Eine Liebe in Australien - Elizabeth Haran - E-Book
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Eine Liebe in Australien E-Book

Elizabeth Haran

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Beschreibung

England, 1957: Die junge Kate ist von exotischer Schönheit und ein gefeierter Filmstar. Doch plötzlich werden hässliche Gerüchte laut. Sie flieht vor der Presse und ihrem ruchlosen Ehemann nach Australien zu ihrem Vater. Aber ihr Vater scheint nicht erfreut, sie zu sehen. Es war sein Geheimnis, dass er eine Tochter hat, die er vor vielen Jahren nach England brachte. Kate ist zutiefst verletzt und will abreisen, bis der junge Lehrer der kleinen Outbackstadt ihr Mut macht, zu bleiben ...

Eine mitreißende Familiengeschichte zwischen dem Outback und England

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber die AutorinTitelImpressumKarteWidmungKapitel 1New South Wales – 1936Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4März 1939Mai 1939Kapitel 5Kapitel 6August, 1939Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Tibooburra, Juni 1957Monaco und ParisKapitel 13Kapitel 141958Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37

Über das Buch

England, 1957: Die junge Kate ist von exotischer Schönheit und ein gefeierter Filmstar. Doch plötzlich werden hässliche Gerüchte laut. Sie flieht vor der Presse und ihrem ruchlosen Ehemann nach Australien zu ihrem Vater. Aber ihr Vater scheint nicht erfreut, sie zu sehen. Es war sein Geheimnis, dass er eine Tochter hat, die er vor vielen Jahren nach England brachte. Kate ist zutiefst verletzt und will abreisen, bis der junge Lehrer der kleinen Outbackstadt ihr Mut macht, zu bleiben …

Eine mitreißende Familiengeschichte zwischen dem Outback und England.

Über die Autorin

Elizabeth Haran wurde in Simbabwe/Afrika geboren, als es noch Südrhodesien hieß. In den 1960er-Jahren zog ihre Familie nach England. Später wanderten sie nach Australien aus.

Elizabeth Harans erstes Buch wurde im Jahr 2001 veröffentlicht. Seitdem verfasst sie jedes Jahr einen Roman. Für ihre Recherchen reist sie durch ganz Australien und besucht die Orte, die als Kulisse für ihr nächstes Buch dienen. Elizabeth lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren an der Küste Südaustraliens. Nach dem Schreiben ist Kochen, vor allem von Curry-Gerichten, ihre zweite Leidenschaft.

ELIZABETH

HARAN

Eine Liebe inAustralien

Roman

Übersetzung aus dem australischen Englischvon Kerstin Ostendorf

Vollständige eBook-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Titel der australischen Originalausgabe:

»Corner Country«

  

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2019 by Elizabeth Haran

Published by arrangement with Elizabeth Haran-Kowalski

  

Dieses Werk wurde vermittelt durch

die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

  

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2020/2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Marion Labonte, Labontext

Landkarte: Reinhard Borner

Umschlaggestaltung: Jeannine Schmelzer

Einband- / Umschlagmotiv: © Joanna Czogala/Arcangel; © David M. Schrader / shutterstock; © ilolab / shutterstock; © Tim De Boeck / shutterstock; © KateMacate / shutterstock

eBook-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

 

ISBN 978-3-7325-8645-5

luebbe.de

lesejury.de

 

Dieses Buch widme ich meiner Schwester, Kate Mezera.

Eine Schwester ist eine Verwandte und eine beste Freundin in einer Person, ein besonderes Geschenk Gottes für dein ganzes Leben.

Mein besonderes Geschenk ist ein wahres Goldstück.

This book is for my sister, Kate Mezera.

Having a sister is a sibling and best friend rolled into one, a special gift from God that you have for your entire life.

My special gift was pure gold.

Kapitel 1

New South Wales – 1936

Willie McGregor löste die Hände von der Schaufel, die sogleich mit einem Klirren zu Boden fiel, das die erdrückende Stille um ihn herum jäh durchbrach. Er stand neben einem Hügel aus roter Erde, den er gerade aus losem Gestein aufgehäuft hatte. Wegen der sengenden Hitze, der Dingos, der aufdringlichen Fliegen und ihrer Lage fernab jeglicher Zivilisation hatte er Harry Winston McLean zügig begraben müssen. Er hatte noch gar keine die Zeit gehabt zu verarbeiten, dass sein bester Freund vor weniger als zwei Stunden direkt vor seinen Augen gestorben war.

Willie hob Harrys staubigen, zerschlissenen Hut vom Boden auf. Der war gerade mal ein Jahr getragen, sah aber uralt aus durch die Strapazen, die das Goldschürfen im unerbittlichen Outback mit sich brachte. Willie rieb den abgewetzten Filz zwischen Daumen und Zeigefinger und versank für einen Moment in Erinnerungen. Die Goldsuche ging mit vielen Misserfolgen und viel Enttäuschung einher, aber Harry war es stets gelungen, Willie das Positive jeder Situation vor Augen zu halten. Er war der perfekte Partner für diese Arbeit mitten in Australiens Outback, wo sie nicht mehr hatten als ihren großen Traum, einige Werkzeuge, eine Karte und ein paar Zelte. Sie kämpften gegen Staubstürme, viel zu wenig Regen, Milliarden von Fliegen, eiskalte Winternächte und quälend heiße Sommertage im Nordwesten von New South Wales, dieser Gegend, die Corner Country genannt wurde.

Willie holte zitternd Luft und sog dabei Harrys Duft ein, den der Hut ausströmte, vermischt mit dem von Tabak, Schweiß und Staub. Dann legte er den Hut sanft auf Harrys Grab. »Kannst doch nicht ohne deinen Hut in den Himmel wandern, Harry«, murmelte er. Und in diesem Moment schnürte eine Erinnerung ihm die Kehle zu. Harry hatte ihm einmal von seiner kurzen Zeit als Ministrant in einer schottischen Kirchengemeinde erzählt. Der Priester hatte ihn dabei erwischt, wie er nach der Messe den heiligen Wein aus dem Kelch trank, und ihm gesagt, im Himmel sei kein Platz für einen Jungen, der ein Sakrileg begehe. Harry, der auch damals schon kein Blatt vor den Mund genommen hatte, antwortete dem Priester, dann werde dieser wohl auch nicht in den Himmel kommen, schließlich tue er dasselbe. Nach diesem Vorfall hatte sich seine Familie nie wieder in der Kirche in Ferryhill blicken lassen.

Harry stammte aus einer üblen Gegend in Aberdeen, war aber mit seiner Familie kurz nach dem Vorfall in der Kirche nach Redbridge gezogen, einem Außenbezirk von London. Dort hatte er in der Schule Willie kennengelernt, und sie waren gute Freunde geworden. Nach Willies Meinung hatte Harry ein Herz aus Gold, er verdiente einen Platz im Himmel. Er selbst wusste nicht, was er ohne ihn machen sollte.

Willie stieß einen tiefen Seufzer aus und hob den Blick. Durch einen Schleier aus Tränen starrte er in die unendliche Landschaft vor sich, die in der Februarhitze flirrte. Über ihm brannte die Sonne am endlos blauen Himmel. Das alles war ihm zu weit, zu schutzlos, er wollte gerade nichts lieber als sich von der Welt zurückzuziehen und sich in einer dunklen Ecke zu verkriechen.

Vor wenigen Stunden hatte er noch angeregt mit Harry darüber diskutiert, was sie tun würden, wenn sie endlich den heißersehnten Goldklumpen fänden, der ihr Leben vollkommen verändern würde. Sie hatten das Graben und Goldwaschen für diesen Tag beendet und sammelten Holz für das Lagerfeuer, während sie sich lachend und scherzend ihre triumphale Rückkehr nach England vorstellten. Dieses alberne Geplänkel wiederholte sich beinahe jeden Tag, es motivierte sie und half ihnen, ihren Traum lebendig zu halten.

Doch im Bruchteil einer Sekunde war plötzlich alles anders. Willie hörte, wie Harry fluchte und unmittelbar darauf die Holzscheite zu Boden fielen. Er wirbelte beunruhigt herum und sah gerade noch eine Schlange hinter einem Stein verschwinden. Dann murmelte Harry, er sei in den Arm gebissen worden. Einen Moment blickten sie einander schockiert an. Willie hätte Harry zu gern versichert, dass alles gut werden würde, doch sie hatten gelernt, giftige Schlangen von harmlosen zu unterscheiden, und dieses Tier hatte wie eine Östliche Braunschlange ausgesehen, eine der giftigsten Landschlangen der Welt.

»Bist du sicher, dass sie dich erwischt hat?«, fragte Willie, während Harry sich auf einen Baumstamm setzte.

Harry deutete auf die beiden punktförmigen Bissstellen auf dem Unterarm. »Es kann gar nicht sein, dass ich schon sterbe, Willie«, murmelte er, inzwischen schweißgebadet. »Nur die Guten sterben jung, nicht wahr?«

»Das stimmt.« Willies Stimme war rau. »Du wirst die Hundert noch erleben.«

Harrys Miene wurde ernst. »Ist das zu fassen? Zum ersten Mal seit Monaten ist mir kalt.« Sein Mund war so trocken wie der rote Staub um sie herum.

