Ein verhängnisvolles Geschäft & Bleiben oder nicht? - Seleni Black - E-Book

Ein verhängnisvolles Geschäft & Bleiben oder nicht? E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Die Geschichte von Ethan und Destiny, beginnt mit einer Abmachung. Das Einzige was Ethan will, ist seinen Club retten. Doch gestaltet sich das alles andere als einfach. Als er mal wieder ein korruptes Geschäft vereitelt, trifft er dabei auf Destiny und bringt alles durcheinander. Beide treffen eine Abmachung und ab diesen Moment, geraten beide in große Gefahr. Können sie es schaffen, sich dem zu stellen, was sich ihnen beiden in den Weg stellt? Findet es heraus in Band eins und zwei der Burning Gunds Bücher. ---------------------------------------- Diese Geschichte entspricht 452 Taschenbuch Seiten.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Seleni Black

 

 

Sammelband

 

Impressum:

 

Copyright © 2021

Seleni Black

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

 

Covergestaltung: Copyright © 2021

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Annett Heidecke 20219

Katharina H. 2021

Beth .B.H. 2025

 

Stand: Mai 2025

 

Erste Deutsche Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten, Markennamen oder Organisationen sind rein zufällig. Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Eigentümern.

 

 

 

 

 

 

 

Von Kindesbeinen an wurde mir beigebracht, dass der Club immer zuerst kommt. Nichts und niemand durfte sich dem MC oder einem selbst in den Weg stellen. Wenn es doch einer tat, sorgte man dafür, dass es kein zweites Mal passierte. Das war schon immer der Vorsatz meines Vaters, bis heute. Eigentlich ein Guter, gäbe es da nicht ein Problem.

Seitdem er President des Clubs geworden war, ging es stetig bergab mit allem. Mein Stolz war dem Untergang geweiht, genauso wie der MC der Burning Guns. Es sei denn, es würde sich etwas Grundlegendes ändern, und genau das hatte ich vor.

Ich war nicht alleine mit dieser Meinung. Stetig mehr Member waren unzufrieden. Dies zeigte sich überdeutlich, da immer mehr von ihnen zu mir kamen. Trotzdem blieb mein Vater der Chef und das mit eiserner Hand. Mich hatte er an den Rand der Stadt Morgentown verbannt, in das kleine Städtchen Brookhaven. Persönlich fand ich es nicht schlecht, denn hier konnte ich tun und lassen, was ich wollte.

Warum er das tat? Dafür gab es mehrere Gründe.

Zum einen hatte ich zu viele Fragen gestellt. Zum anderen, wollte ich ein paar Geschäfte überdenken und zum Letzten, mischte ich mich, seiner Ansicht nach, in zu viele Dinge ein. Weswegen ich das alles machte? Wie schon gesagt, es passte mir überhaupt nicht, was mein Vater trieb und das ließ ich ihn auch wissen.

Zu seinem Bedauern konnte er mich nicht einfach beseitigen, denn ich war zu beliebt unter den Männern. Mein Ableben durch seine Hand, oder auf unerklärliche und mysteriöse Weise, würde dafür sorgen, dass er den Club mit Sicherheit verlieren würde. Davon war ich absolut überzeugt. Daher verbannte er mich nach Brookhaven, mit der strikten Anweisung, Morgentown nicht ohne seine Erlaubnis zu betreten.

Wenn er wüsste, was ich alles hinter seinem Rücken tat, um ihm zu schaden, wäre mein Leben noch mehr in Gefahr, als es bereits jetzt der Fall war. Sein Drogenhandel, die Prostitutionsgeschäfte, die zahlreichen Erpressungen, die Geldwäsche und der fragwürdige Menschenhandel, zwangen mich zum Handeln. Ich würde nicht sagen, dass bei uns alles legal war, doch gab es gewisse Grundlinien, die niemals überschritten wurden.

 

 

»Ethan, es gibt mal wieder Ärger draußen«, kam es von Donny, der an der Tür stand und mich auffordernd ansah.

Verdammte Scheiße, das war jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche!

»Ich schwöre es dir, wenn die nicht bald damit aufhören, knall ich sie höchst persönlich ab.« Wieso konnten die Vollidioten nicht damit aufhören?

»Du musst nur was sagen, mein Freund, das lässt sich ganz schnell klären«, sagte Donny, was ich mit einer Handbewegung abtat.

Als ich nach draußen trat, sah ich die zwei dümmsten und zugleich klügsten Kerle, die ich kannte, miteinander kämpfen. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging ich zwischen die beiden Streithähne, schnappte mir den Erstbesten und zog ihn mit aller Kraft weg.

Bevor Nummer zwei auch nur aufstehen konnte, verpasste ich ihm eine, womit klargestellt war, wer hier das Sagen hatte.

»Scheiße, Mann. Musst du immer gleich so fest zuschlagen?«, beschwerte sich Logan.

»Wenn du Streicheleinheiten brauchst, dann lauf zu deiner Mutter. Da ich sie aber gut kenne, würde sie dir selbst noch eine knallen.«

Das war nicht gelogen. Logans Mutter war knallhart. Als Junge hatte ich einmal den Fehler gemacht und hatte ihr Blumenbeet ruiniert, indem ich mit meinem Bike drübergefahren war. Der Anschiss, den ich darauf kassierte, war mir bis heute eine Lehre.

»Alter, komm mir nicht mit der. Die ist eh schon wieder sauer, weil ich ihr am Wochenende nicht mit dem Dach geholfen habe«, kam es von Logen.

Genervt streifte ich mir durch die Haare. »Und damit kommst du erst jetzt? Du bist ja noch blöder, als ich dachte. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was ich mir wieder anhören darf, wenn wir nichts machen?«

Geknickt sah er mich an. »Sorry, ich wollte ja noch mit dir reden, dass ich ein paar Tage frei brauche. Aber dann kam der Auftrag dazwischen und na ja, da habe ich es vergessen.«

Sicher doch!

»Hör auf, mich zu verscheißern. Der Auftrag hätte auch ein paar Tage warten können. Pack jetzt das Werkzeug zusammen und das Material, was gebraucht wird. Danach suchst du ein paar der Member und Prospect, die Zeit haben. Du bekommst zehn Minuten.«

Sofort machte er sich auf den Weg und ich wandte mich dem zweiten Hitzkopf zu. »So, nun zu dir, Asher. Was war da los?«

Mein Chefmechaniker und Road-Captain sah mich sauer an. Er hatte seine Werkstatt aufgemacht, gleich nachdem wir hier gelandet waren. Er war gut in dem, was er tat, aber nicht der Beste, das gestand er jedem, der fragte. Den Besten gab es bei den Devils on the Road.

»Ich habe ihm schon tausendmal gesagt, er soll von meinem Werkzeug wegbleiben, genauso wie von meinen Frauen. Mir reicht es wirklich mit ihm. Außerdem habe ich ihn wieder beim Schnüffeln erwischt. Der kleine Penner hält sich einfach nicht von der Garage fern, da hat es mir gereicht. Er ist gerade erst Mitglied geworden und glaubt jetzt schon, sich wie einer der Großen verhalten zu können.«

Gut, das war absolut verständlich.

»In Ordnung, bevor wir fahren, rede ich mit ihm.« Wir schlugen ein, danach ging ich meine Sachen holen.

 

»Logan, wir müssen reden«, rief ich zu ihm rüber, woraufhin er zu mir kam.

»Ich habe alles vorbereitet, wir können los«, sagte er zu mir, kaum, dass er vor mir stand.

