Ein Jahr segeln - Axel Brix - E-Book

Ein Jahr segeln E-Book

Axel Brix

4,3

Beschreibung

Unser erstes eigenes Boot war eine H-Jolle, mit der wir ab 1976 viele Fahrten auf der Elbe und einige Male auch Urlaub auf der Ostsee machten. Mit den Kindern wuchsen auch unsere Boote, unser nächstes war ein 16ner Jollenkreuzer, ein schönes Schiff, mit Kajüte, Kocher und Außenbordmotor. Jetzt waren auch Touren bis Cuxhaven möglich. Der große Nachteil des Jollenkreuzers: Er war nicht kentersicher und die vielen Korrosionsschäden des Stahlrumpfes waren kaum noch reparabel. Zwei Saisons hatten wir den Jollenkreuzer, dann kauften wir unsere erste größere Yacht, eine acht Meter lange "Sneekermeer`". Dieses sehr seetüchtige Boot war von seinem Vorbesitzer mehrere Jahre für eine weite Reise umgebaut worden. Als alles fertig war, stellte er fest, dass das Boot zu klein für seine Pläne war. Für uns war die "Sneekermeer" gerade richtig, unsere Kinder waren noch klein und uns kam das Boot riesig groß vor. Dass es nicht gut segelte, störte uns damals nicht. Unsere weitesten Fahrten führten uns nach Helgoland und Prerow, wo wir im Jahr der Wende im Sommerurlaub hinfuhren. Durch Zufall fanden wir die "Loliti", eine knapp 9 ½ Meter lange C&C aus Glasfaser verstärktem Kunststoff. Dieses schöne und sehr schnelle Boot haben wir seit fast 20 Jahren. Seit einigen Jahren ist der ehemals weiße Rumpf "Navy Blue". Das Unterwasserschiff wurde saniert und komplett neu aufgebaut. Seit wir neue Segel haben, gehören wir zu den schnellsten Schiffen auf der Unterelbe. Wie alles begann - es wird konkret Sehr gerne haben wir die Berichte von Weltumseglern und anderen Abenteurern gelesen, selber so eine Reise zu unternehmen, erschien viele Jahre nicht vorstellbar. Es sah so aus, dass der Wunsch einmal einen Ozean zu überqueren, nur ein Traum bleiben würde. Bis zum Sommer 2010. Da saßen Florian, mittlerweile erwachsen und Bootsbaumeister, und ich in einem netten Fischlokal in der Hafencity von Cuxhaven und beschlossen spontan im Juli 2011 eine Atlantiktour zu unternehmen. Abreisedatum: Montag d. 4. Juli 2011, zwei Tage nach Angelikas Geburtstag. Unsere Familie wurde recht bald von unserem Vorhaben informiert, ernst genommen wurden wir jedoch nicht. Über die Anschaffung eines größeren Schiffes haben wir nicht nachgedacht, wir waren von der Seetüchtigkeit unserer "Loliti" überzeugt, für uns beide ist sie auch groß genug ...

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Seitenzahl: 298

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Axel und Florian Brix

Wie alles begann – eine kleine Bootshistorie

Unser erstes eigenes Boot war eine H – Jolle, mit der wir ab 1976 viele Fahrten auf der Elbe und einige Male auch Urlaub auf der Ostsee machten.

Mit den Kindern wuchsen auch unsere Boote, unser nächstes war ein 16ner Jollenkreuzer, ein schönes Schiff, mit Kajüte, Kocher und Außenbordmotor. Jetzt waren auch Touren bis Cuxhaven möglich. Der große Nachteil des Jollenkreuzers: Er war nicht kentersicher und die vielen Korrosionsschäden des Stahlrumpfes waren kaum noch reparabel.

Zwei Saisons hatten wir den Jollenkreuzer, dann kauften wir unsere erste größere Yacht, eine acht Meter lange ``Sneekermeer``. Dieses sehr seetüchtige Boot war von seinem Vorbesitzer mehrere Jahre für eine weite Reise umgebaut worden. Als alles fertig war, stellte er fest, dass das

Boot zu klein für seine Pläne war. Sein nächstes Projekt war ein Neubau. Alles wollte er selber machen, später sahen wir die ``Heavy Steel`` mehrfach in der Schlei und der Ostsee. Seinen Traum einer langen Ozeanreise erfüllte er sich auch. Von 2003 bis 2007 segelte er auf gleicher Route wie wir in die Karibik und zurück. In vielen Häfen haben wir seine Bilder an den Betonmolen gesehen.

Für uns war die ``Sneekermeer`` gerade richtig, unsere Kinder waren noch klein und uns kam das Boot riesig groß vor. Dass es nicht gut segelte, störte uns damals nicht. Unsere weitesten Fahrten führten uns nach Helgoland und Prerow, wo wir im Jahr der Wende im Sommerurlaub hinfuhren.

Durch Zufall fanden wir die ``Loliti``, eine knapp 9 ½ Meter lange C&C aus Glasfaser verstärktem Kunststoff. Dieses schöne und sehr schnelle Boot haben wir seit fast 20 Jahren. Seit einigen Jahren ist der ehemals weiße Rumpf ``Navy Blue``. Das Unterwasserschiff wurde saniert und komplett neu aufgebaut.

Seit wir neue Segel haben, gehören wir zu den schnellsten Schiffen auf der Unterelbe. Wie alles begann – es wird konkret

Sehr gerne haben wir die Berichte von Weltumseglern und anderen Abenteurern gelesen, selber so eine Reise zu unternehmen, erschien viele Jahre nicht vorstellbar. Es sah so aus, dass der Wunsch einmal einen Ozean zu überqueren, nur ein Traum bleiben würde.

Bis zum Sommer 2010. Da saßen Florian, mittlerweile erwachsen und Bootsbaumeister, und ich in einem netten Fischlokal in der HafenCity von Cuxhaven und beschlossen spontan im Juli 2011 eine Atlantiktour zu unternehmen. Abreisedatum: Montag d. 4. Juli 2011, zwei Tage nach Angelikas Geburtstag.

Unsere Familie wurde recht bald von unserem Vorhaben informiert, ernst genommen wurden wir jedoch nicht.

