Einsamkeit muss nicht sein - Aline Vauclair - E-Book

Einsamkeit muss nicht sein E-Book

Aline Vauclair

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Beschreibung

Viele Menschen sind einsam. Vielleicht auch Du oder jemand aus Deinem Bekanntenkreis. Doch das muss nicht sein: Es gibt Wege aus der Einsamkeit, die funktionieren und so schwer gar nicht sind. Im Buch wird aufgezeigt, wie man es am besten anstellt, aus der Einsamkeitsfalle zu entkommen. Mit einer Prise Humor werden ganz praktische Wege aufgezeigt, die man konkret umsetzen kann. Wege, die wirklich funktionieren. Mit dem Kauf des Buches machst Du den ersten Schritt aus der Einsamkeit. Wenn Du es anschließend auch liest, machst Du den zweiten und entscheidenden Schritt. Es ist einen Versuch wert. Es wird Dein Leben verändern.

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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Allein unter vielen

Kapitel 1: Houston, wir haben ein Problem

Kapitel 2: Wie bist du hier gelandet?

Kapitel 3: Notfall-Koffer für einsame Tage

Kapitel 4: Dein innerer Kreis - Er existiert!

Kapitel 5: Die Welt da draußen wartet auf dich

Kapitel 6: Deine neue soziale Identität

Kapitel 7: Menschen finden, die zu dir passen

Kapitel 8: Tiefe statt Breite

Kapitel 9: Deine soziale Infrastruktur

Kapitel 10: Die Kunst des Alleinseins

Kapitel 11: Wenn nichts zu helfen scheint

Epilog: Verbunden statt verloren

Anhang

Ressourcen und Kontaktstellen

Vorwort: Allein unter vielen

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du dieses Buch in deinen Händen hältst, dann vermutlich nicht, weil du gerade von einer rauschenden Party nach Hause gekommen bist, bei der du der strahlende Mittelpunkt warst. Wahrscheinlicher ist, dass du gerade auf deiner Couch sitzt, vielleicht mit einer Tasse Tee oder einem Glas Wein, während dein Handy verdächtig still bleibt und du dich fragst, ob die Welt da draußen überhaupt noch existiert.

Willkommen im Club der Einsamen – einem Club mit erstaunlich vielen Mitgliedern, die alle denken, sie wären die einzigen darin. Ironisch, oder?

Ich könnte jetzt mit beeindruckenden Statistiken um mich werfen, dir erzählen, dass Einsamkeit die "unsichtbare Epidemie des 21. Jahrhunderts" ist und dass sie gefährlicher sein kann als Rauchen oder Fettleibigkeit. Aber ich vermute, du bist nicht hier für Zahlenspiele. Du willst wissen, wie es sich anfühlt, wieder dazuzugehören. Wie es ist, wenn das Handy nicht nur wegen Werbung vibriert oder dein Wochenende nicht schon am Donnerstag komplett verplant ist – mit Netflix und deiner Katze.

Ich verrate dir ein Geheimnis: Viele Menschen waren dort, wo du jetzt bist. In diesem seltsamen Schwebezustand, in dem man gleichzeitig zu viel Zeit und zu wenig Kontakte hat. In dem man die paradoxe Kunst perfektioniert, in einem überfüllten Café zu sitzen und sich trotzdem zu fühlen, als wäre man auf einem anderen Planeten. In dem man Geburtstagseinladungen herbeisehnt und gleichzeitig fürchtet, weil man nicht weiß, wie man sich unterhalten soll, ohne dass es sich anfühlt wie ein Bewerbungsgespräch.

Dieses Buch verspricht dir keine sozialen Wunder über Nacht. Du wirst nach der Lektüre nicht plötzlich von einer Schar bester Freunde umgeben sein (obwohl, wer weiß?). Was ich dir aber versprechen kann: Du wirst verstehen, dass Einsamkeit kein Charakterfehler ist. Sie ist kein Beweis dafür, dass mit dir etwas nicht stimmt. Sie ist ein Gefühl – und Gefühle kann man beeinflussen.

