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Während Narzissmus erst seit einigen Jahrzehnten wissenschaftlich erforscht wird, erklärt uns die Bibel schon seit Jahrtausenden alles Wesentliche zum Thema. Wissenschaftlich und vor allem theologisch fundiert erhält der Leser einen gesellschaftskritischen, praxisnahen und leicht verständlichen Einblick in das Ichbewusstsein des Menschen, das maßgeblich für die Ungerechtigkeit in dieser Welt verantwortlich ist. Das Buch richtet sich vorrangig an Opfer von Narzissten, die heilsame Antworten und Hilfen rund um den emotionalen Missbrauch erhalten. Auch Pastoren, Seelsorger und Psychotherapeuten erlangen wertvolle Erkenntnisse für ihre Arbeit. Aber nicht nur Narzissten sind narzisstisch, sondern Narzissmus betrifft, mehr oder weniger, jeden Menschen! Aus diesem Grund werden dem Leser nicht nur zahlreiche Erkennungsmerkmale vorgestellt, sondern er wird darüber hinaus auch selbst herausgefordert sich seinem Narzissmus zu stellen und aus dem Ego-Wahn-Sinn dieser Welt auszusteigen.
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Seitenzahl: 344
Veröffentlichungsjahr: 2023
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„Mein Sohn, achte auf das, was ich dir sage. Höre meinen Worten gut zu. Vergiss sie nicht, sondern bewahre sie tief in deinem Herzen, denn sie schenken jedem, der ihren Sinn versteht, Leben und Gesundheit. Vor allem aber behüte dein Herz, denn dein Herz beeinflusst dein ganzes Leben. Lüge nicht und vermeide jede Form von Betrug. Blicke stets nach vorn, richte deine Augen auf das, was vor dir liegt. Wähle den geraden Weg und halte unbeirrbar daran fest. Weiche nicht von diesem Weg ab und folge nicht dem Bösen.“(Sprüche 4, 20-27 NLB)
Aber auch folgendes ist wahr:
Deshalb ist mein Rat: Übertreib es nicht mit der Rechtschaffenheit und bemühe dich nicht zu sehr um Wissen!
Warum willst du dich selbst zugrunde richten?
(Prediger 7,16 GNB)
Darum wünsche ich Euch, beides in Eurem Leben vereinen zu können!
Für Torben und Lasse,
in Dankbarkeit und Liebe!
Vorwort
Narzissmus in Kurzform
2.1 In der Wissenschaft
2.2 In der Bibel
Narzissmus und unsere Gesellschaft
3.1 In der Geschichte
3.2 In der Gegenwart
3.3 In der Zukunft
Narzisstische Züge, oder Persönlichkeitsstörung (NPS)?
4.1 Die Einteilungsgrade bis zur NPS
4.2 Die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10)
4.3 Der amerik. Leitfaden für Diagnostik und Statistik (DSM-5)
Die Narzissmusforschung
Erfahrungsberichte und Ansichten von Familienangehörigen
6.1 Erfahrungsberichte und Ansichten
6.2 Der Empath, ein Familienangehöriger
Die unterschiedlichen Arten von Narzissten
7.1 Der fragil-vulnerable / verdeckte / weibliche Narzisst
7.2 Der exhibitionistische-grandiose / offene / männliche Narzisst
7.3 Der maligne / bösartige Narzisst
Meinungsverschiedenheiten zum Thema
Der geistliche Hintergrund
9.1 Satan, der erste Narzisst
9.2 Die Ist-Situation: Die Folge des Sündenfalls
9.3 Die Soll-Situation: Das höchste Gebot
9.4 Die Unterscheidung der Geister: Böse vs. Gut
Was Sie gegen ihren Narzissmus tun können
Warum es keinen gesunden Narzissmus gibt
Narzissmus in der Praxis
12.1 Wie das EGO den SINN beeinflusst und zum WAHN führt
12.2 RED FLAGS: narzisstische Verhaltensmerkmale
12.3 Der narzisstische Beziehungskreislauf
12.4 Wie im Kleinen so im Großen
12.5 Biblische Beispiele
Der Lebenspartner eines Narzissten
13.1 Warum der Partner ein Opfer und nicht selbst schuld ist
13.2 Womit der Partner sonst noch rechnen muss
13.3 Wie geht es dem Partner nach dem Missbrauch?
13.4 Was benötigt der Partner zur Heilung?
13.5 Wie soll eine christl. Gemeinde mit dem Partner umgehen?
Der christliche Narzisst
14.1 Wie soll eine christliche Gemeinde mit Narzissten umgehen?
14.2 Glauben Narzissten an Gott?
14.3 Kann ein Narzisst ein wiedergeborener Christ sein?
14.4 Sind Narzissten dämonisch besessen?
Ratschläge zum Schutz vor toxischen Menschen
Wie kann ich meine Kinder vor einer NPS schützen?
Trost für Opfer von emotionalem Missbrauch
Warum wir uns nicht für die Wahrheit interessieren
Warum Gott allein nicht reicht
Nachwort
Kontakt und Hilfsangebote
Quellenangabe
Von Narzissmus haben viele schon einmal etwas gehört, aber das war es in der Regel auch schon. Nur wenige kennen sich tiefgehender damit aus, so dass man viel Glück haben muss, entsprechend geschulte Mediziner und Therapeuten zu finden. Die Unwissenheit im deutschsprachigen Raum ist auch 200 Jahre nach seiner ersten Erwähnung immer noch groß. Es ist allerdings kein Wunder, denn Narzissmus wird oft nicht ernst genommen und ist zudem nicht nur sehr komplex, sondern obendrein recht kompliziert. Nach der Enttabuisierung körperlicher und sexueller Gewalt ist es allerdings an der Zeit auch die emotionale Gewalt in den Fokus zu nehmen, da sie viel verbreiterter ist.
Haben nur wenige Menschen eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, so trägt doch jeder Mensch narzisstische Anteile in sich. Diese fleischlichen Züge sind es, die unser gesellschaftliches Miteinander schwierig gestalten und belasten. Es ist darum ein Thema, das uns alle angeht und vor dem wir unsere Augen öffnen müssen.
Wer zu sehr ichbezogen denkt (ich heißt auf Latein EGO), beurteilt nachweislich die Realität nicht mehr richtig, da sein Urteilungsvermögen beeinträchtigt wird. Dies kann zu manifestierten Überzeugungen und zu einem WAHN führen. Die Wahrnehmung (SINN) ist dann verzerrt, weswegen die eigene Reaktion, die Realität betrachtend, nicht mehr angemessen ist, sondern einem EGO-WAHN-SINN gleicht. Den daraus resultierenden Missbrauch an anderen Menschen sieht der narzisstisch Agierende meistens nicht ein. Oft genug will ihn nicht einmal unsere Gesellschaft wahrhaben, weil sie ebenfalls verdreht und narzisstisch ist.
