Ein Gott der Vernunft und der Logik - Erhard Rosenkranz - E-Book

Ein Gott der Vernunft und der Logik E-Book

Erhard Rosenkranz

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Beschreibung

Gott hat eine wesentliche Übereinstimmung mit der unendlichen Wahrheit Mit seiner Vorstellung von Gott, die diesem eine andere Dimension zuschreibt als es die Kirchen tun, wirbt der Autor Erhard Rosenkranz für eine Fortsetzung der Aufklärung. Seine Argumentation ist weniger bei der Philosophie oder der Theologie anzusiedeln als bei naturwissenschaftlichem Denken im weitesten Sinne. Sie gründet auf Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens gemacht hat. Eine Art Schlüsselverständnis von Wahrheit und Wahrscheinlichkeit resultiert aus den Analysen des damaligen Marineoffiziers im Rahmen der Entspannungspolitik zu Kriegswahrscheinlichkeiten und ihren Risiken für Europa. Seine darauf fußenden Zweifel an einem Weltenlenker lassen ihn zurückschauen auf seine katholische Erziehung im Bischöflichen Knabenseminar. Eine Auseinandersetzung mit den Anschauungen von Kardinal Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI. zur Wahrheit führt den Autor schließlich zu einer Würdigung des innerkirchlichen Kritikers Hans Küng. Bei dessen Bild von Gott vermisst er lediglich die letzte Konsequenz in Bezug auf seine Unendlichkeit. Der Autor sieht Gott durch die unendliche Wahrheit definiert. Dies nicht ohne eine ausführliche Verdeutlichung, was er unter dieser verstanden wissen will. Mit Blick schließlich auf Richard Dawkins und sein Buch „Der Gotteswahn“ thematisiert der Autor sowohl seine vordergründige Nähe als auch seine Abgrenzung zum Atheismus. Ohne missionieren zu wollen, versucht er eine Brücke zu schlagen zwischen denjenigen Gläubigen, welche eine hohe Skepsis gegenüber dem alles gestaltenden, Wunder bewirkenden Gott der Kirche entwickelt haben, und denen, die jeglichen Gott total leugnen.

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Erhard Rosenkranz

Ein Gott der Vernunft und

der Logik

Christlich ohne den Gott der Kirche?

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2016 FRANKFURTER LITERATURVERLAG FRANKFURT AM MAIN

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE

AKTIENGESELLSCHAFT

In der Straße des Goethehauses/Großer Hirschgraben 15

D-60311 Frankfurt a/M

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

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Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

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Lektorat: Agnetha Elsdörfer

ISBN 978-3-8372-1903-6

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung: Die Weichenstellungen zu meiner Überzeugung

2. Erkenntnisgewinn aus dem Risiko des Ost-West-Konflikts für die Anschauung von Gott, Wahrheit und Wahrscheinlichkeit

3. Meine katholische Religionserziehung in den 50er Jahren führte ins Leere

4. Meine größtenteils vor Jahren gesammelten Gedanken zu Kardinal Joseph Ratzinger und zu ihm als unserem Papst Benedikt XVI

