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Dieser Roman erzählt die Lebensgeschichte von Petra und Herbert. In jungen Jahren lernten sie sich auf einer Geburtstagsfeier kennen. Sie mochten sich vom ersten Augenblick des Kennenlernens. Im weiteren Verlauf ihrer dann folgenden Freundschaft verliebten sie sich unsterblich ineinander. Der Standesdünkel ihrer Mutter ließ es nicht zu, dass aus ihnen hätte mehr werden können. Petras Vater war in Staatsdiensten und Herbert leider nur im Bergbau. Kurzum, der Vater ließ sich auf Drängen der Mutter versetzen und alles hatte ein Ende. Dieser Schritt traf die Liebenden bis tief ins Herz. Inzwischen sind 40 Jahre vergangen. Petra heiratete nach Jahren und erlebte eine bittere Enttäuschung. Sie ließ sich wieder scheiden. In dieser schweren Zeit fand sie halt bei ihrer Freundin Karin. Petra bekam auch in ihrer früheren Firma wieder Arbeit. Herbert hingegen bildete sich weiter, betätigte sich später als Buchautor. Um sich von allem zu erholen, buchten beide unabhängig und unwissentlich voneinander, zeitgleich die große Ostsee-Kreuzfahrt. Sollte es nur ein Wiedersehen geben oder mehr? Amor war nicht untätig, er schoss seine Pfeile in alle Himmelsrichungen
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Seitenzahl: 212
Veröffentlichungsjahr: 2017
Einmal sehen wir uns wieder
IMPRESSUM:
Autor: Siegfried Laggies
Umschlaggestaltung: Siegfried Laggies
Lektorat, Korrektorat:
Gerda Steinau, Siegfried Laggies
Eigenes Bild
Verlag: tredition Hamburg
Paperback:
ISBN: 978-3-7439-7568-2
Hardcover:
ISBN: 978-3-7439-7569-9
e-Book:
ISBN: 978-3-7439-7570-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle Firmen und Personen, sind frei erfunden. Die im autobiographischen Teil genannten Personen sind namentlich geändert.
Vorwort
oder
Das Urteil einer Leserin.
War es Zufall, oder gar das Schicksal des Autors, dass ich in den Genuss kam, diesen Roman nach seiner Fertigstellung als erste lesen zu dürfen?
Zwanzig Jahre lebten wir quasi Tür an Tür ohne zu wissen, was der andere macht. Eine Paketsendung, die der Autor freundlicherweise für mich in Empfang nahm, war der Anlass miteinander zu Reden.
Ich bin eine passionierte Leserin und bin seit unzähligen Jahren Mitglied eines Lesezirkels. Weit über einhundert Belletristik Romane habe ich bereits gelesen. Ich darf also von mir behaupten, über die Qualität eines Romans ein Urteil abgeben zu können. Mit diesem Roman findet der Autor meine höchste Anerkennung. Bezogen auf diesen Roman bin ich davon überzeugt, dass er sprachlich und substanziell den Anforderungen des Buchmarktes gewachsen ist. Besonders hebe ich hervor, dass der Autor die Gabe hat, sich in die Psyche seiner Protagonistinnen hineinzuversetzen und dadurch den Handlungen die erforderliche Spannung und Brisanz verleiht.
Hamburg, im November 2017
Inge Kopf
Siegfried Laggies
Aus dem Radio hörte man leicht beschwingte Melodien. Es war 8:30 Uhr. „Na ja“, dachte sich Herbert, „so wird man wenigstens behutsam geweckt.“ Nach gut einer halben Minute, die Musik wurde immer leiser und deutlich war zu hören:
„Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer, hier ist wieder Ihre Caroline. Ich führe Sie heute durch das morgendliche Programm.“
„Fünf Minuten noch“, dachte Herbert, „dann stehe ich auf.“ Es wurden aber zehn Minuten. Im Unterbewusstsein viel ihm seine Erika ein, die ihn genau vor zehn Jahren verlassen hatte. Sei es wie es ist, das Schicksal geht seltsamen Wege.
Er schlug die Bettdecke auf und begab sich anschließend ins Badezimmer.
