Ein Jahr in Venedig - Frauke Schlieckau - E-Book

Ein Jahr in Venedig E-Book

Frauke Schlieckau

4,5

Beschreibung

Die magische Anziehungskraft der Lagunenstadt. Das Versprechen, Teil einer einzigartigen Welt zu sein. Aber was passiert, wenn das Leben an diesem Ort zum Alltag wird? Frauke Schlieckau erzählt von einem Jahr in einer Stadt, die auf Pfählen ins Meer gebaut ist, in der es keine Autos, aber jede Menge Sagen und Mythen gibt …

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Frauke Schlieckau

Ein Jahr in Venedig

Reise in den Alltag

Impressum

Titel der Originalausgabe: Ein Jahr in Venedig

Reise in den Alltag

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2011

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book): 978-3-451-80431-1

ISBN (Buch): 978-3-451-06283-4

Inhalt

Ankunft in Venedig

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Januar

Abschied von Venedig

„Mein Venedig versinkt nicht“

ROSE AUSLÄNDER

Ankunft in Venedig

„Wo immer man ist, das wahre Venedig ist stets anderswo. Wenigstens mir geht es so. (...) Hielte ich mich nicht zurück, so wäre ich den ganzen Tag unterwegs auf den Brücken oder in den Gondeln und suchte verzweifelt das geheime Venedig vom andern Ufer. Freilich, sobald ich dort ankomme, schwindet alles wieder dahin; ich drehe mich um: da steht das stille Geheimnis wieder auf der anderen Seite. Schon lange habe ich mich darein ergeben: Venedig ist dort, wo ich nicht bin.“

(JEAN-PAUL SARTRE)

ES WAR VALENTINSTAG, als ich in Venedig ankam. Hinter mir lag eine vierzehnstündige Reise mit der Bahn, von Berlin über die Alpen, durch Südtirol bis in die Lagunenstadt. Meine Entscheidung, den Zug zu nehmen, hing vor allem damit zusammen, dass ich nur ungern in ein Flugzeug stieg. Außerdem wollte ich die Entfernung spüren, die ich während der Nacht zurücklegte und die von nun an zwischen mir und meinem alten Leben lag.

Jetzt dachte ich an den vergangenen Morgen, als zum letzten Mal die Tür meiner Berliner Altbauwohnung hinter mir ins Schloss gefallen war, ein Geräusch, bei dem mich eine Art Angst vor meiner eigenen Courage überfiel. Ich hatte einen letzten Blick hinter mich geworfen, in den dunklen Hausflur, in dem nichts zurückblieb, außer ein paar leeren Kartons. Nach einem kurzen Zögern war ich schnell die Treppe hinuntergelaufen, um den Schlüssel für die Vermieterin durch den rostigen Briefkastenschlitz gleiten zu lassen. Unten auf der Straße wartete bereits das Taxi, das mich zum Bahnhof brachte.

Mit dem Nachtzug nach Venedig – die romantische Vorstellung, die, abgesehen von der Tatsache, dass ich nicht gerne flog, dafür verantwortlich war, dass ich diese Reiseroute gewählt hatte, sollte nur wenig mit der Realität zu tun haben, denn ich verbrachte einen Großteil der Fahrt in einem stickigen Viererabteil. Oben rechts auf der schmalen Liege, zusammengefaltet in der Embryonalstellung und eingewickelt in eine kratzige Plastikdecke der Deutschen Bahn, lag ich lange in der Dunkelheit wach und lauschte den Geräuschen, die der Zug auf den Schienen hinterließ.

Was um Himmels willen habe ich hier eigentlich verloren, fragte ich mich, während draußen die nächtlichen Lichter Deutschlands vorbeiflogen, und sehnte mich nach meiner Berliner Wohnung. Wie gut könnte ich es dort jetzt haben, hätte mich nur nicht auf einmal dieses unbändige Fernweh gepackt! Mehrmals hatte ich mich umgedreht, um eine halbwegs bequeme Position zu finden, in der ich es die Nacht über trotz der unregelmäßigen Bewegung des Zuges aushalten konnte.