»Gut, aber darum geht es gerade nicht. Wieso hat dich Asher schon wieder in der Garage erwischt?«

Die Farbe wich ihm aus dem Gesicht. »Ich habe nur Werkzeuge gesucht. Asher hat das total in den falschen Hals bekommen«, versuchte er sich herauszureden.

»Erzähl mir keine Märchen. Solltest du noch mal dahinten erwischt werden, bist du raus. Egal, was deine Mutter dann sagt.« Nun, das sollte ausreichen. Er sagte nichts mehr, aber um mir zu zeigen, dass er verstanden hatte, nickte er.

Ohne ihn weiter zu beachten, setzte ich mich auf mein Bike und startete es, ließ den Motor kurz aufheulen und fuhr los. Wir kümmerten uns um die Familien der Mitglieder, das gehörte für uns einfach dazu. Außerdem verlangte ich von jedem meiner Männer, dass er zu mir kam, wenn es ein Problem gab.

 

»Gracy, wie geht es dir?«, begrüßte ich Logans Mutter wenige Minuten später.

»Ging schon mal besser. Hat es der Nichtsnutz endlich geschafft, dir Bescheid zu geben?«, kam sie gleich zur Sache.

»Du kennst ihn doch. Zeig mir, was zu tun ist und bis heute Abend ist dein Dach wieder jedem Wetter gewappnet«, sagte ich zu ihr und versuchte die Lage zu entschärfen, denn die Frau war wirklich sauer, das sah ich ganz deutlich an ihrer Körperspannung.

»Komm rein, aber wehe du versaust mir den Teppich«, warnte sie mich.

»Hey, würde ich nie tun. Hab mir extra die Schuhe geputzt«, grinste ich und hob dabei die Hände. Vorsorglich wich ich jedem Teppich aus, der im Haus lag, während ich mir den Schaden ansah.

»Alles klar, die Jungs fangen gleich an. Sollte noch was sein, ruf mich an, dann kümmere ich mich darum.« Weil ein paar Wände und Böden durch das Wasser bereits Schaden genommen hatten, drückte ich ihr etwas Geld in die Hand. »Das ist, damit du das reparieren lassen kannst. Sag in der Firma Bescheid, dass ich dich geschickt habe. Sie werden dir einen guten Preis machen, denn alles werden die Jungs hier drin nicht ohne Hilfe erledigen können.«

Sie nahm es mit einem Lächeln an. »Du ziehst es Logan von seinem Anteil ab, oder?«, fragte sie mich direkt.

»Was denkst du denn? Er hat Mist gebaut, jetzt steht er auch dafür gerade.«

Sie lachte kurz auf und legte mir dabei eine Hand auf die Schulter. »Ist ja doch noch ein guter Junge aus dir geworden.«

Verlegen rieb ich mir den Hinterkopf. »Nun, eine gewisse Frau hat mir auch klar gemacht, dass schlechtes Benehmen sich nicht auszahlt.« Wir mussten beide lachen, denn sie wusste sehr genau, womit ich mein Geld verdiente.

Nachdem ich das Haus wieder verlassen hatte, gab ich weiter, was alles erledigt werden musste und sofort machten sich alle an die Arbeit.

Es war nicht ganz unpraktisch, dass wir noch einen Baumarkt unter unserer Führung hatten. Dieser war jedoch nicht das einzige Geschäft, bei dem wir mitmischten. Restaurants, kleinere Läden, oder auch Nachtclubs gab es unter meiner Herrschaft und das waren nur die legalen Geschäfte.

Ich setzte mich wieder auf mein Bike und fuhr zum Club zurück, schließlich hatte ich heute Abend noch etwas vor.

 

Kaum angekommen, trat Donny zu mir.

»Hältst du das für eine gute Idee, alleine dahin zu fahren?«, kam er direkt zur Sache.

»Du kennst mich doch, ich habe nur gute Ideen.«

Mein Freund sah mich skeptisch an. »Das lasse ich unkommentiert. Lass mich wenigstens mitfahren, nur für den Notfall«, meinte er.

»Wenn sie mich erwischen, bin es nur ich, der dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Wenn sie uns aber beide erwischen, wer kümmert sich dann um alles und vor allem, um das, was wir noch vorhaben?« Zähneknirschend sagte Donny nichts mehr, trotzdem konnte ich den Widerwillen in seinen Augen sehen.

»Dann melde dich wenigstens regelmäßig, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist.«

»Wer bist du, meine Mutter? Krieg dich mal wieder ein. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich dahinfahre«, stieß ich hervor und kassierte dafür einen Mittelfinger von Donny.

»Du mich auch, Alter. Schau nur zu, dass du bis morgen wieder da bist«, zeigte sich mein, sonst so hartgesottener, Freund besorgt.

»Ja, Mom! Kümmere du dich lieber darum, dass alles für die Abfahrt bereit ist.«

Er wandte sich ab, um zu gehen. »Wie lange kennen wir uns schon?«, nutzte er meine eigenen Worte gegen mich.

»Wir sehen uns«, knurrte ich nur, ging ins Haus und zog mich um.

 

 

Ich machte mich auf den Weg in die Stadt und zum Nachtclub meines Vaters. Dort war er immer zu finden und hier würde ich auch die meisten Informationen bekommen.

Die Fahrt war leicht, denn ich wurde von niemanden aufgehalten. Es zahlte sich eben aus, Leute in der Stadt zu haben, die auf meiner Seite waren.

Nur im Club musste ich aufpassen, denn hier waren alle Member versammelt, die hinter meinem Vater standen. Zum Glück waren diese aber meistens mit irgendwelchen Frauen beschäftigt, sodass sie keine direkte Gefahr darstellten.

Wie immer war es recht voll, doch etwas, war dieses Mal anders und das lag ganz eindeutig an den Männern, mit den Kutten eines anderen Clubs.

Die Devils on the Road waren hier und fast hätte ich vor Freude gejubelt. Schon eine Weile wollte ich Kontakt zum President des MCs aufnehmen. Rider war ein Mann, der es einem nicht leicht machte. Mein Vater durfte keinen Wind davon bekommen, was es um einiges schwieriger machte, denn derzeit belieferte Rider ihn mit Waffen. Wenn ich es allerdings schaffte, Kontakt zu ihm aufzunehmen, würde sich das vielleicht bald ändern. Aber wie sollte ich das hinbekommen?

Da kam mir der Zufall zu Hilfe. Rider schien in Begleitung zu sein, denn so, wie er die blonde Frau immer wieder ansah, war sie ihm deutlich mehr wert, als die Dummchen, die die Männer sonst so begleiteten. Die beiden standen mit Luck, dem Vice President der Devils zusammen und auch er schien sich äußerst gut, mit dem Mädchen zu verstehen.

Mein Vater gesellte sich zu den dreien und unterhielt sich kurz mit ihnen. Wahrscheinlich versuchte er, die Kleine anzugraben, wie er es immer tat. Dabei störte es ihn überhaupt nicht, dass sie scheinbar vergeben war.

Zu meiner Überraschung ließ sie ihn allen Ernstes abblitzen, was ich sehr deutlich am Gesicht meines Vaters erkennen konnte. Er zog immer einen Mundwinkel hoch, für ein künstliches Lächeln, wenn er verärgert war. Ich musste zugeben, dass sie mich beeindruckte.

