Nicht ganz unfreiwillig in den Armen des Schotten - Seleni Black - E-Book

Nicht ganz unfreiwillig in den Armen des Schotten E-Book

Seleni Black

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Beschreibung

Ein Schicksalsschlag nach dem anderen bricht über Isabella herein. Nicht nur findet sie sich durch ein Schiffsunglück in einem völlig fremden Land wieder, nein, sie wird dazu auch noch überfallen und verliert einen Teil ihres Gedächtnisses. Als sie schon glaubt, alles sei verloren, trifft Isabella auf den Schotten Arran. Es gibt da nur ein Problem: sie versteht anfangs kein Wort von dem, was er sagt. Doch so leicht gibt sie nicht auf und erlernt mit Hilfe eines unerwartet neuen Freundes seine Sprache. Doch die Probleme reißen nicht ab. Ein verfeindeter Nachbarclan und Isabellas Vergangenheit, die sie einholt, bescheren allen eine turbulente Zeit. Findet sie dennoch ihr Glück? ----------------------------------------------- Dieses Buch enthält detaillierte Szenen die nicht von Minderjährigen gelesen werden sollten. ----------------------------------------------- Highlands Reihe: Band 1: Nicht ganz unfreiwillig in den Armen des Schotten - Taschenbuch Seiten 166 Band 2: Rette mich Schotte - Taschenbuch Seiten 176

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Copyright © 2021

Seleni Black

Kontakt: [email protected]

Covergestaltung: Copyright © 2021

Seleni Black

Coverbilder: Adobe Stock

Korrektur:

Annett Heidecke 2019

Katharina H. 2021

Beth B.H. 2021

 

Stand: August 2021

 

Deutsche Erste Auflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechen der Fantasie der Autorin, oder wurden in einen fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen sind rein zufällig.

 

 

 

 

Müde und verwirrt lief Isabella weiter durch den dichten Wald, fragte sich unentwegt, wie alles hatte nur so schiefgehen können. Sie war aus Amerika gekommen, um bei ihrer Tante in England zu leben, da ihr Vater plötzlich verstorben war.

Ihre Mutter hatte damals ihre Geburt nicht überstanden, was Isabellas Vater in eine schwierige Lage gebracht hatte. Er war nie der Mann, der seine Gefühle zeigte. Dennoch hatte sich Isabella geliebt und behütet gefühlt und das bis zu seinem Ableben, zumindest von ihm.

Etwa zwei Jahre nach ihrer Geburt hatte er wieder geheiratet, weil er der Ansicht war, dass sie eine Mutter brauchen würde. Doch leider war das nicht sehr gut bedacht worden, denn ihre Stiefmutter hatte mehr Interesse an gesellschaftlichen Veranstaltungen, als daran, sie zu erziehen. Ihr Vater hatte seinen Fehler schnell bemerkt. Doch scheiden lassen, hätte er sich ohne weiteres auch nicht können, denn dann wäre ein Großteil seines Vermögens an seine neue Frau gegangen. Also hatte man sich arrangiert und nebeneinander her gelebt.

Als ihr Vater gestorben war, hatte ihre Stiefmutter noch am Grab während der Beisetzung verlangt, dass sie zu ihrer Tante ziehen solle. Sie hätte nicht die Zeit, sich um ein siebzehnjähriges, heranwachsendes Mädchen zu kümmern.

Womit aber niemand gerechnet hatte, war das Testament ihres Vaters. Hätten sie und ihre Stiefmutter weiter zusammengelebt, bis sie verheiratet war, so wäre seine zweite Frau mit einer großen Abfindung bedacht worden. Doch da sie noch vor der Testamentsverlesung alles für ihren Umzug geregelt hatte, ging sie leer aus. Ganz recht! Da ihre Stiefmutter so versessen auf ihren Freiraum war, erhielt sie kein Geld mehr und war mittellos.

