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Aus allen Herren Länder wurden Steine gesammelt und im Steingarten angeordnet. Durch einen Blitzeinschlag erwachen die Steine zum Leben und sofort in einen Streit darüber, wer wohl ihr Anführer sein soll. Ein böser Maulwurf profitiert davon und lässt sie alle verschwinden. Die Maus Luzie und der Munk wollen helfen. Wird es ihnen gelingen? Für ein paar Kuscheltiere verkauft Klara ihren Opa. Nun erst merkt sie, wie sehr sie ihn vermisst, und will ihn wieder den Händen des bösen Mannes entreißen. Aber das wird nicht so einfach, und Klara erkennt den Wert von Liebe und Freundschaft.
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Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Horst Schultze, geb. am 04. Juli 1951 in Brandenburg an der Havel. Erlernte Berufe sind Fachkrankenpfleger und Rettungsassistent. Neben der Schriftstellerei (vier Kinderbücher) runden zahlreiche Hobbys seinen „Unruhestand“ ab: unter anderem als Geiger in zwei Orchestern und Sänger in einem Männerchor. Gärtnern und Wanderungen oder Radtouren im geliebten Havelland, aber auch Filmen und Fotografieren. Das vorliegende Buch ist sein drittes Kinderbuch.
Olga Gul, geb. am 26. Juli 1986 in St. Petersburg, wohnt jetzt in Berlin. Sie verfügt über ein abgeschlossenes Journalistikstudium (Bachelor) in St. Petersburg. Zurzeit studiert sie in Berlin Grafikdesign und besucht Malschulen. Hobbys wie Malen, Zeichnen, Lesen und Reisen vervollständigen ihr Leben.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
BILDERVERZEICHNIS
Die Arbeit war getan. Da lagen sie nun: mal ordentlich, mal wahllos durcheinander angeordnet, alle Steine, die Johannes, sein Onkel Horst, Tante Eva und Sven immer und überall gesammelt hatten. Sie lagen jetzt im Garten seines Onkels, und Tante Eva hatte daraus einen Steingarten gemacht. Sie hatte davon richtig Ahnung, denn sie war ja Gärtnerin. Da wuchsen auch viele verschiedene Pflanzen. Manchmal hatten sie ganz seltsame und komische Namen wie Walddickblatt, Iberis, Steinbrechblumen oder Leberbalsam. Einige von ihnen kannte Johannes schon, aber bei anderen hatte Tante Eva den lateinischen Namen genannt, und damit konnte er überhaupt nichts anfangen. So sagte sie: „Das ist eine Saxifraga x apiculata und das ist Ramonda myconi.“
Johannes zog dann den Kopf ein und verstand gar nichts. Alpenaster oder Grasnelke kannte er dagegen gut. Die gefielen ihm auch besser, weil sie schöner blühten.
Und nun aber erst die Steine. Die gefielen dem Jungen am besten. Da gab es Kalksteine, Kalktuff und Travertinen. Sandstein, Basalt, Granit, Schiefer und Porphyr. Alle hatten unterschiedliche Farben, und manche glitzerten ganz prächtig. „Da ist Glimmer drin“, hatte Onkel Horst gesagt.
Johannes konnte sich am fertigen Steingarten nicht satt sehen, und das Farbenspiel der Steine und Pflanzen in der warmen Mittagssonne begeisterte ihn. Er hatte eine kleine Gießkanne in der Hand. Die Pflanzen standen noch nicht sehr lange im Steingarten, und damit sie schön anwuchsen, brauchten sie regelmäßig Wasser. „Aber nicht so viel und schön vorsichtig gießen, damit die Erde nicht weggespült wird“, hatte Tante Eva gesagt. Johannes goss auch ganz vorsichtig. Die Pflanzen sollten doch so richtig schön anwachsen und blühen. Das Anlegen des Steingartens hatte viel Arbeit gemacht. Er hatte fleißig mitgeholfen, wenn er bei Onkel Horst zu Besuch war. Da waren sie alle zusammen beschäftigt, die Arbeit machte Spaß und ging ihnen so ganz leicht von der Hand.