Rider und Tony gingen ein paar Schritte zur Seite und unterhielten sich. Für einen Moment beobachtete ich die beiden und versuchte, anhand der Gestik herauszufinden worüber die beiden sprachen.

Ein Gefühl, selbst beobachtet zu werden, zog meine Aufmerksamkeit von den beiden weg. Die kleine Blonde musterte mich ganz direkt und wirkte überrascht. Sie schien genau zu wissen, wer ich war, obwohl wir uns noch nie begegnet waren.

Ich legte mir einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihr, dass sie mich nicht verraten sollte und doch flüsterte sie Luck neben ihr, etwas ins Ohr. Anscheinend nicht, dass ich ihr aufgefallen war, denn er drehte sich nicht zu mir um.

Ich trat ein paar Schritte tiefer in den Schatten und schlich mich dann näher an die beiden heran.

»Hey, Ethan. Was treibt dich her?«, wollte Pit wissen.

»Hey, eigentlich suche ich nach Infos für unsere Sache. Aber wie es aussieht, kann ich uns weiterbringen, als ich dachte. Allerdings brauche ich dafür deine Hilfe.«

Mein Freund und Spitzel, auf der Seite meines Vaters, zog eine Augenbraue hoch.

»Und wie kann ich dir helfen?«, fragte er mich und schien etwas zu ahnen.

»Fang eine Schlägerei an, und zwar in der Nähe der beiden dort an der Bar.« Ich zeigte ihm, wen ich meinte, und er grinste nur.

»Alter, das ist die Freundin von Rider. Pass bloß auf, dass du diese Begegnung überlebst«, sagte er zwar mit einem Grinsen, doch ich wusste, dass er es absolut ernst meinte.

Er zog ab, um sich ans Werk zu machen.

Kaum zwei Minuten später brach ein Tumult los und ich ergriff meine Chance. Schnell griff ich mir die Kleine von Rider und zog sie mit mir in die hinterste Ecke des Clubs.

»Ganz ruhig, ich tue dir nichts«, sagte ich zu ihr und hoffte, sie würde nicht gleich anfangen zu schreien.

»Du bist Tonys Sohn, oder?«, fragte sie mich und ich war für einen Moment kurz überrascht.

»Ja, stimmt. Du scheinst Rider wichtig zu sein und du bist nicht auf das Angebot meines Vaters eingegangen. Das zeigt mir, dass du anders bist, nicht wie all die anderen Weiber sonst. Was mich auch schon zu meinem Anliegen bringt.«

Sie nahm eine Abwehrhaltung ein, also redete ich schnell weiter, bevor sie dichtmachte.

»Könntest du mit Rider reden, dass er mir einige Waffen liefert?« Sie schien nicht begeistert zu sein, was ich irgendwie verstehen konnte.

»Ich kann es versuchen, aber ich bin noch nicht lange mit Rider zusammen. Daher weiß ich nicht, ob er auf mich hören wird.«

Schnell griff ich in meine Hosentasche und reichte ihr einen der Zettel mit meiner Nummer, die ich immer dabeihatte, falls ich einen neuen Informanten traf.

»Er soll sich melden, wenn ihr geredet habt. Ich erkläre ihm dann alles Weitere.«

Eine Bewegung hinter ihr, erweckte meine Aufmerksamkeit. Mir lief die Zeit davon. Auch sie drehte sich um und ich konnte das kurze Einziehen der Luft hören. Offenbar machte auch sie Riders Blick nervös.

»Ich werde dir auf ewig dankbar sein, wenn du mir hilfst. Ach und mein Name ist Ethan«, hauchte ich dicht an ihrem Ohr und konnte mir ein Grinsen dabei nicht verkneifen. Ich zog mich schnell zurück, bevor die beiden anderen Männer uns erreichten und ich meine Gelegenheit vertat, Geschäfte mit den Devils abzuschließen.

Da die Luft im Club zu brennen schien, beschloss ich, es für diesen Abend gut seinzulassen. Heute war nichts mehr zu holen. Ich nickte Pit zu, der an die Wand gelehnt dastand und sich den Mundwinkel mit einem Tuch abwischte, als ich an ihm vorbei zum Ausgang ging.

Dabei kam ich an der Bar vorbei, wo ich ein neues Gesicht dahinter bemerkte. Gar nicht mal so schlecht. Für einen Moment blieb ich stehen und sah sie mir genauer an. Sie hatte schwarzbraune, leicht gelockte Haare. An ihrer Figur stimmte einfach alles, was meine Finger jucken ließ.

Maria, die ein wenig länger hier war, kam zu dem Mädchen und sagte etwas zu ihr, woraufhin sich die Kleine gleich auf den Weg zu den Büroräumen machte. Tja, offenbar, hatte mein Vater sehr schnell Ersatz gefunden für die Freundin von Rider. Es gab nur einen Grund, wieso die Mädchen ins Büro zitiert wurden. Ganz eindeutig, wollte er sie flachlegen, ansonsten hatten die Mädchen dahinten nichts zu suchen. Eigentlich schade, sie sah wirklich nicht schlecht aus.

 

 

Erst spät in der Nacht kam ich am Clubhaus an. Alle schliefen scheinbar, bis auf Donny, der mit einem Bier auf der Veranda saß.

»Was ist so schwer daran, sich sein Telefon zu schnappen und eine kurze Nachricht zu schreiben?«, fragte er mich, nachdem ich den Helm abgesetzt hatte.

»Sorry Mom, ich habe total die Zeit vergessen. Kommt nicht wieder vor«, grinste ich in seine Richtung.

»Fick dich, Arschloch. Wir sind alle mächtig nervös geworden, als du dich nicht gemeldet hast. Erst der Anruf von Pit, vor etwa zwei Stunden, hat alle wieder beruhigt.«

Blöd, wenn einen die Leute gut kannten.

»Ach, jetzt stell dich nicht so an. Wäre wirklich etwas gewesen, dann hättest du es schon mitbekommen. Aber, hier stehe ich und schmeiß dir die Sprüche um die Ohren, also geh nach Hause und schlaf dich aus.«

»Wir müssen uns echt mal unterhalten. Dein Leichtsinn wird uns noch allen schaden. Wir brauchen dich an der Spitze, wenn wir den Club retten wollen. Aber du solltest auch endlich mal daran denken, was dein Verhalten für uns andere bedeutet.«

Wenn er solche Lebensweisheiten von sich gab, kam er mir mindestens wie Ende vierzig vor, dabei war er gerade mal Ende zwanzig.

»Gott, geh nach Hause. Ich verkrafte deine Standpauken, um diese Zeit nicht mehr. Außerdem, wenn ich an alles denken würde, wofür bräuchte ich dann noch dich? Bis später, mein Freund.«

Ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen und ging nach oben. Das Haus war leer, da es allein mir gehörte. Jeder wusste das und trotzdem stand es für alle offen. Zumindest, bis das neue Clubhaus endlich fertig war. Privates, sollte privat bleiben. Noch dazu war es riskant, Clubangelegenheiten hier abzuhalten, sollten die Bullen einmal eine Razzia durchführen.

Knapp zwei Tage noch, dann war es endlich fertiggestellt und ich musste ehrlich sagen, es gefiel mir richtig gut.

 

 

Zwei Stunden später wurde ich von meinem Handy geweckt und wollte es am liebsten gegen die nächste Wand knallen, so müde war ich.

»Hallo?«, fragte ich noch im Halbschlaf.

»Ich habe gehört, dass du mit mir reden möchtest«, erklang eine kalte, dunkle Stimme, am anderen Ende der Leitung und ich war hellwach.