In diesem Buch finden Sie zum einen theologische Hintergründe, konkrete Ursachen und Erkennungsmerkmale von Narzissmus, und zum anderen praxisnahe Ratschläge für Betroffene und Ortsgemeinden. Gerade Opfer von narzisstischem Missbrauch sind dringend auf diese Informationen angewiesen. Um ihr Trauma verarbeiten zu können, müssen sie verstehen, was ihnen passiert ist. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch dazu beitragen kann und viele Opfer darin nicht nur Erkenntnis, sondern auch Trost und Hoffnung für ihr Leben finden.
Außer praktischen Erfahrungsberichten sind zusätzlich wissenschaftliche und biblische Erkenntnisse eingebunden, so dass Sie einen umfassenden Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele erhalten. Es ist äußerst spannend, was uns die Bibel über Narzissmus lehrt. Sie ist nicht nur erstaunlich präzise in ihren Äußerungen, sondern sie nennt darüber hinaus auch die Ursache für dieses Phänomen, welches genauso alt ist wie die Menschheit selbst und zur größten Katastrophe unseres Universums führte!
Wenn in diesem Buch von Narzissten die Rede ist, dann sind jedes Mal genauso Narzisstinnen damit gemeint. Obwohl Narzissmus oft als typisch männlich gilt, sind fast genauso viele Frauen davon betroffen. Sie bleiben aber eher unentdeckt, da sie ihren Narzissmus nur selten öffentlich ausleben.
Unter Narzissmus versteht die Wissenschaft eine übersteigerte Ichbezogen- und „Selbstverliebtheit“. „Dabei ist ein selbstverliebter Mensch, … nicht automatisch krank, denn ein gesunder Narzissmus gehört zum Menschen dazu.“ Erst, „wenn normale Eigenschaften ein krankhaftes Ausmaß annehmen, ist jemand von der narzisstischen Persönlichkeitsstörung“ (NPS) „betroffen.“ Personen mit solch einer Störung werden „Narzissten“ genannt. Sie haben ein Gefühl der besonderen „Wichtigkeit, Überlegenheit, Einzigartigkeit oder gar Grandiosität.“ Aus diesem Grund fordern sie nicht nur übertriebene „Anerkennung und Bewunderung“ für sich ein, sondern auch eine Sonderbehandlung. „Ihr Beziehungsstil ist“ dabei „weitgehend durch Macht und Manipulation gekennzeichnet“. Ihr kreisen, um sich selbst, verhindert „sich in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen, deren Sichtweise zu verstehen und zu akzeptieren.“ Gleichzeitig haben Narzissten „eine enorme Angst vor Kränkung“ und Kritik, „was sie oftmals unberechenbar in ihren Reaktionen macht. Nach Expertenmeinung ist die aktuelle Struktur der Gesellschaft ein Nährboden für narzisstische Verhaltensweisen, denn wenn man Erfolg haben will, braucht man gewisse narzisstische Eigenschaften.“[1]
In der Bibel kommt Narzissmus nicht als Wort vor, aber wir stoßen in ihr vielfach auf narzisstische Verhaltensweisen und Merkmale. Auch das Leid der Opfer geht besonders eindringlich aus den Psalmen hervor. In diesem Kapitel beschränken wir uns allerdings auf das grundlegende Problem des Narzissmus, die gestörte Form der Narzissten und auf die Meinung Gottes dazu.
Narzisstisch agierende Menschen sind nach der Bibel zu sehr von sich selbst überzeugt. Sie stellen sich selbst nicht in Frage, sondern meinen den Durchblick zu haben und richtig zu denken. Es handelt sich in Wahrheit aber nur um eine künstliche Selbstüberhöhung, die falsch ist. Ihr übersteigertes Selbstvertrauen, ihre zu starke Ichbezogenheit und ihr Irrtum führt gleichzeitig zu einer unangebrachten Abwertung anderer Personen, die der Wahrheit nicht gerecht wird.
„Dann wandte sich Jesus einigen Leuten zu, die voller Selbstvertrauen meinten, in Gottes Augen untadelig dazustehen, und deshalb für alle anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgende Geschichte: »Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich vorne hin und betete leise bei sich: ›Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie die anderen Menschen, alle diese Räuber, Betrüger und Ehebrecher, oder auch wie dieser Zolleinnehmer hier! Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe dir den vorgeschriebenen Zehnten sogar noch von dem, was ich bei anderen einkaufe!‹ Der Zolleinnehmer aber stand ganz hinten und getraute sich nicht einmal, zum Himmel aufzublicken. Er schlug sich zerknirscht an die Brust und sagte: ›Gott, hab Erbarmen mit mir, ich bin ein sündiger Mensch!‹ Jesus schloss: »Ich sage euch, der Zolleinnehmer ging aus dem Tempel in sein Haus hinunter als einer, den Gott für gerecht erklärt hatte – ganz im Unterschied zu dem Pharisäer. Denn alle, die sich selbst groß machen, werden von Gott gedemütigt, und alle, die sich selbst gering achten, werden von ihm zu Ehren gebracht.« (Lukas 18,9-14 GNB)
Weiterhin ist interessant, dass die Bibel das gleiche drastische Bild verwendet, wie die Opfer des daraus resultierenden Missbrauchs. Opfer von Narzissten fühlen sich emotional wie ausgesaugt und bezeichnen Narzissten darum gerne als Energievampire. Darüber hinaus zeigt uns die Bibel das eigentliche Dilemma auf: Narzissten meinen, ein Recht auf ihre Untaten zu haben, und darum sprechen sie ihr eigenes Gewissen von jeder Verantwortung frei. Der Grund hierfür liegt in der Idealisierung der eigenen Person, die wiederrum nicht mit der Wahrheit übereinstimmt. Solch ein Verhalten ist abgrundtief böse, warum Gott es verabscheut.