„Der Bart wächst auch immer schneller“, murmelt er beim Rasieren so vor sich hin. Als er dann später in den Spiegel schaute, kam nur noch ein: „Geht doch“, heraus. Anschließend, frisch gestylt, begab er sich in die Küche. „Ein bisschen sollte der Mann schon auf sich achten“, waren seine Gedanken, „schließlich will man ja auch noch von der Damenwelt wahrgenommen werden.“ Für sein Alter hatte Herbert ein sehr gutes Erscheinungsbild. Er war groß und schlank, sein volles Haar hatte er auch noch.
„Als ich noch im Berufsleben stand, in meiner Abteilung die hübschen Frauen um mich hatte, dass waren noch Zeiten!“
„Mensch Junge“, durchfuhr es ihn, „sei mit dir zufrieden, man bleibt eben nicht immer Jung und mit gerade mal 59 Jahren zählst du doch auch noch nicht zum alten Eisen.“ Zwei Tassen Kaffee und eine Scheibe Brot, mehr nahm er am Morgen nicht zu sich. Er achtete auch noch im Alter auf seine Figur. Während des Frühstücks ließ er seinen Gedanken freien Lauf.
„Es wäre doch schön, wenn sich mal ein Verlag für meine Arbeiten interessieren würde. Wenn ich gefrühstückt habe, gehe ich zuerst zum Briefkasten. Vielleicht kommt das Glück auch einmal zu mir.“
Es läutete: „Wer soll das denn sein, ich habe doch nichts bestellt“, dachte er und ging zur Tür. „Guten Morgen“, sagte eine Stimme, „Herr Kleinschmitt?“
„Ja“, war die Antwort, „wenn Sie hier bitte unterschreiben wollen.“ Es war der Postbote. Herbert nahm den großen Umschlag entgegen und schaute auf den Absender:
„Der Lagisi Verlag“, murmelte er vor sich hin. Es kamen die eingesandten Manuskripte wieder zurück. „Was um Himmels willen mache ich falsch?“, fragte sich Herbert nach dieser erneuten Absage. „Die eigene Biografie zu schreiben, ja das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit. Andererseits, wer interessiert sich schon für mein Leben?“ Nach einigen Minuten läutete es wieder bei ihm. Herbert ging zur Tür und öffnete sie. Walter Steinert, ein ehemaliger junger Arbeitskollege aus seiner Abteilung stand vor ihm. Herbert war auch sein Trauzeuge. Glücklich und zufrieden sah er nicht gerade aus.
„Guten Morgen Herbert“, sagte Walter und weiter, „kann ich dich einmal sprechen?“ „Aber ja, komm rein. Was hast du denn auf dem Herzen und wie kann ich dir helfen?“ „Ach weißt du, zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich habe ein Problem und darüber möchte ich mit dir einmal sprechen. Du bist doch der Einzige, dem ich mich anvertrauen kann.“ „Dann bitte, ich höre!“ „Das Maike in ihrem ganzen Erscheinungsbild eine Traumfrau ist, brauche ich nicht besonders hervorzuheben. Das mich alle meine Kollegen um sie beneidet haben, weißt du auch. Nun, inzwischen sind wir drei Jahre verheiratet und hatten auch bis vor etwa drei Monaten, ein schönes Eheleben. Wie schon gesagt, bis vor drei Monaten! Seit Neuestem muss nun Maike ständig Überstunden machen, oder hat ihren Mädchenabend, der so manches Mal bis tief in die Nacht hinein dauert. Natürlich ist sie müde, wenn sie nach Hause kommt. Dann will sie nur noch schlafen. Beweisen kann ich es dir nicht, aber ich glaube, Maike hat einen anderen.“
