Ein perfektes Opfer - Gloria Murphy - E-Book

Ein perfektes Opfer E-Book

Gloria Murphy

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Beschreibung

Spannend bis zur letzten Seite - raffinierter Nervenkitzel von einer Meisterin des Psychothrillers! Hollie Ganz ist sich sicher, dass sie mit Dylan, dem halbwüchsigen Angeber, umgehen kann, der ihre vierzehnjährige Tochter Allison einfach nicht in Ruhe lässt. Sie ist sich ebenso sicher, dass sie mit Dylans schlauem Vater umgehen kann, der glaubt, er könne alles mit ihr machen. Auch mit ihrem grässlichen Exmann Jeremy meint sie umgehen zu können, der sich wieder in ihr Leben einzuschleichen versucht. Doch kann Hollie auch damit umgehen, dass sie anonyme Anrufe und Drohungen erhält, dass ihre Fensterscheiben zerschlagen werden und irgend jemand ihr schreckliche Einzelheiten über das Schicksal der früheren Besitzer ihres Hauses enthüllt? Immer tiefer gerät Hollie in ein Labyrinth aus Angst und Schrecken, das ihr scheinbar keinen Ausweg läßt...

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Seitenzahl: 531

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Gloria Murphy 

Ein perfektes Opfer

Psychothriller

Aus dem Amerikanischen von Gabriela Schönberger-Klar

Edel eBooks

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Epilog

Impressum

Prolog

Hollie fand Ungeziefer ekelerregend. Doch nachdem sie bereits eine Woche in dem neuen Haus war, steckte sie entschlossen ihr dunkelblondes Haar aus dem Gesicht, zog ein paar alte Jeans und ein viel zu weites T-Shirt an und machte sich im Keller an die Arbeit. Sie mußte dringend ausmisten, Ordnung schaffen und all die beschrifteten Umzugkartons verstauen, die sie aus dem alten Haus mitgebracht hatte und die voller nutzlosem Krempel waren, den sie längst hätte wegwerfen sollen. Sich von Altvertrautem zu lösen war niemals leicht – weder von Dingen noch von Beziehungen.

Zwischen den kupfernen Rohrleitungen über ihrem Kopf entdeckte sie ein Spinnennetz, und als sie den Besen in die Höhe hob, zuckte sie vor Schmerz zusammen. Obwohl die Prellung an ihrem rechten Oberarm bereits eine Woche alt und kaum mehr zu sehen war, machte sie sich jetzt bemerkbar, als sie mit einer schwungvollen Bewegung des Besens außer den verstaubten Fäden des Spinnennetzes auch noch einen langbeinigen Weberknecht herunterholte. Er fiel auf den Betonboden und ließ Hollies Herz schneller schlagen, bis sie ihn mit den dicken Sohlen ihrer Turnschuhe sicher ins Jenseits befördert hatte.

Die Treppe, die aus der Küche im Erdgeschoß in den Keller hinunterführte, endete mitten im Raum. In der linken hinteren Ecke standen der Gasbrenner und der Heißwasserbereiter. An der leeren Wand, die sich daran anschloß, hatte Hollie den größten Teil der Kartons aufgestapelt. Gleich gegenüber der Treppe, direkt neben dem Sicherungskasten, befanden sich die Waschmaschine, der Wäschetrockner und der Gefrierschrank – die Anschlüsse dafür hatte sie bei ihrem Einzug dort vorgefunden. Rechts von der Treppe kam man über drei kleinere Stufen hinauf zu einer grünen Falltür, die auf den Hinterhof hinausging. Das einzige, was Hollie an ihrem neuen Keller wirklich gefiel, war der kleine Raum, der sich linker Hand anschloß und völlig mit Holz verkleidet war.

»Wie haben Sie eigentlich davon erfahren?« Als Hollie sich vor ein paar Monaten bei Sampsons Immobilienbüro nach dem Haus erkundigte, schien Kathy Morrison, die junge Maklerin mit der elfenbeinfarbenen Haut und dem leuchtend roten Zopf, vor allem an dieser Frage interessiert gewesen zu sein.

»Mein Chef hat mich darauf gebracht«, antwortete Hollie. »Ich glaube, irgend jemand hatte ihm davon erzählt. Er wußte natürlich, daß ich in dieser Gegend etwas suche, und das zu einem günstigen Preis. Und da das Haus bereits so lange ausgeschrieben war . . . Nun, da dachte er wohl, daß der Besitzer es gerne endlich los wäre.«

Kathy ging zu einem Aktenschrank, suchte das Angebot heraus, kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und gab Hollie die Objektbeschreibung. »Hier, es muß allerdings einiges daran gemacht werden, außen und innen. Das ist auch der Grund, weshalb es bereits so lange auf dem Markt ist. Um ganz offen zu sein, wir hatten es sogar schon eine ganze Weile nicht mehr inseriert«

Hollie betrachtete die Aufnahme der Außenansicht und versuchte sich vorzustellen, welche Möglichkeiten in dem Haus steckten, wenn man mal über die abblätternde Farbe und den generellen Eindruck der Vernachlässigung hinwegsah. Auch der Garten war völlig verwahrlost. Der Zustand des Hauses zeugte nicht gerade von der Geschäftstüchtigkeit der Besitzer. Weshalb hatten sie nicht einfach eine Firma mit Schönheitsreparaturen beauftragt und so den Preis in die Höhe getrieben?

»Aber es steht doch immer noch zum Verkauf?« fragte sie schließlich.

»O ja, natürlich. Wie ich allerdings bereits erwähnt habe, muß einiges daran gemacht werden. Und da Sie allein sind . . .«

»Sie wollen damit wohl sagen – wenn ich ein Mann wäre.«

»Ach du meine Güte, hat sich das so angehört?« Kathy verzog das Gesicht, als könnte Hollie gleich mit einem Vortrag über Sexismus loslegen.

Klang sie denn bereits wie eine dieser Frauen, die in allem einen Angriff witterten und in ihrer Unsicherheit dauernd auf einen Streit aus waren? Vorsichtig trat Hollie den Rückzug an. »Tut mir leid, ich bin zur Zeit nur etwas empfindlich, das ist alles. Nehmen Sie mich einfach nicht so ernst.«

»Ist schon in Ordnung. Sie haben ja bereits erwähnt, daß Sie in Scheidung leben.« Kathy legte einen dicken Aktenordner mit der Aufschrift GEMISCHTE ANGEBOTE auf den Schreibtisch und fing an, ihn nach ähnlich preisgünstigen Objekten durchzusehen. »Meine Eltern waren vor Jahren in derselben Situation. Und obwohl die beiden immer wieder betonten, daß es so das Beste sei, fragte ich mich damals doch: für wen? Ein kleiner Fehltritt – wie sie es nennen –, und ich mußte mit ansehen, wie sich zwei völlig normale, nette Menschen in innerlich zerrissene, gewalttätige und rachsüchtige Monster verwandelten.«

Kein schönes Bild, das sie da zeichnete, und wenn man sie gelassen hätte, hätte Kathy bestimmt noch mehr erzählt. Aber Hollie, die das Gespräch lieber wieder auf das Haus brachte, warf schnell ein: »Also, mal abgesehen von dem Problem mit dem fehlenden Mann, für mich ist die Lage ausschlaggebend. Ich habe zwei Kinder, die jeden Tag nach der Schule allein bleiben müssen, weshalb eine sichere Nachbarschaft das Allerwichtigste für mich ist.«

Kathy, die merkwürdigerweise über Hollies nicht nachlassendes Interesse an dem Haus nicht sehr erfreut zu sein schien, klappte schließlich den Aktenordner mit den gemischten Angeboten wieder zu und zuckte resigniert mit den Schultern. »Na ja, sicher ist das Viertel schon. Als Kind war ich sogar selbst oft in der Gegend. Es ist recht ruhig da, die Häuser sind solide gebaut, weit von der Straße zurückgesetzt, und die Gärten sind gepflegt. Nur dieses eine spezielle Haus ist so etwas wie ein Stiefkind. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich das so sage. Es ist nämlich um einiges kleiner als die anderen, und auch das Grundstück ist bei weitem nicht so groß wie die übrigen.«

Ein Außenseiter also, dachte Hollie kurz, vergaß den Gedanken jedoch gleich wieder. Kein Problem für sie.

Kathy lächelte aufmunternd, brachte aber noch einen weiteren Einwand vor. »Sie haben gerade Ihre Kinder erwähnt. Ich fürchte, in dem Viertel gibt es, wenn überhaupt welche da sind, nicht sehr viele. Die meisten Leute dort sind in mittleren Jahren oder bereits in Rente, ihre Kinder sind fast alle längst erwachsen und weggezogen.«

Ihre Taktik, einen potentiellen Käufer durch mögliche Mängel abzuschrecken – wenn das tatsächlich ihre Absicht war –, ging auf und stellte Hollies Geduld auf eine harte Probe. »Wollen Sie das Haus jetzt eigentlich verkaufen oder selbst behalten?« fragte sie schließlich.

»Wie bitte?«

»Oder vielleicht wollen Sie es mir ja gerade auf diese Weise schmackhaft machen?«

»Das Haus?« Hollies Direktangriff schien ebenfalls Wirkung zu zeigen. Kathys weiße Wangen verfärbten sich rosa.