„Es gibt Leute, die verfluchen ihren Vater und sagen kein gutes Wort über ihre Mutter. Es gibt Leute, die behaupten, ein reines Gewissen zu haben, obwohl nichts von ihrem Schmutz abgewaschen ist. Es gibt Leute, die denken Wunder wie hoch von sich und sehen auf alle anderen herab. Es gibt Leute mit Zähnen, die scharf sind wie Schwerter und spitz wie Dolche. Damit fressen sie die Armen und Hilflosen im Land. Manche Leute sind wie Blutegel: »Gib, gib!«, sagen sie und saugen andere aus.“ (Sprüche 30,11-15a GNB)
„Nichtsnutzige, heimtückische Menschen laufen umher und verbreiten Lügen. Sie zwinkern mit den Augen, um andere zu täuschen, und geben Zeichen mit den Händen oder Füßen. Ihr Herz ist falsch; immerzu schmieden sie böse Pläne und zetteln Streitereien an. Darum nehmen sie ein schreckliches Ende. Unerwartet wird das Verderben sie treffen und nichts wird es abwenden können. Sechs Dinge verabscheut der Herr und das siebte kann er erst recht nicht ausstehen: überhebliche Augen, eine lügnerische Zunge, Hände, die schuldlose Menschen töten, einen Kopf, der böse Pläne ausheckt, Füße, die auf verbrecherischen Wegen laufen, einen Zeugen, der nicht die Wahrheit sagt, und einen Menschen, der Brüder gegeneinander aufhetzt.“ (Sprüche 6,12-19 GNB)
Fragen zum Kapitel:
Welche Menschen fallen ihnen spontan dazu ein? Existiert sogar jemand in ihrem Umfeld, auf den diese Beschreibungen zutreffen? Bitte verurteilen Sie dann niemanden! Es geht hierbei nur um eine Sensibilisierung für das Thema, bzw. um die Verknüpfung der Aussagen mit Ihrer Wahrnehmung.
Wohin wir in unserer Menschheitsgeschichte auch zurückschauen, sie ist geprägt von Macht- und Gebietsansprüchen, von Habgier und Gewalt, von Lug und Betrug, von Unterdrückung und Ausbeutung, oder eben in Kurzform: von Narzissmus. Für jeden Krieg, die Kolonialisierung oder den Sklavenhandel, war Narzissmus die Ursache. Auch für die Umerziehung zum Kommunismus oder die organisierte Kriminalität. Die Liste könnte endlos so weitergeführt werden. Überall dort, wo sich Menschen selbst erhoben und andere erniedrigt haben. Überall dort, wo es um den eigenen Vorteil und den Nachteil anderer ging. Für all das ist narzisstisches Denken verantwortlich. Nichts hat unsere Menschheitsgeschichte über alle Jahrtausende hinweg so negativ geprägt wie Narzissmus.
Und dann tauchte vor ca. 2000 Jahren ein schlichter Mann aus Nazareth auf, der seinen Finger genau in diese Wunde der Menschheit legte. Was er verkündigte, klang revolutionär. Seine Bergpredigt gilt bis heute als die ethisch und moralisch weiseste und wertvollste Lehre an die Menschheit.
„Als Jesus die Menschenmenge sah, stieg er auf einen Berg und setzte sich. Seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie, was Gott jetzt von seinem Volk verlangt. Er sagte: »Freuen dürfen sich alle, die noch von Gott etwas erwarten – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt. Freuen dürfen sich alle, die unter dieser heillosen Welt leiden – Gott wird ihrem Leid ein Ende machen. Freuen dürfen sich alle, die unterdrückt sind und auf Gewalt verzichten – Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben. Freuen dürfen sich alle, die danach hungern und dürsten, dass sich auf der Erde Gottes gerechter Wille durchsetzt – Gott wird ihren Hunger stillen. Freuen dürfen sich alle, die barmherzig sind – Gott wird auch mit ihnen barmherzig sein. Freuen dürfen sich alle, die im Herzen rein sind – sie werden Gott sehen. Freuen dürfen sich alle, die Frieden stiften – Gott wird sie als seine Söhne und Töchter annehmen. Freuen dürfen sich alle, die verfolgt werden, weil sie tun, was Gott will – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt. Freuen dürft ihr euch, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt, denn bei Gott erwartet euch reicher Lohn. So haben sie die Propheten vor euch auch schon behandelt.“ (Matthäus 5,1-12 GNB)
Narzissmus begegnet uns auch heute jeden Tag und das nicht nur durch Narzissten. Überall dort, wo nicht auf Augenhöhe miteinander umgegangen wird, handelt es sich um Narzissmus. Es ist demnach nicht nur ein Problem einiger Individuen, sondern ein gesellschaftliches. Alexander Lowen (Arzt und Psychotherapeut) merkte 1986 bereits an: „Wenn Reichtum einen höheren Rang einnimmt als Weisheit, wenn Bekanntheit mehr bewundert wird als Würde, wenn Erfolg wichtiger ist als Selbstachtung, überbewertet die Kultur selbst das 'Image', und man muss sie als narzisstisch ansehen.“[2] Auch der bekannte österreichische Psychiater und Gerichtsgutachter Prof. Dr. Reinhard Haller bescheinigte 2013, dass Narzissmus nicht nur weit verbreitet ist, sondern viele „Persönlichkeitsprofile“ von „Wirtschaftsführern parallelen zu psychopathischen Serienkillern aufweisen.“[3] Die Methoden unserer narzisstischen Ellbogengesellschaft sind vielfältig. Leistungsdruck, Hetze, Mobbing und Falschnachrichten führen zu immer mehr Menschen, die psychisch erkranken. [4][5] Die Durchsetzung des eigenen Willens und das persönliche Wohl steht für viele an erster Stelle, egal ob am Arbeitsplatz oder im Privatleben. Das hat zur Folge, dass Mitarbeiter über ihre Kräfte hinaus beansprucht werden und vom Ehepartner mehr erwartet wird als man selbst zu geben bereit ist. Wir feiern „geiz ist geil“ und „ich kriege nie genug“, anstatt dem gesellschaftlichen Schaden durch solche Slogans ins Auge zu blicken. So wundert es nicht, dass sich Täter heutzutage auch noch lustig über ein Opfer machen. Sein Leid realisieren sie gar nicht erst. Im Gegenteil. Empathie scheint teilweise nur noch etwas für Schwache zu sein. Galt Freundlichkeit bisher als eine erstrebenswerte Tugend, so gilt sie in narzisstischen Kreisen nur noch als eine Manipulationsstrategie zur Erreichung eigener Ziele. Wir verurteilen andere für Dinge, die sie falsch gemacht haben, aber uns selbst rechtfertigen wir mit haarsträubenden Geschichten. Das ist Heuchelei. Diese kollektive Denkweise führt zu einer verdrehten Welt. Prahlerischen Menschen, die sich besser verkaufen als sie sind, wird leichthin vertraut und den Personen, die einfach nur die Wahrheit sagen, nicht unbedingt. Gerade in der Wirtschaft werden viele Menschen befördert, die narzisstische Verhaltensweisen an den Tag legen, da unsere meisten Geschäftsmodelle auf Gewinn aus sind. Vor allem müssen kurzfristig die Zahlen stimmen. Der einzelne Mensch ist zweitrangig, so dass am Ende oft die Guten zum Psychologen müssen, um mit dem klarzukommen, was die Bösen ihnen angetan haben. Müsste es nicht andersherum sein? Sollten nicht vielmehr diejenigen zum Psychologen gehen, die anderen Menschen schaden?
Einen Eindruck davon, wie sehr auch Teile der demokratischen Welt und selbst Evangelikale geblendet sind, konnten wir uns im Jahr 2020 verschaffen. Wie kann es sonst sein, dass jemand, der nachweislich mehr als 30.000-mal die Unwahrheit verbreitet hat, in den USA von über 74 Millionen Menschen wiedergewählt wurde? [6][7] Und was noch viel erschreckender ist, ist dass der Prozentsatz bei den Evangelikalen nach der US-Wahl 2016 mit 80%, im Jahr 2020 bei den weißen Evangelikalen immer noch bei 73% gelegen haben soll. [8][9] Wie lässt sich das mit der Bibel vereinbaren, wo Lügen ausdrücklich als falsch und teuflisch bezeichnet werden? Es scheint so, als wenn viele sich von ihm haben verführen lassen und dem gleichen WAHN verfallen sind.
Wir Menschen halten uns generell für besser, als wir in Wahrheit sind, wie uns auch der Dunning-Kruger-Effekt beweist. Berichten zur Folge, soll unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten narzisstischer geworden sein. [10] Die Anzahl derer, die meinen, eine besondere Behandlung verdient zu haben, nahm demnach zu. Einer Auswertung der Universität Konstanz im Jahre 2017 nach, soll der Narzissmus unter Studenten hingegen leicht rückläufig sein. [11] Untersuchungsergebnisse hängen aber immer von den angewendeten Methoden und der Interpretation der Daten ab. Viele andere Hinweise stehen der Konstanzer Studie auf jeden Fall entgegen. So hat die Respektlosigkeit von Schülern gegenüber ihren Lehrern und ebenso der Gesellschaft gegenüber unserer Polizei, deutlich zugenommen. [12][13] Auch die Anzahl der demokratisch geführten Länder ist seit Jahren rückläufig und die Zahl der autokratisch geführten Staaten nimmt zu. [14] Selbst der Bericht des deutschen Verfassungsschutzes 2022 weist eine Zunahme von Extremismus in fast allen Bereichen aus, wobei es uns doch recht gut geht. [15] Prof. Dr. Reinhard Haller antwortete im Jahr 2020 noch auf seine eigene Frage: „Wird unsere Gesellschaft immer narzisstischer?“, damit dass „wissenschaftliche Untersuchungen belegen“, dass in unserer Gesellschaft „empathische Parameter zurückgehen und narzisstische Parameter ansteigen.“ Ihm zu Folge werden viele Staatsoberhäupter „nicht mehr gewählt, obwohl sie narzisstisch sind, sondern weil sie narzisstisch sind.“ Und galten narzisstische Handlungen „früher noch als Sünde“, so sein sie heute eher „cool“. [16]
Wie dem auch sei, das eigene Kreisen um uns selbst macht uns blind für die Wahrheit. Das kann im Extremfall dazu führen, dass manche Personen intellektuell nicht mehr erreicht werden können. In Zeiten von Corona sahen wir das deutlich an manchen Impfverweigerern, die mit haltlosen Argumenten stur auf ihre Sichtweise beharrten, dass in dem Impfstoff Microchips enthalten seien. Oder denken wir an Querdenker, Neonazis oder Reichsbürger. Sie leben oft in einer Blase, die sie bis zum Äußersten verteidigen, anstatt ihre haltlosen Behauptungen aufzugeben.
Es gibt viele Dinge, die den Narzissmus in uns fördern. Zum Beispiel hat unsere Psychologie seit 1980 dazu beigetragen, indem sie Eltern dazu aufforderte, Kinder mehr zu loben. Etwas, das an sich nicht falsch ist, führte in der Praxis aber zu einem Übermaß an Lob. Auch die Industrialisierung und die Digitalisierung tragen maßgeblich mit dazu bei. Falschmeldungen verbreiten sich heutzutage in Sekundenschnelle, der allgemeine Wohlstand war bis 2022 noch nie so hoch, das Konsumangebot scheint kaum Grenzen zu finden und die Möglichkeiten zur Ablenkung und zur Selbstinszenierung waren noch nie so zahlreich. Das Individuum und das Ichbewusstsein rücken immer weiter in den Mittelpunkt unserer Betrachtung, was auch an der zunehmenden Bedeutung der Life-Work-Balance erkennbar ist. Nicht zuletzt sei auch die Abkehr von Gott genannt, was aus christlicher Sicht das eigentliche Problem ist. Denn wenn man an nichts Höheres glaubt, dann nimmt man selbst schnell den Platz des Höheren in seinem Leben ein. So fördern auch atheistische Ansichten den Narzissmus in uns. Je größer die Kluft zwischen der Realität und der eigenen Wahrnehmung ist, desto größer ist auch der eigene WAHN. Aber anstatt geerdet und bodenständig zu bleiben, bauen wir uns immer mehr geistige Luftschlösser. Egal, ob es sich um nachbearbeitete Bilder oder um Schönheitsoperationen handelt. Die Realität wollen wir oft nicht mehr wahrhaben. Wir setzen alles daran schöner, jünger und sportlicher zu wirken. Nicht alles ist immer direkt schlimm, aber vieles nährt unsere narzisstische Gesinnung, wenn es aus einer falschen Motivation heraus geschieht. Unterliegen wir bei einer Illusion nur einer Täuschung unserer SINNE, wie bei einem Zaubertrick, so unterliegen wir dieser Täuschung bei einem WAHN zusätzlich noch mit unseren Gefühlen, weswegen sich der Irrtum für die Person wahr anfühlt, obwohl es sich nicht um die Wahrheit handelt. Ein narzisstischer Mensch meint daher einen Anspruch auf etwas zu haben, der real aber nicht existiert, so dass es zu einem zwischenmenschlichen Ungleichgewicht kommt.
„Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Denn das ist die Botschaft des Gesetzes und der Propheten.“ (Matthäus 7,12 HFA)
„Der Geist Gottes hat allerdings unmissverständlich vorausgesagt, dass am Ende der Zeit manche vom Glauben abfallen werden. Sie werden sich irreführenden Geistern zuwenden und auf Lehren hören, die von dämonischen Mächten eingegeben sind und von scheinheiligen Lügnern propagiert werden, deren Gewissen so abgestumpft ist, als wäre es mit einem glühenden Eisen ausgebrannt worden.“ (1.Timotheus 4,1-2 NGÜ)
Der Heilige Geist gab Paulus vor ca. 2.000 Jahren einen Einblick in die Zukunft, den er hier Timotheus mitteilt. Demnach wird eine Zeit kommen, in der mancher vom christlichen Glauben abfallen wird. Irrlehrer, die betrügerisch und verführerisch wie ein Dämon agieren, werden der Grund dafür sein. Leider werden die Menschen ihnen aber ihre Aufmerksamkeit schenken. Sie werden nicht merken, dass die Irrlehrer sich in Wahrheit nur verstellen. In Wirklichkeit sind sie nichts anderes als Lügner, die schauspielern. Ihr Gewissen hat einen Schaden, warum sie kein Problem mit ihrer Heuchelei haben.
Paulus erfuhr hier von Gott einen der psychologischen Gründe für narzisstisches Verhalten. Das Gewissen von Narzissten ist gebrandmarkt und vernarbt. Es funktioniert dadurch nicht mehr richtig, so dass sie ein „reines“ Gewissen bei ihren bösen Taten haben. Ihr WAHN hat dabei zwei Konsequenzen. Zum einen glauben Narzissten ihren eigenen Lügen, und zum anderen lügen sie auch dann noch weiter, wenn sie sich ihrer eigenen Lügen vollkommen bewusst sind. Sie geben im letzteren Fall lieber ein anderes Bild nach außen hin ab, als zu den Lügen zu stehen. Sie sind wie geborene Schauspieler, die lieber alle hinters Licht führen, als einen Fehler zuzugeben. Sie sind weder ehrlich zu anderen noch zu sich selbst. Darum entschuldigen sie sich auch nicht bei ihren Opfern. Das Einzige, was sie entschuldigen, sind ihre bösen Taten vor ihrem eigenen Gewissen. Ihnen tun diese deswegen auch nicht leid. Was ihnen leid tut ist dagegen, wenn ihnen eine böse Tat nachgewiesen werden kann.
Wenn wir an dieser Stelle wieder an die weißen Evangelikalen in den USA und an Donald Trump denken, dann ist es für uns leicht zu erahnen, was uns Christen noch bevorsteht. Wir müssen darum wachsam bleiben und aufwecken, was bereits eingeschlafen ist. Das ist unsere Aufgabe für heute, damit es sich in Zukunft nur um „einige“ handelt, die abfallen werden und nicht um eine breite Masse.
Paulus teilte Timotheus aber noch viel mehr mit. Im zweiten Brief an Timotheus gab er ihm eine weitere prophetische Ausschau mit auf den Weg. Darin geht es um das zukünftige EGO der Menschen.
„Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottesfurcht haben, deren Kraft aber verleugnen. Und von diesen wende dich weg! Denn von diesen sind die, die sich in die Häuser schleichen und Frauen verführen – die mit Sünden beladen sind, von mancherlei Begierden getrieben werden, immer lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können. – Auf die Weise aber, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch sie der Wahrheit, Menschen, verdorben in der Gesinnung, im Blick auf den Glauben unbewährt. Sie werden aber nicht weiter vorwärtskommen, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie es auch bei jenen der Fall war.“ (2.Timotheus 3,1-9 ELB)
Auch von diesem Bibeltext können wir viel über Narzissmus lernen. Wir müssen allerdings aufpassen, von wem und was an dieser Stelle die Rede ist. Wir können nicht jede Aussage wahllos auf jeden Narzissten übertragen. In erster Linie geht es hierbei um eine Beschreibung der allgemeinen Menschheit, also dem generellen Narzissmus und nicht direkt um Narzissten (Vers 2). Die beschriebene Gesellschaft weist starke narzisstische Züge auf (Vers 2-4) und einen Glauben, den wir heute als Namenschristen wiedergeben würden. Sie geben sich zwar fromm, aber in Wirklichkeit Leben sie nicht mit Gott und erst recht nicht aus der Kraft des Heiligen Geistes (Vers 4-5). Vielmehr widerstehen sie Gott mit ihrer verdorbenen Denkweise und machen sich dadurch selbst untüchtig zum Glauben (Vers 6-8). Letztendlich sind sie verrückt in ihrem Denken und Handeln (Vers 9). Sicherlich gilt vieles ebenso für christliche Narzissten, allerdings können wir den besonderen Aspekt ihres Glaubens nicht einfach auf sie übertragen und ihnen ihren gesamten Glauben absprechen.
Was zeichnet die Gesellschaft, laut Paulus, im Einzelnen aus und was ist narzisstisch an ihnen?
Sie werden selbstsüchtig sein:
Selbstsucht beschreibt eine Sucht nach sich selbst. Sie ist keine normale Selbstliebe mehr, sondern eine übertriebe Ichbezogenheit, die ein krankhaftes Stadium erreicht hat. Solche Personen sind so abhängig und süchtig von sich selbst geworden, dass sie nicht mehr losgelöst vom Ich handeln können. Eine ähnliche Beschreibung dafür ist die Selbstverliebtheit. Wer in sich selbst verliebt ist, ist EGO-zentrisch und bezieht nicht nur alles immer auf sich, auch Dinge die gar nichts mit ihm zu tun haben, sondern jemand, der selbstverliebt ist, hält sich selbst auch für das Maß aller Dinge. Ganz nach dem Motto: „Ich, mich, mein, mir, Herr segne diese vier“.
Sie werden geldliebend sein:
Personen, die von ihrer eigenen Großartigkeit überzeugt sind, halten es für selbstverständlich, dass sie nicht nur das Beste, sondern auch am meisten verdient haben. Diese Einstellung führt dazu, dass sie lieber etwas nehmen, als zu geben. Das bezieht sich ebenfalls auf das Thema Finanzen. Denn eins ist für sie klar: Zu kurz kommen ist nur etwas für andere. Außerdem verbinden sie mit ihren Finanzen ihren Status. Wer Geld hat, der muss schließlich gut sein, oder? Zudem können sie sich damit auch all das leisten, was sie gerne hätten. Narzisstische Persönlichkeiten identifizieren sich darum gerne über ihr Vermögen.
Sie werden prahlerisch sein:
Prahlerische Menschen sind solche, die sich selbst rühmen, wie großartig und perfekt sie doch sind. Schwächen oder sogar Fehler, geben sie nicht zu, sondern verstecken sie geschickt, da sie nicht in ihr Selbstbild passen. Die Überbetonung und Übertreibung ihrer Leistung hat dabei einen Grund: Sie streben unaufhörlich nach der Anerkennung anderer Menschen, da sie von dem entgegengebrachten Applaus abhängig sind. Es schmeichelt nicht nur ihrem EGO, sondern bestätigt ihre eigene Wahrnehmung, besonders gut zu sein.
Sie werden hochmütig (eingebildet) sein:
Wer sich etwas einbildet, sieht nur ein Bild, aber nicht die wahre Realität. Eingebildete Menschen haben also ein Bild von sich selbst vor Augen, das mit der Wahrheit nur noch wenig zu tun hat. Ihre Wahrnehmung von sich selbst ist eher WAHN statt Wirklichkeit, und darum sind ihre Gedanken entsprechend eher wahnsinniger als realistischer Natur. Eingebildete Menschen halten sich selbst für besser als andere und überheben sich damit über sie. Ihre Aufwertung und die damit verknüpfte Abwertung anderer stabilisiert das EGO der Eingebildeten, was ihr eigentliches Ziel ist.
Sie werden Lästerer sein:
Lästern ist nichts anderes als absichtlich dem Ruf eines anderen zu schaden. Dazu verwenden Lästerer ihnen anvertraute Geheimnisse oder die Schwächen des Gegenübers. Bloße Unterstellungen oder Halbwahrheiten bis hin zu handfesten Lügen können es aber auch sein. Alles geschieht hinter dem Rücken der entsprechenden Personen. Es geht den Lästerern darüber hinaus darum, ihr Opfer zu isolieren und sich selbst Verbündete zu sichern. Beides, die Abwertung der Opfer und die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, steigert wiederum das EGO der Lästerer. Narzisstisch motivierte Menschen verschaffen sich damit positive Gefühle auf Kosten anderer Personen.
Sie werden den Eltern gegenüber ungehorsam sein:
Hier geht es nicht darum, dass Kinder nicht ungehorsam sein dürfen, wenn die Eltern etwas Falsches von ihnen wollen. Vielmehr geht es darum, dass den Kindern die Meinung und der Wille der Eltern gleichgültig sind. Sie möchten lieber das tun, was sie selbst für richtig halten. Sie hören nicht richtig zu, reflektieren auch nicht wirklich über das Gehörte, sondern hören lieber auf sich selbst. Die Autorität und die Weisheit der Eltern werden von ihnen nicht anerkannt. Die Kinder wollen stattdessen ihr eigener Chef sein.
Sie werden undankbar sein:
Undankbare Menschen wissen das ihnen Entgegengebrachte nicht zu schätzen. Sie achten es nicht wert, was verschiedene Gründe haben kann. Entweder denken sie, darauf sowieso einen Anspruch zu haben, weswegen sie dem Schenker gegenüber nichts schuldig sind, oder sie halten sich selbst für mehr Wert, weil das Geschenk in ihren Augen viel zu klein ausgefallen ist. Es gibt außerdem noch eine dritte Möglichkeit, warum sie sich undankbar verhalten können. Und zwar, wenn sie der Meinung sind, dass der andere sich zuerst einmal bei ihnen für etwas anderes bedanken soll. Solange er das aber nicht tut, sehen die Undankbaren es gleichfalls nicht ein. Alle drei Möglichkeiten entspringen einem narzisstischen Herzen. Wir sehen zum einen das überhöhte Anspruchsdenken, weiterhin den überhöhten Selbstwert und schließlich die überhöhte Ichzentriertheit.
Sie werden unheilig (gottlos) sein:
Alle die sich so verhalten können nicht von Gott erfüllt sein. Die zuvor genannten Punkte liegen genau diametral zum Willen Gottes und könnten nicht weiter von seinem Charakter entfernt sein. Hier hilft auch keine fromme Fassade, wie die, dass wir doch alle an den gleichen Gott glauben, egal ob Jude, Moslem, oder Christ. Auch nicht, dass man doch ebenso an etwas Höheres glaubt, es aber nur als Energie, Metatron, oder Licht bezeichnet. All das zeugt davon, dass Gott eben nicht in einem Menschen regiert, sondern, dass ein Mensch selbst bestimmen will, was gut und was böse ist.
Sie werden lieblos sein:
Im griechischen wird zwischen verschiedenen Arten der Liebe unterschieden. Die an dieser Stelle gemeinte Liebe (astorgos) beschreibt die Liebe zur eigenen Familie. Narzissten fehlt diese natürliche Zuneigung. Ihr hauptsächlicher Missbrauch findet genau hier statt: In den Familien, hinter verschlossenen Türen. Hier keimen immer wieder neue Konflikte auf, sodass der Zusammenhalt untereinander leidet. Am Ende werden nicht nur Ehen daran zerbrechen, sondern viele Familienangehörige für ihr Leben lang gezeichnet bleiben.
Sie werden unversöhnlich sein:
Unversöhnliche Menschen sind während eines Konflikts nicht bereit zur Versöhnung, oder zu einem Kompromiss. Sie tragen selbst nicht zur Wiederherstellung der Beziehung bei. Ihnen geht es weder um die Sache noch um irgendwelche Werte, weder um die Wahrheit noch um andere Personen, sondern dass sie ihren Willen bekommen, damit ihr EGO zufrieden ist.
Sie werden Verleumder sein:
Verleumder klagen ihr Opfer in böser Absicht bei Dritten an, mit dem Ziel, dass die Dritten sich gegen das Opfer wenden. Das Opfer steht ihnen persönlich im Weg und mit Hilfe der Dritten möchten sie ihr Problem beseitigen. Die Dritten werden dabei so lange von den Verleumdern manipuliert, bis sie ihnen ihre Verdächtigungen oder Unterstellungen abnehmen.
Sie werden unenthaltsam (unbeherrscht) sein:
Mit biblischer Präzision trifft diese Anmerkung den Nagel auf den Kopf. Narzisstische Menschen geben sich ihren Gefühlen und Begierden hin. Sie lassen sich ohne Disziplin und Willensstärke gehen. Narzissten beherrschen sich nicht, weil sie nicht beherrscht werden wollen. Ihnen fehlt es durch und durch an echter Charakterstärke. Ihr EGO ist darum sprunghaft, weshalb sie heute nicht mehr interessiert, was sie gestern noch selbst behauptet haben.
Sie werden grausam sein:
Grausam sind Menschen, die unverschämt und dreist andere für ihre Zwecke missbrauchen. Sie nehmen keine Rücksicht auf sie, kennen weder Respekt noch Zurückhaltung. Sie interessieren sich nur für die Befriedigung ihrer eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Was aus ihren Opfern wird, ist ihnen gleichgültig.
