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Eine Privatdetektivin soll einem Ehebrecher nachspüren und stößt auf einen erschossenen Filmstar. Ist das nur ein Zufall? Ein armer Schlucker weiß sich nicht anders zu helfen und versucht, den berüchtigten Enkeltrick anzuwenden. Zu spät bemerkt er, wie leicht einem solch ein Betrug über den Kopf wachsen kann… Ein vergesslicher Ehemann erinnert sich gerade rechtzeitig an seinen Hochzeitstag und kommt mit einem Geschenk nach Hause. Doch statt der Gattin erwartet ihn ein gewaltbereiter Einbrecher. Diese und weitere Kriminalfälle präsentiert Bernharda May im vorliegenden Potpourri, das von manipulierter Schatzsuche über falsche Identitäten und tote Stalker bis hin zu Mord durch Kindeshand reicht. Abwechslung garantiert: Für jeden Geschmack ist ein "krummes Ding" dabei.
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Seitenzahl: 357
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Bernharda May
Ein Potpourri der krummen Dinger
Kleine Kriminalgeschichten für zwischendurch
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Texte: © Copyright by Bernharda May
Umschlaggestaltung: © Copyright by Janne Gret
Verlag:
JanneGret Selbstverlag
Postfach 11 11 03
35390 Gießen
Ein Fall von Schuld und Sühne
»Deine Arbeit ist bestimmt wahnsinnig interessant! Warum veröffentlichst du deine spannendsten Fälle nicht? Krimis sind doch immer angesagt.«
Solche oder ähnliche Sätze höre ich stets, sobald ich Bekannten und Freunden auf ihre Frage nach meiner beruflichen Tätigkeit hin verrate, dass ich selbständige Privatdetektivin bin. Erst kürzlich kam eine ehemalige Schulkameradin auf mich zu und sprach exakt die obigen Worte, und ich brauchte längere Zeit, sie über die Wahrheit hinsichtlich meines Berufs aufzuklären. Ich jage keine Serienkiller durch die engen Straßen der Großstadt, befreie auch nicht die Mitglieder der Hochfinanz aus den Fängen böser Erpresser und es kommen schon gar nicht irgendwelche namhafte Blaublüter zu mir, deren dreckige Wäsche ich möglichst diskret reinigen soll. Im Gegenteil, mein Klientel besteht aus einfachen Leuten und ihre Anliegen sind fast immer die gleichen:
»Klaut einer der Mitarbeiter die Produkte aus meiner Firma?«
»Hat mein Schwiegersohn in spe wirklich eine so reine Weste, wie er behauptet?«
»Können Sie für mich einen untergetauchten Geschäftspartner ausfindig machen, der mir noch eine hohe Summe schuldet?«
Natürlich bringen solche Aufträge die üblichen Situationen mit sich, die sich jedermann vorstellt, wenn es um die Arbeit von Privatdetektiven geht – Beschattung der Verdächtigen, Befragung von Zeugen, Recherche über die Vergangenheit einer Person. Das meiste ist aber leidige (und oft langweilige) Herumtelefoniererei und Schreibarbeit. Immerhin habe ich für Letzteres meinen pensionierten Deutschlehrer, Bertram Hollender, als Sekretär engagieren können; er nimmt mir viel Arbeit ab und wird auch diesen Bericht Korrektur lesen, sobald er fertig ist.
Wahrscheinlich fragen Sie sich, werte Leser, gerade, warum ich überhaupt einen Bericht verfasse, wo ich bis eben meinen Beruf eher abschätzig beschrieben habe. Ich gebe zu, in meiner Laufbahn hat es über die Jahre hinweg doch ein paar Fälle gegeben, welche sich von den oben genannten deutlich unterschieden und die den Erwartungen meiner Bekannten (und vielleicht auch Ihrer, werte Leser) näher kommen dürften. Einen solchen möchte ich nun darlegen, und keine Sorge: Orte und Namen sind ausreichend verändert worden, damit der Datenschutz gewahrt bleibt. Einen Verstoß dagegen darf man sich in meiner Branche nicht leisten.
Vielleicht fragen Sie sich auch, wieso ich selber schreibe und nicht Bertram? Sherlock Holmes ließ immerhin all seine Abenteuer von seinem Freund Dr. Watson dokumentieren, Hercule Poirot hatte den treuen Captain Hastings. Darüber hinaus scheint Bertram als ehemaliger Deutschlehrer geradezu prädestiniert dafür, schriftstellerisch tätig zu werden und meine Memoiren festzuhalten, aber ich erinnere mich noch zu gut an den Unterricht bei ihm. Fabulierlust, ausschweifende Beschreibungen und philosophische Diskussionen waren bei ihm üblich, egal um welche Lektüre es ging. So lobenswert diese Merkmale für motivierenden Deutschunterricht sein mögen, in der Darstellung von Kriminalfällen haben sie meines Erachtens nichts verloren. Ich halte mich lieber an phantasielose, aber klare Fakten sowie kühle, nachvollziehbare Logik. Und darum nehme ich das Unterfangen um die Schilderung des folgenden Falles besser selbst in die Hand.
Wovon hier berichtet werden soll, schien zunächst eine völlig harmlose Angelegenheit zu sein und weder Bertram noch ich konnten ahnten, dass er in einem tödlichen Drama enden würde. Alles begann an einem Mittwochmorgen. Eben hatte ich einen Bericht über die Beschattung einer angeblichen Fremdgängerin abgeschlossen, inklusive Beweisfotos, Zeitprotokoll und meiner Honorarrechnung. Ich musste schmunzeln, denn der Verdacht des Auftraggebers gegen seine Frau hatte sich nicht bestätigt; in Wahrheit flüchtete seine Angetraute Abend für Abend zu ihrer Mutter, um dort ausgiebig zu speisen. Mein Auftraggeber hatte sich nämlich eine strenge Diät auferlegt, an der sich die Gattin jedoch nicht beteiligen wollte. Von ihren kulinarischen Eskapaden sollte ihr Mann allerdings nichts wissen. Wie dem auch sei, einen Geliebten hatte es weit und breit nicht gegeben.
Das Schmunzeln stand mir noch im Gesicht, als ich den Vorraum meines Büros betrat und Bertram die genannten Dokumente überreichte, damit er sie sicher verwahre. Dort fand ich auf einem der zwei Stühle, die für wartende Klienten bereitgestellt worden waren, eine vornehme Dame mit weißem Hut vor. Sie hatte ihr Kinn auf ihre Hände gelegt, die sich ihrerseits auf einen Spazierstock abstützten.
»Frau Annabelle Storm hat geduldig warten wollen, bis Sie soweit sind«, sagte Bertram zu mir.
»Ich habe leider keinen Termin im Voraus ausgemacht«, ergriff die vornehme Dame das Wort und ihre Stimme verriet, dass sie viel jünger war, als ich zunächst geglaubt hatte. »Sie sind doch Miriam Waap, die Privatdetektivin?«
Ich bejahte und wies freundlich in die Richtung meines Büros, dankbar dafür, dass es eventuell einen neuen Auftrag gab. Besonders ertragreich ist das Leben als selbständige Privatdetektivin nämlich nicht, wenn die Kunden ausbleiben.