»Nein, nein, so war das doch nicht gemeint.«

»Gut, dann zeigen Sie es mir bitte.«

Garden Place Nummer acht war ein simpler Bungalow mit flachem Dach, blaßgelber Anstrich, fünf Zimmer, ein Bad, eine Auffahrt, aber keine Garage. Seine Pluspunkte waren die Klimaanlage, die herrlichen Messinglampen in allen Räumen und dann das holzgetäfelte Zimmer im Keller, dessen eine Wand ganz aus Bücherregalen bestand. Auf einem davon lagen zwei Kohlezeichnungen, in der Wand selbst steckten ein paar vergessene Reißzwecken, und unter einer schaute sogar noch ein Fetzen blaues Kreppapier hervor.

»Sie hat als Babysitter gearbeitet«, erklärte Kathy.

Hollie hatte sich gleich auf den ersten Blick gedacht, was für ein schönes Arbeitszimmer das doch wäre. Sie besaß nämlich einen wunderbaren alten Mahagonischreibtisch, den sie von ihren Eltern geerbt hatte, als diese in Pension gegangen waren, und sie hatte nie einen passenden Platz für ihn finden können. Vielleicht trieb sie ja auch noch irgendwo einen gebrauchten PC auf. Wenn sie ab und zu mal Arbeit mit nach Hause nähme, könnte sie die Überstunden möglicherweise auf ein absolutes Minimum beschränken. Sie würde die Kinder ohnehin schon mehr sich selbst überlassen, als ihr lieb war.

Nicht nur außen, auch innen mußte das Haus dringend saubergemacht und gestrichen werden. Laut Kathy war die Vormieterin eine Nina Richards, bereits vor mehr als zwei Jahren nach Colorado weggezogen, und das während einer der schlimmsten Immobilienflauten seit Jahren. Hollie behagte der Gedanke an die viele Dreckarbeit, die nötig war, um das Haus wieder bewohnbar zu machen, zwar ganz und gar nicht, aber so etwas konnte sie, und davon würde sie sich auch nicht abschrecken lassen.

Eine knappe Woche später erschien ein Bausachverständiger, der die Wasser- und Gasleitungen, die Heizung und die Bausubstanz überprüfte. Die meisten Schäden waren nur geringfügig: ein zerbrochenes Geländer an der Hintertreppe, die nach draußen führte, zwei Türknäufe, die ersetzt werden mußten, drei lose Fußbodenfliesen in der Küche. Manches davon konnte sie selbst sofort in Ordnung bringen, andere Reparaturen würde sie im Lauf der Zeit erledigen lassen. Das größte Problem – das sie auch fest vom Kauf abgehalten hätte – war jedoch das Dach. Das konnte sie beim besten Willen nicht selbst reparieren, und auch wenn es nicht sofort neu gedeckt werden mußte, länger als über den nächsten Winter würde es bestimmt nicht mehr halten. Aber Hollie war offensichtlich genau im richtigen Moment gekommen. Obwohl der Besitzer vorher auf seinem Preis beharrte, gelang es ihr jetzt, ihn noch etwas weiter herunterzuhandeln, als sie sich selbst in ihren kühnsten Träumen erwartet hatte. Laut Aussage ihrer besten Freundin Elaine Byers, die selbst ein Immobilienbüro in Bloomfield betrieb, hatte Hollie den Besitz für einen Apfel und ein Ei erworben.

Nachdem sie erst unzählige Müllsäcke mit dem von der vorherigen Mieterin ererbten Ramsch gefüllt und fest verschnürt hatte, putzte und polierte Hollie die Holzvertäfelung ihres zukünftigen Arbeitszimmers. Anschließend schrubbte sie den roten Fliesenboden mit Wasser und Desinfektionsmittel. Das niedrige kleine Einbauschränkchen war ihr vorher gar nicht aufgefallen, erst als sie jetzt direkt davorstand. Die Tür war einen Spalt offen – vielleicht ein geeigneter Aufbewahrungsort für Büromaterial. Hollie lehnte den Schrubber an die Wand, ging in die Knie und zog die Tür weiter auf.

Ein modriger Verwesungsgeruch ließ sie erst zurückschrecken, aber dann entdeckte sie das tote Kätzchen in der Ecke. Sie holte einen abgebrochenen Besenstiel aus dem Müllsack, schob ihn unter das grauweiße Tier und zog es vorsichtig zu sich heran. Zuerst kamen die blutverkrusteten Pfoten, dann der Kopf zum Vorschein. Hollie ließ erschrocken den Stock fallen, stieß ein unterdrücktes Keuchen aus und schlug die Hände vor den Mund. Die Augen der toten Katze baumelten wie an Fäden an ihrem Kopf – als ob sich das Tier selbst die Augen ausgekratzt hätte.

1

Allison war keine Jammerliese, und so sah es ihr auch ähnlich, daß sie ihrer Mutter Dylans unverschämtes Benehmen fast zwei Wochen lang verschwieg. Hätte Hollie nicht an diesem Nachmittag ihrer Tochter am Telefon die Verwirrung angehört und bei ihrer Rückkehr nach Hause nach deren Ursache geforscht, wäre ihr dieser Zustand vielleicht noch länger verborgen geblieben. Jetzt saß Hollie in der Küche, nachdem sie erst einmal die Einkäufe verstaut hatte, rieb sich die Füße und hörte sich die Einzelheiten der Geschichte an. Offensichtlich hatte sich Dylan Bradley, ein Schüler der Abschlußklasse der Union High-School, seit Allisons erstem Tag dort wie ein richtiges Ekel aufgeführt; und da nützte es auch nichts, daß sie ihn weitgehend ignorierte, denn die Situation wurde zusehends schwieriger.

Allison, die bereits frisches Gemüse für einen Salat kleingeschnitten hatte, nahm sich eine Karotte aus der Schüssel, lehnte sich an die Küchentheke und biß davon ab. »Ungepflegtes langes Haar, unrasiert und unverschämt«, lautete ihre Beschreibung des Jungen. »Er trägt knallenge Jeans und einen goldenen Ring im linken Ohr, und außerdem sind immer die drei obersten Knöpfe seines Hemdes offen. Wahrscheinlich will er damit auf sein üppiges Brusthaar aufmerksam machen. Und ich kann einfach nicht ausstehen, wie er mich ansieht.«

»Wie sieht er dich denn an?«

Allison schluckte den Rest ihrer Karotte hinunter, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zur Zimmerdecke hinauf, wobei ihr verlegene Röte in die Wangen stieg. »Du weißt schon . . . so, als ob er mich mit Blicken ausziehen würde.«

»Zuviel Hormone, zuwenig Hirn.« So hatte Hollies Mutter immer alle männlichen Wesen unter einundzwanzig Jahren zu beschreiben gepflegt. Nicht, daß Hollie je sehr mit ihrer Mutter übereingestimmt hätte. Ihre vierzehnjährige Tochter war so klug, so vernünftig und legte normalerweise so viel gesunden Menschenverstand an den Tag, daß Hollie sich manchmal fragte, wo sie den wohl herhatte. Die Vorstellung, daß zu dem übrigen Chaos in ihrem Leben und zu der Veränderung nun auch noch so etwas kommen mußte, gefiel ihr jedoch gar nicht.

»Wollte er sich mit dir verabreden?« fragte sie.

Allison betrachtete ihre Mutter, deren kräftige, gerade Nase mit dem leichten Schwung nach oben und die weit auseinanderstehenden Augen mit dem unglaublichen Blau. »Damit ging die ganze Sache los. Ich habe nämlich abgelehnt.«

»So wie du ihn beschrieben hast, war das eine sehr kluge Entscheidung.«

Allison ging zum Kühlschrank, holte eine große Dose Apfelsaft heraus, zog die Lasche ab und ließ sie in den Eimer unter dem Spülbecken fallen. Dann hob sie die Dose zum Mund und trank, wobei sie aus dem Fenster über die Spüle schaute. »Ich wünschte, er würde mich in Ruhe lassen. Je vehementer ich ablehne, desto mehr belästigt er mich.«

»Wie sieht diese Belästigung denn aus?« wollte Hollie wissen. Es wäre ihr lieber, ihre Tochter würde sich zu ihr umdrehen.

Die schmalen Schultern hoben und senkten sich. »Er macht alles mögliche . . . Sachen, die mich in Verlegenheit bringen.«

»Zum Beispiel?«

Allison stieß einen lauten Seufzer aus, der zeigen sollte, wie sehr ihr die Beharrlichkeit ihrer Mutter mißfiel. Aber sie brachte dann doch ein Beispiel. »Na ja, allein heute wieder. Als ich gerade aus der Cafeteria wollte, stand er schon da, Kaugummi kauend – jedesmal, wenn ich ihn sehe, kaut er Kaugummi. Also, er stellte sich nicht nur einfach hin, sondern schnitt mir regelrecht den Weg ab. Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, beugte sich zu mir vor, grinste und wackelte anzüglich mit den Hüften. Du weißt schon, wie.«

»Ich glaube ja«, erwiderte Hollie.

