreativität sprechen, dem Konzept hinter dieser Buchreihe.

Es ist anders als die Art und Weise, wie die Welt Kreativität definiert. Aus säkularer Sicht ist Kreativität, wie Sir Ken Robinson es prägnant ausdrückt, der „Prozess, originelle Ideen zu besitzen, die einen Wert haben“.2 Folglich ist menschliche Kreativität eher ein Prozess als ein Ereignis. Wahrscheinlich hast du das schon einmal erlebt: Deine Ideen entwickeln sich über eine Zeit hinweg; sie verändern sich, wachsen, nehmen andere Gestalt an, weiten sich aus und entfalten sich.

Kreativität ist zudem etwas, was uns menschlich macht; sie unterscheidet die Menschheit vom Rest der Schöpfung. Jeder von uns kommt mit einer Kapazität für Kreativität zur Welt, die in scheinbar unzähligen und wunderschönen Formen zum Ausdruck gebracht wird.

Aus der säkularen Sicht ist das eine wunderbare Definition von Kreativität und von dem, was Kreativschaffende antreibt. Dennoch glauben wir, dass es um mehr geht. Es ist notwendig, die Kreativität zurückzugewinnen, die in ihrem Kern eine Rückbesinnung auf Gottes Ziele für Kreativität ist. In diesem Sinne wollen wir, dass sie „zurückgewonnen“ wird – wir wollen, dass das, was Gott zusteht, auch Gott zukommt. Gleichzeitig wird sie aber auch auf menschlicher Ebene „zurückgewonnen“, weil sie darauf abzielt, unsere Kreativität wieder auf die ursprünglichen, von Gott gesteuerten Ziele zurückzuführen.

Uns ist nicht wohl dabei, wenn Ausdrucksformen der Kreativität den Launen der Kultur überlassen werden. Kreativität zurückzugewinnen, bedeutet also, gegen den Strom zu schwimmen. Im Folgenden hoffen wir, die irdische Verwirrung, um die Kreativität zu durchdringen und zu dem zurückzukehren, was wirklich wichtig ist: eine Kreativität, in deren Mittelpunkt Gott steht.

Wir tun dies, weil Gott der Schöpfer ist. Alle Kreativität geht von ihm aus. Er ist der Ursprung der Kreativität. Egal, wie es scheinen mag, Gott und Kreativität waren nie Gegensätze; sie sind und waren immer miteinander verbunden. Folglich müssen wir Gott kennen, wenn wir Kreativität jemals richtig verstehen wollen. Der Umkehrschluss ist ebenfalls wahr: Gott zu kennen bedeutet, Ihn als den Schöpfer und Herr über alles zu sehen, Kreativität miteingeschlossen.

Jedoch stammt Kreativität nicht nur von Gott, sondern ist auch für Gott. Dieses „Wofür?“ der Kreativität ist unser Hauptanliegen. Dauernd verdirbt die Sünde den Zweck der Kreativität. Und so nutzen Sünder Kreativität entweder für sich selbst oder missbrauchen sie gar als Waffe gegen andere. In unseren von Sünde befleckten Händen wird Kreativität immer eigennützig. Wir berauben sie ihrer ursprünglichen Bestimmung, leugnen ihre Rolle in Gottes Plan und nutzen sie stattdessen für eigennützige Zwecke. Im Gegensatz dazu geht es beim Zurückgewinnen der Kreativität darum, sie wieder auf Gottes ursprüngliche und erfüllende Ziele auszurichten.

Unsere Hoffnung ist es daher, dazu beizutragen, dass alle Werke der Fantasie und der Schönheit wieder ihren richtigen Platz finden - als Gaben vor Gott und als Geschenke für die Welt. Kreativität, wie Gott sie sich ursprünglich vorstellte, folgt dem Weg des größten Gebots. Sie kommt von Gott für die Anbetung und für den Dienst. Auf der vertikalen Ebene verherrlichen wir Gott durch unsere Kreativität – wir lieben Ihn mit unserem ganzen kreativen Verstand, unserem kreativen Herzen und unserer kreativen Kraft. Auf der horizontalen Ebene erschaffen wir Schönheit als Antwort auf Gott, aus Liebe zu unseren Nächsten und zur Welt. Ganz einfach ausgedrückt, ist Kreativität aus einer gottzentrierten Perspektive jedes Werk der Vorstellungskraft, das für Gott und zum Guten getan wird. Das ist die Kreativität, die es sich zurückzugewinnen lohnt.

EINE THEOLOGIE DER KREATIVITÄT

Für diesen Prozess des Zurückgewinnens wollen wir zwei Dinge thematisieren: Gottes Platz in unserer Kreativität und die Beziehung unserer Kreativität zu Gott. Dafür haben wir unser Buch auf dem Evangelium aufgebaut. Die Kapitel werden zeigen, wie Kreativität mit folgenden Fragen überlappt: Wer unser Schöpfer ist (Gott), wer wir sind (Menschen), was unser Problem ist (Sünde), wer unsere Lösung ist (Christus) und wohin das alles führt (neue Schöpfung). Dieser Ansatz wird demonstrieren, wie diese biblischen Wahrheiten uns persönlich, aber auch unser Verständnis von Kreativität neu ausrichten.