»Sie haben Glück, ich habe Zeit. Sie können sofort mit mir kommen, damit wir ungestört reden können.«
Wir nahmen an meinem Schreibtisch Platz, ich auf meinem Bürostuhl und die junge Dame mir gegenüber im Besuchersessel.
»Womit kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich, erhielt aber keine Antwort, denn Frau Storm war damit beschäftigt, sich in meinem Büro umzusehen.
»Es ist anders, als ich es mir vorgestellt habe«, gab sie zu.
Ich verstand sie gut. Entgegen gängiger Klischees war mein Detektivbüro hell und freundlich eingeräumt: Anstelle einer schiefen Jalousie hing eine schlichte, weiße Gardine am Fenster und statt eines Aschenbechers voller Zigarettenkippen stand eine Vase mit frischen Frühlingsblumen auf der Schreibtischecke. Aktenordner und sonstige Utensilien blieben hinter japanischen Shoji-Schranktüren verborgen.
»Womit kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte ich und war etwas enttäuscht, als sich Frau Storms Anliegen als das Gleiche herausstellte, was ich für den vorhergehenden Klienten bereits bearbeitet hatte: Verdacht auf Ehebruch. Ich erklärte, wie immer bei solchen Angelegenheiten, dass ich nur tätig werden dürfe, wenn ein berechtigtes Interesse seitens Frau Storms existiere.
»Eifersucht oder Neugier reichen da nicht aus, wissen Sie?«
»Oh, derlei Emotionen spielen gar keine Rolle«, versicherte Frau Storm und wirkte tatsächlich sehr gefasst. »Mir geht es darum, ob es im Falle einer Scheidung zu Unterhaltszahlungen käme oder die Möglichkeit besteht, das zu umgehen.«
Sie zog eine Visitenkarte aus ihrer Jackentasche und reichte sie mir.
»Falls David und ich uns trennen, würde nämlich ich Zahlungen an ihn entrichten müssen. Ich bin eindeutig die Besserverdienende.«
Ich las ihre Visitenkarten und erkannte, dass nicht irgendeine Annabelle Storm vor mir saß, sondern die Eigentümerin einer renommierten Handelsgesellschaft.
»Sie sind die Enkelin Rudolph Storms, der einst aus einem kleinen Unternehmen eine große Firma machte. Ihre Handelsgesellschaft hat unsere Stadt seit vielen Jahren wesentlich mitgeprägt.«
»Und wir sind sogar in Übersee tätig«, fügte Annabelle Storm, nicht ohne Stolz, hinzu. »Sie sehen, ich würde ungern das von meiner eigenen Familie hart erarbeitete Vermögen mit jemandem teilen, der zu einer erfolgreichen Ehe mit mir nicht fähig ist.«
Sie holte ein sorgfältig gefaltetes Papier hervor, das sie vor mir ausbreitete, und zeigte auf diverse handschriftliche Stichpunkte.
»Ich habe mich von meinem Anwalt beraten lassen. Um Unterhaltszahlungen zu entgehen, muss ich David ehefeindliches Verhalten nachweisen, was freilich weder mein Rechtsbeistand noch die Polizei für mich erledigen können. Da dachte ich, bevor ich dilettantisch herumspioniere und mich lächerlich mache, sollte das lieber ein Profi tun.«
Ich freute mich. Nicht über das versteckte Kompliment meiner Professionalität gegenüber, sondern dass meine Auftraggeberin sich bereits die rechtlichen Informationen besorgt hatte, die für eine erfolgreiche Arbeit meinerseits nötig waren. Ich studierte die Notizen.
»Wie ich sehe, sind Sie seit zehn Jahren mit David Storm verheiratet. Offenbar hat er Ihren Nachnamen angenommen. Da Sie beide nach so langer Zeit keine Kinder haben, erlauben Sie mir bitte eine recht intime Frage…«
Sie ließ mich den Satz nicht beenden.
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Mein Anwalt hat mich vorgewarnt. Der Vollzug der Ehe fand und findet statt.«
»Dennoch verdächtigen Sie Ihren Mann, Sie zu betrügen?«
Annabelle Storm wirkte für einen kurzen Augenblick unsicher, beinahe verletzlich. Aber innerhalb weniger Sekunden hatte sie zu ihrer souveränen Haltung zurückgefunden.
»Ich glaube zu wissen, dass er eine Affäre hat«, sagte sie und fuhr nach einer Pause fort: »Ich kann Ihnen sogar sagen, mit wem. Kennen Sie Gloria Horn?«
Als ich diesen Namen vernahm, verschlug es mir den Atem. Wenngleich die Handelsgesellschaft der Familie Storm über die Landesgrenzen hinaus bekannt war, im Vergleich zu Gloria Horn verlor sie enorm an Bedeutung. Kein Wunder, wurde doch die junge Filmschauspielerin international als größter weiblicher Star gefeiert und galt als schönste Frau der Welt. Das Spektrum ihres darstellerischen Könnens reichte von leichtherziger Liebeskomödie übers Historiendrama bis hin zum Arthouse-Film. Ich kannte Gloria Horns Werke aufgrund diverser Kinobesuche und musste zugeben, dass die Behauptung der Kritiker, sie verfüge über hundert verschiedene Varianten des Augenaufschlags, nicht übertrieben war. Wie aber konnte ein solcher Weltstar in Zusammenhang mit der kühlen Annabelle Storm und ihrem Gatten stehen? Die Unternehmerin las mir diese Frage vom Gesicht ab und erzählte:
»Gloria und ich sind gemeinsam zur Schule gegangen. Nicht, dass wir beste Freundinnen gewesen wären, aber wir schätzten einander und haben den Kontakt aufrechterhalten. Allein schon deshalb, weil ihr Patenonkel ein Geschäftspartner meines Großvaters war und noch jetzt unserer Gesellschaft verbunden ist.«
Sie holte eine weitere Visitenkarte hervor. Darauf stand: Laurenz Moser. Inhaber der Zichel & Wick AG.
»Das ist eben jener Geschäftspartner. Die Adresse finden Sie auf der Rückseite.«
Ich drehte die Karte um und fand die Anschrift.
»Waldweg 1, Weidensgrundl«, las ich laut vor.
»Dorthin lädt Laurenz kommendes Wochenende zum Abendessen in kleiner, geselliger Runde ein. Mein Mann und ich werden dort sein, ebenso Gloria Horn. Für sie soll es eine Art Überraschungsdinner werden, anlässlich ihrer Rückkehr von einer Filmtournee. Sollten Sie den Auftrag annehmen, sind auch Sie dabei, auf meine Kosten natürlich. Ich könnte Sie als meine Freundin oder Geschäftspartnerin ausgeben und Sie würden genug Gelegenheit haben, um herauszufinden, ob David etwas mit Gloria hat.«
Es erschreckte mich, wie genau Annabelle Storm meinen Einsatz im Vorfeld durchdacht hatte. Diese Frau war es anscheinend gewohnt, über die Köpfe anderer hinweg zu planen.