»Und alle seine Freunde waren da, sahen zu und amüsierten sich köstlich über die Vorstellung. Er ist sehr beliebt. Jedenfalls hängen immer irgendwelche Jungs in seiner Nähe herum.«

Obwohl Allison im letzten Frühjahr angefangen hatte, mit Jungen auszugehen, und sich sogar ein paar der älteren für ihr schlaksiges, langbeiniges, blondes Außeres interessierten, war sie aber immer noch lieber mit Jungs in ihrem Alter, mit denen sie aufgewachsen war, zusammen. Doch jetzt wohnten sie nicht mehr in ihrer alten, vertrauten Umgebung, sodaß die Geschichte auch in Hollie ein ungutes Gefühl auslöste.

»Er hat doch sonst nichts versucht . . . Ich meine, er ist doch nicht handgreiflich geworden, oder?«

Endlich drehte Allison sich um und sah ihrer Mutter ins Gesicht. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Das würde er nie wagen . . . Das weiß ich genau«, antwortete Allison, aber ihre Stimme zitterte.

Eine Weile herrschte unbehagliches Schweigen, dann fuhr Hollie fort: »Wenn er dir wirklich so auf den Geist geht, dann könnte ich vielleicht mal mit jemandem in der Schule darüber reden.«

»Und mit wem bitte schön? Da kannst du die Sache doch gleich über die Sprechanlage verkünden.«

Hollie neigte dazu, ihrer Tochter zuzustimmen. Sicher wäre es besser, wenn Allison die Situation selbst in den Griff bekäme. Es war schon schwierig genug, sich an einer neuen Schule zurechtzufinden, da mußten nicht unbedingt auch noch die Eltern mit ihrer Einmischung für unnötige Aufmerksamkeit sorgen. Außerdem kannte Hollie Typen wie diesen Dylan – wenig Hirn, große Klappe und noch mehr Angabe. Aber sonst harmlos.

»Das beste ist, du machst weiter wie bisher – du ignorierst ihn einfach«, sagte Hollie deshalb und klopfte wie zur Bestätigung mit der flachen Hand auf den Tisch. »Je weniger man sich auf ihn einläßt, desto schneller vergeht ihm der Spaß an der Sache. Und bestimmt wendet er sich bald einem neuen und mehr versprechenden Objekt zu.«

Allison nickte mit zusammengepreßten Lippen. Hollie schaute auf die Uhr über dem Herd und stellte überrascht fest, daß es bereits halb sieben war. Schnell stand sie auf und holte aus einem der unteren Schränke einen tiefen Topf. Sie füllte ihn zu drei Vierteln mit Wasser, zündete einen der hinteren Gasbrenner an und stellte ihn auf das Gitter.

»Waren irgendwelche Anrufe?«

»Ja, von Daddy.«

»So?« Sie hatte nichts dagegen, wenn Jeremy anrief. Schließlich hatte er das Recht, mit seinen Kindern zu reden, wann er wollte. Aber in der letzten Zeit kam es immer öfter vor, daß er erst spätabends anrief, kurz mit den Kindern sprach und sich dann nach ihr erkundigte. War sie nicht zu Hause, hinterließ er ihr eine Nachricht mit der Bitte um dringenden Rückruf. Doch es war nur selten wirklich wichtig, und langsam ging ihr sein Verhalten auf die Nerven.

»Er wollte bloß die Uhrzeit für Freitag abend ausmachen«, sagte Allison beschwichtigend, als sie sah, wie ihre Mutter reagierte. »Er holt Jake und mich um sechs ab.«

»Gut. Ach, übrigens, wo steckt Jake eigentlich?«

»Vor seinem Computer, wo sonst?«

Hollie grinste. Ihr achtjähriger Sohn war bereits im Alter von fünf Jahren der Faszination von Computern erlegen, und seit Jeremy ihn letztes Jahr mit seinem eigenen PC überrascht hatte, hatte seine Begeisterung nur noch zugenommen. Sein Computer war sein ein und alles und durfte von keinem außer ihm angefaßt werden – ebenso wie sein Goldhamster Popeye. Jake hätte dem Mann von der Umzugsfirma fast den Kopf abgerissen, als der es gewagt hatte, diese beiden Heiligtümer in die Hand zu nehmen.

»Wann gibt’s Abendessen?« fragte Allison.

»In ungefähr zwanzig Minuten.«

»Brauchst du Hilfe?«

Hollie schüttelte den Kopf, streckte die Hand nach einer widerspenstigen Strähne ihrer Tochter aus und strich ihr Haar glatt, das um einige Nuancen heller als ihr eigenes und in Schulterhöhe stumpf abgeschnitten war.

»Mir gefällt dein neuer Schnitt wirklich sehr gut.«

»Du meinst nicht, daß die Haare zu kurz sind?«

»Nein, ganz und gar nicht. So sieht man wenigstens dein hübsches Gesicht. Oh, übrigens, vielen Dank.« Sie deutete auf den Salat. Allison nickte und ging auf ihr Zimmer.

Es war schon merkwürdig – manchmal hatte Hollie das Gefühl, ein altes Foto von sich selbst zu betrachten, wenn sie ihre Tochter ansah, nur daß Allison das große Glück hatte, nicht ebenso linkisch zu sein, wie ihre Mutter es in ihrem Alter gewesen war. Hollie war als Teenager entsetzlich groß gewesen, hager und völlig uninteressant, wie sie sich damals empfunden hatte. Immer war sie diejenige ohne Tanzpartner. Zum Ausgleich für diese Ungerechtigkeit der Natur stellte sie deshalb oft ausgefallene, leichtsinnige Dinge an. Ihre Eltern, polnische Einwanderer, waren einfache, ehrliche, hart arbeitende Leute. Da sie nur wenig über Kinder wußten und sich bereits ihrem vierzigsten Lebensjahr näherten, als Hollie geboren wurde, waren sie auch nur unzureichend auf ihre schwierige Tochter vorbereitet gewesen.

So schlachtete diese im Alter von zwölf, am Vorabend von Thanksgiving, ihr rotes Sparschwein aus Porzellan und bestieg mit ihren Reichtümern den Bus nach Manhattan, um sich dort die Thanksgiving-Parade anzusehen. Dann wurde sie auch noch von den Pfadfinderinnen ausgeschlossen, da sie drei Tage vor Beginn des offiziellen Termins die selbstgebackenen Kekse verkauft hatte. Auf diese Weise hatte sie nämlich als erste zweihundert Schachteln mit Keksen an den Mann gebracht und den ersten Preis gewonnen – ein purpurrotes Mountainbike, das sie zu ihrem großen Mißfallen jedoch hatte wieder zurückgeben müssen.

Und sie war es auch, die für den schmerzhaften, nicht in den Griff zu bekommenden Magenkrebs ihres Vaters und die Migräne ihrer Mutter und deren Haarausfall verantwortlich war – jedenfalls hatten ihr das ihre Eltern immer wieder zu verstehen gegeben.

Ihre Impulsivität legte sich keineswegs während ihrer Jahre an der High-School und führte so weit, daß sie in ihrem zweiten Jahr an der University of Connecticut mit Jeremy Ganz durchbrannte und ihn schließlich heiratete. Selbstsicher, gutaussehend und voller Leidenschaft, war er der erste Mensch, der ihr das Gefühl gab, etwas ganz Besonderes zu sein.

Allison war da völlig anders als ihre Mutter – oder als Jeremy. Hollie schob den Gedanken an ihren getrennt lebenden Mann beiseite, als Allison wieder in die Küche zurückkam, ihre neueste Ausgabe von Seventeen von der Küchentheke nahm und so nebenbei fragte: »Wieso ziehst du, wenn du zur Arbeit gehst, eigentlich so etwas wie diesen rot-weiß gestreiften Kittel an?«

»Erstens ist das ein Kleid und kein Kittel.« Hollie blickte an sich hinab und zupfte ihr Kleid zurecht. »Wieso . . . ist es so häßlich?«

»Es hat Rüschen, Mom.«

»Und?«

Allisons Ausdruck ließ darauf schließen, daß das noch nicht alles war.

»Du hast damit angefangen, also rede weiter«, forderte Hollie sie auf.

»Es ist zu jung für dich. Du siehst darin albern aus.«

Auch wenn Hollie es unbedingt hatte wissen wollen – Allisons Worte taten ihr weh. Da waren doch nur die eine Schleife im Rücken und die paar unbedeutenden Rüschen am Ausschnitt. Außerdem, seit wann war das ein Widerspruch: sie und jung und albern?

Während die Nudeln kochten, schlenderte Hollie zu dem großen Panoramafenster im Wohnzimmer. Dort kniete sie sich hin, stützte sich mit den Ellbogen auf dem Fensterbrett ab und starrte hinaus. Es wurde gerade dunkel, aber am Garden Place herrschte kein Mangel an Straßenlaternen. Zehn Stück waren es, zählte sie. Ein schwarzer Buick fuhr rückwärts die Auffahrt des großen Hauses im Kolonialstil hinaus, das weiter unten an der Straße lag. Sie konnte den Fahrer nicht erkennen, aber wahrscheinlich war es der junge Mann. Sie war vorher an ihm vorbeigekommen, und obwohl er nicht angehalten und sich vorgestellt hatte, hatte er ihr freundlich zugewinkt. Sehr freundlich sogar.