Nun stand er vor dem fertigen Steingarten und erfreute sich daran. Es sah aber auch alles wunderschön aus und die Pflanzen waren schon ein kleines Stück gewachsen. Bei der Pflege war das auch gar kein Wunder. Johannes bückte sich und zog eine kleine Unkrautpflanze raus. Dann goss er noch einmal über alle Pflanzen. So, nun war er aber wirklich fertig. Er nahm sich einen Gartenstuhl und setzte sich hin.
Da rief Tante Eva auch schon zum Mittagessen. Heute gab es Makkaroni mit Tomatensoße. Und die wollte er sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Die aß er für sein Leben gern. Tante Eva brachte das Mittagessen raus, und sie aßen im Garten. Das war immer wunderbar. Da konnte er beim Essen über den ganzen Garten schauen. Und die Luft war wunderschön warm, und die Sonne kitzelte ihn an der Nase. Die Vögel sangen, und die Schmetterlinge flogen umher. Am Schmetterlingsbaum war besonders viel Betrieb. Kein Wunder, denn er hatte seinen Namen ja nicht umsonst bekommen.
Der Steingarten war nun fertig angelegt
Gedankenverloren schaute Johannes umher und kaute seine Makkaroni. „Dir schmeckt es wohl heute nicht?“ fragte Tante Eva. „Du kaust und kaust und guckst in die Welt, als ob dir die Petersilie verhagelt wäre. Oder wirst du etwa krank? Das wäre ja bei dem schönen Wetter nicht so gut.“
„Doch, es schmeckt ganz prima. Ich schaue mir aber den Garten an und da bin ich beim Beobachten der Schmetterlinge ins Träumen gekommen. Sieh mal, da sitzt gerade ein Tagpfauenauge auf unseren Glimmerstein. Sieht das nicht toll aus? Unser Steingarten ist wirklich wunderschön“, antwortete Johannes.
„Du hast Recht, mein Junge“, sagte Tante Eva. „Nun iss aber erst mal auf, und dann kannst du weiter träumen. Ich will noch alles aufräumen, und dann muss ich in die Stadt fahren. Es wird so langsam Zeit.“
Nun war Johannes aber richtig satt. Er nahm sich wieder seinen Gartenstuhl und setzte sich in die Sonne. Sein Bauch war von den vielen Makkaroni richtig kugelrund, und er ließ ihn sich von der Sonne bescheinen.
Johannes fühlte sich unsagbar wohl. Er war wieder mal zu Besuch bei seinem Onkel. Hier war es immer wunderschön, und er hatte im Garten oder im Wald oder im gemeinsamen Urlaub schon viele unglaubliche Abenteuer erlebt. Gerade hier passierten ihm immer wieder die seltsamsten Abenteuer. Entweder wenn er alleine war, oder er erlebte sie mit seinem Onkel zusammen. Manchmal waren sie so unglaublich, dass Johannes später meinte, er habe alles nur geträumt. Doch sie waren ihm wirklich passiert. Egal, wie auch immer, jedenfalls war es immer toll bei Onkel Horst, Tante Eva und Sven.