Isabella hatte durch den Anwalt ihres Vaters den Hausverkauf veranlasst, hatte alles für sie Wichtige eingepackt und war gegangen. Sie wusste nicht viel von ihrer Tante, aber die wenigen Male, die Isabella sie gesehen hatte, waren genug, die Entscheidung zu treffen, bei ihr leben zu wollen.

 

***

 

Die Überfahrt war schrecklich, ihr war von dem vielen Geschaukel unheimlich schlecht geworden. Die Übelkeit hielt, genau wie die Überfahrt, wochenlang an. Das kleine Handelsschiff, mit dem sie mitgefahren war, kam nur sehr langsam voran, was ihren Magen einer harten Prüfung unterzog.

Auch die anderen Passagiere begannen sich zunehmend zu beschweren, da es zu lange dauerte. Als der Kapitän nach einem Sturm auch noch verkündete, dass man vom Kurs abgekommen sei, man dadurch in Fort William anlegen würde, von wo aus man dann alle mit Kutschen nach York bringen würde, weil eine Weiterfahrt nicht möglich war, seufzte Isabella kräftig. Sie war bereits jetzt am Ende ihrer Kräfte.

Doch ein Ende schien in Sicht, denn in York verbrachte die hohe Gesellschaft ihre Sommer, so hatte man ihr gesagt. Sie war nur noch wenige Tage von ihrem Ziel entfernt. Beim Verlassen des Schiffes hatte sie die Schäden gesehen und war heilfroh, festen Boden unter ihren Füßen zu haben.

Da sie zu viele Fahrgäste waren, wurden die Gepäckstücke mit Wagen vorausgeschickt. Sie, ihre Zofe und weitere Reisende fuhren in mehreren Kutschen hinterher. Alles schien gut zu gehen, doch kurz vor Corran hielt ihre Kutsche auf einmal an.

Verwundert sahen alle aus den Fenstern und versuchten herauszufinden, was denn los sei. Da wurde die Tür geöffnet und ein maskierter Schurke mit einer Waffe in der Hand brüllte die Anweisung, dass sie alle aussteigen sollten.

„Los, alle raus!“

Vor Angst leisteten sie keinen Widerstand und taten was man ihnen sagte. Isabella war heilfroh, dass sie ihre Wertsachen in ihr Kleid genäht hatte, denn ihr wurde schon gesagt, dass man in England hin und wieder mal ausgeraubt werden konnte. Sie trug nur ihren billigen Schmuck, den sie nicht vermissen würde, konnte aber so den Anschein wahren, dass sie vermögend war.

„Mylady, Ihr müsst von hier verschwinden. Ich glaube nicht, dass die Banditen nur auf das Geld und die Wertsachen aus sind“, sagte Sofia, ihre Zofe.

„Aber wie soll ich das anstellen?“, wollte Isabella wissen und sah den Mann vor sich weiter an, der sich mit seinem Komplizen unterhielt.

„Stellt Euch hinter mich und geht dann in die Knie. Kriecht unter der Kutsche durch und versteckt Euch im Wald. Dort seid Ihr vor den Räubern sicher.“

Es klang nach einem guten Plan, sie trat langsam zurück und stellte sich hinter Sofia. „Was ist mit dir?“, wollte sie dann von ihrer Begleiterin wissen.

„Macht Euch keine Sorgen, Mylady. Bedienstete greifen sie für gewöhnlich nicht an, da bei uns nichts zu holen ist.“

Zuversichtlich tat sie, wie besprochen, wunderte sich dabei, dass sie niemand bemerkte bei ihrem Tun und versteckte sich im Wald. Aus sicherer Entfernung beobachtete sie, wie die beiden Männer den Leuten den Schmuck und das Geld abnahmen. Plötzlich eskalierte die Situation. Einer der Männer griff einen Banditen an und ein Schuss löste sich.