Es war schon Mitte September, aber das Wetter war eher noch wie im August. Obgleich sie bereits seit zwei Wochen hier wohnten, kam ihr alles noch neu und fremd vor. Aber ihr war schließlich nichts anderes übriggeblieben, als umzuziehen, und dafür schien ihr Union genau die richtige Gegend gewesen zu sein. Es lag zwar fast eine Stunde von ihrem alten Wohnort, Bloomfield, entfernt, aber man benötigte nur zehn Minuten, um zu Stern-Adler zu kommen, der mittelständischen pharmazeutischen Firma, in der sie vor knapp drei Monaten in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit angefangen hatte. Es war ihre erste Vollzeitstellung seit ihrem Universitätsabschluß vor fünf Jahren.

Union lag nicht nur günstig, was ihren Weg zur Arbeit betraf – es war ziemlich außerhalb und grenzte fast zwanzig Meilen lang an den Staatsforst –, sondern war auch von den Preisen her günstiger als andere Gemeinden, die sich näher am Geschäftszentrum von Hartford befanden. Union war ein Ort, an dem sie mit den fünfundzwanzigtausend Dollar, die ihre Eltern ihr gegeben hatten, wenigstens eine vernünftige Anzahlung auf ein Haus für sich und ihre Kinder hatte leisten können. Ihre Eltern waren mittlerweile beide Mitte Siebzig und verbrachten gesund und munter ihren Lebensabend in Palm Beach, nachdem sie sich aus ihrem Reinigungsgeschäft zurückgezogen hatten. In dem Brief, dem sie ihren großzügigen Scheck beigelegt hatten, kritisierten sie ein letztes Mal die Entscheidung ihrer Tochter, sich ausgerechnet einen Spieler als Ehemann ausgesucht zu haben.

Hollie verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf das äußerste Ende der Straße werfen zu können. Von der Ashmore Road kommend, führte sie in einem gewundenen Halbkreis schließlich wieder dorthin zurück. Die Straße war kurz und breit und wirkte sehr vornehm mit ihren insgesamt nur zwölf Häusern, die alle ganz unterschiedlich und – bis auf das ihre – auch sehr imposant waren. Wunderschöne alte Platanen und Ahornbäume säumten die Straße, und die Gärten hinter den Häusern grenzten alle an einen schmalen Streifen Wald, was den Eindruck der Abgeschiedenheit dieser Häuser nur noch verstärkte.

Es war ganz anders als die alte Nachbarschaft in Bloomfield mit den zum Verwechseln ähnlichen Einfamilienhäusern, wo in jedem Vorgarten das gleiche einsame Bäumchen stand und wo sämtliche Wege mit Steinplatten belegt waren. Dort gab es überall die gleichen großen Veranden nach hinten hinaus, die gemauerten Barbecuestellen, die Schaukeln, ähnliche Swimmingpools und schließlich jede Menge lärmender Kinder, die auf ihren Fahrrädern und mit ihren großen Reifen durch die Wohnstraße tobten.

Lärm . . . ja, genau das war es, was fehlte. Am Garden Place hörte man überhaupt keinen Lärm.

Hollie drehte den Kopf und glaubte in dem Moment hinter einem Fenster auf der anderen Straßenseite eine Gestalt weghuschen zu sehen. Sie stand schnell auf, zog an der Vorhangschnur, und die weißen, flaumigen Baumwollvorhänge glitten übereinander. Der Beobachter hatte sie zwar überrascht, aber bestimmt war das nicht böse gemeint gewesen. Sie hatte ja schließlich auch aus dem Fenster geschaut, nicht wahr?

Sie hatten schon fast zu Ende gegessen, als Hollie den dünnen roten Kratzer auf Jakes Stirn bemerkte. Sie streckte die Hand nach ihm aus, ehe ihr Sohn sie unwillig davon abhalten konnte, und schob sein Haar zur Seite. Jake hatte dickes braunes und glattes Haar wie Jeremy, und seine intelligenten braunen Augen waren normalerweise hinter Brillengläsern versteckt, die sein lausbubenhaftes Gesicht regelrecht zu erdrücken schienen.

»Was ist denn da passiert?«

»Nichts.« Er griff nach dem italienischen Weißbrot, brach sich ein Stück ab und bestrich jeden Zentimeter dick mit Butter.

»Natürlich ist da was passiert.«

»Ich glaube, Popeye gefällt es hier nicht sehr«, gab er ihr zur Antwort und wechselte damit geschickt das Thema.

»Wieso, wie kommst du darauf?«

»Er benimmt sich so komisch – in der einen Minute ist er stinksauer und schaut mich nicht einmal an, wenn ich mit ihm rede, und gleich darauf schmeißt er sich gegen den Käfig, damit ich ihn mehr beachte.«

»Dein Hamster wird sich schon an die Veränderung gewöhnen«, meinte Hollie und legte ihrem Sohn beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Damit hast du meine Frage aber immer noch nicht beantwortet.«

Er seufzte und sagte schließlich: »Das ist auf dem Heimweg von der Schule passiert. Ich bin gelaufen und über einen Ast auf dem Gehweg gestolpert. Keine große Sache.«

»Wovor bist du denn davongerannt?«

»Vor einem Kind«, sagte er mit der vagen Unbekümmertheit seines Alters. Viel lieber konzentrierte er sich darauf, die Spaghetti fein säuberlich auf die Gabel zu rollen und sie sich in den Mund zu schieben, wobei mehr als die Hälfte wieder auf den Teller fiel.

Es gab also in jeder Klasse mindestens einen, der alle anderen schikanierte, und die neuen Schüler waren dabei natürlich die bevorzugten Opfer. Als sie in Jakes Alter gewesen war, hatten ihre Eltern gegen ihren erbitterten Protest ein größeres Haus in einem besseren Viertel gekauft. Und um die Umstellung noch schlimmer zu machen, hatte ihre Mutter sich in jeden Streit mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft eingemischt. Nicht daß es so leicht wäre für eine Mutter oder einen Vater, untätig mit ansehen zu müssen, wie ihr Kind zur Zielscheibe von Schikanen wird, aber manchmal ist das einfach das Beste, was man tun kann.

»Macht dir jemand das Leben schwer, weil du neu hier bist, ist es das?«

»Kann sein . . .«

»Wie heißt er?«

Schweigen.

»Jake, ich werde nicht gleich zu seiner Mutter laufen. Das würde ich nie tun – jedenfalls nicht ohne dein Einverständnis. Na komm schon, erzähl’s mir.«

»Gary Anderson aus meiner Klasse. Er ist ziemlich groß und wiegt bestimmt achtzig Pfund, wette ich.«

Der Knabe war also mit zwanzig Pfund im Vorteil. »Tatsächlich? Wo wohnt er?«

Jakes Brille rutschte über seinen Nasenrücken, und er schob sie mit zwei Fingern wieder nach oben. »Gleich gegenüber der Schule. Es hätte auch gar keinen Ärger gegeben, wäre sein blöder älterer Bruder nicht gewesen.« »Weshalb, was hat er getan?«

Jakes zur Schau getragene Gleichgültigkeit zeigte die ersten Risse – Hollie konnte deutlich den Schmerz in seinen Augen sehen. »Er geht schon in die High-School und hat deswegen eher aus als wir. Ja, also, der große Bruder und sein Freund haben nach der Schule auf Gary gewartet. Sie wollten über die Straße zu der Apotheke, und Gary ist ihnen deshalb nachgelaufen . . . aber plötzlich waren sie alle hinter mir. Garys Bruder, Ray, hat alles mögliche zu mir gesagt, um mich zu provozieren.«

»Was denn?«

Er zuckte mit den Schultern. »Daß ich ein glupschäugiger Doofkopf bin und daß ich mich wohl für etwas Besseres als die Kinder hier halte. Er hat gesagt, daß ich meine Nase zu hoch trage und daß Gary sie mir besser geraderücken soll.«

»Also hat Gary dich geschlagen?«

»Nein, er hat’s versucht, aber ich bin auf und davon. Er hat mich nicht erwischt.«

Jakes Vater war stets der Kleinste in der Klasse gewesen, bis er mit sechzehn – so erzählte er immer — alle in seiner Umgebung damit überraschte, daß er plötzlich auf einsachtzig hochschoß. Und wie es aussah, würde sein Sohn in der Hinsicht in seine Fußstapfen treten. Kleiner als die meisten Jungs seines Alters, hatte Jake in einer direkten Kraftprobe nicht die geringste Chance, aber er war ein guter Läufer und schaffte es normalerweise immer, möglichen Gegnern davonzurennen.

»Woher wußte der ältere Bruder denn, daß du neu in der Gegend bist?«

Jake zuckte wieder mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat Gary es ihm gesagt.«

»Das verstehe ich nicht ganz. Wieso sollte ein Junge in seinem Alter einen Streit zwischen kleineren Schülern provozieren wollen?«

»Oh, das habe ich schon öfter erlebt«, meinte Allison.

»Manche von den High-School-Typen sind noch richtige Babys.« Sie wollte gerade fortfahren, als es an der Tür klopfte.

Hollie stand auf und ging durch das Wohnzimmer zur Eingangstür. Außer Elaine, die am Tag zuvor überraschend vorbeigekommen war, um einen alten Computer und einen Drucker zu bringen, die sie auf ihrem Dachboden gefunden hatte, hatten sie bisher noch keinen Besuch gehabt. Hollie öffnete die Tür. Der Mann war kahl bis auf ein mageres Büschel kastanienbrauner Haare, das wie ein altes Vogelnest auf seinem Kopf thronte. Die Nickelbrille war eindeutig zu klein für sein Gesicht, und die dicken Gläser vergrößerten grotesk die blassen, wäßrigen Augen, die Hollie jetzt erwartungsvoll musterten.

