Einsamkeit verstehen - Nathalie Schnoor - E-Book

Einsamkeit verstehen E-Book

Nathalie Schnoor

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Beschreibung

Wie entsteht Einsamkeit und welche Folgen kann sie für einzelne Menschen, aber auch für die Gesellschaft haben? Der Ratgeber lädt dazu ein, sich mit der eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen und das Verhältnis zum Gefühl von Einsamkeit zu erkunden. Mit vielen Mut machenden Impulsen und Anregungen. Einsamkeit ist keine Krankheit, sie wird jedoch als etwas Schmerzhaftes empfunden und ist immer unfreiwillig. Starke und langanhaltende Einsamkeit hat einen deutlichen Bezug zu verschiedenen Krankheitsbildern und psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Alkoholabhängigkeit. Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie ist Einsamkeit eine Herausforderung für die Gesellschaft. Was Einsamkeit genau ist, welche Folgen sie hat und was dagegen hilft – diese Fragen beleuchtet der Ratgeber alltagsnah und wissenschaftlich fundiert. Dabei geht das Buch auf unterschiedlichste Lebenssituationen ein.

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Einsamkeit ist keine Krankheit

»Es kann nicht darum gehen, sie zu ›bekämpfen‹, sondern viel eher darum, einen dauerhaften und nachhaltigen Umgang mit ihr zu finden. Einsamkeit als Gefühl zu betrachten und das Wissen anzuwenden, das wir über Gefühle haben, kann dabei hilfreich sein.«

Nathalie Schnoor

Einsamkeit verstehen

In guter Verbindung mit mir und anderen

B A L A N C E ratgeber

Nathalie Schnoor

Einsamkeit verstehen

In guter Verbindung mit mir und anderen

1. Auflage 2023

ISBN-Print: 978-3-86739-259-4

ISBN-PDF: 978-3-86739-261-7

ISBN-ePub: 978-3-86739-262-4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Weitere Ratgeber, Selbsthilfebücher und Erfahrungsberichte unter www.balance-verlag.de

© BALANCE buch + medien verlag, Köln 2023

Der BALANCE buch + medien verlag ist ein Imprint der Psychiatrie Verlag GmbH, Köln.

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf ohne Zustimmung des Verlags vervielfältigt, digitalisiert oder verbreitet werden.

Lektorat: Thomas Rosky, München

Umschlaggestaltung: GRAFIKSCHMITZ, Arnbruck, unter Verwendung eines Fotos von Felix Mittermeier / pixabay.com

Typografiekonzeption: Iga Bielejec, Nierstein

Satz: Psychiatrie Verlag, Köln

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH

Einführung

Einsamkeit ist …

… klar definiert

… in den Medien angekommen

… stigmatisiert und angstbehaftet

… unromantisch

… schmerzhaft

… ein evolutionäres Erbe

… keine Krankheit

… ein Gefühl

… schwer messbar

… weitverbreitet

… mehr als eine Folge von Covid-19

Fazit

Wenn Einsamkeit krank macht

Psychische Gesundheit

Körperliche Gesundheit

Ansteckung

Kosten für das Gesundheitssystem

Radikalisierungstendenzen und Fanatismus

Fazit

Einsamkeit: Ursachen und Schutzfaktoren

Psychische Faktoren

Welche Lebenssituationen machen einsam?

Gesellschaftliche Faktoren

Selbsterforschung

Einsamkeits-Fragebogen ausfüllen

Gefühlsprotokoll: die Zeit mit dir allein beobachten

Was suchst du in Beziehungen?

Kontakttagebuch: Die Zeit mit anderen beobachten

Du und deine Nachbarschaft

Dein Resümee

Was kann ich jetzt konkret tun?

Meine Verbindung zu mir selbst

Meine Verbindung mit anderen

Meine Verbindung mit der Natur

Schluss

Literatur

Alle Arbeitsblätter sind auf der Website des Buches zu finden:https://balance-verlag.de/product/einsamkeit-verstehen/

Einführung

In seinem Song »Astronaut« besingt der kanadische Musiker Dallas Green einen um die Erde schwebenden Raumfahrer. Dieser zieht seine Bahnen und schwebt allein durchs Universum weit weg von seinen Lieben. Fast greifbar wird es in diesem Lied – das Gefühl der Einsamkeit.

»Astronaut« findet sich passenderweise auf seinem Album »A Pill for Loneliness« und inspiriert zu dem Titel hat den Musiker diese Meldung in den Fernsehnachrichten: Die Wissenschaft arbeitet an einer Pille gegen Einsamkeit – genauer gesagt an einem Medikament, das die gesundheitlichen Folgen von schmerzhafter Einsamkeit mildern soll.