Getroffen ging der Mann zu Boden und da die beiden Gauner Panik bekamen, schossen sie einfach weiter, bis niemand mehr stand. Isabella schlug sich ihre Hand vor den Mund und sah mit schreckgeweiteten Augen auf die Szene vor sich. Beide Banditen blickten sich suchend um, sprangen anschließend auf die Kutsche und fuhren davon.

Minutenlang saß sie in ihrem Versteck und starrte auf die Toten am Boden.

Sie fasste sich ein Herz und trat näher. Sofia sah in den Himmel hinein, mehr tot als lebendig. „Oh Sofia, was kann ich tun?“, fragte sie ihre Zofe.

Doch diese schüttelte nur den Kopf und flüsterte: „Nichts, Mylady. Aber Ihr dürft nicht hierbleiben, wer weiß, wer noch in der Nähe ist. Lauft dort entlang, lauft, Mylady.“

Tränen traten in Isabellas Augen, sie wollte ihre Zofe nicht zurücklassen. In den zwei Jahren, in denen sie ihr treu diente, hatte sie sie doch als Freundin bezeichnen können. Das Geräusch von Hufschlägen schreckte sie auf und somit war sie gezwungen zu gehen, aus Angst, die Banditen würden zurückkommen. Sie gab Sofia einen letzten Kuss auf die Stirn und lief dann los, sie wollte es nicht, aber sterben wollte sie auch noch nicht.

 

Isabella war der Richtung gefolgt, die ihr Sofia gewiesen hatte, doch allmählich zweifelte sie daran, ob es die richtige war. Hier gab es nichts weit und breit, seit Stunden schon lief sie, ihr war kalt und ihre Füße taten weh. Es würde doch mal ein Dorf kommen müssen. Wie war das möglich, stundenlang zu laufen, ohne, dass man an einem vorbeikam?

Gut, der Weg, dem sie folgte, sah nicht sonderlich befahren aus, dennoch zeigte er Spuren, was bedeuten musste, dass ihn Reisende benutzten. Aber seit sie aus dem Wald gekommen war, kam nicht ein einziger Wagen, Reiter oder Wanderer in Sicht.

 

Als die Nacht hereinbrach, kühlte es deutlich ab, doch noch immer war kein Unterschlupf für sie in Sicht. Instinktiv wusste Isabella, dass es zum Umkehren zu spät war. Doch, wie lange würde sie noch laufen müssen, bis sie endlich auf Menschen traf?

Immer schwerer wurden ihre Beine, bis sie sich schließlich einfach auf ein Stück Wiese am Wegesrand setzte, weil sie nicht mehr konnte. Die Sterne begannen am Himmel zu leuchten und völlig fasziniert, betrachtete Isabella diese. Für einen Moment vergaß sie sogar die Kälte um sich herum. Doch je müder sie wurde, desto mehr begann sie zu zittern, da halfen ihr auch die wunderschönen Sterne am Himmel nicht mehr.

Völlig verzweifelt begann sie, eine der unteren Schichten ihres Kleides zu lösen und wickelte sich darin ein. Es war so oder so ruiniert, da würde das auch nichts mehr ausmachen. Leider half es ihr nur sehr mäßig gegen die Kälte. Sie musste dringend weiter, denn so würde sie nicht lange durchhalten, das wusste sie.

Ihr Vater war einige Male mit ihr auf dem Land und hatte ihr sogar unüblich für Mädchen, ein paar Dinge gezeigt, die im Wald und draußen wichtig waren. Er hatte das Landleben geliebt, stammte selbst vom Lande und hatte als Junge viel Zeit draußen verbracht. So hatte sie gelernt, welche Beeren man essen konnte und welche nicht. Doch hier gab es weit und breit nichts, das ihr irgendwie weiterhelfen konnte. Feuerholz gab es auch nicht, da der Boden mit Moos bedeckt war.

Schwerfällig erhob sie sich und machte sich wieder auf den Weg. Es musste doch mal ein Dorf kommen, zumindest hoffte sie das.