Sein Blick fiel wieder auf den Steingarten. Die Blumen wiegten sich sanft im Sommerwind, und die Steine glitzerten in der Sonne. Es waren große und kleine Steine, schwarze, weiße und bunte. Und das Tollste war, sie waren fast alle von Onkel Horst oder ihm selbst gesammelt worden. Und nicht nur hier in der Umgebung. Nein, sie kamen aus allen Himmelsrichtungen und den verschiedensten Ländern und Landschaften. Immer, wenn sie unterwegs oder im Urlaub waren, brachten sie einige Steine mit. Der eine braune Stein war gerade so groß wie seine Faust und ganz glatt. Den hatten sie beim Bohren eines neuen Brunnens im Garten in sieben Meter Tiefe gefunden. Wie lange der dort wohl schon gelegen hatte? Den anderen hatte Sven vom Atlantik mitgebracht. Er war auch faustgroß und schneeweiß. Wie mag der wohl an die Küste gekommen sein? Da gab es Steine aus dem Harz und aus Thüringen. Wieder andere kamen von sehr weit her. Sogar aus Norwegen waren welche dabei und vom Nordkap, aus Schweden und dem Weihnachtsmannland in Finnland. Die meisten waren aber aus den Alpen und den Dolomiten. Manche waren aus 4000 Meter Höhe.
Es waren nicht nur sehr große und schöne Steine darunter, sondern auch solche, die sie einfach nur so mitgebracht hatten. Über den grauen und scharfkantigen Stein war Johannes mal beim Wandern gestolpert und hatte sich seinen großen Zeh ganz fürchterlich gestoßen. Der Zeh war blau und dick geworden und tat lange weh. Den musste er natürlich auch mitnehmen. Obwohl er nur unscheinbar und grau war. An den anderen Stein, den schwarzen mit den vielen Zacken, hatte sich Sven mal seine Hose zerrissen. Er wollte für Johannes im Wald Himbeeren pflücken und hatte den Stein, der im Gras lag, einfach nicht gesehen. Und die Hose war noch fast neu gewesen. Tante Eva hatte ganz schön mit Sven geschimpft, weil er nicht besser aufgepasst hatte. Dabei wollte er nur für ihn Himbeeren pflücken. Die waren so schön süß, und Johannes traute sich nicht an die Himbeersträucher ran, weil sie so schrecklich pikten. Dieser Stein musste also auch mit. Schon deshalb, damit er anderen Leuten nicht mehr die Hosen zerrissen konnte. Den gelblichen dort hinten hatte er mal eine sehr lange Bergwiese runter gekullert. Einfach nur so. Als sie dann aber nach langer Wanderung unten an der Berghangwiese vorbeikamen, lag derselbe Stein mitten auf dem Weg. Er lag da und Johannes staunte, dass er zweimal denselben Stein gefunden hatte. Das hatte sicher was zu bedeuten. Tante Eva meinte zwar das sei alles Quatsch, aber vorsichtshalber nahm er ihn doch lieber mit. Man konnte ja nie wissen. Noch andere wieder hatten sie nur so mitgenommen, weil sie ja Steine für den Steingarten brauchten. Die hatten also gar keine Bedeutung und Johannes wusste auch nicht mehr, woher sie waren. Doch bei vielen wusste er es noch.
Es waren Steine von überall her: aus einem Vulkan, aus 4000 m Höhe, aus einem Brunnenschacht, aus dem tiefen Meer usw.
Da gab es also Steine, die von sehr weit her waren. Steine aus großer Höhe. Farblich schöne Steine oder welche, die eine besonders schöne Form hatten. Dann wieder die, mit denen Johannes irgendwas erlebt hatte. Und dann eben noch die unbedeutenden. Er nannte sie Lückenschließersteine.
Sie alle waren mit im Steingarten zusammen verarbeitet worden. Mit der Blumenbepflanzung bildeten sie im Garten einen ganz besonders prächtigen Blickfang, und jeder bewunderte den Steingarten. Johannes erzählte jedem die Geschichte der Steine, und war sehr stolz darauf.