Forschende in den USA untersuchen, inwieweit sich das Gefühl der Einsamkeit durch das Prohormon Pregnenolon beeinflussen lässt. Pregnenolon soll stressreduzierend und vertrauensfördernd wirken und somit ein Miteinander zwischen Menschen leichter gestalten (Rötzer 2019).

Mit der Entwicklung eines solchen Medikamentes reagiert die Wissenschaft auf die alarmierenden Erkenntnisse über den Zusammenhang von Einsamkeit und psychischer und körperlicher Gesundheit. In Verbindung mit Studien, die die Verbreitung von Einsamkeit in der Bevölkerung abbilden, entsteht seit einiger Zeit das Gedankenszenario einer weltweiten »Einsamkeitsepidemie«.

Großbritannien und Japan haben bereits sogenannte Einsamkeitsministerien ins Leben gerufen, um Strategien gegen die zunehmende Einsamkeit zu entwickeln und Menschen wieder mehr in Verbindung zu bringen.

Und auch in Deutschland werden immer mehr Projekte gefördert, die Einsamkeit reduzieren sollen. Oft sind die Projekte an die Gruppe der älteren Menschen adressiert, was eine Fokussierung auf Einsamkeit im Alter andeutet. Die Covid-19-Pandemie hat den Druck zusätzlich erhöht, Angebote zu schaffen und sozialer Isolation entgegenzutreten.

Einsamkeit ist also ein höchst aktuelles Thema – komplex und changierend in verschiedensten Facetten. Viele Fragen sind mit ihr verbunden: Was ist Einsamkeit, was ist sie nicht? Was sind ihre Folgen? Wer fühlt sich einsam? Was führt zu Einsamkeit? Wer und was kann helfen? Was suchen wir, wenn wir eine »Lösung« für unsere Einsamkeit suchen? Wenn Einsamkeit bedeutet, dass etwas fehlt, was ist das dann? Ist es immer die Gegenwart anderer Menschen? Gibt es etwas anderes, das die Sehnsucht, die in der Einsamkeit steckt, stillen kann? Eine klare und eindeutige Antwort haben die wenigsten Menschen auf solche Fragen.

So vielfältig, wie Einsamkeit ist, sind auch die Werte, die wir als »Gegenteil« von Einsamkeit bezeichnen können. Für einige Menschen ist es die Geselligkeit, das Zusammensein mit anderen. Für andere die Verbundenheit mit sich selbst oder wem oder was auch immer – oder einfach das Glück und das Wohlbefinden.

Gegenteile von Einsamkeit

• Liebe

• Dazugehören

• Mitmachen können

• Verstanden werden

• Verbundenheit

• Glücklichsein

• Auf Augenhöhe betrachtet werden

• Hingehen können, wo ich möchte, ohne ausgegrenzt zu werden

• Mit jemandem mein Zuhause teilen

• Zweisamkeit

• Mit mir selbst im Reinen sein

• Geborgenheit

Dass die Frage nach dem Gegenteil von Einsamkeit ganz unterschiedliche Antworten auslöst, liegt daran, dass jeder Mensch Einsamkeit anders empfindet und es mannigfaltige Auslöser und Gründe dafür gibt – und als Folge auch unterschiedliche Mittel, die helfen, mit diesem Gefühl umzugehen. Diese frühe Erkenntnis wird uns das ganze Buch über begleiten.

ARBEITSBLATT 1 Gegenteile von Einsamkeit

Was ist aus deiner Sicht das Gegenteil von Einsamkeit?

In der Auseinandersetzung mit Einsamkeit stößt man schnell auf Ähnlichkeiten mit Konzepten von Wohlbefinden, Gesundheit und Glück. Vieles, was sich als hilfreich im Umgang mit dem Gefühl der Einsamkeit erwiesen hat, ist auch gesundheits- und glücksfördernd. Hier finden sich einige Parallelen und Gemeinsamkeiten. So ist es beispielsweise kein Zufall, dass Maike Luhmann, eine der führenden Einsamkeitsforscherinnen, Teil der Gruppe »Happiness Research« des Instituts für Gesundheit und Entwicklung (IGE) ist, das wiederum zur Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität gehört.

MERKE Es kann nicht das eine Konzept als Lösung für Einsamkeit geben. Es ist immer eine Frage, was für die einzelne Person im Vordergrund steht.

Das Phänomen der Einsamkeit zu verstehen, heißt auch, sich selbst besser zu verstehen. Dabei müssen wir herausfinden, was sich hinter unserer Einsamkeit verbirgt – auf gesellschaftlicher und individueller Ebene. Diese Schritte wollen wir in diesem Buch gehen:

Informieren→ Was genau steckt hinter dem Phänomen der Einsamkeit? Was kann uns die Wissenschaft an gesicherten Informationen bieten? Welche Möglichkeiten des Schutzes und der Hilfe gibt es? Diese Fragen werden vor allem auf den Seiten 14 – 39 beantwortet.