 

***

 

Seit sechs Tagen nun war sie schon unterwegs, war sogar an einem alten Hof vorbeigekommen. Doch dort hatte sie niemand verstanden und am Ende wurde sie weggejagt. Sie war in der Nähe geblieben und hatte die Nacht abgewartet, dann war sie in ihrer Verzweiflung in die Vorratskammer eingebrochen und hatte sich Brot, Käse und einen Beutel Wasser genommen. Anschließend war sie gerannt, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Was mehr oder weniger auch der Fall gewesen war. Der Herr des Hofes hatte sie bemerkt, aber Isabella war flink und hatte sich schließlich im Wald verstecken können, als sie sich sicher war, den wütenden Hofbesitzer abgehängt zu haben. Wo war sie nur, dass man sie nicht verstand?

Es war eine seltsame Sprache, die man hier sprach und spätestens jetzt war ihr klar, dass sie weit von England entfernt war. Aber was nun? Ratlos lief sie durch den Wald. Das Essen war längst vertilgt, doch Hunger hatte sie noch immer.

Völlig in ihre Gedanken versunken, übersah sie einen Ast und blieb mit ihrem Fuß hängen. Mit dem Kopf voran fiel sie nach vorne und schlug hart auf, kurz darauf verlor sie das Bewusstsein.

 

 

 

 

Einen halben Tag lang war Arran unterwegs, um nach Fort Augustus zu kommen. Hier sollten sich Diebe herumtreiben, die immer wieder ihr Land überfielen und versuchten, Vorräte und andere wertvolle Dinge zu stehlen.

Sein Vater hatte ihm den Auftrag erteilt, das zu überprüfen und die Verantwortlichen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Solche Aufträge bekam er öfter von ihm, da sein Vater glaubte, ihn damit von Dummheiten abzubringen. Diesen Auftrag hatte er ebenso nur deswegen bekommen, weil er bei einem Stelldichein mit einer der Hofmägde erwischt worden war.

Es ziemte sich nicht, als einziger Sohn eines Lords, mit so rangniederen Frauen Umgang zu haben. Ihn störte das eher wenig, denn diese Frauen waren willig und er konnte seine Lust an ihnen stillen.

 

In Fort Augustus wurden sie fündig, doch hatten sie die beiden Diebe knapp verpasst. Ein Wirt hatte ihnen erzählt, dass zwei auffällige Fremde bei ihm waren und Essen, Trinken und Vorräte mit Schmuck bezahlt hatten.

Arran und seine fünf Männer hatten die beiden nur um etwa eine Stunde verpasst, also machten sie sich auf den Weg und folgten weiter den Spuren. Diese führten sie weit aus der Stadt heraus und endeten dann schließlich etwa drei Stunden später an einem Waldrand. Die Dämmerung setzte langsam ein und sie mussten sich beeilen, wenn sie die beiden noch erwischen wollten.

„Myles, geh du mit zwei der Männer dort entlang, vielleicht schaffen wir es, sie einzukreisen.“ Sein Freund nickte ihm zu und machte sich sofort auf den Weg. Er selbst und die beiden verbliebenen Männer ritten in die andere Richtung und dann in den Wald hinein.

Die Sonne stand tief, als ihn etwas Glitzerndes von seiner Suche ablenkte. „Wartet hier“, befahl er seinen Männern und stieg dann vom Pferd. Langsam schlich er durchs Unterholz, näherte sich der Stelle, wo er das glitzernde Etwas gesehen hatte.

Als er nah genug war, stockte er kurz, bevor er sich schneller bewegte und fast schon rannte. Eine junge Frau lag am Boden und bewegte sich nicht mehr. Hatten die Banditen sie etwa überfallen, noch bevor sie die beiden stellen konnten?