Auf der Liege unter mir löschte mein Mitreisender das Leselämpchen. In München zugestiegen, war der Ingenieur, der für eine deutsche Firma arbeitete, auf dem Weg zu Frau und Kindern, die in Bozen lebten. „Flugangst?“, hatte ich gefragt, in der Hoffnung auf einen Leidensgenossen gestoßen zu sein. „Ich doch nicht. Ich finde nur die verschneite Landschaft in Südtirol so großartig, dass ich lieber Zug fahre!“, hatte er schlecht gelogen, während er die Krawatte löste, um sich samt seinem noch faltenfreien Anzug schlafen zu legen. Eine Weile lauschte ich seinem langsam regelmäßiger werdenden Atem. Dann schloss auch ich die Augen, nur um wenig später wieder aufzuwachen, als der Zug über den Brenner ratterte und kurz darauf, irgendwo im Niemandsland, auf unbestimmte Zeit stehen blieb. Italienische Stimmen drangen an mein Ohr, dann hörte ich, dass Waggonteile ab- und wieder angekoppelt wurden, bevor sich der klapprige Nachtzug erneut in Bewegung setzte. Mein Schlaf blieb von nun an leicht, ich registrierte jedes ungewohnte Geräusch, und so war ich lange vor dem Zeitpunkt wach, als der Zugbegleiter uns weckte, um heißen Kaffee in das Abteil zu reichen. Mein Mitreisender und ich lächelten uns verschlafen zu, dann blickten wir schweigend aus dem Fenster.

Während ich meinen Kaffee trank, dachte ich daran, wie alles begonnen hatte und dass, genau genommen, eine Reise nach Paris dafür verantwortlich war, dass ich mich nun auf dem Weg nach Italien befand. Ich studierte gerade im sechsten Semester, als mein Freund für ein Praktikum in die französische Hauptstadt ging. Als ich ihn dort besuchte, wurde mir mit einem Mal klar, was ich, daheim in Berlin sitzend, verpasste, angefangen vom Leben in einer internationalen und chaotischen Wohngemeinschaft, der Möglichkeit, eine neue Sprache zu lernen, die unzähligen Bekanntschaften, die in den lauen Sommernächten vor den Bars und Cafés geschlossen wurden, und nicht zuletzt die Gelegenheit, eine fremde Stadt zu erkunden und zu einem Zuhause zu machen. Die leise Ahnung, dass die Erfahrungen eines Auslandsaufenthaltes mehr wert waren als nur die Möglichkeit, einen aufpolierten Lebenslauf vorzeigen zu können, wurde schnell zur Gewissheit. Ich hatte in nur wenigen Tagen begriffen, dass eine solche Zeit Menschen verändern kann. Dass sie diejenigen, die diese Erfahrung teilen, zusammenschweißt und dass sie darüber hinaus nur von jenen verstandenen werden konnte, die selbst teilgenommen hatten an dem Abenteuer Ausland.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie damals der Widerwille in mir erwacht war, länger von einem solchen Erlebnis ausgeschlossen zu sein. „Ich gehe für ein Semester ins Ausland“, hatte ich daher eines Abends meinem Freund am Telefon verkündet. Der erwartete Protest am anderen Ende der Leitung war ausgeblieben. „Wieso gehst du nicht gleich ein Jahr?“, sagte er stattdessen nach kurzem Zögern. Ich hatte aufgelegt und mich noch am selben Tag für ein Studentenaustauschprogramm beworben. Von meinem Freund trennte ich mich kurz nach seiner Rückkehr aus Paris, nur wenige Monate vor meiner Abreise. Im Nachhinein würde ich es als glückliche Fügung bezeichnen. Denn auf ein neues Land kann sich nur einlassen, wer nicht noch mit halbem Herzen in der Heimat ist.

Den warmen Pappbecher in der Hand hing ich meinen Gedanken nach, während ich durch das Zugfenster hinaus auf das zugefrorene Südtirol schaute. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Winter hier lange währte. Eine Annahme, die auf Kindheitserinnerungen an die Toskana beruhte und die genauso falsch war wie die Idee, dass ich die Italiener mit meinen rudimentären Italienischkenntnissen aus den – zugegebenermaßen bereits lange zurückliegenden – Ferien einigermaßen verstehen würde.