Abbau der Angst→ Die sachliche Auseinandersetzung mit Einsamkeit führt im besten Falle dazu, dass sich Ängste abbauen. Allein die Erkenntnis, dass sich viele Menschen (zumindest hin und wieder) einsam fühlen, kann helfen – niemand ist allein mit diesem Gefühl. Einsamkeit ist ein schwer erträgliches Gefühl, das sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Dennoch stehen wir der Einsamkeit nicht hilflos gegenüber, wir können etwas dagegen tun.

Anregung zur Auseinandersetzung mit dem Thema→ Das Buch soll dazu beitragen, das öffentliche Gespräch über Einsamkeit weiter zu vertiefen und zu bereichern. Es gilt, wissenschaftliche Erkenntnisse zu nutzen und Vorurteile abzubauen.

Anregung zur Auseinandersetzung mit dir selbst→ Auf den Seiten 130 – 142 geht es um deine individuelle Situation, deinen persönlichen Umgang mit Einsamkeit. In dem Kapitel »Selbsterforschung« sollen dir die Fragen und Übungen dabei helfen, deine eigene Situation genauer zu betrachten und herauszufinden, wo es Veränderungspotenzial gibt.

Anstoß zum Aktivwerden→ In dem Kapitel »Was kann ich jetzt konkret tun?« gibt dir das Buch ab Seite 144 praktische Hinweise und Anregungen. Hier kannst du konkrete Übungen und Tipps für dich auswählen, die an deine eigene Situation anknüpfen und dich dabei unterstützen, sowohl die Zeit mit dir allein zu gestalten als auch mit deinem Umfeld in Kontakt zu treten. Die Arbeitsblätter, die in diesem Buch vorkommen, können unter https://balance-verlag.de/product/einsamkeit-verstehen/ heruntergeladen und ausgefüllt werden.

Dieses Buch kann dich also an verschiedenen Stellen abholen – wenn du dich für Einsamkeit als gesellschaftliches Thema interessierst, wenn du dem Phänomen in deiner Umgebung begegnest und natürlich auch, wenn du selbst Einsamkeit spürst und dich damit auseinandersetzen möchtest.

MERKE Wenn du dich chronisch einsam fühlst, stark unter diesem Gefühl leidest und erkennbare depressive Symptome hast, ist dieses Buch keine ausreichende Hilfe für dich. Dann solltest du dringend in eine professionelle psychotherapeutische Behandlung, die dieses Buch nicht leisten kann.

Über das Thema Einsamkeit gibt es mittlerweile einen großen Fundus an Studien, Sachbüchern und Ratgebern. Einzelne Aspekte wurden bereits ausführlich beleuchtet, andere Aspekte nur ansatzweise oder kaum. Viele der zugrunde liegenden Studien stammen aus der Psychologie, was nicht verwundert angesichts der Tatsache, dass Einsamkeit ein Gefühl ist. Auch einige der Übungen, die in diesem Buch präsentiert werden, haben ihren Ursprung in der Psychologie, insbesondere der dialektisch-behavioralen Verhaltenstherapie (DBT) und der Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR), die eng mit dem Konzept der Achtsamkeit zusammenhängt. Diese Ansätze haben den Umgang mit schwierigen Gefühlen zum Ziel.

Neben den fachlichen Informationen enthält das Buch auch Erfahrungsberichte von Menschen, die sich einsam fühlen. Ich habe mich mit mehreren Menschen getroffen und berichte aus insgesamt zehn Gesprächen, die ich für dieses Buch geführt habe. Darin erzählten diese Menschen offen von ihren Einsamkeitsgefühlen in Gegenwart und Vergangenheit. Hier fanden sich viele Übereinstimmungen mit den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Studien. Die Namen der interviewten Personen und konkrete Ortsangaben habe ich geändert.

Die interviewten Personen

• Ulrike, 56 Jahre, lebt allein, leidet an einer psychischen Erkrankung und hat Psychiatrieerfahrung (S. 36, 42, 79, 172, 183).

• Laura, 27 Jahre, lebt zusammen mit ihrem Partner und hat gerade das Studium abgeschlossen (S. 19, 35, 106, 107, 111, 148, 197).

• Franziska, 44 Jahre, lebt mit ihrem Ehemann, ihrer Tochter und ihrem Hund in einem Einfamilienhaus in einem Dorf (S. 18, 83, 111, 113).

• Larissa, 28 Jahre, lebt in einer Dreier-WG in der Stadt und studiert (S. 36, 60, 96, 102, 171, 197).