„Warte doch erst einmal ab und beobachte sie, vielleicht ist doch alles ganz harmlos. Nachfühlen kann ich es. Ich weiß noch, wie meine Erika sich von mir getrennt hat und mich auf einen Schlag vor vollendete Tatsachen stellte. Es wird aber nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Andererseits mein lieber Walter: „Was nützet dir ein schöner Garten, wenn andere drin spazieren gehen.“ In so einem Fall, jemandem einen Rat zu geben, ist schwer. Ich kann dir nur sagen, gestützt auf meine Lebenserfahrung: Sprich mit ihr und dann entscheide dich! Wenn du kein Hobby hast, dann suche dir etwas, was dir Spaß macht, die gewünschte Ablenkung ist inbegriffen.“ „Ja“, ich werde es versuchen.“ „Herbert, ich habe gehört, du schreibst Romane, bist du zu den Buchautoren gegangen? Sag mir, wie konnte das denn geschehen?“
„Bei mir hatte der Zufall seine Hand im Spiel. Ein geglaubt verlorengegangenes Manuskript meines Vaters, das er vor vielen Jahren geschrieben hatte, bekam ich von seiner Schwester aus Amerika wieder zurück. Es handelt sich um seinen Roman aus dem ostpreußischen Bauernleben und hat den Titel >Ihr Lied<. Diesen Roman habe ich gelesen. Er hat mich derart in seinen Bann gezogen, dass ich beschloss, ihn zu bearbeiten. Anschließend habe ich den Roman auf eigene Kosten veröffentlicht. Genau diese Arbeit erweckte in mir das Begehren, auch etwas Eigenes zu Papier zu bringen. So entstand auch mein erster Roman:
>Und es entstehen blühende Gärten<, eine Familiengeschichte, die sich nach der Wiedervereinigung auch so ereignet haben könnte, oder ereignet hat. So, nun weißt du, warum ich zu den Buchautoren gewechselt bin.“
„Herbert ich danke dir, ich werde versuchen, deinen Empfehlungen zu folgen.“
„Klaus bist du noch im Badezimmer?“ „Ja“, antwortete er, „einen Augenblick noch, dann komme ich.“ „Ich habe das Frühstück auf dem Tisch stehen“, lies Petra wissen, „so in aller Ruhe, haben wir schon lange nicht mehr gefrühstückt.“
„Ich komme ja schon, schau, hier bin ich“, sagte er lächelnd und drehte sich im Kreise. „Ja, man sieht es, bist noch ein ganz fescher Kerl mit deinen 59 Jahren. Es macht doch was aus, wenn man hübsche Frauen um sich hat“, sagte Petra und lächelte ihm zu. „Jetzt aber frühstücken wir erst einmal“.
Petra ist 48 Jahre alt, brünett und schlank. Auch sie hatte eine tolle Ausstrahlung.
„Du hast dich heute mal wieder selbst übertroffen und das schon am frühen Morgen“, sprudelte es aus ihm heraus. Als er sich dann an den Frühstückstisch setzte: „Ich wünsche dir einen guten Appetit“, sagte er. Sie nahm das Kompliment strahlend entgegen. „Danke, ich wünsche dir auch einen guten Appetit.“
Petra aber merkte, dass irgendetwas anders ist als sonst. Doch dann hat sie es vernommen!
„Sag mal, hast du dein Parfüm gewechselt?“, fragte sie, „warum hast du denn nichts gesagt, ich hätte dir doch dein Eau de Toilette besorgt.“
„Ach du lieber Gott“, dachte er. Doch dann hat er sich wieder gefangen.
„Ja das stimmt, die Flasche war leer. Als ich ein Gespräch unter vier Augen mit Herrn Dr. Fuchs hatte, wurde mir die Zeit knapp. Ich habe Frau Waldsee gebeten, sie möge mir doch ein neues Eau de Toilette kaufen. Sie hat das wohl verwechselt. Du kennst mich ja, mir ist es nicht einmal aufgefallen.“
„Mir gefällt dieser Duft nicht. Ich hole dir heute noch deine gewohnte Duftnote.“
„Soll ich denn diese Flasche nicht erst aufbrauchen. So schlecht ist der Duft nun wirklich nicht.“
„Wieso, gefällt er deiner Frau Waldsee besser?“, bemerkte sie etwas verstimmt.