Über die Anschaffung eines größeren Schiffes haben wir nicht nachgedacht, wir waren von der Seetüchtigkeit unserer ``Loliti`` überzeugt, für uns beide ist sie auch groß genug. Um alle für die weite Reise notwendigen Arbeiten besser ausführen zu können, waren wir sehr froh, dass noch ein Platz in der Winterlagerhalle in unserem Hafen frei war.

Das Schiff wurde genau überprüft, wir fanden heraus, dass das Kollisionsschott verrottet war, verstärkten die Laminate im Bereich der Püttinge und steiften das Vorschiff besser aus.

Die Wanten wurden alle eine Nummer stärker neu bestellt, die Segel vom örtlichen Segelmacher überprüft, das Großsegel bekam ein zusätzliches Reff.

Die Reling Stützen wurden auf massive Holzfundamente geschraubt, die Fenster und Luken erneuert.

Die Hauptarbeit war jedoch insgesamt dreieinhalb Kubikmeter Styropor gleichmäßig im Schiff zu verteilen. Um ruhiger schlafen zu können, wollten wir das Schiff unsinkbar machen.

Nachdem ich vor vielen Jahren an einen Sicherheitslehrgang teilgenommen habe, bei dem wir 15 Minuten in einer geschlossenen Rettungsinsel ausharren mussten, war mir klar, dass dieses keine Alternative ist. Nur wenn wir im Notfall unser Boot mit der kompletten Ausrüstung zur Verfügung haben, würden wir eine realistische Chance haben. Wir sind uns sicher, dass der Auftrieb ausreichend ist und gut im Boot verteilt wurde, so dass wir selbst im vollgeschlagenen Zustand noch hätten segeln können.

Mit unseren Firmen konnten wir ohne Probleme ein Jahr Beurlaubung vereinbaren. Florian hat bis April gearbeitet, ich bis zwei Tage vor der Abfahrt.

Den größten Teil der Umbauarbeiten hat Florian sehr zügig und qualifiziert alleine ausgeführt, mein Anteil an den Vorbereitungen bestand im Ausarbeiten der Reiseroute und der Beschaffung der Navigations- und Seenotausrüstung.

Ende April 2011 kommt das Schiff ins Wasser, kurz vorher bekommt das Unterwasserschiff noch zwei Lagen selbst polierendes Antifouling.

Im Wasser wird der Mast gestellt, alle neuen Wanten und Schoten passen perfekt. Alles wird sorgfältig ausprobiert und wir sind froh, dass es nirgends Probleme gibt. Wir sind sicher alles Notwendige gemacht zu haben, um sicher und schnell segeln zu können.

Je näher der Abreisetag kam, umso nervöser wurde ich.

Obwohl ich seit fast 40 Jahren segele, habe ich erst eine Nachtfahrt unternommen, und die war ein Waterloo. Jetzt wollten wir ein Jahr an Bord leben, wochenlang über den Ozean segeln ohne Möglichkeit einen Hafen anzulaufen.

Zum Glück war Florian weniger ängstlich.

Durch die große Menge Auftriebsmaterial ist der Komfort an Bord allerdings eingeschränkt. Die Kopffreiheit der vorderen Koje ist gerade noch ausreichend um dort schlafen zu können, die Hundekoje steht uns als Stauraum nicht mehr zur Verfügung. Aber das nehmen wir für ein unsinkbares Boot gern in Kauf.

Nachdem unsere Familie nicht mehr an der Fahrt zweifelte, wurde uns sogar geholfen, nicht nur beim Provianteinkauf. Zusammen gehen wir zu einer befreundeten Ärztin und bekommen Medikamente für alle möglichen Unfälle und Krankheiten. Auch eine homöopathische Apotheke mit Gebrauchsanweisung bekommen wir mit.

Einige Wochen vor der Abfahrt laden wir alle unsere Freunde ein und erzählen, was wir vorhaben.

Fahren sie los oder fahren sie nicht los? (von Frederike)

Wie viele Monate liegt ihr uns bereits mit dieser Reise in den Ohren? Eine Atlantikumrundung, na klar. Ihr fertigt To Do- Listen an oder wälzt Segelkataloge.

Ich erinnere nur an das Styropor auf unserer Fensterbank.

An diese Reise glaubt doch sowieso kein Mensch. Vater und ein Jahr segeln? Keine fünf Minuten hält er es ohne Handy, Firma und Computer aus. Sehr unwahrscheinlich, dass diese Reise stattfindet, über Helgoland kommt ihr nie hinaus.

Ein wenig merkwürdig ist allerdings, dass Florian jede freie Minute in der stickigen Bootshalle verbringt und an der ``Loliti`` bastelt, mit Wolfgang Petry als Hintergrundgeräusch aus dem Radio.

Dabei ist herrliches Frühlingswetter und Vater verschiebt zum x-ten Mal den Kündigungstermin bei Firma Weiss.

Jedes Weltumseglungsbuch ist gelesen und die Schnorchel Ausrüstung bereits gekauft. Der Merksatz steht.

Die Kündigung bei Firma Wrede ist durch, ein paar Wochen später strecken bereits andere Firmen ihre Arme nach Florian aus. Ich glaube noch immer nicht an diese Reise.

Mutter und ich haben uns schon so an Florians dauernde Anwesenheit gewöhnt. Fleißig erledigt er alle Aufgaben rund um Haus und Hof. Hühnerstall neu, Hausüberdachung neu, Keller aufräumen… Die Liste ist lang. Immer wieder Pferde auf die Wiese lassen, dann wieder Pferde zurück in den Auslauf treiben, wie sollen Mutter und ich nur für so eine lange Zeit ohne männliche Hilfe auskommen?

Ein Gutes hat diese Reise auch für mich. Ich darf noch ein Jahr länger zu Hause wohnen bleiben. Mutter kann schließlich nicht alleine bleiben.

Vater ist so aufgeregt. Laut Mutter schläft er keine Nacht mehr richtig durch. Die halbe Familie erleidet nachts Albträume. Das Schiff könnte untergehen, Vater wird vom Rückhaltebecken verschluckt, Vater hat die ``Loliti`` verkauft und gegen ein Motorboot getauscht.

Unfassbar, Firma Weiss beurlaubt Vater für ein Jahr!!! Jetzt wird es vielleicht doch ernst. Unglaublich wie viel Schaum jetzt im Boot ist. Unglaublich wie viele Konserven eingekauft wurden. Unglaublich, Florians Angelausrüstung.