Tante Eva hatte ihm den Sonnenschirm aufgestellt, damit er keinen Sonnenbrand bekommt. Nun war der Junge doch tatsächlich darunter auf seiner Gartenliege eingeschlafen. Und das war gar nicht so schlecht. Mittagsschlaf hatte er zwar schon lange nicht mehr gemacht ˗ das war ja eigentlich auch nur was für kleine Kinder ˗ aber heute war es ganz gut. Am Abend wollten sie noch ins Kino gehen. Da gab es den neuesten Trickfilm. Und Onkel Horst hatte ihm den Kinobesuch ganz fest versprochen. Morgen früh wollten sie dann eine Radtour machen. Schon ganz früh los. Da war es gut, dass er schon etwas vorschlief. Dann war er doch morgen bestens ausgeschlafen und für die Radtour frisch und munter.
Also schlief Johannes unter dem Sonnenschirm und hatte ein sehr zufriedenes Gesicht. Er fühlte sich pudelwohl.
Am nächsten Morgen ging es auch wirklich schon früh los. Er fuhr gemeinsam mit seinem Onkel. Früher saß er immer auf den Kindersattel. Nun war er aber schon groß, hatte ein eigenes Rad und konnte prima Rad fahren.
Die Fahrräder hatten sie schön sauber geputzt und alle wichtigen Teile überprüft. Klingel, Licht und Bremse funktionierten und die Kette war geölt. Da Johannes schon zur Schule ging, kannte er auch schon die wichtigsten Verkehrsvorschriften. Das war wichtig, denn auch als Radfahrer muss man sich nach den Vorschriften richten. Sonst kann es schnell zu einem schweren Unfall kommen. Und Johannes wollte nicht schuld an einem Verkehrsunfall sein.
Für unterwegs hatte ihnen Tante Eva etwas zu essen und zu trinken eingepackt. Das alles lag in einem Korb. Onkel Horst nannte ihn „Fresskorb“. Dieser Korb stand nun auf dem Gepäckträger des Rades, und sie waren zur Abfahrt bereit.
Wohin sie fahren wollte, wusste Johannes noch nicht. Auch sein Onkel hatte noch nichts über das Ziel ihrer Fahrt gesagt. Sie waren ja schon sehr oft mit dem Rad im Wald unterwegs gewesen und Johannes kannte fast alle Stellen im Wald ˗ die nahen und auch die weiteren. Da war es schwer, immer wieder etwas Neues zu entdecken. Doch das musste man eigentlich auch gar nicht. Überall war es schön. Und auch nur das Fahren machte ihm immer sehr viel Spaß. Zu sehen oder zu beobachten gab es immer etwas. Überall. Man musste nur gut aufpassen und seine Augen und Ohren offen halten. Und vor allem keinen Lärm machen. Dann konnte man manchmal sogar sonst scheue Tiere beobachten. Das war jedes Mal ganz interessant.
Für heute hatten sie sich jedenfalls kein bestimmtes Ziel ausgesucht. Sie fuhren einfach ins Blaue.
„Tschüss Tante Eva, tschüss Sven!“ rief Johannes, und dann ging es los. Bis zum Wald war es nicht weit. Nur fünf Minuten, und dann waren sie schon da.
Wie auch sonst immer, so war es auch heute wieder im Wald ganz herrlich. Es war ja noch ziemlich früh, und die Vögel zwitscherten noch ihre Morgenlieder. Die Sonne schien auch noch nicht so warm, und so machte das Fahren wieder mal so richtig Spaß. Johannes hatte sich vorsichtshalber noch eine dünne Jacke übergezogen. Aber die konnte er sicher schon bald ausziehen. Die Sonne stieg schnell höher und wärmte nun doch schon ganz schön. Aber im dicht belaubten Wald, wo die Sonne mit ihren Strahlen nicht durch das Blätterdach der Bäume dringen konnte, war es angenehm frisch. Und es roch herrlich nach Wald: nach Harz, Laub und Pilzen. Es war eine wunderbare, samtweiche Luft, und Johannes atmete kräftig ein, um seine Lungen mit frischer Luft zu füllen. Dabei trat er kräftig in die Pedalen. Es ging kreuz und quer, immer der Nase nach. Johannes hielt nach Tieren Ausschau. Aber außer einem Reh hatte er noch nichts entdecken können. Das hatte sich wohl bei seinem Frühstück verspätet und war, als es die beiden Radfahrer bemerkte, schnell im dichten Wald verschwunden.