Dass zumindest Letzteres ein Irrtum war, hatte ich bereits festgestellt, als ich mich von meinem Berliner Küchentisch aus daran machte, eine Unterkunft in Venedig zu finden. Vor allem der Versuch, ein Einzelzimmer zu ergattern, das ich nicht mit einer anderen Studentin teilen musste, glich einer unüberwindbaren Hürde, was nicht nur an der Sprachbarriere lag, die zwischen mir und den Gesprächspartnern am anderen Ende der Leitung existierte, sondern vor allem daran, dass offensichtlich ganz Venedig in Doppelzimmern zu leben schien.

Die Angewohnheit der italienischen Studenten, in sogenannten camere doppie zu wohnen, hatte mich zu Anfang erstaunt, und als ich feststellte, dass es aufgrund der venezianischen Mietpreise, die der Tourismus in schwindelerregende Höhe getrieben hatte, kaum Einzelzimmer gab, erst recht in dem Entschluss bestärkt, eine Unterkunft zu finden, die ich mit niemandem teilen musste. Nachdem ich aber einige Tage am Telefon verbracht hatte und dank meiner Ansprüche immer noch ohne Bleibe war, während die Abreise langsam näher und näher rückte, hatte ich resigniert aufgegeben. Ich beschloss, das einzige freie Zimmer – oder besser halbe Zimmer –, das ich von Deutschland aus finden konnte, zu nehmen und zumindest für die ersten drei Monate in ein im Viertel Dorsoduro gelegenes Wohnheim zu ziehen.

In Bozen war mein Mitreisender ausgestiegen, nicht ohne mir viel Glück für mein Jahr im Ausland zu wünschen und mir die Telefonnummer eines Bekannten von ihm zu notieren, der in der Nähe von Venedig ein Weingut führte. „Für den Fall, dass du irgendwann genug von der Insel hast und wieder festen Boden unter den Füßen brauchst!“, sagte er und wünschte mir viel Glück für meinen Start in der Lagune. Als der Zug anrollte, winkte er mir noch einmal zu, dann schloss er seine Frau in die Arme, die ihm auf dem Bahnsteig entgegengegangen war.

Kurz darauf passierten wir Verona. Ich faltete das Bettzeug zusammen, wusch mich notdürftig in einer der blechernen Kabinen und lief aufgeregt den Gang vor meinem Abteil auf und ab. Als wenig später rechts und links des Zuges endlich die Lagune von Venedig sichtbar wurde und der Zug die Ponte della Libertà, jene Anfang der 1930er Jahre gebaute Brücke der Freiheit, die 1933 von Benito Mussolini dem Verkehr übergeben wurde und seitdem die Insel mit dem Festland verbindet, überquerte, um in den Bahnhof Venezia Santa Lucia einzufahren, spiegelte sich die helle Februarsonne auf der Wasseroberfläche.

Langsam und quietschend waren wenig später die zahlreichen Wagen des Zuges zum Stehen gekommen. Ich kletterte aus dem Waggon und bugsierte mühsam ein Gepäckstück nach dem anderen aus dem Abteil, bis endlich alles auf dem Bahnsteig lag. In der hohen Bahnhofshalle herrschte geschäftiges Treiben. Gepäckwagen waren weit und breit nicht zu sehen, und so schob ich meine Sachen Stück für Stück mit den Füßen das Gleis entlang Richtung Ausgang. Bis ich in der Gepäckverwahrung angelangt war und mein gesamtes Hab und Gut dort untergebracht hatte, schien eine Ewigkeit vergangen. Dann trat ich hinaus ins Freie. Kalte klare Luft schlug mir entgegen.Vor mir lag, grün schimmernd im Morgenlicht, der Canal Grande.

