Ein Haus für die Saison - Eine gute Partie - Marion Chesney - E-Book
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Ein Haus für die Saison - Eine gute Partie E-Book

Marion Chesney

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Beschreibung

Als der hochmütige Duke of Pelham in sein Haus in der Clarges Street 67 zurückkehrt, hat er nur ein Ziel: endlich eine standesgemäße Ehefrau für sein Heim zu finden. Kein Problem, hält sich der Duke doch für den Frauenschwarm schlechthin. Doch seinem Selbstbewusstsein wird ein empfindlicher Dämpfer verpasst, als er die schöne, aber verwöhnte Jenny Sutherland trifft. Denn die Debütantin vom Lande straft ihn mit Verachtung. Doch dann greift Rainbird, der gewitzte und einfallsreiche Butler des Herzogs, ein. Das Personal des Hauses freundet sich mit Jenny an und schmiedet einen schelmischen Plan, der Jennys gesellschaftlichen Erfolg sichern soll - und das Schicksal der Dienerschaft des Hauses ein für alle Mal in die richtige Bahn lenkt ...

"Eine gute Partie" (ursprünglich unter dem Titel "Ein echter Snob" erschienen) ist der sechste und letzte Band der Reihe "Ein Haus für die Saison" von Marion Chesney, die als M.C. Beaton vor allem für ihre Cosy-Krimis bekannt ist. In ihren Liebesromanen erweckt sie die Zeit des englischen Regency zum Leben - perfektes Lesefutter für Fans von Georgette Heyer, DOWNTON ABBEY und BRIDGERTON.

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Seitenzahl: 235

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Weitere Titel der Autorin

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Weitere Titel der Autorin

EIN HAUS FÜR DIE SAISON:

Tage der Sehnsucht

Die ungleichen Schwestern

Liebe und Eifersucht

Der galante Herzensbrecher

Spiel der Intrigen

Über dieses Buch

Als der hochmütige Duke of Pelham in sein Haus in der Clarges Street 67 zurückkehrt, hat er nur ein Ziel: endlich eine standesgemäße Ehefrau für sein Heim zu finden. Kein Problem, hält sich der Duke doch für den Frauenschwarm schlechthin. Doch seinem Selbstbewusstsein wird ein empfindlicher Dämpfer verpasst, als er die schöne, aber verwöhnte Jenny Sutherland trifft. Denn die Debütantin vom Lande straft ihn mit Verachtung. Doch dann greift Rainbird, der gewitzte und einfallsreiche Butler des Herzogs, ein. Das Personal des Hauses freundet sich mit Jenny an und schmiedet einen schelmischen Plan, der Jennys gesellschaftlichen Erfolg sichern soll – und das Schicksal der Dienerschaft des Hauses ein für alle Mal in die richtige Bahn lenkt ...

Über die Autorin

Marion Chesney war eine schottische Schriftstellerin, die sich vor allem durch ihre zahlreichen historischen Liebesromane und Krimis einen Namen gemacht hat. Als M.C. Beaton feierte sie mit ihrer Krimi-Reihe um die Detektivin Agatha Raisin ihren größten Erfolg. Die Autorin starb im Alter von 83 Jahren in Gloucester.

Marion Chesney

Ein Haus für die Saison

Eine gute Partie

Ein Regency-Liebesroman

Aus dem Englischen von Claudia Rackwitz

Digitale Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 1988 by Marion Chesney

Titel der Originalausgabe: »Rainbird’s Revenge«

Originalverlag: St. Martin’s Press, New York

Für die deutschsprachige Erstausgabe:

Copyright © der deutschen Übersetzung 1989 by Wilhelm Goldmann Verlag, München

Titel der deutschsprachigen Erstausgabe: »Ein echter Snob«

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH Co. KG

unter Verwendung von Motiven © krugli / AdobeStock; Boonyachoat / iStock / Getty Images Plus; LightField Studios / Shutterstock;

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-1747-2

be-heartbeat.de

lesejury.de

Kapitel 1

»Was soll das heißen, Mann, dass in diesem Gasthaus kein Zimmer mehr zu haben ist?«

Der Wirt des ›Bell‹ schaute ängstlich zu dem großen Mann auf, der auf der Schwelle seines Gasthauses stand. »Es ist so, wie ich es sage, Sir. Heute Abend findet hier eine Veranstaltung statt, und die Leute sind von überallher gekommen, um daran teilzunehmen. Es ist kein Zimmer frei, Mr. –?«

»John«, sagte der hochgewachsene Herr. »Mr. John. Sie können den doppelten Preis verlangen, Herr Wirt, wenn Sie ein Zimmer für mich finden. Ich warte in der Schankstube, während Sie die Sache in die Wege leiten.«

Er betrat mit großen Schritten vor seinem Diener, der ihm auf dem Fuße folgte, die Schenke, während ihm Mr. Sykes, der Wirt, mit offenem Mund nachstarrte.