Kurz darauf trat die erste Lähmung ein, dann färbte sich sein Gesicht blau. Willie geriet in Panik und schrie um Hilfe, doch seine Stimme wurde von der leeren Landschaft verschluckt. Sein Rufen war zwecklos, das war ihm ohnehin bewusst. Niemand konnte Harry helfen. Nur die Ärzte in den großen Städten verfügten über Vorräte an Gegengift. Ein Schlangenbiss war ein Risiko, mit dem man im australischen Outback leben musste.

Harry hatte innerhalb weniger Minuten einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. Und nun stand Willie an seinem Grab unter einer schattigen Akazie mit dem Gefühl, seinen Freund im Stich gelassen zu haben. Er verharrte dort eine gefühlte Ewigkeit, unfähig, Harry zurückzulassen, unfähig zu begreifen, dass er nie wieder seine Stimme hören oder mit ihm über einen ihrer Witze lachen würde. Er fühlte sich einsamer als je zuvor.

Als es dämmerte, schlich Willie zwischen den Mulgabüschen und vereinzelten Bäumen zum nahegelegenen Lager zurück. Er fachte das Feuer an, setzte sich, legte den Kopf in die Hände und schluchzte.

Willie merkte nicht einmal, dass es dunkel war. Er starrte seit Stunden ins Lagerfeuer, betäubt von seiner Trauer.

»Du okay, Willie?«

Willie schrak zusammen. Er hob den Kopf und erblickte im Schein des Feuers ein vertrautes Gesicht. Nie war er glücklicher über Gesellschaft gewesen.

Auf der anderen Seite des Lagerfeuers stand Nellie. »Harry machen Buschwanderung mit anderem Clan?«, fragte sie nach einem Blick auf die beiden geöffneten Zelte.

Unwillkürlich sah Willie in die Richtung von Harrys Grab.

Nellie folgte seinem Blick und bemerkte unter einem Baum einen Erdhügel, ein Grab, wie weiße Männer es gruben, mit einem Hut darauf. Sie trat zu Willie. »Was passieren?«

»Schlangenbiss«, murmelte er mit heiserer Stimme.

Kopfschüttelnd setzte Nellie sich neben ihn auf einen Baumstamm. »Unglück. Du Schlange töten und kochen.«

Willie war zu niedergeschlagen, um zu antworten oder überhaupt Konversation zu betreiben, dabei hatte er Nellie seit über einem Monat nicht gesehen, weil sie mit ihrem Aborigine-Stamm, den Wadigali, auf Buschwanderung war.

»He, Willie. Ich kriegen Baby«, verkündete Nellie plötzlich.

Es dauerte einen Moment, bis Willie die Worte erfasste.

Er richtete sich auf und sah ihr tief in die dunklen Augen. »Was redest du da, Nellie?«

Nellie tätschelte ihren Bauch, nahm Willies Hand und legte sie auf die kleine feste Wölbung.

Willie starrte sie an. Er und Harry hatten sich immer über die Besuche der Aborigines gefreut, sie aßen dann zusammen und teilten das Bier, das sie aus Tibooburra mitgebracht hatten, einem Ort, der Luftlinie fünfzig Meilen entfernt lag. Nach Monaten im Busch hatte sich seine Vorstellung von Romantik grundlegend geändert. Nellie war unkompliziert, mit ihr musste er keine unnötigen oberflächlichen Gespräche führen, und zudem war sie eine Frau, die seine Gesellschaft genoss. Ein halbes Dutzend Mal war sie im Dunkeln in sein Zelt gekommen, und er hatte das Angebot angenommen. Es fühlte sich natürlich an. Zwischen ihren Besuchen sah er sie oft wochenlang nicht, wenn sie ohne ein Wort des Abschieds mit ihrem Clan auf Buschwanderung ging. Irgendwann tauchte sie dann wieder auf, als wäre sie nie weg gewesen. Dieses Arrangement kam Willie entgegen, schließlich war er sehr auf Harrys und sein Vorhaben im Outback konzentriert. Und ganz sicher hatte er niemals über mögliche Konsequenzen einer gemeinsamen Nacht mit Nellie nachgedacht.

»Ein Baby«, sagte er ungläubig.

Nellie nickte lächelnd, ihre Augen funkelten glücklich im Feuerschein. Er hatte sie nie gefragt, aber Willie vermutete, dass Nellie zwischen zwanzig und dreißig Jahre war. Er war immer davon ausgegangen, dass sie eines Tages ein Mitglied des Wadigali-Clans heiraten und Kinder mit ihm bekommen würde.

»Ist es … mein Baby, Nellie?«

Nellie strich liebevoll über sein Bein und nickte erneut, immer noch mit einem Lächeln im Gesicht. Dann stand sie auf und verschwand in der Dunkelheit, wieder ohne ein Wort des Abschieds. Das sah Nellie ähnlich: Sie kam, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen, mehr nicht, und dann ließ sie ihn allein, damit er sich an den Gedanken gewöhnen konnte, Vater zu werden.

Willie blickte wieder ins Feuer. Ein Baby! Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, bevor er von tiefer Trauer überwältigt wurde und ihm erneut die Tränen kamen. Ohne seinen besten Freund hatte er niemanden, mit dem er die Neuigkeit teilen konnte. Denn selbst bei seinem nächsten Besuch im Dorf konnte er den Bewohnern unmöglich sagen, dass er ein Kind mit einer Aborigine-Frau erwartete. Auch wenn das ständig passierte, wurde es missbilligt und ganz sicher nicht öffentlich bekannt gemacht. Wie auch bei Nellies Vater, einem weißen Opalgräber aus der Gegend um White Cliffs im Nordosten von Broken Hill. Er hatte seine Tochter nie anerkannt, folglich hatte die Mutter sie im Clan großgezogen.

Normalerweise fuhren Willie und Harry einmal im Monat nach Tibooburra, wo sie kleine Goldstücke verkauften und Nahrung und Kraftstoff besorgten. Wenn sie genug Geld übrig hatten, verbrachten sie einige Stunden im Pub und unterhielten sich mit den Dorfbewohnern, anderen Minenarbeitern und Farmern.

Während ihrer ersten Besuche in Tibooburra waren sie immer ins Family Hotel gegangen, das 1881 als einstöckiges Gebäude aus Sandstein errichtet worden war. Doch eines Abends gerieten sie betrunken in eine riesige Schlägerei mit anderen Minenarbeitern, an deren Ende zerbrochene Fensterscheiben und zertrümmerte Stühle und Tische gestanden hatten. Der Wirt, Barney Finnegan, ein starrköpfiger Ire, erteilte ihnen Hausverbot für sechs Monate. Er nahm weder ihre Entschuldigung an noch ihr Angebot, sie statt des Hausverbotes für den Schaden aufkommen zu lassen, also wechselten Willie und Harry verärgert ins Tibooburra Hotel und schworen sich, nie wieder auch nur einen Penny im Family Hotel auszugeben.

Das Tibooburra Hotel lag als elegantes zweistöckiges Sandsteingebäude an der Ecke, in der sich die Briscoe Street und die Wills Street kreuzten. Der Wirt, Mick Barlow, war ein anständiger Mann, der sich seit dem Tod seiner Frau aber schwer damit tat, den Pub zu führen, schließlich war Beryl die treibende Kraft hinter dem Laden gewesen, hatte sich um die Buchhaltung gekümmert und Veranstaltungen organisiert. Mick betrieb die Bar zwar noch, zu viel mehr aber war er nicht in der Lage. Vor fünf Monaten hatte er den Pub zum Verkauf ausgeschrieben, um anschließend nach Sydney zurückzuziehen. Er behauptete, von zahlreichen Seiten Angebote zu erhalten, aber bislang war dabei noch nichts herumgekommen.

Genau wie Mick fiel es auch Willie schwer, allein mit der Arbeit weiterzumachen. Nur wenige Tage nach Harrys Tod hatte er schon mehrfach darüber nachgedacht, ihren Traum vom Goldschatz aufzugeben. Als er nach Tibooburra fuhr, um Harrys Ableben zu melden, brach er sogar das Lager ganz ab. In Tibooburra selbst gab es zwar keine Polizeiwache, aber die Postmeisterin Florence Kingsley schickte ein Telegramm an die Polizeiwache in Broken Hill. Kurz darauf informierte sie Willie, er müsse einen Bericht über die Geschehnisse und den Ort, an dem er Harry begraben hatte, anfertigen. Willie reichte ihr auch einen Brief an Harrys Schwester mit der Bitte, ihn abzusenden. Er hatte Stunden gebraucht, ihn zu verfassen, weil er immer wieder an dem Versuch gescheitert war, Teresa die Umstände von Harrys Tod schonend zu erklären. Ihm war nur allzu deutlich bewusst, wie sehr der Verlust ihres einzigen Bruders sie treffen würde.