Nur noch einen Monat, nur noch eine Woche, nur noch einen Tag. Florian wohnt bereits auf der ``Loliti``.

Der letzte Kaffee an Bord, die ganze Familie ist zusammen, strömender Regen, vier völlig durchnässte Familienmitglieder, das letzte gemeinsame Honigbrot. Nun heißt es auch für mich ein bisschen schneller erwachsen werden. Kein Vater mehr, keinen Bruder mehr, die mir alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und meine Probleme lösen. Keiner mehr da, der meine Rechnungen ausdruckt oder der für mich bei schlechtem Wetter Stalldienst bei den Pferden macht. Keiner mehr, der für mich Flugmeilen sammelt, keiner mehr der abends mit mir Fahrrad fährt.

Natürlich bleibt mir noch Mutter, unsere vielen Haustiere und unser schönes Zuhause aber die Hälfte meiner Familie werde ich für sehr lange Zeit nicht mehr sehen. Plötzlich muss ich selbstständig werden. Auch auf mich kommt eine neue Zeit zu, wer soll mir jetzt morgens meinen Kaffee bringen? Wie wird es mit Ma alleine?

Sicher, wir werden uns eine schöne Zeit machen. Wir werden unsere Pferde genießen, in unserem wilden Garten liegen und uns gegenseitig unterstützen.

Unsere Abmachung: Ich werde ordentlicher und Mutter schreit mich in Zukunft weniger an. Heute ist Sonntag, unsere Männer segeln jetzt seit einer Woche. Findet die Reise jetzt wirklich statt? Die ``Loliti`` hat Deutschland bereits verlassen und unser Firmenauto ist abgegeben.

Vater und Florian: Ich wünsche euch das Jahr eures Lebens!

Wann wenn nicht jetzt. Ich weiß, dass ihr es schafft! Ich wünsche euch viele großartige

Erfahrungen und eine tiefe innere Zufriedenheit. Vater, mach dir keine Sorgen um Mutter, ich werde auf sie aufpassen. Wir sehen uns im September.

Florian, wir sehen uns in der Karibik, ich freu mich schon aufs Schnorcheln.

Abfahrt

Am Montag d. 4. Juli 2011 laufen wir um 6:30 Uhr mit dem Morgenhochwasser aus unserem Heimathafen Wedel zu unserer ``Langfahrt`` aus.

Bei bewölktem Himmel und nordwestlichem Wind mittlerer Stärke müssen wir auf der Elbe bis Brunsbüttel kreuzen, danach dreht die Windrichtung etwas westlicher und wir können ohne Ankerstopp gegen das jetzt wieder auflaufende Hochwasser am frühen Abend Cuxhaven erreichen.

Lange haben wir von einer weiten Reise geträumt, mehrere Monate am Schiff gearbeitet, jetzt ist es soweit. Das Boot ist komplett überholt, alle möglichen Schwachstellen sind repariert und wo erforderlich verstärkt. Alle technisch sinnvolle Ausrüstung, die auf Yachten unserer Größe möglich ist, haben wir an Bord.

Natürlich ist die Beladung jetzt größer als früher, die tiefere Schwimmlage ist deutlich erkennbar, erste Kreuzschläge auf der Elbe haben gezeigt, dass die großartigen Segeleigenschaften und die Geschwindigkeit unseres Bootes trotz des zusätzlichen Gewichtes der Ausrüstung nicht gelitten haben.

Die Stimmung an Bord ist sehr gut. Wir wissen, dass die ersten Wochen bis England die wohl schwierigste Strecke unserer geplanten Atlantikrundreise ist.

Nur hier in Mittel- und Westeuropa müssen wir mit Kälte, ungünstigen Winden, Tiden Strömungen und starkem Berufsschifffahrtsverkehr rechnen. Wir werden in Tagesetappen - auf dem Weg nach England sind alle 30 bis 50 Meilen Häfen - zuerst an der deutschen und niederländischen Küste in Richtung Westen segeln.

Das unterscheidet diese Reise von allen anderen bisherigen Segeltouren: Wir haben zum ersten Mal ausreichend Zeit um auf günstige Wetterbedingungen zu warten. In der Vergangenheit war es oft so, dass wir auch bei ungünstigem Wind aus Termingründen weiterfahren mussten. Jeder der schon mal auf einem Boot mitgefahren ist, weiß, dass das Segeln mit raumem oder achterlichem Wind ein Vergnügen ist, eine Fahrt gegen Wind und Wellen kann mache Tour dagegen zu einem Horrortrip machen.

Von Cuxhaven laufen wir nach Helgoland, im Osthafen bekommen wir einen guten Liegeplatz, heute zieht wieder ein Tiefdruckgebiet durch, wir bleiben im Hafen und werden die restlichen Punkte unserer ``To Do`` Liste abarbeiten.

Nächste Stationen auf unserem Weg nach Westen sind Norderney oder Borkum. Wenn der Wind günstig ist, laufen wir morgen früh aus.