In den nächsten Kapiteln nehme ich dich mit auf eine Reise. Eine Reise von der Isolation zurück in die Verbundenheit. Mit praktischen Tipps, die nicht von einem weltfremden Psychologen stammen, der nie selbst erlebt hat, wie es sich anfühlt, wenn der letzte persönliche Anruf drei Wochen her ist. Mit Übungen, die du nicht in einem überfüllten Workshop mit lauter fremden Menschen machen musst. Und mit einem Humor, der dir hoffentlich ab und zu ein Lächeln entlockt – denn nichts verbindet Menschen mehr als gemeinsames Lachen, selbst wenn du zunächst nur mit einem Buch lachst.

Was dieses Buch nicht ist: ein Ratgeber, wie du zum Partykönig wirst. Eine Anleitung, wie du oberflächliche Bekanntschaften sammelst wie andere Menschen Briefmarken. Oder ein Plädoyer dafür, dass ein Mensch nur in Gesellschaft glücklich sein kann.

Was es aber ist: dein persönlicher Begleiter auf dem Weg zu einem Leben, in dem Einsamkeit nur eine gelegentliche Besucherin ist und nicht mehr deine ständige Mitbewohnerin.

Also schnall dich an, mach es dir gemütlich und lass uns gemeinsam diesen Weg gehen. Vom Alleinsein zur Verbundenheit. Von der Isolation zur Gemeinschaft. Von "Einsamkeit muss sein" zu "Einsamkeit muss nicht sein".

Du bist bereit? Dann blättere um.

Du schaffst das, herzliche Grüße, Aline

P.S.: Übrigens hast du gerade die ersten Schritte aus der Einsamkeit bereits hinter dir – du hast nach Hilfe gesucht. Das ist mehr, als viele jemals tun.

Kapitel 1: Houston, wir haben ein Problem

Du kennst diesen Moment. Dein Smartphone in der Hand, Instagram geöffnet, du scrollst durch die Bilder von lachenden Menschen auf Partys, beim Brunch oder auf Reisen. Irgendwann legst du das Handy zur Seite und blickst in deine leere Wohnung. Die Stille dröhnt in deinen Ohren. Willkommen in der seltsamen Welt der modernen Einsamkeit – wo wir mehr "verbunden" sind als je zuvor und uns trotzdem einsamer fühlen als ein Eisbär in der Sahara.

Was Einsamkeit wirklich ist (und was nicht)

Fangen wir mit einem Mythos an: Einsamkeit hat nichts mit der Anzahl der Menschen zu tun, die dich umgeben. Du kannst in einer WG mit fünf anderen Menschen leben und dich einsamer fühlen als ein Eremit im Himalaya. Warum? Weil Einsamkeit nicht die Abwesenheit von Menschen ist, sondern die Abwesenheit von bedeutungsvollen Verbindungen.

Einsamkeit ist dieses nagende Gefühl, dass niemand dich wirklich sieht . Dass niemand versteht, wer du bist. Dass du austauschbar bist. Ein Statist im eigenen Leben. Ein Möbelstück, das man übersieht, bis man darüber stolpert.

Hier ist, was Einsamkeit nicht ist:

Alleinsein (dazu später mehr)

Ein Zeichen von Schwäche

Etwas, wofür du dich schämen solltest

Ein unabänderliches Schicksal

Einsamkeit ist vielmehr ein Alarmsignal deines Gehirns. Ähnlich wie Hunger oder Durst sagt sie dir: "Hey, hier fehlt etwas Lebenswichtiges!" Und ja, soziale Verbindungen sind für uns Menschen tatsächlich lebenswichtig. Wir sind soziale Wesen – unsere Gehirne sind darauf programmiert, Verbindungen herzustellen. Wenn diese fehlen, geht unser Nervensystem in den Alarmmodus über.

Warum sich Einsamkeit anfühlt wie ein Bär auf deiner Brust

Kennst du dieses Gefühl, wenn die Einsamkeit zuschlägt? Dieses Schweregefühl in der Brust? Als würde dir jemand langsam die Luft abdrücken? Als hätte jemand einen mürrischen Braunbären auf deinen Brustkorb gesetzt, der sich partout nicht bewegen will?

Das ist nicht nur Einbildung. Einsamkeit triggert in deinem Körper tatsächlich eine Stressreaktion. Dein Gehirn interpretiert soziale Isolation als Bedrohung – evolutionär gesehen nicht ohne Grund. In der Steinzeit bedeutete Ausschluss aus der Gruppe oft den sicheren Tod. Dieses uralte Warnsystem läuft heute noch in uns ab, auch wenn wir keine Säbelzahntiger mehr fürchten müssen.

