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Der gemeinsame Urlaub von vier Freundinnen beginnt zunächst ganz normal. Aber schon bald geschieht Geheimnisvolles. Ein Sonnenhut, ein Schal und ein Gürtel, gekauft in einem mysteriösen Souvenir-Shop, entfalten ihre Magie. Als die Freundinnen in das Visier von Menschenhändlern geraten, ist ihre Zukunft ungewiss.
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Seitenzahl: 112
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Kapitel 1 - Die Belohnung
Kapitel 2 - Medusa
Kapitel 3 - Die Karte
Kapitel 4 - Symbole
Kapitel 5 - Böses Erwachen
Kapitel 6 - Im magischen Garten
Kapitel 7 - Spinalónga
Kapitel 8 - In großer Gefahr
Was wäre, wenn…?
Diese Frage hat sich wohl schon jeder einmal in seinem Leben gestellt.
Was wäre, wenn wir nicht zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort gewesen wären?
Hätte das unser ganzes weiteres Leben verändert?
Was wäre, wenn wir nicht in diesem Souvenir-Shop eingekauft hätten?
Wie wäre dann unser Urlaub verlaufen?
Was wäre, wenn wir aufmerksamer gewesen wären?
Hätten wir dann die Gefahr, die uns drohte, bemerkt?
Was wäre, wenn…?
Die vier Freundinnen Nicole, Larissa, Melanie und Emilia standen mit ihrem Gepäck am Flughafen in Heraklion. Das Flugzeug, mit dem sie von Stuttgart aus angereist waren, landete pünktlich an ihrem Urlaubsort. Der Transfer in das gebuchte Hotel stand bevor.
Als Belohnung für das bestandene Abitur hatten die vier von ihren Eltern eine Urlaubsreise geschenkt bekommen. Die Freundinnen waren voller Freude, als sie erfuhren, dass die Reise nach Griechenland, auf die Insel Kreta, gehen sollte.
Kurze Zeit später saßen sie in einem Bus, der sie zu ihrem Hotel im schönen Fischerdorf Sissi brachte. Im Hotel angekommen, wurden die Freundinnen von einer netten Dame, die an der Rezeption arbeitete, empfangen. Sie legte den Urlauberinnen Formulare vor, die von ihnen ausgefüllt werden mussten.
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, wurden sie von der netten Dame in ein großes Vierbettzimmer geführt. Das Zimmer hatte einen hübschen Balkon und ein Bad, das mit einer Dusche und einer Badewanne ausgestattet war.
»Oh, toll!«, rief Nicole freudig aus. »Das habe ich noch nie in einem Hotel gesehen. Eine Badewanne und eine Dusche. Meistens sind nur Duschen in den Bädern der Hotelzimmer.«
Emilia meinte: »Prima, dann geht's morgens und abends schon schneller. So können wir immer zu zweit ins Bad.«
»Ich hasse duschen, ich bade viel lieber«, sagte Melanie.
»Und ich dusche lieber«, entgegnete Larissa lachend.
Obwohl die vier Freundinnen sehr unterschiedlich waren, verstanden sie sich sehr gut.
Nicole war die Dominante unter den Mädels. Sie liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, und hatte gerne das Sagen. Sie war eins siebzig groß, schlank, hatte lange blonde Haare und große blaue Augen. Sie war der Schwarm aller Jungs und konnte sich vor Verehrern kaum retten. Ihre schulischen Leistungen waren stets durchschnittlich gewesen, denn sie war meistens zu faul zum Lernen.
Im Gegensatz zu Nicole war Larissa der ruhige, zurückhaltende Typ, der sich stets im Hintergrund hielt. Sie war eins fünfundsiebzig groß, schlank, hatte lange braune Haare und grau-blaue Augen. Ihre Leistungen in der Schule waren ebenfalls durchschnittlich gewesen.
Melanie war die Vernünftige und Wissbegierige unter den vier. Zudem war sie sehr intelligent und hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Ihr Abitur hatte sie mit der Traumnote 1,4 abgelegt. Allerdings war sie oftmals zu ängstlich und wenig risikobereit, worüber sie sich selbst ärgerte. Sie war eins fünfundsechzig groß, etwas pummelig, hatte schulterlange braune Haare und braune Augen.
Emilia war der kameradschaftliche Kumpel-Typ, den alle gut leiden konnten.