Inhaltsverzeichnis

Sonnabend d. 09.07.2011

Sonntag d. 10.07.2011

Dienstag d. 12.07.2011

Mittwoch d. 13.07.2011

Donnerstag d. 14.07.2011

Freitag d. 15.07.2011

Sonnabend d. 16.07.2011

Sonntag d. 17.07.2011

Montag d. 18.07.2011

Montag d. 18.07.2011

Dienstag d. 19.07.2011

Mittwoch d. 20.07.2011

Donnerstag d. 21.07.2011

Freitag d. 22.07.2011

Sonnabend d. 23.07.2011

Sonntag d. 24.07.2011

Montag d. 25.07.2011

Dienstag d. 26.07.2011

Mittwoch / Donnerstag d. 27/8.07.2011

Freitag d. 29.07.2011

Sonnabend d. 30.07.2011

Sonntag d. 31.07.2011

Montag d. 01.08.2011

Dienstag d. 2.8.2011

Mittwoch d. 3.8.2011

Donnerstag / Freitag d. 04. / 05.08.2011

Sonnabend d. 06.8.02011

Montag d. 08.08.2011

Dienstag d. 09.08.2011

Mittwoch d. 10.08.2011

Donnerstag d. 11.08.2011

Freitag d. 12.08.2011

Sonnabend d.13.08.2011

Sonntag d.14.08.2011

Montag d.15.08.2011

Dienstag d. 16.08.2011

Mittwoch d. 17.08.2011

Donnerstag d.18.08.2011

Freitag d.19.08.2011

Sonnabend d. 20.08.2011

Sonntag d. 21.08.2011

Montag d. 22.08.2011

Dienstag d. 23.08.2011

Mittwoch d. 24.08.2011 bis Sonnabend d. 27.08.2011

Sonntag d. 28.08.2011 bis Mittwoch d. 31.08.2011

In Wedel vom 01. bis 11. September 2011

Dienstag d. 13.09.2011

Dienstag d. 13.09.2011 bis Montag d. 19.09.2011 von La Coruna nach Porto Santo

Sonnabend d. 01.Oktober 2011

Montag, den 3. Oktober 2011

Sonntag d. 16. Oktober 2011

Montag d. 24.10.2011

Sonntag d. 30.10.2011

Freitag d. 18. Nov. 2011

Sonnabend d. 19. Nov. 2011

Donnerstag d. 24. Nov. 2011

Montag d. 28. Nov. 2011

Freitag d. 4. Dez. 2011

Sonntag d. 6. Nov. 2011

Dienstag d. 8. Dez. 2011

Freitag d. 9. Dez. 2011

Donnerstag d. 15. Dez. 2011

Sonnabend d. 17. Dez. 2011

Starkwindtage in Bequia

Heiligabend 2011

Mittwoch d. 28. Dez. 2011

Mittwoch d. 04. Januar 2012

Donnerstag d. 05. Januar 2012

Sonnabend d. 07. Januar 2012

Mittwoch d. 11. Januar 2012

Sonnabend d. 14. Januar 2012

Sonntag d. 15.Januar 2012

Donnerstag d. 19. Januar 2012

Mittwoch d. 25. Januar 2012

Donnerstag d. 26. Januar 2012

Freitag d. 27. Januar 2012

Sonnabend d. 28. Januar 2012

Sonntag d. 29. Januar 2012

Dienstag d. 31. Januar 2012

Donnerstag d. 2. Februar 2012

Sonntag d. 05. Februar 2012

Freitag d. 10. Februar 2012

Mittwoch d. 15. Februar 2012

Mittwoch d. 22. Februar 2012

Montag d. 27. Februar 2012

Dienstag d. 28. Februar 2012

Donnerstag d. 1. März 2012

Freitag d. 2. März 2012

Sonntag d. 4. März 2012

Mittwoch d. 7. März 2012

Freitag d. 9. März 2012

Montag d. 12. März 2012

Donnerstag d. 15. März 2012

Sonntag d. 18. März 2012

Montag d. 19. März 2012

Montag d. 2. April 2012

Freitag d. 6. April 2012

Mittwoch d. 11. April 2012

Sonntag d. 15. April 2012

Montag d. 23. April 2012

Sonntag d. 29. April 2012

Dienstag d. 1. Mai. 2012

Mittwoch d. 2. Mai 2012

Donnerstag d. 3. Mai 2012

Freitag d. 4. Mai 2012

Dienstag d. 8. Mai 2012

Donnerstag d. 10. Mai 2012

Montag d. 14. Mai 2012

Mittwoch 16. Mai 2012

Sonnabend 19. Mai. 2012

Montag d. 28. Mai 2012

Freitag d. 1. Juni 2012

Sonnabend d. 09.07.2011

Jetzt sind wir eine Woche unterwegs, die Fahrt von Helgoland nach Norderney verläuft zu Anfang sehr gut, später, als wir schon die Hafeneinfahrt sehen konnten, schläft der Wind komplett ein, den Motor wollen wir nicht anwerfen und treiben demzufolge langsam mit der Strömung weiter. Zwei Stunden später kommt wieder Wind auf, leider aus der falschen Richtung. In der Einfahrt zum Hafen kippte dann noch die Tide, so dass wir recht lange brauchen, um mit Maschine die Marina zu erreichen.

Zum ersten Mal probieren wir unsere neue Windselbststeueranlage aus. Zufrieden sind wir nicht, statt dem erhofften geraden Kurs, von dem viele Segler schwärmen, steuert unser Boot Schlangenlinien und läuft oft aus dem Ruder.

Später lernen wir die Anlage richtig zu bedienen und erkennen, dass sie das Schiff viel besser steuert als wir von Hand.

Norderney ist sehr schön, die Insel ist zwar die einzige ostfriesische Insel mit Autoverkehr, trotzdem fahren die meisten nur Rad. Vom Hafen in das Zentrum kann man schnell laufen, allerdings ist es kalt und in kurzen Abständen werden wir immer wieder von ergiebigen Regenschauern überrascht. Unsere Regenschirme haben sich schon bewährt, wir sind übrigens die einzigen Segler, die Regenschirme dabeihaben.

Sonntag d. 10.07.2011

Wir sehen nach draußen und stellen entgegen der Prognose günstigen Wind fest, bisher hatten alle Wettervorhersagen eine sehr hohe Fehlerquote, außerdem möchten wir nach einem Hafen Tag wieder segeln. Niedrigwasser ist früh morgens, länger ausschlafen geht demzufolge nicht. Unser Ziel ist Borkum ungefähr 25 Seemeilen entfernt.

Die Bedingungen sind in den ersten Stunden optimal, halber Wind, die Strömung läuft mit, perfekt wäre alles, wenn es 10 °C wärmer gewesen wäre.

Zur guten Bordstimmung hat darüber hinaus beigetragen, dass wir eine 12 Meter Yacht mit gleichem Kurs schnell hinter uns gelassen haben.

Borkum wird nach wenigen Stunden erreicht, der Wind weht weiterhin günstig. Wir beschließen weiterzufahren. Zu diesem Entschluss beigetragen haben auch die eher abschreckenden Informationen über den Borkumer Hafen aus unseren Handbüchern. Mehrere Kilometer Fußmarsch in das Stadtzentrum sind nichts für Segler. Neues Ziel ist jetzt der Hafen von Vlieland in den Niederlanden.

