Ein Jahr in Neuseeland - Anja Schönborn - E-Book

Ein Jahr in Neuseeland E-Book

Anja Schönborn

3,8

Beschreibung

* Eines der beliebtesten Auswanderziele Neuseeland ist als Reiseziel ganz groß im Kommen. Anja Schönborn erzählt von traumhaften Landschaften, vom Alltag in den Städten Wellington und Auckland, von der faszinierenden Kultur der Maori und ihren Begegnungen mit den offensten und gelassensten Menschen der Welt, den "Kiwis".

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Anja Schönborn

Ein Jahr in Neuseeland

Reise in den Alltag

Impressum

Originalausgabe

3. Auflage 2014

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2009

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung und -konzeption:

R·M·E Eschlbeck / Botzenhardt / Kreuzer

Umschlagmotiv: © Corbis

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book): 978-3-451-80263-8

ISBN (Buch): 978-3-451-05968-1

Inhalt

Vorwort

Februar Das schönste Ende der Welt

März Ankunft im neuen Leben

April Ups and Downs

Mai Haussuche auf Neuseeländisch

Juni Alltag in Mittelerde

Juli Winter im Pazifik

August Auckland without Auckland

September Sie kommen ...

Oktober Back to work

November Die Erde bebt

Dezember Erdbeeren zu Weihnachen

Januar The grand Final

Für meinen Mann,

ohne dessen grenzenlose Unterstützung

ich dieses Buch nicht hätte schreiben können.

Vorwort

Viele Leute haben uns immer wieder gefragt: „Warum geht ihr weg, warum ausgerechnet nach Neuseeland?“

Meine Schwester und ich sammelten als Kinder Briefmarken. Wir haben uns die Welt einfach aufgeteilt: Sie sortierte alle Marken aus Europa und Amerika, ich war für Australien, den Pazifik und Asien zuständig. Schon damals war ich von den Naturmotiven aus Neuseeland fasziniert, es wurde zu meinem Traumland. Allerdings hatte ich als kleines Mädchen nicht die leiseste Ahnung, wo dieses New Zealand überhaupt liegt, geschweige denn, dass ich später tatsächlich einmal dort leben würde.

Die Neuseeländer nennen sich nach ihrem Nationalvogel selbst Kiwis und sie wissen, dass ihr Land ein ganz besonderes Fleckchen Erde ist.

Bereits 1906 nannte der damalige neuseeländische Premierminister Dick Seddon seine Heimat God’s own country. Später wurde durch den Dichter Allen Curnow daraus Godzone. Und wer das Ende der Welt einmal selbst kennengelernt hat, kann sicherlich nachvollziehen, wie Neuseeland zu diesen Namen kam.

Als ich das erste Mal während der Herr der Ringe Verfilmung nach downunder kam, war ich als Tolkien-Fan einfach nur neugierig auf Mittelerde und die gigantischen Naturkulissen. Doch mein Gefühl, als ich in Auckland aus dem Flugzeug stieg, war ganz merkwürdig, anders als in allen anderen Urlauben. Ich erinnere mich daran, als ob es gestern gewesen wäre: Auch wenn alles um mich herum fremd und neu war, hatte ich tief im Inneren das leise Gefühl, zu Hause zu sein, angekommen zu sein.

Nach mehreren Urlauben träumen mein Mann Gunnar und ich davon, in dem von Deutschland entferntesten Land der Welt zu leben – es zumindest zu versuchen. Selbst die Geburt unserer Zwillinge Mia und Amy kann uns nicht aufhalten. Wir geben unsere sicheren Jobs in Deutschland auf, lassen Familienangehörige und Freunde zurück. Wie schwierig wird es wohl sein, in dem neuen Land Fuß zu fassen? Eine gewagte und spannende Reise beginnt. – Ein Jahr im Land der Kiwis.

Februar Das schönste Ende der Welt

„Zwei Erwachsene, zwei Kinder bitte!“ Die von der Sonne tief gebräunte schwarzhaarige Angestellte des Whalewatch-Unternehmens lächelt uns an. „Wickelräume sind da hinten und dort drüben ist eine kleine Spielecke.“ Sie deutet auf einen gemütlichen Berg aus bunten Sofakissen, vor dem Holzklötzchen, Bücher und jede Menge Stoffwale in einem großen, breiten Bastkorb liegen. „Ich hoffe, ihr seid seefest. Das Meer ist heute Morgen etwas rau.“ Die Frau polynesischer Herkunft rümpft ihre platte Nase und grinst verschmitzt. Auf unseren Schiffstickets steht dick gedruckt: „Whalewatch. Sollten Sie nicht mindestens einen Wal sehen, bekommen Sie Ihr Geld zurück.“ Das ist kulant.