Um es klarzustellen: Das Buch ist kein praktischer Leitfaden. Du wirst hier keine Anleitung darüber finden, wie man Lieder dichtet oder Romane schreibt, oder wie du als gläubiger Kreativer das Foyer deiner Gemeinde gestalten solltest. Darüber haben andere geschrieben, mal besser, mal schlechter. Wir wollen dir nicht vorschreiben, wie du dein Handwerk tun sollst. Wir wollen dir bei der größeren Frage helfen. Die meisten von uns wissen, wie man schöpferisch tätig ist – es ist eher der Zweck hinter unseren kreativen Impulsen, mit dem wir uns (früher oder später) schwertun. Anstatt dir aufzuzeigen, wie man kreativ ist, wollen wir dir dabei helfen, zu verstehen, warum man kreativ ist. Schließlich hoffen wir, dass wir dir dabei helfen, zu sehen, dass Gott für deine Kreativität ist und nicht gegen sie, solange sie in der Freiheit des Evangeliums gedeiht. Um es anders auszudrücken: Wir wollen dir nicht zeigen, wie man kreativ ist, sondern was Kreativität mit dem Christsein zu tun hat und was Christsein für deine Kreativität bedeutet.

Was nun folgt, ist also ein Aufruf, Kreativität aus Gottes Perspektive zu sehen, so wie Er sie sich gedacht hat. Es geht darum zu zeigen, wie Theologie und Kreativität zu Gottes Ehre und zum Wohle der Welt zusammenwirken.

Also komm und folge seinem Ruf. Bete Gott mit deiner Kreativität an. Diene der Welt mit Schönheit. Sei so schöpferisch tätig, wie nur ein Christ schöpferisch tätig sein kann. Sei kreativ – weil du Christ bist und weil du als Christ gar nicht anders kannst.

ENDNOTEN

1„Christian Recording Artist Still On Track To Renounce Faith By 2018”, Babylon Bee, 10.3.2017, online unter: https://babylonbee.com/news/christian-recording-artist-still-track-renounce-faith-2018 (Stand 19.06.2023).

2Amy M. Azzam, „Why Creativity Now? A Conversation with Sir Ken Robinson”, in: Educational Leadership 67, Nr. 1 (2009), S. 22.

„Es gibt nur eins, was gut ist: Gott. Alles andere ist gut, wenn es zu Ihm blickt und schlecht, wenn es vom Ihm wegblickt.“

~ C.S. LEWIS

„Kreativen Menschen nahe zu sein macht einen frei für neue Gedanken. Wie viel mehr eine Begegnung mit dem lebendigen Gott und seinem Wort?“

~ TIM KELLER

„Gott hat den Menschen nicht in seinem Ebenbild geschaffen. Offensichtlich war eher das Gegenteil der Fall…“

~ CHRISTOPHER HITCHENS

„Es besteht kein Zweifel darüber, dass Kreativität die wichtigste aller menschlichen Ressourcen ist. Ohne Kreativität gäbe es keinen Fortschritt und wir würden ewig dieselben Muster wiederholen.“

~ EDWARD DE BONO

DER SCHÖPFER DER KREATIVITÄT

WAS GOTT MIT DEINER KREATIVITÄT ZU TUN HAT

Kein Unternehmen ist besser darin, die Macht der Ursprungsgeschichten zu nutzen, als Marvel.

Sie sind keineswegs die Ersten, die auf die Idee gekommen sind, sich die Macht von Ursprungsgeschichten zu eigen zu machen. Von Aristophanes über Virgil, von Homer über Zola, von Dantes Inferno über Gaimans American Gods – man gebrauchte schon immer Geschichten, um der Erfahrung des menschlichen Daseins Sinn zu verleihen. Ursprungsgeschichten verändern uns, weil sie darauf abzielen, unsere grundlegendsten Fragen zu beantworten: Wer sind wir? Warum sind wir hier? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?1 Deshalb gibt es antike Geschichten darüber, dass die Welt aus einer Lotusblume entstanden ist. Deshalb schrieben die alten Griechen Gedichte über Prometheus, der den Göttern trotzen wollte, indem er die Menschheit aus Erde formte. Deshalb personifiziert Goethe das Dilemma des Menschseins in den Charakteren Faust und Mephistopheles. Und deshalb stellt Camus Sisyphus als den Retter von heute dar, als einen Messias, der der Absurdität des Daseins durch sein bloßes Dasein entgegentritt.

Ursprungsgeschichten sind Marvels Schöpfergeist. In den Storylines von etwa Thor und The Avengers haben die Macher unsere angeborenen menschlichen Bedürfnisse nach der Kenntnis unserer Ursprünge erschlossen und sie für ein zeitgemäßes Publikum modernisiert. Die Schreiber von Marvel sind moderne Mythenschöpfer, die unseren tiefsten existenziellen Problemen durch visuelle Erzählungen entgegentreten. Marvel hat die letzten Jahrzehnte damit verbracht, vergessene Helden aus vergessenen Geschichtsbüchern zu retten, indem sie sie in die Panels der Comicbücher und der digitalen Projektoren der Kinos gebracht haben.