Es kommt anders als gedacht, die Bewölkung nimmt schnell zu, die schwarzen Schauerwolken ziehen nicht wie auf Norderney innerhalb weniger Minuten wieder ab, sondern scheinen über uns stehen zu bleiben, beziehungsweise noch schlimmer, mit uns zu ziehen.

Zurückfahren kommt nicht in Frage, schließlich haben wir sehr gute Schlechtwetterkleidung, die absolut wasserdicht ist.

Bis auf die Öffnungen für Gesicht und Hände, hier gelangen laufend kleinere Wassermengen nach innen. Das führt leider dazu, dass man nach einiger Zeit doch komplett nass ist.

Mit dem Regen kommen auch Starkböen, jetzt von vorn. Das Großsegel reffen ist kein Problem. Zusammen mit unserem zum ersten Mal gesetzten kleinen Vorsegel können wir jedoch gut kreuzen. Die Sichtverschlechterung ist auch kein Problem. Auf unserem Plotter haben wir stets die Seekarte mit unserer aktuellen Position, Frachtschiffe können wir mit dem AIS (Automatik Identifikation System) lange bevor wir Sie sehen, identifizieren.

So schnell wie der Wind kam, verschwindet er auch wieder. In der folgenden zweistündigen Flaute - bedauerlicherweise werden wir mit der Flutströmung auch noch zurückgetrieben - haben wir unseren ersten Fisch auf dieser Reise gefangen. Es tat uns sehr leid den schönen Fisch zu töten, geschmeckt hat er aber fantastisch.

Später kommt wieder Wind, jetzt genau von vorn und wir müssen kreuzen. Kreuzen heißt: Wesentlich längere Fahrtstrecke, reduzierte Geschwindigkeit, unangenehme Schiffsbewegungen und laufend Salzwasserduschen.

Schnell wird klar, dass wir unser Ziel nicht mehr bei Tageslicht erreichen können, unsere erste Nachtfahrt steht bevor.

Der Mond scheint, richtig dunkel wird es nicht, allerdings fürchterlich kalt. Wir wollen abwechselnd schlafen, das geht aber schlecht, hauptsächlich weil das Schiff beim Kreuzen bei viel Wind innen extremen Krach macht, bei achterlichem Wind, den wir für die Zukunft erwarten, segelt das Boot dagegen völlig geräuschfrei. Wir versuchen abwechselnd in Regenkleidung auf dem Boden zu schlafen. Das gelingt aber nicht. In der Nacht verwirren uns die Kurse der in diesem Gebiet arbeitenden Saugbagger. Verwirren tun uns auch die vielen beleuchteten Bojen und die Leuchttürme an Land. Es wäre einfacher gewesen, wenn wir Wegpunkte programmiert hätten, die Möglichkeiten die Software unseres Plotters besser zu nutzen, lernen wir erst später.

Morgens um 4:00 Uhr wird es wieder heller, zum Frühstück ist unser Etappenziel erreicht, jetzt hat der Wind auch wieder in eine für uns günstige Richtung gedreht. Wir beschließen die guten Bedingungen auszunutzen und gleich bis Den Helder, am Ausgang des Ijsselmeeres gelegen, weiterzufahren. Die zusätzliche Distanz schätzen wir auf 25 Seemeilen.

Später stellt sich diese Schätzung als zu optimistisch heraus, noch schlechter sind jedoch der drehende und schnell abnehmende Wind sowie der Tidengegenstrom, der uns wieder zurücktreibt. Nachmittags um 15:00 Uhr zeigt unser Navigationsplotter immer noch eine zu segelnde Strecke von 18 Seemeilen an.

Abends um 20:00 Uhr erreichten wir bei Flaute Den Helder, die letzten Meilen legen wir mit Motor zurück.

Zum ersten Mal auf dieser Reise ankern wir hinter einer schützenden Insel.

Am nächsten Morgen ist immer noch Flaute, keine Chance weiter zu segeln. Um Proviant zu kaufen und zu duschen, beschließen wir in den sehr guten ``Königlichen Yachthafen`` von Den Helder zu fahren. Vorher wird das Boot gründlich gereinigt. Zum ersten Mal auf unserer Reise haben wir auch kostenloses Internet im Hafen, so dass wir Mails schreiben und Wetterprognosen ansehen können.

Dienstag d. 12.07.2011

Bester Wind aus Nord, um 6:00 Uhr morgens fahren wir mit voller Besegelung los. Später nimmt der Wind noch mehr zu und wir reduzieren die Segelfläche. Bis zu unserem Tagesziel Scheveningen sind es gut 65 Seemeilen, für die wir knapp 11 Stunden brauchen. Unsere Schleppangel kostet uns bestimmt einen halben Knoten, diesmal allerdings völlig sinnlos, wir fangen keinen Fisch.

Wir fahren an einer riesigen Offshorewindfarm vorbei. Es ist nicht möglich die vielen Windräder zu zählen, im Gegensatz zu den geplanten Windparks in Deutschland sind die Windmühlen in Holland kostengünstig in der Nähe des Strandes und nicht auf der offenen See aufgestellt.

Obwohl eigentlich bei diesen Bedingungen nicht notwendig, tragen wir draußen immer unseren Sicherheitsgurt und picken uns auch ein, wenn wir die Plicht verlassen. Fest abgesprochen ist, dass niemand die Plicht verlässt, wenn der andere im Schiff ist. Insbesondere, wenn wir mit ausgebaumtem Vorsegel fahren, sind wir nur sehr eingeschränkt manövrierfähig, eine schnelle Kursänderung ist unmöglich und der im Wasser Treibende wäre nach sehr kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. Uns ist klar, dass Überbordgehen die größte Gefahr ist und unbedingt vermieden werden muss.

Ein weiteres Risiko ist Kaffeekochen bei Seegang. Wir beschließen mit dem heißen Wasser bei höheren Wellen nicht mehr im Schiff zu hantieren, sondern nur noch in der Plicht wo man sich sicher hinsetzen kann.

Für sehr schlechtes Wetter haben wir löslichen Kaffee an Bord, Filterkaffee schmeckt uns aber besser.

Am Nachmittag nimmt der Wind immer mehr zu, gerade rechtzeitig erreichen wir den Hafen von Scheveningen. Alle Gastyachten liegen im Päckchen und es stürmt und regnet in der Nacht fürchterlich, Glück gehabt.

