Ein Häusle in Stuttgart. Stuttgart-Roman. - Bettina A. Weiskopf - E-Book

Ein Häusle in Stuttgart. Stuttgart-Roman. E-Book

Bettina A. Weiskopf

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Beschreibung

Jeanette Schwarzrüb, ihr Mann Stefan und Söhnchen Kilian ziehen aus akuter Wohnungsnot bei den schwäbischen Schwiegereltern ein – wo sich der Schwiegervater als Haustyrann gebärdet. Deshalb suchen sie verzweifelt nach einem eigenen Häusle. Plötzlich verkauft der Schwiegervater sein Haus an eine skrupellose Investorin. Jeanette muss sich nun mit chaotischen Maklern und eigenartigen Hausgenossen auseinandersetzen. Da winkt die Rettung: ein kleines Reihenhäuschen in Stuttgart …

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Bettina A. Weiskopf lebt mit ihrer Familie in einer Teilgemeinde von Stuttgart. Sie hat an der Neuphilologischen Fakultät der Uni Tübingen studiert und im In- und Ausland als Redakteurin, Übersetzerin und – trotz ihres Dialekts! – als Sprecherin gearbeitet. Nach längeren Aufenthalten im Ausland ist sie immer wieder nach Schwaben zurückgekehrt. Wenn sie gerade nicht Sprachen unterrichtet oder für verschiedene Medien schreibt, findet man sie meist auf den Flohmärkten in der Region.

BETTINA A. WEISKOPF

Ein Häuslein Stuttgart

ROMAN

Sollte dieses Werk Links auf Webseiten Dritter enthalten, so machen wir uns die Inhalte nicht zu eigen und übernehmen für die Inhalte keine Haftung.

1. Auflage 2020

© 2020 by Silberburg-Verlag GmbH, Schweickhardtstraße 5a, D-72072 Tübingen.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Andrea Longerich, César Grafik GmbH, Köln.

Innenlayout und Satz: Sabine Düde, César Grafik GmbH, Köln.

Coverfoto: © Victor Zastolskiy – 123RF.

Lektorat: Michael Raffel, Tübingen.

Druck: CPI books, Leck.

Printed in Germany.

eISBN 978-3-8425-2284-8

ISBN 978-3-8425-2230-5

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INHALT

PROLOG

HEIMKEHR MIT HINDERNISSEN

SCHLAG AUF SCHLAG

EIN UNGLÜCK KOMMT SELTEN ALLEIN

MARGRET MACHT ES PASSEND

MUTTERGLÜCK

REISE INS GLÜCK

VIVE L’AMOUR!

HOMBRE!

UNSER HAUS MUSS SCHÖNER WERDEN I

DREAM ON!

EIN TODSICHERER DEAL

DER SCHÖNE SCHEIN

GEHVERSUCHE IM IMMOBILIENDSCHUNGEL

UNSER HAUS MUSS SCHÖNER WERDEN II

SCHLUMMERNDE PERLE

EL SEÑOR ES EN LA CASA

DIE HOHE KUNST DER FLICKSCHUSTEREI

UNSER HAUS MUSS SCHÖNER WERDEN III

RATTENPACK

GESUNDHEIT IST DAS HÖCHSTE GUT

ICH MANUEL, DU JANE

EINE NEUE LIEBE IST WIE EIN NEUES LEBEN

UNSER HAUS MUSS SCHÖNER WERDEN IV

BESCHWERDEMANAGEMENT

LIEBE MIT HINDERNISSEN

1001 NACHT AUF SCHWÄBISCH

FLUCHTPUNKTE

WAHLVERWANDTSCHAFTEN

UNSER HAUS MUSS SCHÖNER WERDEN V

SCHWESTERN, ZUR SONNE, ZUR FREIZEIT!

FRISCHFLEISCH AUF DEM MARKT

VERKAUFT IST VERKAUFT

RAUCHZEICHEN

VÖLKERVERSTÄNDIGUNG

OH, DU TRAURIGE

MEIN SCHATZ!

WINDELGERÜCH(T)E I

WINDELGERÜCH(T)E II

DIE PAAR JAHRE

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN

EPILOG

GEBRAUCHSANLEITUNG FÜR DIESES BUCH

PROLOG

oder: Alles hat einen Anfang

 

Gerade komme ich vom Arzt. Wow, denke ich, die Nachricht muss sich erst mal setzen. Ich muss mich runterfahren, nachdenken, durchatmen. Dass ich auf dem Weg ins Shoppingcenter keinen Unfall baue, grenzt an ein Wunder. Kaum bin ich drin, klingelt mein Handy. Ich stehe irgendwo zwischen den Cereals und dem Convenience Food im Walmart-Supercenter südlich von Seattle. Das Display meldet meinen Mann. Ausgerechnet.

»Hi, Stefan! Bin grad einkaufen. Brauchsch was?«

»Nö, danke …«

Ich scanne die Regale nach dem Organic Swiss Muesli. Mist, schon wieder ausverkauft?

»Du, Jeanette, hör mal …«

Ich greife stattdessen nach den pappsüßen, sauungesunden, garantiert nicht ökologischen, dafür aber oberleckeren Baked Oatmeal Rolls.

»Ja, was gibt ’s denn?«

»Wir könnten zurück, gleich nächsten Herbst.«

Ich greife daneben.

»Äh, was jetzt, wie: zurück?«

Mein Mann Stefan schnauft am anderen Ende tief durch.

»Ich hab ein Angebot. Ich könnt die Abteilung wechseln. Direkt in der Entwicklung sitzen. Und mehr Geld verdienen. In der Zentrale. In Stuttgart.«

Ich stehe da, vor den Cornflakespackungen, und schaue durch sie hindurch.

»Im Herbst? Nach Stuttgart?!«

Mehr fällt mir nicht ein. Das ist der Hammer. Noch einer.

»Ja, ich geb ’s zu, ein bissle plötzlich. Aber … Jeanette … Das wär ne tolle Chance, die machen da eine neue Abteilung auf … und das ist genau mein Fachgebiet … Die wollen mich da unbedingt haben … Also ich, ich tät es wahnsinnig gern machen, Netti.«

Ich schweige ins Handy, denn mein Hirn hat noch nicht wieder das Sprachzentrum freigegeben.

»Netti? Bist du noch da?«

Stefan klingt jetzt doch etwas besorgt. Hat er Angst, dass es mich umhaut?

»Netti? Hast du gehört, was ich gesagt habe? Netti?!«

Unsinnigerweise nicke ich, aber das löst immerhin die Sprechsperre in meinem Kopf.

»Ja, hab ich«, höre ich mir selbst beim Reden zu.

»Warum auch nicht … Wäre sicher nett, wenn wir wieder zurück bei den Omas und Opas sind, wenn unser Baby da ist.«

Stefan sagt nichts. Stattdessen höre ich einen dicken Rumms.