Ein Kleinbus bringt uns mit den anderen Touristen zur Anlegestelle des Speedboots etwas außerhalb Kaikouras. Der 2000-Seelen-Ort liegt etwa eine Autostunde nördlich von Christchurch auf der Südinsel Neuseelands. „Welcome on board.“ Captain Amiri und seine Crew reichen uns beim Einsteigen die wettergegerbten, rauen Hände, damit wir nicht in die bei jeder Welle größer werdende Lücke zwischen Steg und Boot fallen. Das Schiff wackelt und schaukelt auf den hohen Kämmen und kleine Gischtwolken spritzen mir ins Gesicht. Nur ab und zu gucken ein paar Sonnenstrahlen hinter den Schäfchenwolken hervor. Der Wind lässt die blaue neuseeländische Nationalflagge mit den Sternen und dem roten Kreuz am Bug lautstark hin und her flattern. Wir werden in die Passagierkabine gelotst. Das Innere ist geräumig, hat aufgereihte türkisgrüne plüschige Sitze wie in einem Nobelbus. Hohe Wellen klatschen mit Getose gegen die Scheibe neben mir. Mia und Amy quieken vor Vergnügen, patschen mit ihren Händchen von innen gegen das Fenster und versuchen, die herunterlaufenden Wassertropfen zu fangen.

„Ich bin Captain Amiri, das ist mein Skipper Huatare, und das ist Reka, unsere medizinische Assistentin“, stellt sich die Crew vor. „Eine medizinische Assistentin an Bord, das ist aber nobel“, denke ich. Sollte sich wirklich jemand den Fuß brechen, ist sofort eine Fachkraft da. Die Tourguides sind überwiegend Maori, die sogenannten polynesischen Ureinwohner Neuseelands. Sie besitzen immer noch viele Fischgründe und Land um die Küsten. „Unsere Vorfahren waren hier in Kaikoura ansässige Walfänger und haben die letzten Wale noch bis 1964 gejagt. 1978 wurden der Walfang und die Jagd auf Robben und Delfine gesetzlich verboten“, führt uns Skipper Huatare in die Tour ein. Vom Waleabschlachten zum Walegucken – das ist eine 180 Grad-Kehrtwendung. „Bitte stehen Sie während der Fahrt nicht auf. Wir halten an, sobald wir mit unserem Sonargerät Wale geortet haben. Dann können Sie die Tiere oben an Deck in Ruhe beobachten. Während der Fahrt ist es zu gefährlich, besonders heute, wo die Wellen bis zu fünf Meter hoch sind. Die besten Fotomotive gibt es sowieso erst, wenn die Wale wieder abtauchen. Dann sieht man die typische Schwanzflosse herausragen. Wir sagen Bescheid, wenn es soweit ist. Is everybody ready to rumble?“

Der Steg und die Häuschen werden immer kleiner, und das Boot rast und springt über das turbulente, weiß aufgewühlte Wasser hinaus aus der Bucht von Kaikoura.

Unsere Zwillinge sind gerade ein Jahr alt und starren wie gebannt auf die Videoleinwand, auf der ein Kurzfilm über die besondere Beschaffenheit dieses östlichen Küstenabschnitts und das außergewöhnliche Wildlife im Pazifik informiert. „Hier wurden 15 der insgesamt 74 existierenden Spezies an Wal- und Delfinarten gesichtet. Das ist weltweit einmalig und für viele Forscher besonders interessant“, erklärt der Sprecher die Videografik. Von den Kaikoura Ranges, einer massiven Bergkette im Hinterland, fällt der Meeresboden binnen weniger Kilometer steil bis auf eine Tiefe von weit über 1000 Metern ab. Walgesänge sind zu hören und beeindruckende Aufnahmen von tauchenden Walen flimmern über den Screen. „Ein Unterwasserstrom schwemmt große Mengen organischen Materials nach oben. Das wiederum liefert beste Lebensbedingungen für Plankton, die Nahrung vieler Walarten.“

Der Captain wippt auf seinem gefederten Stuhl auf und ab und beobachtet das Sonargerät des Skippers, als es zu piepen beginnt. Geschickt wendet er das Boot entgegen den Wellen um 180 Grad, fährt noch ein paar Meter weiter und stoppt dann die Motoren. „Zu unserer Linken werden wir wahrscheinlich gleich einen massiven Walrücken entdecken“, verspricht er, und alle springen auf. Die glitschigen, nassen Stufen hinauf zum Deck nehme ich im Zweierschritt. Und da sehe ich ihn, den riesigen weißgrauen Körper, der eher aussieht wie ein gigantisches Felsmassiv. „Das ist ein weiblicher Pottwal. Das Säugetier ist etwa 15 Meter lang, tankt jetzt für eine Viertelstunde über die gesamte Körperoberfläche Sauerstoff auf und kann dann wieder zwei Stunden in bis zu 3000 Metern Tiefe Riesentintenfische jagen“, tönt es aus dem Lautsprecher. Ich bin sprachlos. Aus dem Atemloch am Kopf prustet das Tier jede Menge Luft und feinste Wassertröpfchen in einer riesigen Fontäne nach oben – pffffft. Was für ein Schauspiel. Ich komme mir auf unserer schaukelnden Nussschale winzig klein vor.