Hier in Scheveningen treffen wir zum ersten Mal andere Langfahrtyachten aus Polen, Skandinavien und Deutschland. Neben uns liegt ein Einhandsegler aus Möltenort bei Kiel. Fast alle wollen die gleiche Atlantikroute wie wir segeln.

Die meisten Langfahrtyachten hier sind so groß wie unsere ``Loliti``. Es gibt allerdings auch einige mit sehr kleinen Booten und natürlich auch sehr viel größere. Vor uns liegt die

``Bagatelle`` aus Strande bei Kiel von KYC, eine tolle X-42.

Sehr viele Segler haben übrigens eine eigene Website, manche sind wirklich gut und aufwendig gestaltet.

Im Moment wissen wir noch nicht wie es weitergeht. Morgen soll Sturm kommen, dann bleiben wir natürlich hier, wenn die Bedingungen es allerdings zulassen, würden wir gern so schnell wie möglich weitersegeln, vielleicht sogar non-stop bis Dover an der Südostküste Englands.

Mittwoch d. 13.07.2011

Heute hat es wieder die ganze Nacht fürchterlich gestürmt und geregnet. Der Regen ist gut, jetzt ist alles an Deck wieder salzfrei.

Wenn man nass ist, ist es nicht angenehm, das weiß jeder. Auf See lernt man schnell den Unterschied zwischen nass durch Süßwasser und nass durch Salzwasser kennen. Ein Spritzer Salzwasser entspricht einer Dusche mit Frischwasser. Das unangenehme am Salz ist, dass alles immer klamm und feucht ist. Unser Ziel ist, dass ins Schiff kein Seewasser kommen soll, schon gar nicht auf unsere Kojen.

Jetzt sind wir schon eineinhalb Wochen unterwegs. Heute können wir nicht segeln, macht aber nichts denn wir haben ausreichend Zeit. Erst Mitte August müssen wir in Südwest England sein um günstige Bedingungen zur Überquerung der Biskaya vorzufinden.

Das ist der Unterschied: Früher wäre jetzt bereits die Hälfte meines Jahresurlaubs um und wir wahrscheinlich in Panik, ob wir es in der verbleibenden Zeit noch schaffen würden wieder nach Hause zu kommen. Jetzt sehen wir alles viel gelassener und freuen uns auf einen schönen Hafen Tag.

Bisher hat sich unsere Ausrüstung sehr gut bewährt, nichts ist defekt, alles funktioniert wie vorgesehen.

Auch unsere Stromversorgung ist ausreichend, obwohl wir bisher immer nur wenige Stunden Sonne am Tag hatten, produzieren unsere beiden Solarpaneele genug Strom, um unsere Navigationsgeräte immer in Betrieb zu haben. Die Innenbeleuchtung ist auch kein Problem, unsere LED Lampen verbrauchen praktisch keinen Strom.

Manchmal haben wir sogar Stromüberschuss, dann laden wir Florians Laptop Batterie. Das freut ihn immer besonders, weil er dann abends Filme sehen kann, die Schwager Gert auf eine Festplatte geladen hat.

So ist das eben mit den erneuerbaren Energien, wenn man den Verbrauch an die Erzeugung anpasst, funktioniert es.

Sehr gut funktioniert auch die Erwärmung des Abwaschwassers mit der Solardusche.

Um die optimale Leistung der Solaranlage zu erreichen, müssen wir die Paneele immer so aufhängen, dass sie direkt in der Sonnenstrahlung stehen, geringe Beschattung reduziert den Ladestrom sofort erheblich. Kein Problem an Bord, wir haben ja Zeit.

Wir sind froh keinen Windgenerator angeschafft zu haben, auf See mit achterlichem Wind funktioniert der nicht richtig. Und im Hafen oder vor Anker ist die laute Geräuschentwicklung Grund, dass viele Ihre Windräder festbinden.

Wenn es mit unseren Solarpaneelen in den nördlichen Breiten schon kein Problem gibt, wird es ab Spanien, wo die Sonne immer scheint, erst recht einfach sein unsere Batterien immer vollzuladen.

Den heutigen Hafen Tag haben wir für kleinere Reparaturen genutzt, am wichtigsten war mir die Leckstelle über meiner Koje abzudichten. Bei einer ``Sandwichkonstruktion`` wie unserer ``Loliti`` ist es aber gar nicht so einfach die Undichtigkeit zu lokalisieren, ob es funktioniert hat, werden wir bei der nächsten Schlechtwetterfahrt sehen.

Dummerweise haben 2 Scheiben im Aufbau Risse bekommen, wir wissen nicht woran es liegt und hoffen, dass die Festigkeit nicht beeinträchtigt wird. Damit die Risse nicht länger werden, bohren wir am Ende ein kleines Loch und dichten alles gut mit Silikon ab. Später erfahren wir, dass wir die verkehrten Schrauben für die Montage gewählt haben.

Eben kommen wir vom Hafenbüro, der aktuelle Wetterbericht ist für unsere kurzfristige Fahrtroute schlecht, es sieht so aus, dass wir auch morgen hierbleiben. Neben zu starkem Wind ist auch die Richtung ungünstig.

Heute ist hier niemand aus- oder eingelaufen. Vielleicht mieten wir uns morgen Fahrräder, um in die City zu fahren.

Donnerstag d. 14.07.2011

Mit unserer Ankunft in Scheveningen fängt es an zu regnen, erst ein bisschen, dann Starkregen, wie wir ihn noch nicht oft erlebt haben. Zum Glück ist unser Schiff jetzt völlig dicht, der Regen kommt von vorn, so dass wir den Niedergang offenlassen können. Zu spät bemerken wir, dass der Wind von Stunde zu Stunde zunimmt und dreht. Der jetzt fast waagerecht fliegende Regen kommt in nicht unerheblichen Mengen ins Boot, aber Süßwasser ist kein Problem. Wenn die Schotten dicht sind, gibt es allerdings keinen Luftaustausch im Boot, und dann bildet sich sehr schnell viel Schwitzwasser.

Der zunehmende Wind macht zusätzliche Leinenverbindungen zum Land notwendig. Zum Glück liegen wir außen an zwei mehr als 40 Fuß langen Yachten.