Sie werden das Gute nicht lieben:
Das griechische Wort (aphilagathos) kommt in der ganzen Bibel nur an dieser Stelle vor. Es bezeichnet Personen, die ohne Wohltätigkeit sind. Sie nehmen zwar das Leiden anderer Menschen wahr, können außerdem auch gelernt haben, sich entsprechend zu verhalten, aber es handelt sich dabei nicht um eine echte Anteilnahme. Sie sind Personen, die sich nicht selbst verleugnen würden, auch wenn sie damit das Leiden anderer Menschen lindern könnten. Narzissten kommen nicht auf den Gedanken, zum Wohle anderer zurückzustecken. Ihr eigenes Wohl hat Vorrang, auch wenn es nicht immer auf den ersten Blick so erscheint. Stecken sie zurück, dann aus taktischen Überlegungen heraus. So sehen ihre Taten nach außen hin manchmal sogar „gut“ aus, aber ihre wahre Motivation dahinter ist es nicht. Man darf sich darum nicht von der Hilfsbereitschaft oder anderen „guten“ Werken blenden lassen. Es steckt nicht Selbstlosigkeit dahinter, sondern Kalkül. Sie tun es für ihr Ansehen, oder weil sie sich einen Vorteil daraus erhoffen.
Sie werden Verräter sein:
Verräter verraten ihnen anvertraute Geheimnisse an Dritte. Sie sind alles andere als loyal. Stattdessen setzen sie ihre Informationen ganz gezielt gegen ihr Opfer ein, um es zu diskreditieren und zu isolieren. Dabei erfinden sie nicht selten den Großteil einer Geschichte, um so die wahre Situation zu ihren Gunsten umzukehren. Dritte erkennen dann die 10% Wahrheit der Aussage und glauben fatalerweise ebenso den 90% ihrer auserdachten Lügen. In Wahrheit werden sie aber nur manipuliert und instrumentalisiert.
Sie werden unbesonnen sein:
Unbesonnene Personen sind Menschen, die vorschnell Dinge tun oder sagen, ohne vorher darüber tiefer nachgedacht zu haben. Sie ringen nicht um die Wahrheit, weil ihnen ihre eigenen Interessen wichtiger sind. Oder andersherum, weil sie sich selbst am wichtigsten sind, spielt selbst die Wahrheit für sie nur eine untergeordnete Rolle. Dient sie ihnen, dann ist sie in Ordnung. Dient sie ihnen nicht, dann wird sie entsprechend passend gemacht. Sie denken nicht darüber nach, was ihr Verhalten für sie selbst und andere Menschen bedeutet. Für sie zählt häufig nur die gegenwärtige Stillung ihrer Bedürfnisse, weswegen sie oft im Affekt handeln.
Sie werden aufgeblasen sein:
Wer ein falsches selbst besitzt, der hat sein einstiges EGO künstlich aufgeplustert. Durch das Aufblasen des ursprünglichen EGOs meint die Person nun größer, stärker und wichtiger zu sein. Dabei ist alles nur heiße Luft und in Wirklichkeit ist sie immer noch die gleiche Person. Das Einzige, was sich geändert hat, ist ihr EGO. Es ist von einem normalen EGO zu einem übersteigerten GRAND-EGO mutiert, aus dem vermehrt Böses hervorkommt. Das eigene Bild von sich selbst verdreht sich entsprechend mit dem WAHN zu einem falschen Selbstbild, weil es nicht mehr mit der Realität übereinstimmt. Es ist buchstäblich verrückt worden.
Sie werden das Vergnügen mehr lieben als Gott:
Da sie hauptsächlich im Hier und im Jetzt leben, unterliegen Narzissten sehr stark ihren Gefühlen. Ihr psychisches Wohlbefinden ist ihnen wichtiger als z.B. biblische Ratschläge für ein harmonisches Miteinander. Sie fragen darum Gott nicht zuerst nach seinem Willen, sondern sie fragen sich zuerst selbst, welche Bedürfnisse sie aktuell haben. So kann Gott schnell zu einer netten Option werden. Wenn sie in Schwierigkeiten stecken, dann ist er gut, aber wenn er ihrem Willen entgegensteht, dann hat er sich herauszuhalten.
Sie werden nur eine Form der Gottesfurcht haben:
Nach außen hin werden sie wie wahre Christen aussehen, aber in ihrem Inneren wirkt nicht die Kraft Gottes durch den Heiligen Geist. Es ist nur eine Erscheinung, eine Maske eines frommen Christseins. Gott ist in Wahrheit aber nicht ihr Fundament, denn der wichtigste Teil ihres Lebens sind sie selbst. Sie wollen nicht, dass Gott ihr Herz verändert. Sie streiten Gottes Kraft gerade dadurch ab, dass sie eben nicht dazu bereit sind, aus ihr zu leben, sondern an ihrer eigenen Selbstüberhöhung festhalten. Sie lassen den Heiligen Geist nicht an ihr Innerstes heran, um wirklich heil werden zu können, sondern sie blockieren ihn, so dass ihre Frömmigkeit nur ein Produkt ihrer selbst ist.
Wende dich von ihnen weg:
Menschen, die all das sind und tun, leben nicht in der Wahrheit, sondern in einem zerstörerischen Egoismus, der überall verbrannte Erde hinterlässt. Bei ihnen sind i.d.R. alle Bemühungen anderer von vornerein zum Scheitern verurteilt. Das Einzige, was man tun kann, ist sich selbst zu schützen. Wenn sich jemand nicht helfen lassen will, dann muss man sich selbst helfen. Das Abwenden oder Fernhalten ist ein aktiver Schritt, der vorgenommen werden muss. Es reicht nicht, etwas bloß auf sich beruhen zu lassen, oder den Kontakt auf ein Mindestmaß zu beschränken. Vor allem wäre es falsch, die Problematik nicht ernst zu nehmen und zu glauben, dass es schon nicht so schlimm sein wird. Nein, das Motto lautet: „Rette sich wer kann!“.
Sie widerstehen der Wahrheit so wie Jannes und Jambres:
Als Mose damals vor dem Pharao Ägyptens trat und ihm sagte, dass er die Israeliten ausziehen lassen soll, da verlangte der Pharao ein Zeichen von Mose, dass er von Gott höchstpersönlich dazu beauftragt wurde. Als Beweis dazu warf Mose seinen Stab vor den Pharao, der sich daraufhin in eine Schlange verwandelte. Dieses Wunder reichte dem Pharao aber nicht. Er ließ seine eigenen Zauberer, Jannes und Jambres, zu sich rufen und erstaunlicherweise konnten sie das gleiche Wunder vor ihm vollbringen. Der Pharao entschied sich darum gegen Mose und ließ Israel weiterhin in der Sklaverei.
