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Wer im Tonstudio arbeitet, kommt am Einsatz verschiedenster Effekte nicht vorbei. Für den sinnvollen Einsatz dieser großen Gruppe von Geräten bzw. PlugIns muss man natürlich wissen, was sie machen, wie sie funktionieren und wie sie bedient werden. Wahrscheinlich noch schwieriger ist es aber, für die jeweilige Aufnahme überhaupt zum richtigen Effekt zu greifen und sinnvolle Einstellungen zu finden. Beide Seiten, also Theorie und Praxis sollen in diesem Einsteiger-Kurs besprochen werden.
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Seitenzahl: 165
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Inhaltsverzeichnis
1. ZU DIESEM BUCH
2. VERSCHAFFEN WIR UNS EINEN ÜBERBLICK
2.1. G
ERÄTETYPEN
2.2. E
FFEKTTYPEN
3. RÄUMLICHKEIT
3.1. R
EVERB
3.2. A
RBEIT MIT DEM
P
RE
-D
ELAY
3.3. D
ELAY
3.4. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
3.5. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
4. PHASENLAGE
4.1. F
LANGER
4.2. P
HASER
4.3. C
HORUS
4.4. L
ESLIE
4.5. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
4.6. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
5. TONHÖHE UND TIMING
5.1. D
ETUNE
/ P
ITCH
5.2. T
IME
S
TRETCH
5.3. H
ARMONIZER
5.4. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
5.5. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
6. VERZERRUNG
6.1. O
VERDRIVE
6.2. F
UZZ
6.3. D
ISTORTION
6.4. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
6.5. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
7. FREQUENZGANG
7.1. E
QUALIZER
7.2. F
FT
-F
ILTER
7.3. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
7.4. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
8. DYNAMIK
8.1. K
OMPRESSOR
8.2. M
ULTIBANDKOMPRESSOR
8.3. P
ARALLEL
-K
OMPRESSION
8.4. MS-K
OMPRESSION
8.5. L
IMITER
8.6. E
XPANDER
8.7. N
OISE
G
ATE
8.8. L
OUDNESS
8.9. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
8.10. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
9. PSYCHOAKUSTIK
9.1. E
NHANCER
9.2. E
XCITER
9.3. S
TEREO
E
NHANCER
9.4. T
IPPS
- T
RICKS
- K
NIFFE
9.5. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
10. KORREKTUR
10.1. D
E
-E
SSER
10.2. D
E
-C
LICKER
/ D
E
-C
RACKLER
10.3. D
E
-C
LIPPER
10.4. D
E
-H
ISSER
10.5. D
E
-N
OISER
10.6. W
EITERE
K
ORREKTUR
-T
OOLS
10.7. S
TÜMPERTUM LÄSST GRÜßEN
11. WEITERE EFFEKTE UND SPEZIAL-TOOLS
11.1. T
REMOLO
11.2. W
AHWAH
11.3. V
OCODER
11.4. T
ONBANDSIMULATION
11.5. S
PECTRAL
C
LEANING
11.6. S
PEZIAL
-T
OOLS
12. SIGNALFÜHRUNG
12.1. S
IGNALVERARBEITUNG
I
NNERHALB
D
ES
E
FFEKTES
12.2. E
FFEKTREIHENFOLGE
12.3. E
FFEKTPOSITION IM
B
EARBEITUNGSPROZESS
13. EFFEKTEINSATZ BEI SOLO-VOCALS
13.1. R
ÄUMLICHKEIT
13.2. C
HORUS
13.3. T
ONHÖHE UND
T
IMING
13.4. V
ERZERRUNG
13.5. E
QUALIZER
13.6. K
OMPRESSOR
13.7. D
E
-E
SSER
13.8. D
IE
S
TIMME ALS
M
ODULATOR FÜR DEN
V
OCODER
14. EFFEKTEINSATZ BEI GRUPPEN-VOCALS