Auch heute läuft keine Yacht aus, es kommt auch keine. Der Wind, gemessen auf unserer Nachbaryacht, erreicht in Böen Stärke 10.

Die meiste Zeit des Tages bleiben wir im Schiff, spielen Schach und lesen.

Rausgehen ist schwierig, nach Sekunden wird man nass wie unter einer Dusche, außerdem können wir kaum gegen den Sturm angehen.

Heute ist einer der wenigen Tage, an denen es nicht einmal eine Sekunde lang nicht geregnet hat.

Zwischendurch sitzen wir lange auf der ``Time + Tide`` aus Möltenort und klönen, Rainer ist Einhandsegler. Er hat acht Wochen Urlaub, seine Frau wollte eigentlich in Zeebrügge zusteigen, will sich das aber bei diesen Wetterbedingungen noch einmal überlegen.

Freitag d. 15.07.2011

Heute regnet es seit Mitternacht nicht mehr, das Barometer steigt schnell, der Wind nimmt ebenfalls schnell ab, beste Bedingungen um morgens um 5:00 Uhr aufzustehen um in Richtung Zeebrügge nach Belgien zu fahren. Der schöne Nordwind, mit dem wir von Den Helder nach Scheveningen geflogen sind, hat auf West gedreht. Zum Glück liefen die Wellen noch lange mit, so dass Kreuzen kein Problem war.

Wie auf fast jeder bisherigen Tagesetappe haben wir auch heute eine Flauten Periode, in der wir zu allem Überfluss durch den jetzt umgekippten Tidenstrom zurückversetzt werden. Die Stimmung an Bord ist trotzdem sehr gut, dazu trägt hat auch das tolle von Florian zubereitete Mittagessen bei - allerdings ohne Fischbeilage, denn angeln um Fisch zu fangen, ging nicht, die nachgeschleppte Angel hätte unsere Geschwindigkeit zu stark reduziert.

Später kommt wieder Wind auf, jetzt allerdings aus der völlig falschen Richtung. Lange Diskussionen gibt es welchen Umweg wir um Flachwassergebiete machen müssen um sicher nicht aufzulaufen. Auch haben wir Meinungsunterschiede, in welchem Abstand wir fahrende Frachter passieren können. Während Florian sehr auf Sicherheit bedacht ist, bin ich etwas risikofreudiger.

Der Hafen von Zeebrügge ist schon von weitem zu erkennen. Jede Menge Containerbrücken sind an den verschiedenen Piers aufgestellt. Auf der langen Hafenmole stehen sehr viele Windräder, die nachts alle rot blinken. Aus etwas größerer Entfernung sind die vielen rot und grün blinkenden Bojen so unübersichtlich, dass es schwierig ist die Hafeneinfahrt zu finden.

Zum Glück ist das Navigieren mit dem Kartenplotter sehr einfach, man sieht immer die Seekarte und die eigene momentane Position des Schiffes, darüber hinaus werden Geschwindigkeit über Grund und Kurs angezeigt. Eine weitere große Hilfe und sicherlich auch zusätzliche Sicherheit sind die AIS Angaben: Neben den genannten Informationen sind auch alle fahrenden Schiffe mit Fahrtrichtung und Position auf dem Display dargestellt.

Je länger wir segeln, umso schwächer wird der Wind. Zum Glück erreichen wir mit dem letzten Hauch noch die Hafenmole, danach fahren wir mit Maschine weiter zum Yachthafen Zeebrügge.

Am Besucherschlengel machten wir um 1:00 Uhr morgens neben einer belgischen Yacht fest und gehen sofort in die Koje. Rainer muss besser gesegelt sein als wir, er ist nach uns losgefahren und schon viel eher angekommen, vielleicht hat er in der Flauten-Periode den Motor angestellt.

Sonnabend d. 16.07.2011

Hafentag in Zeebrügge. Wieder ein Tag, an dem es 24 Stunden ohne Unterbrechung geregnet hat. Außerdem ist es sehr kalt.

Wir haben uns vom Hafenmeister ein Kabel geliehen und können jetzt alle Batterien mit Landstrom laden.

Heute kommt keine Yacht in den Hafen, auslaufen tut auch niemand. Das schwedische Boot vor uns kämpft mit technischen Problemen, Lichtmaschine, Motor und Navigation funktionieren nicht. Leider können wir auch nicht helfen. Die Regattayacht kann bis zu 16 Knoten laufen, drei Mal so schnell wie wir. Eine Einrichtung hat das Schiff nicht, man schläft auf Aluminium Rohrkojen, hat keine Kochecke, nichts Wohnliches, kein Vergleich zu unserem komfortabel und gemütlich eingerichteten Boot. Die Regattasegler sind auch belastbarer. In vier Tagen wollen sie eine Strecke schaffen, für die wir 14 Tage rechnen würden. Und das ohne Selbststeueranlage.

Eine andere Extremyacht liegt hier, eine ``open 60`` die vor einigen Jahren eine Einhand-non-stop-Weltumsegelung (Volvo Ocean Race) in Rekordzeit geschafft hat. Jetzt liegt das Schiff unbenutzt im Hafen, wenn man den Unterwasserbewuchs sieht, schon recht lange.

Sonntag d. 17.07.2011

Heute Morgen scheint die Sonne, das Barometer steht so tief wie noch nie, fällt aber nicht weiter, was gut ist, denn dann kündigt sich das nächste Schönwetterfenster an.

Jede Gelegenheit wird genutzt alle Kleidung zu trocknen. Bei dem herrschenden starken Wind geht das zum Glück sehr schnell. Eben kommt eine große holländische Yacht in den Hafen. Die draußen im Starkwind zerrissene Rollfock schlägt fürchterlich, das ganze Rigg vibriert und die Mannschaft hatte auf See keine Chance die Reste des Segels zu bergen.

Rollsegel haben Vorteile, allerdings sieht man in vielen Hafen Schiffe, bei denen die aufwendige Technik nicht funktioniert, das gilt besonders für im Mast aufgerollte Großsegel.

Zeebrugge ist keine schöne Stadt, viel zu sehen gibt es nicht. Heute Nachmittag leihen wir uns vom Hafenmeister Fahrräder und wollen die Umgebung erkunden.