»Stefan? Bist du noch da? Stefan?!«

HEIMKEHR MIT HINDERNISSEN

oder: Dei Home isch mei Käschtle

 

Es ist schnell beschlossene Sache: Wir gehen zurück nach Good Old Swabia. Heim in den Schoß der Familie, denken Stefan und ich; schwangerschaftsverklärt und in beruflicher Aufbruchseuphorie stürzen wir uns aus der Ferne auf den Stuttgarter Wohnungsmarkt. Und fallen erst mal so richtig schön auf die Nase.

Dank der neunstündigen Zeitverschiebung fällt die Kontaktaufnahme zu Maklern logischerweise denkbar schwierig aus, und auf dem privaten Wohnungsmarkt scheint man geradezu gewartet zu haben auf Heimkehrer aus den USA mit Baby. Kann man doch als Eigentümer in der Landeshauptstadt aus der Masse an willigen Single-Mietern, die sich beim öffentlichen Besichtigungstermin für die familientaugliche 87qm-Wohnung gegenseitig mit ihren jungfräulichen Schufa-Auskünften und glanzvollen Gehaltszetteln auf die Füße treten, ganz entspannt einen haustierlosen, nichtrauchenden, kinderfreien, unmusikalischen und wochenendheimfahrenden Schreibtischhengst raussuchen, der eine prestigeverdächtige 40+-Stunden Arbeitswoche schiebt und die übrige Zeit im Fitnessstudio wohnt.

Mit meinem Bauch wachsen folglich unsere Wohnungssorgen. Wir sitzen in Seattle, und nichts tut sich, keiner ruft zurück, die Mailbox gähnt vor sich hin. Dass unsere finanziellen Kräfte für den Bundesdurchschnitt eine überaus solide Größe abbilden, hilft uns im Landeshauptstädtle nicht weiter. Dort sind wir auf diesem Niveau nur eine Familie unter vielen, die verzweifelt mit dem Geldbündel wedeln und nur eines wollen: eine Bleibe. Stefan bittet schließlich seinen Arbeitgeber um Hilfe. Doch selbst eine sündhaft teure »Wir suchen für einen leitenden Mitarbeiter und seine junge Familie …«-Anzeige samt schwabenländischem Firmenlogo in der Samstagsausgabe der Stuttgarter Zeitung führt nicht zum Erfolg, sondern allenfalls zu absolut indiskutablen Angeboten überteuerter Luxusappartements, die allesamt höchst repräsentabel, aber zutiefst familienuntauglich sind. Stefans neuer Chef hat Mitleid und organisiert uns über irgendwelche finsteren Firmenkanäle eine unsanierte Erdgeschoss-Werkswohnung aus den 1960ern, die seit anderthalb Jahren wegen Renovierungsstaus aufgrund eines fundamentalen Wasserschadens in der Waschküche darunter leer steht. Zugegeben, 63 qm für 780 Euro lauwarm klingen unschlagbar günstig, aber noch bevor wir schließlich schwach werden und zusagen – nur für den Übergang, wie mir Stefan versichert –, rufe ich die Adresse vorsichtshalber in Google Maps auf und lasse das kleine gelbe Männle per Street View für mich die Nachbarschaft erkunden. Es braucht gar nicht weit zu laufen, bis es vor der Müllverbrennungsanlage steht.

Die Rettung naht in Form eines Telefonats, das Stefan mit seiner Mutter Margret führt. Stefan hat auf laut gestellt, denn hier und heute will er es verkünden, das mit der Heimkehr und dem Enkele.

Es tutet sechsmal, bis Margret abnimmt.

»Schwarzrüb?«

»Hallo, Mama, ich bin’s, der Stefan.«

»Ja hallo, Buale, des isch aber a Freid, au wenn ’s scho bald zehne uff d’ Nacht isch, dr Babba schläft scho.«

Stefan räuspert sich.

»Ja, sorry, tut mir leid, aber du, Mama, ’s isch wichtig, woisch …«

Wenn Stefan schwäbelt, wird es persönlich. Oder wichtig. Oder beides. Margrets Stimme wird hellwach.

»Om Goddes Willa, Bua, isch ebbes bassiert?«

Stefan schüttelt trotz bildloser Telefonie den Kopf.

»Noi, noi, älles in beschter Ordnung. Wobei, was Neues gäb’s scho …«

Aufgeschreckt von den Worten »wichtig« und »was Neues« kommt Margret in Fahrt.

»Ha, ond bei ons erscht! Du glaubschs net! Mir ziegat om! Dr Babba hot a Häusle kauft glei hender Diebenga, ’s war a Scheidongshaus von onsere Nachbars ihre Verwandte, jetzt hend se Geld braucht, und weil dr Babba doch jetzt in Rente goht und sei Ruh will, ja ond weil ällaweil hier oms Eck so viel Omtrieb isch mit de Schdudenda und au suscht, ond no hätt i endlich amol an Garda ond nemme so viele Stäffele, ond i miaßt au nemme so viel butza …«

Der Stefan grätscht dazwischen.

»Ja, und was machet ihr mit dem Haus in Tübingen und eurer Wohnung jetzt?«

Ich kann hören, wie Margret tief Luft holen muss nach ihrem Neuigkeitsmonolog.

»Ha, des trägt sich von selbscht, so mit dene Schdudenda-WGs, ond vielleicht könna mr onsere Wohnung an einen Gaschtwissenschafter, also an die Uni, vermieta, die zahlet gut, ond d’ Mebl bleibat au dren, sen ja no pfenniggut und …«

Wieder unterbricht sie Stefan, dabei schauen wir uns groß an. Stefan sieht, wie aufgeregt ich bin. Er lächelt mir schnell zu.

»Du Mama, könntet mir in eure Wohnung ziehen?«

Margret schweigt, ich hör sie nur schnaufen.

»Mama?«

Margret schnauft sehr tief ein und aus.

»Ja, wie jetzat?«

Jetzt schnauft Stefan auch ein paarmal, bevor er redet.

»Mir wollet zurück nach Deutschland. I han an neue Job in Stuttgart. Und du wirsch Oma.«

Margret schnauft jetzt schneller.

»I werd Oma?«

Stefan nickt.

»Ja, du wirsch Oma.«

Margret schaltet um auf Schniefen.

»I werd Oma. Isch net wahr …«

»Und der Babba wird Opa!«, schiebt Stefan ziemlich stumpfsinnig hinterher.

Nun heult Margret erst mal hemmungslos in die Muschel, dass der Lautsprecher quiekt und knackt. Auch Stefan hat jetzt ganz feuchte Augen. Ich würde am liebsten mitheulen, dennoch stupse ich Stefan an.

»Die Wohnung, Stefan, frag noch mal nach der Wohnung!«

Stefan schluckt seine Gerührtheit hinunter und zieht die Nase hoch. Vorsichtig fragt er in das Geschniefe hinein.

»Meinsch, des tät klappen mit eurer Wohnung?«

Mit einem Mal ist es am anderen Ende ganz still. Zu still. Stefan und ich schauen uns erschrocken an. War das zu viel für Margret? Aber dann hören wir eine Stimme. Und es ist nicht die von Stefans Mama.