Ihre Kleider waren zerrissen, zeigten aber, dass sie nicht arm sein konnte, zumindest, wenn er das anhand des Stoffes richtig beurteilte. Vorsichtig drehte er sie herum und entdeckte eine Wunde an ihrem Kopf, sie schien frisch zu sein. Der Sturz war also nicht allzu lange her. Sofort regte sich der Zorn in ihm und er sah sich suchend um. Seine beiden Männer waren nähergekommen, als sie ihn rennen sahen.

„Sucht die Umgebung ab und helft den anderen, die Verbrecher zu finden. Ich werde zum Waldrand zurückgehen und ein Lager errichten“, verkündete er und die beiden zogen nickend ab. Seine Leute wussten, dass er keinen Schutz wollte, daher gingen sie ohne ein weiteres Wort des Widerspruches. Er selbst nahm die junge Frau vorsichtig auf seine Arme und ging zu seinem Pferd zurück. Dort schnalzte er mit der Zunge und sein Hengst folgte ihm, ohne dass er die Zügel greifen musste.

Am Waldrand legte er die Frau ab, holte Decken und Wasser aus seinen Satteltaschen. Die eine breitete er am Boden aus, bettete dann die Frau um und deckte sie mit der anderen zu. Die letzte rollte er zusammen und legte sie vorsichtig unter ihren Kopf. Danach nahm er sich ein Stück Tuch und machte es nass, säuberte vorsichtig die Wunde und ihr Gesicht. Als er fertig war, hielt er einen Moment inne. Sie war schön, wirklich schön, trotz des zerzausten Haares, das ihr Gesicht umrahmte. Feine Gesichtszüge, eine kleine Nase, die fast schon zierlich wirkte und Lippen, die gerade füllig genug waren, dass sie zum Küssen einluden, dachte er so für sich.

Er zog die Decke wieder etwas von ihr herunter. So wie sie aussah, musste sie eine Weile unterwegs gewesen sein. Aber unter den verbliebenen Stoffresten an ihr, konnte er einen schlanken, wohlgeformten Körper sehen. Was war nur passiert, dass eine Frau wie sie alleine unterwegs war? Wo waren ihre Gefolgsleute, die Zofe?

Er wollte schon die Decke wieder über sie legen, als ein erneutes Glitzern ihn davon abhielt. Aus ihrem Rock ragte ein Stück Kette heraus, es musste dort eingenäht worden sein. Lachend nahm er sie an sich, um sie zu verwahren, damit sie nicht verloren ging. Eine schlaue junge Frau war sie, dass sie ihren Schmuck so vor aller Augen verbarg.

„Was hast du da?“, fragte Myles Stimme plötzlich hinter ihm.

„Eine junge Frau, sie scheint überfallen worden zu sein. Hat eine hässliche Wunde am Kopf“, meinte er dann zu seinen Weggefährten, die nach und nach aus dem Wald kamen. Bei ihnen zwei Männer, gefesselt und geknebelt, die Diebe, derer sie habhaft werden konnten.

„Ihr habt sie also gefunden, sehr gut“, sagte er zu seinem Freund.

„Haben Mylord je daran gezweifelt?“, sagte Myles mit einem spöttischen Unterton.

Unter sich sprachen sich beide nur mit Vornahmen an, doch am Hofe seines Vaters war er der Sohn des Lords. Dennoch wusste Myles, dass er es hasste, mit Mylord angesprochen zu werden.

„Du mich auch“, konterte Arron nur und sah dann wieder auf die Frau hinunter.

„Was machen wir mit ihr?“, fragte sein Freund.

„Wir warten ab, ob sie wach wird, dann sehen wir, ob die beiden Männer dafür verantwortlich sind.“

Seine Männer machten ein Feuer und bereiteten alles für die Nacht vor.

 

Als es deutlich abkühlte, begann die Frau sich zu regen und Arran beobachtete aus sicherer Entfernung, wie sie langsam ihre Augen öffnete. Er wollte ihr Zeit geben, um sich auf die Situation, in der sie sich nun befand, einzustellen. Sie war nun nicht mehr alleine, sondern war von fünf Kriegern und zwei Verbrechern umgeben.

