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In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Sophienlust war der schönste Ort auf Erden. Das fanden jedenfalls fast alle Mitarbeiter und die dort lebenden Kinder sowieso. Dieses Paradies von Grün, Beschaulichkeit, Fürsorge und Lebensfreude gab es sicher nicht noch einmal. Da brauchte man in den Ferien eigentlich gar nicht wegfahren. Möglichkeiten für Sport und Spiel gab es auch hier genug. Man konnte die Tiere versorgen, die Pferde, die Hunde und einen Papagei, der »Habakuk« hieß und mitunter viel Lärm machte. Gestern hatten die Sommerferien begonnen - endlich! Sechs Wochen ohne Lehrer und mitunter sehr lästige Hausaufgaben. Nun, daran musste man jetzt überhaupt nicht denken. Die älteren und jüngeren Bewohner des Kinderheimes freuten sich auf die Ferienspiele und Ausflüge, die unter der Leitung des jungen Chefs, seiner Mutter und aller Mitarbeiter hervorragend geplant worden waren, so wie in jedem Jahr. Nichts, aber auch gar nichts, würde die Idylle und den gemeinsamen Spaß stören. Davon war man allgemein überzeugt. Lena, Hausmädchen und Küchenhilfe in einer Person, glaubte das ebenfalls und hatte dabei immer einen schönen Feierabend vor Augen und im Sinn. Nico Rosener, der Sohn vom Gastwirt, gehörte selbstverständlich auch dazu. Und nicht nur das. Er war der ganz besondere Höhepunkt in ihrer Freizeitgestaltung – und ließ sie an diesem Abend leider nicht auf den Weg und eine Bordsteinkante achten. Sie stolperte darüber und fiel mit einem lauten Schrei zu Boden. Dort blieb sie wie betäubt liegen. Plötzliche und starke Schmerzen sowie eine leichte Benommenheit hinderten sie am Aufstehen, sie konnte nur noch verzweifelt stöhnen und schließlich um Hilfe rufen.
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Sophienlust war der schönste Ort auf Erden. Das fanden jedenfalls fast alle Mitarbeiter und die dort lebenden Kinder sowieso. Dieses Paradies von Grün, Beschaulichkeit, Fürsorge und Lebensfreude gab es sicher nicht noch einmal. Da brauchte man in den Ferien eigentlich gar nicht wegfahren. Möglichkeiten für Sport und Spiel gab es auch hier genug. Man konnte die Tiere versorgen, die Pferde, die Hunde und einen Papagei, der »Habakuk« hieß und mitunter viel Lärm machte.
Gestern hatten die Sommerferien begonnen - endlich! Sechs Wochen ohne Lehrer und mitunter sehr lästige Hausaufgaben. Nun, daran musste man jetzt überhaupt nicht denken. Die älteren und jüngeren Bewohner des Kinderheimes freuten sich auf die Ferienspiele und Ausflüge, die unter der Leitung des jungen Chefs, seiner Mutter und aller Mitarbeiter hervorragend geplant worden waren, so wie in jedem Jahr. Nichts, aber auch gar nichts, würde die Idylle und den gemeinsamen Spaß stören.
Davon war man allgemein überzeugt.
Lena, Hausmädchen und Küchenhilfe in einer Person, glaubte das ebenfalls und hatte dabei immer einen schönen Feierabend vor Augen und im Sinn. Nico Rosener, der Sohn vom Gastwirt, gehörte selbstverständlich auch dazu. Und nicht nur das. Er war der ganz besondere Höhepunkt in ihrer Freizeitgestaltung – und ließ sie an diesem Abend leider nicht auf den Weg und eine Bordsteinkante achten. Sie stolperte darüber und fiel mit einem lauten Schrei zu Boden. Dort blieb sie wie betäubt liegen. Plötzliche und starke Schmerzen sowie eine leichte Benommenheit hinderten sie am Aufstehen, sie konnte nur noch verzweifelt stöhnen und schließlich um Hilfe rufen.
Einer der Gärtner fand sie, half ihr in die senkrechte Position und benachrichtigte danach den Rettungsdienst. Dieser war relativ schnell zur Stelle, sodass die inzwischen herbei geeilte Else Rennert nur noch laut seufzen konnte. Nun würde wahrscheinlich für mehrere Wochen eine Arbeitskraft fehlen. Und das in den Ferien, in denen ohnehin einige Mitarbeiter Urlaub hatten.
