Einspruch für die Liebe - Julie James - E-Book

Einspruch für die Liebe E-Book

Julie James

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Beschreibung

Der Top-Staatsanwalt Cade Morgan setzt alles daran, um einen korrupten Senator zu überführen. Dafür braucht er jedoch die Hilfe der hübschen Anwältin Brooke Parker. Und obwohl Brooke sich Cades Charme standhaft widersetzt, kann sie die starke Anziehungskraft, die er auf sie ausübt, doch nicht leugnen.

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Julie James

Einspruch für die Liebe

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Stephanie Pannen

Über dieses Buch

Als Brooke Parker vom dritten Mann in Folge zu hören bekommt, dass sie nicht »die richtige Frau für eine gemeinsame Zukunft« ist, steht eines fest: Von Beziehungen hat sie erst einmal genug. Zugegeben, als Leiterin der Rechtsabteilung von Sterling Restaurants, einem der erfolgreichsten Gastronomieunternehmen der USA, hat sie Job und Privatleben nie sonderlich gut unter einen Hut bringen können. Doch schon als kleines Mädchen war für Brooke, die aus einfachen Verhältnissen stammt, klar, dass sie die Karriereleiter bis ganz nach oben klettern wird – und jetzt mal ehrlich, wer braucht schon Männer? Ihr Entschluss gerät allerdings gehörig ins Wanken, als der Staatsanwalt und ehemalige Footballstar Cade Morgan vor ihrer Tür auftaucht und sie um Hilfe bittet. Cade will einen korrupten Politiker überführen, und zwar ausgerechnet in Sterlings angesagtestem Fünf-Sterne-Restaurant. Obwohl die toughe Geschäftsfrau alles andere als entzückt ist von Cades Versuch, sie allein mit einem sexy Lächeln (und ohne gerichtliche Verfügung) von seinem Vorhaben zu überzeugen, fällt es Brooke vom ersten Augenblick an schwer, sich dem Charme des erfolgreichen Anwalts zu entziehen. Doch egal wie attraktiv Cade auch sein mag und ganz gleich wie oft er sie zum Lachen bringt – in Brookes Leben ist einfach kein Platz für einen Mann. Oder vielleicht doch?

Für Ellery

1

Brooke Parker trat an die Theke des Restaurants The Shore, um ihre Bestellung fürs Mittagessen abzugeben. Doch der Mitarbeiter kam ihr zuvor.

»Hey, da ist ja meine Lieblingskundin – Hähnchen-Tacos, extra Pico.« Er grinste sie an. »Das ist mein Spitzname für Sie.«

Ja, das hatte sie kapiert. »Ich hatte schon schlimmere«, sagte Brooke, während der Mitarbeiter zur Kasse ging, um ihre Bestellung abzurechnen. Sie war wirklich eine regelmäßige Kundin und stolz darauf. Das Restaurant war nur zwei Blocks von ihrem Büro entfernt, direkt am Oak Street Beach, was es zum perfekten Rückzugsort für die Mittagspause machte. Und es gab dort die besten Hähnchen-Tacos der Stadt. Nicht dass sie voreingenommen war oder so.

Okay, vielleicht war sie ein wenig voreingenommen.

Sie hielt ihm einen Zwanzig-Dollar-Schein hin. »Und dazu nehme ich einen Erdbeer-Mango-Smoothie.«

»Ooh, ein Smoothie. Heute hauen Sie mal auf die Pauke, was?« Der Mitarbeiter war Anfang zwanzig, hatte blonde Haare und ein gebräuntes Gesicht. Er wirkte wie ein College-Absolvent, der vorhatte, diesen Sommer viel Zeit mit Beachvolleyball zu verbringen.

Er gab Brookes Bestellung an die Küche weiter und musterte sie. »So langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich mehr über Sie erfahren sollte, Hähnchen-Tacos, extra Pico.« Er zwinkerte ihr zu. »Schließlich sehen wir uns jetzt seit einem Monat wöchentlich.« Er betrachtete das maßgeschneiderte graue Kostüm, das sie trug. »Ich glaube, dass Sie … Anwältin sind.«

»Gut geraten.«

»Ich wusste es. Ich wette, dass Sie vor Gericht knallhart sind.«

Brooke unterdrückte ein Lächeln. Sie sollte dem armen Kerl die Peinlichkeit ersparen, aber irgendwie machte das hier Spaß. »Ich bin keine Prozessanwältin.« Sie beschloss, ihm einen Hinweis zu geben. »Ich arbeite als Chefjuristin für ein hier in Chicago ansässiges Unternehmen.«

Er gab vor, zutiefst beeindruckt zu sein. »Wow, dann sind Sie also ein ganz hohes Tier! Welche Art von Unternehmen?«

»Restaurants und Bars.«

»Was für ein Zufall. Dann arbeiten wir ja sozusagen beide in der Gastronomie.« Er lehnte sich mit einem Ellbogen auf der Theke vor und warf ihr einen verführerischen Blick zu, der ihm wahrscheinlich jede Menge Trinkgeld einbrachte. »Das muss Schicksal sein.«

Oder … auch nicht. Brooke zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sollten Sie so mit den Kunden flirten?«

Er grinste noch etwas breiter. »Wahrscheinlich nicht. Aber für Sie, Hähnchen-Tacos, extra Pico, bin ich gewillt, die Regeln zu brechen. Verraten Sie es den Langweilern aus der Chefetage einfach nicht.«

Dieses Mal musste sich Brooke auf die Lippe beißen, um ihr Schmunzeln zu unterdrücken. Jetzt konnte sie dem armen Kerl erst recht nicht mehr verraten, wer sie war. Dann sagte eine Stimme ihren Namen.

»Schwänzen Sie heute, Ms Parker?«

Als Brooke sich umdrehte, sah sie Kurt McGregor, einen der Geschäftsführer des Restaurants. »Leider nicht. Ich habe mich nur für eine kurze Pause rausgeschlichen.«

Kurt deutete auf den Mitarbeiter. »Ich hoffe, Ryan behandelt Sie gut.«

»Ryan ist höchst charmant«, versicherte sie ihm.

Der Mitarbeiter deutete zwischen ihnen hin und her. »Sie beide kennen sich?«

Kurt lachte. »Das könnte man so sagen. Ryan, das ist ­Brooke Parker aus der Chefetage. Sie ist die Chefjuristin von Sterling Restaurants.«

Das Grinsen auf dem Gesicht des Mitarbeiters erstarrte und machte einem panischen Blick Platz. »Oh Scheiße. Sterling Restaurants. Die Leute, die mir mein Gehalt zahlen?«

»Genau die«, bestätigte Brooke.

Der Mitarbeiter sah aus, als hätte er einen Käfer verschluckt. »Ich habe Sie gerade eine Langweilerin genannt.«

»Und ein ganz hohes Tier.«

»Bitte feuern Sie mich nicht«, flüsterte er.

Brooke tat so, als würde sie darüber nachdenken. »Es ist verlockend. Aber jemanden zu feuern verursacht eine Menge Papierkram. Und darauf habe ich an einem Freitagnachmittag keine Lust. Verschieben wir es einfach auf Montag.« Sie sah, wie er seine Augen aufriss. »Das war ein Witz, Ryan.«

Kurt räusperte sich. »Ryan, vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt, um nach Ms Parkers Bestellung zu sehen?«

Der Mitarbeiter richtete sich erleichtert auf. »Gute Idee. Die Bestellung von Hähnchen-Tac… ähm, ich meine, Ms Parker – kommt sofort.« Damit floh er in die Küche.

Nachdem er fort war, drehte sich Kurt zu ihr um. »Okay, ernsthaft. Soll ich ihn feuern?«

»Ach was. Er gibt mir immer eine Extraportion Salsa. Den will ich mir warmhalten.«

Kurt schmunzelte und deutete auf die Terrasse. »Haben Sie etwas Zeit? Ich kann Ihnen bestimmt irgendwie noch einen Tisch mit Blick auf den See organisieren, wenn Sie hier essen wollen.«

Brooke sah zu den mit Sonnenschirmen ausgestatteten Tischen auf der sonnigen Terrasse hinaus. Das klang verlockend. Es war ein herrlicher Junitag, und die Sicht von der Terrasse war unbestreitbar eine der besten in Chicago: Wolkenkratzer, die hinter dem schimmernden Blau des Michigansees majestätisch in den Himmel ragten. Doch heute rief die Pflicht.