• Jana, 21 Jahre, ist vor nicht langer Zeit zum Studieren in eine andere Stadt gezogen und hat viele Internetkontakte (S. 19, 37, 61, 96, 99, 107, 151).

• Raika, 42, ist als junges Mädchen nach Deutschland gekommen, lebt zusammen mit ihrer Familie und ist beruflich erfolgreich (S. 66, 90).

• Manuela, 33 Jahre, lebt zusammen mit ihrem Partner in der Stadt und hat viele Sozialkontakte (S. 19, 59, 63, 70, 112, 190).

• Rita, 30 Jahre, lebt zusammen mit ihrem Partner und kennt Einsamkeit vor allem aus der Perspektive als Pflegefachkraft (S. 49, 53, 85, 124).

• Adalbert, 28 Jahre, hat eine chronische körperliche Erkrankung und fühlt sich oft einsam (S. 20, 54, 63, 65, 76, 86, 87, 94, 109, 191).

Sie alle erleb(t)en Einsamkeit auf ihre ganz eigene Weise und betonen jeweils andere Akzente dieses elementaren Gefühls. Dabei war für mich viel Optimistisches und Positives zu spüren, was sich hoffentlich auch auf die Lesenden überträgt.

Der Kontakt zu den Interviewten ist durch verschiedene Anfragen an Vereine und Organisationen sowie durch private Kontakte entstanden – es fällt sofort ins Auge, dass sich vor allem weibliche Personen dazu bereit erklärten, ein Gespräch über Einsamkeit zu führen. Inwieweit das vielleicht schon eine Facette dieses Gefühls widerspiegelt, findet später im Buch Berücksichtigung.

Einsamkeit ist …

Auf den folgenden Seiten betrachten wir die Beschaffenheit des Phänomens Einsamkeit, seine Ausbreitung und seine möglichen Folgen für das Individuum und die Gesellschaft. Wissenschaftliche Studien und Texte helfen uns dabei, ein fundiertes Bild von Einsamkeit zu gewinnen. Denn oft ist das gesellschaftliche Gespräch über Einsamkeit sehr emotional gefärbt und unsachlich, auf der einen Seite dramatisiert mit medizinisch-psychologischen Fachbegriffen, die zu leichtfertig verwendet werden, auf der anderen Seite verklärt und romantisiert, z. B. durch ein Bild des positiven Alleinseins in der Natur.

… klar definiert

Der Begriff der Einsamkeit wird also in verschiedenen Kontexten unterschiedlich verwendet. Wie ist er aber tatsächlich in der Wissenschaft definiert? Was ist gemeint, wenn der Begriff im weiteren Verlauf des Buches verwendet wird?

Definition Einsamkeit

Die Psychologin Maike Luhmann definiert Einsamkeit »als wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen« (Luhmann 2021, S. 2). Und sie ergänzt: »Einsamkeit ist ein subjektiver Zustand, der von Betroffenen als sehr schmerzhaft wahrgenommen wird.« (Luhmann 2021, S. 4)

Einsamkeit ist also eine subjektiv gefühlte negative Bewertung der eigenen Situation und somit eine Emotion. Das ist zwar schon eine klare Definition, lässt gleichzeitig aber auch viel Raum für Deutungen und Fragen wie »Was macht Einsamkeit aus?«.

In einer großen britischen Studie (Qualter 2018) wurde das Phänomen Einsamkeit global betrachtet und unter verschiedenen Blickwinkeln untersucht. Die Teilnehmenden waren aufgefordert worden, Einsamkeit zu beschreiben und einige Merkmale zu benennen. Am häufigsten wurden diese fünf Merkmale genannt:

• Keine Vertrauensperson haben, mit der man sprechen kann

• Sich nicht mit der Welt verbunden fühlen

• Sich ausgegrenzt fühlen

• Traurigkeit

• Sich unverstanden fühlen

Und was ist mit dir? Was verbindest du ganz persönlich mit Einsamkeit? Gibt es vielleicht eine konkrete Situation, die du selbst erlebt hast? Oder fällt dir eine Person ein, die du als einsam wahrgenommen hast? Woran hast du das festgemacht?

ARBEITSBLATT 2Was bedeutet Einsamkeit für mich?

Wie und wo erlebe ich Einsamkeit? Was verbinde ich mit ihr?

Wiederkehrende Situationen? Eine bestimmte Phase in meinem Leben?