»Roger Spear«, sagte er schließlich, drehte sich um und deutete auf das mit Schindeln verkleidete einstöckige Haus mit dem Flachdach, das fast genau gegenüber stand. »Wir sind Nachbarn.«

Es war das Haus, in dem sie jemanden so schnell vom Fenster hatte zurückweichen sehen. Sie machte die Tür weiter auf und lächelte freundlich. »Hallo, schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Hollie Ganz. Kommen Sie doch herein.«

»O nein. Ich möchte Sie nicht stören . . .«

»Sie stören doch nicht, wirklich.«

Wieder zögerte er.

»Bitte«, sagte sie, fragte sich aber, ob sie nicht etwas zu dick auftrug. Wenn der Mann nicht hereinkommen wollte, auch recht, dann sollte sie ihn besser nicht weiter bedrängen. Doch sie mußte gar nicht länger insistieren, denn so, als hätte er plötzlich Mut gefaßt, trat er nun entschlossen ins Haus. Der Mann war von mittlerer Größe und schon etwas fülliger. Obwohl sein Äußeres und auch sein Auftreten eine gewisse Müdigkeit ausstrahlten, schätzte Hollie ihn wegen seiner noch relativ glatten Haut auf nicht viel älter als fünfundfünfzig. Sie führte ihn erst zum Sofa und bat ihn, dort Platz zu nehmen, ehe sie sich selbst in den Sessel gegenüber setzte. »Ich freue mich wirklich, daß Sie gekommen sind, Mr. Spear.«

»Die Leute hier nennen mich alle nur Roger.«

»Roger«, sagte sie lächelnd, wünschte aber, daß er aufhören würde, sie so anzustarren. »Sie sind unser allererster Gast, zumindest aus der Nachbarschaft. Falls ich also etwas übereifrig oder aufgeregt klinge, dann deswegen, weil ich es auch bin.«

Kein Lächeln, kein Schmunzeln. Offensichtlich nahm er das wörtlich, was sie gesagt hatte, so daß sie sich jetzt ziemlich albern vorkam. Sie machte Anstalten, in die Küche zu gehen. »Wie wär’s mit einem Tee? Es dauert nur . . .«

»Nein«, erklärte er. »Vielen Dank, lieber nicht.«

Sie setzte sich wieder. »Leben Sie allein?«

»Ich wohne bei meiner Schwester Margaret.«

»Wie schön.« Sie wartete, daß noch mehr kommen würde, aber als sie merkte, daß es das gewesen war, fuhr sie fort: »Also, ich habe zwei Kinder. Allison ist vierzehn, und Jake ist . . .« In dem Moment sah sie Jake aus der Küche herüberspähen und ergriff die Gelegenheit, sich Verstärkung zu holen. »Jake, komm doch mal her. Ich möchte dir unseren Nachbarn vorstellen. Allison, du bitte auch.«

»Ich hoffe, ich habe Sie nicht beim Abendessen gestört«, meinte Roger.

»Nein, nein, wir waren gerade fertig.« Die Kinder kamen ins Wohnzimmer, und Hollie stellte sie vor. Roger nickte, Allison lächelte und sagte »hallo«, Jake dagegen erklärte: »Aber ich kenne Sie doch. Sie sind der, der dauernd aus dem Fenster zu uns herüberstarrt.«

»Jake!« rief Hollie.

»Das macht er wirklich. Sogar Allison . . .«

»Jetzt komm, das Geschirr«, sagte Allison und legte ihm schnell die Hand auf den Mund. »Heute bist du dran!« Sie schlang von hinten ihre Arme um seinen Hals und seine Brust und fing an, ihn wie im Spiel hinter sich aus dem Zimmer zu ziehen.

»Aber du hast doch gestern abend gesagt . . .«

»Vergiß gestern abend, da war ich nicht ganz bei mir. Und jetzt komm!« beharrte sie. Nun ließ er sich doch lachend und prustend von ihr in die Küche zerren.

Hollie wandte sich erneut Roger zu und fragte sich, ob sie besser lachen oder sich entschuldigen sollte. Sie machte keins von beidem, was wiederum Roger dazu zwang, den nächsten Schritt zu tun. »Der Grund für mein Kommen ist der«, sagte er schließlich, »daß ich Ihnen von der Sperrmüllaktion erzählen wollte. Einmal im Monat nimmt die Stadt größere Gegenstände an, alte Geräte, alles mögliche. Immer am ersten Montag.«

»Oh, das ist gut zu wissen. Aber ich glaube, daß ich schon so ziemlich alles weggeschafft habe. Letzte Woche habe ich mich nämlich endlich über den Keller hergemacht. Pfundweise Staub und Müll und Spinnennetze und Wasserwanzen gab es da – wie im schlimmsten Alptraum.« Ihr fiel das Kätzchen wieder ein, doch sie schob den Gedanken daran schnell beiseite. »Allerdings sollte ich jetzt, da ich von der Sperrmüllaktion weiß, vielleicht doch noch mal im Schuppen nachschauen.«

»Falls es irgend etwas zu tragen gibt und ich Ihnen helfen kann . . .«

»Vielen Dank, aber ich bezweifle, daß dort noch viel herumsteht, und wenn, dann bestimmt nichts so Schweres, daß es die Kinder und ich nicht allein schaffen. Wie ich schon sagte, ich habe bereits alles ziemlich in Ordnung gebracht. Doch ich weiß Ihr Angebot trotzdem zu schätzen.«

Er stand auf, und sie hätte nicht sagen können, daß es ihr leid tat. Auch wenn sie sich sehr um die Unterhaltung bemüht hatte, hatten sie doch beide ziemlich verlegen herumgedruckst. »Ich weiß, daß es eine Frau allein nicht leicht hat«, meinte er schließlich, als er zur Tür ging.

Sie kam ihm zuvor und öffnete sie. »Ja, das ist wahr, aber es geht uns soweit recht gut. Es ist ein sehr schönes Viertel hier. Ich hoffe, ich lerne bald mal Ihre Schwester Margaret kennen.«

»Wir gehen nicht oft aus dem Haus. Weder sie noch ich.«

»Oh?«

»Margaret kommt allmählich in die Jahre – Ischias und so. Und meiner hellen Haut tun allzuviel ultraviolette Strahlen auch nicht gut.«

Sie sah sich seine Haut an – eindeutig fahl.

»Deswegen verschaffe ich mir in erster Linie in den Abendstunden etwas Bewegung. Dennoch, falls Sie mal Hilfe brauchen, nur keine Hemmungen, läuten Sie einfach.«

»Nun, das ist schön zu wissen. Aber . . .«

»Kein Aber, Hollie«, meinte er tadelnd und mit sanfter Stimme. »Ich gehöre nämlich auch zu diesen Frühpensionären, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen.« Er trat aus dem Haus, drehte sich jedoch noch einmal um. »Die andere hat kein glückliches Ende gefunden, wissen Sie.«

»Ich verstehe nicht ganz.«

»Die vor Ihnen . . . Nina Richards, die Frau, die vor Ihnen hier gewohnt hat. Sie war auch allein und wollte keine Hilfe, wie Sie. Aber schauen Sie sich nur an, was aus ihr geworden ist – irgend jemand hat sie schließlich umgebracht.

2

Es war erst Viertel nach acht, als er ging, und deshalb hatte Hollie keine Hemmungen, um diese Uhrzeit noch bei Kathy Morrison anzurufen. Sie war zwar nicht mehr im Büro, aber eine Mitarbeiterin befand sich noch im Haus, die ebenfalls über das Objekt Garden Place Nummer acht Bescheid wußte.

»Ich versichere Ihnen, Mrs. Ganz, daß die vorherige Bewohnerin nicht in diesem Haus gestorben ist. Ich weiß auch gar nichts über ihren Tod, geschweige denn, daß sie ermordet worden sein soll. Obwohl es damals Gerüchte gab, hat die Polizei keine Anhaltspunkte dafür gefunden. Soweit uns bekannt ist, ist die Dame nach Colorado gezogen.« Sie kicherte. »Wer erzählt Ihnen denn solche Horrorgeschichten?«

»Das ist nicht wichtig. Derjenige hat auch gar nicht behauptet, daß es in dem Haus passiert sei, das habe ich mir wahrscheinlich bloß so vorgestellt. Mir ist in dem Zusammenhang nur wieder eingefallen, daß Kathy eigentlich nicht sehr begeistert über mein Interesse an dem Haus war. Also dachte ich, vielleicht steckt ja doch etwas hinter dem Gerede . . .«

»Moment mal, langsam, jetzt muß ich Sie aber wirklich unterbrechen.« Die Frau stieß erneut ein leises Kichern aus, ehe sie fortfuhr: »Kathy hat sich vielleicht deswegen so verhalten, weil sie die ganze Zeit über immer wieder sehr interessierte Käufer für das Haus hatte und trotzdem aus dem einen oder anderen Grund nie etwas aus dem Geschäft geworden ist. Und irgendwann einmal haben wir alle nur noch gelacht, wenn die Rede auf das Haus kam, und gesagt: Das ist reine Zeitverschwendung, das Objekt brauchst du gar nicht erst herzuzeigen, das ist nämlich verhext. Doch da steckte nichts Ernstes dahinter, das war nur ein typischer Scherz unter Maklern.«

Mittlerweile kam sich Hollie reichlich albern vor, und obwohl sie sich eigentlich gerne noch erkundigt hätte, wieso die Katze im Keller eingeschlossen worden war, hielt sie jetzt lieber den Mund. Sie hatte sich an dem Tag, an dem sie sie gefunden hatte, bereits selbst eine Antwort auf diese Frage gegeben, und die erschien ihr immer noch völlig logisch: Das Haus hatte seit mehr als zwei Jahren leer gestanden, und in der Zeit hatten sich bestimmt ein paar Kinder durch ein Fenster Zutritt verschafft, die Katze mit hineingenommen und sich dann irgend etwas Dummes einfallen lassen.