»Welchen Anlass haben Sie eigentlich, um von einer Affäre zwischen Ihrem Mann und Gloria Horn auszugehen?«
Annabelle Storm hatte sich auch auf diese Frage vorbereitet und ich bekam eine lange Liste von Indizien zu hören: Da waren die letzten zwei Urlaubsreisen, die von David gebucht worden waren und die »zufällig« in die Nähe von Glorias Drehorten geführt hatten; das plötzlich aufkeimende Interesse Davids an der Film- und Schauspielkunst, die ihn früher nie interessiert hatte; die einseitigen Bemühungen Glorias, die lose Bekanntschaft zwischen ihr und den Storms zu intensivieren und die Betonung Davids, wie freundlich er das fände…
»Und als ich vorigen Monat auf Geschäftsreise war – allein – fielen mir die Titelseiten der Klatschmagazine auf. Alle berichteten sie von Glorias Premiere in London, von ihrem Auftritt beim Filmfestival in Cannes und so weiter. Und wer war jedes Mal mit ihr auf dem Titelblatt? Mein David!«
Sie langte erneut in ihre Jackentasche, aber diesmal war es keine Visitenkarte, die sie hervorholte, sondern eine Fotografie.
»Das ist mein Ehemann.«
David Storm war mittelgroß, auffallend schmalschultrig und trug eine große Brille, die seine interessanten Gesichtszüge betonte. Sein braunes Haar war akkurat in der Mitte gescheitelt. Während ich sein Bild betrachtete, sah meine Klientin auf die Uhr und befand wohl, dass sie genug Zeit in meinem Büro verbracht hatte.
»Ich erwarte Ihre Entscheidung darüber, ob Sie meinen Auftrag annehmen wollen, nicht sofort«, sagte sie und erhob sich. »Ich rufe Sie heute Abend an. Sollten wir ins Geschäft kommen, werden wir die Einzelheiten gleich am Telefon besprechen können.«
Sie reichte mir die Hand, nickte Bertram beim Hinausgehen freundlich zu und verschwand aus der Detektei. Ein Hauch ihres Parfüms blieb in unseren Räumlichkeiten zurück; es war eine frische, aber neutrale Duftnote, die Annabelle Storms sachliche Haltung unterstrich.
»Was gibt es zu tun?«, fragte mich Bertram.
Er war bereits seit Langem mein Sekretär und kannte meine Arbeitsweise: Ich lege großen Wert darauf, die für Detektive typische Recherchearbeit schon vor der Annahme eines Auftrags anzugehen, und damit dies schneller von der Hand ging, war Bertram dabei involviert. Ich reichte ihm David Storms Foto und bat:
»Finde heraus, ob dieser Mann auf den Titelseiten von Klatschmagazinen auftaucht, in Verbindung mit Gloria Horn. Es betrifft vor allem die Illustrierten vom letzten Monat.«
Bertram setzte sich an seinen PC und begann, in den Online-Auftritten diverser Zeitschriftenverlage zu surfen. Es war mir nicht entgangen, dass sein Gesicht zu leuchten begann, als der Name der berühmten Schauspielerin fiel – anscheinend war auch er ein großer Bewunderer. Dieser Rechercheauftrag würde ihm Spaß machen, dessen war ich mir sicher.
Inzwischen widmete ich mich jenem Örtchen, wohin mich meine detektivische Tätigkeit verschlagen sollte. Der Straßenatlas offenbarte mir, dass Weidensgrundl ziemlich abgelegen war und der Waldweg nur ein dünner Pfad sein musste, der zu einem einzigen Haus außerhalb der Ortschaft führte. Ein paar zusätzliche Klicks im Internet reichten, um weitere Auskunft zu erlangen: Der Großindustrielle Laurenz Moser hatte sich dort nach seinem Rückzug aus dem Geschäft ein altes Gutshaus gekauft, es renovieren lassen und lebte jetzt dort mit seiner Frau Edith und seiner Hundezucht.
»Ein Wochenende auf dem Land in solch illustrer Gesellschaft klingt verlockend«, murmelte ich.
Doch zunächst war zu klären, ob es für Annabelle Storms Verdacht wirklich einen Anlass gab. Die Geräusche des Druckers verrieten mir, dass Bertram fündig geworden war und diesbezüglich Material zusammenstellte. Auf ihn war Verlass. Trotz seines fortgeschrittenen Alters wusste er exzellent mit den neuesten Medien umzugehen.
Sie müssen wissen, werte Leser, dass Bertram nach Erreichen seines wohlverdienten Ruhestands nicht wusste, wohin mit sich und seiner Zeit. Rastlos und unzufrieden hatte er nach einer sinnvollen Tätigkeit gesucht, weil ihm sonst, wie er meinte, »die Decke auf den Kopf« fiele. Wie hatte ich gestaunt, als sich auf meine Anzeige nach einem Sekretär ausgerechnet mein ehemaliger Deutschlehrer meldete, und ich glaube, auch er war überrascht gewesen, eine seiner Schülerinnen als Privatdetektiv wiederzusehen. Gleichwohl rauften wir uns zusammen, bildeten ein gutes Team und ganz nebenher wichen das leidige »Herr Hollender« und das nicht minder steife »Fräulein Waap« dem freundschaftlichen »Bertram« und »Miriam«.
»Ich habe dir Titelseiten verschiedener Zeitschriften ausgedruckt, Miriam. Wie du siehst, ist Gloria Horn auf allen abgebildet, aber nicht immer mit dem gleichen Mann.«
Zwei Fotografien zeigten die Schauspielerin Arm in Arm mit einem großen, schlanken Herrn mit dickem Schnurrbart. Bertram wusste, dass es sich dabei um Paul, Glorias Ehemann handelte.
»Er war laut diesen Berichten bei der Londonpremiere ihres Films dabei«, erzählte er. »Die nächsten drei Titelfotos stammen aus Cannes, da steht sie mit ihrem Bruder Gabriel auf dem roten Teppich.«
Gloria Horn musste in Cannes mehrmals über rote Teppiche gelaufen sein, denn auf jedem Bild trug sie ein anderes Kleid. Der Mann neben ihr dagegen hatte stets denselben grauen Anzug an. Er lächelte verkniffen und seine Pausbacken schienen vom vielen Blitzlichtgewitter zu schwitzen. »Tröstet der Bruder sie über das England-Desaster hinweg?«, lautete die Schlagzeile. Ich musste nur fragend meine rechte Augenbraue hochziehen, da lieferte mir Bertram sogleich die Erklärung:
»Ihr neuer Film kam bei den britischen Kritikern nicht besonders gut an. Es folgte aber immerhin eine Nominierung bei den Festspielen in Cannes.«
»Du bist ja ein blendend informierter Fan, Bertram«, lobte ich.
»Nicht informiert genug«, gab er zu. »Auf mehreren Titelblättern scheint Gloria Horn einen Begleiter zu haben, den ich nicht zuordnen kann.«
Er zeigte auf einen älteren Herrn mit Halbglatze und Mantel, der auf einem Bild die Schauspielerin offenbar vor einem Lichtspieltheater begrüßte, auf einem anderen in ein teures Restaurant führte.