„Nun sei doch nicht gleich wieder pikiert“, ich glaube, sie hat es bestimmt nicht mit Absicht gemacht.“
„Das ist mir egal, hier zu Hause möchte ich den Duft haben, der bislang immer in unserem Hause zu vernehmen war. Ich hole eine neue Flasche.“
„Ach ja der Urlaub, den wollte ich auch noch mit ihm besprechen“, es viel ihr in diesem Augenblick ein.
Übrigens, während deiner Abwesenheit hat die Familie Thome aus Westerland angerufen. Frau Thome sagte mir, wir hätten doch jetzt schon zwei Jahre nicht mehr unseren Urlaub bei ihnen verlebt. Sie fragte mich, ob wir denn keine Lust mehr hätten, es wäre doch immer so schön gewesen. Mir hat es in Westerland jedenfalls immer gut gefallen. Ich aber höre in den letzten zwei Jahren von dir nur noch: >die Firma und mein Chef<. Wir sollten ja auch mal an uns denken, jünger werden wir nicht.“ „Was ist denn in sie gefahren“, dachte Klaus, „es stimmt zwar, mit ihr habe ich schon lange keinen Urlaub mehr verbracht.“
„Schatz du weißt doch, wir haben zurzeit eine wirtschaftlich sehr angespannte Lage. Was glaubst du, warum ich so viel Reisen muss? Wir brauchen Aufträge, die Mitarbeiter haben alle eine Familie.“
„Das mag ja alles sein, aber denk auch mal an uns, versauern möchte ich hier auch nicht.“
In ihren Gedanken ließ sie die schönen Urlaube auf Sylt an sich vorüberziehen:
„Ach was war das schön, wenn wir zum Weststrand gefahren sind und an der Fußgängerbrücke die Temperatur abgelesen haben. Unseren Strandkorb hatten wir auch immer. Ja und dann die schönen Abende auf der Promenade. Ein Aalbrötchen, ein Strandkorb und dann das Rauschen des Meeres genießen. Der schöne Opernabend, das alles vermisse ich sehr“. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Du bist in den letzten zwei Jahren mit deiner Frau Waldsee mehr zusammen, wie mit mir“, das kann es doch nicht sein. Klaus hörte sich alles an und schwieg. Erwartet hatte er das morgendliche Gespräch so nicht.
„Wie soll ich es ihr beibringen“, dachte er, „morgen beginnt schon wieder die nächste Reise.“
Das Telefon läutete. Petra nahm den Hörer und meldete sich:
„Ja bitte, Herrmann hier, was kann ich für Sie tun?“ Einen kurzen Moment hörte sie nichts, doch dann: „Guten Morgen Frau Herrmann, Waldsee ist mein Name. Kann ich bitte Ihren Mann sprechen.“ Damit hatte Petra nun wirklich nicht gerechnet. Sie gab ihm den Hörer mit der Bemerkung: „Hier nimm, es ist Frau Waldsee“; Petra ging danach in den Garten. Klaus nahm den Hörer und meldete sich: „Helga was gibt es, meine Frau ist im Garten, du kannst sprechen.“ „Also mein Schatz, das Hotel habe ich gebucht >All inclusive<, ich freue mich schon. Mal eine Woche so richtig ausspannen nur du und ich. Es wird uns guttun und unsere Liebe festigen.“
„Sie kommt! Ja gut Frau Waldsee, dann bis morgen früh.
Sie kommen doch mit Ihrem Wagen zur Firma?“
Dass Petra verärgert war, sah man ihr an. Sie ging ins Wohnzimmer und mit der Bemerkung:
„Na, habt ihr euch gut unterhalten“, setzte sie sich in einen Sessel.
„Ja das haben wir. Ich muss morgen früh wieder los, richte mir bitte wieder meine Sachen. Den Anzug bring doch bitte in die Reinigung. Ich habe in ihm sehr geschwitzt. Es tut mir leid, aber dieses Mal ist es für eine Woche. Voraussichtlich habe ich vier Firmen zu besuchen.“
Der Tiefpunkt war erreicht. Petra setzte sich in ihren Wagen und fuhr zu ihrer Freundin Karin Stollte.
Dort angekommen stellte sie ihren Wagen ab und läutete. Es machte aber niemand auf. Sie läutete noch einmal. Und wieder blieb die Tür verschlossen.