Abgrenzung zur Isolation und zum Alleinsein

Auffällig ist, dass in der oben erwähnten britischen Untersuchung keine Merkmale wie »wenig Kontakt mit Menschen haben« oder »einen kleinen Freundeskreis haben« genannt wurden. Solche Merkmale beschreiben eher das Phänomen der objektiven sozialen Isolation:

Definition soziale Isolation

Soziale Isolation bezeichnet einen objektiven Mangel an sozialen Beziehungen und meint konkret das Fehlen von sozialen Kontakten. Die Dauer und Anzahl der Kontakte wird an einer festgelegten Norm gemessen und dementsprechend als zu gering oder ausreichend bewertet.

Soziale Isolation bezeichnet also ein übermäßig häufiges »Alleinsein«. Das muss nicht zwangsläufig mit negativen Gefühlen einhergehen. Einsamkeit kann aufgrund von sozialer Isolation entstehen, muss es aber nicht. Und Einsamkeit kann auch auftreten, wenn ein Mensch nicht allein ist.

BEISPIEL

Eine Frau macht sich allein auf eine Reise und wandert tagelang durch die Berge. Unterwegs übernachtet sie in verschiedenen Unterkünften, nimmt dort aber keinen Kontakt zu anderen Leuten auf. Soweit es möglich ist, übernachtet sie auch im eigenen Zelt. Sie ist damit während dieser Reise ohne zwischenmenschlichen Austausch und objektiv sozial isoliert. Trotzdem ist sie zufrieden und kann das Alleinsein genießen, ohne sich einsam zu fühlen.

Ein anderer Mensch ist auf einer Geburtstagsfeier eingeladen, fühlt sich aber mit den vielen gut gelaunten und lachenden Menschen um sich herum nicht verbunden. Er versucht, ein paar Gespräche anzubahnen, es klappt aber nicht. Er fühlt sich unsicher und nicht erwünscht. Irgendwann unterlässt er die Kontaktversuche. Früh verlässt er die Feier mit einem Gefühl der Einsamkeit.

Einsamkeit ist immer unfreiwillig

Ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen Alleinsein und Einsamkeit ist die Freiwilligkeit. Einsamkeit kann niemals freiwillig sein, denn sie ist immer etwas Ungewolltes. Gleich ob die Person gerade allein oder unter Menschen ist, in beiden Situationen kann sich Einsamkeit einstellen.

All die Menschen, die bewusst allein die Natur aufsuchen, entscheiden sich für das Alleinsein. Sie können diese Entscheidung auch wieder rückgängig machen, wenn sich das Alleinsein anders anfühlt als erhofft. Zu wissen, dass dieses Alleinsein kein unbegrenzter Zustand sein muss, macht es leichter. Einsamkeit dagegen ist oft nicht so einfach zu verändern und erfordert von den betroffenen Menschen viel Kraft.

Um erforschen zu können, wie sich das Einsamkeitserleben positiv beeinflussen lässt, ist es wichtig, Einsamkeit und Isolation als voneinander abgegrenzte Phänomene klar zu definieren und sich ihrer Unterschiedlichkeit bewusst zu sein. Nur so lassen sich passgenaue Strategien entwickeln. Einsamkeitsgefühle lassen sich nicht unbedingt mit einer bloßen Häufung der Kontakte positiv beeinflussen. Einem Mangel an Kontaktmöglichkeiten, wie er in der sozialen Isolation eintritt, lässt sich dagegen leichter strukturell begegnen.

Trotzdem können Isolation und Einsamkeit auch gleichzeitig auftreten. Sie stehen in einem Verhältnis zueinander, das noch nicht vollends erforscht ist. So wird in einer Studie ein zwar schwacher, aber vorhandener Zusammenhang zwischen den beiden Phänomenen nachgewiesen (Coyle & Dugan 2012). Es gibt spannende Auswirkungen dieses Zusammenhanges, denen wir uns in den nächsten Kapiteln nähern.

MERKE Einsamkeit und Isolation haben eine Überschneidung, sind aber nicht das Gleiche. Ein Mensch kann isoliert, aber muss nicht einsam sein. Er kann sogar das Alleinsein suchen. Andererseits kann jemand auch mit vielen anderen Menschen Kontakt haben und sich trotzdem einsam fühlen.

Wie fühlt sich Einsamkeit an?

Auch in den Gesprächen für dieses Buch wurde immer wieder der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit betont. Dass man sich auch inmitten anderer Menschen einsam fühlen kann, ist für viele ein wichtiger Punkt.

BEISPIEL FRANZISKA

Für mich ist Einsamkeit, in Abgrenzung zum Alleinsein, ein negatives Gefühl, das plötzlich auftritt. Das kann auch in der Gruppe passieren, obwohl man dann quasi nicht allein ist, aber man fühlt sich trotzdem einsam. Das Gefühl fühlt sich nicht schön an. Es ist so, als sei man von der Welt abgeschottet.