»750 Euro kalt, mit Kehrwoch und Mietvertrag, wenn’s recht isch.«

Es ist Eberhard, der gesprochen hat, überaus wach, sachlich, geschäftsmäßig und gar nicht wie ein werdender Opa. Aber was soll’s, denke ich. Ab sofort also stehen wir unter Vertrag mit Stefans Eltern. Wir haben endlich eine Wohnung. In Tübingen.

SCHLAG AUF SCHLAG

oder: Dr Deifl isch a Eichhörnle

 

Ein Dreivierteljahr später und knapp zwei Monate, nachdem unser Kilian (genannt Büble) auf die Welt gekommen ist, sitzen wir mit einem Umsteigeticket nach Stuttgart in der Tasche im Flieger Richtung Frankfurt. Kurz nach dem Start in Seattle ist Büble schon auf meinem Schoß eingeschlafen, und mir bleibt nun auch etwas Zeit, um ein paar klare Gedanken fassen zu können. Ziemlich geschafft von den letzten Wochen sitze ich auf meinem Flugzeugsitz und freue mich darauf, die nächsten zehn Stunden bedient zu werden, auch wenn es nur aufgewärmtes Essen in Aluschalen ist. Stefan neben mir schnarcht schon leise; noch bis vorgestern war er im Büro, letzte Dinge abschließen, wie er das genannt hat, während ich schon seit zwei Wochen mit Baby im Leerlauf in einem Hotel zugebracht habe, ohne Auto (das hatten wir schon vor einem Monat verkauft) und ohne eigenes Haus (das schon wieder vermietet ist), und natürlich ohne Möbel, wenig Klamotten und nur zwei Koffern, denn der Rest unseres Gerümpels, die komplette Einrichtung eines großzügigen Three-Bedroom-House, schwimmt seit Kurzem in einem großen, roten Übersee-Frachtcontainer irgendwo auf den sieben Weltmeeren in Richtung Hamburg.

Ich schließe die Augen und stelle mir die Wohnung in Tübingen vor. Vor meinem geistigen Auge erscheinen antikweiß gestrichene, leere Altbauzimmer samt breitem Flur, die ich restlos mit unseren Möbeln und unserem nordamerikanischen Nippes fülle. Sofern das Containerschiff nicht irgendwo vor Panama in einen Sturm gerät und sinkt, werde ich jeden Quadratmeter der Altbauwohnung in Tübingen mehr als füllen können. Überhänge gedenke ich tollkühn auf dem Flohmarkt am Tübinger Freibad loszuschlagen. Was für ein Spaß! Wie hatte ich diese Freiluftflohmärkte vermisst! Und dann freue ich mich stillvergnügt auf einen Neuanfang in Deutschland, im Schoße der Familie. Alles wird gut!, denke ich noch, bevor auch ich in den Nickerchen-Modus falle.

Wir landen an einem der heißesten Spätsommertage seit der amtlichen Wetteraufzeichnung in Deutschland. Als wir die klimatisierten Hallen des Stuttgarter Flughäfeles verlassen, laufen wir gegen eine flimmernde Hitzewand. Und gegen Eberhard. Schwiegerpapa hat es sich nicht nehmen lassen, seinen einzigen Sohn samt Familie vom Flughafen abzuholen, vor allem dann, als Stefan ihm vorab versichert hatte, die Benzinkosten zu übernehmen. Die ältliche Klimaanlage in Eberhards silbergrauem Mercedes-Kombi tut ihr Bestmögliches, schafft es jedoch nur, die beiden vorderen Sitze mit lauwarmer Luft zu bepusten; ich aber sitze hinten in der Zwetschgendörre und schwitze. Büble schläft, überrumpelt von so viel neuen Eindrücken und der Hitze, neben mir in seiner Babyschale sofort ein. So rollen wir, ohne es zu ahnen, einer Wohnung im Herzen von Tübingen entgegen, in der sich bis zu unserer Ankunft seit den 70ern nichts geändert hat.

Ermattet schleppen Stefan und ich uns und Büble hinter Eberhard in den dritten Stock eines senffarbenen Biberschwanzziegel-Altbaus, dessen Treppenhaus erstaunlich kühl ist. Wie im Nebel betrete ich ein Raumschiff, das mich zurückbeamt ins Jahr 1975. Das Braun des Flurs umschließt mich, die beigen Fliesen kommen mir entgegen. Zunächst schiebe ich es auf die Hitze und den Jetlag, dass es mir latent schwummrig ist. Wir folgen Eberhard ins Wohnzimmer. Es ist voll möbliert. Und irgendwie voll daneben. Schwiegermama Margret hat auf uns gewartet, hat Leitungswasser und Gläser und einen selbst gebackenen Gugelhupf vom vergangenen Wochenende bereitgestellt, der Gemütlichkeit halber nicht am Esstisch, sondern an der Couch. Als wir eintreten, sitzt sie freundlich lächelnd und stocksteif auf dem Sofa. Als ich die Babyschale mitsamt schlafendem Büble neben ihr abstelle, lächelt sie mich nur umso breiter an, legt mit einem Seitenblick auf ihr schlafendes Enkele einen Zeigefinger an den Mund und macht in unsere Richtung ein »Pssst!«. Ich bin ganz schön irritiert ob der Reaktion Margrets, als sie das erste Mal ihr Enkele sieht. Kein Freudenausbruch, keine Tränen der Rührung, nichts. Eberhard setzt sich neben Margret auf das Sofa, und mit einer etwas herrischen Handbewegung weist er uns die beiden gegenüberliegenden Sessel zu.

Gönnerhaft blicken die Schwarzrüb-Seniors erst sich, dann uns an. Ganz ungewohnt ergreift Margret das Wort, während Eberhard danebensitzt und lauscht. Auf seiner Stirn hat sich eine dicke Konzentrationsfalte niedergelassen.

»Also mir hend ons ebbes ibrlegt, der Eberhard ond I … also mir wollet euch, der jongen Familie, also quasi … halt so a Art Schtarthilfe geba. Des isch ja no älles pfenniggut … also mir lasset euch die Möbel alle da, und au suscht. Die Küch isch ja voll ausgschtattet, mit ällem Drom ond Dran. Mei aldes Kaffeeservice isch au no fascht komplett.«.

Ich höre Stefan schlucken, während meine Fassungslosigkeit es immerhin fertigbringt, meine Augen über das unschlagbar günstige Angebot für die junge Familie gleiten zu lassen: Von der monströsen Sofalandschaft, genauer betrachtet der mit viel Nachdruck vor dem Fernseher eingesessenen erzkonservativen Dreier-Zweier-Doppeleinergarnitur aus schmutzresistentem Edelsamt, mit Echtholzelementen in Nussbaum und im rustikalen Landhausstil. Vom zerschrammten Riesenesstisch mit dem abgeschabten Furnier zur schnörkeligen Schnitz-Eckbank (Modell Alpenländisches Hüttenglück) und rüber zur Pressspan-Wohnwand in Eiche Brutal mit neonbeleuchtetem, verspiegeltem Barfach und aus schadstoffreicher DDR-Produktion, garantiert verleimt und nicht verschraubt, hingestellt für die Ewigkeit.