Denise von Schönecker und ihr Sohn Nick seufzten ebenfalls und wussten, dass sie so schnell wie möglich nach einer Aushilfskraft suchen mussten. Denn eines war jetzt schon klar, Lena würde für einige Wochen ausfallen.
Nick dachte eine Weile nach und schlug dann vor: »Wir sollten eine Studentin einstellen. In den Semesterferien suchen viele einen Job, um sich Geld für die nächste Zeit zu verdienen.«
»Gute Idee. Willst du das übernehmen?«
»Ja, mache ich, ich höre mich mal um. Es muss ja schließlich jemand sein, der sich mit kochen und wirtschaften auskennt und auch arbeiten will.«
Denise nickte zwar dazu, hatte aber nicht viel Hoffnung. Die meisten Studenten konnten doch nur Fertiggerichte aufwärmen und interessierten sich nicht für Kinder und Hauswirtschaft.
Entsprechende Anzeigen und Anfragen führten wider Erwarten recht bald zum Erfolg. Und der hieß Eva Jensen und konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Schön und lieblich wie Schneewittchen war sie, die neue Küchenhilfe und auch so bescheiden und fleißig.
Nick fiel das ganz besonders auf. Er, der den Frauen und Mädchen bisher (mit Ausnahme von Pünktchen und seiner Mutter) keine besondere Beachtung geschenkt hatte, konnte gar nicht aufhören, das schöne Mädchen anzusehen. Man sah ihn jetzt oft zur Küche gehen. Es gab aber auch andere Gelegenheiten, die er zu nutzen wusste. Ob Eva Jensen dieses Interesse auffiel, war jedoch nicht erkennbar. Sie machte ihre Arbeit und bereitete sich in ihrer Freizeit auf das nächste Semester vor.
Für Angelina oder Pünktchen war dieser Sommer auf einmal so ganz anders geworden, fühlte sie sich doch wie jemand, den man plötzlich in eine andere Welt versetzt hatte, in eine Welt, in der man am liebsten Tag und Nacht nur von einem anderen Menschen träumte – von Nick, der inzwischen ein attraktiver und charmanter junger Mann geworden war.
Er war einige Wochen wegen seines Studiums nicht in Sophienlust gewesen und war erst seit ein paar Tagen wieder hier. Und in dieser doch sehr kurzen Zeit musste es passiert sein. Seitdem wollte sie nur noch bei ihm oder in seiner Nähe sein, wollte ihn anschauen, mit ihm reden und seine Hand halten. Und küssen wollte sie ihn auch, ein bisschen nur und natürlich nur auf die Wange.
Er merkte davon wohl nichts und beachtete sie kaum noch. Er war nicht mehr der umgängliche und auf sie bedachte Junge, er sprach kaum noch mit ihr. Sie schien nicht mehr zu seinem Leben zu gehören.
Und so wurde Pünktchen mit jedem Tag trauriger und zog sich von den anderen zurück. Denise von Schönecker sah es mit Sorge und versuchte, das Mädchen fröhlich zu stimmen. Es gelang ihr nicht. Und sie schimpfte im Stillen mit ihrem Sohn. Wie konnte er nur so unfreundlich und verständnislos sein. Doch da Vorwürfe und Ermahnungen in diesem Fall nichts nützten, schwieg sie und hoffte, dass ihr Großer bald zur Vernunft kommen möge.
*
Die großen Ferien wurden in Sophienlust oft dazu genutzt, längst fällige oder plötzlich notwendige Reparaturarbeiten durchführen zu lassen. Auch in diesem Jahr war es so. Im Herrenhaus war zum Glück alles in Ordnung, da hätte man jetzt auch keine Bauarbeiter gebrauchen können. Der Pferdestall musste jedoch dringend saniert werden. Die Pferde waren im Sommer ja meist auf der Koppel und konnten zur Not auch in der großen Scheune untergebracht werden. Und so rückte bald ein Team von Bauarbeitern mit Maschinen, Geräten und Baubuden an. Angeleitet wurde es von einem energischen und kompetenten Chef, von Bernd Wulfert. Der Dreißigjährige war ganz gewiss kein Frauenschwarm, er war aber durchaus einen zweiten und dritten Blick wert. Groß war er, hatte eine athletische Gestalt und dunkelblondes, dichtes Haar. Sein Gesicht war zu markant, um schön zu sein, aber Schönheit war ja schon immer eine Geschmackssache gewesen. Der neuen Küchenhilfe gefiel er jedenfalls nicht, sie ihm – eigentlich - auch nicht. Es ergaben sich zum Glück auch kaum Gelegenheiten, um die gegenseitige Antipathie zu zeigen und weiter voranzutreiben. Bauarbeiten und Bratkartoffeln hatten nun einmal nichts miteinander zu tun.