BEISPIEL LAURA

Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl und manchmal nicht durch äußere Umstände zu erklären. Man kann sich auch allein fühlen, wenn man unter Menschen ist. Einsamkeit und Alleinsein sind verschiedene Dinge. Einsamkeit hat mit einem Schmerz zu tun und ist etwas Ungewolltes. Alleinsein kann ja auch was Gewolltes oder Gewünschtes sein. Für mich persönlich bedeutet Einsamkeit, sich nicht zugehörig zu fühlen und sich anderen nicht anzuvertrauen. Einsamkeit entsteht, wenn man sich mit seinen Gedanken und Gefühlen alleingelassen fühlt und warum auch immer gerade keinen Ansprechpartner dafür hat.

BEISPIEL JANA

Es kommt vor allem darauf an, wie sehr man sich mit den Menschen verbunden fühlt, mit denen man gerade Zeit verbringt. Einsamkeit bedeutet, sich nicht als Teil der Menschen zu fühlen, von denen man gerade umgeben ist. In Situationen, in denen ich mich einsam fühle, habe ich den Eindruck, als würde ich von außen auf die Situation draufgucken.

BEISPIEL MANUELA

Am einsamsten habe ich mich eigentlich immer unter Leuten gefühlt. In der Schulzeit zum Beispiel. Gerade in der Grundschule hatte ich Schwierigkeiten und fühlte mich immer außerhalb meiner Klassengemeinschaft, ich konnte mich nicht wirklich einbringen, war sehr ruhig und schüchtern. Ich war froh, wenn der Schultag zu Ende war und ich wieder allein sein konnte.

BEISPIEL ADALBERT

Einsam sein heißt, sich alleingelassen oder sich nirgendwo zugehörig oder gehört zu fühlen. Und ich glaube, Wertschätzung spielt da auch eine große Rolle. Isolation hat damit nichts zu tun aus meiner Sicht. Wenn ich nur einen Kontakt habe und der ist perfekt, dann fühle ich mich nicht einsam. Ich würde sagen, dass es zwischen Isolation und Einsamkeit definitiv eine Korrelation und vielleicht auch eine Kausalität gibt, aber für mich und meine Situation würde ich das nicht sagen, weil ich sowieso immer eher wenige und ausgewählte Kontakte habe. Ich würde das mit Ängsten und Irrationalität in Zusammenhang bringen. Wenn man sich einsam fühlt und Hilfe sucht und gleichzeitig denkt, dass man die Zeit für andere nicht wert ist. Um weniger einsam zu sein und mehr Wertschätzung zu bekommen, müssen persönliche Grenzen überschritten und Mut aufgebracht werden. Und Kraft. Und das ist unglaublich anstrengend.

MERKE Einsamkeit hat viele Facetten. Viele Menschen beschreiben das Gefühl mit Traurigkeit und damit, ausgeschlossen zu sein, sich außen vor und unverstanden zu fühlen.

… in den Medien angekommen

Das Thema Einsamkeit kommt auf fast allen medialen Bühnen vor. Die Pandemie hat die Medienpräsenz und das öffentliche Interesse noch weiter verstärkt. Es ist gut, über Einsamkeit und die möglichen Folgen zu informieren. Zu beachten ist allerdings auch, wie und in welchem Kontext Einsamkeit dargestellt wird. In Bezug auf Einsamkeit fällt auf, dass in der Öffentlichkeit besonders häufig ältere Menschen in den Fokus gerückt werden. In der 2018 ins Leben gerufenen Initiative »Gesundes Miteinander« der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) war das Plakat mit dem Slogan »Geht Omas drücken!« besonders populär. Es sollte auf die Einsamkeit im Alter aufmerksam machen. In der Corona-Pandemie wurden die Plakate aus naheliegenden Gründen wieder entfernt und der Slogan fortan eher metaphorisch interpretiert.

Das Wort Einsamkeit wird in den Medien auch schnell in besonders dramatisch wirkenden Kontexten verwendet. So war im norditalienischen Prestino eine Frau erst zwei Jahre nach ihrem Tod allein an ihrem Küchentisch aufgefunden worden. Die Nachbarschaft hatte geglaubt, sie sei ausgezogen. In dem Kommentar einer italienischen Zeitung wurde die Verstorbene als »Einsamkeit in Person« bezeichnet (Spiegel.de, 8.2.2022). Dass der Begriff »Einsamkeit« hier voreilig in diesem Kontext verwendet wird, fördert ein sehr angstbehaftetes Verständnis von Einsamkeit und trägt nicht dazu bei, über die eigenen Einsamkeitsgefühle zu sprechen.