Was passiert also, wenn du dich einsam fühlst?

Dein Körper schüttet Stresshormone aus

Dein Blutdruck steigt

Dein Immunsystem wird geschwächt

Dein Schlaf wird schlechter

Deine Gedanken kreisen und werden oft negativer

Kein Wunder, dass chronische Einsamkeit mit gesundheitlichen Problemen verbunden ist! Dieser mürrische Einsamkeits-Bär auf deiner Brust ist nicht nur unangenehm, sondern auf Dauer auch ziemlich ungesund.

Der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit

Stell dir vor, du genießt einen sonnigen Nachmittag im Park. Ein gutes Buch, dein Lieblingskaffee, keine Menschenseele, die dich stört. Du fühlst dich erfrischt, entspannt und zufrieden. Das ist Alleinsein – und es ist wundervoll.

Jetzt stell dir vor, es ist Freitagabend. Alle deine Kontakte in den sozialen Medien posten Bilder von ihren Verabredungen. Du hast seit Tagen mit niemandem außer dem Kassierer im Supermarkt gesprochen. Du fühlst dich ausgeschlossen, vergessen und irgendwie defekt. Das ist Einsamkeit – und sie fühlt sich an wie ein Stich ins Herz.

Hier der Unterschied auf den Punkt gebracht:

Alleinsein

: Eine Situation, die du wählst und genießt

Einsamkeit

: Ein schmerzhaftes Gefühl des Ausgeschlossenseins

Das Verwirrende: Manchmal können wir beides gleichzeitig erleben. Du kannst den Abend allein genießen und trotzdem einen Stich spüren, wenn du siehst, dass alle deine Freunde zusammen unterwegs sind – ohne dich einzuladen.

Und hier kommt die gute Nachricht: Da Alleinsein und Einsamkeit zwei unterschiedliche Dinge sind, kannst du lernen, das eine zu genießen und das andere zu überwinden. In diesem Buch geht es nicht darum, dass du nie mehr allein sein wirst. Es geht darum, dass du die Kontrolle über deine sozialen Verbindungen zurückgewinnst.

Einsamkeitstest: Wie einsam bist du wirklich?

Bevor wir weitermachen, lass uns kurz innehalten und herausfinden, wie es um deine Einsamkeit bestellt ist. Beantworte die folgenden Fragen ehrlich. Keine Sorge, niemand schaut dir über die Schulter (und wenn doch, dann hast du möglicherweise kein Einsamkeitsproblem, sondern ein Datenschutzproblem).

Bewerte jede Aussage von 0 (trifft nie zu) bis 3 (trifft oft zu):

Ich fühle mich von anderen Menschen ausgeschlossen.

Es gibt niemanden, mit dem ich wirklich reden kann.

Meine Interessen und Ideen scheinen niemanden zu interessieren.

Ich fühle mich allein, auch wenn ich unter Menschen bin.

Ich kann nur schwer Kontakte knüpfen.

Ich vermisse es, Teil einer Gruppe zu sein.

Ich habe das Gefühl, dass andere Menschen Freundschaften leichter schließen.

Ich muss mich zwingen, auf andere zuzugehen.

Ich wünsche mir mehr tiefgründige Gespräche.

Meine sozialen Beziehungen sind oberflächlich.

Auswertung:

0-7 Punkte: Gelegentliche Einsamkeit – normal und menschlich

8-15 Punkte: Moderate Einsamkeit – Zeit, etwas zu unternehmen

16-23 Punkte: Erhebliche Einsamkeit – dringender Handlungsbedarf

24-30 Punkte: Schwere Einsamkeit – professionelle Unterstützung in Betracht ziehen

Mach dir keine Sorgen, wenn dein Wert hoch ist. Einsamkeit ist ein Zustand, kein Charaktermerkmal. Und Zustände können sich ändern. Das ist der Grund, warum du dieses Buch liest.

Nimm dir einen Moment Zeit, um über dein Ergebnis nachzudenken. Überrascht es dich? Bestätigt es, was du bereits vermutet hast? Oder denkst du gerade: "Moment mal, so einsam bin ich doch gar nicht"? Einsamkeit kann manchmal so alltäglich werden, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen – oder sie so schmerzhaft sein, dass wir sie verdrängen.