»Das ist Julius Theveleit, der Milliardär«, erkannte ich. »Normalerweise lebt er zurückgezogen und scheut die Öffentlichkeit, weshalb nur wenige den Namen und das Gesicht dieses Tycoons kennen. Eigenartig, dass er sich plötzlich ablichten lässt!«
Ich setzte mich an meinen Laptop, tippte den Namen der Illustrierten in meine Suchmaschine ein und fand die Online-Ausgabe, die zum ausgedruckten Titelblatt passte. Der zugehörige Artikel las sich wie folgt:
»Sogar schüchterne Milliardäre können sich Hollywoods Charme nicht entziehen: Julius Theveleit sucht das Gespräch mit Gloria Horn. Will er ins Filmgeschäft investieren, nachdem sich sein Geschäftspartner Laurenz Moser zurückgezogen hat?«
Sieh an, Theveleit und Moser waren also nicht nur mit Gloria Horn, sondern auch miteinander bekannt. Das legte die Vermutung nahe, dass auch er zum Dinner im Gutshaus eingeladen worden sein könnte. Für mich als Privatdetektivin war es sehr verlockend, Kontakte in diese Richtung zu knüpfen – meinem Ruf würde es jedenfalls nicht schaden. Aber all die Herren, bei denen sich Gloria im Beisein der Kameras eingehakt hatte, waren im Moment nicht so wichtig wie jener schmale, akkurat gescheitelte Mann, der tatsächlich sowohl auf dem Londoner Foto als auch auf jenen aus Cannes im Hintergrund stand und dessen Silhouette – wenn man genau darauf achtete – ebenfalls im Fenster des teuren Restaurants in München zu erkennen war. Bertram hatte ihn, ganz der Lehrer, jedes Mal mit einem Rotstift eingekreist.
»David Storm folgt Gloria Horn überallhin«, stellte ich fest. »Sehr verdächtig. Selbst wenn er keine Affäre mit ihr haben sollte, kann dies einer unserer interessanteren Fälle werden, Bertram, denn irgendwas muss ja hinter seiner Nachstellung stecken.«
»Das heißt, du nimmst den Auftrag an?«
»Ja. Ich telefoniere mit Frau Storm und du suchst bitte die beste Zugverbindung nach Weidensgrundl heraus – falls das Nest überhaupt einen Bahnhof hat.«
Es hatte. Als Annabelle Storm uns auf dem Bahnhofsvorplatz empfing, war sie über Bertrams Anwesenheit etwas irritiert. Während wir in ihr Auto stiegen, wies sie darauf hin, dass sie bei Laurenz Moser lediglich einen zusätzlichen Gast angemeldet hatte.
»Kein Problem«, gab ich zurück, »mein Sekretär hat sich ein Zimmer im hiesigen Gasthaus genommen und wird nicht mit zum Gutshof kommen. Ich hab ihn gern in der Nähe, falls ich vor Ort Unterstützung brauche.«
Ich zeigte auf einen großen Koffer, worin sich Kamera, Mikrofon und weiteres technisches Equipment befanden.
»All das wird zunächst im Gasthaus gelagert, damit es nicht auffällt«, erklärte ich. »In einem Fall wie diesem ist es ohnehin besser, man kommt ohne die Technik aus.«
Annabelle Storm gab mir recht. Auf eine Videoaufnahme, die David und Gloria in flagranti zeigte, legte sie keinen Wert. Für ehefeindliches Verhalten reichte es ihrer Meinung nach völlig, wenn ich heimliche Liebesbriefe finden oder einen französischen Kuss zwischen den beiden beobachten würde.
»Wie wir am Telefon besprochen haben, sind Sie für die anderen eine neue Geschäftspartnerin von mir«, sagte sie, nachdem wir Bertram und mein Detektivequipment im Gasthaus abgesetzt hatten. »Auf Ihren Wunsch hin habe ich Ihren richtigen Namen angegeben. Aber ist das nicht gefährlich? Jemand könnte zufällig wissen, dass Sie Privatdetektivin sind. Wäre es nicht klüger gewesen, Sie als meine Kusine oder ähnliches auszugeben?«
»Es ist besser, immer so nah an der Wahrheit zu bleiben, wie es geht«, versicherte ich. »Zum einen sind wir ja wirklich Geschäftspartner, denn Sie haben mich engagiert. Falls es jemand genau wissen will, geht es bei meiner Detektivarbeit um Wirtschaftskriminalität. Fällt dieses Wort, werden keine weiteren Nachfragen folgen. Hinzu kommt, dass es unsere Gespräche unter vier Augen, die sicherlich mehrmals nötig sein werden, glaubhaft macht.«
»Und zum anderen?«
»Würde ich die Identität Ihrer Verwandten annehmen, müssten Sie sich eine Menge Lügen einfallen lassen, warum David und Gloria bisher nichts von mir gehört haben. Es gibt Leute, denen so etwas Spaß macht, aber Sie, Frau Storm, scheinen mir eine zu ehrliche Haut zu sein, um ein ganzes Wochenende eine Schwindelei durchzuhalten.«
Annabelle Storm errötete etwas und musste gestehen, dass meine Einschätzung richtig war.
»Sie haben eine sehr nüchterne Herangehensweise«, sagte sie und ich verstand, dass dies als Lob gemeint war.
Der Waldweg schlängelte sich durch die Landschaft und zwang aufgrund seines ungepflasterten Zustands die Fahrerin, vom Gas zu gehen. Rechts von uns standen Birken, Eichen und Kiefern dicht an dicht, links lag eine wilde Wiese, die von einem kleinen Bach durchzogen wurde. An dessen Ufern standen ein paar Weiden. Sie waren es, die dem Ort Weidensgrundl seinen Namen gegeben hatten.
»Ausgestorbene Gegend hier«, bemerkte Annabelle Storm.
»›Ausgestorben‹ würde bedeuten, dass es hier mal viele Leute gegeben hat«, sagte ich. »Mir scheint jedoch, als ob das immer schon eine wilde und dünn besiedelte Region war.«
Endlich kam ein Haus in Sicht, und je näher wir heranfuhren, desto mehr Eindruck machte seine Größe auf mich. Es besaß zwei Stockwerke und ein ausgebautes Dachgeschoss, alles neu verputzt. Das vorspringende Hauptportal mit dem Rundbogen befand sich in der Mitte der leuchtend weißen Fassade. Auf der rechten Seite des Gutshauses ging ein einstöckiger Flügel nach Südwesten, bei dem es sich wohl um einen Anbau handeln musste. An der linken Hausecke befand sich ein kleiner Teich. Das ganze Ensemble lag in einer mittelmäßig gepflegten Parkanlage, die weitestgehend auf Statuen, Bänke und anderes Zierrat verzichtete und nur aus Rasenflächen, Hecken und wenigen Bäumen bestand. Blumenbeete befanden sich ausschließlich an der Hauswand unter den Fenstern. Die Wege, einschließlich der Einfahrt, waren mit Kies bedeckt.