Die Haut des Pottwals ist an manchen Stellen aalglatt, dann wieder vernarbt und zum Teil sogar mit grünen Algen und einer Art Muschel bedeckt, die aussieht wie kleine kantige Steine. Überwältigt versuche ich, das gewaltige Tier vor die Linse meiner Kamera zu bekommen. Wenn man so über das weite Meer blickt, kann man sich gar nicht vorstellen, dass dort überall so riesige Tiere leben. „Und das hier ist nun ein Teil unserer neuen Heimat.“ Ich schließe die Augen und hole tief Luft.

„Achtung, jetzt taucht er gleich ab. Halten Sie Ihre Fotoapparate schussbereit!“, warnt uns der Captain vor. Der Wal scheint sich von unserem Boot überhaupt nicht gestört zu fühlen. Wie in Zeitlupe, langsam und graziös taucht er hinab in die Tiefe. Seine mächtige Schwanzflosse ragt zum Schluss weit über die Oberfläche hinaus und Wassermassen rinnen daran herunter wie über das Felsmassiv nach einem Regenguss in den Bergen. Lautlos verschwinden die letzten Spitzen. Dann ist das Spektakel vorbei und der Wal verschwunden, als ob er nie dagewesen wäre.

Ich will mich schon wieder auf den Weg zurück in die Kabine machen, als sich die Leute gegenüber wild gestikulierend weit über die Reling lehnen. „Auf der rechten Seite fliegt gerade ein Königsalbatross vorbei. Sie haben eine Flügelspannweite von bis zu dreieinhalb Metern und können bis zu zwölf Kilo schwer werden, im Tierreich ist das einmalig. Und direkt darunter, in einer Entfernung von etwa zehn Metern, kämpft gerade ein yellow-eyed penguin gegen die Wellen an“, macht uns der Captain aufmerksam. Den Albatross kann ich nur noch erahnen, aber tatsächlich, im Wasser schwimmt ein einzelner, etwa 70 Zentimeter großer Pinguin mit gelben Rändern um die Augen. „Es sieht aus, als ob er um sein Leben paddelt in den hohen Wellen“, sage ich mit etwas besorgter Stimme zu der Frau neben mir. „Hey, der ist nur auf dem Weg zu seiner Kolonie und sucht nach Fisch. Alles o.k.“, antwortet sie zuversichtlich und lacht. „By the way, I’m Laura and this is my hubby Steve.“ Sie meint wohl ihren Mann, husband.

Wir erfahren, dass die beiden aus Queenstown kommen und gerade mit dem Campervan im Sommerurlaub sind. Laura hat leicht rötliche krause Haare, helle Haut und viele Sommersprossen im Gesicht. Steve sieht aus wie ein typischer Kiwi: ein Beanie, eine Wollmütze, auf dem Kopf, T-Shirt und kurze, graue bequeme Outdoor-Shorts, und natürlich barfuß. Selbst im tiefsten Winter laufen die Kiwis so herum – ganz ohne Schuhe. Und das Beanie bleibt auf, komme was wolle – ob im Café, im Supermarkt oder in der Disco.

Steve scheint tatsächlich auch trotz des Windes überhaupt nicht zu frieren. „Hey, happy Camper?“, fragt er uns auf dem Weg zurück unter Deck. In Neuseeland ein gängiger Ausdruck, der nicht im Geringsten etwas mit Camping zu tun hat. Steve möchte einfach wissen, ob bei uns alles in Ordnung ist. Und dass die Frage ironisch gemeint ist, wird mir schnell klar.

„Habt ihr keine Probleme mit der Seekrankheit?“, fragt er weiter. In diesem Moment laufen wir an einer älteren Frau vorbei, die sich mit einer Spucktüte auf einem Notsitz niedergelassen hat. „Die sieht aber ein bisschen grün im Gesicht aus“, witzelt Laura leise. Die beiden Kiwis setzen sich neben uns. „So where are you from anyway?“ Laura und Steve sind ausgesprochen freundlich – Kiwis eben. „Aus Deutschland. In einer Woche beginnt für uns der Ernst des Lebens. Gunnar braucht einen Job, und dann wollen wir versuchen, hier Fuß zu fassen.“ Wir erzählen, dass wir schon ein paar Mal im Urlaub hier waren und uns die Natur und auch die Mentalität der Leute so gut gefallen. „Es ist ja ganz schön mutig, das mit zwei Kindern zu probieren. Wir drücken euch die Daumen. By the way. Welcome to New Zealand!“ Sie lachen und geben uns die Hand – mir wird warm ums Herz.