Noch bevor Stefan und ich es irgendwie fertigbringen, uns zu fassen, spricht Eberhard mit erhobenem Zeigefinger Klartext.

»Unter einer Bedingung. Des Holz bleibt Holz. Da wird nix dribrgschtricha. Butza ja und neu donkl eilassa, aber schtreicha: noi. ’s bleibt, wie’s ischt.«

Nun muss ich schlucken. Die dunkelbraune Holzdecke, die kaffeefarbenen Sichtbalken, die kackbeigen Fliesen, sie kommen mir entgegen und wollen sich auf mich stürzen. Der helle, elfenbeinfarbene Altbaucharme, von dem ich träumte, er ist dahin, entschwunden auf immer hinter seiner schwarzbraunen Schmach.

Stefan versucht, trotz Jetlags erstaunlich schlagfertig, zu retten, was zu retten ist.

»Des hoißt also, wenn mir eure Möbel net wollen, dürfen mir streichen, wie mir wollen?«

Der Eberhard reißt jetzt seine Augen genauso weit auf wie ich. Margrets Augen huschen nervös zwischen Ehemann und Sohn hin und her. Gerade, als ich tief Luft holen und auch etwas sagen will (was, weiß ich eigentlich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht), da fängt mich Margrets leicht panischer Blick ein; ihre Augen sind starr auf mich gerichtet, der Kopf kleinmädchenhaft zur Seite gelegt, die Hände brav auf den Knien abgelegt; so sitzt sie kerzengerade da und lächelt mich betont entschuldigend an und schüttelt kaum merklich immer wieder den Kopf, so als wollte sie sagen, Mädle, jetzt bisch besser mal ruhig ond läsch des die Männer machen. Entgegen meiner Natur, und vielleicht, weil ich so übernächtigt und verdattert und überrumpelt und mordsmäßig hungrig und daher chronisch unterzuckert bin, klappe ich das Kinn wieder hoch und lausche den Worten der beiden Herren, immer noch leicht irritiert von Margrets konstantem Dauerversuch, mich mit Fremdschämlächeln und Kopfgewackel von einer Wortmeldung abzuhalten.

Gerade fallen die Worte Zwölf-Fuß-Überseecontainer, Verschiffung unseres Hab und Guts, Ankunft per Frachtschiff in knapp sechs Wochen. Stefan hat sein Handy gezückt und zeigt Eberhard offenbar die Bilder unseres Umzugs in den USA. Aus Eberhards schweigsam zurückgelehnter Körperhaltung, dem grimmigen Blick, den zusammengekniffenen Lippen und den verschränkten Armen spricht blankes Unbeeindrucktsein. Von einer gewissen ablehnenden Grundhaltung ganz zu schweigen. Erst als Stefan den Mietvertrag ins Spiel bringt, wird es interessant; denn den hatten uns Eberhard und Margret bereits ganz bieder und altmodisch in Papierform noch in die USA geschickt mit der Bitte, diesen doch unterschrieben baldmöglichst wieder zurückzusenden, damit »Klarheit und Verlässlichkeit« herrschten. Brav kam Stefan der Aufforderung seines Herrn Papa nach – etwas, das ich in exakt diesem Augenblick sehr, sehr, also wirklich sehr bereue. Doch schnell stellt sich heraus, dass das für uns ein Vorteil sein soll. Stefan ist Gewohnheitsverhandler, erfolgreich im Geschäftsleben, und wenn es sein muss, knallhart. Wo er das antrainiert hat, wohl von Kindesbeinen an, wird mir nun sonnenklar.

»Also, Papa: Du hosch uns doch den Mietvertrag unterschrieben zugschickt, da steht, die Wohnung wird besenrein übergeben. Da haben mir uns drauf verlassen, ja, und jetzt isch älles unterwegs im Container hierher. Ja, und was machet mir jetzt damit? Einlagern koscht a Menge Geld, und des müsst man machen, wenn des hier alles bleibt, schließlich müsstet mir unsere Unterlagen und persönlichen Dinge dann im Lager erscht mal raussuchen, und des kann dauern. Dätsch du des dann koschtenmäßig übernehmen?«

Eberhards Gesicht wechselt von Zornesrot zu Schockweißgrün. Stefan lächelt freundlich und wirkt sehr entspannt, im Gegensatz zu Margret, die ihr Kopfgewackel in meine Richtung intensiviert. Eberhard steht zackig auf und stopft sich den Wohlstandsbauch zurück in den Hosenbund. Seine Gesichts-farbe nimmt wieder rosigere Züge an, auch wenn die Konzentrationsfalte auf der Stirn nun eindeutig einer Zornesfalte gewichen ist.

»I seh scho. Der Herr isch sich z’ fein für onser guats Sach. Au recht, na wiss’ mr Bscheid. Aber eins sag i euch: Die Küch bleibt dren, die isch no pfennigguat, des isch a Echtholzanfertigong vom Schreiner, die war amol saudeuer. Nirgends wird nix dribrgschtricha. ’s bleibt, wie ’s ischt.«

Und zu Margret meint er im Fortgehen: »Auf, kommsch jetzt, mir wollet onsere Mieter net weiter behelliga!« Spricht’s und ist hinaus zur Tür.

Und so kommt es, dass Oma Margret wortlos, aber immer noch das breite Fremdschämlächeln angeknipst und ohne ihren Enkel jemals richtig wach gesehen zu haben, treu ihrem Gatten folgt und mit ihm im Treppenhaus verschwindet.

EIN UNGLÜCK KOMMT SELTEN ALLEIN

oder: Altes Eisen muss man schmieden, solange es noch heiß ist

 

Kaum haben wir verdaut, dass noch eine Wohnung aufgelöst werden muss, passiert das eigentliche Unglück.

Am nächsten Morgen rufe ich bei meinen Eltern an. Sie wohnen in einem gebietsreformlich eingemeindeten Teilörtchen einer künstlich getauften Kreisstadt auf der Schwäbischen Alb, gut eine Dreiviertelstunde von Tübingen entfernt. Nun muss ich der Vollständigkeit halber sagen, dass meine Eltern und ich ein grundsätzlich freundschaftliches Verhältnis pflegen; man stelle sich darunter Freunde vor, die man gerne sieht, und zwar genau ein- oder zweimal im Jahr; man erinnert sich dabei der alten Zeiten, hat aber ansonsten nicht mehr viel miteinander zu bereden, weil beider Seiten Leben derart auseinandergedriftet sind, dass die gemeinsame Vergangenheit nur noch ein dünner Faden ist, der alles zusammenhält. Und dennoch. Ich hätte gehofft und erwartet, dass ein Enkele die ganze Kiste wieder etwas mehr zusammenleimt. Mama Waltrauds Begeisterungsstürme halten sich jedoch deutlich in Grenzen, als ich unseren Besuch für das nahende Wochenende ankündige.