14.1. R
EVERB
14.2. P
HASENLAGE
14.3. P
ITCH
S
HIFTER
14.4. E
QUALIZER
14.5. K
OMPRESSOR
14.6. E
NHANCER
14.7. D
E
-E
SSER
14.8. S
PECTRAL
C
LEANING
15. EFFEKTEINSATZ BEI E-GITARREN
15.1. R
ÄUMLICHKEIT
15.2. P
HASENLAGE
15.3. P
ITCH
S
HIFTER
15.4. V
ERZERRUNG
15.5. E
QUALIZER
15.6. D
YNAMIK
15.7. P
SYCHOAKUSTIK
15.8. T
REMOLO
15.9. W
AHWAH
16. EFFEKTEINSATZ BEIM E-BASS
16.1. C
HORUS
16.2. P
ITCH
S
HIFTER
16.3. V
ERZERRUNG
16.4. E
QUALIZER
16.5. K
OMPRESSOR
16.6. E
XCITER
16.7. T
ONBANDSIMULATION
17. EFFEKTEINSATZ BEI DRUMS
17.1. R
ÄUMLICHKEIT
17.2. P
HASENLAGE
17.3. P
ITCH
S
HIFTER
17.4. V
ERZERRUNG
17.5. E
QUALIZER
17.6. D
YNAMIK
17.7. E
XCITER
17.8. S
PEZIAL
-T
OOLS
18. EFFEKTEINSATZ BEIM SYNTHESIZER
18.1. R
ÄUMLICHKEIT
18.2. P
HASENLAGE
18.3. P
ITCH
S
HIFTER
18.4. V
ERZERRUNG
18.5. E
QUALIZER
18.6. K
OMPRESSOR
18.7. P
SYCHOAKUSTIK
18.8. D
ER
S
YNTHESIZER ALS
C
ARRIER FÜR DEN
V
OCODER
18.9. S
PEZIAL
-T
OOLS
19. EFFEKTEINSATZ AUF DEM MASTER-KANAL
19.1. R
ÄUMLICHKEIT
19.2. E
QUALIZER
19.3. D
YNAMIK
19.4. P
SYCHOAKUSTIK
19.5. T
ONBANDSIMULATION
19.6. S
PEZIAL
-T
OOLS
20. EFFEKTEINSATZ ZU KORREKTURZWECKEN
20.1. R
EVERB
20.2. T
ONHÖHE UND
T
IMING
20.3. F
REQUENZGANG
20.4. D
YNAMIK
20.5. P
SYCHOAKUSTIK
20.6. K
ORREKTUR
21. BUCHEMPFEHLUNGEN
21.1. V
ERLAG
PPV M
EDIEN
21.2. GC C
ARSTENSEN
V
ERLAG
21.3. A
NDERE
V
ERLAGE
21.4. E
IGENWERBUNG
Da sitzt du nun also im Restaurant und löffelst deine fade Suppe so vor dich hin, während am Nachbartisch der netten Rentnerin die Chili-Flammen aus dem Mund schlagen. Tja, nicht jeder Koch kann würzen und zu wenig oder zu viel ist halt nicht das, was der Gast erwartet und auch verdient hat. Diese Gratwanderung gilt ebenso für die Effekt-Anwendung im Studio. Es kommt darauf an, zur richtigen Zeit die richtigen Effekte mit der richtigen Dosierung einzusetzen. Dass dies mit einer Menge Erfahrung zu tun hat, ist klar. Aber woher soll der Studio-Neuling diese letztlich nehmen?
Genau hier liegt der Knackpunkt dieses Buches. Wir setzen bei den Grundlagen an und werden uns in den ersten Kapiteln mit den theoretischen Basics beschäftigen, zum Beispiel:
Was sind Effekte und wofür sind sie da?
Welche Geräte (Hardware) bzw. welche Programme oder PlugIns (Software) gibt es?
Wie müssen diese Effekte bedient werden?
Was ist mit „Signalführung“ gemeint?
Wenn wir das dann geschafft haben, geht es in den zweiten Buchteil, in welchem für die häufigsten Klangquellen der Effekteinsatz praktisch erläutert wird.
An diesem Symbol und dem Kursivtext sind die Praxisteile erkennbar. In ihnen wird versucht, möglichst einfache Anwendungen oder einfach nur praktische Tipps anzubieten, die auch der Neuling leicht nachstellen kann. Aber Achtung: Nicht jedes Gerät und jede Software kann alles. Deshalb kann es bei speziellen Dingen schon mal vorkommen, dass du bei der einen oder anderen „Übung“ kapitulieren musst.