„Dann gehe ich ums Haus und schau in den Garten“, dachte sie und machte sich auf den Weg.
Tatsächlich, Karin hatte es sich im Garten gemütlich gemacht. Unter einem Kastanienbaum saß sie in einem Liegestuhl und las ein Buch, die Handlungen fesselten sie so sehr, dass sie Petras kommen nicht bemerkte. Es war ein wunderschöner Sommertag. Das Thermometer hatte bereits die 28 Grad überschritten.
„Hallo“, rief Petra, Karin sollte sich doch nicht erschrecken, was aber geschah. Sie sprang hoch und drehte sich um.
„Hallo Petra, was führt dich so früh zu mir, hast du was auf dem Herzen, kann ich dir helfen?“
Karin schaute Petra in die Augen.
„Mit dir stimmt doch etwas nicht, was ist geschehen?“
„Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Aber als wir heute am Frühstückstisch saßen, bemerkte ich, dass Klaus ein anderes Eau de Toilette benutzt. Ich habe es sofort gerochen. Und als ich ihn darauf angesprochen habe, sagte er mir, dass es seine Sekretärin gekauft hätte und sich wohl vertan habe. Seine Flasche sei leer gewesen und er wegen eines Gesprächs die Zeit nicht hatte, selbst eine zu kaufen.“
„Nun beruhige dich mal und mach dich nicht selbst verrückt. Das kostet nur deine Nerven. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass Klaus zu einer anderen geht.“
„Ab morgen ist er aber wieder für eine Woche weg. Ich soll ihm seine Sachen richten und den Anzug, in dem er so geschwitzt habe, in die Reinigung bringen. Na, vielleicht hast du ja recht.“
Noch gute zwei Stunden hielt sich Petra bei ihrer Freundin auf. Man plauderte über alles Mögliche. Petra fuhr wieder nach Hause, um auch die Sachen zu richten. Es kam der nächste Morgen. Klaus frühstückte und machte sich dann auf den Weg. Ein Abschied wie Früher war es nicht.
„Eigenartig ist es schon“, sie führte ein Selbstgespräch, „aber vielleicht hat er ja auch zu viel Stress.
Und was mache ich nun mit dem angefangenen Tag“, fragte sie sich, „zuerst bringe ich den Anzug in die Reinigung und dann gehe ich shoppen, das beruhigt die Nerven.“
Petra nahm sich den Anzug, schaute nach, ob alle Taschen auch leer sind. Sie wollte ihn schon in die große Tragetasche stecken, da fasste sie noch einmal in die seitliche Jackentasche und fühlte ein kleines Kärtchen.
„Gut, dass ich nachgesehen habe“, dachte sie und holte das Kärtchen aus der Tasche. Es war ein Geschenkanhänger der Thomas Parfümerien.
Inzwischen waren 14 Tage vergangen. Von zwei Verlagen gab es noch keine Rückmeldung. Am nächsten Morgen, Herbert ging wieder zum Briefkasten:
„Eigentlich müsste der Postbote schon hier gewesen sein“, sagte ihm seine innere Stimme. Er ging hinunter und schaute nach. Tatsächlich, ein Verlag hatte geschrieben. Schnell nahm er den Brief und eilte nach oben. Seine Hände zitterten, als er ihn öffnete. Er las den Brief einmal, zweimal, glauben konnte er es nicht, was dort geschrieben stand. Er las den Brief noch einmal:
„Sehr geehrter Herr Kleinschmitt,
Herzlichen Dank für die vertrauensvolle Anfrage zur Herausgabe Ihres Buches. Das Ergebnis der Lektorats-Prüfung und die auf dieser Basis gefällte Entscheidung des Lektorats-Teams und der Verlagsleitung sind eindeutig, Ihr Werk wird zur Veröffentlichung in unserem Haus empfohlen.
Die Veröffentlichungsempfehlung unseres Hauses bestätigt, dass Ihr Werk sich durch den kulturellen Wert seiner Botschaft für die Leser auszeichnet und zudem sprachlich und substanziell den Anforderungen des Buchmarktes gewachsen ist. Mit dieser Voraussetzung und mit der professionellen Unterstützung des Tuchmeier Verlags ist die Marktfähigkeit Ihres Buches gewiss.