5. Die Weiterentwicklung meiner Anschauungen zu Gott anhand des internen Kirchenkritikers Hans Küng und seinem Glauben

6. Das Ergebnis meiner Suche: Gott ist definiert als

die unendliche Wahrheit. Und: Christlich geht

auch ohne den Gott der Kirche

7. Meine Übereinstimmung mit Richard Dawkins und meine Abgrenzung zu ihm sowie zum Atheismus

8. Zur nochmaligen Verdeutlichung der unendlichen Wahrheit, wie sie hier zu verstehen ist

9. Anmerkungen zu Tod und Teufel sowie zur Seele und zum ewigen Leben

10. Werbung für eine Fortsetzung der Aufklärung

1. Einführung: Die Weichenstellungen zu meiner Überzeugung

Obwohl es in den hier dargelegten Überlegungen um Gott geht, so haben diese dennoch weniger mit Religion zu tun als mit Religionskritik. Auch ist die Argumentation weniger bei der Philosophie oder gar der Theologie anzusiedeln als bei naturwissenschaftlichem Denken im weitesten Sinne. Sie gründet also weniger auf einem Studium als auf eigener Anschauung, auf Erkenntnissen und Erfahrungen, die ich in meinem Leben machen konnte. Was meine akademische Voraussetzung angeht: In mir hat lediglich das vor langer Zeit abgeschlossene Ingenieursstudium ein Interesse an den Methoden der Naturwissenschaften geweckt, mit deren Hilfe man zu möglichst gesicherten Erkenntnissen gelangt.

Der Weg zu meinen Schlussfolgerungen führt über die Erlebnisse mit der katholischen Kirche in Kindheit und Jugend, vor allem aber über Ergebnisse aus der Friedensforschung im Kalten Krieg sowie schließlich über die Auseinandersetzung mit dem vorangegangenen Papst Benedikt XVI. und zwei sehr gegensätzlich argumentierenden Autoren. Meine Begründungen sollten, wie ich meine, nachvollziehbar sein, ohne dass die Wissenschaften und die Terminologie von Philosophie oder Theologie bemüht werden müssten.

Ich würde gern mit so einfachen Worten wie möglich dazu anregen, sich mit den Zusammenhängen von Gott mit Wahrheit und Unendlichkeit auseinanderzusetzen. Dabei ist mir klar, dass mein Verständnis von Gott ziemlich weit von dem abweicht, was eingängig oder althergebracht und vertraut ist. Dennoch möchte ich das Ergebnis meiner Überlegungen vorstellen. Allerdings missionieren soll doch wer will, ich nicht!

Wie gesagt, hat meine Argumentation sehr viel mit meinem Lebenslauf zu tun. Erste Ansätze meiner Überlegungen zum Thema gehen auf die berufliche Beschäftigung mit strategischen Fragen zur Kriegswahrscheinlichkeit in den 70er Jahren zurück. Erst sehr viel später entwickelte sich aus dem Interesse an den fundamentalen Gefahren für die Menschheit, über einige Umwege, die Beschäftigung mit der Entwicklung des Lebens heraus, mit der Größe des Kosmos und mit dem Sinn unseren Daseins.

Um aber zu dem besagten Sinn vorzudringen, fühlte ich mich genötigt, nach einem Gedankengebäude zu suchen, mir eine – wenn es geht – schlüssige Weltanschauung zu entwickeln. Auf die Idee, mich auf diesem Gebiet voranzubringen, kam mir allerdings erst relativ spät, also in einem Alter, welches durch den sogenannten „Ruhestand“ charakterisiert ist. Mich hat aber gerade von da an eine gewisse Unruhe insofern ergriffen, als ich plötzlich glaubte, mein Status der totalen philosophischen Unbekümmertheit sei eines klar denkenden Menschen unwürdig.

Mein Nachdenken begann mit einer Rückbesinnung auf die Vergangenheit. Mich weit zurück erinnernd stellte ich fest: Als Kind hatte ich einer Kirche angehört, die für sich in Anspruch nahm, dass man über ihre Lehrsätze hinaus nicht zu denken brauche, der Glaube allein genüge. Ich erinnerte mich weiterhin zurück, dass ich diesen Glauben später in vielfacher Hinsicht verloren, ja verworfen hatte, ohne etwas Neues entstehen zu lassen. Ich entsann mich meines gelegentlichen Unverständnisses für die verschiedensten Ereignisse um die katholische Kirche, und setzte mich mit der Politik von Kardinal Ratzinger beziehungsweise von ihm als Papst Benedikt XVI. auseinander.