Und gleich noch ein zweites „Achtung“ hinterher: Es werden zahlreiche Beispiele zu finden sein, die dir aufzeigen, wie entsprechende Effekte eingerichtet und eingestellt werden können. Verstehe dies dann bitte nicht als Universalrezept, denn ein solches gibt es nicht! Es sind Anhaltspunkte, die dir den Einstieg erleichtern sollen. Experte wirst du durch zwei Dinge:
Ganz logisch: Du musst selbst Erfahrungen machen und sammeln.
Du musst die von mir gegebenen Anhaltspunkte auf jeden Fall anpassen und variieren. Es wäre ja auch schlimm, wenn auf dem Musikmarkt alles gleich klingen würde. Besonderen Sound erreicht man manchmal auch durch Mut zum Experimentieren.
Wie ist dieses Lesewerk nun entstanden? Nun - in den letzten Jahren habe ich mich auf Literatur für den Neueinsteiger spezialisiert, da solche Bücher auf dem Markt doch sehr rar sind. Neben der Vermittlung der Grundlagen wird immer auch an Beispielen gearbeitet und damit sowohl Theorie als auch Praxis an den Neuling herangebracht. Entstanden sind unter anderem zwei Bücher, die sich mit dem Einstieg in den Bereich Tonstudio beschäftigen, oder auch ein Buch, welches auf ein von mir favorisiertes Studioprogramm näher eingeht. Wenn du also weiteren Lesebedarf haben solltest, verweise ich schon jetzt auf das Kapitel 21, wo du Hinweise zu meinen und zu anderen Büchern findest. Außerdem werde ich im Laufe des Buches einige Querverweise geben, die sich so entschlüsseln lassen:
Studio I
- „Mein erstes Tonstudio - Band I“
Studio II
- „Mein erstes Tonstudio - Band II“
Synthi
- „Keine Angst vorm Synthesizer“
Samplitude
- „Im Tonstudio mit Samplitude“
Chor
- „Nimm den Chor doch selber auf“
Restaurierung
- „Sound Restaurierung“
Alles in allem hoffe ich natürlich, dass dir das Lesen der vorliegenden Lektüre Spaß macht und du am Ende merkst: Jetzt hast du EFFEKTE-PRAXIS IM TONSTUDIO.
... und dafür müssen wir natürlich erst einmal wissen, wovon wir hier reden. Sprich - es geht um die erste Frage aus dem letzten Kapitel: Was sind Effekte und wofür sind sie da?
Einerseits müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es Effekte gibt, die so auch in der Natur vorkommen. Die Rede ist hier vor allem von Hall und Echo. Nahezu jeder Raum hat einen Nachhall, der im Wesentlichen die Klangcharakteristik dieses Raumes bestimmt. Wenn wir nun zu künstlich erzeugtem Hall greifen, dann schaffen wir quasi einen künstlichen Klangraum. [siehe Kapitel 3.1.]. Außer Hall kann auch das Echo einen Klangraum schaffen, aber es kann im musikalischen Sinne auch prägend für den Rhythmus werden [siehe Kapitel 3.2.].
Neben den natürlichen Effekten gibt es außerdem künstliche Effekte, die kein natürliches Gegenstück haben. Sie sind vor allem in den ersten Jahrzehnten der modernen Musikproduktion entstanden und werden seither fleißig eingesetzt. Bis auf spezielle Anwendungen sind in den letzten 30 Jahren keine neuen Effekte dazugekommen. Stattdessen ist der Funktionsumfang ausgebaut worden und die Qualität gestiegen.
Beim Umgang mit Effekten spielen unsere Hörgewohnheiten eine wesentliche Rolle, denn was wir täglich an Musik so um die Ohren bekommen, ist zu fast 100% in irgendeiner Weise durch Effektgeräte oder -algorithmen gejagt worden, so dass wir eher rohe Klänge inzwischen als unnatürlich empfinden. Aber wofür macht man das eigentlich? Wozu brauchen wir den riesigen Effektbereich? Eine pauschale Antwort fällt schwer, aber so kann man es vielleicht in aller Kürze formulieren:
Aufnahmen verschiedener Stimmen und Instrumente sollen klanglich angepasst werden, damit sie später im Gesamtsound auch zusammen ein rundes Ganzes ergeben.
Wenn Anpassung nicht mehr reicht, geht es eventuell sogar in den Bereich der Korrekturen.