Im Anschluss verbrachte er viel Zeit im Tibooburra Hotel, wo Mick Barlow und ein paar Einwohner, die Harry gekannt hatten, ihm ein Bier nach dem anderen ausgaben. Er dachte darüber nach, im Dorf zu bleiben und nie wieder einen Fuß auf das Minengelände zu setzen, konnte sich aber nicht dazu durchringen. Er wollte Harry nicht enttäuschen, so schnell würde er nicht aufgeben, das hatte er an Harrys Grab geschworen. Also kehrte er zur Mine zurück und arbeitete härter als je zuvor, auch um der Einsamkeit und der Verzweiflung zu entkommen. Manchmal ertappte er sich dabei, laut mit Harry zu reden, ihm zu versprechen, dass er entweder das Gold für ihn finden oder bei dem Versuch sterben werde. Manchmal, wenn er dehydriert war und jeder Muskel seines Körpers vor Schmerz brannte, meinte er Harrys Stimme zu hören, die ihn ermutigte, weiterzumachen.

Abends hoffte er darauf, Nellie oder andere Mitglieder ihres Clans zu treffen, aber die Dunkelheit jenseits des Feuerscheins blieb leer. Er hatte sich noch nie so verlassen gefühlt und musste bald feststellen, dass Einsamkeit seltsame Dinge mit dem Verstand machte, beängstigende Dinge. Er kam zu dem Schluss, dass er nicht viel länger allein im Busch bleiben konnte, wenn er bei Verstand bleiben wollte.

Kapitel 2

Nellie lief durch die Dunkelheit zu Willies Lager. Er lag zusammengekauert vor dem Feuer, und im ersten Moment dachte sie, er sei ebenfalls von einer Schlange gebissen worden. »Willie!«, rief sie. »Du tot?«

»Hm?«, murmelte er schläfrig. »Harry, bist du’s?«

»Nee. Nellie.«

Stöhnend setzte Willie sich auf, das Gesicht staubverschmiert. Er war offenbar auf seinem Baumstamm neben dem Feuer eingedöst und dabei auf den Boden gefallen. Den ganzen Tag zu graben und Gold zu waschen war äußerst mühselig, und alleine kam er nur langsam voran. Aber er hatte an Harrys Grab geschworen, weiter nach dem großen Goldklumpen zu suchen, den sie in dieser Gegend vermuteten. Sie hatten eine Menge Eisenerz und Ton gefunden, weshalb sie sicher waren, dass auch Gold in der Nähe sein musste. Ein paar Gramm hatte Willie sogar schon geschürft, das bestärkte ihn in seiner Überzeugung. Er musste den ganz großen Klumpen nur noch finden in diesem fünfhundert Quadratmeilen großen Revier im Norden von New South Wales, das seit den frühen 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts den Namen Albert Goldfield trug. Damals hatten hier Hunderte Minenarbeiter geschürft, aber nicht jeden Quadratzentimeter abgesucht, weil es schlicht unmöglich war. Als im Westen Australiens, bei Kalgoorlie, größere Goldfelder erschlossen wurden, zogen die meisten Minenarbeiter weiter. Nun, gut fünfzig Jahre später, waren nur noch wenige Prospektoren in der Gegend, und einige hatten bereits Glück gehabt. Auch das ermutigte Willie, nicht aufzugeben.

Jetzt rappelte er sich auf. Er hatte Nellie eine Weile nicht gesehen, aber oft an sie gedacht, nicht zuletzt weil er vermutete, dass das Kind bald zur Welt kommen würde. Und richtig, ihr Bauch war ziemlich rund.

»Hallo«, grüßte er, verlegen, dass sie ihn in diesem Zustand vorgefunden hatte.

»Willie okay? Viel trinken?«

»Nein, nein, alles in Ordnung. Ich habe in letzter Zeit einfach hart gearbeitet. Wie geht es dir?«

»Gut. Lager machen.« Sie deutete hinter sich, wo Willie in der Dunkelheit zwei ältere Frauen ausmachen konnte. »Baby bald kommen.«

Eine Welle der Aufregung durchfuhr Willie, der froh war, dass Nellie das Kind in seiner Nähe zur Welt bringen würde. »Solltest du nicht einen Arzt aufsuchen?«

Nellie lächelte. »Nee, warum?«

»Damit er dir bei der Geburt hilft.« Sein Wissen über Geburtsvorgänge passte auf eine Briefmarke, aber er war überzeugt, dass ein Arzt eingeschaltet werden sollte. »Ich möchte, dass du die beste Behandlung bekommst. Die Kosten dafür übernehme ich.«

Wieder lächelte sie. »Alles gut. Frauen von Clan helfen, wenn Baby kommen.«

Wie versprochen schlug Nellie ihr Lager in seiner Nähe auf. Willie sah jeden Abend nach ihr, meist bei Einbruch der Dunkelheit, wenn es kühler wurde. Trotz ihres Unwohlseins beschwerte Nellie sich nie. In der Mittagshitze schlief sie in einem Biwak, das die beiden älteren Frauen gebaut hatten, die sich zur heißesten Zeit des Tages ebenfalls ausruhten und sich ansonsten um die Beschaffung von Nahrung aus dem Busch kümmerten. In Willies Anwesenheit waren sie schüchtern und hielten Abstand, meist gingen sie diskret davon oder setzten sich auf die andere Seite des Feuers.

Eines Abends, als Willie zum Lager kam, waren viele Aborigines dort, darunter auch einige Kinder. Er wollte sich zurückziehen, doch Nellie bestand darauf, dass er blieb, womit auch die Männer einverstanden waren.

Sie hatten ein Emu erlegt, das sie in eine Kuhle legten und mit heißer Kohle bedeckten. Als das Fleisch schließlich gar war, zerlegten sie es in Stücke und teilten es auf. Zum ersten Mal seit Wochen aß Willie Fleisch, das nicht aus einer Dose kam, und es war wahrlich ein Genuss. Die Knochen und nicht verzehrbaren Reste warfen sie weg, das würden die Dingos sich holen. Im Anschluss an das Mahl erzählten die Männer Geschichten. Auch wenn Willie die Wadigali-Sprache nicht verstand, lauschte er gebannt. Die Erzähler agierten sehr lebhaft, ihre Darstellung erinnerte an ein Theaterstück. Er bemerkte, dass auch Nellie die Gesellschaft des Clans genoss, und war froh, dass sie ihn akzeptierten. Umgekehrt stand die weiße Gesellschaft den Aborigine-Stämmen bei Weitem nicht so tolerant gegenüber. Im Dorf schlug ihnen nur Verachtung entgegen, wenn sie kamen, oft wurden sie auch davongejagt, und bisweilen schossen die Farmer sogar auf sie, wenn sie glaubten, die Aborigines würden Schafe oder Rinder stehlen.

Am nächsten Tag zog der Clan weiter. Nellie und die Frauen blieben allein zurück.

Willie wurde mitten in der Nacht von durchdringenden Schreien geweckt. Bis dahin hatte er tief geschlafen, denn an diesem Tag war die Arbeit besonders anstrengend gewesen. Er kroch aus dem Zelt und lauschte. Vielleicht war es nur ein Albtraum gewesen? Doch dann hörte er es wieder, einen furchtbaren Schrei, der die nächtliche Stille des Outback durchbrach. Nellie!

Eilig zog er seine Stiefel an und rannte zum Lager. Nellie lag schweißgebadet auf dem Rücken, während die Wehen ihren kleinen Körper in großen Schmerzen durchspülten. Willie, der nichts dergleichen jemals gesehen hatte, ließ seinen Blick beunruhigt zu den Hebammen gleiten, doch diese wirkten ruhig und unbesorgt. Eine der Frauen fächerte Nellie mit einem Zweig Luft zu und sang, während die andere einen Trank zusammenbraute, der Nellie offenbar gegen den Schmerz helfen sollte. Willie zweifelte, dass diese Busch-Arznei Wirkung zeigen würde, doch als er seiner Sorge Ausdruck verlieh, scheuchten die Frauen ihn ärgerlich fort. Er schlich zurück zu seinem Lager, fand aber keine Ruhe. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Frauen zu vertrauen, doch es quälte ihn, Nellies Schreien zu lauschen, die einfach nicht aufhören wollten.

Kurz vor Sonnenaufgang ertrug er es nicht mehr. Gerade als er sich entschlossen hatte, Nellie doch zu einem Arzt zu bringen, verstummten ihre Schreie plötzlich.

Dann tauchte eine der Frauen aus der Dunkelheit auf und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Da sie ihm keinen Hinweis auf das gab, was geschehen war, malte er sich die schrecklichsten Szenarien aus, während er ihr mit wild pochendem Herzen folgte. War Nellie gestorben? Was war mit dem Baby? Er machte sich schwere Vorwürfe, weil er Nellie nicht direkt zum Arzt gebracht hatte, obwohl er genau wusste, dass nur einmal im Monat ein Arzt nach Tibooburra kam und es an ein Wunder gegrenzt hätte, wenn er ihn just an diesem Tag erwischt hätte. Aber er hätte es zumindest versuchen müssen, er würde sich niemals verzeihen, dass er nichts unternommen hatte.

Nellie saß mit hängendem Kopf am Feuer, sie wirkte vollkommen erschöpft. Willie sah sich eilig um, entdeckte aber nirgendwo ein Baby. Ihm wurde schwer ums Herz, und seine Schuldgefühle wuchsen.

Mit Tränen in den Augen trat er zu ihr. »Oh, Nellie. Ich hätte dich zum Arzt bringen sollen.«

Nellie hob überrascht den Kopf. »Warum?«

»Das Baby … Vielleicht hätte er das Baby retten können«, sagte er schluchzend.