»I frei mi auf di, Mädle, jesasmäßig, ond dei Vaddr au – aber an dem Sonndich hot dr Herbert doch sei großes Altherra-Turnier. ’s goht erscht nächscht Woch!«, entscheidet Mama Waltraud resolut und zeigt mir ganz klar auf, wo hier die Prioritäten liegen. Ich sage zu, wenn auch etwas angesäuert. Ein bissle mehr Willkommenseuphorie hätte mir gutgetan. Dass aus der bevorstehenden Familienzusammenführung eine Beerdigung werden soll, ahnt niemand, als ich auflege. Denn Papa Herbert macht das, womit er Mama Waltraud schon öfter gedroht hat. Er kommt an jenem Sonntag nicht mehr nach Hause.

Der Schichtdienst in einem Hochlager als Lagerleiter (Herbert selbst nennt sich immer »Leitungsbefugter Fachlagerist für Logistik«), das nahende Ende seines Arbeitslebens und die damit verbundene Verbissenheit, (noch) nicht zum Alteisen zu gehören, gipfeln in besonders sportlichen Einlagen für ein Senioren-Fußballturnier, das Ende Juli um 15:30 Uhr bei knapp 34 Grad Celsius angesetzt ist. Der Schlag trifft ihn, und zwar ausnahmsweise nicht daheim und wegen Waltraud, sondern auf dem Bolzplatz.

MARGRET MACHT ES PASSEND

oder: Gut gemeint muss net gut sein

 

Doch von alldem ahne ich noch nichts, als ich am Samstag – Stefan sitzt derweil irgendwo hinter Frankfurt im ICE auf dem Heimweg von einem Meeting – nach einem ausgiebigen Stadtbummel durch Tübingens Altstadtgassen ermattet nach Hause komme, das schlafende Büble in der Babyschale, todmüde und gleichzeitig voller Vorfreude auf einen ruhigen, kuscheligen Restsamstag samt Kaffeetass und Sofakissen. Ich wundere mich zunächst nur mäßig, warum die Haustür sperrangelweit offen steht und gleich daneben an der Hauswand mehrere absolut verschrottungsverdächtige Fahrräder lehnen. Aha, denke ich. Die Studis unter uns haben Besuch oder planen eine Radtour, aber am wahrscheinlichsten ist wohl, dass Eberhard endlich den tiefen Keller räumt. Na ja, denke ich weiterhin halbschlafig, tangiert mich alles nur peripher. Nach dem ersten Treppenabsatz werde ich allerdings hellwach, als mir eine kunterbunt berockte und bekopftuchte Dame mit meiner erst vor einer Woche gekauften Babydecke und meiner nigelnagelneuen Schautherwie-schickundgarnichtMutti-Berliner-Design-Wickeldasch unter dem Arm entgegenkommt. Ich stelle mich ihr in den Weg, Büble in der Babyschale auf den Boden, und rupfe ihr die Sachen – meine Sachen! – aus der Hand. Sofort fängt mein Gegenüber an zu zetern. Ich verstehe kein Wort, wohl aber ihre Stimmlage. Ich halte dagegen.

»Hilfe! Einbruch! Diebstahl!«, rufe ich aus Leibeskräften und hoffe inständig, dass einer der Studis zu Hause ist und mir zu Hilfe eilt.

Aber nichts passiert, außer dass mein Gebrüll Büble weckt, der daraufhin selbst zum Brüllen anfängt, was wiederum dafür sorgt, dass die Frau mir gegenüber die Augen aufreißt, rot anläuft, sich an mir vorbeidrückt und schwupps! verschwunden ist. Mit zittrigen Händen fummle ich mein wiederbelebtes Alt-Handy aus der Jackentasche. Verdammt! Akku leer! Was mach ich jetzt? Oben höre ich Stimmen. Viele Stimmen. Leute, die ziemlich ungeniert in meiner Wohnung hin- und herlaufen. Und zwischendrin: Margret! Das ist doch ganz eindeutig Margret, wie sie da lacht und plappert, ganz aufgeregt schallt ihre Stimme durch das Treppenhaus bis hinunter zu mir. Ich versteh nur noch Bahnhof. Die Babyschale mit brüllendem Büble in der rechten, meine geretteten Sachen in der linken Hand wuchte ich mich und meine Last hinauf in den dritten Stock. Meine Wohnungstür steht weit offen, und ich trete ein. Halb Aleppo mit einer Prise Bulgarien und etwas Kongo steht in meinem zukünftigen Wohnzimmer, und zwischendrin huscht Margret hin und her, ihre rudernden Hände deuten mal zur monströsen Sofalandschaft, mal zum zerschrammten Riesen-Esstisch mit dem abgeschabten Furnier, zur schnörkeligen Schnitz-Eckbank Modell Alpenländisches Hüttenglück oder aber zur Pressspan-Wohnwand in Eiche Brutal mit beleuchtetem Barfach. Ich schaue mich hektisch um. Kinderzimmer, Küche, Bad und Schlafzimmer – überall steht die Tür offen, und mindestens ein mir unbekannter Mensch darin. Es wird gewühlt, gegrapscht, gerafft. Meine Sachen! Bübles Sachen! Stefans Sachen! Als ich sehe, wie mein alter Stoffhase, den ich schon als Kind hatte und der nun Bübles Kuscheltier ist, ohne den er nicht mehr einschlafen will, in einer abgeratzten Zinser-Plastikgugg versenkt wird, krieg ich einen Schreikrampf. »Raus!«, höre ich mich toben, »Polizei« und »Diebe!«, wahlweise mal auf Deutsch und mal auf Englisch. Das zieht. Binnen weniger Augenblicke ist meine Wohnung geräumt, und da ich strategisch günstig am Ausgang stehe, konnte ich das meiste der eingesackten Sachen wieder zurückerobern. Wie viel Kraft man entwickeln kann, wenn man so richtig sauer ist, ist beachtlich!

Zurück bleibt eine Margret, die die Welt nicht mehr versteht. Böse schaut sie mich an, bevor sie sich zum schreienden Büble in seiner Babyschale hinabbeugt.

»Wie führscht du dich denn auf! Mein Gott, des arme Würmle …«

Ich stehe kurz vor einer Ohnmacht. Hatte ich zwar noch nie, aber ich stelle mir vor, dass sich das so anfühlen muss.

»Margret, was um Gottes willen hast du dir nur dabei gedacht, diese ganzen Leut hier reinzulassen?«

Margret hat Büble mittlerweile abgeschnallt, hochgenommen und hoppelt mit ihm auf dem Arm hin und her.

»Wieso? Ich hab nur im hiesiga Flüchtlingsheim angrufen und gfragt, ob die noch umasuscht a paar Möbel brauchen könnet, weil mir unsere Wohnung auflöset. I konnt ja net wissa, dass die glei so viele vorbeischicket.«

Erst jetzt merke ich, wie flau es mir im Magen ist, wanke an den Esstisch und lasse mich auf die Eckbank plumpsen. Margret hoppelt mit Büble hinterher, dem die Wackelei mit der Oma ganz gutzutun scheint.