»Das ist richtig, ich hatte gehofft, dass du anrufen würdest«, erwiderte ich ehrlich.

»Tja, du hättest auch einfach direkt mit mir reden können, anstatt über meine Frau Nachrichten weiterzugeben.«

Oh, das war deutlich. Hier steckte jemand sein Revier ab. Doch zwischen ihm und sein Mädchen zu kommen, war das letzte, was ich wollte. Soviel wie ich schon über Rider gehört hatte, sollte man ihm besser nicht in die Quere kommen, wenn er etwas als sein Eigentum betrachtete.

»Es tut mir leid, wenn ich dir irgendwie zu nahegetreten bin. Doch ich war mir nicht sicher, ob du überhaupt mit mir reden würdest. Vor allem bei dem, was ich vorhabe. Deine Frau ist sehr, nun wie sag ich das jetzt, ohne, dass du es falsch verstehst?«

Rider schwieg und wartete ab.

»Sie ist eine starke und interessante Person. Daher dachte ich, es wäre eine gute Idee, zuerst mit ihr zu reden.« Ein leichtes Lachen schallte aus meinem Handy, was mich hoffen ließ.

»Das nächste Mal, wendest du dich direkt an mich. Ich sehe es nicht gerne, wenn meine Frau damit behelligt wird«, sagte er schließlich.

Mir entging dabei nicht, dass es ein nächstes Mal geben würde. Geschafft!

»Natürlich«, meinte ich zu ihm und damit war das Thema beendet. »Aber ich muss anmerken, dass es nicht gerade einfach ist, an dich heranzukommen. Und glaub nicht, dass ich es nicht versucht hätte. Aber deine Leute wissen, wie man schweigt und da ich es nicht riskieren konnte, dass mein Vater auf mich aufmerksam wird, habe ich ausgenutzt, was mir zur Verfügung stand.«

»Erzähl mir von deinem Vorhaben, vielleicht kommen wir zu einer Einigung«, ignorierte Rider meine Aussage.

Sehr ausführlich berichtete ich ihm, dass ich unseren Club wieder zu dem machen wollte, was er einmal war, bevor mein Vater an die Macht kam. Auch erzählte ich ihm, dass wir angefangen hatten, alle Geschäfte zu sabotieren, sodass Tony in Verruf kam, nicht liefern zu können. Was ihm wiederum immer mehr schadete.

Als Rider schließlich wissen wollte, um welche Geschäfte es sich genau handelte, erzählte ich ihm keine genauen Details, doch genug, damit er sich den Rest zusammenreimen konnte.

Je länger wir uns unterhielten, desto sicherer war ich mir, dass wir zusammenarbeiten würden. So wie es aussah, hielt er ebenfalls nicht viel von meinem Erzeuger.

»Wir sprechen noch einmal darüber, lass mich sehen, was wir noch an Waffen haben. Erst dann reden wir über den Preis. Vorerst werde ich nicht mehr an deinen Vater liefern. Wenn das Angebot von dir stimmt, kommen wir ins Geschäft. Also überlegt dir schon mal, was du bereit bist, zu geben.«

Oh, darüber war ich mir schon längst im Klaren. Ich wusste, was mein Vater für die Waffen hinlegte und da wir bereits mehrere, große Geldmengen abgefangen hatten, die an meinen Vater gehen sollten, war ich auch in der Lage deutlich mehr zu bezahlen, als er es tat.

»Werde ich, bis zum nächsten Mal.«

Wir legten auf und ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen. Die Sonne ging gerade auf und ich hatte vielleicht noch etwa drei Stunden, bevor wir uns auf den Weg machen mussten.

Heute war wieder der Liefertag meines Erzeugers. Es würde sich um Frauen handeln, die er nach Vegas schaffen wollte, damit sie über einen Mittelsmann, für ihn anschafften. Allerdings nicht alle, denn einen Teil würde er verkaufen. Das wollten wir verhindern. Wir drehten nach und nach den Geldhahn für den Alten zu und schon jetzt hatte es gravierende Auswirkungen für ihn. Immer mehr Geschäftspartner sprangen ab.

Am Abend würden wir erneut zuschlagen und hoffentlich so, die Geschäfte in diesem Bereich weiter massiv stören.

»Sniper, beweg deinen hässlichen Arsch hier runter, wir warten auf dich«, rief Donny von unten und ich rieb mir den Nasenrücken.

Müde raffte ich mich auf und ging aus meinem Schlafzimmer. »Mach mir mal einen Kaffee«, rief ich nach unten.

»Sorry Alter, hab mein Hausmädchenkostüm daheim gelassen. Musst ihn dir also selber machen«, kam es von meinem Freund.

»Eigentlich hatte ich vor noch zu frühstücken, aber nach den Bildern, die du mir gerade in den Kopf gesetzt hast, hat sich das erledigt. Wieso, in drei Teufelsnamen, hast du ein Hausmädchenkostüm bei dir Zuhause?«

Das Gelächter von unten sagte mir, dass Donny nicht alleine gekommen war.

»Hey, ich will Abwechslung bei den Mädels. Daran ist überhaupt nichts Verwerfliches.«

Die Vorstellung, ihn in so einem Kostüm zu sehen schon.

»Komm jetzt endlich runter, wir kaufen dir einen Kaffee unterwegs«, drängelte er jetzt.

»Meine Fresse, gib mir doch mal ein paar Minuten. Ich dachte, ich wäre der Chef hier?«

Darauf sagte keiner mehr was. Also ging ich ins Bad, um mich kurz zu duschen und mir etwas anderes anzuziehen.

 

Nachdem das alles erledigt war, ging ich nach unten und wurde mit einer dampfenden Tasse Kaffee begrüßt.

»Danke, Schatz, das war doch nicht nötig. Du verwöhnst mich immer so«, schmunzelte ich in Donnys Richtung, der nur genervt die Augen verdrehte.

»Wenn du dann fertig bist, würden wir anderen gerne den Plan noch mal durchgehen.«

Wir setzten uns an den Tisch und sahen uns die Lagepläne noch einmal an, um ganz sicher zu sein, dass uns nichts entging.

Als ich meine Tasse ausgetrunken hatte, machten wir uns auf den Weg. Es wurde Zeit, wieder für etwas Ärger zu sorgen.

Damit uns keiner erkannte, hatten wir uns rein schwarze Maschinen zugelegt, die keinerlei Erkennungszeichen besaßen. Auch unsere Kutten blieben Zuhause, denn nichts sollte uns verraten. Selbst die Nummernschilder würden wir verschwinden lassen, sobald wir uns dem Ziel näherten.

»Auf gehts, Jungs«, rief ich und sofort starteten wir die Maschinen und fuhren los. Ab und an, mussten wir in kleinen Gruppen fahren. Wenn die anderen Member mitkamen, erregten wir zu viel Aufsehen. Um zu vermeiden, dass es Streit gab, planten Donny und ich diese Aktionen erst zu zweit und weihten dann die ein, die wir mitnehmen wollten.

Die anderen Jungs waren dann zwar beleidigt, aber sie wussten, dass sie beim nächsten Mal dabei sein würden. Also gab es nur kurzes Gemurre.

Ich dachte immer, Geschwister zu bekommen, wäre toll. Doch da hatte ich mich mächtig getäuscht. Ab dem Zeitpunkt, als meine Eltern ein weiteres Kind bekamen, hatte sich alles verändert.