Die Tonight-Show war gerade zu Ende gegangen, als das Telefon läutete und Hollie schnell den Hörer abnahm, damit Allison und Jake nicht davon geweckt wurden.

»Aha, habe ich dich erwischt, du bist noch auf«, sagte die Stimme. »Was ist, kannst du nicht schlafen?«

Sie stieß einen Seufzer aus. »Was willst du, Jeremy?«

»Ich will neben dir im Bett liegen und meine Hände auf deinen prächtigen Arsch drücken und . . .«

»Gute Nacht.«

»Warte, leg nicht auf!«

Ach, Jeremy, dachte sie, laß mich doch in Ruhe. Du stehst jetzt auf eigenen Füßen wie ich auch. Also erwarte bitte nicht von mir, daß ich dir über diese Zeit auch noch hinweghelfe. Es fällt mir selbst schwer genug, damit zurechtzukommen. »Es ist schon spät«, erklärte sie schließlich. »Ich dachte, es sei etwas passiert.«

»Und wenn ich früher angerufen hätte?« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Hör mal, vergiß, was ich gerade gesagt habe. Es gibt nichts Jämmerlicheres als einen wehleidigen Mann. Aber ich habe großartige Neuigkeiten, Prinzessin.«

Obwohl ihre eigenen Ambitionen nie so hochfliegend wie die von Jeremy gewesen waren, hatte sie es doch immer gerne gesehen, wenn seine grauen Augen begeistert aufleuchteten, sobald er über irgendwelche phantastischen Projekte sprach. Aber jetzt schienen die Begeisterung und die Lebhaftigkeit in seiner Stimme schal zu klingen, aufgesetzt.

»Und, willst du gar nichts wissen?«

Sie sagte erst nichts, fragte dann aber doch: »Okay, was sind das für Neuigkeiten?«

»Ich habe einen Job. Bei Travelers, als Vertreter. Bloß ein Anfang, nicht gerade das Große Los, aber warte nur ab. Ich habe nämlich nicht die Absicht, auf dieser Stufe stehenzubleiben. Warte nur, bis ich denen allen gezeigt habe, was in mir steckt.«

»Das ist toll, ich freue mich für dich.« Und das stimmte auch. Aber wie lange würde es dauern, ehe das Interesse an der neuen Arbeit nachließ und er wieder einmal zu dem Schluß kam, daß es mit dem Aufstieg doch nicht rasch genug ging?

»Das heißt auch, daß ich dir Geld schicken kann . . . Du weißt schon, als Unterhaltszahlung für die Kinder.«

»Dann freue ich mich auch für mich.«

Ihr war nicht ganz klar, ob sie es bewußt tat, doch selbst ihr fiel die Skepsis in ihrer Stimme auf. Auf jeden Fall war es vorbei mit der aufgesetzten Freude am anderen Ende der Leitung.

»Du verzeihst wohl nie, was? Du wirst mir dieses Handgemenge immer wieder unter die Nase reiben. Ich wollte dich doch nur aufhalten, damit du dableibst, um mir zuzuhören. Es war Pech, Hollie, einfach gottverdammtes Pech. Wie oft soll ich mich denn deiner Meinung nach noch . . .«

Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich von der unerwarteten Schimpftirade erholt, den Hörer wieder aufgelegt und die Nachttischlampe ausgeschaltet hatte. Gerade als sie den Kopf auf das Kissen legen wollte, klingelte das Telefon erneut. Sie nahm ab, ziemlich wütend diesmal.

»Verdammt, Jeremy, laß mich endlich in Ruhe!«

Schweigen.

»Jeremy?«

Weiter Schweigen.

»Wenn du das bist, dann finde ich das nicht sehr lustig.« Immer noch keine Antwort. Schließlich legte sie auf. Bei dem Anruf, der vorausgegangen war, war es nur natürlich, daß sie jetzt sofort an Jeremy dachte. Aber als sich dann doch keiner meldete . . . Sollte er tatsächlich versuchen, ihr Angst einzujagen?

Hollie stellte am nächsten Morgen gerade den Frühstückskuchen, die Haferflocken und den Saft auf den Tisch, als Allison fragte: »Wer hat denn gestern noch so spät angerufen, Mom?«

»Gibt’s keine Bananen?« krähte Jake dazwischen.

Hollie nahm eine Banane aus einer Holzschüssel auf der Küchentheke und warf sie ihrem Sohn zu. An Allison gewandt, meinte sie: »Dürfte ich vielleicht wissen, was du um diese späte Stunde noch getrieben hast?«

»Ich konnte nicht schlafen und habe einen Brief geschrieben.«

»An wen denn?«

»An Grandma und Grandpa.«

Merkwürdigerweise kamen Allison und Hollies Eltern hervorragend miteinander aus, und auch wenn sie es nie ansprachen, war Allison doch genau die Art von Tochter, die sie selbst so gerne gehabt hätten. Hollie grinste in sich hinein; es war schon seltsam, wie das Leben manchmal so spielt. Tut mir leid, Mom und Dad, auch diesmal hat euch eure Tochter wieder einen Streich gespielt.

Allison fragte noch mal: »Also, wer war es?«

Hollie schaute hoch. »Oh, das. Dein Vater.«

»Sag bloß nicht, daß er schon wieder unsere Verabredung verschieben wollte?«

»Nein, nein, er holt euch um sechs ab. Zumindest hat er nichts Gegenteiliges gesagt.«

»Was hat er dann gewollt?«

Hollie goß sich Kaffee ein und nahm ein Stück Kuchen. »Er hat einen Job gefunden.«

»Tatsächlich«, sagte Jake. »Wo?«

»Bei der Travelers-Versicherungsgesellschaft.«

»Soll das heißen, daß du ihm verzeihst, daß er unser ganzes Geld verloren hat?« fragte Jake.

»Es geht nicht darum, ob ich ihm verzeihe.«

»Um was dann?«

»Ich dachte, ich hätte das bereits erklärt. Euer Vater und ich haben aus verschiedenen Gründen, die nichts mit euch Kindern zu tun haben, beschlossen, lieber getrennte Wege zu gehen. Besser, dem Ganzen jetzt ein Ende zu setzen, als an einer Sache festzuhalten, die längst vorbei ist . . . um sich schließlich irgendwann einmal zu hassen.«

»Daddy könnte dich nie hassen.«

»Die Gefühle zwischen einem Mann und einer Frau sind etwas sehr Zerbrechliches.«

»Aber wenn er sich ändert?«

Wie sie vermied auch Jake, das Wort spielen in den Mund zu nehmen, doch man konnte die Probleme in ihrer Beziehung nicht auf diesen einen Punkt reduzieren. Da ging es um viel mehr,, um Vertrauen, Loyalität, Respekt und etliche andere Dinge, die in Ehen vorhanden sein sollten . . .

»Es ist einfach zu spät, Jake, das alles wieder rückgängig zu machen. Und du solltest verstehen, daß dein Vater jetzt nur noch sich selbst gegenüber verantwortlich ist. Er braucht es nicht, daß ich ihm verzeihe.«

»Ja, aber ich möchte wetten, daß er nichts dagegen hätte.« Sie beschloß, es dabei zu belassen. »Willst du noch etwas Milch?« fragte sie.

»Nein.« Jake schaute auf die Uhr und stand auf. »Ich komme noch zu spät, wenn ich mich nicht beeile.« Er schnappte sich seine grüne Schultasche von der Küchentheke, riß die Kühlschranktür auf, holte sein Pausenbrot heraus und stopfte es in die Tasche. Dann blickte er sich suchend um.

»Unter dem Sofa habe ich etwas gesehen, das schaute wie ein Mathebuch aus«, meinte Hollie.

Jake stürzte ins Wohnzimmer, während Allison noch wissen wollte: »Und der andere Anruf?«

»Da hat sich jemand verwählt. Na ja, vielleicht auch nicht . . . war eher so, als ob es irgendein Spinner probiert hätte. Aber einer von denen, die nichts sagen.«

Allison trank ihren Saft aus, stand auf, stellte das Glas in das Spülbecken und ging ins Badezimmer. In der Tür blieb sie kurz stehen und drehte sich noch einmal um.

»Das klingt jetzt vielleicht doof, aber . . . na ja, du meinst nicht, daß das Dylan gewesen sein könnte?«

»Nein. Er mag ja eine Nervensäge sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er so weit geht.«

Jake, der mit dem Mathebuch aus dem Wohnzimmer zurückkam, bückte sich unter Allisons Arm hindurch.