»Margret! Hast du denn überhaupt nicht mitbekommen, dass bei denen nur das Wort ›Haushaltsauflösung‹ angekommen ist?« Und als ich berichte, wie die Herrschaften gerade dabei waren, unser Hab und Gut in Tüten zu verpacken und auf ihren Klapperrädern abzutransportieren, wird Margret abwechselnd knallerot und kreideweiß. Endlich ist der Groschen gefallen, denke ich ermattet. Ich nutze die Situation schamlos aus und strecke ihr fordernd die Hand entgegen.

»Den Schlüssel bitte, Margret. Es ist doch jetzt langsam echt mal endlich unsere Wohnung.«

Brav kramt Margret den Schlüssel aus der Hosentasche und legt ihn auf den Tisch.

»Und?«, frage ich ketzerisch, »wollte denn irgendeiner dein Gemöbel?«

Margret schaut betreten zu Boden.

»Ich darf also die Möbel jetzt doch mal entsorgen lassen?«

Margret presst die Lippen aufeinander, nickt aber kaum merklich. Endlich! Ich freu mich wie Bolle über diesen Sieg, der, wie sich bald herausstellen wird, nur ein halber ist.

Dann habe ich, angespornt von Rachegelüsten und dank eines Satzes verschwundener bügelfreier Olymp-Oberhemden und dreier offensichtlich gemopsten, frisch auf Vorrat gekauften Großpackungen Windeln, eine zündende Idee: Ich rufe gleich beim Epplehaus in Tübingen an und frage, ob sie dort nicht eben so rein zufällig ein oder zwei Sofas brauchen könnten. Und ja, sie können. Die Leute vom Jugendhaus sind erstaunlich fix und tauchen schon am frühen Abend mit einem ebenso verbeulten wie geräumigen Sprinter auf. Während ich noch ganz fasziniert die Ohrringe und Nasengehänge des einen zähle (es sind 24, glaub ich), hat die andere bereits den Zweisitzer geschultert und trägt ihn raus auf unsere Dachterrasse. Mensch Nummer drei, ebenso muskulös wie tätowiert, knüpft gekonnt mehrere Transportgurte um das gediegene Stück, und zu zweit hieven sie das Sitzmöbel über die Balustrade und lassen es zackig ab. Mit einem satten Plöng des Federkerns setzt es auf dem Asphalt auf, unmittelbar hinter dem Sprinter, der erfolgreich die ganze Hofeinfahrt versperrt. Mit dem Dreisitzer und den zwei Sesseln wird ebenso verfahren. Als ob die drei nichts anderes machen würden, haben sie die Möbelmonster in nicht mal einer Dreiviertelstunde hinter verschlossenen Transportertüren. Die zwanzig Euro Trinkgeld lehnen sie höflich, aber bestimmt ab.

»Lass mal stecken, junge Frau«, meint der mit der Ladung Altmetall im Gesicht, »sind ja heilfroh, dass wir jetzt unseren Backstagebereich für die Bands aufhübschen können.«

Und der Muskelmann grinst: »Ja, alles voll standesgemäß jetzt«, und klopft zweimal mit der flachen Hand auf eine der Sprintertüren.

Die dritte im Bunde nimmt das als Abfahrtszeichen und wirft schon mal den Motor an. Ich kann nicht anders, ich bin so erleichtert, die Sitzgarnitur losgeworden zu sein, dass ich dem Sprinter hinterherwinke, wie er aus unserem Hinterhof heraustuckert.

Wie zu erwarten löst meine Sachspende an das Epplehaus bei den Schwarzrüb’schen Schwiegereltern alles andere als Begeisterungsstürme aus. Eberhard dreht sich brüsk und kommentarlos weg, als er erfährt, dass seine über die Jahrzehnte mit viel Nachdruck vor dem Fernseher eingesessene erzkonservative Dreier-Zweier-Doppeleinergarnitur aus schmutzresistentem Edelsamt in Mokka-Nuance mit Echtholzelementen und im rustikalen Landhausstil ab sofort in einer Tübinger Hochburg der linken Socken und Bazillen steht. Ein Grund mehr für ihn, die übrigen verkannten und von uns so schändlich verschmähten Möbelstücke in Sicherheit, sprich mit viel Schweiß, Flüchen und der Hilfe von Eberhards altem Viertelesschlotzer-kumpan und Handwerkerkumpel Heinze in den tiefen Gewölbekeller zu tragen und dort vorläufig endzulagern.

Danach mache ich mich an die letzten Reste von Eberhards und Margrets Hinterlassenschaft, dem total verstaubten Inhalt des eichefurnierten Bücherregals (das man meist nicht gesehen hat, weil es sich hinter der Wohnzimmertür versteckt hielt, die immer offen stand). Ich bewundere die unter Staubschichten konservierte Bestsellerlandschaft der späten 1960er, 70er und frühen 80er. Danach hatte wohl keiner mehr in diesem Haushalt Lust am Lesen. Zwischen all den zurückgelassenen Simmels, Kishons, Danellas, Konsaliks, Römertopf- und Brigitte-Diät-Kochbüchern fällt mir beim Ausmisten eine »Protestantische Hausbibel für Jungvermählte« in die Hände; als ich sie öffne, rutscht ein kleinformatiges, unscheinbares Schwarz-Weiß-Foto zwischen den Seiten heraus: Margret und Eberhard, blutjung und unter dem efeuumkränzten Torbogen zum Gottesacker der Wurmlinger Kapelle. Beide gucken sie todernst, und hätte Margret nicht ein Brautsträußle in der Hand (nebst eben jeniger protestantischen Hausbibel für Jungvermählte) und Eberhard ein Blumengesteck am Revers, man könnte meinen, die beiden kommen frisch von einer Leich; denn nicht nur Eberhard trägt festliches Schwarz, nein, auch Margret ist umrahmt von schwarzer Spitze auf schwarzem Taft. Sie trägt die schwäbische Festtagstracht von achtzehnhundertlangsam. Seltsam, denke ich. Ein durch und durch reformatorisch durchdrungenes Paar vor einer erzkatholischen Kapelle? Die Rückseite des Fotos ist mit einer Bleistiftnotiz versehen: »Trauung Jakobus/Tü – Foto Wurmlingen/Uhland«; später hat jemand mit Kuli Ludwigs langlebige Zeilen »droben bringt man sie zu Grabe, die sich freuten in dem Tal, Hirtenknabe, Hirtenknabe, dir auch singt man dort einmal« dazugequetscht.