Wir haben es im öffentlichen Gespräch über Einsamkeit also mit verschiedenen Vorurteilen und teils höchst emotionalen Darstellungen zu tun, die es gilt, zu hinterfragen. Denn Einsamkeit zu verstehen, bedeutet, hinter solche Annahmen zu blicken und somit etwas aufzubrechen, das eine häufige Begleiterscheinung der Einsamkeit ist – die Stigmatisierung.

… stigmatisiert und angstbehaftet

Trotz ihrer Allgegenwärtigkeit und großen Präsenz haftet der Einsamkeit nach wie vor ein Stigma an. Nicht selten fühlen sich Menschen, die Einsamkeit verspüren, selbst an ihrer Situation schuldig. Etwa weil sie den Anforderungen des Lebens und des sozialen Miteinanders nicht gewachsen sind oder sich nicht liebenswert finden. Möglichkeiten, sich selbst die Schuld zu geben, gibt es viele.

Echter Raum für die negativen Gefühle des Lebens wird in unserer Gesellschaft oft nicht zugelassen. So muss sich beispielsweise Instagram den Vorwurf gefallen lassen, eine »toxic positivity« zu verbreiten, die die Menschen auf Dauer krank mache (Reiche 2021). Das Bild, das noch immer in der Gesellschaft gezeichnet wird, sind schöne, glückliche, gut eingebundene Menschen mit Familie und ebenso glücklichem Freundes- und Bekanntenkreis.

Vor einem solchen Hintergrund können einsame Menschen leicht Scham- und Schuldgefühle entwickeln. Und die wiederum führen dazu, dass oft nicht über die eigene Einsamkeit gesprochen wird. Je stärker und bedrückender die Einsamkeit, desto schwieriger wird das Gespräch über die eigene Situation.

Es ist nicht leicht, die eigene Einsamkeit vor anderen zu offenbaren. Viele fürchten sich vor eventuellen Vorwürfen oder davor, dass ihr Eingeständnis falsch verstanden wird. »Ich bin einsam, also hilf mir«, könnte beim Gegenüber ankommen. Um Hilfe zu bitten, stellt für viele Menschen ein schambehaftetes Eingeständnis von Unterlegenheit dar. Ein Problem zu verschweigen, führt jedoch selten zu einer Lösung oder einer Verbesserung. Im Gegenteil – meist verschlimmert sich die Situation.

Dass einsame Menschen also aus vielen Gründen dazu tendieren, ihre Gefühle zu verschweigen, ist zu berücksichtigen, wenn wir im Verlauf des Buches Studien zur Verteilung von Einsamkeit betrachten, die im Wesentlichen auf den eigenen Angaben der Teilnehmenden basieren. Die Datenlage wird durch das Stigma der Einsamkeit stark beeinflusst und jede Auseinandersetzung mit dem Phänomen muss dies im Blick haben.

MERKE Scham und Schuldgefühle sind häufige Begleiterscheinungen von Einsamkeit, die sich auf die Folgen und die Erhebung von Einsamkeitsgefühlen auswirken.

… unromantisch

Gibt man den Begriff »Einsamkeit« in eine Bildsuchmaschine ein, so erscheinen viele Naturansichten. Zumeist sind dies Fotografien von beeindruckenden und weiten Landschaften – ohne Menschen. Und Reisen werden angeboten mit Slogans wie »Genießen Sie die Einsamkeit der Berge Norwegens!«.

Diese Verbindung von Natur und Einsamkeit steht in einer langen Tradition: Einsamkeit und Natur wurden von Philosophie und Kulturwissenschaft seit jeher zusammengedacht. Mit »Einsamkeit« wird oft das positive und sogar lustvolle und inspirierende Alleinsein in der Natur verbunden. In der Geschichte des indischen Religionsstifters Siddhartha spielt das Alleinleben eine wichtige Rolle für das Erwachen, die Selbstfindung und die religiöse Erleuchtung. Und eines der bekanntesten Zitate des Schriftstellers Henry Thoreau lautet: »Ich liebe es, allein zu sein. Ich habe nie einen Gefährten gefunden, der so angenehm war wie die Einsamkeit.« Und auch in der modernen Geschichte »Into the Wild«, die auf den Tagebuchausführungen von Jon Krakauer beruht, sind Alleinsein und Einsamkeit von zentraler Bedeutung.

In Thoreaus Zitat wird deutlich, wie die Begriffe Alleinsein und Einsamkeit ineinander zerfließen, wie das eine gegen das andere ausgetauscht wird. Und das soll in diesem Buch gerade nicht geschehen. Was Thoreau meint, fällt nicht in den Begriffsbereich der Einsamkeit, sondern eher unter den neutralen Begriff des Alleinseins. Ist das Alleinsein von Selbsterfüllung, Inspiration und tiefer Zufriedenheit geprägt, kann man auch von positivem Alleinsein sprechen. Im Englischen gibt es das Wort »solitude« für diesen Zustand, in der deutschen Sprache fehlt es an so einem Wort. Der positive Effekt der Natur auf die psychische Situation lässt sich übrigens wissenschaftlich belegen, wie wir in späteren Kapiteln noch sehen werden.