»Wieso sollte der sie überhaupt anrufen?« fragte er.

»Du sagst das so, als ob du ihn kennen würdest«, meinte Hollie.

»Nun, eigentlich nicht.«

»Was soll das heißen?«

»Also, der Name von dem großen Jungen, der gestern mit Garys Bruder zusammen war . . . der war Dylan.«

Es war zwischen der zweiten und dritten Stunde, als Toby Cramer, ein mageres, sommersprossiges Mädchen, das ein As in Biologie war und das sich vom ersten Schultag an Allison gegenüber freundlich verhalten hatte, dieser bestätigte, daß Ray Anderson tatsächlich Dylans bester Freund war.

»Aber Dylan hat einen Haufen Anhänger«, fügte sie hinzu.

»Das verstehe ich nicht, er ist doch ein solcher Idiot.«

»Klar, doch er ist einfach ein scharfer Typ.«

»Klingt aus deinem Mund ja nicht sehr überzeugend.«

»Sicher, aber wir beide sind da auch in der Minderheit. Bei den meisten Mädchen kommt er sehr gut an, wenigstens bei den doofen Tussis, hinter denen er normalerweise her ist. Ich kenne eine, die ist einmal nur knapp einer Vergewaltigung entkommen, als sie mit Dylan verabredet war. Und bei seinem gräßlichen Ruf, sich so plump ranzuschmeißen, würde es mich nicht überraschen, wenn es noch andere gäbe.«

Allison machte große Augen. »Tatsächlich? Was war mit dem Mädchen, was ist mit ihr passiert?«

»Das war Joyce. Die ist letztes Jahr an die Westküste weggezogen. Sie hatte Dylan einmal zu sich nach Hause eingeladen, als ihre Eltern nicht da waren. Sie haben sich geküßt und rumgeknutscht . . . du weißt schon. Dann ist ihr die Sache irgendwie zu weit gegangen, und sie wollte aufhören, aber er nicht Sie hat geschrien und ihn getreten und so. Wie sie es erzählt hat, hat er ihr die Jeans zerrissen.«

»Ist ja schrecklich!«

»Tja . . . zum Glück kam ihr Bruder rechtzeitig heim. Er war auf dem College und wurde eigentlich erst am nächsten Tag zu Hause erwartet.«

»Ich hoffe, er hat es ihm richtig gezeigt.«

»Na ja, probiert hat er’s jedenfalls. Aber Stanley kann nicht so gut zuschlagen wie Dylan. Der hat ihm nämlich ein blaues Auge verpaßt und ihm fest den Kiefer gebrochen. Am nächsten Tag hat er seinen Freunden einen Haufen Lügen erzählt, was er und Joyce alles zusammen getrieben hätten.«

Allison schüttelte nur den Kopf. »Ist Ray auch so?«

»Vielleicht, aber ich habe nie irgendwelche Geschichten über ihn gehört Es wundert mich, daß du Dylan noch nicht mit Ray gesehen hast. Normalerweise stecken die beiden immer zusammen.«

»Sobald ich Dylan zu Gesicht bekomme, drehe ich mich um und gehe in die andere Richtung.«

»Das muß aber schwer sein, nachdem ihr beide doch so nahe beieinander wohnt.«

Allison blieb stehen und sah Toby fragend an. »Was soll das heißen, ›so nahe beieinander‹?«

»Du wohnst doch am Garden Place, oder?«

»Ja, schon. Aber was . . .«

»Kennst du den Betonklotz mit dem grünen Dach? Das Haus ist ziemlich groß und . . .«

»Ja, sicher«, warf Allison hastig und ungeduldig ein.

»Na ja, da wohnt er.«

»Du lügst.«

»Wieso sollte ich dich anlügen? Außerdem kann ich gar nicht glauben, daß du das nicht wußtest.« Toby sah sie mißtrauisch von der Seite an. »Oder willst du mich vielleicht auf den Arm nehmen, weil du ihn dir doch angeln möchtest? Und ich kann dich dann nächste Woche draußen auf dem Flur bewundern, wie du Arm in Arm mit Dylan herumläufst und seinen gräßlichen Freunden Kußhändchen zuwirfst?« Allison riß entsetzt den Mund auf. »Toll, vielen Dank. Mit anderen Worten, du hältst mich für eine Lügnerin.«

Toby seufzte und legte beschwichtigend ihre Hand auf Allisons Arm. »Tut mir leid. Du läßt Dylan ja dauernd abblitzen, ich weiß. Ich habe bisher noch von keiner anderen gehört, die das getan hätte. Dazu gehört wirklich Mut.«

»Mut? Wieso?«

»Na ja, irgendwie schon. Schau dir doch nur an, was mit Joyce und ihrem Bruder passiert ist.«

Als Jake bereits eine Viertelstunde überfällig war, ging Allison aus dem Haus und in Richtung seiner Schule. Nur zwei Blocks weiter gabelte sie ihn auf.

»Wo willst du denn hin?« fragte er, nicht gerade sehr begeistert, seine große Schwester zu sehen.

»Nirgendwohin.« Sie machte kehrt, stopfte ihre Hände in die Taschen ihrer Jeansjacke und lief neben ihm her. »Du bist spät dran. Wo warst du?«

»Ich bin noch etwas länger geblieben und habe mich für den Computerclub eingeschrieben.«

Sie nickte. »An welchem Tag findet der denn statt?«

»Das weiß ich jetzt noch nicht. Mr. Woodbury, unser Lehrer – der kennt sich wirklich toll aus –, hat gemeint, daß wir es in ein paar Tagen erfahren werden.« Er warf einen schnellen Blick in die Runde – Gott sei Dank war keiner in der Nähe –, und warnte dann seine Schwester: »Aber komm bloß nicht auf die Idee, mir noch mal hinterherzuschnüffeln.«

Sie setzte gerade zu einer Erklärung an, aber das konnte sie sich sparen. Er wußte ganz genau, weshalb sie gekommen war. Sie fragte sich ernsthaft, warum sich Jungs immer so machohaft aufführen mußten. War das ein angelerntes Verhalten, oder war es bereits irgendwo in ihrem genetischen Programm verankert? Sie würde mal ihren Biologielehrer danach fragen.

Es war vier Uhr, als das Telefon läutete und sie den Hörer abnahm.

»Wie geht’s, wie steht’s, meine Süße?« wollte die Stimme wissen.

Ihr war sofort klar, daß er es war. Vor Schreck machte ihr Herz gleich einen Satz. »Dylan?«

»Da schau an, sie hat doch meine Stimme gleich wiedererkannt. Ich mag Puppen, die schnell kapieren. Manche Typen stehen ja darauf, wenn Blonde doof und unterwürfig sind, aber zu denen gehöre ich bestimmt nicht.«

»Bist du dir da so sicher?« erwiderte sie und hoffte, daß ihre Worte spitz genug waren, um als Abfuhr aufgefaßt zu werden.

»Ja, so was, Humor hat sie also auch noch.«

Sie wollte sich aus seinem Mund nicht noch weitere Komplimente über ihren Sinn für Humor anhören. »Ich muß jetzt auflegen«, sagte sie deshalb.

»Nein, noch nicht, nicht bevor du mich nicht zu Ende angehört hast. Ich möchte dich nämlich näher kennenlernen. So einfach ist das. Wieso hast du nur solche Angst vor mir?«

»Habe ich gar nicht.«

»Und ob du Schiß hast, das höre ich doch deiner Stimme an, die wird immer ganz zittrig und atemlos, wenn du mit mir sprichst. Kann natürlich sein, daß ich die Zeichen mißdeute. Vielleicht soll das ja auch heißen, daß du mich willst.«

Sie öffnete den Mund, aber es kam kein Wort heraus. Nervös spielte sie mit der Telefonschnur und wickelte sie so fest um ihren Finger, daß es ihr das Blut abschnürte. Schnell lockerte sie sie wieder.

»Komm schon, Süße, sag es dem lieben Dylan. Reg ich dich vielleicht auf?«

Als sie endlich ihre Stimme wiederfand, antwortete sie: »Nein, im Gegenteil, du kotzt mich an. Und nenn mich nicht dauernd ›Süße‹.«

»Okay, ich hör auf damit. Siehst du, wie leicht das geht? Aber jetzt sei doch mal ehrlich, was ist es denn, das dich an mir so nervt?«

Sie holte tief Luft und sagte dann mit einer Stimme, die nicht im entferntesten so gelassen klang, wie sie eigentlich sollte: »Daß du dich für etwas ganz Besonderes hältst.«

Er lachte, dasselbe klugscheißerische Lachen wie gestern in der Cafeteria. »Jetzt mach aber mal halblang«, erwiderte er und schnappte beleidigt nach Luft. »Willst du damit sagen, daß ich es vielleicht nicht bin?«

»Ich weiß übrigens, daß du gestern abend bei uns angerufen hast.«

»Aha. Und was habe ich gesagt?«

»Und ich weiß auch, daß du Gary Anderson auf meinen Bruder gehetzt hast.«

»Hat dein Bruder dir vielleicht weisgemacht, daß ich den kleinen Gary mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen habe?«

»Werde endlich erwachsen, und laß mich in Ruhe, Dylan!« Diesmal klang ihre Stimme klar und entschlossen, so daß selbst ihm die Wut darin nicht entgehen konnte.