Zwecks einer Terminabsprache bitten wir Sie, sich mit uns in Verbindung zu setzen.
Mit freundlichen Grüßen
Tuchmeier Verlag
Eingangslektorat.“
Selbst nach mehrmaligem Lesen konnte er es immer noch nicht fassen. Luftsprünge hätte er am liebsten gemacht. „Damit ich bei einer Besprechung keine Fehler mache, muss ich dieses Manuskript noch einmal lesen. Vorab brauche ich aber erst eine gute Tasse Kaffee.“
Es vergingen ein paar Tage. Immer deutlicher zeichnete es sich ab, dass man den zweiten Schritt nicht vor dem Ersten machen dürfe. Er beschäftigte sich noch einmal mit dem eingesandten Manuskript. Anschießend setzte er sich mit dem Tuchmeier Verlag in Verbindung und bat um einen Termin.
„Gut, dass der Verlag in unserer Stadt ist. Ich werde dort anrufen.“ Herbert nahm den Hörer und wählte die Nummer des Verlags bzw. des Lektorats:
„Tuchmeier Verlag, Eingangslektorat Frau Zimmer, was kann ich für Sie tun?“, war am anderen Ende zu hören.
„Guten Tag, Kleinschmitt ist mein Name. Ich habe vor drei Tagen einen Brief von Ihnen bekommen.
In diesem Schreiben beziehen Sie sich auf mein eingesandtes Manuskript >Und es entstehen blühende Gärten<
Zwecks eines Termins sollte ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen, was ich nun hiermit tue.“
„Das freut uns Herr Kleinschmitt, dass Sie sich melden. Ich werde Sie sofort weiterverbinden zu Frau Stein.“
„Stein, Herr Kleinschmitt ich grüße Sie. Wie wir Ihnen schon geschrieben haben, wird Ihr Werk in unserem Hause zur Veröffentlichung empfohlen. Natürlich haben wir vorab noch einige Punkte zu klären. Zum Beispiel das Buchcover. Eine kleine Selbstbeteiligung wäre auch aufzubringen. Herr Kleinschmitt, ich mache Ihnen ein schriftliches Angebot. Sie erhalten es in den nächsten Tagen und dann sprechen wir weiter. Für heute belassen wir es bei diesem Gespräch. Bei Ihrer weiteren schriftstellerischen Tätigkeit wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen“, sagte auch Herbert.
Inzwischen waren wieder einige Tage vergangen. Herbert ging wieder hinunter zum Briefkasten. Es sollte ja noch das Angebot kommen. Er öffnete seinen Briefkasten. Tatsächlich, er bekam das versprochene Angebot. Wie schon beim ersten Mal, Herbert eilte nach oben und las.
„Okay“, sagte er sich, „mit diesem Angebot könnte ich mich identifizieren, wenn es nicht diese hohe Eigenbeteiligung gäbe. Eintausend Euro, ja die könnte ich noch aufbringen. Ich werde mich mit dem Verlag in Verbindung setzen und ihnen meinen Vorschlag unterbreiten. Ich könnte mir vorstellen, bis zur Tilgung eines vereinbarten Betrages, auf mein Honorar zu verzichten.“
Herbert setzte sich noch einmal mit der Lektorin Frau Stein in Verbindung und erläuterte sein anliegen.
„Herr Kleinschmitt ich bitte um Ihr Verständnis, wenn ich Ihnen sage, das kann ich nicht alleine entscheiden.“
Es vergingen wieder einige Tage. Doch dann, es läutete das Telefon:
„Ja Kleinschmitt hier“, so meldete er sich.
„Und hier ist Frau Stein. Herr Kleinschmitt, wir haben Ihren Vorschlag besprochen und wären damit einverstanden, wenn wir die Variante 1 aus unserem Angebot nehmen könnten. Das heißt, Sie zahlen die 1000,00 Euro und der Rest wird mit dem Honorar verrechnet. Wenn Sie damit einverstanden sind, fixieren wir die jetzt getroffene Vereinbarung und übersenden Ihnen diese.“
„Ja, damit bin ich einverstanden.“
Es vergingen drei weitere Tage und Herbert hatte den neuen Vertrag in seinen Händen.