Etwas deplatziert in diesem Ensemble wirkte der blau-weiße Streifenwagen eines Polizisten, der direkt vor dem Hauptportal geparkt hatte. Seine Wagentür stand offen, was uns zeigte, dass er erst vor Kurzem angekommen sein musste. Der Polizist selbst, ein junger, schlaksiger Mann, diskutierte soeben mit einem ganz in Grün gekleideten Herrn, dessen untersetzte Statur ich bereits von den Fotos aus meiner Recherche kannte: Das war Laurenz Moser. Bei der dünnen, blassen Gestalt neben ihm musste es sich um seine Gattin Edith handeln. Sie war wohl dabei gewesen, ihre Blumenbeete zu pflegen, denn sie hatte eine Gießkanne in der linken Hand und in der rechten eine Harke.
Just in dem Moment, als wir neben dem Streifenwagen zum Stehen kamen, traten zwei weitere Gestalten aus dem Haus und gesellten sich zu dem regen Gespräch, das der Polizist mit Moser führte. Annabelle Storm und ich brauchten die Autotüren nicht zu öffnen, um zu erkennen, worum es ging – derart lautstark wurde diskutiert.
»Nehmen Sie’s doch nicht so persönlich, Herr Moser«, sagte der Polizist und Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. »Die Nachbarn haben sich nun einmal beschwert und ich bin verpflichtet, Sie auf die Verordnungen hinzuweisen.«
»Ich möchte wissen, wer sich da beschwert hat«, entgegnete Moser zornig. »Gewiss jemand, der mir Übles will. Keinen Menschen haben meine Hunde jemals gestört.«
»Dennoch ist Leinenpflicht geboten«, unterbrach ihn der Polizist.
»Meine Hunde sind trainiert und hören aufs Wort«, beharrte Moser. »Soll ich ihnen als nächstes noch Maulkörbe verpassen, nur weil es irgendeinem besserwisserischem Nachbarn so gefällt?«
»Liebling, der Herr Beamte tut doch nur seine Pflicht.«
Das war Edith Moser, die versuchte, zwischen Gatten und Polizist zu vermitteln. Letzterer drehte sich zu Annabelle Storm und mir um und seine hochgezogenen Augenbrauen verrieten seine gereizte Stimmung.
»Ich bestehe darauf, dass Sie mir verraten, von wem genau die Beschwerde einging«, wiederholte Moser. »Es war bestimmt Strunk, dieser hohle Förster, von wegen seiner Wölfe.«
Jetzt mischte sich einer der Herren ein, die hinzugestoßen waren. Ich erkannte in ihm unschwer Julius Theveleit.
»Laurenz, sei vernünftig«, sprach er ruhig. »Wenn sich, wie Förster Strunk behauptet, wirklich ein Wolfsrudel hier angesiedelt hat, ist es für alle Beteiligten besser, wenn du deine Hunde anleinst. Du willst doch deine Zuchtpläne nicht zerstören, oder?«
»Was hat das mit meiner Zucht zu tun?«, fragte Moser zurück.
»Na, stell dir vor, in diesem Rudel befindet sich ein läufiges Weibchen und einer deiner Rüden wittert das und haut ab…«
Weiter musste Julius Theveleit nicht reden. Sein Freund und ehemaliger Geschäftspartner verstand, worauf er hinauswollte. Mit einem grollenden Blick auf den Polizist brummte er:
»Ich habe Ihre Ermahnung zur Kenntnis genommen.«
Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief schnurstracks um die Hausecke, von wo unmittelbar danach fröhliches Gebell zu uns hinüberschallte. Der Beamte seufzte erleichtert, verabschiedete sich von Edith Moser und stieg in seinen Dienstwagen. Mit einer rasanten Rückwärtswende, die den Kies laut zum Knirschen brachte, verließ er das Grundstück. Erst jetzt fand die Gastgeberin Gelegenheit, ihre Gärtnerutensilien abzustellen und uns zu begrüßen.
»Annabelle, schön dich zu sehen. Verzeih dieses Tohuwabohu. Laurenz’ Hundezucht verträgt sich mit dieser Gegend nicht so gut wie erhofft.«
»Habe schon mitgehört. Wölfe?«
In Annabelle Storms Stimme schwang mehr als nur Neugierde mit. War es die Angst vor wilden Raubtieren?
»Es gibt sie, ja«, sagte Frau Moser. »Aber ich habe selber bisher nur einen aus weiter Ferne gesehen. Sie sind scheu, keine Sorge. Keine Monstren wie in den Märchen. Die Nachbarn sind da vergleichsweise viel anstrengender.«
Und seufzend setzte sie hinzu:
»Mit etwas Glück ziehen sie mit ihrem Rudel weiter. Die Wölfe meine ich. Die Nachbarn machen sich und andere schier verrückt mit ihrer Angst, die wilden Tiere könnten sich mit den Hunden paaren und es kämen Mischlinge heraus. Man weiß ja, dass sich dann die Haushund- und Raubtiereigenschaften ungünstig vermengen…«
Ihr Blick fiel auf mich und Annabelle Storm stellte mich vor. Frau Moser versprach, dass sich ihr Gatte später wieder den Gästen widmen würde. Er müsse sich zunächst beruhigen und das falle ihm im Beisein seiner Tiere am leichtesten. Sie machte mich mit Julius Theveleit bekannt, und während wir uns die Hände schüttelten, sah ich, wie Annabelle Storm der vierten Person, die bisher nichts gesagt hatte, ein flüchtiges Küsschen auf die Wange drückte. Das war also David, ihr Mann. Obgleich er ihr den Koffer abnahm und sie sich bei ihm einhakte, wirkten sie nicht sehr liebevoll im Umgang miteinander.
»Storms wissen, wo sie untergebracht sind«, sagte Edith Moser, »Aber Sie, Frau Waap, bringe ich persönlich auf Ihr Zimmer. Julius, du nimmst ihr sicherlich die Tasche ab?«
Er tat es, obwohl ich ihm versicherte, dass es nicht nötig sei, und wir betraten die herrschaftliche Eingangshalle. Eine ausladende Freitreppe mit verschnörkeltem Geländer dominierte den Raum. Frau Moser begann, leidenschaftlich von dem Gutshaus zu plaudern.
»Unser Ziel ist es, das Gebäude in seinen Originalzustand zurückzuversetzen. Wir wollen allerdings dabei nicht den Charme der über zweihundertjährigen Geschichte verwischen. Daher haben wir beispielsweise die wertvolle Wandtäfelung beibehalten, die erst in der zweiten Generation dem Flur hinzugefügt wurde.«
Mitten in ihrem Geplauder klingelte es an der Haustür. Damit Edith Moser mich nicht auf der Treppe stehen zu lassen brauchte, lief Julius Theveleit zurück und öffnete.
»Ein Paket für Frau Horn«, sagte eine Frauenstimme, offenbar die Postbotin. »Nehmen Sie’s an? Dann unterschreiben Sie bitte hier.«
Theveleit tat wie geheißen, empfing das Paket und schloss die Tür.