Plötzlich hatte keiner mehr Zeit und, scheinbar schien ich ein Störfaktor, in ihrem ach so glücklichen Familienleben zu sein. Also beschlossen sie, mich auf ein Internat zu schicken. Was für mich am Anfang wirklich hart war, doch irgendwann gewöhnte ich mich an mein einsames Leben.

Noch nicht einmal in den Ferien konnte ich nach Hause kommen. Es war schwer, doch irgendwann gewöhnte ich mich daran.

 

 

Nach meinem Abschluss kehrte ich nicht zurück. Ich folgte meinem Instinkt und dem Wink des Geldes, denn eines war klar: Ich brauchte es, um zu überleben.

Zwar hatten meine stinkreichen Eltern ein Konto für mich angelegt, dennoch rührte ich es nicht an. Ich wollte nicht gefunden werden, also hob ich nichts ab und verschwand wieder in der Versenkung. Es war klar, dass sie regelmäßig überprüfen ließen, ob ich Geld geholt hatte und somit auch erfahren würden, wo ich mich gerade aufhielt. Almosen wollte ich nicht, mein Geld wollte ich mir selbst erarbeiten.

Hier und da schlug ich mich mit kleineren Jobs durch und oft reichte es gerade für die Miete. Keine Ahnung, wann es genau passierte, aber ich geriet an die falschen Leute. Von da an, ging es nur noch bergab.

Zuerst verlor ich meinen Job, weil ich den Chef mit seiner Geliebten erwischt hatte und er nicht wollte, dass es seine Frau erfuhr. Also kündigte er mich, was auch der Grund dafür war, dass ich kurz darauf meine Wohnung verlor. Zum Glück hatte ich zu diesem Zeitpunkt meine Freundin Julia, die mich bei sich aufnahm. Zumindest solange, bis sie ihren Freund Nils kennenlernte.

Vom ersten Moment an war mir der Kerl unsympathisch. Das verstärkte sich, als er damit anfing, mich anzugraben. Selbstverständlich wollte meine bis dahin angebliche Freundin davon nichts wissen und schmiss mich, statt ihn, raus. Ich zog in ein kleines Hotel, das ich mir gerade so leisten konnte.

 

***

 

Etwa zwei Wochen später erfuhr ich, dass sie ihren ach so geliebten Freund mit einer anderen erwischt hatte. Wer mir das erzählte? Sie selbst, als sie weinend vor meiner Tür stand.

Ich hätte wieder bei ihr einziehen können, doch das war mir zu unsicher, daher lehnte ich ab, gab Julia aber noch eine Chance als Freundin.

Seitdem telefonierten wir mindestens einmal die Woche und trafen uns, so oft wir konnten, dennoch verschwand das Gefühl des Verrates nie ganz. Ein ständiges Auf und Ab und na klar, es wurde mal wieder Zeit für ein tiefes Ab.

Da mir die Bank kein Geld leihen wollte, hörte ich mich um und fand jemanden, der wiederum zu irgendjemanden Kontakt hatte, der mir Geld borgen würde. Zwielichtig, gefährlich und so saublöd von mir. Mein verdammter Stolz ritt mich mal wieder in die Scheiße.

Es stellte sich heraus, dass das Geld von einer hiesigen Bikergang kam und um sicherzustellen, dass ich die Kohle auch zurückzahlte, ließen sie mich in ihrem Club arbeiten.

 

***

 

Die erste Woche lief auch ganz gut, auch wenn der Chef ein übler Grabscher war und immer wieder zweideutige oder eindeutige Kommentare fallenließ. Das machte mir nichts, denn ich verdiente gut und konnte so meine Schulden abarbeiten.

»Destiny, der Chef will dich hinten sehen«, rief mir Maria zu. Sie war auch noch nicht allzu lange hier, kannte sich aber wesentlich besser mit dem Umgang der Männer aus und ich vermutete, dass sie bereits in anderen Clubs gearbeitet hatte.

»Ist gut«, antwortete ich, wischte mir schnell die Hände am Handtuch ab und ging nach hinten, da es Tony Holl nicht gefiel, wenn man ihn warten ließ.

Ich fand mich nicht gleich zurecht, da ich noch nie hier war. Die hinteren Räume waren tabu, außer man wurde aufgefordert dort hinzukommen. Ich trat durch die einzig offene Tür und machte damit meinen ersten Fehler.

Auf dem Schreibtisch saßen zwei Frauen mit zurückgelegten Köpfen. Die schienen etwas sehr zu genießen. Erst jetzt fiel mir das Gestöhne auf, das die Musik im Hintergrund übertönte. Vor den beiden saß Tony und schaute ihnen zu, wie sie es sich selbst besorgten.

Wie angewurzelt blieb ich stehen und konnte nicht fassen, was ich da sah. Na klasse, wo war ich hier nur hineingeraten?

»Oh Entschuldigung, ich komme einfach später wieder.« Nichts wie raus hier, doch bevor ich auch nur den Versuch wagen konnte zu flüchten, hielt Tony mich auf.

»Bleib und mach die Tür zu.«

Oh, das wollte ich lieber nicht tun.

»Danach kommst du her und bläst mir einen«, kam es von Tony und ich glaubte schon, mich verhört zu haben.

»Wie bitte?«, fragte ich vorsichtshalber nach, denn ich musste es wirklich an den Ohren haben.

»Du hast mich schon verstanden, also los jetzt.«

Ich ging einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf dabei. »Mister Holl, ich glaube nicht, dass ...«, setzte ich an, doch da hob er seine Hand und unterbrach mich.

»Du schuldest mir sehr viel Geld, Kleines. Hast du wirklich geglaubt, du könntest das alles durch die Arbeit hinter der Bar bezahlen? So viel Geduld habe ich bestimmt nicht«, verhöhnte er mich.

»Mister Holl, ich beschaffe Ihnen das Geld. Aber was sie da von mir verlangen, werde ich nicht tun, auf keinen Fall«, gab ich zurück und wollte schon zur Tür hinaus, da stieß ich mit einem bulligen Kerl zusammen. Dieser Typ packte mich und verpasste mir kurz darauf eine, dass ich Sterne sah.

Benommen fiel ich zu Boden und spürte, dass sich Tony neben mich kniete und mir die Haare aus meinem Gesicht strich.

»Wärst du mal lieber auf mein Angebot eingegangen. Jetzt werde ich mir mein Geld anders von dir holen müssen.«

Daraufhin warf mich Tonys Gorilla über seine Schulter. Mein Gesicht brannte wie verrückt und die Sterne hörten nicht auf, vor meinen Augen zu tanzen.

Erst als ich in einen Transporter geworfen wurde, kam ich wieder richtig zu mir. Zwei weitere Frauen saßen an eine der Seitenwände gelehnt und weinten sich die Augen aus.

»Verdammter Dreckskerl«, fluchte ich und setzte mich auf. Der Affe warf nur die Türen zu und der Wagen fuhr los.

Schnell krabbelte ich zu einer von diesen und wollte versuchen, sie zu öffnen, doch man hatte die Griffe mit einem Blech zugeschweißt. Gut, dass sie die Fenster nur mit blickdichter Sprühfarbe versehen hatten. Mit meinem Fingernagel kratzte ich etwas von dem Lack aus einer der Ecken.

Wir fuhren am Stadtrand entlang, soviel konnte ich erkennen. Nur wohin es ging, blieb mir ein Rätsel.

So lange ich konnte, sah ich nach draußen. Der Hafen? Wieso fuhren wir ausgerechnet dorthin? Ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun.