»Warte!«

»Was denn noch?«

»Wenn ich dir verspreche, dich eine Woche nicht mehr anzumachen, Süße . . . bist du dann ein bißchen netter zu mir? Denn dann . . .«

Allison legte rasch auf, während er noch weiterredete. Sie war froh, daß er nicht da war und sah, wie sie rot wurde. Sie ging ins Wohnzimmer hinüber, zog die Stores vor dem Panoramafenster zur Seite und schaute auf die Straße hinaus. In der Ferne sah sie sein Haus: nackter Beton, eine Eiche im Vorgarten. Ein dicker Ast reichte bis auf wenige Zentimeter an ein Fenster im ersten Stock heran. Sie fragte sich, ob dahinter wohl sein Zimmer lag.

»Wieso hast du mich nicht in der Firma angerufen?« fragte Hollie, als sie am Abend gemeinsam abspülten und Allison in groben Zügen ihre Gespräche mit Toby und Dylan wiedergab.

»Warum, was hättest du tun können?«

Hollie seufzte. »Okay. Aber wenn er wieder anruft, leg einfach auf. Ich weiß, es ist sehr verführerisch, sich mit ihm rumzustreiten, doch wenn man so einem Idioten auch nur die geringste Aufmerksamkeit schenkt, wird er das als Ermutigung auffassen.«

»Woher weißt du eigentlich so gut ober solche Sachen Bescheid? Ich dachte immer, du hättest nicht viel mit Jungs zu tun gehabt?«

»Hatte ich auch nicht, wenigstens nicht bis zum College. Dann bin ich allerdings nur so mit Anträgen bombardiert worden.«

»Und Daddy hat dich gerettet?«

Hollie zögerte kurz, ehe sie antwortete: »Irgendwie hat er das tatsächlich getan, glaube ich.«

Allison nickte und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer.

»Ich denke, ich rufe mal Chelsea an.«

»Du hattest diese Woche doch schon dein Ferngespräch«, sagte Hollie. »Außerdem hast du am Wochenende jede Menge Zeit, dich mit ihr zu unterhalten.«

Hollie schränkte die Anrufe nach Bloomfield nur ungern ein, aber bei den Gebühren für Ferngespräche blieb ihr gar keine andere Wahl. Solange sie allein auf ihr Gehalt angewiesen waren – und wie es aussah, würde das auch noch eine Weile so bleiben –, kamen sie ohnehin kaum über die Runden. Doch bald würden die Kinder hier neue Freunde gefunden haben, und auch wenn sie deswegen nicht gleich ihre alten vergäßen, so würde das Bedürfnis nach Kontakt mit ihnen bestimmt deutlich nachlassen.

Hollie nahm die Zeitung vom Couchtisch, legte sie aber gleich wieder hin. Da Jake bestimmt eifrig mit seinem Computer beschäftigt und Allison auch schon für den Abend in ihrem Zimmer verschwunden war, sollte sie die Zeit vielleicht einmal nutzen, um hinunter in den Keller zu gehen und sich mit dem neuen IBM-Programm vertraut zu machen, das Elaine ihr kopiert hatte.

Bei der Gelegenheit könnte sie auch gleich mit einem der Artikel anfangen, die sie für die Firmenzeitung schreiben sollte, wie ihr Chef ihr ans Herz gelegt hatte. Der Termin war zwar erst nächsten Dienstag, aber bei der vielen anderen Arbeit, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelte, wäre es bestimmt kein Fehler, wenn sie bald damit anfinge. Sie ging in die Küche, öffnete die Tür zum Keller und stieg hinunter. Irgendwie fühlte sie sich dort unten immer noch etwas beklommen, aber sie war fest entschlossen, nicht an diese verdammte Katze zu denken.

Allison hatte absolut nicht die Absicht, auch nur noch ein einziges Wort mit Dylan zu wechseln. Als sie in ihrem Zimmer war, ließ sie sich quer über das Bett fallen und betrachtete zufrieden ihr neues Reich. Mom hatte ihr erlaubt, es völlig allein einzurichten – ganz in Weiß und Rosa, mit zwei schwarzen, flauschigen Teppichen als Kontrastpunkten. An die eine große weiße Wand hatte Allison ein Cheerleading Girl gezeichnet, das ein Büffelhorn in der Hand hielt. Aus diesem Horn quollen ein halbes Dutzend Sprechblasen mit allen möglichen Sprüchen, die ihr besonders gefielen und die sie sorgfältig mit bunten Markierstiften hineingeschrieben hatte. Die anderen drei Wände waren mit Wimpeln und Bildern gepflastert, alles Erinnerungen an schöne Zeiten, an ihre besten Freunde und an Bloomfield.

Da sie ihre Hausaufgaben bereits erledigt hatte, hatte sie nichts mehr zu tun. Sie rollte sich auf den Bauch, holte einen Kugelschreiber aus ihrem Schreibtisch und fing an, auf ihren Ordnern herumzukritzeln. Sie konnte ganz gut Karikaturen zeichnen, denn sie erfaßte auf den ersten Blick das Charakteristische an einem Gesicht und brachte es ironisch verzerrt und witzig zu Papier. In Bloomfield hatten ihre Ordner immer die buntesten Deckel von allen gehabt. Aber hier waren ihre Bucheinbände noch so öde und fad wie ihr ganzes neues Leben.

Am Samstag sollte Chelsea zu Besuch kommen – die Erlaubnis dazu hatte sie bereits vor über einer Woche erhalten. Bis dahin waren zwar nur noch zwei Tage, aber das Wochenende schien unendlich weit weg zu sein. Es war schon schlimm genug, daß Allison ihre Freundinnen nicht mehr sehen konnte, aber was das Ganze fast unerträglich machte, war die Tatsache, daß sie auch nicht mehr so einfach zum Telefonhörer greifen konnte, um sie anzurufen. Als sie erfahren hatte, daß sie umziehen würden, hatte sie, so gut sie konnte, ihre Gefühle vor Mom verheimlicht. Die hatte schon genügend Probleme mit Daddy, und dann mußte sie auch noch das Haus verkaufen und das alles. Da war es nicht nötig, ihr die Sache noch schwerer zu machen. Aber im Moment war Allison diejenige, die litt, also dachte vielleicht mal jemand auch an sie?

Sie haßte Union, sie haßte die neue Schule, und sie haßte dieses Viertel mit diesem merkwürdigen Roger und seiner Schwester, die von der anderen Straßenseite her immer durch ihr Wohnzimmerfenster glotzten. Und sie vermißte Daddy, obwohl sie eigentlich nie wußte, was sie mit ihm reden sollte, wenn sie ihn mal sah. Und dann Dylan. Er hatte sie zwar nicht angefaßt, und sie konnte sich eigentlich auch nicht vorstellen, daß er es probieren würde. Außerdem hatte sie nicht die Absicht, ihm jemals nahe genug zu kommen und ihm Gelegenheit dazu zu geben. Aber in einem Punkt hatte er recht – im Gegensatz zu den anderen Jungs, mit denen sie zusammen aufgewachsen war, machte er sie nervös.

Schließlich streckte sie doch die Hand aus, nahm das Telefon vom Schreibtisch und stellte es auf ihr Bett. Soweit Allison wußte, hatte Mom bisher immer alle Telefonrechnungen gezahlt, ohne sich jedes einzelne Gespräch anzusehen. Weshalb sollte sich daran jetzt etwas ändern? Eigentlich konnte sie gar nicht glauben, daß sie es tatsächlich tat. Normalerweise hatte Allison immer irgendwelche Bedenken, das hätten sogar ihre engsten Freunde bestätigt. Aber jetzt schob sie alle ihre Bedenken beiseite und begann Chelseas Nummer zu wählen.

3

Mein Chef hat mich zum Essen eingeladen«, erzählte Hollie am nächsten Tag Elaine, als sie von der Firma aus mit ihr telefonierte.

»Der, der immer soviel schwitzt?«

»Genau der.«

»Und, was hast du gesagt?«

»Aber Elaine«, erwiderte sie und schaute aus dem Fenster, »du weißt doch ganz genau, daß ich nie mit einem Vorgesetzten ausgehen würde.«

Hollie hockte in einem eineinhalb mal drei Meter kleinen Kabäuschen im zweiten Stock von Stern-Adler, das direkt gegenüber von Harvey Boyntons Büro lag. Ein großes Fenster, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den Schornsteinkasten des darunterliegenden Labors hatte, nahm den größten Teil der einen Wand ein. Zwei Türen neben ihr befand sich ein weiteres Büro, das sich drei Sekretärinnen und vier Texter teilten. Dazwischen standen eine Xerox-Kopiermaschine und ein langer honiggelber Holztisch, auf dem normalerweise Vorlagen für Werbebroschüren, Schulungsmaterialien, irgendwelche Faltblätter und Rundschreiben auslagen.

»Im Ernst? Mal angenommen, er wäre Robert Redford – und noch zu haben?«

»Okay, ich werde mich deutlicher ausdrücken. Ich würde nie mit Harvey Boynton ausgehen.«

»Schön, und was hast du nun gesagt?«

»Ich habe dankend abgelehnt.«

»Und?«