Kaum startet das Boot wieder, hören wir Spuckgeräusche, das typische Würgen, wenn sich jemand übergibt. Unauffällig drehe ich mich um. Neben der älteren Frau, die immer noch wie versteinert auf dem Notsitz in ihre Tüte starrt, übergibt sich ein zweiter Passagier in hohem Bogen über die Reling. „Das ist ja filmreif.“ Mein Mann Gunnar lacht. „Disgusting!“, Steve dreht sich ein bisschen angewidert zur Seite. „Sämtliche Touren nach uns sind wegen des Wetters auch abgesagt worden“, berichtet er dann. Wir beobachten amüsiert und natürlich auch ein wenig mitleidig, wie immer mehr Passagiere die Farbe im Gesicht verlieren und käseweiß werden. Die Spucktüten gehen weg wie warme Semmeln. Nun wird mir klar, warum es hier eine medizinische Assistentin gibt: Sie ist schwer beschäftigt und sammelt mit weißen Gummihandschuhen die benutzten Beutelchen wieder ein.

Das Boot hält erneut. Gespannt laufen wir wieder nach oben auf die Plattform. Eine ganze Schule Orcas bewegt sich direkt auf unser Boot zu. Ihre großen schwarzen Flossen ragen heroisch aus dem Wasser. Drei oder vier Tiere kommen näher und näher, in ihrer Mitte schwimmt ein kleines Kalb. Kurz bevor sie uns rammen, drehen sie sich auf den Rücken und tauchen unter unserem Boot durch. „Hast du die weißen Bäuche gesehen? Die Orcas haben uns angeschaut!“, platzt es aus Laura heraus. „Da fragt man sich wirklich, wer da wen begutachtet, oder?“ Ich ramme Gunnar vor Aufregung den Ellbogen in die Seite. „Wenn wir Orcas sehen, dann ist die Chance auf Delfine gleich null. Orcas jagen Delfine.“ Steve kennt sich aus, kommt eigentlich aus einem kleinen Nest namens Akaroa südlich von Christchurch, das auf einer Halbinsel gelegen ist. Er ist, wie viele Kiwis, oft mit seinem Vater im Fischerboot draußen gewesen. Angeln ist Teil des Alltags in Neuseeland wie das Radfahren in Deutschland.

Die ganze Tour über unterhalten wir uns mit den beiden Kiwis. Sie sind wie wir Anfang bis Mitte Dreißig und arbeiten in einer der Agenturen, die Touren für Extremsportfans in Queenstown anbieten, dem Bungee-Jumping-Eldorado.

„Stellt euch vor, wir waren gestern beim Delfinschwimmen in Akaroa. Ich wollte Laura unbedingt unsere Heimatbucht und die schlauen Hektors zeigen. Das sind die kleinsten Delfine der Welt, sie sind nur gut einen Meter lang.“ Steve amüsiert sich köstlich über den etwas angesäuerten Gesichtsausdruck seiner Frau. „Jetzt plaudert er wieder alle Peinlichkeiten aus.“ Sie lacht. „Ihr seid wirklich mit den Delfinen im Wasser gewesen?“, frage ich. „Na ja, fast. Bei der Einführung im Shop hat man uns erst einmal darüber informiert, dass kurz zuvor schon einige Touren abgesagt werden mussten, weil ein Hai in der Bucht war. Ihr müsst wissen, Laura hat schreckliche Angst vor Haien. Sie liebt Weiden und Schafe, aber das Meer ist ihr nicht so ganz geheuer.“ Er grinst. „Als die Organisatoren dann auch noch berichteten, dass es sich um einen Great White, einen weißen Hai, handelt, ist mir Laura fast umgekippt.“

„Sie haben den Touristen wochenlang freigestellt, ob sie ins Wasser wollen oder nicht“, verteidigt sich Laura. „I wouldn’t go in there, not for all the tea in China!“, sagt sie völlig entrüstet. „Keine zehn Pferde bringen mich da ins Wasser.“ Ich kann sie verstehen. Letztlich sei der Hai dann aber nicht mehr gesichtet worden. Passiert war natürlich auch nichts. „In the end, I went with him on the boat!“ – „Wie mutig!“, frotzelt Steve zurück.