Sie runzelte die Stirn. »Was du reden?«

Eine der Frauen trat auf sie zu und legte Nellie ein winziges eingewickeltes Bündel in die Arme. Nellie sah darauf hinab und brachte ein mattes Lächeln zustande, während sie behutsam das Gesicht ihres kleinen Babys aufdeckte.

Willie blickte auf das Baby, das wunderschön, aber reglos in Nellies Armen lag, und eine Welle des Mitgefühls für Nellie überkam ihn. Sie hatte so viel Leid erduldet, und nur, damit ihr dann das Herz gebrochen wurde. Er schluckte seine Wut auf sich selbst und seine Tatenlosigkeit hinunter. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür, nicht, während Nellie trauerte.

Vorsichtig berührte er das winzige Gesicht des Babys und zuckte erschrocken zusammen, als der kleine Kopf sich langsam bewegte.

»Wir haben Mädchen, Willie«, sagte Nellie, während eine der Frauen Holz in das knisternde Lagerfeuer nachlegte.

»Geht es … ihr gut?«, stammelte Willie ungläubig.

»Ja.« Nellie lächelte ihn müde an.

Lange war Willie unfähig, sich zu bewegen. Sein Körper war wie elektrisiert, während ihn eine Welle heftiger Gefühle durchströmte. Immer wieder betrachtete er das Baby, voller Ehrfurcht vor dem neuen Leben.

»Wir haben ein kleines Mädchen«, wisperte er ergriffen. Ihre zarten Züge glühten im Feuerschein, und ihm wurde warm ums Herz. In seinen Gedanken und in seinem Herzen fand sich nicht ein einziger Zweifel daran, dass sie sein kleines Mädchen war. Die Verbindung, die er zu ihr spürte, war unmittelbar und so überwältigend, dass sich ein Kloß in seiner Kehle bildete. Ihre Haut war viel heller als Nellies, die selbst einen weißen Vater hatte, aber ihr Haar war so dunkel wie die Nacht und sehr dicht.

Auch Nellie betrachtete das Baby liebevoll. »Unser Mädchen dir gefallen?«

»Sie ist wunderschön«, wisperte Willie mit rauer Stimme. »So schön.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Geht es dir gut?«

»Ja.«

Eine Welle der Dankbarkeit überkam ihn. »Das hast du großartig gemacht, Nellie. Du hast dir eine Pause verdient.«

In diesem Moment öffnete das Mädchen kurz die Augen, und Willie meinte, sein Herz müsste schmelzen vor Freude. Überwältigt berührte er die zarte Haut ihrer Wange mit einem Finger. »Wie sollen wir sie nennen?«, fragte er zärtlich.

Nellie zuckte mit den Schultern.

»Mir gefällt Kate«, sagte Willie. »So hieß meine Mutter. Kate McGregor klingt nobel, findest du nicht?«

Nellie blickte ihn fragend an. »Was nobel bedeuten?«

Willie suchte nach der besten Erklärung. »Jemand Besonderes«, sagte er schließlich. »Wie eure Kadaicha-Männer. Jemand Besonderes im Clan.«

Nellies Stirnrunzeln nach zu urteilen hatte sie ihn nicht verstanden. Sie sagte etwas auf Wadigali zu den Frauen, aus dem Willie das Wort Kadee heraushörte. Das war offenbar ihre Interpretation des Namens, aber für ihn hieß ihr Mädchen Kate. Kate McGregor. Er war sicher, dass sie mal Großes vollbringen würde. Und er spürte, wie sich in ihm etwas veränderte. In seinem Leben schien nichts mehr wichtig zu sein als dieses winzige Mädchen.

Als er schließlich in sein Lager zurückkehrte, war die Sonne schon aufgegangen. Zuletzt hatte Nellie die Augen kaum noch offen halten können, und eine der Frauen hatte ihr das Baby abgenommen, damit sie schlafen konnte.

Willie ging sofort zu Harrys Grab, um die Neuigkeiten mit ihm zu teilen.

»Ich habe eine kleine Tochter, Harry«, erzählte er freudig. »Sie ist das schönste Baby, das ich je gesehen habe. Du müsstest sie mal sehen!« Er hatte sich Harry immer als lustigen Kerl vorgestellt, der mit seinen Kindern eine Menge Unsinn anstellte, und der Gedanke daran versetzte ihm einen Stich. »Ich kann es fast selbst nicht glauben, dass ich Vater bin. Harry, wir sind hier rausgekommen, um Gold zu finden. Das hat zwar noch nicht geklappt, aber dafür habe ich jetzt in meiner Tochter etwas noch viel Wertvolleres gefunden. Ich habe sie Kate genannt, nach meiner Mutter.« Beim Gedanken an seine Mutter, die ebenso wie sein Vater verstorben war, atmete er tief durch. »Ach, Harry, ich würde es so gerne wenigstens Madge erzählen, aber meine Schwester würde mir nie verzeihen, dass ich ein Kind mit einer Aborigine habe. Weißt du noch, was sie unmittelbar vor unserer Abreise aus England zu mir gesagt hat? Was auch immer du tust – freunde dich bloß nicht zu sehr mit den Ureinwohnern an, Willie. Ich weiß genau, was sie damit sagen wollte. Und was hab ich getan?« Harry war der Einzige, der ihn verstanden hätte. »Ich wünschte, wir könnten zusammen auf Kate anstoßen.« Überwältigt von seinen Gefühlen sank er schluchzend zu Boden.

Einige Tage später lief Willie nach der Arbeit wie immer voller Vorfreude auf Kate zu Nellies Lager. Doch die Bewohner waren fort. Willie verharrte mitten in der Bewegung, zutiefst schockiert. Wie betäubt starrte er auf die kaum noch auszumachenden Überreste des Lagerfeuers. Das Biwak, in dem Kate geboren worden war, war abgebaut. Es war so gut wie keine Spur von ihnen geblieben.

Er drehte sich im Kreis, überlegte, laut nach ihnen zu rufen, aber wahrscheinlich waren sie schon seit Stunden fort. Seit Kates Geburt hatte er sich jeden Tag darauf gefreut, hatte es kaum erwarten können, sie am Abend zu sehen. Er genoss es, sie im Arm zu halten, mit ihr zu sprechen, sie herumzutragen. Wenn er sich mit der Goldpfanne plagte, trieb ihn die Vorfreude auf den Abend an. Und nun wusste er nicht einmal, wann er sie wiedersehen würde. Das konnte Tage, Wochen oder sogar Monate dauern, die Aborigines folgten keinem Zeitplan. Er war zutiefst erschüttert und machte sich Sorgen, insbesondere nach dem, was Harry zugestoßen war.

Traurig schlich er zurück in sein Lager und setzte sich an Harrys Grab.

»Sie ist fort, mein Freund. Meine Tochter ist fort. Ich weiß ja, dass die Aborigines immer ohne ein Wort aufbrechen, das ist ihre Art, und es hat mich auch bislang nie gestört, aber dieses Mal wünschte ich, Nellie hätte etwas gesagt. Ich konnte mich nicht von meinem kleinen Mädchen verabschieden.«

In dieser Nacht schlief Willie schlecht. Unaufhörlich geisterten die schrecklichsten Szenarien durch seinen Kopf, alles von Staubstürmen bis zu Ameisen-, oder, noch schlimmer, Schlangenbissen. Und dann diese aufdringlichen Fliegen! Der Gedanke, wie Fliegen über Kate krabbelten, ließ ihn erschaudern. Natürlich würden Nellie und die Frauen auf Kate achtgeben, aber das beruhigte ihn nicht. Ihre Lebensweise war so anders als seine, und zum ersten Mal beschlichen ihn Zweifel, ob sie für seine Tochter die richtige war. Dabei war ihm nur zu deutlich bewusst, dass es keine Alternative gab, er konnte Kate schlicht nicht zu sich nehmen, doch seine Sorge blieb.

Die Tage vergingen, und Willie arbeitete noch verbissener als je zuvor, nur völlige Erschöpfung lenkte ihn von seiner Sehnsucht nach Kate ab. Mit der Zeit gewöhnte er sich wieder an das Alleinsein, auch nach Tibooburra fuhr er nicht. Er verfiel in eine Routine aus harter Arbeit, wenig Essen und unruhigem Schlaf. Tage wurden zu Wochen, während denen Willie darauf hoffte, dass Nellie und Kate zurückkamen.

Willie arbeitete neben einem großen Felsen, an dem nach dem Regen das Wasser herunterfloss. Er grub an dessen Fuß, füllte unermüdlich den Inhalt der Schaufel in seine Goldpfanne und schüttelte diese dann, um die Erde nach Dichte zu sortieren. Wenn er Glück hatte, würden die Goldstücke auf den Boden der Pfanne sinken. Immer wieder stieß er seitlich gegen die Pfanne, beförderte Steine und Erde hinaus. Noch hatte er kein Glück, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er an dieser Stelle weiterschürfen sollte. Wieder stieß er die Schaufel in die Erde, unmittelbar neben dem Felsen, und brach ein Stück davon ab. Füllte seine Goldpfanne, schüttelte sie, bis nur noch das Felsstück darin lag. Er betrachtete den Stein, nahm ihn in die Hände, drehte ihn wieder und wieder, unsicher, ob er seinen Augen trauen konnte. Als er mit den Fingern die Erde auf der Oberfläche abwischte, trat eine schöne goldene Farbe zutage. In diesem Moment fiel ihm auf, dass der Brocken ungewöhnlich schwer war. Mit wachsender Erregung kratzte er mit dem Meißel die obere Schicht Gestein ab. Viel war es nicht, und was übrig blieb, war tatsächlich ein großer Goldklumpen. Der eine große! Der, nach dem sie gesucht hatten. Willie wurde schwindelig. Mit dem Goldstück in der Hand wankte er zu Harrys Grab.