Eigentlich doch logisch, oder? Wenn man das so liest, dann klingt seine Entscheidung recht vernünftig. Es gibt keinen eindeutigen Beweis für Gott und darum auch keine Freilassung. Aber schauen wir uns das Ganze einmal genauer an. Der Name Jannes bedeutet so viel wie „Betrüger“ oder „Verführer“, und Jambres bedeutet „Verbitterter“. Ihre Namen beschreiben, wie so oft in der Bibel, damit ihren Charakter. Jannes war jemand, der andere betrog, indem er ihnen nicht die wirkliche Wahrheit sagte, sondern ihnen nur eine falsche Wahrheit präsentierte. Das machte ihn zu einem Verführer. Und Jambres war ein verbitterter Mensch mit einem harten Herzen.
Interessant ist nun Folgendes. Schauen wir uns die damalige Situation einmal von außen an, als wenn wir mit dabei gewesen wären. Als Beobachter hätten wir zwei Gruppen gesehen: Einmal Mose und Aaron auf der einen Seite, und einmal Jannes und Jambres auf der anderen Seite. Beide werfen ihre Stäbe jeweils auf den Boden und beide werden zu einer Schlange. Alles ist bei beiden Gruppen völlig identisch! Aber, nur oberflächlich betrachtet! Auf dem zweiten Blick, im Inneren, von der Motivation her, von der Kraft zum Wunder aus, könnten die Pole nicht entgegengesetzter sein. Moses Motivation war das Volk Israel mit der Hilfe Gottes aus der Knechtschaft Ägyptens zu befreien. Jannes und Jambres Motivation war es, das Volk Israel mit der, vielleicht auch unbewussten, Hilfe Satans weiterhin in der Knechtschaft gefangen zu halten. Nach außen hin ist alles vollkommen gleich, aber inwendig ist der Unterschied so gewaltig, wie der Tag sich von der Nacht unterscheidet. Jannes und Jambres wollten beide mit ihrem Wunder beweisen, dass Moses Anliegen nicht legitim war. Sie wollten ihn als einen Lügner dastehen lassen. Sie sind in Wirklichkeit also nichts anderes als Betrüger, die den Pharao mit ihrem Schauspiel zur Ungerechtigkeit verführten. Das ist die echte Wahrheit, die den weiteren Missbrauch am Volk Israel nach sich zog.
Sie haben eine verdorbene Gesinnung:
Es sind Menschen mit zerrütteten Sinnen und einem verdorbenen Denken. Ihre Wahrnehmungsfähigkeit und ihre Beurteilungskraft sind gestört. Durch die Störung nehmen sie ihre Umwelt nicht nur verdreht wahr, sie sind obendrein ihrerseits dazu gezwungen, weitere Verdrehungen vorzunehmen, damit für sie manches überhaupt einen Sinn ergibt. Ihre Gedankenwelt entspricht nicht mehr der Realität, sondern es handelt sich um ihre eigene, subjektive Wahrheit, die als WAHN aber nur in ihrem Kopf existiert.
Sie sind im Glauben unbewährt:
Aus diesen Gründen sind sie zum wahren Glauben schlichtweg unfähig. Sie sind schlichtweg nicht dazu in der Lage. Der Glaube kann sich bei ihnen nicht bewähren, weil sie nicht in der objektiven Wahrheit leben und deswegen immer wieder falsche Schlüsse ziehen und schlechte Entscheidungen treffen. Sie stiften Unheil an, anstatt Heil, sie entzweien, anstatt zu versöhnen, sie unterdrücken, anstatt zu ermutigen und sie missbrauchen, anstatt Gutes zu tun.
Sie werden im Glauben nicht weiter vorwärtskommen:
Weil der Heilige Geist in ihnen nicht wirkt, beziehungsweise wirken kann, werden sie im Glauben nicht wachsen. Bei ihnen werden weder geistliche Entwicklungsstufen zu erkennen sein noch echte Fortschritte. Ihre geistliche Reife bleibt damit auf dem Niveau eines Kindes stecken.
Ihr Unverstand wird sich irgendwann offenbaren:
Die wirkliche Wahrheit wird eines Tages ans Licht kommen. Denn ihr mangelndes Verständnis, ja ihre Verrücktheit, wird irgendwann nicht mehr zu übersehen sein. Paulus hat an dieser Stelle das griechische Wort „anoia“ verwendet, welches uns in dem bekannten Begriff der „Paranoia“ begegnet. Eine Paranoia ist eine krankhafte Wahrnehmung, die durch eine „anoia“, also einer Persönlichkeitsstörung, ausgelöst wird.
Fazit:
Viel zutreffender hätte Paulus einen narzisstischen Charakter damals gar nicht beschreiben können. Jedes Detail passt bis in den letzten Winkel mit der uns heute bekannten narzisstischen Persönlichkeitsstörung, oder zumindest den narzisstischen Zügen, überein. Es ist höchst bemerkenswert, mit welcher Präzision und Tiefe Paulus hier dem Timotheus vor ca. 2000 Jahren etwas erklärt hat, was unsere Wissenschaft erst seit ca.100 Jahren langsam anfängt zu verstehen.
Es sei angemerkt, dass Paulus nicht behauptet hat, dass alle Menschen so sein werden und auch nicht jeder all diese Charakterzüge innehaben wird. Aber die Richtung, die narzisstischen Züge, werden eine deutliche Handschrift der Gesellschaft sein. Das fatale daran ist, dass diese Gesellschaft meinen wird, in der Wahrheit zu leben, aber in Wirklichkeit wird sie davon meilenweit entfernt sein. Sie wird glauben, dass all die aufgeführten Punkte eine Ausstrahlung von Stärke sein werden, wobei sie in Wahrheit nur eine Demonstration ihrer eigenen Schwäche sind. Sie werden davon überzeugt sein, wie großartig doch ihr EGO ist, aber in der Realität wird ihr EGO furchtbar sein. Sie werden meinen, völlig unabhängig zu sein, dagegen werden sie von Ansehen, Macht und Geld nur abhängig sein. Sie werden sich für sehr intelligent halten, aber in Wirklichkeit besitzen sie keine emotionale Intelligenz. Sie werden sich selbst für fromm halten, aber in Wahrheit werden sie sich nur selbst betrügen. Man kann, ehrlich gesagt, heute schon schockiert darüber sein, wie blind unsere Gesellschaft demgegenüber bereits geworden ist. Wir steuern nicht nur daraufhin, genauso zu werden, sondern in weiten Teilen unseres Lebens ist dieser Zustand, fernab der Wahrheit, bereits Realität!
Fragen zum Kapitel:
Was löst das Gelesene in Ihnen aus? Reden Sie mit Gott darüber.