Wie gewünscht, sendete er dem Verlag den unterschriebenen Vertrag wieder zurück. Es dauerte nicht lange und die ersten 200 Exemplare wurden gedruckt. Es war unmittelbar vor der Leipziger Buchmesse. Nach etwa 14 Tagen war die erste Auflage vergriffen und es wurde die zweite etwas größere Auflage gedruckt. Herbert strahlte wie die Sonne im Hochsommer.
„Ach ja“, waren seine ersten Gedanken, „da war doch noch meine große Jugendliebe. Wie mag es ihr ergangen sein. Petra, ein Mädchen, traumhaft schön und auch mit vielen Vorteilen ausgestattet“, der Gedanke ließ sein Herz höherschlagen.
„Kennengelernt hatten wir uns sehr früh“, erinnerte er sich. „Sie wurde fünfzehn und ich war so um die 25 Jahre. Natürlich hatten wir verschiedene Interessen. Sie war eben ein kleines Mädchen und ich ein doch schon junger Mann, der aber nur Fußball im Kopf hatte. Trotz allem, wenn wir uns sahen, es war immer etwas Besonderes. Man fühlte sich gegenseitig angezogen. Sie war für mich meine kleine Schwester. Und in den späteren Jahren, sie war schon inzwischen im 18ten Lebensjahr, haben wir uns unsterblich ineinander verliebt. Leider machten damals ihre Eltern unserer Liebe ein jähes Ende. Ich war ja zu jener Zeit nur ein Bergmann. Jahre später, der Zufall wollte es, erfuhr ich, dass sie nach einigen Jahren geheiratet hat. In meinem Inneren bleibt sie aber meine Prinzessin!“
So ließ er diese Erinnerungen an sich vorüberziehen.
Die Zeit verging. Vier Monate konnte man nun schon sein Buch im Buchhandel erwerben. Die Verkaufszahlen stiegen ständig. Inzwischen wurden bereits 10.000 Exemplare gedruckt und verkauft.
Herbert ging mal wieder seinen allmorgendlichen Gang zum Briefkasten. Er öffnete ihn, außer einem Reiseprospekt, war nichts darinnen. Gemütlich ging er die Treppen hinauf und setzte sich dann in einen Sessel. „Na, mal schauen was die einem so anbieten“, waren seine Gedanken. Er blätterte in ihm und schaute sich die dort angebotenen Reisen an. Gleich auf der ersten Seite stach ihm eine Schiffsreise ins Auge. Eine große Ostsee-Kreuzfahrt, 13 Tage ab Bremerhaven. „Das wäre doch etwas für mich“, dachte er, „und schreiben könnte ich dort auch.“
Den Prospekt legte Herbert aber zunächst einmal beiseite.
Was Petra nun zu sehen bekam, verschlug ihr die Sprache. „Mein lieber Schatz, ich danke dir für alles. Ich liebe dich mit Haut und Haaren. Deine Helga.“
„Na warte“, dachte sie, „dir werde ich helfen, habe ich es mir doch gedacht.“
Sie nahm das Telefon und rief seine Firma an. Es meldete sich die Telefonzentrale.
„Frau Herrmann hier, bitte sagen sie mir, wo ich meinen Mann erreichen kann“, legte sie gleich los.
„Liebe Frau Herrmann, das müssten Sie doch besser wissen, Ihr Mann hat doch eine Woche Urlaub.“
„Kann ich denn Frau Waldsee sprechen“, fragte sie weiter, „oder hat sie auch Urlaub.“
„Ja“, sagte ihr die Dame am Telefon. Petra war geschockt! Jetzt wusste sie, was die Stunde geschlagen hat. Petra setzte sich wieder in ihren Wagen und fuhr sofort zu ihrer Freundin.
„Er ist mit ihr in Urlaub gefahren“, sprudelte es aus ihrem Munde, als Karin ihr die Tür öffnete.