„He Reh!“ rief Johannes. „Bleib stehen, wir tun dir doch nichts.“ Aber das Reh hörte es nicht oder traute dem Frieden doch nicht so recht. Mit ein paar weiten Sprüngen war es schnell verschwunden.
„Schade“, dachte Johannes. „Ich hätte es gerne beim Fressen beobachtet.“ Aber da half nun alles nichts. Und so fuhren sie weiter.
Nun war es aber doch schon richtig warm geworden, und Johannes wollte seine Jacke ausziehen.
„Onkel Horst, halt mal bitte an!“ rief er. „Mir ist warm, und ich habe Durst. Außerdem wird es Zeit, dass wir unseren Korb mal durchsuchen.“
„Hast du etwa schon Hunger? Wir sind doch noch gar nicht so lange unterwegs. Unser Vorrat muss bis heute Abend reichen. Wenn du ihn jetzt schon aufisst, haben wir nachher nichts mehr. Du bist ja ein richtiger kleiner Fresssack“, sagte Onkel Horst.
„Frische Luft und Bewegung machen eben Appetit. Und dann will ich ja noch nichts essen. Nur mal nachsehen, was Tante Eva eingepackt hat. Da ist bestimmt wieder was Leckeres drin“, antwortete Johannes.
Sie hielten an und Johannes zog seine Jacke aus. Dann machte er sich über den Korb her. Na klar! Da waren wieder die schönsten Sachen eingepackt. Tante Eva dachte wirklich an alles. Johannes lief das Wasser im Mund zusammen. Aber essen wollte er nun doch noch nichts. Höchstens den kleinen Schokoriegel. Aber trinken musste er. Er hatte ordentlich Durst bekommen. Als er das noch kühle Wasser trank, konnte man es beinahe in seinem Mund zischen hören. Das tat sehr gut. Sein Onkel nahm auch einen kleinen Schluck. Dann packten sie alles ordentlich wieder ein, und Johannes schaute fragend seinen Onkel an.
„Wo fahren wir denn nun lang?“ fragte Johannes.
„Einfach nur immer der Nase nach. Wohin du willst. Irgendwo werden wir schon ankommen. Schön ist es doch überall. Lasse uns einfach nur so dahinfahren“, antwortete sein Onkel.
„Also dann weiter. Ich fahre vorneweg und bestimme, wo es lang geht. Du hast Recht: es ist überall schön“, sagte Johannes.
Und so fuhren sie weiter. Bald kamen sie an eine große Waldlichtung. Da, ganz hinten am Waldrand grasten ein paar Rehe. Nun konnten sie doch noch die Tiere beim Fressen beobachten. Sie verhielten sich ganz still und leise. Johannes prüfte, woher der Wind kam, und stellte fest, er kam ihnen entgegen. So konnten sie die Rehe nicht so leicht bemerken. Nach einer Weile fuhren sie dann weiter. Die Rehe waren wohl satt und zogen sich in den kühleren Wald zurück. Sie kamen an einem kleinen Waldteich vorbei. Die Frösche probten gerade für ihren Abendgesang. Aber nach einem richtigen Froschkonzert hörte sich das Ganze noch nicht an. Da mussten sie doch noch etwas üben. Vielleicht hielten auch ein paar Frösche gerade Mittagsschlaf, und nur die ganz unentwegten quakten? Die Seerosen wiegten dazu ganz leicht im sanften Wellenschlag.
„Das sieht aber schön aus“, sagte Johannes. Er war ganz still.
Onkel Horst freute sich, dass das dem Jungen so gut gefiel. Es war aber auch ein wunderschöner Anblick.