MERKE Einsamkeit ist nicht zu verwechseln mit dem romantischen, erfüllenden Alleinsein in der Natur, das in der Philosophie und Literatur tief verankert ist. Einsamkeit ist ein tiefes trauriges Gefühl.

… schmerzhaft

In einem Experiment wurde ein Zusammenhang zwischen Einsamkeit und körperlichem Schmerz nachgewiesen (Eisenberger u. a. 2003). Das Experiment bestand aus einem virtuellen Ballspiel. Eine Versuchsperson spielte mit zwei weiteren Personen virtuell und dabei wurden ihre Gehirnströme gemessen.

Das Spiel bestand aus drei Phasen:

1. Durch einen vorgetäuschten technischen Fehler konnte die Versuchsperson nicht mit den anderen beiden spielen und war außen vor.

2. In der zweiten Phase haben alle drei Personen virtuell miteinander gespielt.

3. In der letzten Phase konnten rein technisch alle Teilnehmenden miteinander spielen, jedoch wurde die Versuchsperson systematisch von den anderen beiden ausgeschlossen und konnte so nicht aktiv am Spiel teilnehmen.

Was die Versuchsperson nicht wusste: In Phase eins und drei gab es gar keine »echten« Mitspielenden, sondern sie hat sich lediglich ein Video von zwei spielenden virtuellen Personen angesehen.

In der anschließenden Befragung berichten alle Versuchspersonen vom Gefühl, in der letzten Phase des Spiels ausgeschlossen zu sein und sich verlassen und zurückgewiesen gefühlt zu haben – einem der zentralen Merkmale von Einsamkeit. Alle Befragten gaben an, das hätten sie nicht so empfunden, als sie aufgrund des technischen Fehlers in der ersten Phase nicht am Ballspiel teilhaben konnten.

Die Aufzeichnung der Gehirnströme vom MRT zeigte: In der dritten Phase, als sich die Versuchspersonen ausgeschlossen fühlten, war ein Gehirnareal aktiviert, das in den vorherigen Phasen nicht aktiviert war. Dabei handelt es sich um das sogenannte Schmerz-Netzwerk im anterioren cingulären Kortex (ACC), wo körperliche Schmerzen verarbeitet werden. Einsamkeit und physischer Schmerz haben denselben Platz im Gehirn und das Forschungsteam schließt daraus, dass soziale und körperliche Schmerzen im Gehirn ähnlich verarbeitet werden. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum es wehtut, einen geliebten Menschen zu verlieren.

Auch der entgegengesetzte Zusammenhang wurde in einer Studie nachgewiesen (Younger u. a. 2010): Es wurde untersucht, welchen Effekt es hat, wenn Menschen, die unter Schmerzen leiden, Fotos von Personen gezeigt werden, die sie lieben. Die Menschen haben von weniger Schmerzen berichtet, und auch ihre Hirnströme ließen dies erkennen.

Drei wichtige Erkenntnisse

1. Einsamkeitsgefühle sind u. a. über das Schmerzzentrum mit dem Körper verbunden.

2. Es spielt eine wesentliche Rolle, ob wir uns von anderen aktiv ausgeschlossen fühlen. Ist das der Fall, wird das Schmerznetzwerk aktiviert.

3. Die Verbindung zu geliebten Menschen kann Schmerzen reduzieren.

… ein evolutionäres Erbe

Dass Einsamkeit und Schmerz so eng miteinander verknüpft sind, weist auf eine tiefe Verankerung dieses Gefühls hin. Schmerz ist immer ein Warnsignal des Körpers. Es zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist und ein Zustand verändert werden muss.

Einsamkeit wird deshalb auch als evolutionäres Warnsignal betrachtet. Es soll den Menschen schon seit jeher davor gewarnt haben, sich zu weit von seinem schützenden Gruppenverbund zu entfernen. Denn früher hing die Chance, zu überleben, in hohem Maße von dem Schutz der Gruppe ab (Cacioppo u. a. 2014). In diesem Sinne ist Einsamkeit vergleichbar mit ursprünglichen Grundbedürfnissen wie Hunger und Durst. Diese sollen das Verhalten eines Menschen ebenfalls dahin gehend beeinflussen, dass der Mensch überlebt: Er soll essen und trinken. Einsamkeit als urmenschliches Gefühl sollte dazu anregen, sich mit der Gruppe zu verbinden.