Ich erinnerte mich vor allem zurück an eine besondere Weichenstellung, eine Art „Schlüsselerkenntnis zu Wahrheit und Wahrscheinlichkeit“, die mir im Zusammenhang mit einer von mir publizierten Analyse der Friedenspolitik der 60er und 70er Jahre erneut in den Sinn kam. Schließlich gelangte ich über die Lektüre des Theologen Hans Küng auf der einen Seite und der des Evolutionsbiologen Richard Dawkins auf der anderen zu einem Bild von Gott und der Welt, von dem ich überzeugt bin, dass es trägt, dass es mit klarem Denken zu tun hat, und dass es manchem eine Anregung für den eigenen Standpunkt sein könnte.

Um die Entstehungsgeschichte meiner nunmehrigen Definition von Gott beziehungsweise von der Ursache allen Seins abzurunden, habe ich mich mit der neueren Religions- und Kirchenkritik, vor allem mit der Kritik am personalisierten Gott in der deutschsprachigen Literatur auseinandergesetzt. Dabei habe ich festgestellt, dass all das, was ich aus eigener Anschauung oder Erfahrung an Kritikpunkten gesammelt hatte, von Fachleuten, die jahrelang professionell an der Widerlegung des wissenschaftsabstinenten Glaubens gearbeitet hatten, längst bestätigt worden war, und zwar so umfassend und einleuchtend, dass es meiner Ergänzungen hier kaum bedarf. (Spezielle Verweise auf entsprechende Autoren halte ich für unnötig, wer sich für solche interessiert, sei auf Suchmaschinen verwiesen, wo er sie unter den Verlagen für Kirchenkritik/Religionskritik reichlich finden wird).

Worauf ich mit diesem Buch hinaus will, ist das Angebot einer Definition von Gott, die neu sein dürfte. Seine Dimension führt jegliche Assoziation mit einer Person, einem Geist oder einem kreativ tätig werdenden Wesen ad absurdum.

Wenn ich eingangs versichert habe, dass ich nicht missionieren wolle, so muss ich allerdings zugeben: Ich wollte es durchaus einmal und ich bin davon „geheilt“. Damals nämlich, im Rahmen der Friedensforschung habe ich moralisierend für etwas geworben, mit dem ich mich in meinem beruflichen Umfeld völlig allein sah. Nachfolgend möchte ich den gesamten Hergang dieser Erfahrung in meinem Leben schildern. Sie führt über den Umgang mit Risiken, welche sich die Menschheit aufgeladen hat, zu meinen Zweifeln an einem Gott der Kirche. Außerdem ist sie die stimmige Vorgeschichte zu meinen Begründungen für die Zusammenhänge zwischen Wahrheit, Wahrscheinlichkeiten und einem Gott, wie ich ihn verstehe.

2. Erkenntnisgewinn aus dem Risiko des Ost-West-Konflikts für die Anschauung von Gott, Wahrheit und Wahrscheinlichkeit

Es war wohl doch ein wenig naiv gewesen zu glauben, meine tiefer gehenden Erkenntnisse zur Sicherheitspolitik in der damals noch jungen Phase der Entspannung seien Bahn brechend. Nein, meine Publikationen hatten die militärische Karriere als Marineoffizier in den 70er Jahren nicht sonderlich beschleunigt. Gab ich doch mitten in der Ost-West-Konfrontation unter anderem zu bedenken, dass die Sowjetunion mit Sicherheit keinen Krieg vom Zaun brechen würde. Und daraus war zu folgern, dass gegebenenfalls die Schuld am Versagen des Plans der Abschreckung nicht einzig und allein beim Warschauer Pakt, sondern in Teilen auch bei der NATO, also des militärischen Bündnisses aus 28 europäischen und nordamerikanischen Staaten, etwa durch grobe Fehleinschätzungen, zu suchen sei.