Bevor wir zum nächsten Kapitel übergehen, möchte ich dir etwas Wichtiges mitgeben: Die Tatsache, dass du dieses Buch liest, zeigt bereits, dass du bereit bist, etwas zu verändern. Das ist der erste und oft schwierigste Schritt. In einer Welt, die uns einredet, wir müssten immer glücklich, erfolgreich und beliebt sein, ist es mutig, sich einzugestehen: "Ich fühle mich einsam, und ich möchte das ändern."

Im nächsten Kapitel schauen wir uns an, wie du überhaupt an diesem Punkt gelandet bist. Denn nur wenn wir verstehen, woher unsere Einsamkeit kommt, können wir effektive Wege finden, sie zu überwinden.

Und denk daran: Während du diese Zeilen liest, gibt es Millionen andere Menschen, die sich genauso fühlen wie du. Du bist in deiner Einsamkeit nicht allein – so paradox das auch klingen mag.

Kapitel 2: Wie bist du hier gelandet?

Erinnerst du dich an die alte Weisheit "Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist, es zu erkennen"? Nun, ich würde sagen, der zweite Schritt ist zu verstehen, wie zum Teufel du überhaupt in diese Situation geraten bist. Stell dir vor, du wachst eines Morgens in der Wüste auf. Bevor du nach Wasser suchst, wäre es nicht schlecht zu wissen, wie du dort gelandet bist – schon allein, um nicht wieder an denselben Ort zurückzukehren.

Genauso ist es mit der Einsamkeit. Um den Weg herauszufinden, sollten wir zunächst verstehen, wie wir hineingeraten sind. Keine Sorge, dies ist kein Kapitel voller Schuldzuweisungen. Es geht nicht darum, dir zu sagen: "Siehst du, das hast du falsch gemacht!" Sondern vielmehr darum, Muster zu erkennen und dir zu helfen, deine persönliche Geschichte zu verstehen.

Die üblichen Verdächtigen: Typische Einsamkeitsauslöser

Wenn Einsamkeit ein Kriminalfall wäre, dann hätten wir einige "übliche Verdächtige" – Situationen und Umstände, die besonders häufig zu Einsamkeit führen. Manche davon sind offensichtlich, andere wirken im Verborgenen. Lass uns die Hauptverdächtigen unter die Lupe nehmen:

Der Umzug in eine neue Stadt

Der Klassiker unter den Einsamkeitsauslösern. Du packst deine Kartons, verabschiedest dich von deinen Freunden und ziehst in eine Stadt, in der du niemanden kennst. Plötzlich sitzt du in einer fremden Wohnung, schaust aus dem Fenster auf fremde Straßen und fragst dich: "Und jetzt?"

Der Umzug schneidet uns von unseren gewohnten sozialen Netzen ab. Die Kaffeepause mit den Kollegen, der Plausch mit dem Nachbarn, das spontane Treffen mit Freunden – all diese kleinen sozialen Interaktionen fallen plötzlich weg. Die gute Nachricht? In jeder neuen Stadt gibt es Menschen, die nur darauf warten, dich kennenzulernen. Sie wissen es nur noch nicht.

Der Jobwechsel oder Arbeitsplatzverlust

Für viele von uns ist der Arbeitsplatz ein soziales Zentrum. Wir verbringen mehr Zeit mit unseren Kollegen als mit unseren Freunden oder der Familie. Ein Jobwechsel bedeutet nicht nur eine neue Tätigkeit, sondern auch den Verlust eines ganzen sozialen Umfelds.

Noch drastischer wird es beim Verlust des Arbeitsplatzes. Plötzlich fehlt nicht nur das Einkommen, sondern auch die tägliche Struktur und der soziale Austausch. Die Tage werden länger, die Wände rücken näher, und das Gefühl, nicht mehr Teil von etwas zu sein, kann überwältigend werden.

Trennung oder Scheidung

"Wir sollten uns trennen" – vier Worte, die nicht nur eine Beziehung beenden, sondern oft auch ein ganzes soziales Netzwerk zerreißen. Bei einer Trennung verlieren wir nicht nur unseren Partner, sondern häufig auch gemeinsame Freunde, die sich plötzlich für eine Seite entscheiden müssen oder den Kontakt zu beiden reduzieren, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Dazu kommt das Gefühl des Scheiterns, die Scham, die viele nach einer Trennung empfinden und die dazu führt, dass man sich zurückzieht, Einladungen absagt und soziale Situationen meidet, in denen man auf das Ex-Pärchen ansprechen könnte.