»Es ist wirklich für Gloria«, sagte er, den Adressaufkleber lesend. »Vom Modehaus Bellevue.«
»Wahrscheinlich eine Bestellung, die sie dort aufgegeben hat«, vermutete Frau Moser. »Gloria muss den Angestellten vom Bellevue verraten haben, dass sie dieses Wochenende hier bei uns ist.«
»Sehr vorausschauend von ihr«, meinte Theveleit. »Das Mädchen trägt einen klugen Kopf auf den Schultern.«
Er bestand darauf, das Paket auf Glorias Zimmer zu bringen. Sowohl sein albernes Lob als auch sein Getue um Frau Horns Post zeigten mir, dass ihm etwas an der Schauspielerin lag, das über ein bloßes Interesse am Filmgeschäft, wie es die Klatschzeitschriften andeuteten, hinausging. Während Theveleit an uns vorbeihuschte, vertraute mir Edith Moser an:
»Es ist schon sonderbar. Mir war, als ob unser Dinner eine Überraschung für Gloria sein sollte. Paul, was ihr Ehemann ist, wollte ihr ursprünglich nichts von dem Wochenende bei uns verraten. Tja, offensichtlich hat er seine Meinung geändert.«
Weil der ältliche Galan nun über das Paket mein Gepäck ganz vergessen hatte und es verloren auf der Treppe herumstand, nahm ich selber Taschen und Koffer auf und wurde endlich zum Zimmer geleitet.
Ich war im gleichen Flügel untergebracht wie das Ehepaar Storm, was hinsichtlich meines Auftrags sehr günstig war. Über dem Bett hingen zwei Bilder, Aquarelle von mäßiger Qualität, deren originellste Eigenschaft das Kürzel des Künstlers war. »E.M.« stand in geschwungenen Linien unter beiden Werken.
Von meinem Fenster aus konnte ich auf die Hundezucht schauen. Die Tiere waren in mehreren Käfigen untergebracht und eine große Rasenfläche, die an einen Sportplatz erinnerte, diente ihnen zum Auslauf. Ich hoffte, dass die Hunde nachts ruhig sein würden und keinen Wachinstinkt hätten, denn ich hatte einen leichten Schlaf und war sehr lärmempfindlich.
Sobald sich Edith Moser entfernt hatte, packte ich meine Sachen aus und inspizierte danach den Flur. Die Dielen knarrten. Das war freilich sehr ungünstig für mich. Dagegen freute ich mich über die vielen Erker, die der Architekt dieses Gutshauses zwischen die einzelnen Zimmer hatte einrichten lassen. Die ermöglichten es mir, mich unauffällig zu verstecken und zu beobachten, wer wann welche Tür aufsuchte. Ein paar Unterlagen in der Hand würden den Eindruck erwecken, ich hätte mir lediglich eine abgelegene Stelle zum Lesen gesucht. Die Hundezucht vor meinem Fenster war Ausrede genug, warum ich nicht in meinem eigenen Zimmer geblieben wäre.
Noch während ich darüber nachdachte, hörte ich leise Schritte. Ich setzte mich in den Erker und lugte vorsichtig um die Ecke. David Storm schlich, ohne mich zu bemerken, aus seinem Zimmer über den Flur, einer anderen Tür hin. Er drückte die Klinke und fand sie unverschlossen. Er öffnete sie weit genug, dass ich von meinem Platz aus einen Blick hineinwerfen konnte. Das große Postpaket auf dem Bett verriet mir, dass es sich um Gloria Horns Zimmer handelte. Ich sah David hineingehen, das Paket in die Hände nehmen und es vorsichtig schütteln, mit dem Ohr am Karton.
Als Privatdetektiv muss man schnell reagieren können. David Storm im Zimmer seiner angeblichen Geliebten, neugierig deren Post untersuchend – das könnte ein Indiz für seine wahren Gefühle sein. War es Eifersucht, die sein Handeln anstachelte? Vermutete er hinter dem Absender etwa einen anderen Verehrer, einen Konkurrenten?
Ich zückte sofort mein Handy und fotografierte das Geschehen. Dabei achtete ich darauf, die Kommode im Flur, die neben der Tür stand, im Fokus zu haben, damit David Storm im Hintergrund blieb und sein Handeln nur wie zufällig aufs Bild gebannt aussähe – man musste ja im rechtlichen Rahmen bleiben. Und die besagte Kommode war tatsächlich ein hübsches Möbelstück, dessen Design gut in mein Arbeitszimmer passen würde. Somit wirkte mein Wunsch, es zu fotografieren, durchaus glaubwürdig.
David Storm schien meine Bewegungen zu hören, hielt in seinem Tun inne und schaute kurz hinaus. Gerade rechtzeitig verschwand ich hinter der Ecke und hielt die Luft an.
Das Dumme beim Luftanhalten war in meinem Fall schon immer, dass mein gutes Gehör mich im Stich ließ, sobald ich das Atmen unterdrückte. Mein Herzschlag und das Rauschen meines Blutes schallten so dominant in meinen Ohren, dass ich Geräusche von außen kaum wahrnehmen konnte. Wenn Davids Schritte sich mir näherten und er mich im Erker entdeckte, würde ich das erst bemerken, wenn er direkt vor mir stünde. Und wie sollte ich dann meine Anwesenheit hier erklären? Ich hatte ja noch gar keine Unterlagen zum vermeintlichen Lesen in der Hand!
Zu meiner Erleichterung ließ David Glorias Tür ausreichend lautstark ins Schloss fallen, sodass es meine eigenen Körperklänge übertönte. Ich traute mich auszuatmen und vernahm, wie er in sein eigenes Zimmer zurückkehrte und seiner Gattin zurief:
»Schatz, wollen wir hinuntergehen? Laurenz möchte uns vor dem Dinner bestimmt ein Aperitif reichen.«
Storms begaben sich nach unten und ich folgte kurz darauf. Edith Mosers Prophezeiung stellte sich als wahr heraus: Ihr Ehemann hatte sich mittlerweile beruhigt und in einen redegewandten, warmherzigen Gastgeber verwandelt. Er empfing uns alle am Fuß der Freitreppe und führte uns in den Speisesaal. Unterwegs hatte er für jeden einen fröhlichen Spruch parat.
»Frau Waap«, sprach er zu mir und hob mit gespieltem Tadel seinen Zeigefinger, »Sie dürfen unsere Annabelle nicht den ganzen Abend mit geschäftlichen Gesprächen ablenken. Ich will ihr meine Zucht zeigen und danach gemütlich vor dem Kamin ein Schwätzchen halten.«
»Tun Sie das ruhig, Herr Moser«, antwortete ich, »denn ich habe genug Unterlagen von Frau Storm erhalten, deren Studium mich einige Stunden beschäftigen wird. Die halbe Nacht werde ich wach bleiben müssen.«
»Ich für meinen Teil habe ebenfalls diverse Papiere mitgebracht«, sagte Julius Theveleit, »aber ich kann in den Morgenstunden viel besser arbeiten als spät abends.«
»Ich wünschte«, sagte Moser, »die Leute würden nicht ständig ans Arbeiten denken und sich mehr ihren Hobbys widmen. Nehmt euch ein Beispiel an meiner Frau. Etwas Gartenarbeit an der frischen Luft, ein bisschen Malerei oben im Dachboden, und schon ist sie viel ausgeglichener als früher, als sie und ich in unseren Büros schufteten.«
Wir erreichten einen kleinen Saal, in dessen Mitte eine lange Tafel stand. Ein Tuch aus schwerem Damast lag darüber und Edith Moser hatte bereits für alle Gäste eingedeckt. Ihr weißes Porzellan schien beinahe zu leuchten, was wohl an dem Kronleuchter lag, der direkt über der Tafel hing. Sein Glanz spiegelte sich im Geschirr wider. Wir begaben uns an unsere Plätze und erhielten jeder ein Glas Sekt.