Weil ich das Foto wieder zurückstecken will, öffne ich den Buchdeckel; auf der ersten Seite klebt ein schnörkeliges Formular mit krakeliger Schrift. Viel kann ich nicht lesen, was der Geistliche darauf vermerkt hat, doch es lässt sich leicht erraten. Namen des Brautpaars, Geburtsorte, Datum der Hochzeit – und der Ehepsalm aus dem Korinther. Meine Neugier ist geweckt, und ich fange an zu blättern. Bibelunfest, wie ich bin, dauert das etwas. Nach einer peinlichen Weile hab ich die Stelle endlich gefunden. Ich lese sie. Ich lese sie noch mal. Erst beim dritten Mal habe ich meine Fassung wieder dermaßen arrangiert, dass ich sprachlos sein kann. Da steht:

»Der Mann ist Abbild und Abglanz Gottes. Die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Denn der Mann stammt nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann. Der Mann wurde auch nicht für die Frau geschaffen, sondern die Frau für den Mann.«

Ich denke an unseren Bibelvers zur Trauung, irgendein Schnipsel aus dem »Hohelied der Liebe«; der Pfarrer hatte es vorgeschlagen, ich fand’s ganz nett, und Stefan hatte nix dagegen. Aber das hier? Das ist ja grundgruselig! Nach kurzer Bedenkzeit schiebe ich das Bild dann doch noch zurück zwischen die angegilbten Goldschnittseiten und lege die »Protestantische Hausbibel für Jungvermählte« in die »Behalten«-Kiste, die ich für meine Schwiegereltern hergerichtet habe. Alles andere wandert in die »Zu-verschenken«-Kisten, die vor das Haus gestellt werden sollen.

Dann endlich, endlich ist die Wohnung leer. Bis auf meinen Stapel Bananenkisten, die meisten davon mit der Aufschrift »Zu verschenken«. Gerade eben haben Schwiegerpapa Schwarzrüb und Heinze das letzte Schenkelelement der Eckbank ins Treppenhaus gewuchtet, also schnappe ich die »Aufheben«-Kiste, die ich fürsorglicherweise für Margret und Eberhard gerichtet habe, und beeile mich, damit ich Margret noch erwische, bevor sie zurück nach Wurmlingen entschwindet. Tatsächlich hat sie sich schon in den Mercedes-Kombi gesetzt und wartet gottergeben auf ihren Gatten. Ich stelle die Kiste ab und klopfe gegen die Scheibe. Margret lässt sie herunter und schaut mich fragend an.

»Du«, keuche ich sie angestrengt vom Kistenschleppen an, »beim Aussortieren hab ich noch ein paar Dinge gefunden, ich dachte, die wolltest du vielleicht doch noch behalten, schau sie halt mal durch …«, und demonstrativ hebe ich die Kiste ans Autofenster und unter ihre Nase.

Ihre Augen bleiben an der »Protestantischen Hausbibel für Jungvermählte« hängen, einen Tick zu lange für meinen Geschmack, denn die dusselige Kiste ist schwer.

»Soll ich sie dir hinten reinstellen?«, frage ich Margret, die daraufhin nur nickt.

Etwas angesäuert bin ich schon, ein kleines Danke wäre nett gewesen dafür, dass ich ihre persönlichen Dinge vor dem Mülleimer gerettet habe. Wahrscheinlich ist Margret aber einfach nur ergriffen, denke ich achselzuckend, und wuchte die Kiste durch die offen stehende Heckklappe.

Die anderen sechs, sieben Bananenkisten voller alter Schinken, Küchengerümpel, Spitzendeckele und Vollplastikbilderrahmen schleppe ich nacheinander vors Haus; die ganze Zeit über sitzt Margret stumm auf dem Beifahrersitz des Schwabenpanzers und beobachtet mein Treiben durch den Schminkspiegel der heruntergeklappten Sonnenblende.

Zwei Stunden später, nachdem ich das herrlich leere, große Wohnzimmer mit Hingabe gesaugt und geschrubbt und bei der Gelegenheit auch gleich noch die restliche Wohnung von vierzig Jahren Ablagerungen befreit habe, werde ich neugierig. Ob schon alles aus den Bananenkisten weg ist? Tübingen ist ein dankbares Pflaster für »Zu-verschenken«-Kisten; man könnte glatt meinen, der Trend sei hier erfunden worden, so oft wie hier ein Obstkischtle oder Pappendeckel vor irgendeiner Haustür steht. Ich gehe ins Schlafzimmer, das zur Straße hin liegt, öffne das Fenster und schaue hinunter. Juhu, fast alles weg! Ich zähle vier komplett geleerte Kisten, zwei, in denen ein paar pendantlose Topfdeckel und einzelne Besteckteile liegen. In der letzten Kiste seh ich nur noch ein einsames Buch. Gelöst und doch gespannt hopse ich die Stufen hinab, um die Kisten wieder einzusammeln. Ich frage mich, welches literarische Werk die Tübinger so hartnäckig verschmäht haben, wo doch selbst der Konsalik ratzfatz weggegangen ist. Dann stehe ich unten vor dem Haus und schaue in die Kiste. Es ist – die »Protestantische Hausbibel für Jungvermählte«.

MUTTERGLÜCK

oder: Mama sein dagegen sehr

 

Was tut man als junge Mutter nicht alles, um mit Baby und einem Haufen schmutziger Wäsche nicht einsam und alleine tagein, tagaus daheim rumzuhocken? Man geht zur Volkshochschule oder zur Familienbildungsstätte oder zur Hebammenpraxis und macht einen Kurs (am besten zwei oder drei). Auswahl gibt es genug. Etwa indisch-schwedische Babymassagekurse, Stillgruppenkurse, »Bäuchleinweh-weg-im-Handumdrehen«-Kurse, Vorsingkurse, »Mama-Baby-Spiel-und-Spaß«-Kurse, »Fit-mit-Kid«-Kurse und natürlich »Yoga-mit Kind«-Seminare.

Ich saß also irgendwann einmal immer mittwochvormittags um 10.30 Uhr in der Tübinger Familienbildungsstätte in einem total überheizten, stickigen Kellerraum in solch einem Kurs, vor mir mein nackiges Baby, das mich gerade in hohem Bogen genüsslich nass gepinkelt hatte und nun entspannt an seinem großen Zeh lutschte. Um mich herum saßen Frauen in vergleichbarer Lebenslage, denn wie es der Zufall so wollte, waren wir bis auf eine Ausnahme alles Bubenmütter. Es war der letzte Kurstermin, und wir waren mittlerweile routinierte Babymasseurinnen. Während wir gekonnt unseren Babys das Wasserrad, den Sonnenmond und den Schmetterling machen, quatscht ein dünnes Stimmchen in die schlappe Stille hinein.

»Wie wäre es denn, wenn wir uns weiterhin treffen würden? Ich finde, wir sind so eine nette Gruppe …«

Es ist Yvonne, die da ihr Wort an uns alle richtet, eine dünne, lange, farblose Erscheinung, von Beruf Krankengymnastin an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik und stolze Mama eines gut gefütterten Jacques.

Von den anwesenden acht Damen können sich das neben Yvonne noch drei andere vorstellen:

Frauke, ehemalige Rechtsanwaltsgehilfin und nun bekennende Hausfrau und Vollblutmutti von Anton, die es durch einen Jobwechsel ihres Mannes von Hamburg-Mitte an den Rand von Rottenburg verschlagen hat;

Nele, fröhliche, stets Röckchen tragende Diplomphysikerin aus Bebenhausen und mit Emma-Marie unsere Quotenmama aus der Kategorie Mädelmutti mit ausgeprägtem Hang zu Rosa-Lila-Pink;

und, last but not least, meine Wenigkeit, die kaltgestellte Bürokauffrau mit ihrer größten Herausforderung im Leben namens Kilian, genannt Büble.