Der Wagen hielt und schon kurz darauf wurden die Türen geöffnet. Der Gorilla erschien wieder und bedeutete uns auszusteigen. Keine von uns rührte sich, also griff er nach der ihm am nächsten sitzenden Frau und zog sie aus dem Wagen. Ein weiterer Freund des Dschungels erschien und richtete eine Waffe auf uns. Unter diesen Umständen krochen wir schließlich doch aus dem Fahrzeug und ließen uns vorwärtstreiben, bis wir bei einem der zahlreichen Container ankamen. Die Tür wurde geöffnet und man bedeutete uns, hineinzugehen.

»Vergiss es, da bringt mich nichts freiwillig rein«, sagte ich zu keiner bestimmten Person. Man schubste mich in die Richtung der Tür, doch ich weigerte mich weiterhin reinzugehen.

»Hör auf rumzuzicken«, meinte der Gorilla und gab mir noch einen Schubser.

»Hey Penner, hör auf mich rumzukommandieren. Ich geh da nicht rein, auf gar keinen Fall.« Zuerst hörte ich ein genervtes Schnauben hinter mir, dann traf mich etwas am Kopf und alles wurde schwarz um mich herum.

 

 

Das Rütteln an meiner Schulter weckte mich und eine stark geschminkte Frau sah auf mich hinab.

»Steh auf«, giftete sie mich an und verschwand danach aus meinem Blickfeld.

Mir tat alles weh und mein Kopf fühlte sich an, als hätte jemand Tango darauf getanzt. Langsam setzte ich mich auf und hielt mir die Stirn, nur nicht zu viel meinen Schädel bewegen.

Als sich meine Sicht wieder klärte, konnte ich auch erkennen, dass wir in einer Art Lagerhalle waren, in der man Hochbetten aufgestellt hatte. So etwas sah man sonst nur beim Militär oder in Filmen. Frauen mit Kleidern auf ihren Armen huschten umher. Es gab Schminktische, Waschbecken, an denen man Frauen die Haare färbte. Ja sogar Kabinen, in denen man unerwünschte Haare entfernte.

»Was zum Teufel ist hier los?«, wollte ich wissen und bekam doch keine Antwort darauf.

Eine andere Frau eilte zu mir und hielt mir eines der Kleider hin. »Anziehen.«

Waren hier alle mit einem so geringen Wortschatz ausgestattet, dass sie nur einzelne Wörter herausbrachten?

»Los«, bekam ich eine neue Anweisung und fühlte mich damit bestätigt.

Da ich keine Lust hatte etwas anzuziehen, das für mich nach nicht mehr als breitem Gürtel aussah, verschränkte ich die Arme und hoffte, dass die Frau vor mir genug Hirnschmalz zwischen ihren Ohren besaß, um zu kapieren, dass ich dieses Ding nicht überwerfen würde. Sie schmiss mir den Stofffetzen an den Kopf und verschwand wieder.

Na ja, wir machten Fortschritte, zumindest hatte ich keine übergezogen bekommen.

Langsam stand ich auf und sah mich genauer um. Auf der einen Seite des Raumes standen die Betten, auf der anderen waren die Schminktische und Kleiderständer platziert. Was zur Hölle war das hier eigentlich?

An der Tür standen Aufpasser und behielten alles ganz genau im Auge. Dort würde ich also nicht rauskommen. Die Fenster lagen zu weit oben. Damit auch keine Option. Ich saß dermaßen in der Scheiße, dass ich keinen Ausweg mehr sah.

Jemand packte mich von hinten und dann spürte ich einen Stich im Arm. Fast augenblicklich fühlte ich mich total betrunken und mir wurde speiübel. Kein schönes Gefühl. Ich nahm nur noch Bruchstücke auf, Momentaufnahmen, von dem, was gerade passierte.

Man zog mich um, richtete mir meine Haare und schminkte mich. Ich war zu einer leblosen Puppe geworden, ohne eigenen Willen oder Gewalt über ihren Körper.

Anschließend schleifte man mich zu einem Wagen, erst dann trat Stille ein. Bilder, die bewusst in meinem Kopf ankamen, zeigten mir mein eigenes Spiegelbild.

Ich vernahm eine Stimme und doch verstand ich kein Wort. Ich spürte meinen Körper nicht. Wann immer ich versuchte, auch nur einen Muskel zu bewegen, versagte ich auf ganzer Linie.

Lange stand ich da, bis auf einmal einer der Spiegel zersprang und ein Mann auf mich zukam. Er sagte etwas zu mir, da war ich mir sicher, denn ich konnte sehen, wie sich seine Lippen bewegten. Ich verstand ihn nicht, obwohl er mir ganz nah war.

Ein Ruck ging durch mich und dann sprang die Szene wieder. Ein weiterer Mann kam dazu und schien aufgebracht. Alle Spiegel waren zerstört, dahinter standen Männer mit Waffen und auf dem Boden lagen Tote? So genau konnte ich das nicht erkennen.

Die Stimmung schlug um, alles um mich herum wurde ruhig. Seit wann lag ich denn eigentlich am Boden? Ich blickte zu dem Mann auf, der vorhin mit mir sprach. Wow, diese Augen. Waren das Kontaktlinsen? So eine Farbe konnte es doch nicht wirklich geben.

»Hörst du mich?«, fragte er mich, und ich konnte ihn deutlich hören.

Endlich!

»Lass gut sein Sniper, die ist total zugedröhnt und wartet nur auf den nächsten Schuss«, sagte der anderer.

»Hey, Arschloch. Du hast wahrscheinlich in deinem ganzen Leben schon mehr Drogen genommen, als ich auch nur zu Gesicht bekommen habe.«

Beide Männer sahen mich überrascht an.

»Na, sieh mal einer an, da wird wohl eine wieder klar im Kopf«, meinte Nummer zwei, wie ich ihn taufte.

»Lass es, Stick. Wir nehmen sie fürs Erste mit und sehen dann weiter«, kam es von Nummer eins.

Daraufhin wurde ich hochgehoben und aus dem Raum getragen.

»Was? Warum starrst du so?«, fragte ich Nummer zwei, da er mich sehr ausgiebig betrachtete.

»Ich überlege gerade, ob du das Geld wert bist, dass die Kerle für dich geboten haben.«

Wie war das bitte?

»Geld? Was soll das heißen?« Das raue Lachen von Nummer zwei, ließ seine Brust vibrieren.

»Du willst mir erklären, dass du keine Ahnung davon hattest, was vor wenigen Minuten beinahe passiert wäre? Klasse!«

Schnaubend sah ich zur Seite. »Ich wäre schon froh, wenn ich behalten könnte, was in den letzten Sekunden passiert ist. Bei den Minuten und Stunden, habe ich die Hoffnung schon aufgegeben, dass es mir wieder einfällt.« Wieder lachte der Mann in dessen Armen ich war. Es war so ansteckend, dass selbst ich ein kurzes Lächeln zeigte.

»Jetzt bekomme ich eine Ahnung davon, was die Kerle in dir zusehen geglaubt haben. Doch bin ich mir ziemlich sicher, dass da noch mehr ist«, grinste er mich an und lag goldrichtig mit dieser Annahme.

Erschreckend, er war ein ziemlich guter Menschenkenner.

»Haben wir nicht alle unsere Geheimnisse?«, fragte ich ihn, woraufhin er ernst nach vorne sah.

»Durchaus was dran«, erwiderte er nachdenklich.