Die ``Time + Tide`` Mannschaft ist heute Morgen nach Hause gefahren, am Mittwoch will sie wiederkommen. Solange wir hier sind, passen wir auf das Boot auf.

Im Internet wird die Wetterlage erkundet. Am einfachsten ist die leicht verständliche www.windfinder.com Seite. Allerdings haben wir festgestellt, dass nur die Vorhersage für die nächsten 12 Stunden einigermaßen sicher ist, alle Prognosen für die drauffolgenden Tage haben sich bisher immer als falsch herausgestellt.

Es sieht so aus, dass wir auch morgen noch hier sind und erst am Dienstag weiterfahren können.

Montag d. 18.07.2011

Eigentlich wollen wir jetzt schon auf dem Weg nach England sein aber wegen ungünstiger Winde, viel zu stark und dann auch noch aus der verkehrten Richtung, Regen und Kälte, liegen wir immer noch in Zeebrügge.

Allen anderen Seglern auf den anderen Yachten geht es genauso.

Die schwedischen Regattasegler kommen auch nicht weiter, sie konnten ihre technischen Probleme bisher nicht beheben, jetzt funktioniert in der Navigationsecke überhaupt nichts mehr. Mehrere Servicefirmen waren schon vor Ort, immer erfolglos. Manchmal denke ich die jungen Leute haben den finanziellen Aufwand, eine Regattayacht in Fahrt zu halten, nicht richtig eingeschätzt. Für die Kosten nur eines Segels könnten wir ein ganzes Jahr segeln. Auch die Freundin des Eigners sieht immer neidisch auf die komfortablen Inneneinrichtungen der anderen Fahrtenyachten. Auf ihrem Schiff gibt es nicht einmal eine vernünftige Sitzbank, Kaffee kochen geht nur mit einem Camping Kocher. Dafür erreichen sie 16 Knoten Speed. Ein Schwesterschiff soll den Atlantik in neun Tagen überquert haben.

Heute haben wir einen Mix aus Sturm mit Regen und Sturm ohne Regen, zwischendurch scheint allerdings auch immer mal die Sonne und dann merkt man, dass wir Hochsommer haben. Wenn es anfängt zu regnen, müssen wir sehr schnell eine Unterstellmöglichkeit finden, Sekunden später gießt es wie aus Kübeln.

In Zeebrügge sind besonders im Hafenbereich, der heißt hier, wie überall in der Welt ,

``Waterfront``, in den letzten Jahren sind jede Menge neue Gebäude errichtet worden, fast alles steht leer und weil nichts für die Unterhaltung getan wird, sehen sie schon recht heruntergekommen aus. Der Hafenmeister hat uns erzählt, dass vor der Finanzkrise sehr viele Belgier in Immobilien investiert haben, immer mit dem Ziel, dass die zu erzielenden Mieteinnahmen höher sind als die Belastung durch die Hypotheken. Die Gebäude sind fertig, was fehlt sind die Mieter.

Im Hafen liegen allerdings hauptsächlich Yachten der 50 Fuß Klasse, und jede Menge Speed - Boote mit zwei 200 bis 300 PS Außenbordmotoren. Wenn die mit kleinster Leistung fahren, reicht es immer noch zum Wasserskilaufen.

Unser Liegeplatz liegt genau gegenüber einem Containerterminal. Wir sind erstaunt hier die größten Containerschiffe der Welt zu sehen. Tag und Nacht werden Container geladen und gelöscht. Die Arbeit ist allerdings mit viel Krach verbunden, hauptsächlich durch die für uns unverständlichen Lautsprecherdurchsagen der Kranführer.

In Belgien ist alles in zwei Sprachen beschriftet, beide verstehen wir nicht, zum Glück für uns sprechen alle englisch und viele deutsch.

Belgien hat seit vielen Monaten keine Regierung, das Leben geht trotzdem weiter, offensichtlich geht es auch ohne politische Führung.

Montag d. 18.07.2011

Heute Morgen stecken wir die Köpfe aus dem Schiebeluk und werden erneut von Sturm und Regen überrascht.

Wir klopfen auf das Barometer, keine Änderung, da es in den letzten Tagen schon unverändert stand, gehen wir davon aus, dass das wichtige Instrument defekt sein muss.

Vormittags regnet es manchmal weniger, manchmal mehr, ab und zu heftig, kein Regenschirm wird dann mit den Wassermassen fertig.

Wir beschließen das Boot komplett aufzuräumen und alle gebrauchten Kleidungstücke im nahe gelegenen Waschsalon zu waschen.

Seit Norderney vermuten wir einen blinden Passagier an Bord, verdächtige Nagespuren im Ankerkasten lassen keinen anderen Schluss zu. Als wir jetzt auch noch Holzreste an einer Stelle in der Backs Kiste finden, die wir vorher gründlich sauber gemacht hatten, sind wir sicher eine Maus an Bord zu haben. Sie scheint sehr intelligent zu sein, bisher haben wir sie weder gesehen noch gehört. Im nächsten Hafen werden wir eine Lebendfalle kaufen.

Mit uns am Schlengel liegt der Einhandsegler von der ``Ariane`` aus Cuxhaven, das 11 Meter Stahlboot macht keinen guten Eindruck, bei dem Unterwasserbewuchs wundern wir uns, dass das Boot überhaupt noch fährt. Die ``Ariane`` hatte im letzten Jahr die gleiche Tour wie wir vor, jetzt ist sie auf dem Nachhauseweg. Leider hat es nicht so funktioniert wie geplant, in der Biscaya gab es bei Starkwind viel Bruch. Das Schiff musste in einen Nothafen eingeschleppt und an Land repariert werden. In Tagesetappen ging es danach an der französischen Küste zurück nach Nordeuropa. Einhandsegler auf Langfahrt sind schwer einzuschätzen. Sicher gibt es welche, die gern allein segeln, oft sitzen sie alleine in Ihrer Kabine und haben wenig Kontakt zu anderen. Die meisten Segler die allein unterwegs sind, haben allerdings keine Crew gefunden und segeln nur deshalb allein.

Abends hört es endlich auf zu regnen. Wir gehen in die nicht sehenswerte Stadt, spielen noch Schach und gehen dann relativ früh schlafen.

Dienstag d. 19.07.2011