»Ich hab ihn gefunden!«, schrie er und fiel auf die Knie. »Ich hab den großen Klumpen gefunden.« Er legte den Kopf in den Nacken und stieß einen Jubelschrei aus. Dann sprang er auf, hüpfte, als stünde er auf heißen Kohlen, warf die Arme in die Luft, weinend und lachend zugleich. Schließlich sank er vollkommen erschöpft zu Boden. Immer wieder starrte er den Goldklumpen an, der wunderschön in der Nachmittagssonne schimmerte, und konnte kaum glauben, dass er echt war. Er hatte sich diesen Moment so oft ausgemalt, aber in Wirklichkeit war er noch viel besser, als er ihn sich erträumt hatte. Er würde nach dem Verkauf des Klumpens zwar kein Millionär sein, davon gab es wenige, aber er würde genug Geld haben, um ein neues Leben anzufangen. Er stellte sich seine triumphale Rückkehr nach England vor. Und das Gesicht derjenigen, die bezweifelt hatten, dass Harry und er jemals Gold finden würden – ein Bild, über das sie beide oft gescherzt hatten.

»Ohne dich wird es anders sein, Harry«, sagte er laut. Ihm graute davor, Harrys Familie gegenüberzutreten. Seine eigene Familie würde sich sehr freuen, ihn zu sehen, allen voran Madge und ihr Mann Trevor Thompson. Seine Gedanken wanderten zu Kate. »Ich werde mein kleines Mädchen vielleicht nie wiedersehen«, flüsterte er, und seine Glücksgefühle verdampften wie Regen in der Wüste, als er sich des Dilemmas bewusst wurde.

In dieser Nacht schlief Willie kaum. Seine Gedanken hielten ihn wach, genau wie der Goldklumpen unter seinem Kissen. Aber solange der Klumpen unter seinem Kissen lag, konnte er sich sicher sein, dass er den Fund nicht geträumt hatte.

Kapitel 3

Auf dem kaum auszumachenden Weg von seinem Lager nach Tibooburra kam er nur langsam voran, aber gegen vier Uhr am Nachmittag fuhr er schließlich von einer Staubwolke umgeben in die Stadt ein. Er passierte das Tibooburra Hotel und folgte der Straße zum Corner Country Store, wo er seinen verbeulten Ford Utility Coupe parkte. Das Auto hatte ihm gute Dienste geleistet, seit er es in Broken Hill erstanden hatte, vor allem, wenn man das Gelände und den Zustand der Straßen bedachte, auf denen er unterwegs war. Es brauchte neue Reifen und Bremsen, und dank eines Kängurus, das im Dunkeln plötzlich auf der Straße aufgetaucht war, auch einen neuen Scheinwerfer, außerdem stachen die Federn auf dem Fahrersitz durch das vertrocknete Leder. Aber wenn er es pfleglich behandelte, würde es hoffentlich noch lange laufen.

Nicht zum ersten Mal kam Willie der Gedanke, dass Tibooburra einer der hässlichsten Orte Australiens sein musste. Der Kontrast zum Lake District in England hätte größer nicht sein können, vor allem zur wunderschönen Grafschaft Cumbria, in der seine Schwester lebte. Willie dachte an die hügelige grüne Landschaft und die idyllischen Dörfer mit strohgedeckten Cottages, deren Wände von blühenden Schlingpflanzen bedeckt waren. In Tibooburra hatte er noch nicht einmal einen grünen Busch gesehen, von einer Blume in einem Garten ganz zu schweigen. Hier hatte selbst das hartnäckigste Unkraut mit der Hitze zu kämpfen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn die Stadt bei seiner Ankunft eines Tages gänzlich vom allgegenwärtigen Staub verschluckt worden wäre. Im Sommer war es heiß wie in einem Schmelzofen, trotzdem lebten hier die kühnsten Tiere: Emus, Kängurus, Echsen, Schlangen und Raubvögel, dazu Milliarden von Fliegen.

Es war Samstag, der Tag, an dem Farmbesitzer und ihre Familien den oft weiten Weg in die Stadt machten, um ihre Essensvorräte aufzustocken und nach einer anstrengenden Arbeitswoche auf der Farm unter den schweren Bedingungen im Outback ein wenig unter Menschen zu kommen. Vor den Pubs standen entsprechend ein halbes Dutzend Fahrzeuge geparkt, unter denen Willie die Wagen von Jerry Baldock und Tony Wilson erkannte. Er sehnte sich danach, sich auf ein eiskaltes Bier im Tibooburra Hotel zu ihnen zu gesellen und den Staub in seiner Kehle fortzuspülen. Er konnte es praktisch schon schmecken, aber zuerst hatte er etwas Wichtiges zu erledigen.

Er nahm den Beutel vom Beifahrersitz und machte sich auf den Weg in das Geschäft. Dabei passierte er drei Aborigines, die im Schatten der Mauer davor saßen.

»Ich hoffe, du hast viel Bargeld im Tresor, Leo«, rief Willie schon von der Tür aus.

Leo und Florence Kingsley führten seit fast zehn Jahren den einzigen Laden des Dorfes, in dem sie die verschiedensten Dinge verkauften, einschließlich Benzin. Doch wie so viele Menschen in einem Dorf mit wenigen Einwohnern hatten sie jeweils ein zweites Standbein. Leo war Goldhändler, Florence Postmeisterin.

Leo nahm Willies Bemerkung nicht ernst. Er äußerte sie jedes Mal, wenn er kam, und erhielt jedes Mal dieselbe geduldige Entgegnung: »Hast du den großen Goldklumpen gefunden?«

Doch jetzt trat Willie mit dem Beutel über der Schulter an den Verkaufstresen. »Heute kannst du mir sehr wohl glauben. Hol deine größte Waage raus, du wirst sie brauchen«, sagte er und ließ den Sack mit einem dumpfen Knall auf der Theke aufschlagen.

Leo hörte den Aufprall, glaubte Willie aber noch nicht. Schon viel zu oft hatten Minenarbeiter Felsstücke zu ihm gebracht und sie als Gold ausgegeben. An einen von ihnen erinnerte er sich noch ganz genau: Er war so weit gegangen, das Felsstück zur Tarnung mit goldener Farbe anzumalen. Er selbst fand seine Idee äußerst witzig, bis Leo ihm mitteilte, der Brocken habe seine Waage zerbrochen und er schulde ihm fünf Pfund.

»In Ordnung, Willie.« Leo seufzte. »Dann zeig mal, was du da hast, aber denk daran, dass der Kurs für Felsen heute derselbe ist wie gestern, letzten Monat und letztes Jahr: Null!«

»Du bist ja ein richtiger Spaßvogel.« Willie warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass niemand außer ihm im Laden war, bevor er den Beutel öffnete und das Gold herauszog.

»Herr im Himmel!« Leo keuchte auf und starrte Willie ungläubig an. »Der ist echt!«

»Natürlich ist der echt!«

»Siehst du denn nicht, wie groß das Ding ist? Das sind bestimmt dreizehn Pfund … mindestens. Und die Farbe … das Gold hier ist von hoher Qualität, Willie.«

Flo, die in diesem Moment den Laden betrat, hörte die Begeisterung in der Stimme ihres Mannes und eilte zu ihnen. »Ist das alles Gold?« Auch sie hatte noch nie ein so großes Goldstück gesehen.

Leo untersuchte es gründlich. »Ja, das ist es. Du hast den großen Glückstreffer gelandet. Herzlichen Glückwunsch, Kumpel. Ich freue mich für dich.« Er schüttelte Willie kräftig die Hand. Dann zog er seine größte Waage unter der Ladentheke hervor, die staubbedeckt war, weil sie lange nicht benutzt worden war. »Dann wollen wir mal das Gewicht rausfinden.«

Leo hob den Brocken mit beiden Händen auf die Waage. »Heiliger Bimbam«, rief er verblüfft. »Ich hab mich verschätzt. Er wiegt mehr als vierzehn Pfund. Zweihundertdreißig Unzen. Ich kann das gar nicht glauben! Das ist der größte Goldklumpen, den ich in zehn Jahren gewogen habe.« Er blickte zu Willie, dessen Miene nicht nur Freude ausstrahlte. »Harry wäre stolz auf dich«, sagte Leo mitfühlend, und Willies Augen füllten sich mit Tränen.

»Aber er ist nicht hier, um unser Glück mit mir zu feiern«, antwortete Willie mit rauer Stimme.

»Aber das ist nicht deine Schuld, oder?«

»Das vielleicht nicht, aber wir hätten den Goldklumpen zusammen finden müssen. Wir sind mit einem gemeinsamen Traum hergekommen. Und wir haben verdammt hart gearbeitet, immer zusammen. Jeden Tag haben wir über diesen Moment gesprochen. Und jetzt stehe ich hier, ganz alleine. Das fühlt sich einfach nicht richtig an.«

»Das verstehe ich, aber so ist das Leben nun mal, nicht wahr? Es ist nicht immer gerecht.«

Willie nickte. Nichts würde Harry zurückbringen, das wusste er, und er musste lernen, ohne ihn zu leben, auch wenn das schwer werden würde.