Sie war sehr mitfühlend, da sie sich stets sehr gut in die Lage von anderen Menschen versetzen konnte. Sie war eins achtzig groß, schlank, hatte kurze schwarze Haare und grüne Augen. Außerdem war sie sehr sportlich. Sie joggte zweimal in der Woche und ging regelmäßig schwimmen.
Das Hotel lag direkt am Strand. Deshalb beschlossen die vier, nachdem sie ihre Koffer ausgepackt hatten, ans Meer zu gehen, um zu baden und um die Sonne zu genießen.
»Ist das nicht herrlich!«, meinte Emilia zufrieden, als sich die Freundinnen kurz darauf in der Sonne räkelten. Sie lagen auf ihren großen Badetüchern, die sie auf Sonnenliegen ausgebreitet hatten. »Ja, nach dem ganzen Prüfungsstress einfach nur abschalten und erholen. Super!«, sagte Larissa und gähnte herzhaft.
»Was machen wir heute Abend?«, fragte Melanie schläfrig die anderen.
Nicole antwortete: »Als wir mit dem Bus zum Hotel gefahren sind, habe ich eine Straße gesehen, in der viele kleine Läden sind. Wir könnten dort ein bisschen shoppen gehen. Vielleicht gibt es dort auch eine nette Kneipe, in der wir nach dem Einkaufen etwas trinken können.« »Tolle Idee«, meinte Emilia. »Ich brauche unbedingt ein Souvenir aus Kreta als Erinnerung an unseren Urlaub.«
»Apropos Erinnerung, ich habe meinen Fotoapparat dabei«, sagte Melanie. »Ich frage mal die Frau dort drüben, ob sie ein Foto von uns macht.«
Melanie rappelte sich aus ihrem Liegestuhl hoch und ging zu der Frau, die ein paar Meter entfernt in der Sonne lag. Melanie sprach die Frau an und unterhielt sich kurz mit ihr.
Kurze Zeit später kamen sie gemeinsam zu Nicole, Emilia und Larissa, die ihnen bereits erwartungsvoll entgegensahen.
Wie sich herausstellte, kam die Frau ebenfalls aus Deutschland.
»Hallo, ich bin Lisa«, begrüßte sie die Mädels. Melanie überreichte Lisa ihre Kamera und erklärte ihr kurz die Bedienung des Apparates. Anschließend sagte Lisa gut gelaunt zu den vier Urlauberinnen: »Na, dann lasst uns mal mit dem Fotoshooting beginnen.«
Das ließen sich die Freundinnen nicht zweimal sagen. Sie sprangen aus ihren Liegestühlen hoch und stellten sich unter viel Gelächter in verschiedenen Posen vor die Kamera, während Lisa immer wieder auf den Auslöser des Fotoapparates drückte.
Diese Aktion erregte große Aufmerksamkeit unter den Strandbesuchern.
Vor allem vier Männer, dem Aussehen nach Griechen, beobachteten höchst interessiert die Freundinnen. Einer der Männer hielt plötzlich ein Handy in der Hand und machte damit ebenfalls Fotos von den hübschen Urlauberinnen, ohne dass dies von den Mädels bemerkt wurde. Kurz darauf telefonierte der Mann mit seinem Handy. Während des Telefonats ließ er die Freundinnen nicht aus den Augen.
Nach etwa zehn Minuten Fotoshooting bedankten sich Nicole, Larissa, Emilia und Melanie bei der netten Hobbyfotografin. »Gern geschehen«, antwortete Lisa. Sie verabschiedete sich von den vier und ging zurück zu ihrer Liege.
»Puh, ist das heiß heute«, stöhnte Larissa. »Ich gehe jetzt ins Wasser«, sagte sie spontan.
»Ich komme mit!«, riefen Nicole, Emilia und Melanie fast gleichzeitig.
Emilia griff noch schnell nach ihrem Wasserball und schon rannten die vier mit viel Gelächter um die Wette, über den Strand in Richtung Meer. Sie liefen in das kühle Wasser hinein, sodass es um sie herum nur so spritzte. Anschließend ließen sie sich ins Wasser fallen.
»Brr, ist das kalt!«, rief Larissa, nachdem sie wieder aufgetaucht war.