Plötzlich hörten sie von weitem laute Geräusche. Es hörte sich wie eine Kettensäge an. Und richtig. Als sie näher kamen sahen sie, wie Waldarbeiter mit dem Fällen von Bäumen beschäftigt waren. Das gefiel Johannes nun gar nicht. Sein Gesicht verdüsterte sich.
„Warum müssen die denn die schönen großen alten Bäume umsägen? Die sehen doch so schön aus und sind nicht krank?“ fragte er. „Es dauert wieder so viele Jahre bis neue nachgewachsen sind. Und außerdem sind Bäume sehr nützlich. Sie sorgen für frische Luft.“
Sein Onkel erklärte es ihm: „Ich finde es auch schade, dass Bäume gefällt werden. Aber Holz wird gebraucht. Du weißt, wie viele verschiedene Dinge aus Holz gemacht werden. Holz ist ein sehr wichtiger Rohstoff und wird dringend gebraucht. Und solange man gleich wieder neue Bäume nachpflanzt und nicht gleich alle fällt, solange geht es noch. Sei nicht traurig. Wenn du in 100 Jahren hier wieder vorbei fährst, wirst du staunen, was aus den winzigen Stecklingen für große und starke Bäume geworden sind.“
Beide mussten plötzlich lachen als sie sich vorstellten, wie Johannes, wenn er über 100 Jahre alt ist, hier mit dem Rad lang fährt.
Sie sahen den Waldarbeitern aus sicherer Entfernung noch eine Weile zu. Dann fuhren sie weiter.
Nun war es aber doch schon fast Nachmittag geworden, und beide hatten Hunger. An einer Bank mit Tisch wurde gegessen. Es schmeckte herrlich in der frischen Waldluft. Sie langten tüchtig zu, und bald waren die Vorräte bis auf ein paar Reste aufgegessen.
Eine kleine Weile ruhten sie noch aus. Dann wollte Johannes weiter fahren. Er wollte noch viel mehr sehen. So hieß es dann wieder aufsteigen und in die Pedalen treten. Nach dem kräftigen Essen ging das Fahren gleich noch mal so gut.
Sie machten sich nun so ganz allmählich auf den Heimweg. Die Sonne neigte sich auch schon langsam aber sicher dem Horizont entgegen. Es war ja aber auch nicht mehr weit bis nach Hause.
Der Weg wurde schmaler und war mit Gras bewachsen. Johannes musste ordentlich aufpassen, dass er nicht vom Weg ab kam. Er konzentrierte sich ganz auf das Fahren. Plötzlich gab es einen Ruck, und Johannes lag im Gras. Was war denn nun geschehen?
„Hast du dir weh getan? Warte, ich komme zu dir!“ rief sein Onkel.
„Alles in Ordnung. Ich habe nur eine kleine Schramme am Arm. Das brennt zwar ein bisschen, ist aber nicht so schlimm. Mach dir keine Sorgen“, antwortete Johannes. Onkel Horst kam angerannt und untersuchte den Arm. Zum Glück war es wirklich nur eine kleine Schramme. Johannes stand auch schon wieder auf den Beinen.
Aber sein Rad! Wie sah das aus? Eine Speiche war ausgebrochen, und am Schutzblech hatte es Kratzer und eine Beule.
„Das macht nichts. Das kriegen wir morgen ganz leicht wieder hin“, sagte sein Onkel.
Was war aber nun geschehen? Sie untersuchten den Weg. Da war ja der Übeltäter. Ein großer Stein hatte sich genau auf der Mitte des Weges im Gras versteckt, und Johannes hatte ihn nicht gesehen. Er war mit dem Vorderrad dagegen gefahren. Beinahe hätte Johannes vor Wut mit dem Fuß gegen den Stein getreten. Er besann sich aber noch rechtzeitig. Dann würde ihm nur auch noch der Zeh wehtun. Der Stein lag da, und es sah aus, als ob er grinsen würde.