Flo legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Es wird besser, mein Lieber, gib dir etwas Zeit«, sagte sie sanft in der ihr eigenen, mütterlichen Art, für die sie so viele Bewohner von Tibooburra schätzten. Flo und Leo nahmen beide besondere Rollen im Ort ein. Zu Leo kamen die Bewohner immer, wenn sie einen rechtlichen, persönlichen oder einfach einen freundschaftlichen Ratschlag benötigten.

Leo berechnete die Summe, die er Willie für das Gold geben musste. »Nun, dieses Mal hast du tatsächlich recht, Willie. Ich habe nicht genug Geld in meinem Tresor, um so viel Gold zu kaufen. Das geht erst am Montagnachmittag, wenn der Goldhändler aus Broken Hill hier war. Ich könnte dir allerdings schon mal ein Viertel als Anzahlung bieten, wenn du nicht warten möchtest, bis ich dir den vollen Betrag auszahlen kann. Gold steht heute bei 19,74 Pfund pro Unze, und du hast 230 Unzen. 230 mal 19,74 Pfund sind …« Er schrieb die Zahlen auf ein Stück Papier und rechnete schriftlich nach. »Das sind 4540,20 Pfund, Willie. Du musst die nächsten Jahre nicht mehr arbeiten!«

»Viertausend Piepen!«

»Und ein paar Zerquetschte«, ergänzte Leo.

»So viel Geld hatte ich noch nie«, sagte Willie fassungslos. Er und Harry waren mit gemeinsamen zweihundert Pfund nach Australien gekommen, und es hatte sehr lange gedauert, diese Summe anzusparen.

»Du möchtest das sicher feiern, und das sollst du auch, aber nimm am besten nicht zu viel Geld mit in den Pub. Lass den Großteil in meinem Tresor, bis du wieder in dein Lager fährst.«

»Das ist sicher vernünftig«, stimmte Willie zu. »Ich nehme hundert Pfund mit, ich möchte meine Freunde auf ein paar Bier einladen. Du kommst doch in den Pub, oder?«

»Natürlich, ich komme, sobald ich den Laden geschlossen habe.«

»Ich kümmere mich um den Laden, Leo. Geh du mit Willie«, schlug Flo vor, die der Meinung war, dass Willie einen Freund wie Leo dabeihaben sollte, der ihm half, einen kühlen Kopf zu bewahren.

»Bist du sicher?«, fragte Leo.

»Ganz sicher. Ab mit euch. Und Glückwunsch noch mal, Willie. Ich weiß, dass ich hier in den Wind rede, aber betrink dich nicht allzu sehr.«

Willie grinste ertappt. »Ich kann nichts versprechen. Mein Traum ist gerade in Erfüllung gegangen – der Goldklumpen ist groß genug, um mein ganzes Dasein zu verändern. So etwas passiert nur einmal im Leben.«

»Ich weiß«, sagte Flo. »Aber du wirst tagelang mit einem Brummschädel herumlaufen, wenn du es übertreibst.«

»Das stimmt, aber dafür werde ich heute Abend sehr viel Spaß haben.«

Leo holte hundert Pfund für Willie aus dem Tresor und reichte sie ihm zusammen mit einem Beleg für das Gold.

Sie waren kaum durch die Tür des Pub getreten, da rief Willie: »Jungs, die nächsten Runden gehen auf mich!«

Mick Barlow starrte ihn an. »Erzähl mir nicht, dass du den großen Goldklumpen gefunden hast?« Er blickte fragend zu Leo, und dieser nickte freudestrahlend.

»Oh doch, das habe ich«, prahlte Willie.

»Wie groß ist er?«, rief einer der Dorfbewohner.

»Ist er sechs Pfund schwer?«, fragte ein anderer.

»Viel schwerer«, erklärte Willie.

»Schwerer?«

»Zehn Pfund?«, fragte Mick.

»Gut vierzehn Pfund«, gab Willie stolz bekannt.

Im Pub brachen Applaus und lauter Jubel aus, und zwei Männer hoben Willie auf ihre Schultern.

Um sieben Uhr abends war Willie der betrunkenste Mann im ganzen Pub. Leo war zum Abendessen nach Hause gegangen, hatte aber versprochen, später noch einmal vorbeizukommen und nach dem Rechten zu sehen. Er hatte Willie angeboten, mit ihnen zu essen, ihn aber nicht von seinem Barhocker loseisen können. Mick bereitete Sandwiches zu, doch Willie war zu betrunken, um viel zu essen.

Nicht wenige der anderen Gäste hatten ebenfalls zu viel getrunken und gingen nach Hause oder legten sich in ihre Fahrzeuge, um ihren Rausch auszuschlafen, aber Willie wollte noch nicht aufhören. Tony Wilson und Jerry Baldock leisteten ihm Gesellschaft. Jerry war ehemaliger Minenarbeiter und glaubte nicht, dass es im Albert Goldfield noch große Goldstücke gab. Er hatte bereits mehrfach vorgeschlagen, Willie solle ihnen den gefundenen Goldklumpen vor dem Verkauf nach Broken Hill zeigen.

»Brauchst du etwa einen Beweis dafür, dass ich die Wahrheit sage?«, nuschelte Willie aufgebracht.

»Ich sage nicht, dass ihr lügt, Du und Leo. Aber ich habe beinahe zwanzig Jahre lang nach Gold geschürft und nie einen so großen Klumpen gefunden. Ich dachte, das Albert Goldfield wäre schon seit Jahren abgeräumt.«

»Dann hatte ich wohl richtiges Glück. Vielleicht hat Harrys Geist mich ja zu dem Gold geführt.«

Jerry sah ihn an, als zweifelte er an seinem Verstand.

»Ich weiß, das klingt verrückt, aber manchmal kam es mir so vor, als würde ich Harrys Stimme hören.«

»Harry war ein guter Kerl«, sagte Tony Wilson nostalgisch. Er war ehemaliger Jockey und hatte nach seinem Rückzug von der Rennbahn ein paar Jahre lang auf einer kleinen Farm Pferde gezüchtet. Als ihm die Dürren zu sehr zusetzten, zog er ins Dorf und eröffnete ein kleines Lederwarengeschäft, in dem er alles von Schuhen und Stiefeln über Sättel bis hin zu Jacken herstellte und verkaufte. Er hing wie Willie über der Theke, sein Bierbauch ruhte auf den Oberschenkeln.

»Er war der beste Freund, den man sich wünschen konnte«, fügte Willie bewegt hinzu.

»Ich würde trotzdem gerne einmal im Leben ein so großes Goldstück sehen«, beharrte Jerry. »Ist das so abwegig?«

»Ich denke nicht«, antwortete Willie verständnisvoll.

Tony nickte. »Ich würde es auch gern sehen.«

»Wenn Leo wieder hier ist, frage ich ihn, ob er es aus dem Tresor holt«, versprach Willie.

»Das macht er nicht«, wandte Mick ein. »Dafür ist er zu sehr auf Sicherheit bedacht.«

»In unserem Zustand könnten wir wohl kaum damit abhauen«, erwiderte Jerry scharf.

»Ein zweibeiniger Hund könnte schneller rennen als ihr, aber so ein großer Goldklumpen beinhaltet auch eine riesige Verantwortung«, sagte Mick.

»Vielleicht möchte jemand vom Argent Street Newspaper über dich berichten und ein Foto von dir und deinem Goldklumpen in der Zeitung veröffentlichen«, warf Tony ein. »Vielleicht sogar jemand von der Zeitung in Sydney. Du könntest berühmt werden, Willie.«

»Wenn das passiert, wird das ganze Gebiet wieder von Prospektoren überflutet, so wie in den 80er-Jahren«, sagte Jerry.

»Das wäre sicher gut fürs Geschäft«, erwiderte Mick nachdenklich. »Ich sollte mehr Bier bestellen.«

»Ich möchte nicht in die Zeitung«, erklärte Willie. »Ich will ein ruhiges Leben. Ich sage Leo gleich, dass er meinen Namen im Gespräch mit dem Goldhändler von Broken Hill nicht erwähnen und ihm auch nicht verraten soll, wo ich das Gold gefunden habe.«

»Er könnte dem Händler sagen, dass der Prospektor den Klumpen schon seit Jahren hat und immer nur darauf gewartet hat, dass der Goldpreis steigt. Dass er ihn jetzt nur verkauft, weil er das Geld braucht«, schlug Mick vor.

»Das ist eine sehr gute Idee«, stimmte Willie fröhlich zu. »Das gehört gefeiert – ich gebe noch eine Runde aus!«

Eine Stunde und drei Bier später spürte Willie den Alkohol nur allzu deutlich.

»Steht das Hotel immer noch zum Verkauf, Mick?«, nuschelte er.

»Ja. Ein paar Leute haben angefragt, aber bisher hat noch niemand ein Angebot gemacht.«

»Das überrascht mich nicht«, antwortete Willie gedankenlos.