Bis wir aus dem Gebäude raus waren, schwiegen wir. Erst als wir bei einem Wagen ankamen, wurde ich nervös.

»Was passiert jetzt?«, wollte ich wissen.

»Wir bringen dich in ein sicheres Versteck, dann reden wir.« Damit setzte er mich in den Wagen und schloss die Tür.

 

 

Irgendwo im Nirgendwo hielten wir. Mehrere Männer standen draußen und bedeuteten mir und noch ein paar anderen Mädchen, auszusteigen.

»Wo sind wir?«, wollte ich wissen.

»Vorerst in Sicherheit. Steig schon aus«, meinte einer von den Kerlen.

Meine Beine waren wie Pudding, daher klappte das alles etwas langsamer als sonst.

Verdammt, war das kalt und trotzdem schwitzte ich wie verrückt.

»Scheiße Kleine, du bist ja total auf Entzug.«

Was hatten die mir nur gegeben?

»Na komm schon, wir besorgen dir was zu essen und eine Decke.«

Wir gingen in ein Wohnhaus, wo ich in ein Zimmer gebracht wurde.

»Hier kannst du bleiben, warte bis einer von uns wiederkommt. Mach keine Alleingänge, das ist sicherer für dich. Wenn der Pres. kommt, sehen wir weiter.« Mit dieser Erklärung und in meinem Zustand, wurde ich alleingelassen.

Sofort steuerte ich das Bad an, wo ich erst einmal das Nötigste erledigte. Ich wischte mir den Schweiß ab, denn scheinbar hatte man mir eine Tonne Make-up ins Gesicht geschmiert.

Danach suchte ich etwas, das ich mir überziehen konnte, fand aber nur ein Männerhemd. Na ja, besser als das, was ich jetzt anhatte. Ich schnappte mir das Hemd und ging zurück ins Bad. Dort stellte ich mich eine ganze Weile unter die Dusche und versuchte, diese bleierne Schwere loszuwerden. Das klappte nicht wirklich, daher stellte ich das Wasser ab und zog mir das Hemd über.

Ruhelos lief ich im Raum auf und ab. Stillsitzen fiel mir schwer, obwohl ich todmüde war.

Im unteren Teil des Hauses war Bewegung zu hören, es mussten Leute gekommen sein.

Was würde jetzt passieren? Was würde aus mir werden? Und vor allem interessierte mich, was würde man von mir verlangen?

Unsere Informationen besagten, dass man die Frauen in eine Art Lagerhalle gebracht hatte. Dort würden sie sortiert, hergerichtet und dann weiter zum Endkunden gebracht werden.

»Ist alles bereit, Donny?«

»Ja, insgesamt sind es fünfzehn Frauen und nur vier Männer, die aufpassen. Wenn es stimmt, was wir an Infos bekommen haben, dann sollen in etwa einer Stunde, die ersten Mädchen geholt werden. Anschließend, werden sie entweder an die Freier weitergegeben oder verkauft.«

Nun blieb die Entscheidung: Sollten wir die Mädchen gleich da herausholen oder abwarten und versuchen die Hintermänner mit auszuschalten?

»Lassen wir sie die Mädchen abholen. Vielleicht kommen wir so an die Endmänner ran.« Meine Jungs nickten und dann warteten wir.

 

Fast genau eine Stunde später, trafen drei Wagen ein. Die Vordertür wurde geöffnet und sechs Frauen kamen heraus, wobei die letzte mehr geschoben wurde.

Moment, die kannte ich doch irgendwo her? Bevor ich das weiter ergründen konnte, waren alle im Wagen und fuhren los. Mit einigem Abstand folgten wir ihnen bis zu einem alten, heruntergekommenen Freizeitpark. Wenn mich nicht alles täuschte, war er vor fünf oder sechs Jahren geschlossen worden, befand sich aber noch in Privatbesitz.

Wir folgten dem Trupp bis zu einer Geisterbahn. Ziemlich passender Ort, wie ich fand.

»Ich hasse die Dinger«, grummelte Asher.

»Soll ich dir ein paar Windeln besorgen? Oder lässt du dir doch noch ein paar Eier wachsen?« Die Jungs liebten ihre Mittelfinger einfach, warum sonst sollten sie sie mir so oft zeigen?

»Los jetzt«, sagte ich und wir schlichen uns vorsichtig an.

Es war fast schon zu einfach, da reinzukommen, denn man hatte vorn und hinten je nur einen Mann abgestellt. Schnell waren sie erledigt und wir arbeiteten uns vor.

Innen war alles komplett umgebaut worden. In der Mitte befand sich ein großer Raum, der rundherum mit Türen ausgestattet war. Vor jeder hatte man einen Wachmann aufgestellt, diese hatten aber keinen Blickkontakt zum jeweils anderen.

Anfänger!

Wir schlichen uns an und ich erledigte einen von ihnen. Danach gab ich Donny ein Zeichen, dass sie sich um die anderen kümmern sollten und ging in den Raum.

»Ich sagte doch, dass ich nicht gestört werden will«, zischte der Mann, drehte sich auf seinem Stuhl, der auf einen blickdichten Spiegel vor ihm ausgerichtet war, aber nicht um. In diesem Raum gab es nicht viel Platz. Wenn ich es richtig einschätzte, waren alle sich hier befindenden Räume so klein, kreisförmig und auf die Fläche in der Mitte ausgerichtet. Und im Moment, stand dort jemand.

»Ich befürchte, Ihr Wachmann hat auf ganzer Linie versagt. Gutes Personal ist ja so schwer zu kriegen«, antwortete ich gelassen. »Das würde ich an Ihrer Stelle sein lassen«, warnte ich den Mann, als er nach seiner Waffe greifen wollte, die auf dem Tisch neben ihm lag. Für den Moment blieb er still sitzen, aber man konnte nie wissen, ob er es nicht doch noch versuchen würde danach zu greifen.

Mit gezogener und entsicherter Waffe, stellte ich mich dicht hinter ihn und richtete meinen Blick auf den Spiegel, wo ich eine Frau stehen sah, die mir verdächtig bekannt vorkam. Nur, was war mit ihr los? Sie stand einfach nur da und wirkte nicht anwesend, ihr Blick völlig leer.

Ähnliches, hatte ich für meinen Geschmack schon zu oft gesehen.

»Was ist mit ihr?«, fragte ich den Dreckskerl vor mir.

»Man hat sie ruhiggestellt. Offenbar ist sie sehr temperamentvoll und stur«, erklärte er mir.

Es war immer beschissen, wenn die Frauen betäubt wurden. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass man der Frau, die momentan dort stand, weitaus mehr verabreicht hatte, als ein bloßes Beruhigungsmittel.

»Wie hoch ist ihr Preis?«

Er deutete auf das Display an seinem Stuhl. Die Summe war bereits im fünfstelligen Bereich und näherte sich dem Sechsstelligen.

Nun war ich wirklich neugierig auf diese Frau. So, wie der Preis stand, war ich damit nicht alleine. Bevor ich allerdings darüber nachdenken konnte, wie es weitergehen sollte, griff der Trottel im Sessel, nach seiner Waffe. Er wollte sich umdrehen, doch noch bevor er mit der Waffe in meine Richtung zielen konnte, jagte ich ihm eine Kugel in den Kopf. Blöd nur, dass seine Waffe ebenfalls losging. Scheiß letzte Zuckungen!