Das Delfinschwimmen muss trotzdem unglaublich gewesen sein. Steve erzählt, dass man die Hektordelfine am besten anlockt, indem man Geräusche unter Wasser macht. Dann werden die intelligenten Tiere neugierig. „Ich habe durch den Schnorchel meiner Tauchausrüstung We all live in a yellow submarine gesungen, oder eher getrötet, und mit meinem Ring gegen den Plastikrand der Brille geklopft.“ Er führt lebhaft vor, wie er im Wasser liegend mit einer Hand wilde Schwimmbewegungen macht, um nicht unterzugehen, und sich mit der anderen gegen die Schläfe hämmert. „Binnen Minuten sind drei Delfine vor mir aufgetaucht. Das Wasser war leider ziemlich trüb, sodass ich sie erst spät gesehen habe. Von Deck aus bekommt man Anweisungen, man soll da und dort hin gucken. Aber das hört man natürlich kaum. Und dann sind die Hektors völlig synchron einfach unter mir durchgetaucht und haben mich angesehen. Es war der pure Wahnsinn!“ Steve ist noch immer enthusiastisch, überhäuft uns mit einem Redeschwall in Kiwi-Slang, dem wir nur extrem konzentriert folgen können. Schon bei unseren Neuseeland-Urlauben dauerte es jedes Mal Tage, bis wir uns wieder in den typisch neuseeländischen Dialekt eingehört hatten.

Nach einer weiteren Stunde auf rauer See und noch zwei Pottwalen torkeln wir benommen zu sechst, die Kinder unterm Arm, zurück an Land auf festen Boden. So ganz wohl ist mir nun auch nicht mehr.

„Shall we go for a coffee?“, fragt Laura, als uns der Zubringer-Bus vor dem Souvenirshop des Whalewatch-Hauses auslädt, und wir alle etwas unschlüssig herumstehen. „Warum nicht. Vielleicht eher etwas Hochprozentiges gegen die Übelkeit“, antwortet mein Mann lachend. „Let’s go to the Beach-house café then. They have yummy food, too!“ Leckeres Essen – vielleicht hilft das gegen das flaue Gefühl im Magen. – „Sweet as!“, antwortet Steve in guter Kiwi-Manier, was soviel heißt wie: Gute Idee. Prima!

Wir ergattern einen Tisch auf der Terrasse mit Meeresblick und dem Strand direkt vor der Nase. Ein fischiger Geruch aus Algen und Seewasser mischt sich mit dem Duft von Kaffee und Essen aus der Küche. „Heute Abend besuchen wir noch Steves Eltern. Sie haben uns zum barbie eingeladen.“ Barbie, BBQ oder auf gut Deutsch Grillen ist in Neuseeland nach dem Fischen die beliebteste Freizeitbeschäftigung. Sommer wie Winter, hier wird gegrillt, was das Zeug hält. Die Kiwis versuchen, sich mit der Ausstattung ihrer barbies auch stets zu übertreffen: Es gibt six- and eightburners, die Gasgrills werden von verschiedenen Zündern geheizt und je mehr ein BBQ davon hat, desto toller ist das Ding. Der Grill – ein echtes Prestigeobjekt.

„Was habt ihr denn mit euren zwei Kleinen hier noch vor?“, will Steve wissen. „Wir wollen morgen früh weiter nach Queenstown, bevor wir dann nach Wellington fliegen und Gunnar sich auf Jobsuche begibt“, erkläre ich. „Habt ihr in Queenstown schon eine Bleibe?“ – „Nein, wir wollen heute Abend mal im Internetcafé nach Ferienhäuschen suchen.“ – „Warum bleibt ihr nicht in unserem Appartement?“, schlägt Laura spontan vor. „Wir wohnen ganz nahe am Zentrum und sind die nächsten zwei Wochen noch out and about, unterwegs.“ Wir zögern. Wirklich ernst können die beiden das Angebot doch nicht gemeint haben, schließlich kennen sie uns doch erst seit zwei Stunden. „Honestly. We wouldn’t say it if we didn’t mean it!“, bekräftigt Steve den Vorschlag seiner Frau. Gunnar und ich sehen uns fragend an. Wir sind beide etwas irritiert. „Das können wir nicht annehmen!“ – „Come on, don’t be shy. Der Schlüssel liegt unter einer großen Muschel links neben der Haustür.“ Laura scheint es ernst zu meinen. „Und im Kühlschrank sollten sogar noch ein paar kühle Biere stehen“, fällt Steve Laura ins Wort.

Es ist schon ziemlich ungewöhnlich: Zwei uns völlig fremde Kiwis laden uns einfach so ein, in ihrem Haus zu wohnen, weil sie selbst gerade nicht daheim sind? Wieder stelle ich fest, dass diese Mentalität doch etwas ganz Besonderes ist – unvoreingenommen, offen, vertrauensselig und überaus gastfreundlich. Steve und Laura überreden uns so lange, bis wir nicht mehr ablehnen können. „Ach übrigens: Wenn ihr etwas unternehmen wollt, geht zu Shotover Jet und sagt, dass ihr Freunde von uns seid. Dann machen sie euch bestimmt einen guten Preis.“ Mir schwirren die Ohren. „Ihr seid unglaublich! Tausend Dank!“ Die beiden Kiwis schenken uns noch eine Straßenkarte und zeichnen uns den Weg zu ihrem kleinen Häuschen mit Kugelschreiber ein. Zum Abschied tauschen wir die Telefonnummern aus und verabschieden uns mit einer herzlichen Umarmung und vielen lieben Worten. „Enjoy and see ya!“, ruft Laura noch einmal über die Schulter zurück.

Schafe, so weit das Auge reicht. Egal ob hügelig, brettereben oder leicht bewaldet – überall sind Schafe. Und stehen einmal nicht die wolligen neuseeländischen Lämmchen mit den süßen Gesichtern hinter den einfachen Drahtzäunen, sind es deer, also Rehe, oder Kühe. Es gibt wirklich kein Stück ungenutzte Grünfläche in diesem Land. Das macht es auch schwer, einfach so loszuwandern. In unseren Urlauben sind wir oft nur auf angelegten Wanderwegen vorangekommen. Eigens gebaute Holztreppchen führten über Zäune und auf privates Farmland. Wir liefen dann direkt neben dem Vieh über die Koppeln.

Die Landwirtschaft ist auch Neuseelands Wirtschaftszweig Nummer eins, dicht gefolgt vom Tourismus. Neuseeländische Lammsteaks, Braeburn-Äpfel und Kiwis aus Neuseeland gibt es heutzutage in jedem deutschen Supermarkt – trotz des langen Transportweges.

Es ist allerdings ein Mythos, dass es in Neuseeland zwanzigmal so viele Schafe wie Einwohner gibt. Auch wenn man diese beliebte Aussage beim Durchfahren weiter Landstriche der Südinsel annehmen könnte. Tatsächlich leben mittlerweile über vier Millionen Menschen in Neuseeland und über vierzig Millionen Schafe. Das gibt also einen Schnitt von immerhin zehn Schafen pro Kopf. In Australien sind es nur fünf.

Vergleicht man die Flächen, könnte man sagen, dass Neuseelands Nord- und Südinsel gemeinsam etwa die Größe der alten Bundesrepublik haben. Allerdings leben hier gerade einmal soviel Menschen wie in Berlin und Umland – die Besiedelung ist also extrem dünn. Auckland allein hat schon über eine Millionen Einwohner, zwei weitere Millionen Menschen verteilen sich auf die Nordinsel Neuseelands. Da bleibt für die Südinsel nur gut eine Million übrig. Und so ist es kein Wunder, dass man dort stundenlang keiner Menschenseele begegnet und sich entgegenkommende Autofahrer mit Handzeichen begrüßen. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum viele Brücken nur einspurig gebaut sind. Manchmal sind auf der schmalen Fahrbahn sogar noch Zuggleise verlegt. Unfälle passieren trotzdem kaum.

Ein Verkehrsschild zeigt uns auch jetzt die Regelung der one lane bridge an. Weit und breit ist niemand zu sehen. Mit unserem gemieteten Mitsubishi Chariot holpern wir über die marode Brücke, die über einen creek, ein Flüsschen, führt. Nachdem wir Kaikoura und Christchurch hinter uns gelassen haben, durchfahren wir breite Landstriche, die nur mit Tussokgras bewachsen sind. Die dicken Büschel sehen wie vertrocknet aus, nur hier und da kommen grüne Grashalme aus der Erde. Allmählich geht die Ebene in ein sanft hügeliges grünes Bergland über. Große Flachsbüsche säumen die Straßen und lila Glockenblumen und gelbfarbener Ginster leuchten in den saftigen Wiesen. Die Landschaft Neuseelands ist einmalig. Von den subtropischen Stränden im Norden, über Vulkane, Gletscher, Urwald bis hin zu den Fjorden am Zipfel der Südinsel – jede Klimazone scheint hier vertreten.

Wir nehmen eine alternative Route, die uns durch den bush führen soll – Scenic Route, steht an dem Schild. Außerhalb der Städte erinnern Neuseelands Autobahnen eher an europäische Landstraßen. Über weite Strecken sind die Straßen hier einfach nur geschottert. Und auf diesen gravel roads können wir bei Weitem nicht die erlaubten hundert Stundenkilometer fahren. Doch das fällt uns nicht schwer, es gibt einfach so viel zu sehen. Dicht bewaldete Hänge entlang der Straße, dazwischen kleine Wasserfälle, die plätschernd über bemooste Steine rinnen. Immer wieder halten wir an, laufen ein paar Schritte in den Busch. Dicke Äste sind mit dichten, grüngrauen Mooshaaren umschlugen. Durch das massive Blätterdach schimmert sanftes, gefiltertes Sonnenlicht auf das mit Buschwerk und Schlingpflanzen bewachsene Unterholz. Wir fühlen uns wie im Märchen.