»Was gibt es?«, fragte seine Frau, die hinter ihm auftauchte.

»Ein Herr namens Mr. John hat ein Zimmer verlangt. Er sagt, er will den doppelten Preis dafür zahlen.«

»Na, das ist doch zu machen«, sagte seine Frau bedächtig. »Den jungen Mr. Partridge und seinen Freund, Mr. Clough, können wir notfalls zusammenlegen.«

»Ich mag die überhebliche Art dieses Snobs nicht, wenn ich ehrlich sein soll«, sagte der Wirt.

»Geld ist Geld«, sagte seine lebenstüchtige Frau. »Du weißt doch, dass uns das Veranstaltungskomitee vor Martini keinen Penny zahlt.«

»Also gut«, meinte der Wirt widerstrebend. »Aber du gehst zu ihm hinein und sagst ihm, dass er höchstwahrscheinlich ein Zimmer haben kann. Er ist in der Schenke. Er hat etwas an sich, das mir ganz und gar nicht gefällt.«

Mrs. Sykes rückte ihre Haube zurecht und öffnete die Tür zur Schankstube, während ihr Mann nach oben ging.

Ein paar von den Stammgästen betrachteten missmutig die zwei Männer, die in den besten Sesseln vor dem Kamin saßen und sie offensichtlich von ihren Stammplätzen vertrieben hatten.

Mrs. Sykes hatte vor, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und den beiden zu sagen, dass sie sehr froh sein könnten, wenn sie ein Zimmer bekämen, doppelter Preis hin, doppelter Preis her; aber als sie näher kam, erhob sich der größere der beiden Männer, und die Worte blieben ihr im Halse stecken.

Zwei eisblaue Augen in einem sonnengebräunten Gesicht über den schneeweißen Falten einer raffiniert geschlungenen Halsbinde blickten hochmütig auf sie herab. Das Haar des Mannes hatte die Farbe von glänzend polierten Goldstücken. Sein klassisch geformter Mund wirkte entschlossen. Eine Aura von Reichtum und Macht umgab ihn. Mrs. Sykes versank in einen tiefen Knicks.

»Mein Mann bemüht sich, zwei unserer Gäste dazu zu bringen, sich ein Zimmer zu teilen«, sagte sie. »Damit wäre ein Zimmer frei für Sie, Sir, und ...?« Sie schaute fragend auf den kleineren Mann.

»Für meinen Diener«, sagte der große Mann. »Vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen.« Auf einmal lächelte er, ein Lächeln von überwältigender Liebenswürdigkeit, das so gar nicht zu seiner vornehm abweisenden Art passen wollte.

»Und wenn Euer Ehren unseren Ball durch Ihre Anwesenheit auszeichnen wollen«, sagte Mrs. Sykes, der der Atem stockte, so überwältigt war sie von diesem Lächeln, »so würde das Festkomitee bestimmt sehr stolz sein.«

Der hochgewachsene Mann musterte sie nachdenklich. »Vielleicht«, sagte er. »Wir werden sehen. Geben Sie mir Bescheid, sobald das Zimmer fertig ist.«

Mrs. Sykes knickste noch einmal und ging hinaus.

Die beiden Männer setzten sich wieder. »Nun, Fergus«, fragte der große Mann, »soll ich an diesem ländlichen Tanzvergnügen teilnehmen?«

»Wenn es Euer Gnaden Spaß macht«, sagte sein Diener. »Aber warum die Verstellung? Warum sagen Sie dem Wirt nicht, dass Sie der große und edle Herzog von Pelham sind?«

»Weil ich die Speichellecker und Postenjäger satthabe«, antwortete der Herzog gedehnt. »Ich möchte mich ein bisschen von der Sorte Menschen erholen. Das weißt du doch, Fergus. Wir sind jetzt schon so viele Jahre zusammen und haben in so vielen Schlachten miteinander gekämpft. Ich erlaube dir mehr Freiheiten als irgendeinem anderen. Aber wenn ich heute Abend einmal unerkannt bleiben will, so ist das meine Angelegenheit.«

Ein Schimmer der Zuneigung leuchtete in den Augen des Herzogs auf, als er sah, wie sich Fergus’ sonnenverbranntes Gesicht missbilligend verzog – Fergus, einst sein ergebener Bursche, jetzt sein Kammerdiener, Gefährte und manchmal auch Ratgeber.

»Aber die Diener in diesem verfluchten Londoner Haus wissen, wer Sie sind«, sagte Fergus.

