Ein Höschen flattert im Wind - Aveleen Avide - E-Book

Ein Höschen flattert im Wind E-Book

Aveleen Avide

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Beschreibung

Diese Geschichte wurde entnommen aus dem Band «Samtene Nächte». Verführerisch. Zwei Jahre Enthaltsamkeit sind zwei Jahre Enthaltsamkeit zu viel. Heute gibt sie ihrem Mann die letzte Chance – doch der lässt sie abblitzen. Nur gut, dass sie vorgesorgt hat: Mit ihrer Freundin Marga geht sie zu wummernden House-Beats tanzen. Da sieht sie einen Typ auf der Tanzfläche, groß, dunkel, dessen Lächeln nur ihr gilt. Weiß sie noch, wie Verführung geht? In Aveleen Avides prickelnden Erzählungen nehmen sich Frauen, was sie begehren.

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Seitenzahl: 38

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Aveleen Avide

Ein Höschen flattert im Wind

EIN HÖSCHEN FLATTERT IM WIND

Frauke und Dietmar saßen auf ihrer Terrasse, die von einem Zweitausend-Quadratmeter-Grundstück eingesäumt wurde. Hier, in dieser Kleinstadt, in der man die meisten Bewohner, wenn nicht vom Namen, dann doch vom Sehen oder Hörensagen kannte, lebten sie am Stadtrand, an den man nur sauber herausgeputzte Einfamilienhäuser hingebaut hatte.

Das Wetter war föhnig warm, aber bereits für die kommende Nacht hatten die Nachrichten Sturm für die Gegend gemeldet. In der Ferne sah Frauke eine aus Westen kommende, einheitlich hellgraue Wolkenwand, die überraschend schnell näher rückte. Bedrohlich sah sie nicht aus, nur düster. Aber vielleicht hatte sich der Wetterbericht ja auch geirrt, und es würde nur sehr windig werden.

Hätte ihre Freundin Marga Frauke beschreiben sollen, wären ihr eindeutige Attribute eingefallen. Frauke war eine Frau mit einer klaren Haltung, sie arbeitete gern und konnte Menschen, die ständig über ihren Job nörgelten, nicht ausstehen. «Jammern» nannte Frauke es. Ein Mann, der etwas von ihr wollte, sollte tunlichst zusehen, dass er eine klare Vorstellung von seinem Arbeitsleben hatte – mit anderen Worten: Sie konnte keinen brauchen, der sich ziellos vom Leben umhertreiben ließ oder so gar keine Ambitionen zeigte, im Berufsleben vorwärtszukommen. Frauke war ein Mensch, auf den man sich hundertprozentig verlassen konnte und die sich mit dem Finanzvorstand einer Firma über den Jahresabschluss genauso gut unterhalten konnte wie mit einem Politiker über dessen Wahlerfolge oder mit einem wildfremden Bildhauer über Kunst.

Müßiggang war ein Begriff, der einem bei Frauke wahrlich niemals in den Sinn käme. Allerdings machte sie sich meist selber Stress. Sonnte sie sich im Bikini auf der Liege auf ihrer riesigen Terrasse, dann lag sie keine fünf Minuten still. Mal hatte sie das Getränk und ein Glas vergessen, danach fiel ihr ein, dass sie eigentlich eine Sonnencreme brauchte, dann wiederum hätte sie bereits vor Stunden einen Apfel essen wollen – das würde sie eben jetzt nachholen. Kaum lag sie wieder in einer bequemen Stellung, fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, die Wäsche aus dem Keller zu holen… Und so ging das weiter, bis sie – von Arbeitseifer getrieben – sowieso wieder nach drinnen gehen musste.

Sie war eine erklärte Nichtraucherin, und wer ihr Haus betrat, durfte dort nicht rauchen. Dies machte sie dann auch jedem klar, der sie um Erlaubnis fragte. War sie aber unterwegs und trank ein wenig Alkohol, dann rauchte sie genauso viel wie jeder Raucher. Außerdem hätte man sie beim Ausgehen kaum wiedererkannt, denn das Sprichwort «Wehe, wenn sie losgelassen werden…» passte hervorragend auf sie – zumindest war es so gewesen, bevor sie mit Dietmar zusammengekommen war.

Dietmar war heute etwas früher als üblich nach Hause gekommen, und Frauke hatte ihm ein Goldbarschfilet in Weißweinsoße mit Pellkartoffeln gezaubert; natürlich durfte ein frischer Salat aus dem eigenen Gartenbeet nicht fehlen, denn Vitamine waren wichtig für den Menschen, so der Leitsatz von Frauke.

Sie trug unter ihrem adretten Bürooutfit Unterwäsche, die sie sich extra für heute gekauft hatte. Aber davon ahnte Dietmar noch nichts.

«Schmeckt es dir?» Sie wartete gespannt auf die Antwort, da er gerade schluckte.

«Hm.»

Das hätte sie sich denken können, dass er dies als Antwort gab, und natürlich sah er nicht einmal von seinem Teller auf. Nach sechs Jahren Ehe und vier weiteren Jahren, die sie davor bereits zusammen gewesen waren, hätte sie das nun wirklich wissen müssen.

Heute würde sie ihm eine letzte Chance geben, aber auch davon ahnte er nichts, als er einen Bissen des auf den Punkt gebratenen Fisches in den Mund schob. Seit Jahren kein Wort des Lobes… Okay, sie hatte von Anfang an gewusst, dass man mit ihm zwar hochgeistige Gespräche führen konnte, er aber nicht gerade eine Ausgeburt an Spontanität und Herzenswärme war.

Marga, ihre Freundin, hätte ihn jetzt wieder kalten Fisch genannt, und im Stillen gab Frauke ihr recht, zugegeben hätte sie es aber wahrscheinlich nicht. Auch das hatte sie schon immer gewusst, aber schließlich war seine Fähigkeit zu diskutieren eine seiner für Frauke wichtigsten Eigenschaften gewesen. Und mit Diskutieren meinte Frauke nicht, einen Streit wie keifende Fischweiber auszutragen, was viele Paare als Diskussion bezeichneten, sondern über Fragen der Weltpolitik, Themen aus der Zeitung oder die Futterpreise für die Bauern zu diskutieren – obwohl sie kein Vieh hatten.