Das erste Mal treffen wir uns bei Yvonne im Französischen Viertel. Wer das nicht kennt, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um ein ehemaliges Kasernengelände der französischen Armee handelt, das zuerst von Studenten und später von Familien, Künstlern und Handwerkern besiedelt wurde, nachdem unter viel architektonischem Getöse dort quadratisch-praktisch-gute Stadthäuser mit Gewerbeeinheiten errichtet wurden. Legendär im Franzviertel, wie die Bewohner ihr zwischen zwei Bundesstraßen und der Wagenburg eingekeiltes Fleckchen Erde zärtlich nennen, ist die Mär vom vollautomatischen Hubbühnen-Parkhaus, das in schöner Regelmäßgkeit die Autos nicht mehr hergeben wollte oder aus schnöden VW-Golfs flotte Cabrios fabrizierte. Doch das ist lange her, bald sollen die autofressenden Monsterparkhäuser weg, und ansonsten sind dort alle happy. Wo Schmalzlegende Dieter Thomas Kuhn wochenends an seiner Harley schraubt, da ist das Leben an und für sich wie ein Bett im Kornfeld.

An Yvonnes Wohnwürfel angekommen, geht es erst einmal mit dem Fahrstuhl in den obersten Stock. Als sich die lackweiße Wohnungstür öffnet, blicken wir auf polierten Sichtbeton an Wand und Boden und viele, viele aneinandergereihte Quadratmeter Nichts. Wir stehen nicht im Flur, so was gibt es hier nicht. Wir stehen gleich im Wohnzimmer. Blöd, dass wir alle mit unseren Buggys und Kinderwagen gekommen sind und der Hausflur im Treppenhaus noch nicht mal Platz für einen bietet. Yvonne erlaubt uns, die zusammengeklappten Buggys am Eingang zu stapeln und die Kinderwagen auf den Balkon zu stellen. Danach schaue ich mich um. Anstatt einer Couch hat es dezent mausgrau gemusterte, riesige Bodenkissen, die spärlich mit Babyspielzeug garniert sind. In einer Ecke kauert die offene steingraue Küchenzeile, in der anderen duckt sich der filigrane Esstisch aus Alu und Glas. An einer Wand sehe ich drei unauffällig eingelassene Türen, die wohl zum Schlafzimmer, zum Kinderzimmer und zum Bad führen. Auf der entgegengesetzten Seite blicken wir durch die vorhanglosen und vollflächigen Panoramafenster ungebremst auf das Wohnhaus gegenüber. Ein Metallgestänge deutet den Balkon an, der außer einer verdursteten Yuccapalme und unseren Kinderwagen unmöbliert ist. Ein einsames Bobbycar hat sich in eine Ecke geparkt und kuschelt sich verloren an einen Sandeleimer.

Während unsere Babys, angetrieben von so viel Freiraum, gleich munter draufloskrabbeln, stehen wir Mütter etwas unschlüssig herum und können uns nicht zwischen den unbequemen Bodenkissen oder den ungemütlichen Esstischstühlen mit transparenter Kunststoffsitzschale entscheiden. Yvonne macht es uns leicht. Sie stellt den Tiefkühlkuchen vom Bio-Supermarkt beim Depot demonstrativ auf den Esstisch und fragt getränketechnisch nach unseren Vorlieben.

»Ich hab Biotee Rhabarber-Vanille und Rotbusch-Orange. Oder will eine von euch lieber einen Stilltee?«

Kurz darauf sitze ich also auf einem absolut kreuzunverträglichen Designverbrechen von Stuhl, dessen Funktion ganz eindeutig der Form folgt, und nippe an meinem Stilltee, während Jacques’ Kauleisten ausgiebig einen Zipfel der Bodenkissen bearbeiten, Anton gestillt wird und Emma-Marie vergeblich, aber ausdauernd versucht, die rosa Schleifchen von ihrem Strampler zu rupfen. Kilian gähnt und quengelt, er wird wohl bald auf meinem Schoß ein kurzes Nickerchen einlegen. Ich linse sehnsüchtig auf das Stück Kuchen auf dem Teller vor mir, das ich nun dank schlafigem Kind und fehlender dritter Hand nur angucken darf. Immer mal wieder wandert mein Blick aus der unverschämt unverhüllten und überdimensionierten Fensterfront. Und trifft dort auf die Blicke interessierter Nachbarn vom Haus gegenüber. Eine mittelalte Dame erfreut sich ganz offensichtlich an dem idyllischen Bild junger Mütter. Immer wieder lächelt sie mich breit an, wenn ich sie aus Versehen anschaue. Schließlich verschwindet sie, um kurz darauf mit einer Tasse in der Hand wiederzukommen. Sie setzt sich an ihr Fenster, um ja nichts zu verpassen, und linst weiterhin unverhohlen zu uns herüber.

Zwei Fenster weiter langweilt sich ein Schüler über seinen Hausaufgaben und bohrt äußerst tiefgründig in der Nase. Das Ergebnis wird ausgiebig betrachtet, bevor es vom Finger geleckt wird. Zur Aufheiterung seiner selbst versucht er dann, Blickkontakt aufzunehmen und bei Erfolg Grimassen zu schneiden oder uns die Zunge rauszustrecken.

Schon denke ich ans nächste Stillen, und mir wird anders. Vor allem dann, als ganz rechts ein Rollladen geräuschvoll und mit Karacho nach oben gezogen wird und ein mürrischer junger Mann, nur in rot gestreiften Boxershorts, am bodentiefen Fenster steht und zu uns rüberstarrt, sich beiläufig eine Kippe anzündet, um sich dann geistesabwesend und ausdauernd am Sack zu kratzen. All das hindert ihn nicht daran, weiter zu uns rüberzustarren. Yvonne scheint das alles nicht zu stören. Wahrscheinlich sieht sie das schon gar nicht mehr, denke ich und frage mich gleichzeitig, ob sie das jemals so gesehen hat wie ich. Ich komme zu dem Schluss, wer als Physiotherapeutin tagtäglich an den unterschiedlichsten Körpern fremder Menschen herumtherapiert, der hat irgendwann mal Hornhaut auf den Augen.

Ich versuche, mir eine unauffällige Strategie zu überlegen, wie ich mich irgendwie so umsetzen kann, dass ich das Fenster im Rücken habe. Vielleicht nicht ganz Feng-Shui, aber das ist mir ehrlich gesagt scheißegal. Der liebe Gott hat ein Einsehen mit meinem Elend und sendet einen grellen Sonnenstrahl durchs Fenster, der mir und Kilian ins Gesicht leuchtet. Kilian wird unruhig, und so habe ich einen triftigen, weil allseits anerkannten Grund, mich umzusetzen.