»Ja.«

»Ich weiß nicht, warum Euer Gnaden den Wunsch hat, die Saison in der Clarges Street siebenundsechzig zu verbringen.«

»Weil mein Stadthaus am Grosvenor Square umgebaut und neu möbliert wird, deshalb muss ich in dem kleineren meiner Stadthäuser wohnen, hast du das vergessen?«

»Aber Ihr Vater hat sich darin umgebracht, Euer Gnaden!«

»Wir sind gerade erst aus dem Krieg auf der Pyrenäenhalbinsel heimgekehrt, und doch hast du es bereits geschafft, dir anzuhören, was die Leute über mich reden, Fergus.«

»Ist es etwa nicht wahr?«

»Doch. Aber ich bin nicht sentimental. Und ich glaube nicht an Gespenster. Ich habe meinen Vater kaum gekannt, und das wenige, was ich von ihm kennenlernte, hat mir nicht gefallen. Die Clarges Street wird für unsere Bedürfnisse ausreichen. Vielleicht erlösen mich die Freuden der Saison ein bisschen von der Langeweile, die mich im Moment plagt.«

Sein Diener schaute ihn verstohlen an. »Oder aber irgendeine Schönheit erregt Ihr Interesse.«

Der Herzog seufzte. »Die Frauen sind nur hinter meinem Geld her«, sagte er. »Sie denken überaus kommerziell.«

»Vielleicht ist auf dem Ball eine unverdorbene, frische ländliche Schönheit«, meinte Fergus, der mit jener Leichtigkeit und unverbindlichen Freundlichkeit plauderte, wie sie sich zwischen Herren und Dienern während der blutigen Feldzüge gegen Napoleons Soldaten entwickeln konnte.

»Frauen sind von Geburt an verdorben«, sagte der Herzog. »Das Thema langweilt mich. Wir wollen über etwas anderes sprechen.«

Miss Jenny Sutherland betrachtete ihr Spiegelbild mit uneingeschränkter Bewunderung. Es ist schade, dachte sie nicht zum ersten Mal, dass eine solche Schönheit an die Landluft verschwendet wird. Aber ihre Tante, Lady Letitia Colville, die es sich ohne Weiteres leisten konnte, sie für eine Saison nach London zu bringen, machte keinerlei Anstalten in dieser Richtung.

Jenny war wirklich sehr hübsch. Ihr weiches dunkles Haar bildete einen üppigen Rahmen um ihr zartes Gesicht. Sie hatte große braune Augen mit langen schwarzen Wimpern, eine kurze gerade Nase und einen schönen Mund. Ihre Figur war zierlich und doch weiblich, ihre Taille ungewöhnlich schlank – ein Vorzug, den die neue Mode jedoch nicht recht zur Geltung brachte, denn die Taillenlinie war ja bis unter den Busen hinaufgeschoben.

Als sie erst sechs Jahre alt war, waren ihre Eltern an der »Französischen Grippe« gestorben. So wurde jeder grippale Infekt bezeichnet, da man den Franzosen die Schuld an allen Krankheiten, angefangen von der Kopfgrippe bis zu den Pocken, in die Schuhe schob. Damals hatte sich ihre unverheiratete Tante, Lady Letitia, entschlossen, sie aufzuziehen. Es war ihre Schönheit, die Jenny verdorben hatte, nicht die Erziehung durch ihre Tante. Von frühester Kindheit an war sie daran gewöhnt, von ihrer Gouvernante, die sie abgöttisch liebte, zu hören, wie außerordentlich schön sie sei, sodass die Bemühungen ihrer Tante, ihr etwas Bescheidenheit beizubringen, vergeblich gewesen waren.

Jenny trug ein Kleid aus silberner, spinnwebfeiner Gaze über einem weißen Unterkleid. Zwischen ihren Locken saß ein Krönchen aus weißen Seidenblumen und Silberschleifen. Jenny wusste, dass sie auf dem bevorstehenden Ball auf keinen Fall unter den Mauerblümchen sein würde. Auf allen Bällen war sie die unbestrittene Schönheit des Abends gewesen.

Ihre Zofe Cooper kam mit einem warmen Schultertuch, einem Fächer und einem Handtäschchen herein. Jenny gefiel der Fächer nicht für den Anlass, und sie hätte das Mädchen gerne wieder weggeschickt, um einen anderen zu holen, tat es dann aber nicht, weil Cooper selbst über einen solch kleinen Auftrag Bericht an Lady Letitia erstatten würde, und Lady Letitia würde Jenny daraufhin vorwerfen, dass sie den Dienern unnötig viel Arbeit mache.

Mit einer Öllampe in der Hand ging Cooper vor Jenny die Treppe hinunter, sie führte Jenny in den Salon, wo Lady Letitia am Kamin saß.