Die vier Freundinnen tollten ausgelassen im Wasser herum. Sie warfen sich gegenseitig den Wasserball zu. Emilia hechtete beim Fangen immer nach dem Ball, sodass sie stets ins Wasser platschte und untertauchte. Nicole und Larissa machten einen Handstand im Wasser und Melanie versuchte sich auf den Wasserball zu setzen, nachdem sie ihn gefangen hatte, was ihr misslang. Der Ball flutschte unter ihrem Po weg und schoss aus dem Wasser hoch, wobei Melanie seitlich wegkippte und untertauchte.
Die vier mussten die ganze Zeit lachen und sie konnten spüren, wie die Anstrengungen der letzten Wochen von ihnen abfielen.
Schließlich rief Nicole: »Jetzt habe ich aber einen Mordshunger!«
Emilia nickte und sagte: »Und ich erst. Ich könnte ein Fünf-Gänge-Menü verdrücken.«
Auch Melanie und Larissa knurrte der Magen. Deshalb beschlossen die vier, ins Hotel zu gehen, um zu duschen und um sich fürs Abendessen fertig zu machen.
Etwa eineinhalb Stunden später machten sie sich auf den Weg in den Speisesaal des Hotels.
Die Freundinnen sahen sehr hübsch aus. Die langen Haare von Nicole und Larissa glänzten um die Wette. Nicole hatte ihre Haare hochgesteckt, was sie sehr erwachsen und elegant erscheinen ließ. Emilia hatte ihre kurzen Haare etwas zerzaust, wodurch sie frech und jünger aussah.
Die vier hatten sich mit großer Sorgfalt geschminkt und die Sommerkleider, die sie trugen, betonten ihre Figuren.
Im Speisesaal war ein großes, abwechslungsreiches Buffet aufgebaut. Edle Speisen und Getränke standen für die Gäste des Hotels bereit. Dieser Anblick ließ die Augen der Freundinnen immer größer werden.
»Schaut euch das mal an!«, sagte Nicole begeistert. »Da weiß ich ja gar nicht, was ich essen soll, bei all den Köstlichkeiten.«
Melanie jammerte: »Oje, bei so einem tollen Buffet habe ich nach einer Woche bestimmt zwei Kilo zugenommen.«
Larissa hatte bereits einen Teller in der Hand und ging zielstrebig zu den Vorspeisen.
Emilia war hin- und hergerissen. Sie überlegte laut: »Ich glaube, ich esse einen gemischten Salat als Vorspeise. Oder doch lieber eine Suppe? Ach, ich kann mich einfach nicht entscheiden. Was nehmt ihr?« Neugierig sah sie Melanie und Nicole an.
Die beiden zuckten mit den Achseln als Antwort, nahmen sich einen Teller und gingen neugierig zu den Vorspeisen, um sich all die Köstlichkeiten genauer anzusehen.
Letztendlich entschieden sich die vier für einen Salat als Vorspeise, für ein herzhaftes Fleischgericht mit Gemüse als Hauptspeise und für frisches Obst mit Eis als Nachspeise.
Nach über einer Stunde schlemmen saßen die vier satt und zufrieden am Tisch. »So, und nun muss ich mich noch etwas bewegen, sonst platze ich«, meinte Emilia und legte die Hände auf ihren Bauch. Man konnte unter ihrem engen Kleid eine kleine Wölbung erkennen.
»Wir könnten doch noch etwas spazieren gehen«, schlug sie vor. »Nicole, weißt du noch, wo die Straße mit den kleinen Läden ist, die du vom Bus aus gesehen hast?«
»Ja, wir müssen Richtung Zentrum«, antwortete Nicole.
»Na, dann lasst uns doch dort hingehen«, sprach Emilia weiter. »Ein Bummel durch die Straßen und Läden wird unseren vollen Mägen sicherlich guttun.«
»Wisst ihr, was ich an den Urlaubsländern im sonnigen Süden so liebe?«, fragte Larissa die anderen.
»Nein, aber du wirst es uns sicherlich gleich verraten«, antwortete Melanie grinsend.
»Ich liebe, dass die Läden bis spätabends geöffnet haben. Bis in die Nacht hinein shoppen gehen, herrlich!«, schwärmte Larissa.
Die vier standen auf und machten sich auf den Weg Richtung Ortszentrum.
Als sie die Straße mit den kleinen Läden gefunden hatten, gingen sie in den ersten Laden hinein.