»Unser Ehrengast ist zwar noch nicht da, aber wir können gewiss schon im Voraus auf ihr Wohl anstoßen«, meinte Moser.
»Ohne die Flinte in deiner Hand wäre es feierlicher, Liebling«, entgegnete seine Gattin und wir mussten schmunzeln.
Laurenz Moser hatte nach seiner Rückkehr von den Hunden vergessen, seine Waffe abzulegen.
»Oh, tut mir leid«, rief unser Gastgeber aus. »Ich schaffe sie gleich fort.«
Er tippelte hastig aus dem Speisesaal.
»Braucht er für seine Züchtung eine Flinte?«, fragte Annabelle Storm ungläubig und nahm mir damit die Worte aus dem Mund.
»Ach, Julius hat sie für ihn besorgt, weil der Förster von dem Wolfsrudel erzählte«, erklärte Edith Moser. »Er will gewappnet sein, falls er auf seinen Spaziergängen einem Tier begegnet. Ich war dagegen! Jeder weiß, wie scheu Wölfe in Wahrheit sind, und Laurenz hat weder Waffenschein noch Jagderlaubnis. Nicht auszudenken, was geschieht, wenn…«
Sie unterbrach sich und schaute mich skeptisch an.
»Sie werden davon doch nichts der Polizei stecken, Frau Waap?«
Ich beruhigte sie, dass ich einzig in Frau Storms Auftrag handeln würde.
»Mir geht es um Wirtschaftskriminalität. Flinten und Wölfe fallen nicht in mein Untersuchungsgebiet.«
»Und wenn doch«, mischte sich Julius Theveleit ein, »dann ist die Schuld bei mir zu suchen. Ich habe Laurenz die Idee mit der Waffe in den Kopf gesetzt.«
»Schier aufgedrängt hast du sie ihm«, verbesserte Edith Moser.
»Ich finde die Wolfsgeschichte bedenklicher als du«, entgegnete er ernst. »Nicht umsonst haben unsere Vorfahren diese Räuber ausgerottet. Die Wiederansiedlung ist romantischer Unsinn. Egal, was die Tierschützer sagen.«
Laurenz Moser kam zurück und ihm folgte ein weiterer Gast.
»Die werten Tierschützer können mich nicht drankriegen«, grinste er. »Glaubt ihr etwa, ich hätte echte Patronen in dem Ding? Nee, ich habe entgegen Julius’ Rat Platzpatronen hineingetan. Laut diverser Experten im Internet müssten der Knall und der Rauch die wilden Tiere vertreiben, ohne dass Blut vergossen wird. Nun aber zu erfreulicheren Dingen!«
Er wandte sich an den neuen Gast.
»Gerade in dem Moment, als ich die Flinte in den Flur hing, hörte ich einen Wagen vorfahren. Unsere Ehrengäste sind da! Willkommen, Paul.«
»Meine Frau und mein Schwager sind gleich soweit, sie legen noch ab«, lächelte der Ehemann der großen Schauspielerin schüchtern. »Wir kommen wohl ungelegen? Es scheint eine rege Diskussion zu herrschen.«
»Wir streiten darum, wie man mit Wölfen umgeht, ohne Gesetze und Tierschutzmaßnahmen zu prellen«, winkte Laurenz Moser ab.
Paul blickte ernst drein.
»Wilde Tiere sind kein Thema, das man unterschätzen sollte«, meinte er. »Gut, dass du eine Flinte im Haus hast. In solch abgelegener Gegend sollte man immer eine geladene Waffe parat haben, falls Raubtiere – ob aus Hunger oder Krankheit – angreifen.«
Mich überraschte diese etwas radikale Haltung, die so gar nicht zu der zurückhaltenden Erscheinung Pauls passen wollte. Allerdings hatte ich keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn endlich erschien Gloria Horn im Saal, Arm in Arm mit ihrem Bruder. Sofort hielt jeder mit Reden inne und starrte sie an, fasziniert von ihrer Schönheit und Präsenz – mich eingeschlossen. Wie sie dort stand, angestrahlt vom Schein des Kronleuchters, mit glänzendem Haar und tadelloser Figur, werde ich wohl nie vergessen. Ich verstand nun, warum sie als schönste Frau der Welt galt, in den Augen sowohl der männlichen als auch der weiblichen Betrachter.
Ich schielte zu den anderen Frauen. Edith Mosers neidlose Bewunderung stand in ihrem hageren Gesicht geschrieben. Annabelle Storm lächelte tapfer, doch die erröteten Wangen verrieten Ärger. Beide machten keine gute Figur neben Gloria Horn. Während jene als neue Marlene Dietrich, Brigitte Bardot oder Sophia Loren gefeiert wurde (je nach Herkunft ihres Publikums), waren Edith und Annabelle nichts weiter als langweilige Alltagserscheinungen. Wie froh war ich, dass der Saal über keinen Spiegel verfügte; nur ungern hätte ich mich selbst in jenem Augenblick mit der schönsten Frau der Welt verglichen.
Gloria Horn begrüßte jeden Einzelnen von uns, wobei sie den Männern ein weitaus breiteres Lächeln schenkte als uns Frauen. Ihr Bruder Gabriel wich ihr nicht von der Seite, sogar an der Tafel setzte er sich unmittelbar neben sie (wohingegen Paul, ihr Ehemann, der Schauspielerin gegenüber saß). Gloria scherzte über so viel geschwisterliche Fürsorge:
»Gabriel ist immer um mich herum, damit einer auf mich aufpasst. Richtig süß, oder? Er hat sich schon zweimal gewehrt, als ich ihn mit einer Kollegin verkuppeln wollte, so treu ergeben ist mir mein kleiner Bruder. Dabei hatte ich ihm bildhübsche Frauen ausgesucht.«
»Sei froh, dass ich verzichtet habe«, spielte Gabriel den Witz galant mit. »Es reicht, wenn nur einer aus der Familie die Klatschspalten füllt.«
Doch seine Schwester hörte ihm gar nicht zu. Sie war viel zu entzückt von allem, was sich ihr bot, angefangen beim Dinner und den Gästen bis hin zum Gutshaus. Ihre Begeisterung schien dabei authentisch und in keinster Weise aufgesetzt zu sein.
»Das ist wahrhaftig eine tolle Überraschung«, freute sie sich, »all meine Freunde in diesem prachtvollen, alten Gebäude wiederzutreffen. Onkel Laurenz muss mir nachher alles ganz genau zeigen. Nun aber wollen wir Tante Ediths Suppe kosten. Ich bin schon ganz verhungert nach der langen Reise!«
»Es gibt Flusskrebssüppchen, das schmeckt dir doch so gut«, sagte ihre Gastgeberin. »Zum Hauptgang Fasan und als Dessert eine Puddingspeise.«
Gloria Horns Augen leuchteten auf.
»Ich werde ja richtig verwöhnt! Und ordentlich gestärkt dazu, was ich gut gebrauchen kann.«
»Klingt, als hätten Sie sich Arbeit mitgebracht?«, fragte Theveleit.
»Meine Gattin hat ein Rollenangebot erhalten, kurz bevor wir gestern in den Flieger stiegen«, erklärte Paul. »Sie soll in einer Verfilmung von Jack Londons Biografie die Ehefrau spielen. Im Flugzeug sind wir bereits ihre Szenen durchgegangen.«
»Eine herausfordernde Figur«, behauptete Gloria.
»Hier, die Neuigkeit steht sogar schon im Feuilleton eurer Lokalzeitung«, fügte Gabriel hinzu und legte das Weidensgrundler Blatt auf den Tisch, das er sich am hiesigen Bahnhof gekauft hatte.
»Irgendwas Sinnvolles muss man ja tun, solange man aufs Taxi wartet«, lachte er.
Die Seite mit den »News aus Hollywood« war demonstrativ aufgeschlagen und zeigte ein Pressefoto der Schauspielerin.
»Das wird ein aufregender Dreh!«, rief Gloria Horn begeistert aus. »Ich muss einfach dabei sein. Darum ist es wichtig, dass ich die Szene fürs Casting perfekt hinlege. Am besten hilft mir jemand beim Proben.«
Sie sah von einem zum anderen und entschied:
»David, du wirst mir die Stichworte zuwerfen. Keine Sorge, die Szene ist nicht lang und du kannst das Drehbuch haben. Ich bin schließlich diejenige, die alles auswendig lernen muss.«
»Ich hätte Ihnen ebenfalls gern geholfen«, bot sich Theveleit an, aber Gloria Horn lehnte charmant ab. Sie wisse doch von ihrem Patenonkel, wie viel so ein Geschäftsmann um die Ohren hat – da wolle sie ihn nicht extra in Anspruch nehmen und womöglich von wichtigen Deals ablenken.
Ich wunderte mich, warum die Wahl nicht auf ihren Bruder oder ihren Mann gefallen war, aber die Schauspielerin klärte mich auf, indem sie unbefangen weiter plauderte:
»Auf dem Flug hierher haben Gabriel und Paul mit mir das Skript schon mehrmals durchgesehen. Die haben vorerst genug von dem Stoff und sollen sich erholen.«
So ging es die ganze Zeit, alle drei Gänge hindurch. Gloria dominierte das Tischgespräch, ohne es wirklich zu wollen, weil ihr immer wieder einer der Herren Fragen zum Showbusiness stellte. Auch die negativen Kritiken aus Großbritannien wurden erwähnt, doch die Schauspielerin schwor, sich mit solcherlei Kram niemals auseinanderzusetzen.
»Die Arbeit an einem Film ist nach dem letzten Drehtag für mich abgeschlossen. Was die Leute danach darüber schreiben, interessiert mich nicht mehr, denn mein Kopf ist bereits voll von Ideen für neue Projekte. Darum ist es ungeheuer wichtig, dass man David und mich nicht stört, wenn er mir bei der Castingszene behilflich ist.«
Annabelle Storm und ich tauschten einen Blick aus. Die letzten Worte Gloria Horns klangen verdächtig und es war an mir zu untersuchen, ob tatsächlich nur eine Filmszene geprobt werden sollte.
Leider hatten David und Gloria am Tisch keine genaue Zeit für ihr Treffen ausgemacht, weshalb ich mich für den Rest der Nacht auf die Lauer legen musste. Ich suchte mir dafür wieder den Erker aus, der so günstig zwischen den Zimmern lag. Diesmal hatte ich auch Papiere aus Storms Firma dabei, die als Ausrede für mein anhaltendes Wachsein dienen konnten. Die Nacht brachte allerdings ganz andere Beobachtungen als erwartet!
Zunächst erschien es mir sonderbar, dass nicht Paul seine Ehefrau auf ihr Zimmer begleitete, sondern ihr Bruder Gabriel. Er sprach von einer weiteren Überraschung, und als er die Tür öffnete und sie das Paket sah, wurde der Sachverhalt um die seltsame Postsendung klar: Gabriel hatte im Modehaus Bellevue eine Spezialanfertigung für Gloria Horn anfertigen und ans Gutshaus schicken lassen, um seine Schwester damit zu erfreuen. Weil Gloria vor dem Eintreten ihre Hände vor das Gesicht halten sollte (»Bloß nicht schummeln«, hatte ihr Gabriel in kindlichem Tonfall befohlen), legte sie das Drehbuch, von dem sie vorhin gesprochen hatte, auf die Kommode im Flur ab. Während die beiden ins Zimmer gingen, ergriff ich die Chance und schlich an eben jene Kommode, um einen Blick auf das Drehbuch zu werfen. Sollte es sich bei besagter Castingszene nämlich um eine Liebes- oder gar Kussszene handeln, hätte ich ein weiteres Indiz in der Hand, das Annabelle Storm dienlich sein könnte.
Ich zückte erneut mein Handy und fotografierte möglichst viele Seiten. Auf einigen fanden sich gelbe Markierungen und einmal war ein Rand mit einem Klebezettel versehen, der wahrscheinlich als Lesezeichen diente. Das Umblättern der Seiten konnte niemand hören, denn ein viel lauteres Rascheln tönte aus Glorias Zimmer, wo offenbar das Geschenk aus jeder Menge Polystyrol gefischt wurde. Da meine Beschäftigung recht langwierig war, kam ich nicht umhin, das Gespräch zwischen Bruder und Schwester mit anzuhören.
»Gabriel, das wäre wirklich nicht nötig gewesen!«
»Doch, doch, das ist es. Alles für meine Lieblingsschauspielerin! Trägt er sich denn gut?«
»Oh ja, er ist warm und angenehm zu tragen. Aber meinst du nicht, es ist heutzutage zu kontrovers, Pelz anzuziehen?«
»Es ist ja kein echter, Gloria!«
»Na, hoffentlich. Die Farbe ist sehr unorthodox, muss ich zugeben.«
»Weil du unorthodox bist! Das ist als Vorzug zu verstehen. Einen solchen Mantel besaßen nur wenige Prominente. Gunter Sachs zum Beispiel.«
»Mit anderen Worten, der Mantel ist eher unweiblich.«
»Na und? Marlene Dietrich hatte ihre Hosenanzüge, du hast deinen Mantel. Er wird zu deinem Markenzeichen werden, glaub mir. Vielleicht wird sogar die Modewelt auf dich aufmerksam, dann bräuchtest du dich nicht mehr so oft mit der Filmbranche herumzuärgern!«
Ich wusste nicht, ob ich die Begeisterung in Gabriels Stimme als brüderliche Zuneigung interpretieren sollte oder als ungesunde Schwärmerei. Beinahe schien es, als ob er am liebsten die Stelle seiner Schwester als schönste Schauspielerin der Welt eingenommen hätte.