Lady Letitia war eine schlanke Frau Anfang vierzig. Ihre Haare waren dick und braun, ohne eine einzige graue Strähne, und ihre kleinen schwarzen Augen scharf und blitzend. Sie hatte eine hübsche, ziemlich flachbrüstige Figur, feine weiße Hände und lange, schmale Füße, die in leichten Tanzschuhen steckten. Sie trug einen Samtturban und ein Gewand aus karmesinrotem Samt, das über einem Unterkleid aus mattgrüner Seide mit goldenen Bändern über der Brust geschnürt war.

Sie schaute auf, als Jenny das Zimmer betrat, und wünschte wieder einmal, dass das Mädchen nicht ganz so hinreißend schön wäre. Lady Letitia ertappte sich bei der Hoffnung, dass auf dem Ballfest ein Gentleman sein würde, der ihrer launischen Nichte gefiel – ein Gentleman, der seinerseits aber überhaupt kein Interesse an Jenny zeigte. Was sie braucht, dachte Lady Letitia, ist jemand, der ihr mal kräftig die Meinung sagt. Dabei war Jenny nicht etwa herzlos oder unfreundlich. Sie hatte sich nur ganz offensichtlich an den Gedanken gewöhnt, dass sie viel zu schön für einen Freier vom hiesigen Landadel sei. Kurz gesagt, sie war eitel.

Vielleicht hätte ich sie doch nach London bringen sollen, überlegte Lady Letitia. Dort gibt es so viele schöne Frauen, und Rivalinnen sind genau das, was ihr fehlt. Aber London ist auch voll von gewissenlosen Herzensbrechern und leichtsinnigen Taugenichtsen. Mit einem braven Mann vom Land ist sie viel besser dran.

»Wie sehe ich aus?«, fragte Jenny und drehte sich vor ihrer Tante im Kreis.

»Sehr passend für den Anlass«, antwortete Lady Letitia, die Jennys Selbstverliebtheit nicht noch unterstützen wollte.

Jenny lachte. »Ich kann dir aber auch nie ein Kompliment abringen, liebe Tante.«

»Es ist bloß gut, dass es wenigstens einen Menschen auf der Welt gibt, der dich nicht verwöhnt«, sagte Lady Letitia. »Meinen Mantel, Cooper.«

Lady Letitia bewohnte einen großen Herrensitz außerhalb von Barminster. Barminster war ein geschäftiger Marktflecken an der Hauptstraße von Bristol nach London. Obgleich zahlreiche Fremde auf ihrem Weg nach London im Gasthaus ›Bell‹ zu übernachten pflegten, beehrten nur wenige von ihnen die Ballfeste mit ihrer Gegenwart, da sie viel zu erschöpft von der Reise waren, um daran zu denken, ein ländliches Tanzvergnügen zu besuchen.

Nachdem Jenny ihr Schultertuch in einem Vorzimmer abgelegt und sich in der Halle vor den Flügeltüren, die in den Ballsaal führten, zu ihrer Tante gesellt hatte, spürte sie eine heftige innere Erregung in sich aufsteigen, als ob ihr ein Ereignis von großer Tragweite bevorstünde.

Sie waren ein bisschen zu spät gekommen, weil die eitle Jenny ihre Toilette absichtlich in die Länge gezogen hatte, um einen großen Auftritt zu haben.

»Guter Gott«, murmelte der Herzog von Pelham, als Jenny, gefolgt von Lady Letitia, den Saal betrat.

»Da ist Ihre Dorfschönheit schon«, flüsterte Fergus hinter dem Stuhl seines Herrn »Und was für eine Schönheit!«

»Ich möchte wissen, ob sie weiß, wie schön sie ist«, sagte der Herzog, dessen Augen immer noch auf Jenny ruhten. Aber in Jennys Benehmen war nichts, was ihre Eitelkeit verriet, einfach deswegen, weil sie es noch niemals nötig gehabt hatte, mit einer anderen Frau in Konkurrenz zu treten.

Lady Letitias scharfe Augen richteten sich sofort auf den Herzog von Pelham. Hinter ihrem Fächer verborgen, flüsterte sie Mrs. Chudleigh, die dem Festkomitee angehörte, zu: »Wer ist dieser umwerfend gut aussehende Fremde?«

»Niemand von Bedeutung, das kann ich Ihnen versichern«, erwiderte Mrs. Chudleigh. »Ein Reisender namens Mr. John.«

Lady Letitia musterte verstohlen über den Saal hinweg das schöne, hochmütige Gesicht und flüsterte: »Es überrascht mich zu hören, dass er ein einfacher ›Mister‹ ist. Ich würde sagen, er ist es gewohnt, Befehle zu erteilen.«

»Das mag sein«, sagte Mrs. Chudleigh und lächelte überlegen. »Sein Diener hat verbreitet, dass sein Herr Captain in der Armee war, aber kürzlich den Dienst quittiert hat.«

Jenny, der sich mehrere Freundinnen angeschlossen hatten, wurde ebenfalls schnell über die Person des schönen Fremden aufgeklärt.

»Mama sagt, sie erschießt mich, wenn ich einen einfachen Captain auch nur anschaue«, kicherte Miss Euphemia Vickers, eine von Jennys Freundinnen. »Aber er sieht so gut aus und hat so eine Ausstrahlung.«

Während eifrig getanzt wurde, begann sich unter den Gästen eine gewisse Feindseligkeit gegen den »Captain« auszubreiten, denn er tanzte nicht. Er beobachtete die Tanzenden lediglich neugierig wie ein Insektenforscher, der das Paarungsverhalten einer seltenen Art untersucht.

Da machte sich auf einmal Mr. Sykes, der Wirt, an Mrs. Chudleigh heran und flüsterte: »Ein gewisser Lord Paul Mannering ist eben angekommen und wünscht, am Ball teilzunehmen.«

»Ein Lord!«, rief Mrs. Chudleigh. »Aber selbstverständlich hat er unser Einverständnis. In diesem Fall muss ich nicht einmal die anderen Mitglieder des Festkomitees befragen.«

Mrs. Sykes verbeugte sich und zog sich wieder zurück. Mrs. Chudleigh eilte von einem Gast zum anderen, um die Ankunft dieses Lord Paul Mannering anzukündigen. Ein anderer Angehöriger des Komitees, der die Adelsliste so eifrig studierte wie andere Leute ihre Bibel, berichtete, dass Lord Paul der jüngste Sohn des alten Herzogs von Inchkin sei, ein Witwer und General in Wellingtons Armee.

Während all der aufregende Klatsch in Windeseile unter die Anwesenden gebracht wurde, stand der Herzog von Pelham plötzlich auf und ging auf Jenny zu. Sie sah ihn voller Schrecken auf sich zukommen. Was war, wenn dieser Lord Paul gerade jetzt auftauchte? Es war der letzte Tanz vor dem Supper, und sie würde beim Essen an diesen Mr. John – einen Niemand – gebunden sein. Bevor er bei ihr war, schlüpfte sie durch eine Gruppe von Gästen nach hinten und verbarg sich hinter einem Pfeiler. Der Herzog stand, ärgerlich die Stirn runzelnd, da. Er war es gewöhnt, dass die jungen Damen stehen blieben und vor Erwartung zitterten, wenn er sich herabließ, sich ihnen zu nähern. Achselzuckend ging er zu seinem Stuhl zurück.

»Es ist der letzte Tanz vor dem Supper«, flüsterte Fergus.

»Ich werde eine auffordern, irgendeine, mit ihr essen und dann zu Bett gehen«, gähnte der Herzog. »Es hat Spaß gemacht, all diese liebenswerten Engländer dabei zu beobachten, wie sie sich amüsieren, aber jetzt langweile ich mich schon wieder fürchterlich.«

In Wirklichkeit war es nicht Langeweile, was ihn quälte. Diese junge Schönheit, die vor seiner Annäherung geflohen war, hatte ihm die Laune gründlich verdorben. Er hob sein Monokel und musterte die Reihe der Anstandsdamen. Oft schon hatte er eine von ihnen als unterhaltsamere Tischdame empfunden als eine junge Miss. Seine Augen fielen auf Lady Letitia, und was er sah, gefiel ihm. Er erhob sich wieder. In diesem Moment öffneten sich die Flügeltüren zum Ballsaal, und Lord Paul Mannering kam in Begleitung eines Freundes herein.

Unter den jungen Damen erhob sich enttäuschtes Geflüster. Schließlich hatten sie erwartet, dass der jüngste Sohn eines Herzogs ... nun, eben jung war. Aber dieser Mann war mindestens Anfang vierzig. Sein rabenschwarzes Haar wies graue Strähnen auf, sein strenges, herbes Gesicht war von der Sonne dunkelbraun gebrannt.

»Pelham!«, rief er, als sein Blick auf den Herzog fiel. »Bei allem, was heilig ist, wann bist du denn zurückgekommen?«

»Kurz vor dir, glaube ich«, lächelte der Herzog. »Wieso hast du denn ohne Weiteres ein Zimmer bekommen?«

»Ich habe es im Voraus schriftlich bestellt. Ich möchte dir meinen Freund vorstellen«, sagte Lord Paul. »Pelham, das ist Mr. Walker – James, Seine Gnaden, der Herzog von Pelham.«

Mrs. Chudleigh, die begierig dieser Unterhaltung gelauscht hatte, wäre vor Aufregung beinahe in Ohnmacht gefallen. Die Federn und Turbane der Damen wippten um die Wette auf und ab, als sich diese ungeheuer überraschende Neuigkeit im Saal verbreitete. Jenny schoss die Schamröte ins Gesicht. Ein Herzog! Und er hatte sie zum Tanz bitten wollen.