Es handelte sich um eine Boutique, in der es T-Shirts, kurze Röcke und luftige Sommerhosen gab. Die vier probierten verschiedene Kleidungsstücke an. Melanie und Larissa kauften sich jede ein T- Shirt. Emilia entschied sich für einen kurzen Rock, den sie ihrer jüngeren Schwester mitbringen wollte, und Nicole kaufte sich eine kurze Hose.
Anschließend verließen sie den Laden und gingen weiter die Straße entlang.
»Oh, schaut mal, dort drüben vor dem kleinen Laden ist ein Ständer mit Sonnenhüten«, rief Larissa begeistert aus. Sie zeigte mit dem Finger zu einem kleinen Geschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Ich brauche unbedingt einen neuen Sonnenhut. Mein alter ist auf der Seite schon leicht eingerissen.« Larissa ging zielstrebig auf den Hutständer zu. Die anderen drei Mädels kamen gut gelaunt hinterher.
Larissa setzte sich verschiedene Hüte abwechselnd auf den Kopf und betrachtete sich in einem Spiegel, der neben dem Hutständer hing.
»Was haltet ihr von dem?«, fragte Larissa, während sie sich einen pinkfarbenen Hut auf den Kopf setzte. Erwartungsvoll sah sie ihre Freundinnen an.
»Larissa, der Hut ist pink!«, sagte Melanie mit einem abfälligen Tonfall in der Stimme. »Du bist doch kein kleines Mädchen mehr. Solch eine Farbe tragen süße kleine Mädchen im Kindergartenalter.«
Larissa dachte kurz nach. »Du hast recht«, gab sie zu. »Sieht nicht sehr erwachsen aus.« Sie schaute in den Spiegel und sagte mit ernstem Gesichtsausdruck und erhobenem Finger zu ihrem Spiegelbild: »Du bist jetzt erwachsen.
Da trägt man so etwas nicht.« Die anderen drei mussten lachen.
Emilia fügte im Spaß hinzu: »Mit dem pinkfarbenen Hut würdest du in einer Menschenmenge auf jeden Fall nicht verloren gehen. Man würde dich immer gleich von Weitem sehen.«
Larissa zog eine Grimasse als Antwort. Emilia hatte bereits einen anderen Hut im Visier: »Was hältst du von dem?«, fragte sie Larissa und reichte ihr einen Hut mit breiter Krempe. Der Hut war weiß mit blauem und hellgrauem Muster.
»Den kannst du zu allem tragen. Der passt zu jedem Outfit«, meinte Emilia überzeugt. »Außerdem passt er hervorragend zu deinen grau-blauen Augen.« Larissa probierte den Hut auf und plötzlich beschlich sie ein seltsames Gefühl. Es kam ihr so vor, als ob nicht sie sich den Hut aussuchte, sondern der Hut Larissa. Der Sonnenhut schmiegte sich angenehm um ihren Kopf, so als wollte er sagen: »Nimm mich mit! «
»Den kaufe ich!«, rief Larissa entschlossen aus. Sie drehte und wendete den Hut in ihren Händen und sah ihn bewundernd an. Sie flüsterte dem Hut zu: »Gleich gehörst du mir.«
Larissa sagte zu ihren Freundinnen: »Kommt, lasst uns in den Laden reingehen, damit ich den Hut bezahlen kann.« Die vier Freundinnen gingen in das kleine Lädchen hinein und sahen sich erstaunt um.
Das Geschäft war voll mit den verschiedensten Kräutern. Frische Kräuter in kleinen Töpfen, getrocknete gebündelte Kräuter, die an der Decke befestigt waren und herabhingen sowie getrocknete gemahlene Kräuter, die in kleinen Tüten verpackt waren.
»Kalli'spära!«, sagte plötzlich eine Frauenstimme. Das ist Griechisch und heißt »guten Abend«.
Die vier Mädels sahen neugierig in die Richtung, aus der die Stimme kam.
In der Ecke saß eine alte Frau mit faltigem, gebräuntem Gesicht und langen weißen Haaren, die zu zwei Zöpfen geflochten waren. Sie hatte ungewöhnlich strahlend blaue Augen und um den Kopf trug sie ein merkwürdig aussehendes Tuch, dessen unzählige Enden merkwürdig nach oben und zur Seite abstanden.
Sie lächelte freundlich die Neuankömmlinge an.
Die Mädels standen im Laden und starrten die Greisin neugierig an.
Nicole flüsterte Melanie zu: »Die Alte ist bestimmt hundert Jahre alt, so wie die aussieht.«