„Nun komm erst einmal herein und setz dich“, Karin musste sie zuerst beruhigen, dann sagte sie:
„Nun erzähl mir, was ist geschehen, aber bitte alles der Reihe nach. Sonst kann ich dir nicht helfen.“ „Ich sollte doch den Anzug in die Reinigung bringen. Also habe ich in allen Taschen noch einmal nachgesehen, ob nichts mehr drinnen ist. Vor allem Taschentücher oder eventuell ein Kugelschreiber.
Als ich dann in die Seitentasche seiner Jacke gegriffen habe, fand ich dieses Kärtchen. Lese es bitte genau. Es wird dir auch die Sprache verschlagen.“ Karin nahm dieses Kärtchen und las, was dort geschrieben stand. Auch ihr verschlug es die Sprache.
„Und wie willst du nun damit leben? Falls du es überhaupt kannst“, fragte sie. Es kam ein Schweigen.
„Ihm nachspionieren kann und will ich nicht. Ich weiß ja nicht einmal, wo er sich aufhält. In seiner Firma wusste man es auch nicht. Man sagte mir, ich müsse doch wissen, wo er ist, denn schließlich habe er eine Woche Urlaub. Diese Aussage hat mir gelangt.“
„Egal wie du dich entscheiden wirst, eines möchte ich dir gleich sagen: In meinem Hause bist du zu jeder Zeit willkommen. Hast du eine Ahnung, wie lange es schon mit den beiden geht?“
„Genaues kann ich nicht sagen. Ich vermute jedoch, dass es schon eine ganze Weile so geht. Unter dem Vorwand, er habe so viel Stress, ist unser Eheleben in den letzten eineinhalb Jahren nahezu eingeschlafen. Heute weiß ich warum!“ Vieles ging den beiden Frauen durch den Kopf. Die Eine, wie kann ich helfen und die Andere, wie soll es weitergehen. Petra durchbrach als Erste ihr Schweigen:
„Ich werde mir auf jeden Fall einen Anwalt nehmen. Sollten sich, nachdem ich mit Klaus gesprochen habe, meine Vermutungen bestätigen, werde ich den Anwalt beauftragen, die Scheidung einzureichen.“
„Ja, ich würde auch sagen, sprich erst einmal mit ihm, und wenn sich deine Vermutungen bestätigen, kannst du die nächsten Schritte immer noch einleiten. Dass mein Haus dir offensteht, habe ich dir schon gesagt.“
Die eine Woche verging schneller, als beide gedacht hatten. Am Sonntag, Petra saß in ihrem Wohnzimmer und versuchte sich mit einem Buch abzulenken, was ihr aber nicht gelingen wollte. Es war so gegen 17:30 Uhr als sie seinen Wagen hörte.
„Na, dann kommt ja wohl jetzt die Stunde der Wahrheit.“ Es dauerte noch gut fünf Minuten, Klaus schaute noch in seinen Wagen, ob nichts Verdächtiges liegen geblieben ist. Dann betrat er das Haus. Im Glauben, Petra werde dort mit offenen Armen stehen, schaute er hoch. Nichts war geschehen. Sie saß im Wohnzimmer und hielt dieses Buch in der Hand.
„Hallo Schatz“, so begrüßte er sie. Petra hingegen schaute nicht einmal hoch.
„Was ist mit dir, geht es dir nicht gut?“ Wollte er nun wissen. Klaus sah sich um und entdeckte auf einem Sessel seinen Anzug liegen.
„Was ist mit dem Anzug?“, war seine Frage. Ohne auch nur eine Geste der Begrüßung anzudeuten, stand sie auf, nahm den Anzug und sagte:
„Den konnte ich leider nicht zur Reinigung bringen, in ihm waren noch zu viele Erinnerungen. Zum Beispiel, dieses Kärtchen. Ich glaube, das war es wohl.“
Zunächst war nur ein eisernes Schweigen zu vernehmen, keiner traute sich, auch nur ein Wort zu sagen. Doch dann eröffnete Petra die zu erwartende und unvermeidbare Aussprache: