Eine Ameise mit Bienenfleiß hat eine Meise - Rolf  Friedrich Schuett - E-Book

Eine Ameise mit Bienenfleiß hat eine Meise E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

"Sprachkürze gibt Denkweite." (Jean Paul) Die nonfiktionale Kurzprosa des isolierbar pointierten Aphorismus ist leider heruntergekommen zu lustiger Blödelei oder seichtem Gesinnungsspruch und sollte doch rehabilitiert werden als ein philosophischer Gehalt in literarischer Gestalt, als satirisches Zwerg-Rätsel, als paradoxes Erkenntnisspiel zwischen Bild und Begriff, Gefühl und Gedanke, Metapher und Metaphysik, Phantasie und Verstand, Einbildungskraft und Urteilskraft. Dieses Bonmot ist das "kleinstmögliche Ganze". Die prägnante Sentenz ist eine leider immer noch zu kurz kommende Literaturgattung. Die vieldeutigen "Maximen und Reflexionen" bieten rationale Vernunftkritik in konzisen Gedankenexperimenten und stellen sich in die fast vergessene Tradition frühromantischer Fragmente und europäischer Moralisten, die seit dem 17. Jahrhundert die "mores" analysierten, die Sitten und Gebräuche ihrer Epochen. "Der Aphorismus ist nur aus seiner Stellung zwischen Philosophie und Poesie beschreibbar." (Stephan Fedler, 1992)

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Für Elke

Einzelgänger aller Länder, vereinigt euch nicht gegen Vereinsmeier!

Wer Ordnung schafft, bringt das Durcheinander ganz durcheinander.

Wissen ist Macht: Wissenschaften sind eine Sache der Herrschaften.

2000 Jahre von Sokrates bis Descartes : Ich denke besser, also bin ich besser.

Wer seinen geraden Weg geht, verfehlt leicht des Lebens Labyrinth.

Lieber graue Theorie in grauen Zellen

als blaue Bohnen und blutrote Praxis.

Vernünftig werden die meisten Menschen nur aus völlig verrückten Motiven.

Wer nach dem Liebespartner ganz verrückt ist,

sieht im Kondom nur eine Gummizelle.

Ihr tut mir Gutes. Zur Strafe müsst ihr mich lieben.

Nur die Überzeugten überzeugen, egal von was.

Gut behandeln wir allein, die noch weglaufen können.

Das Sonnensystem ist der schärfste Gegner aller Gesellschaftssysteme.

Wer nichts als nur Praktiker ist, ist nicht einmal das.

Wirf dir bitte mein schlechtes Gewissen vor!

Am lebenden Feind kannst du oft leiden, am toten dich nur einmal freuen.

Glücklich über fremdes Glück ist meist nur der Glücksbringer.

Ich liebe und bewundere dich – und mich dafür noch viel mehr.

Wer vor Irrtümern bewahren will, warnt vor der Wahrheit.

Jeder Begriff von der Welt abstrahiert nur von ihrer Unbegreiflichkeit.

Auf das Licht der Welt fällt der Schatten der Bevölkerungspolitiker.

Pechvögel heißen gewöhnlich auch Friedenstauben.

Klügere Eulen suchen den Ausweg aus Athen.

Deutsche sind selten in der guten Verfassung, die sie haben.

Wer sich mit selbständigen Leuten identifiziert,

wird gegen sie selbständig.

Manche können sich nur entwickeln, indem sie andere einwickeln.

Manche Entwicklung ist geduldiges Auswickeln von Danaergeschenken.

Wer Analysen haßt, hat sie zu fürchten, sagen Analytiker.

Einsteins Paradox: Wer die Lichtgeschwindigkeit erreichte,

bliebe stehen, aber wer stillsteht, bewegt sich deshalb nicht

mit Höchstgeschwindigkeit.

Manches Laster gesteht sich nur, um sein Ausmaß zu verbergen.

Das Volk darf reden, was es will, Hauptsache, es hat nichts zu sagen.

Du kompromittierst den, dessen Bekanntschaft dich aufwerten soll.

Die Gesellschaft schwatzt, das Individuum schreibt.

Man erkämpft sich die Freiheit, von seinen Trieben getrieben zu werden.

Mach dir nicht vor, dass du keinem was vormachst!

Warum beeindruckt immer, wer sich nie beeindrucken lässt?

Wittgenstein behandelt Probleme

wie ein Arzt seine chronischen Patienten.

Christentum. Gott wurde Mensch. Nicht der Mensch.

Phällt ein Wasserhahn ab, entsteht kein Wasserhuhn.

Wer das Fleisch nimmt, lässt dir meist die Knochen und nicht den Geist.

Man kämpft für die Freiheit, also für die Autokratie der faulsten Launen.

Reue ist der ehrliche Schwur, beim nächsten Mal geschickter vorzugehen.

Was deine Theorien widerlegt, nennst du bloße Theorie, und was meine Theorien widerlegt, nennen deine Theorien nackte Tatsache.

Geist und Gewalt sind solange Todfeinde,

bis der Geist der Macht über die Macht des Geistes kommt.

Was immer war, ist seiner Zeit immer besonders weit voraus.

Die Welt zu gestalten, ist die sicherste Form,

sie nicht zu sehen, wie sie ist.

Der Staat, der freien Wettbewerb fördert, verletzt schon das Laisser faire.

Betrachtet Gott unsere Pläne als jene Zufälle,

die wir in seiner Vorsehung sehen?

Dass alles kontextabhängig ist, soll selber kontextunabhängig sein?

Wahre Mündigkeit äußert sich schriftlich.

Schurken werden für Verdienste bestraft

wie Heilige für Vergehen belohnt

Das Leben wirkt umso kürzer, je länger man lebt.

Nur Irre sind unbeirrbar.

Alchemie? Nur Goldsucher finden Porzellan und Schießpulver.

Stubenhocker kommen oft viel weiter als Weltreisende.

Schenkst du mir mehr als nur Gehorsam, unterwirfst du dich leichter.

„Keiner versteht mich“, prahlen die Jungen und jammern die Alten.

„Multikulti“ gipfelt in der Kenntnis der fremdesten Kultur – der eigenen.

Schreibtische sind allen Straßenbarrikaden elfenbeinturmhoch überlegen.

Wer keine Gedanken hat, macht sich auch darüber keine.

Begriffen und Gefühlen ist gemeinsam,

sie sind schreckliche Vereinfacher.

Gefühle sind das beliebteste Alibi der Gedankenlosen – und umgekehrt.

Der Idealismus landete auf der Flucht vor Materialisten beim Spiritismus.

Geist ist seit langem ein Fremdwort für einen Fremdkörper.

Entweder bist du Paranoiker oder siehst überall nur absurde Zufälle.

Der Geizige lobt Leute, um sie nicht beschenken zu müssen,

der Ehrgeizige beschenkt sie, um sie nicht loben zu müssen.

Neider und Hasser ersetzen die beste Selbsterkenntnis.

Uneigennützigkeit ist die Objektivität der Praktiker,

Sachlichkeit ist die Selbstlosigkeit der Theoretiker.

Klein ist, wer sich vor Größeren nicht klein

und vor Kleineren nicht groß sehen kann.

Es ist unvernünftig, die Ratio überall oder nirgends zu wünschen.

Keiner tut mir Gutes, weil ich gut bin;

jeder nennt mich gut, der mir Gutes tut.

Unter jede Hölle lässt sich noch eine darunter schieben.

Das Schlechte ist nicht einmal gut für die Schlechten.

Was verkommt, das vergeht nicht gleich.

Wer sich einfach gehen lässt, lässt noch keinen Gefangenen frei.

Wer noch zu Lebzeiten ein Klassiker werden will, schreibe nur die Sentenzen, zu denen alle Meisterwerke schließlich werden.

Lastenausgleichsgesetz. Begnadigungen finden wir ungerecht und bloße Gerechtigkeit ein hartes Schicksal und Schicksal als Zufallstreffer.

Erwachsene einigen sich, Kindsköpfe verein-igen sich.

Für dich gewinnen kannst du nur die, von denen du dich besiegen lässt.

Frei wirkt jeder, der nicht aus zu großer Nähe

oder zu weiter Ferne betrachtet wird.

Manch dickes Fell ist eine altgewordene Gänsehaut.

Der Tod schließt dir nur die Augen, die erst das Alter dir öffnet.

Im Krieg sehen Optimisten nur das slum clearing,

Pessimisten den einzigen Weg zum slum clearing.

Kapitalismus und Sozialismus scheiterten beim Versuch,

das Proletariat mit der Diktatur des Industrialismus zu versöhnen.

Gutes tut man ebenso oft aus Eigennutz wie Böses aus Nächstenliebe.

Ein Reicher weiß nie, dass er reich genug ist;

ein Geistreicher weiß, dass er nie geistreich genug ist.

Die Kritiker werfen einem Autor selten vor,

dass er ebenso schlecht schreibt wie sie.

Frei zu bleiben heißt, so unentschlossen nach wie vor der Tat zu sein.

Nur Zerstörtes zerstört. Wer hat angefangen?

Hänge einer Theorie an, doch nie ihren Anhängern.

Experimentiert die Evolution mit denen,

die gentechnische Experimente anstellen?

Die freiheitsdurstigen Leute bezwingen irgendwann auch den Zwang, der nackten Wahrheit beizupflichten.

Frei fühlt sich, wer sich selbst für die Übermacht hält, die ihn bewegt.

Wer nicht öffentlich redet, kann offen reden.

Ein Wissen, das sozial nutzen soll, instrumentalisiert seine Benutzer.

Jeder stand seinem Tod noch nie so nah

(und seiner Geburt so fern) wie jetzt.

„Eigentum ist Diebstahl“ am Schöpfer, nicht am Armen, und jeder Besitz ist so ungerecht, dass uns die ständige Angst um ihn ganz gerecht erscheint.

Jeder handelt, wie er behandelt wurde, und tut nur, was man ihm antat.

Verschleierung wird heute als Enthüllung verschleiert, und dass wir uns nichts aufschwatzen lassen, wird uns erfolgreich aufgeschwatzt.

Nie vergisst du, was ich dir nahm; nie vergesse ich, was ich dir gab.

Mancher tut dir Gutes, um dich ungestrafter verachten zu können.

Mancher verfaßt schlechte Werke, um keine guten Werke zu tun.

Es herrscht Krieg oder Frieden, aber immer über Menschen.

Realismus macht Realität überflüssig.

Du lobst mich? Dafür lobst du dich

und erwartest auch noch mein Lob.

Frage dich immer: Worauf antworten die Fragen,

und wonach fragen die Antworten?

Die Furcht ergreift dich, du ergreifst die Flucht, und was begreifst du?

An Unterdrückten wird meist nicht nur ihr Gutes unterdrückt.

Jeder ist meines eigenen Glückes Schmied.

(Und das ist meines Schmiedes Glück.)

Mit welchen Kunstgriffen bringt ein Kunstwerk das Kunststück fertig, uns zu erheben, indem es uns überwältigt (oder auch umhaut)?

Kant 2000: In der Jugendzeit gibt es manche Dinge für dich,

auf dem Altenteil nur noch Dinge an sich.

Wer nicht ewig lebt, lebt nie.

Gefährliche Bücher werden nicht mehr unter lautem Johlen verbrannt, sondern nur noch unter lauter Schund begraben.

Kunstwerke sind auch Waren, Kunstgewerbe nur Waren.

Du brauchst nicht nur Leute, dir fehlt vor allem, dass du jemandem fehlst.

Ein Buch verkauft sich so gut wie sein Autor.

Psychologie ist ein Versuch, die menschliche Seele zu umgehen.

Man kämpft für die Menschenrechte

auf Widerstand gegen Gottes Gesetz.

Wahrheit ist die einzige Tyrannei, die den Beherrschten frei macht.

Flora und Fauna. Wenn wir nicht nur vegetieren, sind wir Bestien.

Ein Christ erwartet vom Tod mehr, als das Leben geben kann.

Der Gute erspart sich die Strafangst, der Böse den Triebverzicht.

Die Zukunft ist ungewisser als ein Jenseits.

Freiheit ist so viel wert wie das, wofür man sie opfert.

Ist der Himmel unser Fundament, dann stehen wir ständig Kopf.

Der Klatsch über Mitmenschen macht sie genießbarer.

Nur wer erschöpft am Wegrand liegt, redet vom Fortschritt.

Wer nicht ganz ins Schwimmen kommt, geht ganz unter.

Das Kreuz, das ich nicht tragen muss, drückt dich mehr als dein eigenes.

Jeder will heute ganz er selbst sein, Hauptsache nichts Geistiges.

Manche Rebellen haben nur keinen gefunden, der es wert gewesen wäre, ihm treu zu dienen.

Fast jeder ist auf seine unverwechselbar eigene Art Konformist.

Wer Künste und Wissenschaften ruinieren will, gibt ihnen Gelder.

Das Beste in uns existiert in Büchern, und dort ist es besser aufgehoben.

Du erinnerst dich an Vergangenes. Du vergisst Unvergängliches.

Tiefsinn – beredetes Schweigen.

Heute werden interessante Perversionen genauso vorgetäuscht wie früher nur glänzende Tugenden.

Orte der Verwüstung ähneln am wenigsten einer wirklichen Wüste.

Nichts ist langweiliger als Leute, die einfach nur tun, was sie wollen.

Die Welt richtet sich nach den Nachrichten über die Welt.

Wer mich nicht versteht, sperrt mich aus;

wer mich versteht, sperrt mich in Schubladen.

Wer mir ins Gewissen schweigt, spricht mir aus dem Herzen.

Sklaventreiber befürworten Abtreibungen und Kinderkrippen zugleich: Man fürchtet zu viele ebenso wie zu wenige Knechte.

Man kann sein Bestes tun, ohne die Welt zu verändern,

und die Welt verbessern, ohne Gutes zu tun.

Mancher wird nur größer, um sich tiefer verneigen zu können.

Sogar das Naturrecht ist heute natürlich zurechtgemacht.

Traue weniger deinen Augen als deiner Blindheit (alles zu)!

Wir rennen in unser Verderben und retten uns vor Mückenstichen.

Gibt es Selbstbehauptung ohne Enthauptungen?

Man beschuldigt mich, immer noch unschuldig zu sein.

Auch zur Verschlossenheit gehört ein Entschluss.

Wer erobert werden will, sucht keine Niederlage.

Die tiefste Überzeugungskraft liegt in der höchsten Zeugungskraft.

Finde dich selbst, ja, aber nur dort, wo Gott dich auch sucht.

Unsere Zielpunkte verdecken die Schlusspunkte hinter ihnen.

Dass ich dich so sehr enttäuscht habe, verzeihe ich dir nie.

Wer gar nichts will, bekommt auch nicht immer, was er will.

Wir kopieren sklavisch die modernen Originalitäts-

und Befreiungsformen.

Aufgeklärt und erleuchtet ist, wer die Wahrheit eines uralten Sprichworts zum ersten Mal wirklich einsieht.

Wer nicht intellektuell genug ist, ist auch nicht sinnlich genug.

Dich langweilt jeder, den du langweilst, dich fesselt jeder, den du fesselst.

„Alle Menschen sind gleich“weit von Affen entfernt.

Handarbeiter handeln nicht – sie werden gehandelt.

Kopfarbeiter arbeiten nicht – Köpfchen lässt arbeiten.

Lebe so, dass du einen Nachruf verdienst, den du Lügen strafst.

Auch Eliten arbeiten. Sie bearbeiten dich,

bis du gut für sie arbeiten kannst.

Der Leib ist in der Welt, die Welt ist in der Seele,

aber die Seele im Leibe.

Uns interessiert nichts, wozu uns nichts einfällt.

Das Privatleben eines Autors besteht aus Veröffentlichungen

und die einzige Praxis des wahren Gelehrten aus Abhandlungen.

Ein irdisches Paradies ohne Ausgang wäre die Hölle.

Man hat selten im Kopf, was ganz auf der Hand liegt.

Die meisten Selbstgespräche finden zwischen Unbekannten statt.

Von ihrem Innenleben wissen viele weniger als von ihren Innereien.

Der Künstler misst ein Ideal an seinem Werk.

Wer mehr als satt werden will, verdient es nicht einmal, satt zu werden.

Es ist keine Kunst, sich ein Beefsteak zu machen,

wenn ein anderer schon die Kühe gemacht hat.

Ich jammere gerade, weil Jammern nichts nützt.

Suche bei Philosophen nur noch Sätze, die noch niemand je zitiert hat!

Weltbeglücker bringen so viel Glück wie Weltzerstörer und -eroberer.

Man lernt einen Menschen, d. h. seine Fremdheit gut kennen.

Erstmaliges merkt man noch nicht, und Dauerndes merkt man nicht mehr.

Lebe gegen deine handgeschriebenen Lebensläufe.