Meine Verbesserungsvorschläge zu den Dogmen der NATO wurden im Verteidigungsministerium immerhin als „sehr interessant“, letztlich aber auch als „nicht relevant“ eingestuft. Dabei war ich überzeugt, etwas Herausragendes zur Strategiediskussion um Abschreckung und Entspannung beigetragen zu haben. Vor allem hielt ich etwas darauf, den sieben Thesen des Philosophen und Atomphysikers Carl Friedrich von Weizsäcker in seiner Studie „Kriegsfolgen und Kriegsverhütung“ etwas Substantielles entgegengesetzt zu haben. Die sogenannten Weizsäcker-Thesen, populär aufgemacht und zusammengefasst in dem Taschenbuch „Durch Kriegsverhütung zum Krieg?“ (Reihe Hanser, 1972) waren damals die „Bibel“ der Wehr- beziehungsweise Kriegsdienstverweigerer; und ich gedachte sie mit guten Argumenten zu entkräften. Ich stellte ihnen die jeweils passenden Texte der NATO-Strategie als Gegenthesen gegenüber und wog die Argumente unter Zuhilfenahme möglichst nachvollziehbarer, mitunter auch wissenschaftlicher Methoden ab. Meine Schlussfolgerungen waren nun aber keineswegs deckungsgleich mit den ehernen Dogmen des Bündnisses, was dazu führte, dass der Dienstherr wohl nicht recht wusste, wie er damit umgehen sollte.

Das Ergebnis dieser meiner „Jahresarbeit“ an der Führungsakademie der Bundeswehr wurde dann die Grundlage des Buches „Abschreckung contra Sicherheit?“, welches ich zusammen mit General a. D. Wolf Graf von Baudissin herausbrachte (Serie Piper, 1974). Ausgangspunkt meiner darin enthaltenen Untersuchung war, auf das Wesentliche verdichtet, folgender Streitpunkt zwischen den Gegnern und den Verfechtern der NATO-Strategie:

Die bedeutsamste Aussage Weizsäckers lautete: „Für die Bundesrepublik gibt es nur eine in sich widerspruchsvolle Abschreckung durch das für beide Seiten unkalkulierbare Risiko.“ Grund: Die Bundesrepublik sei mit konventionellen Waffen nicht zu verteidigen, und der Einsatz nuklearer Waffen in der Absicht der Verteidigung führe zur nuklearen Selbstvernichtung. Die Abschreckung führe außerdem zum Wettrüsten, und dieses wiederum erhöhe das Kriegsrisiko.

Die NATO dagegen ging in ihrer Strategie davon aus, dass die Abschreckungslogik widerspruchsfrei sei. Das Risiko für den Warschauer Pakt müsse allerdings „unkalkulierbar“ gehalten werden. Dafür bedürfe es einer Rüstung, die es erlaube, auf jede Eskalation der Sowjets mit angemessenen, aber letztlich überlegenen Mitteln flexibel reagieren zu können. Die Gefahr, dass es trotzdem zum Krieg komme, müsse in der großen konventionellen Überlegenheit der sowjetischen

Panzerarmeen in Mitteleuropa gesucht werden, die es erlauben würden, halb Europa im Sturm zu nehmen, sofern der Westen sich nicht mit Nuklearwaffen wehren würde.

Angeregt und ermutigt von Graf Baudissin, welcher kurz zuvor das „Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg“ gegründet hatte, brachte ich nun in diese Diskussion eine völlig neue Sichtweise ein: Die Sowjets würden mit Bedacht darauf, ihre Errungenschaften abzusichern, sehr wohl fortlaufend ihr Risiko kalkulieren. Ein Angriff auf die NATO wäre für sie, gerade weil sie kalkulieren würden, ein „untragbares Risiko“. 

Wohlgemerkt: Alle großen NATO-Manöver (wie WINTEX, eine Übung, an der ich drei Mal das Vergnügen hatte, im „Regierungsbunker“ Ahrweiler teilzunehmen) gingen im Einklang mit der gültigen Strategie davon aus, dass der Osten einen groß angelegten militärischen Angriff mit seinen weit überlegenen konventionell gerüsteten Panzerarmeen starten würde. Im Gegensatz hierzu führten meine Analysen wie gesagt zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit für ein solches Kalkül der Sowjets notwendiger Weise absolut Null