»Was willst du damit sagen?«, fragte Mick ungehalten.

Willie sah sich um. »Es ist ein bisschen heruntergekommen.«

»Kaum hast du ein bisschen Geld in der Tasche, weißt du plötzlich alles besser, oder wie?«

»Ich wollte dich nicht verärgern, du hast dein Bestes gegeben. Aber du weißt genau, dass der Pub eine Renovierung vertragen könnte.«

»Er hat auf jeden Fall Potenzial, wenn die richtige Person ihn übernimmt.«

»Du würdest mehr Gewinn machen, wenn du Essen und Unterhaltung anbieten würdest. Damit würdest du diesen Idioten Barney Finnegan arbeitslos machen.«

»Barney ist in Ordnung«, protestierte Mick.

»Ach, hör doch auf«, widersprach Willie vehement.

Mick wusste, dass er nicht als Sieger aus dieser Diskussion hervorgehen konnte, denn Willie ließ nie ein gutes Haar an Barney. »Ich mag mein Essen ja nicht einmal selbst, da kann ich nicht von meinen Kunden erwarten, etwas zu essen, das ich gekocht habe. Außerdem muss ich doch das Bier zapfen. Und was die Unterhaltung angeht: Wo soll ich die in Corner Country herbekommen?«

»So schwierig wäre es sicher nicht, in diesem Dorf jemanden zu finden, der ein paar Steaks braten kann. Und es gibt hier bestimmt auch irgendwo ein bislang unentdecktes Unterhaltungstalent.«

»Ich kann singen«, lallte Jerry und stimmte God Save the Queen an. Als er versuchte, dabei aufzustehen, fiel er beinahe vom Stuhl.

»Um Himmels willen, halt die Klappe, Jerry«, sagte Mick. »Niemand möchte hören, wie du krächzt wie ein Kakadu. Und Willie, versuch du doch mal, einen Pub zu führen. So einfach ist das nicht.« Mick verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich weiß zumindest, dass es auch nicht so schwer ist.«

»Und woher willst du das wissen?«, fragte Mick skeptisch.

»Meine Schwester führt sehr erfolgreich ein Hotel, im Lake District in Cumbria, ich bin schon oft bei ihr gewesen und habe ihr geholfen.«

»Das macht dich noch lange nicht zu einem Experten«, gab Mick zurück.

»Ich habe nie gesagt, dass ich ein Experte bin, aber ich würde es besser machen als du.«

»Meinst du?«

»Ja, das meine ich«, sagte Willie.

»Beweis es. Lass deiner großen Klappe Taten folgen und kauf mir den Pub ab«, forderte Mick ihn heraus. Normalerweise ignorierte er das Gefasel Betrunkener, aber er war selbst nicht mehr nüchtern und nicht in der Verfassung für Nachsicht.

»Einverstanden«, sagte Willie mit trübem Blick. »Über welchen Preis reden wir?«

»Dreieinhalbtausend Pfund, und das ist ein gutes Angebot, wenn du es ernst meinst.«

Willie blinzelte. Ihm war bewusst, dass Jerry und Tony ihrem Austausch interessiert folgten. Er könnte es sich leisten, aber warum sollte er den vollen Preis bezahlen, wenn sonst niemand das Hotel kaufen wollte? »Dreitausend, und ich schlag ein«, erwiderte er.

Mick dachte einen Moment darüber nach. »Dreitausenddreihundert.«

»Dreitausendzweihundert«, bot Willie. »Das ist mein letztes Angebot.«

»Abgemacht.« Mick streckte den Arm über die Theke und hielt Willie die Hand hin.

Willie blinzelte erneut überrascht, nahm aber die angebotene Hand und schüttelte sie.

»Wenn das nicht nur heiße Luft ist, dann gib mir eine Anzahlung, und das Tibooburra Hotel gehört ab sofort dir«, sagte Mick, obwohl er erwartete, dass Willie einen Rückzieher machen würde.

Willie zog fünfzig Pfund aus der Tasche und legte sie auf die Theke. »Reicht das?«

Mick nickte und kramte hinter der Theke Papier und Stift hervor. Er schrieb einen Schuldschein mit der Gesamtsumme des Verkaufs und notierte die Anzahlung. Willie unterschrieb.

In diesem Moment betrat Leo den Pub. Er spürte sofort die Spannung in der Luft.

»Was machst du da, Willie?«, fragte er besorgt.

»Er hat gerade einen Pub gekauft«, rief Mick. »Glückwunsch, Willie.«

»Was?« Leo war entsetzt. »Das ist doch wohl nicht euer Ernst!« Er bemerkte Willies blutunterlaufenen Augen und die fahrigen Bewegungen und hatte Schuldgefühle, ihn zu lange allein gelassen zu haben.

»Das ist mein voller Ernst«, erklärte Willie.

»Aber jetzt guck doch mal, wie es dir geht! Du solltest in diesem Zustand keine wichtigen Entscheidungen fällen.« Er sah Mick vorwurfsvoll an. »Du kannst einen betrunkenen Gast doch nicht ausnutzen, das ist unverantwortlich.«

»Er weiß, was er tut, stimmt’s, Willie?«

»Um Himmels willen!«, rief Leo. »Du bist ja auch betrunken. Dieser Handel kann nicht rechtskräftig sein.«

»Ist er aber.« Mick klatschte den Schuldschein auf die Theke.

»Mensch, Willie, was hast du gemacht?«, fragte Leo, als er dessen Unterschrift darauf sah.

Willie stand auf, legte Leo den Arm um die Schultern und stützte sich schwer auf ihn. »Ich weiß sehr gut, was ich tue, Leo. Meine Schwester leitet ein Hotel.«

Leo sah ihn mitfühlend an.

»Ich kann nicht nach Hause fahren, Leo«, fügte Willie leiser mit kummervoller Stimme hinzu. »Nicht ohne Harry. Und ich möchte nicht mehr Gold schürfen.«

»Aber den Pub hättest du trotzdem nicht kaufen müssen.«

»Es ist eine Herausforderung. Und ich kann hierbleiben, bei all meinen Freunden.« Ein Funkeln trat in seine Augen. »Und ich kann so viel Bier trinken, wie ich will – umsonst«, fügte er lachend hinzu.

Leo schüttelte den Kopf. »Du wirst den gesamten Gewinn versaufen.«

»Du kannst ja ein Auge auf mich haben«, schlug Willie vor.

Er wankte zur Tür, die zur Außentoilette führte, und Leo nahm sich Mick vor.

»Du weißt doch, dass Willie neben der Spur ist, seit er seinen besten Freund verloren hat, Mick. Er kann gerade nicht klar denken. Ich habe Angst, dass er morgen aufwacht und bereut, diesen Pub gekauft zu haben.«

»Er wirkt doch zufrieden mit der Entscheidung«, verteidigte sich Mick. Er wusste, dass sein Vorgehen egoistisch war, aber er freute sich darauf, aus Tibooburra herauszukommen.

»Kannst du ihm nicht ein bisschen Bedenkzeit geben, zumindest ein paar Stunden? Das wäre schon bei einer nüchternen Person angemessen, von jemandem, der so betrunken ist wie Willie ganz zu schweigen.«

Mick blickte Leo aus trüben Augen an. »An was für einen Zeitraum denkst du?« Er würde schrecklich enttäuscht sein, falls Willie seine Meinung änderte, aber tief im Inneren wusste er, dass er ihm Bedenkzeit geben musste.

»Wie wäre es bis morgen Mittag?«

»In Ordnung, das ist fair«, stimmte Mick zu.

Nach seiner Rückkehr erzählten sie Willie von der Bedenkzeit.

»Ich werde mich nicht umentscheiden«, murmelte Willie schläfrig.

Leo war klar, dass er gegen eine Wand redete, und noch dazu war er sich nicht sicher, wie viel Willie am nächsten Tag noch von ihrem Gespräch wissen würde. Er würde ihn am frühen Morgen daran erinnern.

»Vielleicht solltest du dich eine Weile ausruhen, Willie«, schlug er vor.

»Ich brauche frische Luft.« Willie lief zur Vordertür.

»Du fährst heute Nacht doch nicht zum Lager zurück, oder?«, fragte Leo besorgt.

»Nee, ich leg mich nur in mein Auto«, rief er über die Schulter zurück.

Als Leo zehn Minuten einen Blick in den Wagen warf, schlief Willie tief und fest.

Am Sonntag öffneten Leo und Fo den Corner Store vor dem Kirchgang am Morgen für eine Stunde. Nachdem sie alles vorbereitet hatten, kümmerte Flo sich um die Kunden, während Leo nach Willie sah. Doch sein Wagen war fort. Leo war zutiefst enttäuscht und machte sich Sorgen. Hoffentlich war Willie ausgenüchtert genug, um zu seinem Lager zu fahren. Er fragte sich, ob Willie sich wohl daran erinnerte, den Pub gekauft zu haben – und ob er überhaupt die Möglichkeit bekommen würde, seine Meinung zu ändern.