Vom Motorenlärm unseres Autos aufgeschreckt springt keine zwanzig Meter vor uns eine schwarze wilde Bergziege über die Fahrbahn, um schon in der nächsten Sekunde wieder im Dickicht zu verschwinden. „Wenn die Zeitangaben auf der Karte stimmen, werden wir bis Queenstown wohl so um die zehn Stunden brauchen“, murmle ich vor mich hin.

Plötzlich bremst Gunnar ab. Völlig unerwartet taucht hier, mitten im Nirgendwo, ein Baustellenschild auf: „Stop on Request“. Hinter der nächsten Kurve steht ein Mann in orangefarbener Warnweste, der ein rundes Schild in den Händen hält. Als er uns sieht, streckt er es uns, freundlich lächelnd, mit der Aufforderung „Go“ entgegen. Wir bedanken uns mit einem „Cheers, mate!“ durchs offene Fenster. „Sie teeren hier tatsächlich die Straße, wo doch nur alle Jubeljahre mal jemand vorbeifährt“, wundern wir uns. „Und dann extra jemanden abzustellen, der den Verkehr regelt – das ist schon unglaublich!“ Gunnar ist sichtlich amüsiert. Wir bahnen uns den Weg vorbei an Hütchen, Straßenwalzen und dem kleinen LKW, der heißen Teer geladen hat. Mit Schaufeln entladen die kräftigen braun gebrannten Männer mit nackten Oberkörpern den Truck: Handarbeit. Nach einigen hundert Metern steht ein zweiter Helfer mit Funkgerät und dem gleichen Schild, zeigt uns „Go“ an. Der vermeintliche Gegenverkehr müsste warten. Wir bedanken uns noch einmal und heben die Hand. Kurz darauf folgt das dritte Hinweisschild: „Works end – thank you!“

Queenstown ist das Eldorado der Extremsportler und Adrenalinjunkies. Eigentlich leben hier nur 10000 Einheimische, aber in den Sommermonaten von Dezember bis Ende Februar und zur Skisaison im Winter tummeln sich über dreieinhalb Millionen Touristen im Ort. Das gemütliche Städtchen liegt am Lake Wakatipu, auf dem immer noch ein altes Dampfschiff, die TSS Earnslaw bis ans andere Ende nach Glenorchy tuckert. Eingebettet zwischen dem Codrona Valley, das ein bisschen der Gegend Südtirols ähnelt, und den hohen Gebirgszügen der Remarkables, ist Queenstown aber alles andere als verschlafen. Nahe der Stadt baute AJ Hackett vor zwanzig Jahren seine erste Bungeejumpinganlage am Kawarau River, heute springen die Mutigen von jeder Brücke. Hier wird so ziemlich jede Extremsportart angeboten: Jetboating, Zorbing, Fallschirmspringen, Wildwasser-Raften oder mit dem Helikopter durch den Skippers Canyon fliegen.

Als wir in den Ort kommen, suche ich nach den Straßennamen. Laut Lauras Karte soll das Haus der beiden ziemlich nahe am Zentrum sein. „Wakatipu Street. Ich kann hier nirgendwo Hinweise sehen, weder Namen noch Nummern. Das ist genau das Gegenteil vom deutschen Schilderwald. Hier steht wieder nichts dran.“ Ratlos überqueren wir eine Hauptverkehrsstraße. „Da, Laura hat doch etwas von einem kleinen Café erzählt. Bieg mal da vorne nach rechts ab.“

Die Neubausiedlung sieht gemütlich aus und bis auf die Straßennamen ist hier überhaupt nichts vom polynesischen Einfluss zu spüren. Wir parken unseren Mitsubishi wie selbstverständlich im Carport. Der Schlüssel liegt tatsächlich unter der Muschel und wir schließen die Tür auf. Alles ist genauso, wie uns die beiden Kiwis ihre Bude beschrieben haben. Links ist ein geräumiges Schlafzimmer, rechts das Wohnzimmer, das mit seinen bunt zusammengewürfelten Stoffsesseln eher einer Studenten-WG gleicht. Es ist urgemütlich. „Ich fühle mich ein bisschen wie ein Einbrecher, du nicht?“ Gunnar nickt. „Wir müssen den beiden zum Dank unbedingt ein kleines Geschenk hierlassen!“

Der Wettergott meint es wirklich gut mit uns. Auch am Morgen scheint wieder die Sonne an einem wolkenlosen Himmel. Wir laufen zu Fuß in die Einkaufsstraße. Bunte Internetcafés mit flimmernder Beleuchtung, alle zwei Meter Essenstände, asiatische Take-away-Buden, wo es schon morgens Chop Suey gibt, Schmuckläden, in denen Muschel- und Perlenketten ausgestellt sind, Outdoorgeschäfte, die Zelte, Schlafsäcke und Tramping-Equipment anbieten, Souvenirshops mit Merinobekleidung, grellbunten Schafsmagneten und Neuseeland-T-Shirts – hier ist wirklich Leben in den Straßen. Ein junger Hippie singt mit seiner verstimmten Gitarre einen alten Beatles-Song; daneben sitzen ein paar Camper mit Bagels und Muffins bewaffnet beim Frühstück.