Unabhängig von Anpassung und Korrektur sollen diverse Effekte einfach Lebendigkeit, Abwechslung oder auch nur Natürlichkeit in den Sound einarbeiten.
In bestimmten Situationen werden je nach Musikstil die Effekte selbst zum eigentlichen Sound-Element, welches dann den Song vielleicht entscheidend prägt. In diesem Zusammenhang können interessante Effekte auch Ideenquelle und Ausgangspunkt für das Komponieren und Arrangieren sein.
Wenn du dich also mit der Tonproduktion auseinandersetzen willst, kommst du an der Verwendung diverser Effekte gar nicht vorbei. Und dieses Buch ist ja nun genau dafür geschrieben worden, um dir den Umgang mit diversen Effekten zu erleichtern. Zwei Kleinigkeiten muss ich aber gleich noch erwähnen:
Vielleicht hast du dich bei diverser Kosmetikwerbung auch schon mal über die vielen englisch- und französischsprachigen Begriffe gewundert, mit denen man da so bombardiert wird. Naja - es muss halt überprofessionell und nach viel Kompetenz klingen. Ähnlich ist das manchmal, wenn man die Welt der Studioeffekte genau unter die Lupe nimmt. Gut - es gibt inzwischen viele Standards, aber leider auch immer noch (je nach Hersteller) verschiedene Begriffe für die gleiche Sache. Wenn also bei deinem Gerät oder PlugIn mal eine Funktion anders heißt, dann steinige mich nicht dafür. In der Hoffnung, dass du alles findest, was wir besprechen, werde ich mich an die üblichen Bezeichnungen halten.
Wie ich schon erwähnt habe, werde ich dir Einstell-Varianten für diverse Effektanwendungen vorschlagen. Darüber hinaus bieten aber auch die meisten Effektgeräte, die programmierbar sind, oder halt auch die Software-Effekte, die du wahrscheinlich überwiegend einsetzen wirst, einiges an Voreinstellungen. Diese Werkspresets sind für den Neueinsteiger ein guter Zugangsweg zur Welt der Effekte. Sicher hat man einerseits den Ehrgeiz, etwas Eigenes zu schaffen. Aber andererseits müssen wir nicht das Rad immer wieder neu erfinden. Und so verrate ich dir kein Geheimnis, wenn ich sage, dass auch die Profis der Branche die vorhandenen Presets nutzen und für ihren Einsatzzweck anpassen.
Wenn du dich nun fragst, wozu du dann überhaupt den „Rest“ des Buches noch lesen musst, dann solltest du wissen, dass eben genau das gerade erwähnte Anpassen der Voreinstellungen viel Fingerspitzengefühl, musikalisches Gehör und Erfahrung erfordert. Und die Grundlage dafür sind natürlich die Basiskenntnisse, um die wir uns hier kümmern.
Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um den Sound mit Effekten anzureichern. Wer allerdings noch nie mit der Thematik zu tun hatte, sieht sich einer unvorstellbar großen Vielfalt an Effektgeräten gegenüber. Wenn wir zunächst mal im Hardware-Sektor schauen, da gibt es zu jeder Effektart von bekannten und unbekannten Firmen wiederum einfache bis hoch komplizierte (und dann meist auch teure) Geräte. Weil gerade der Preis angesprochen wurde - auch hier reicht die Spanne von unter 100 Euronen bis in den mehrfachen vierstelligen Bereich. Was soll der Neuling also nehmen? Wenn ich an meine Anfängerzeit zurückdenke, wo Software-Effekte noch in den Kinderschuhen steckten, so muss ich sagen, dass ich mit einem sogenannten Multieffektgerät für den Einstieg ganz gut gefahren bin. Es waren also unterschiedliche Effekte unter einer Haube zu finden. Außerdem konnten alle eingestellten Parameter digital in Datenbanken gespeichert werden und eine Ansteuerung über MIDI [siehe Studio I Kapitel 8.3.] war vorhanden. Wie gesagt - so sah es bei mir aus. Andere mögen vielleicht eher Geräte, an welchen man so richtig rumschrauben kann und welche nur einen Effekttyp bedienen. Es ist im Prinzip alles eine Frage der individuellen Klangvorstellung und der persönlichen Arbeitsweise.