Kapitel 4

März 1939

Willie stand auf dem Balkon über dem Pub und wollte gerade zu Bett gehen, als er das Leuchten von Nellies Lagerfeuer bemerkte. Er lächelte. Wenn Nellie in der Gegend war, schlug sie ihr Lager immer hinter der Windmühle auf, die Wasser ins Dorf pumpte. Jeden Abend hielt er nach dem Feuerschein Ausschau, denn wenn Nellie da war, würde er auch Kate wiedersehen können. Es war fast Mitternacht, sein kleines Mädchen schlief wahrscheinlich schon, aber morgen würde er direkt nach Sonnenaufgang das Dorf verlassen und ein wenig Zeit mit ihr verbringen.

Willie fand es erstaunlich, wie schnell die Zeit verging. Seine Tochter war jetzt schon zweieinhalb Jahre alt und sehr aufgeweckt. Sie war gefährlich neugierig und unerschrocken, und er machte sich wegen Nellies Lebensweise ständig Sorgen um sie. Er hatte sogar schon darüber nachgedacht, Nellie zu heiraten, damit Kate ein Zuhause hätte, in dem er ein Auge auf sie haben könnte, aber er wusste auch, dass das nicht gut gehen würde. Zum einen konnte Nellie nicht sesshaft sein, sie würde nicht ohne ihre Buschwanderungen leben können. Zum anderen würde er von der Dorfgemeinschaft dafür geächtet werden, eine Aborigine zur Frau zu haben. Die Aborigines wurden im Dorf nicht gut behandelt, und er ertrug die Vorstellung nicht, dass Nellie und Kate offen verhöhnt werden könnten. Und es wäre sicher schlecht fürs Geschäft, wenn bekannt würde, dass er Vater eines Aborigine-Kindes war, vermutlich würde er deswegen sogar in die eine und andere Prügelei geraten. Voller Unbehagen dachte er an das, was seine Gäste im Pub erzählt hatten: Die Regierung sammelte verstärkt Aborigine-Kinder auf, nahm sie ihren Müttern weg und steckte sie in Waisenhäuser. Das geschah schon seit einigen Jahren überall im Land, aber es hieß, dass in letzter Zeit auch einige abgelegene Orte in New South Wales aufgesucht worden waren. Die Regierungsbeamten waren vor allem darauf aus, Kinder gemischter Herkunft zu finden und sie in die weiße Gesellschaft zu integrieren. Willie hatte Angst, dass sie Kate mitnehmen würden und er sie nie wiedersähe. Er hatte schon mit Nellie darüber gesprochen. Sie hatte ebenfalls Angst, glaubte aber, Kate schützen zu können.

»Jedes Mal, wenn ich sie sehe, ist sie schon wieder gewachsen«, sagte er am nächsten Morgen zu Nellie, als er Kate zur Begrüßung hochhob und auf die Wangen küsste. Wie immer bemerkte er beunruhigt, dass sie keine Schuhe trug, und war verwundert über die harte Haut an ihren winzigen Fußsohlen. Aber Nellie hielt Schuhe nicht für nötig, und in Tibooburra konnte er ohnehin keine Schuhe für sie kaufen, ohne dass ihm Fragen gestellt würden.

Kate brabbelte etwas auf Wadigali. Willie hatte ihr ein paar einfache Wörter und seinen Namen auf Englisch beigebracht und hätte es schön gefunden, Daddy von ihr genannt zu werden, hatte aber Angst, dass jemand das mitbekommen könnte. Darüber hinaus sprach sie kein Englisch, und Willie fand es schade, dass sie so wenig von ihren europäischen Wurzeln mitbekam.

»Kannst du Kate nicht ein wenig Englisch beibringen«, bat er Nellie, die sich gut auf Englisch verständigen konnte.

»Sie immer nur mit Aborigines sprechen.«

»Ich weiß, aber ich möchte mich mit ihr unterhalten können.«

»Du Kadee Englisch beibringen.«

Das wollte Willie nur zu gerne. Nicht allein seinetwegen, sondern auch wegen Madge. Er dachte oft an seine Schwester und vermisste sie sehr. Mehrmals im Jahr erhielt er Briefe von Madge und Trevor, auch wenn er selbst nicht so oft schrieb. Dabei hätte er ihr gerne von seinem wundervollen kleinen Mädchen erzählt, konnte sich aber nicht dazu durchringen, das in einem Brief zu tun. Madge würde zweifellos Fragen stellen, und denen wollte er lieber persönlich begegnen. In ihm war in den letzten Wochen die Idee gereift, mit Kate nach England zu reisen und sie Madge und Trevor vorzustellen.

»Nellie, ich möchte, dass Kate meine Familie irgendwann kennenlernt«, sagte er jetzt zögerlich. Er war sich nicht sicher, wie Nellie dazu stand. Aber die Reise war heutzutage nicht mehr so kompliziert, man konnte mit Qantas Airlines von Sydney nach Singapur und von dort aus mit Imperial Airlines den Rest des Weges bewältigen. Das würde mit dem Flugzeug zwar mehrere Tage dauern, und sie müssten oft umsteigen, trotzdem wären sie wesentlich schneller als mit dem Schiff.

»Ja. Idee gut«, sagte Nellie unerwartet.

Willie musterte sie überrascht. »Meine Schwester lebt weit weg, in England. Wir müssten über das Meer«, erklärte er. »Wir müssten mit dem Flugzeug fliegen.«

»Du Kadee wieder nach Hause bringen.« Offenbar hatten die Worte »über das Meer« für Nellie keine Bedeutung. Sie hatte ihr ganzes Leben in Mittelaustralien verbracht und das Meer noch nie gesehen.

»Natürlich. Ich muss ja den Pub betreiben, wir wären in ein paar Wochen wieder da.«

Nellie nickte und wechselte das Thema. Willie war erleichtert, dass Nellie seiner Idee zustimmte, und fest entschlossen, sie in die Tat umzusetzen. Er würde ihre Unterschrift brauchen, um Kate einen Reisepass zu besorgen, aber dafür musste er erst einmal die nötigen Dokumente beschaffen.

Noch bevor er am nächsten Morgen den Pub öffnete, rief er bei einer Reiseagentur in Broken Hill an. Die Mitarbeiterin, Mrs Hershell, war sehr hilfsbereit und wusste zu berichten, dass er Kate aufgrund ihres jungen Alters mit der Erlaubnis der Mutter in seinen Pass mit aufnehmen konnte.

Bluey Marshall, der ebenfalls in Tibooburra wohnte, hatte in Goondiwindi zehn Jahre lang das Queensland Hotel geführt. Wenn viel zu tun war, half er Willie manchmal. Willie fragte ihn, ob er den Pub ein paar Wochen für ihn führen könnte, und Bluey sagte sofort zu. Er wollte ebenfalls nach England fahren, allerdings erst Anfang August, sodass dies eine gute und zudem die einzige Gelegenheit für Willie war, Madge mit Kate zu besuchen.

Am selben Abend stattete er Nellie erneut einen Besuch ab, um sicherzugehen, dass sie ihm die Erlaubnis dazu erteilte. Doch sie sagte dazu nur, dass es gut sei, die Familie zu sehen, auch wenn sie »an anderem Ort« war, wie sie es nannte. Vermutlich wähnte sie sie einfach in einem anderen, weiter entfernten Teil von Australien. Nellie war die Familie sehr wichtig, das wusste Willie spätestens jetzt. Sie war ohne Vater aufgewachsen, aber das war nicht schlimm, weil in ihrem Clan jeder nach dem anderen schaute, egal, ob blutsverwandt oder nicht. Nach ihrem Gespräch hatte Willie keinerlei Schuldgefühle mehr, Kate mit zu seiner Familie nehmen zu wollen. Er war stolz auf seine Tochter, auch wenn er zu feige war, in Tibooburra zu ihr zu stehen. Trotzdem wollte er, dass seine Familie sie kennenlernte, als seine Tochter.

Er machte sich an die Reiseplanung und das Erledigen des Papierkrams. Flo, die den Umschlag mit dem Reisepass darin frankierte, erzählte er, dieser solle lediglich erneuert werden. Wochen später wartete er nur noch ungeduldig auf das Eintreffen seines Reisepasses aus Canberra, mit Kates Namen darin. Dann, als er ihn endlich in den Händen hielt, rief er erneut Mrs Hershell in der Agentur in Broken Hill an und buchte die Reise nach England. Alle im Dorf waren darüber informiert, dass er nach England fahren würde, aber keinem war bekannt, dass er seine Tochter mitnahm.

Mai 1939

Endlich war der Tag der Abreise gekommen. Am frühen Morgen lud Willie seinen Koffer ins Auto und machte sich dann auf den Weg zu Nellies Lager. Er war nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn er Kate tatsächlich mitnahm, und fürchtete, dass sie ihre Meinung dann vielleicht ändern könnte, doch sie schien recht unbekümmert. Nach einer kurzen herzlichen Verabschiedung machten Willie und Kate sich auf den Weg. Zunächst ging es mehr als zweihundert Meilen über staubige Straßen nach Broken Hill. Die fünfstündige Fahrt war anstrengend, obwohl in Australien gerade Spätherbst und es daher nicht allzu heiß war. Kate genoss ihre erste Fahrt in einem Auto und beobachtete fasziniert die vorüberziehende Landschaft. Gegen Mittag hielt sie auf dem Sitz ein Nickerchen. Willie legte immer wieder eine Pause ein, damit sie sich die Beine vertreten konnten, und zwischendurch genossen sie, zu Kates großer Freude, Sandwiches und Getränke.