Wie erwartet, schrak sie auf und wich sofort zurück.

„Alles gut, dir tut niemand etwas“, sagte er beschwichtigend. Aber sie sah ihn weiter verschreckt an. „Beruhige dich, ich habe dich im Wald gefunden. Weißt du noch, was passiert ist?“

Langsam kam er näher und ging dann gut einen Meter von ihr entfernt in die Hocke. Sie schüttelte vehement ihren Kopf und sah ihn fragend an, dabei hielt sie eine Hand auf ihre Stirn, da das Schütteln ihr Schmerzen zu bereiten schien.

„Verstehst du mich?“ Wieder schüttelte sie ihren Kopf und hielt dann eine Hand hoch, als er näherkommen wollte. Als sie dann endlich ein paar Worte von sich gab, hätte er am liebsten die Augen zusammengekniffen vor Frust, blieb aber ruhig. Er verstand sie nicht.

Beschwichtigend hielt er seine Hände hoch und zeigte ihr, dass sie einen Moment warten solle, was sie zu verstehen schien.

Er drehte sich halb zur Seite und sah seine Männer an. „Kann sie einer von euch verstehen?“ Alle schüttelten den Kopf, was ihn nun doch die Augen zusammenkneifen ließ. „In Ordnung, wir werden jemanden suchen müssen, der es kann. Aber vor dem Morgen wird das nichts. Wie machen wir ihr klar, dass sie ruhig bleiben soll?“

Einer der Verbrecher rührte sich und versuchte Aufmerksamkeit zu bekommen. Einem Impuls folgend, ließ er ihm den Knebel abnehmen.

„Sprich und wehe, es ist nichts Hilfreiches dabei“, forderte er den Mann auf.

„Ich verstehe sie“, dabei nickte er in die Richtung der Frau.

Misstrauisch betrachtete Arran den Mann. „Wer bist du?“, wollte er wissen.

„Ich bin Tommes und bin erst seit drei Tagen hier in Schottland. Meine Familie hatte hier einmal ein Haus. Doch das gibt es nicht mehr, meine Reise hat mich weit weg von ihnen gebracht und bei meiner Rückkehr musste ich feststellen, dass ich nichts mehr habe. Gestern hat mich der Mann neben mir angesprochen, ob ich ihm helfen möchte, da sein Freund nicht mehr wolle. Als ich ihn fragte, sagte er mir, er würde hin und wieder reiche Leute um etwas Geld erleichtern, um so über die Runden zu kommen. Da ich nichts vorhatte, stimmte ich zu mitzumachen. Aber mir ist klargeworden, dass er weit mehr tut, als nur ein bisschen stehlen.“

Der Kerl schien die Wahrheit zu sagen und bei genauerer Betrachtung konnte er nicht viel älter sein, als er selbst.

„Nun gut, ich bin gewillt, dir zu glauben. Wärst du bereit uns zu helfen, die anderen Banditen zu finden und ebenfalls bei der Verständigung mit der Frau?“ Er nickte so heftig, dass Arran schon befürchtete, sein Kopf würde abfallen. „Kannst du beweisen, dass er der Schurke ist, für den du ihn ausgibst?“, fragte er dann.

„Er trägt eine Waffe in seinem Stiefel und ein Messer im anderen. An diesem klebt noch Blut, wie ich gesehen habe, als er es heute einmal herausgezogen hat. Außerdem hat er unter seinem Hemd ein Band um den Bauch, wo er die Beute versteckt.“

Sofort sahen zwei seiner Männer nach und alles bestätigte sich. Natürlich protestierte der Mann aus Leibeskräften, doch es nützte ihm nichts.

„In Ordnung, du wirst uns helfen.

---ENDE DER LESEPROBE---