Der Eintritt in den Ruhestand

Das klingt zunächst paradox – endlich Zeit für all die Dinge, die man schon immer tun wollte! Doch für viele Menschen bedeutet der Ruhestand den Verlust einer wichtigen Quelle sozialer Kontakte und Anerkennung. Die strukturierte Woche mit Meetings, Mittagspausen und Smalltalk in der Kaffeeküche weicht einem leeren Kalender.

Plötzlich muss man sich aktiv um soziale Kontakte bemühen, statt sie automatisch am Arbeitsplatz zu haben. Und ja, das kann verdammt anstrengend sein, besonders wenn man jahrzehntelang gewohnt war, dass soziale Interaktionen quasi nebenbei passierten.

Technologische Isolation

Ironie des Schicksals: Wir leben in der verbundensten Ära der Menschheitsgeschichte und fühlen uns trotzdem einsamer als je zuvor. Smartphones, soziale Medien und Heimlieferservices machen es möglich, wochenlang zu überleben, ohne ein echtes Gespräch führen zu müssen.

Du kannst auf Instagram die Urlaubsfotos deiner Freunde liken, ohne tatsächlich zu wissen, wie es ihnen geht. Du kannst deine Mahlzeiten per App bestellen, ohne mit einem menschlichen Wesen zu sprechen. Du kannst ganze Arbeitstage in virtuellen Meetings verbringen, ohne tatsächlich eine Verbindung zu deinen Kollegen aufzubauen.

Die Technologie ersetzt echte Verbindungen durch digitale Abkürzungen – praktisch, aber emotional oft unbefriedigend.

Lebensübergänge als Einsamkeitsfallen

Das Leben ist eine Abfolge von Übergängen: vom Kind zum Teenager, vom Studenten zum Berufstätigen, vom Single zum Paar, vom Paar zur Familie, und so weiter. Jeder dieser Übergänge birgt das Potenzial für Einsamkeit, weil sie unsere sozialen Kreise und Identitäten verändern.

Vom Studenten ins Berufsleben

Im Studium ist es leicht, Freunde zu finden. Du bist von Gleichaltrigen mit ähnlichen Interessen umgeben, die Zeit für spontane Treffen haben und in derselben Lebensphase stecken. Dann kommt der Einstieg ins Berufsleben. Plötzlich hast du weniger Zeit, deine alten Freunde ziehen in verschiedene Städte, und deine neuen Kollegen haben bereits gefestigte soziale Kreise oder befinden sich in völlig anderen Lebensphasen.

Die Uni-Freunde gründen WhatsApp-Gruppen, in denen immer seltener etwas geschrieben wird, bis sie schließlich nur noch zu Geburtstagen und Neujahr aufleben. Der Übergang vom Studentenleben mit seiner natürlichen sozialen Infrastruktur zum strukturierteren Berufsleben ist für viele der erste Moment, in dem sie bewusste Anstrengungen unternehmen müssen, um nicht in die Einsamkeit abzurutschen.

Elternschaft: Wenn das Baby die Freundschaften auffrisst

Ein kleines menschliches Wesen kommt in dein Leben, und nichts ist mehr wie zuvor. Inklusive deiner Freundschaften. Plötzlich drehst sich alles um Schlafrhythmen, Windeln und die Frage, ob grüner Stuhl normal ist. Deine kinderlosen Freunde können mit diesen Gesprächen wenig anfangen, und du kannst nicht mehr spontan um 20 Uhr in die Bar kommen, weil du entweder a) keinen Babysitter hast oder b) so müde bist, dass du beim ersten Bier einschlafen würdest.

Die Elternschaft kann paradoxerweise zu einer der einsamsten Zeiten werden, obwohl du technisch gesehen fast nie allein bist. Du bist von morgens bis abends mit einem kleinen Menschen zusammen, mit dem du nicht mal ein vernünftiges Gespräch führen kannst (es sei denn, du findest "Gaga" und "Blubb" besonders tiefgründig).