Der Spiegel zerbrach und überraschenderweise war mein erster Gedanke nach dem Knall: Ich muss nach der Kleinen sehen. Ich gab dem Drang nach und ging zu ihr. Es waren keine Verletzungen zu erkennen, doch so ungeschützt, mitten im Raum, konnten wir nicht stehenbleiben.

»Beweg dich Mädchen, wir müssen hier weg«, sagte ich zu ihr, aber sie zuckte noch nicht mal mit dem kleinsten Muskel.

Als weitere Schüsse fielen, gab ich ihr einen Schubs, sie ging zu Boden und ich hielt die Waffe schussbereit. Die restlichen Spiegel zerbrachen und ich sah meine Jungs, die alle unverletzt über den Toten standen.

Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass alles sicher war, konzentrierte ich mich wieder auf die Frau. Zumindest hatte ich das so vor.

»Sag mal, hast du Todessehnsucht? Oder ist dir dein Hirn einfach nur zu tief in die Hose gerutscht? Wieso stellst du dich genau in die Schusslinie dieser Penner?«

Das war eigentlich eine ziemlich gute Frage.

»Wir sind hier, um die Mädchen rauszuholen, und ich habe mich auf meine Männer verlassen. Also geh mir nicht auf den Sack mit deinem Übermutterverhalten.« Zu Donnys Glück schwieg er darauf und ich wandte mich der am Boden liegenden Frau zu.

»Hörst du mich?« Ich schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht.

»Lass gut sein, Sniper. Die ist total zugedröhnt und wartet nur auf den nächsten Schuss«, vermutete Donny.

Da war ich anderer Meinung, denn ihre Arme waren nicht von Einstichstellen übersäht, wie man es sonst kannte. Doch es gab ja noch andere stellen, aber darum würde ich mich später kümmern müssen.

»Hey, Arschloch. Du hast in deinem ganzen Leben wahrscheinlich schon mehr Drogen genommen, als ich auch nur zu Gesicht bekommen habe«, kam es überraschenderweise von ihr und für einen Moment waren mein Freund und ich wirklich sprachlos.

»Na, sieh mal einer an, da wird wohl eine wieder klar im Kopf«, parierte Donny und ich hätte am liebsten die Augen verdreht, ließ es aber.

»Lass es, Stick. Wir nehmen sie mit und sehen dann weiter«, gab ich die Anweisung und richtete meine Aufmerksamkeit auf die anderen.

Doch jetzt, wo Donny die Kleine wegbrachte, hatte ich irgendwie den Wunsch, es selbst zu tun. Allerdings gab es noch mehr Frauen, die wir einsammeln mussten.

»Lasst uns die anderen holen und dann von hier verschwinden«, sagte ich und augenblicklich machten sich alle bereit.

Weiter hinten entdeckten wir noch einen Bereich, der ebenfalls gesichert war. Es wunderte mich sehr, dass die Aufpasser nichts gehört hatten. Schneller als gedacht, hatten wir auch die restlichen Kerle erledigt und holten die Frauen raus.

Nachdem alle in den Autos verstaut waren, fackelten wir alles nieder und machten uns auf den Weg zum Ausgangspunkt. Zwei meiner Männer würden die Frauen zurück ins sichere Haus bringen. Dieses lag außerhalb der Stadt und war nur sehr schwer zu finden.

An der Lagerhalle herrschte plötzlich viel Trubel. Entweder hatte man etwas bemerkt, oder wir waren gerade richtig zur nächsten Abholung gekommen. Um sicherzugehen, warteten wir einen Moment und luden unsere Waffen nach.

»Ich schau mich mal auf der Rückseite um. Vielleicht gibt es noch einen Ausgang«, flüsterte Scar.

Der Kerl machte seinem Namen wirklich alle Ehre, mit seinem schwarzen Haaren und der breiten Narbe am Auge.

»Alles klar, gib Bescheid, wenn du was entdeckt hast.« Sofort machte er sich auf den Weg, kam aber schon nach fünf Minuten zurück.

»Die verladen die restlichen Mädchen hinten raus. Das hier vorn, ist ein Ablenkungsmanöver.«

Also hatten sie doch irgendetwas mitbekommen und glaubten, die Mädchen unbemerkt wegschaffen zu können.

»Jetzt schnell und sauber arbeiten, bevor sie uns entkommen.« Wir rannten ums Gebäude und hielten die Waffen schussbereit.

Zuerst erledigten wir die Fahrer, damit diese nicht verschwinden konnten. Danach wandten wir uns den Männern zu, die die Frauen in die Laster scheuchten. Sie hatten mit uns gerechnet, daher war es nicht leicht, sie zu überwältigen. Drei meiner Leute wurden getroffen, lebten aber, doch es reichte mir für diesen Abend. Etwas in mir schaltete um und ich begann, wie damals bei der Army zu handeln, und brachte das Ganze zu Ende.

Präzise, schnell und tödlich.

»Sniper, es ist genug, sie sind alle tot. Lass uns von hier verschwinden.«

Donny stand etwas entfernt von mir. Er meinte immer zu mir, wenn ich in diesen Sniperarmymodus fiel, wollte er mir lieber nicht zu nahekommen.

»Schafft die Frauen hier weg. Sucht ihre Pässe und sorgt dafür, dass sie bis morgen wieder verschwunden sind. Es sind zu viele, als dass wir sie alle aufnehmen können«, sagte ich und ging zu meinem Bike.

Ich brauchte mich um nichts weiter zu kümmern, das würden meine Männer erledigen. Wie immer musste ich jetzt Zeit für mich haben, musste dringend runterkommen und die Bilder aus meinem Kopf verbannen. Diese drohten, mich wieder in diese endlose Schwärze zu ziehen, in der es nur den Tod gab.

Ja, ich war in der Army! Mein Vater hatte es für eine gute Idee gehalten, mich dorthin zu schicken, da er glaubte, die harte Arbeit würde aus mir einen besseren Mann machen. Doch da war ich mir nicht sicher.

 

Eine heiße Dusche und drei Tassen Kaffee später, ging es mir besser. Die Schatten waren noch nicht verschwunden, das war aber nur eine Frage der Zeit.

Ich machte mich auf den Weg zum Haus, wo die Männer noch für Ordnung sorgten. Ein Großteil der Frauen war bereits weg. Das taten sie immer, kaum, dass sie ihre Pässe hatten. Ein paar würde ich bestimmt wiedersehen, die anderen, na ja, entweder schafften sie es zurück in die Heimat, oder eben nicht.

Die, die noch hier waren, hatten entweder keinen Pass oder waren zu schwach, um zu gehen. In der Zeit, in der sie hier waren, besorgten wir gefälschte Papiere, die sie in wenigen Tagen, abarbeiten konnten. Wir waren keine Unmenschen. Wir waren allerdings auch keine Wohltäter.

Wenn alles erledigt war, konnten die Frauen gehen. Die, die bleiben wollten und wir ihre richtigen Papiere wieder besorgen konnten, denen verschafften wir Arbeit in unseren kleineren Geschäften. Wenn sie sich dann als zuverlässig erwiesen, konnten sie auch in den größeren Läden arbeiten, sollten sie das denn wollen. Aber, es musste alles ganz legal bleiben, darauf legte ich Wert, wenn es um diese Geschäfte ging.

»Hey, alles klar?«, wollte Donny wissen.

»Geht schon. Was haben wir?«, lenkte ich ab. Er wusste es und grinste.

»Nicht so viele wie sonst.

---ENDE DER LESEPROBE---