Wie so viele Besucher der Lagunenstadt hatte auch ich das erklärte Ziel, die Serenissima ganz im Sinne Thomas Manns über den Wasserweg zu erreichen. Denn im Gegensatz zu anderen Städten ist es in Venedig keineswegs gleichgültig, von welcher Seite aus man sich ihr nähert. So gibt zum Beispiel die Ankunft von der Lagune über das Bacino di San Marco den einmaligen Blick auf die Seufzerbrücke, den Palazzo Ducale und die auf dem Vorplatz der Piazza San Marco in den Himmel ragenden, steinernen Säulen frei, auf denen schon von Weitem erkennbar der geflügelte Löwe, das Wahrzeichen der Stadt, und der heilige Theodor, der ehemalige Patron von Venedig, thronen.

Da ich allerdings die Lagune von der Westseite aus mit dem Zug erreicht hatte, blieb mir, was den Wasserweg betraf, nur jene Ankunft „zweiter Klasse“ über den Canal Grande, die Thomas Mann mit dem Betreten eines Palastes durch die Hintertür verglichen hat.

Wasserweg ist Wasserweg, und der Nobelpreisträger war zwar ein großer Schriftsteller, aber viel zu penibel, dachte ich, als ich gemeinsam mit einigen korpulenten Amerikanern ein vaporetto der Linie 1 Richtung Lido bestieg. Genau genommen ist das natürlich grober Unfug, denn wer den Canal Grande das erste Mal vom Anleger Ferrovia aus mit einem der öffentlichen Boote befährt, im Rücken das Neubaugebäude des Bahnhofs und die Piazzale Roma mit ihren stinkenden Bussen nebst graugesichtigem Parkhaus, ist nicht selten ein paar Sekunden lang, bis das vaporetto an Fahrt gewinnt und um die erste Kurve biegt, ein wenig enttäuscht. Die am oberen Teil der venezianischen Wasserstraße gelegenen Häuser sind, wenn auch mit malerischen Farben getüncht, weit weniger prunkvoll als das, was man angesichts der zahlreichen Lobgesänge auf die wohl schönste Hauptstraße der Welt erwarten mag.

Eine solche Fahrt über den „Hintereingang“ hat dafür aber den unbestreitbaren Vorteil, dass sich zu beiden Seiten des Wassers nach und nach die ganze Pracht des Canal Grande entfaltet. Dramaturgisch ohne Zweifel gelungen, offenbart sich von hier aus, den Kanal abwärts fahrend, hinter jeder weiteren Kurve noch eine unerwartete Steigerung zu dem bisher Gesehenen.

Interessiert registrierte auch ich daher zuerst die zahlreichen „neueren“ Gebäude zu meiner Rechten, die großteils zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert errichtet wurden. Dann betrachtete ich schon aufmerksamer den schlichten, aus unverputztem rotem Ziegelstein erbauten Getreidespeicher aus dem 15. Jahrhundert. Kurz darauf bewunderte ich bereits den prachtvollen Palazzo Belloni Battaglia und den gotisch anmutenden Palazzo Priuli, an dem noch eine kielbogige Loggia aus dem 14. Jahrhundert zu erkennen ist und zu dem ein am Wasser gelegener Garten gehört. Wenige Meter weiter passierten wir den monumentalen Palazzo Ca’ Pesaro und die steinernen Bögen der Markthalle, bevor das Boot unter der im kalten Sonnenlicht glänzenden Rialto-Brücke hindurchglitt und Kurs Richtung Accademia nahm, so dass der obere Teil des Canal Grande aus meinem Blickfeld verschwand.

An der Haltestelle San Tomà verließ ich das Boot. Ausgestattet mit einem ziemlich ungenauen Stadtplan, musste ich mich von diesem Punkt an durchfragen, um den Weg zu meinem Wohnheim zu finden. Ausgerechnet jetzt verschwand die Sonne hinter ein paar heraufgezogenen Wolken. Die Leute, die ich ansprach, zuckten unwissend mit den Schultern, murmelten etwas in ihre Mantelkrägen und eilten weiter.