Die Lebensmitte: Wenn die Freunde verschwinden

Die Lebensmitte bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Freunde ziehen weg, um Karrierechancen zu nutzen oder sich um alternde Eltern zu kümmern. Andere tauchen in intensiven Familienphasen ab, wenn die Kinder in der Pubertät sind. Manche Freundschaften enden leise, weil sich Interessen und Werte auseinanderentwickelt haben.

Plötzlich merkst du, dass dein ehemals lebhafter Freundeskreis geschrumpft ist, und die Energie, neue Verbindungen aufzubauen, scheint nicht mehr so vorhanden zu sein wie mit Anfang 20.

Digitale Nähe, echte Ferne: Die Social-Media-Paradoxie

Wir sollten noch einmal genauer auf dieses seltsame Phänomen unserer Zeit eingehen: Wir sind digital so verbunden wie nie zuvor und fühlen uns trotzdem so einsam. Wie kommt das?

Die Illusion der Verbundenheit

Social Media gibt uns das Gefühl, mit Hunderten von "Freunden" verbunden zu sein. Wir sehen ihre Urlaubsfotos, wissen, was sie zum Mittagessen hatten, und kennen die Namen ihrer Haustiere. Aber wissen wir wirklich, wie es ihnen geht? Wann haben wir das letzte Mal ihre Stimme gehört oder ihr Lachen gesehen?

Diese oberflächliche Verbundenheit kann gefährlicher sein als offensichtliche Isolation, weil sie uns in dem Glauben lässt, wir hätten bedeutungsvolle Beziehungen, während wir in Wirklichkeit nur Zuschauer im Leben anderer sind.

Der soziale Vergleich

Dann ist da noch das leidige Thema des sozialen Vergleichs. Auf Instagram sehen wir die sorgfältig kuratierten Highlights anderer Leben: die perfekte Beziehung, die spektakulären Urlaubsfotos, die beeindruckenden beruflichen Erfolge. Was wir nicht sehen, sind die Streitigkeiten, die einsamen Abende, die Zweifel und Ängste.

Wir vergleichen unsere ungeschnittene Realität mit den Hochglanzversionen anderer Leben und fühlen uns unzulänglich. Dieses Gefühl der Unzulänglichkeit verstärkt die Einsamkeit – denn wenn alle anderen so perfekte Leben führen, warum sollten sie sich für jemanden wie dich interessieren?

Die Verflachung der Kommunikation

Ein weiteres Problem der digitalen Kommunikation ist ihre Verflachung. Ein "Like" ist schnell gegeben, erfordert aber wenig emotionales Investment. Eine Textnachricht kann praktisch sein, vermittelt aber nicht die Nuancen der Stimme oder die Wärme eines Lächelns.

Wir gewöhnen uns an diese Low-Effort-Kommunikation und verlieren langsam die Fähigkeit (oder den Mut) zu tieferen, verletzlicheren Gesprächen, die für echte Verbindung notwendig sind.

Deine persönliche Einsamkeits-Landkarte erstellen

Nachdem wir die allgemeinen Einsamkeitsauslöser betrachtet haben, ist es an der Zeit, deine persönliche Einsamkeits-Landkarte zu erstellen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg in die Einsamkeit, und um den Weg herauszufinden, musst du verstehen, wie deine spezifische Reise aussah.

Nimm dir einen Moment Zeit und beantworte die folgenden Fragen ehrlich. Du kannst sie direkt hier im Buch beantworten oder – falls du dieses Buch eines Tages weitergeben möchtest – in einem separaten Notizbuch:

Deine Einsamkeits-Detektivarbeit

Wann hast du zum ersten Mal bemerkt, dass du dich einsam fühlst?

War es ein bestimmter Moment oder ein schleichender Prozess?

Welche Lebensereignisse fallen zeitlich mit dem Beginn deiner Einsamkeit zusammen?

(Umzug, Jobwechsel, Trennung, etc.)

Wie sah dein soziales Leben aus, bevor du dich einsam gefühlt hast?

Mit wem hast du Zeit verbracht und was habt ihr gemeinsam gemacht?

Welche Beziehungen haben sich verändert oder sind weggefallen?

Warum glaubst du, ist das passiert?

Wie hat sich deine Nutzung von Technologie und sozialen Medien in dieser Zeit verändert?

Gibt es Situationen oder Orte, an denen du dich besonders einsam fühlst? Welche sind das?

Gibt es Situationen oder Orte, an denen du dich NICHT einsam fühlst? Was ist dort anders?