Wir steuern geradewegs auf den Laden zu, in dem Laura und Steve normalerweise arbeiten: Shotover-Jet steht in fetter roter Schrift schräg über dem Eingang. Eine Miniaturkletterwand lädt die Wartenden zur Kraxlpartie ein. Überall liegen stapelweise Flyer herum, die darüber informieren, was man in der Gegend Verrücktes unternehmen kann. Eine Gruppe japanischer Touristen hat sich mitten im Raum unter einem von der Decke herabhängenden gelben Segelflieger positioniert. Jede der etwa fünfzehn Personen fotografiert die Gruppe abwechselnd mit ihrem Apparat: ein wildes Gestikulieren, dann ein Klicken, gefolgt von wildem Gekreische. Mädchen kichern hinter vorgehaltener Hand, ziehen sich die Mützen ins Gesicht. „Peace!“ und „Cheese!“ Lachend streckt ein Girlie mit Zahnspange das Victoryzeichen in die Linse.

Auf dem silberfarben bedruckten Linoleumboden, der zum Infoschalter führt, hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. „Lass uns erst mal selbst gucken, ja?“ Wir setzen uns in die rote Sesselecke unter die Fotocollagen aus Bungee- und Fallschirmspringerportraits. Ich studiere die Grimassen und verzerrten Fratzen. Einer der Springenden streckt die Zunge raus, dem zweiten fliegen die Backen bis hinter die Ohren, ein weiterer schielt – echte Freaks. Daneben hängt eine Weltkarte, in der zahllose bunte Nadeln stecken. „Put one in your mother country“, steht auf einem kleinen Schildchen. Die Kartenwand ist allerdings schon übersäht mit Plastikköpfen, auf dem gelben Deutschlandfleckchen ist schon gar kein Platz mehr frei. Auch in Korea, China, Japan, England und Australien ist kaum mehr Raum für weitere Stecknadeln. An Besuchern aus aller Welt scheint es hier nicht zu mangeln.

Während Gunnar sich durch einen Stapel Prospekte kämpft, beobachte ich die anderen Kunden. Ein weiteres Paar, ganz offensichtlich zwei Kiwis, schlurft in jandals, den japanese sandals, einfachen Plastik-Flip-Flops zur Tür herein.

„Gidday!“, begrüßt einer der hippen Mitarbeiter das Paar an der Tür. Sie stehen genauso staunend und ratlos im Raum wie wir noch vor ein paar Minuten und kommen dann in unsere Richtung geschlendert. „Can we take a seat?“, fragt mich der junge Mann freundlich. Dann lassen sich beide in die Polster fallen. „What are you guys up to?“, will die Frau von mir wissen. Ich erzähle, dass Bungeespringen nichts für mich ist. „Ich habe Höhenangst! Fallschirmspringen fällt dann wohl auch aus, Whitewater-Rafting kenne ich aus Thailand. Aber wenn wir schon nach Queenstown kommen, müssen wir auch irgendwas Verrücktes machen. Hm, vielleicht Jetboatfahren. Wisst ihr, ob sich das lohnt?“

Mein Mann kommt zurück. „Hi, I’m Gunnar!“ – „Oh, sorry. Wir sind Toby und Karen, kommen eigentlich aus Auckland und sind nur für das Wochenende hier unten“, stellen die beiden sich vor. „Jetboaten ist witzig. Das haben wir gestern gemacht. Man ist etwa zu zehnt und jagt den Shotover River im Speedtempo hinauf“, plaudert Karen munter drauf los.– „Sie rasen so knapp an den Felsen vorbei, dass einem fast das Herz stehenbleibt. Und dann schleudert das ganze Boot auf einmal um 360 Grad im Kreis herum. Wir waren klatschnass.“ Toby holt mit dem Arm aus und deutet den Wasserschwall an. „Die Boote hat irgendein verrückter Kiwi erfunden, selbst bei ganz flachem Wasser rasen sie mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit über die Oberfläche.“ – „Man hat eher das Gefühl, zu fliegen.“ Karen wirft ihre braunen Haare über die Schultern. Das klingt ja gar nicht so übel. „Aber was sollen wir währenddessen mit Mia und Amy machen? Das wird schwierig“, stelle ich in den Raum. „Ich glaube, mit Kindern könnt ihr das vergessen.“ Toby streichelt Amy, die sich gerade an seinen Beinen hochzieht, über den Kopf. Gunnar legt die Prospekte zurück auf den Glastisch. Fly by wire