Von der Bauform her gibt es viele Geräte in der typischen 19“-Rack-Variante. Es werden aber auch Tischgeräte gebaut sowie eine ganze Reihe von „Tretminen“. Das sind Geräte mit Fußbedienung, die eigentlich lange Zeit nur im Gitarrensektor zu Hause waren, aber mittlerweile auch in anderen Musikerkreisen einen guten Ruf genießen, wobei hier der Live-Einsatz eindeutig im Vordergrund steht. Nebenbei findest du auch in einigen Synthesizern und in praktisch allen Workstations einiges an Effektmöglichkeiten gleich mit an Bord [siehe Synthi Kapitel 14].
Für unsere Zwecke reden wir aber wohl eher von den Effektmöglichkeiten, die unsere Produktionssoftware mitbringt, ob nun schon integriert oder als Fremd-PlugIn. Rein von den Effektarten und den Möglichkeiten besteht kaum ein Unterschied zu Hardware-Geräten. Schließlich haben diese ja mal Pate gestanden für diverse Softwarelösungen. Und im Gegensatz zur Hardware kannst du das gleiche PlugIn auf mehreren Spuren parallel einsetzen oder eben viele verschiedene (je nach PCLeistung). Zum Probieren gibt es zahlreiche PlugIns auch kostenlos (beispielsweise auf www.vst4free.com). Nebenbei muss gesagt werden, dass im Profibereich in den letzten Jahren eine Mischung aus Hard- und Software im Einsatz war.
Ein Hinweis erscheint mir an dieser Stelle noch wichtig: Es gibt im Hinblick auf die Signalverarbeitung eine Kenngröße, die beim Kauf häufig nicht beachtet wird, nämlich die Art, wie ein Gerät oder eine Software mit Mono- bzw. Stereosignalen umgeht. Wird also nur mono verarbeitet oder kann man auch Stereosound reinschicken? Wie wird ein Stereosignal verarbeitet - insgesamt oder separat für beide Kanäle? Kommt überhaupt ein Stereosignal am Ausgang an? Auf solche Dinge solltest du ebenso achten, denn sie sind entscheidend für das Klangergebnis [siehe Kapitel 12.1.].
Um ein bisschen Ordnung in die ganze Sache zu bekommen, siehst du nachfolgend einmal den Versuch, die Effekte in verschiedene Kategorien einzuteilen. In dieser Abfolge werden wir dann auch in den Kapiteln 3 bis 10 alle Details zu den aufgeführten Effekten klären und im Kapitel 11 noch eine paar Spezialitäten nachschieben.
Praxistipps dazu findest du hier:
Solo-Vocals [siehe Kapitel 13.1.] Gruppen-Vocals [siehe Kapitel 14.1.] E-Gitarre [siehe Kapitel 15.1.] Drums [siehe Kapitel 17.1.] Synthesizer [siehe Kapitel 18.1.] Master-Kanal [siehe Kapitel 19.1.] Korrekturzwecke [siehe Kapitel 20.1.]Wie im letzten Kapitel bereits angedeutet wurde, sind die Raumeffekte sehr entscheidend für den akustischen Gesamteindruck, den wir von einer Soundquelle erhalten. Im Laufe der Jahrzehnte, in denen vor allem mit den verschiedensten Hallvarianten gespielt wurde, hat sich die Auffassung von dem, welcher Hall mit welchem Anteil und bei welchen Sounds angewendet wird, immer wieder gewandelt. Zum Beispiel in den überwiegend elektronisch produzierten Stilrichtungen der 1980er Jahre gab es gern mal eine Portion mehr Hall um die Ohren - und das auch auf den Hauptvocals. Ich will jetzt gar nicht darüber urteilen, was gut, schlecht, zu sparsam oder übertrieben ist. Wichtig ist, dass du einerseits ein Verständnis dafür entwickelst, wie Hall und Echo funktionieren und wie sie sinnvoll eingesetzt werden.
(Wie auch in den folgenden Kapiteln findest du die Theorie gleich anschließend, wobei Einsatzzweck, Funktionsweise und Einstellparameter geklärt werden. Am Ende des Kapitels gibt es dann schon ein paar allgemeine Tipps und Hinweise zur Fehlervermeidung. Konkreter wird es schließlich bei den Anwendungen in den oben aufgeführten Kapiteln.)