Nick hatte da doch andere Möglichkeiten und war meist gut informiert. Er konnte der Dame seines Herzens – natürlich rein zufällig – oft begegnen.
An diesem Freitagvormittag, als er in Richtung Maibach fuhr, um dort einige Besorgungen zu erledigen, sah er sie an der Bushaltestelle stehen. Sein Mund verzog sich daraufhin zu einem sonnigen Lächeln, er hielt an und fragte: »Wollen Sie auch nach Maibach?«
Eva Jensen unterdrückte einen genervten Seufzer, antwortete aber in freundlichem Tonfall: »Ja, genau da will ich hin.«
»Darf ich Sie mitnehmen?«
Sie zögerte und wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Na, steigen Sie schon ein«, meinte er auf seine burschikose und unbekümmerte Art. »Wer weiß, wann der Bus kommt. Und mit mir sind Sie ganz schnell da, wo Sie hinwollen.«
»Ja, dann, dann nehme ich Ihr Angebot gern an, Herr von Schönecker«, erwiderte sie nüchtern und setzte sich anschließend auf den Beifahrersitz.
»Sie können ruhig Nick zu mir sagen, so nennen mich fast alle«, erklärte er, nachdem er losgefahren war. Bei diesen Worten bedachte er sie mit einem unmissverständlichen Seitenblick.
Auch das noch, dachte die Studentin, während sie sich bemühte, ihren Verdruss nicht zu zeigen. Der junge Mann war immerhin ihr Chef. Und den durfte man nicht verärgern. Vielleicht würde sich so etwas irgendwie nachteilig auswirken, vielleicht wurde sie dann sofort entlassen. Natürlich würde sie ihn niemals beim Vornamen nennen, sie würde die Anrede einfach umgehen. Zum Glück hatte sie als Hausmädchen und Küchenhilfe nicht viel mit ihm zu tun.
Eva Jensen täuschte sich.
Der für sie noch sehr unreife junge Mann hielt sich auch weiterhin oft in ihrer Nähe auf, viel zu oft und war damit ziemlich lästig. Und es machte ihm anscheinend nichts aus, dass er dabei beobachtet wurde – von Pünktchen und den anderen großen Mädchen, von den Mitarbeitern und seiner Mutter, seinem Vater, seinem überaus wissbegierigen Bruder – eigentlich von allen. Aber natürlich sagte niemand etwas, auch Denise von Schönecker nicht. Nur Angelina weinte heimlich. Sie spürte, dass sie ihren Freund verloren hatte, wahrscheinlich für immer.
Eben hatte Nick »seiner Eva« beim Beziehen der Betten geholfen und sie dabei zum Eisessen eingeladen.
»Das geht heute nicht«, wehrte sie freundlich, aber entschieden ab. »Ich habe mich mit einer Freundin verabredet. Wir wollen uns schon auf das nächste Semester vorbereiten.«
»Ach, das ist aber schade«, antwortete er treuherzig und bedauernd zugleich. »Ich müsste das eigentlich auch tun, aber die Ferien sind viel zu schön, um sie mit Lernen zu vergeuden.«
»Das muss jeder mit sich selbst ausmachen«, gab sie ein wenig streng zurück, so als wollte sie diesem »Jungspund« klar machen, dass Lernen am wichtigsten war und er nicht zu ihrer Freizeitgestaltung gehörte.
Der verliebte junge Mann lächelte dazu nur. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Eva Jensen ihn nicht ernst nahm, schaute aber doch verdutzt drein, als sie einfach das Zimmer verließ. So hatte er sich diesen Tag nicht gedacht.
Missgestimmt, aber nicht hoffnungslos schlenderte er zu seinem Büro und begegnete unterwegs – wie hätte es auch anders sein können – Pünktchen. Sie kam ihm entgegen, blieb bei ihm stehen, sah ihn hoffnungsvoll an und sagte: »Irmela, Viktoria und ich wollen morgen ins Kino. Es läuft ein toller Film. Kommst du mit?«
»Tut mir leid, hab keine Zeit«, wiegelte er hastig und verlegen ab. »Außerdem wollen Mädchen am liebsten unter sich sein, da störe ich nur. Aber ich wünsche euch natürlich viel Spaß.«
Danach ging er mit schnellen Schritten davon, ehe Pünktchen auch nur ein einziges Wort erwidern konnte. Er wollte ihre flehenden Augen nicht sehen.
*
Bernd Wulfert hatte an diesem Nachmittag eben das sogenannte Herrenhaus betreten und strebte nun dem Büro des Heimleiters zu. Er hasste es, seinem zeitweiligen Arbeitgeber über den Baufortschritt berichten zu müssen. Aber es ließ sich leider nicht umgehen. Wer später die Rechnungen bezahlte, musste auch wissen, wofür er sein Geld ausgab.
Er klopfte an die betreffende Tür, wurde jedoch nicht zum Eintreten aufgefordert, stand somit da wie bestellt und nicht abgeholt – und ärgerte sich. Wozu hatte er eigentlich angerufen und um Rücksprache gebeten?
Eines der Hausmädchen - Eva Jensen - milderte seinen Verdruss, es musterte ihn kurz und erklärte: »Frau von Schoenecker lässt sagen, dass sie noch ein paar Minuten in der Küche zu tun hat. Sie möchten bitte warten, Herr Wulfert. Darf ich Ihnen die Wartezeit mit einem Kännchen Kaffee verkürzen?«
Sie wies auf die Sesselgruppe, die in der Nähe stand.
»Von mir aus«, gab er unfreundlich zurück. »Ich habe ja ohnehin nichts anderes zu tun.«
Dazu sagte sie nichts. Wozu auch? Sie führte nur ihren Auftrag aus und war binnen kurzer Zeit mit Kaffee und Kuchen wieder da und stellte beides auf den Tisch, an dem er inzwischen saß.
»Guten Appetit«, wünschte sie noch, nachdem sie ihm Kaffee eingegossen hatte.
Er nickte nur, schaute ihr aber nach, als sie zur Küche zurück ging.
Sie ist schön, dachte er unwillkürlich. Ein richtiges Sahneschnittchen. Aber mit dem Verstand scheint es nicht weit her zu sein, wenn sie nicht mehr kann, als Kartoffeln zu schälen. Und doch, sie gefiel ihm viel mehr, als für ihn gut war. Und insgeheim freute er sich, sie in diesem Sommer noch oft sehen zu können.
Tief in Gedanken saß er da, trank dabei Kaffee und aß das Stück Schokoladenkuchen auf. Er würde sich doch hoffentlich nicht in diese Küchenfee verliebt haben. Das war gar nicht gut, zumal er seit einem guten Jahr mit Stefanie Bauer zusammen war. Mit dieser intimen Freundschaft war er durchaus zufrieden. Steffi war vier Jahre älter als er und hielt – genauso wie er – nichts vom Heiraten. Warum sollte er diese Beziehung aufgeben? Nein, das kam natürlich gar nicht infrage. Er schüttelte über sich selbst und seine absurden Gedanken den Kopf und versuchte, an etwas anderes zu denken, an seine Arbeit zum Beispiel.
Denise von Schoenecker trug dazu erheblich bei. Sie hatte die Beratung mit der Köchin beendet, entschuldigte sich und erkundigte sich schließlich nach dem Baufortschritt.
Der Bauleiter klärte sie in angemessener Form auf, war mit seinen Gedanken aber leider immer noch bei der – Küchenhilfe. Und so blieb es auch weiterhin.
*
In Maibach einzukaufen, machte durchaus Spaß, wenn man genug Geld hatte. Eva Jensen mangelte es jedoch an einem gut gefüllten Portemonnaie. Dessen heutiger Inhalt reichte gerade für die unbedingt nötigen Einkäufe und ein Eis aus der Hand.
Mit Letzterem spazierte sie an diesem Samstagvormittag die Geschäftsstraße entlang, blieb hier und da stehen und interessierte sich vor allem für die Auslagen in den Schaufenstern. Dabei rempelte sie einen Mann an, der ihr entgegenkam. Leider fiel ihr auch das Eis aus der Hand.
»Oh, - Entschuldigung«, stammelte sie und bemerkte erst jetzt, wem sie das Jackett mit der Leckerei bekleckert hatte.
»Es tut mir – sehr - leid, Herr Wulfert, ich habe es nicht mit Absicht gemacht«, setzte sie nun sehr verlegen hinzu und versuchte gleichzeitig, das Eis mit ihrem Taschentuch abzuwischen.