»Wählen Sie bitte Ihre Partner für den letzten Tanz vor dem Supper«, forderte der Zeremonienmeister die Anwesenden schon zum dritten Mal auf – denn vor lauter aufregendem Klatsch hatten die Leute ganz vergessen, ihre Plätze in den Tanzgruppen einzunehmen.

»Na, dann will ich mir mal eine nette Dame aussuchen«, sagte Lord Paul. »Ah, da ist ja schon die wahre.«

Jenny, die neben Lady Letitias Stuhl stand, lächelte und wedelte lässig mit ihrem Fächer, als sie sah, dass sich beide Männer vor ihr verneigten. Welchen sollte sie wählen? Nun, den Herzog natürlich. Er war der jüngere und ranghöhere der beiden.

Lord Paul beugte sich über Lady Letitia. »Wollen Sie mir die Ehre erweisen, Madam, mit mir zu tanzen?«

Jenny stieß einen fast unhörbaren Laut aus, so gekränkt war sie, aber es sollte noch schlimmer kommen.

»So wahr ich hier stehe«, sagte der Herzog, »du bist mir zuvorgekommen, denn ich hatte vor, die Dame aufzufordern.«

Lady Letitia schaute völlig überrascht zu den beiden Männern auf.

»Aber Pelham«, sagte Lord Paul mit übertriebener Freundlichkeit, »ich habe die Dame zuerst aufgefordert.«

»Das stimmt«, sagte der Herzog. »Dann muss ich mich mit der zweitbesten zufriedengeben.« Er ließ seine Blicke durch den Saal schweifen. Er war sehr groß, und seine Augen glitten über Jennys Kopf hinweg.

Dann senkte er den Blick mit einem resignierten kleinen Seufzer und sagte zu Jenny: »Wollen Sie mir die Ehre erweisen, Miss?«

Jenny nickte, ohne zu überlegen. Es machte sie wütend, erst in zweiter Linie in Betracht zu kommen, aber dann tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass die beiden Herren wohl nur wegen des hohen Alters ihrer Tante so überaus galant gewesen waren.

Sie hatten kaum Gelegenheit, sich zu unterhalten – es war ein Country-Tanz –, aber Jenny erwartete auch sonst von ihren Partnern nicht viel mehr, als dass sie sie schmachtend anblickten.

Als sie schließlich neben dem Herzog am Tisch Platz genommen hatte, um zu Abend zu essen, wurde ihr allerdings klar, dass die Augen, die in die ihren blickten, nicht Bewunderung, sondern Langeweile ausdrückten.

»Wer ist die elegante Dame da drüben?«, fragte der Herzog und deutete mit seinem goldenen Monokel in Lady Letitias Richtung.

»Das ist meine Tante, Euer Gnaden.«

»Hat sie auch einen Namen?«, fragte er mit einer Andeutung von Ärger in der Stimme.

»Ja, Euer Gnaden. Lady Letitia Colville.«

»Ah, die Tochter des verstorbenen Earl of Mallock.«

»Ja, Euer Gnaden. Meine Tante war die Schwester meiner verstorbenen Mutter.«

»Und Sie sind ...?«

»Miss Jenny Sutherland, Euer Gnaden.«

»Woher kennen Sie meinen Titel?«

»Die Leute haben ihn vorhin einander zugeflüstert«, sagte Jenny.

Er widmete sich den Speisen. Jenny war sich der Gegenwart des herzoglichen Dieners, der hinter dem Stuhl seines Herrn bereitstand, unbehaglich bewusst. Sie schaute zu ihrer Tante hinüber. Was immer es war, das Lady Letitia gerade zu Lord Paul gesagt hatte, es amüsierte ihn jedenfalls ganz außerordentlich. Jenny sah, dass ihre Freundinnen sie heimlich beobachteten, und es wurde ihr klar, dass dieser Herzog es jedermann zeigen wollte, dass er die Speisen auf seinem Teller wesentlich interessanter fand als seine Tischdame.

»Wenn Sie kein Captain sind«, sagte Jenny, »dann sind Sie auch nicht im Krieg gewesen.«

»Im Gegenteil, ich bin gerade erst zurückgekehrt.«

»Wie geht es unseren Truppen?«, fragte Jenny, die sich nicht im Geringsten für den Krieg interessierte, aber ihren Freundinnen den Eindruck vermitteln wollte, dass der Herzog von ihr hingerissen sei.

Er begann zu erzählen. Jenny schaute an ihrem Kleid hinunter, um sich zu vergewissern, dass die Falten tadellos fielen. Sie wünschte, sie könnte ihren Spiegel herausziehen und sich davon überzeugen, dass sie so schön wie immer aussah.

»Es tut mir leid, feststellen zu müssen, dass Sie meinen Bericht langweilig finden.« Der barsche Tonfall des Herzogs drang in ihre Gedanken.