Bevor wir in die Details der Parameterflut einsteigen, sollten wir also klären, wofür wir die Raumeffekte nutzen, denn die Anwendungen können durchaus vielfältig sein:
Für den Laien relativ leicht nachzuvollziehen ist die Tatsache, dass wir einen
hörbaren Raum
um die Aufnahme legen.
Ebenso hörbar ist es, wenn Hall oder Echo zum
Teil des Sounddesigns
werden.
Schwieriger wird es schon, wenn man mit eher dezenten Raumeffekten den
Klang insgesamt lebendiger gestalten
möchte. Den Unterschied hörst du meistens durch einen Direktvergleich der Aufnahme mit und ohne Effekt.
Manchmal soll durch den Einsatz der Raumeffekte die
Aufnahme größer wirken
, wobei hierbei der Effektanteil meist so gering ist, dass er nicht bewusst wahrgenommen wird.
Ein weiteres meist eher unhörbares Einsatzgebiet ist es, wenn von der Wirkung her ein
Einzelsound im Gesamtmix nach hinten
geschoben wird.
Raumeffekte arbeiten zum Teil mit Parametern, die einen zeitlichen Bezug haben. Es ist durchaus Praxis, diese Zeitparameter am Songtempo auszurichten, was sich am besten am Delay [siehe Kapitel 3.3.] sowie beim Pre-Delay [siehe Kapitel 3.2.] erklären lässt.
Einer der wichtigsten und am meisten verwendeten Effekte überhaupt dürfte wohl der Hall sein - im Fachjargon Reverb genannt. Er kann als auffälliger Effekt oder auch als nur unbewusst wahrgenommener Raumklang eingesetzt werden - und natürlich mit allen dazwischen liegenden Nuancen.
Der richtige Umgang mit verschiedenen Hall-Parametern ist entscheidend für den Endklang. Anfänger neigen gern dazu, die vielen neu entdeckten schicken Halleffekte wild durcheinander und meist auch zu übertrieben einzusetzen, so dass der Song am Ende in einer Reverb-Orgie ertrinkt. Damit dir das nicht auch passiert, gehe ich bei diesem auch als natürliches Phänomen vorkommenden Effekt mal etwas mehr ins Detail und mache zunächst einen Ausflug in den Bereich der Raumakustik.
Der Nachhall ist eine der wichtigsten Kenngrößen der Raumakustik. Damit beschreibt man die Reflexion von Schallwellen in einem in sich geschlossenen Klangraum, also im Prinzip den Schallanteil, der außer der eigentlichen Klangquelle noch zu hören ist. Mit anderen Worten: Wir hören einerseits den Direktschall [siehe Abbildung], der uns auf geradem Weg von der Schallquelle erreicht. Zusätzlich hören wir aber auch die Schallanteile, die von der Schallquelle zu den Wänden geworfen werden und uns auf Umwegen erreichen. Es ist klar, dass Raumgröße, Raumform, Wandmaterialien und Einrichtung über das Klangergebnis entscheiden, welches aus der Summe aus direktem Schall und Nachhall besteht.
Wie schon erwähnt wurde, geht es beim Nachhall um den indirekten Schall, dessen zeitliche Ausdehnung mit dem Begriff Nachhallzeit beschrieben wird. Man geht hier von der einfachen Tatsache aus, dass der Schall auf seinem Weg durch den luftgefüllten Schallraum und durch das wiederholte Auftreffen auf verschiedene Materialien an Energie verliert und damit also leiser wird. Die Nachhallzeit beschreibt nun den Zeitraum, in welchem der Schalldruckpegel ausgehend von seiner Entstehung an der Schallquelle um 60 dB abnimmt. Da die Dezibel-Skala nicht linear ist, bedeutet eine Abnahme um 60 dB eine Reduzierung des Schalldruckes auf ein Tausendstel seines Anfangswertes. Angegeben wird die Nachhallzeit in Sekunden oder Millisekunden. Allgemein kann man sagen, dass die Nachhallzeit umso größer ist, je größer der Schallraum ist und je reflektierender die Oberflächenmaterialien gestaltet wurden.
Bis hierhin wurden lediglich zwei Komponenten eines Schallereignisses erläutert, nämlich der Direktschall von der Schallquelle und der Nachhall. Es fehlt noch die dritte Komponente, die eigentlich zwischen den beiden schon beschriebenen liegt. Gemeint sind die sogenannten Erstreflexionen