Meine Suche wurde durch die eigenartige Angewohnheit der Venezianer erschwert, ihre Straßen mit Konskriptionsnummern zu kennzeichnen. Das heißt, dass alle Häuser eines Viertels nach dem Entstehungsalter durchnummeriert werden. Jede Hausnummer existiert also nur ein einziges Mal.Wer einen Brief nach Venedig schickt, der braucht daher als Adresse nur die betreffende Zahlenkombinationen und das jeweilige Viertel anzugeben. Das Problem ist, dass die Einzigen, die sich mit diesem System wirklich auskennen, die Briefträger sind. Alle anderen müssen in einem Verzeichnis nachschlagen, das man bei der Post oder an verschiedenen Zeitungsständen einsehen kann, oder suchen. Wer auch immer sich diese Methode ausgedacht haben mag, funktionieren kann sie eindeutig nur in einer Stadt dieser Größe. Denn trotz seines internationalen Ruhmes ist Venedig eigentlich ein Dorf. Nur circa 60 000 Einwohner leben im centro storico auf einer Fläche, die so klein ist, dass man sie mit mehr als achtzig multiplizieren muss, um auf die Größe Berlins zu kommen.

Ich spürte die ersten Regentropfen auf der Haut. Es war immer noch sehr früh, die Geschäfte noch geschlossen und fast schien es mir, als würde die Adresse S. Polo n. 3076 C.A.P 30125 Venezia, nach der ich mich nun schon so oft erkundigt hatte, samt dem dort ansässigen katholischen Wohnheim, das zumindest für die nächsten drei Monate mein Zuhause werden sollte, überhaupt nicht existieren. Der Suche bereits etwas müde, fragte ich eine ältere Dame, die mir mit zügigem Schritt entgegenkam, nach dem Weg, aber sie schüttelte, ohne mir überhaupt zuzuhören, sofort den Kopf und eilte vorüber.

Gerade weil Venedig so überschaubar ist, verwunderte es mich zunehmend, dass niemand, den ich um Hilfe bat, mein Wohnheim zu kennen schien. Später wurde mir berichtet, dass die Einheimischen sich, werden sie von Touristen nach dem Weg gefragt, oftmals einen Spaß daraus machen, sich unwissend zu stellen. Ein absurdes Gerücht, dachte ich, als ich davon hörte. Tatsache ist aber, dass die Venezianer den zahlreichen Besuchern nicht unbedingt wohlgesonnen sind. Sie empfinden die Touristen als Eindringlinge und Störenfriede, was sie bis zu einem gewissen Grad auch sind. Kein Grund, unfreundlich zu werden, mag nun mancher denken, und das dachte auch ich, bis ich erfuhr, was es heißt, in einer Stadt zu leben, deren sieben Quadratkilometer Fläche jährlich von bis zu zwanzig Millionen Touristen heimgesucht wird, die sämtliche Gassen verstopfen, lärmend über den Markusplatz schlendern und oftmals vergessen, dass Venedig kein Museum ist, kein Disneyland.

Als ich an diesem ersten Februarmorgen in Venedig allerdings eine halbe Ewigkeit lang durchgefroren und mit schwerem Gepäck durch Dorsoduro irrte, schwor ich mir, sollte ich mich in der Stadt jemals auskennen, immer die Zeit zu erübrigen, verirrten Touristen Auskunft zu geben.

Von derlei Gedanken abgelenkt, hatte ich mich gerade eine Weile unachtsam durch das Gewirr der Gassen treiben lassen, als vor mir, genau in dem Moment, als ich nicht mehr damit rechnete, mein Wohnheim auftauchte. Instinktiv war meine Wahl zu guter Letzt also doch noch auf die einzig richtige Strategie gefallen, mit deren Hilfe es möglich ist, sich in Venedig zurechtzufinden. Denn da kein Stadtplan wirklich exakt ist und niemand einem den Weg durch die umständlich ineinander übergreifenden calle genau erklären kann, ist die einfachste Methode, um hier ans Ziel zu kommen, sich schlicht und ergreifend treiben zu lassen. In Venedig, das lernte ich also schnell, muss man verloren gehen, um etwas zu finden ...

Februar

… in dem ich einen einsamen Valentinstag in der vermeintlich romantischsten Stadt der Welt verbringe, versuche, dem System des venezianischen Labyrinths auf die Spur zu kommen, eine Frau vom Markusturm springt und zu allem Überfluss auch noch Karneval ist.

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