»Ich finde ihn faszinierend, Sir«, sagte Jenny, und das Blut stieg ihr ins Gesicht.

»Warum haben Sie dann«, fragte der Herzog scheinbar gleichmütig, »an Ihrem Kleid herumgezupft und Ihre Handschuhe glatt gestrichen, während ich erzählte?«

Die Erklärung war, dass Jenny sich noch nie hatte bemühen müssen, anders als einfach nur schön zu sein. »Ich versichere Ihnen, Sir«, sagte sie scharf, »dass ich jedem Wort aufmerksam gelauscht habe.«

»Was halten Sie dann von der Geschichte, wo Wellington vom Pferd fiel?«

»Ungeheuer interessant.«

»Ich habe Ihnen eine solche Geschichte aber nicht erzählt«, sagte der Herzog.

»Wirklich«, meinte Jenny und wedelte heftig mit ihrem Fächer, »Sie sind entschlossen, mich um keinen Preis zu mögen.«

»Keineswegs. Aber was ich nicht mag, ist Unhöflichkeit, und Sie sind unhöflich. Sie könnten Ihrem Tischherrn die Höflichkeit erweisen, ihm zuzuhören.«

Jenny klapperte mit ihren langen Augenwimpern und kokettierte mit dem Fächer, zwei Kunstgriffe, die – das wusste sie aus Erfahrung – ihre Wirkung auf einen Mann mit Herz noch nie verfehlt hatten.

Der Herzog warf ihr einen finsteren Blick zu und goss sich ein Glas Wein ein. Die beiden musterten einander höchst ärgerlich. Sie waren ein vollkommen ebenbürtiges Paar. Der Herzog war es gewohnt, dass ihm die Leute wegen seines Titels jeden Wunsch von den Augen ablasen, und Jenny war ebenfalls an sklavische Ergebenheit gewöhnt.

»Ihr Problem liegt darin, Miss«, sagte der Herzog, und seine Augen wanderten dabei die lange Tafel hinab, »dass Sie sich in diesem kleinen Provinznest als Königin fühlen. Eine Saison in London würde Sie schnell auf Ihren Platz verweisen.«

»Und was wäre das für ein Platz, Euer Gnaden?«

»Nun, der einer kleinen Unbekannten.«

»Sie sind der ungezogenste Mann, dem ich je begegnet bin«, zischte Jenny. »Sie sind anmaßend und unfreundlich. In Ihrem Kopf spukt nur die Vorstellung von Ihrer eigenen bedeutenden Persönlichkeit herum. Nein, ich werde nicht nach London gehen, und Gott sei Dank, denn wenn ich es täte, könnte es mir passieren, dass ich Ihr dummes Gesicht noch einmal sehen und noch einmal unter Ihren ungehobelten Manieren leiden müsste.«

»Wenn Sie ein Mann wären«, sagte der Herzog und wurde jetzt wirklich sehr ärgerlich, »dann würde ich Sie zum Duell herausfordern.«

Jenny stützte das Kinn auf die Hände und lächelte liebreizend zu ihm auf. »Aber ich bin keiner. Sie sind hier auf einem ländlichen Ball und müssen das Beste daraus machen.«

Seine eisblauen Augen glitzerten. Er erhob sich und ging ein paar Schritte von der Tafel weg. »Komm, Fergus«, sagte er laut zu seinem Diener, »ich finde das ungezogene Benehmen von Miss Jenny höchst langweilig.« Und damit verließ er den Raum.

Jenny saß maßlos betroffen da und zitterte am ganzen Körper, so beschämend empfand sie den Vorfall.

»Um Gottes willen!«, rief Lord Paul und sprang auf. »Was ist bloß über Pelham gekommen? Er ist gewöhnlich die Höflichkeit selbst.«

»Setzen Sie sich, Mylord«, sagte Lady Letitia leise. »Eine Szene genügt für heute Abend, denke ich.«

Lord Paul setzte sich langsam wieder hin. »Ich finde, Sie sollten mir erlauben, ihm zu folgen, Madam«, sagte er, »und eine Entschuldigung zu verlangen.«

»Lassen Sie sich damit Zeit, Mylord«, sagte Lady Letitia ganz ruhig. »Jenny kann einen wirklich wütend machen, und sie hat schon viel zu lange bei den Herren immer ihren Kopf durchgesetzt. Schauen Sie nur! Der junge Mr. Partridge hat sich zu ihr gesetzt. Er wird sie mit Komplimenten überschütten, und sie wird die Auseinandersetzung mit Ihrem Freund schnell vergessen. Lassen Sie uns über etwas anderes reden! Ich nehme an, Sie werden das Ende der Saison in London verbringen?«

Jenny hätte sowohl durch Mr. Partridges Schmeicheleien als auch durch seine Kritik am Herzog von Pelham getröstet sein müssen. Hätte er gewusst, schwor Mr. Partridge, dass sich dieser Herzog als ein solcher Flegel erweisen würde, hätte er niemals sein Zimmer für ihn aufgegeben. Jenny sei hier auf dem Land mit guten, ehrlichen Leuten viel besser dran, wo sie nicht den Beleidigungen von Londoner Wüstlingen, die keine Ahnung hätten, ausgesetzt sei. Aber Jenny war untröstlich. Ihre Schönheit hatte sie in der Vergangenheit immer vor Tadel und Kritik bewahrt. Plötzlich bedeutete sie nichts mehr, sie fühlte sich wie ein nacktes, ungehobeltes Geschöpf – ein geistloser Bauerntrampel, der sich nicht einmal unterhalten konnte.

Lady Letitia musterte heimlich das niedergeschlagene Gesicht ihrer Nichte, während sie sich Lord Pauls Vorschlag anhörte, Jenny für den Rest der Saison nach London zu bringen.

»Sie mögen einwenden, Madam«, sagte Lord Paul, »dass Ihre Nichte besser für das ruhige Landleben geeignet ist und dass ihr die Schmeicheleien in London den Kopf verdrehen könnten, aber wäre es nicht besser, sie jetzt dieser Gefahr auszusetzen? Stellen Sie sich einmal vor, sie heiratet einen abgeklärten Landjunker, der eines Tages beschließt, sie mit in die Hauptstadt zu nehmen, und feststellen muss, dass sie den Kopf verliert. Was für eine Ehefrau würde sie dann abgeben?«

»Sie sind sehr überzeugend, Mylord«, sagte Lady Letitia lachend. »Ich werde darüber nachdenken.«

Der Herzog von Pelham schäumte immer noch vor Wut, als Fergus ihm beim Auskleiden behilflich war. »Euer Gnaden scheinen sich von diesem frechen Ding fürchterlich aus der Fassung bringen zu lassen«, wagte der Diener schließlich zu sagen. »Es ist doch sonst nicht Ihre Art, sich etwas so zu Herzen zu nehmen«, fuhr Fergus fort. »Sie machen sich doch nichts aus den Damen.«

»Ich bin kein Weiberfeind«, sagte der Herzog mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich nehme an der Saison teil, weil ich die Absicht habe, mir eine Frau zu suchen.«

»Eine Frau! Warum?«

»Ich brauche Erben«, sagte der Herzog mürrisch, »und ich kann sie schließlich nicht selber kriegen.«

»Haben Sie sich das wirklich genau überlegt, Euer Gnaden?«, fragte Fergus vorsichtig. »Sie werden eines von den Frauenzimmern umwerben und ihr hübsche Komplimente machen müssen.«

»Quatsch«, meinte der Herzog zynisch. »Wann musste sich ein reicher englischer Gentleman je besonders um ein Frauenzimmer bemühen? Ich suche mir einfach eine aus und schnippe mit den Fingern.«

»Es sei denn, das Frauenzimmer ist zufällig eine wie Miss Jenny Sutherland, dann natürlich ...«, sagte Fergus hinterhältig.

»Erwähne ihren Namen ja nicht wieder. Sie nimmt sich viel zu wichtig.«

»Wie jemand anderer, dessen Namen ich nennen könnte«, murmelte Fergus.

»Hast du etwas gesagt?«

»Nein, Euer Gnaden. Gar nichts.«

Als sie in ihrer Kutsche nach Hause fuhren, sagte Lady Letitia zu Jenny: »Ich habe dir gerade erzählt, dass ich beschlossen habe, nach London zu gehen. Hast du nicht gehört? Natürlich nicht, ich hatte ganz vergessen, dass du nur sehr selten zuhörst.«

»Das ist nicht wahr!«, brauste Jenny auf. »Ich war nur völlig überrascht, weil alles so plötzlich kommt. Ich habe beschlossen, nicht nach London zu gehen.«

»Ach, das hast du beschlossen? Nun, in diesem Fall, Miss, werde ich einmal meinen Willen durchsetzen. Lord Paul Mannering hat mich überzeugt, dass ich dich nach London bringen sollte.«

»Wirklich?« Jenny setzte sich zurück und rief sich Lord Pauls ansprechendes Gesicht in Erinnerung. Er war zwar ein bisschen alt, aber er war ein Lord. Sein Interesse an ihr war genau, wie es sein sollte. Jennys Eitelkeit kehrte zurück, und sie fühlte sich wieder wohler. »Dann müssen wir natürlich gehen«, sagte sie und lachte auf. »Lord Paul darf nicht enttäuscht werden.«

Was war denn nun wieder, fragte sich Jenny, als sie das traurige Kopfschütteln und das leichte Achselzucken ihrer Tante sah, warum nahm sie an dieser Bemerkung Anstoß?