Eigentlich rief die Pflicht jeden Tag. Die Pflicht hatte sie praktisch auf Kurzwahl.

»Ich wünschte, ich könnte. Aber ich habe gleich eine Telefonkonferenz.« Brooke warf einen Blick auf ihre Uhr. »Herrje, in zwanzig Minuten.«

Ryan kam mit einer Tüte und einem Smoothie aus der Küche. Mit einer schuldbewussten Miene stellte er beides vor Brooke hin und huschte davon.

»Hat diese Telefonkonferenz zufällig etwas mit einem gewissen Deal zu tun, den Sie mit dem Staples Center aushandeln?«, fragte Kurt durchtrieben, nachdem Ryan verschwunden war.

Brooke setzte ihr Pokerface auf. »Ich kann die Existenz eines solchen Deals weder bestätigen noch abstreiten.«

»Gesprochen wie eine wahre Anwältin.«

Brooke zwinkerte ihm zu, während sie Tacos und Smoothie nahm und zur Tür ging. »Aber immer doch.«

Brooke legte die Strecke zwischen dem Oak Street Beach und dem eleganten achtstöckigen Gebäude in der Michigan Avenue, in dem sich die Büros von Sterling befanden, recht zügig zurück. Mit ihrem Essen in der Hand schob sie sich durch die Drehtür und winkte Mac zu, einem pensionierten Polizisten, der bei ihnen als Wachmann arbeitete. Sie durchquerte die Empfangshalle zu den Aufzügen.

Als Ian Sterling, der Firmenchef, sie vor zwei Jahren angeworben hatte, als Chefjuristin mit an Bord zu kommen, war er mit seinen Visionen und Plänen sehr offen gewesen. Er hatte das Unternehmen mit einem Restaurant gegründet, einem amerikanischen Bistro mitten in der Innenstadt Chicagos, und hatte innerhalb von acht Jahren sechs weitere Restaurants eröffnet. Das Spektrum reichte vom Sommer-Hotspot The Shore über einen Irish Pub im südlichen Teil der Stadt bis hin zum Sogna, dem »Kronjuwel« des Unternehmens, das dieses Jahr sogar eine der begehrten Drei-Sterne-Bewertungen von Michelin erhalten hatte.

Andere hätten sich damit vielleicht zufriedengegeben, aber nicht Ian Sterling. Er war aggressiv, er war ehrgeizig und er hatte Pläne. Große Pläne.

Der Freund eines Freundes kannte den Besitzer der Chicago Cubs, und Ian hatte den Besitzer überzeugen können, darüber nachzudenken, Sterling Restaurants das Catering für den Stadium Club und die VIP-Logen in Wrigley Field zu überlassen.

»Sollten Sie sich entschließen, die Stelle anzunehmen«, hatte Ian im Stil von Mission Impossible zu Brooke gesagt, als er ihr den Job während eines Abendessens im Sogna angeboten hatte, »wird Ihre erste Aufgabe als Chefjuristin darin bestehen, den Wrigley-Field-Deal einzutüten.«

»Und was passiert dann?«, hatte Brooke gefragt.

»Sie werden Teil eines Teams sein, das bei Sterling eine komplette Sport- und Unterhaltungsabteilung aufbauen wird«, hatte er gesagt. »Baseballstadien. Arenen. Das volle Programm.«

Brooke hatte zugeben müssen, dass sie von seinen Ambi­tionen beeindruckt war. Damals hatte sie für eine Anwaltskanzlei gearbeitet, die sich um Sterlings außergerichtliche Rechtsangelegenheiten kümmerte. Zu diesem Zeitpunkt kannte sie Ian schon mehrere Jahre, und sie hatte gewusst, dass er darüber nachdachte, einen firmeneigenen Anwalt einzustellen. Doch sie hatte nicht erwartet, dass er sie fragen würde. »Stört es Sie nicht, dass ich erst fünf Jahre Erfahrung habe?«

»Ich habe Sie oft in Aktion gesehen, Brooke. Wenn es sein muss, sind Sie unnachgiebig, und Sie können Kollegen um den Finger wickeln, die dreimal so viel Erfahrung haben.«

»Stimmt. Aber ich versuche das nicht allzu oft auszunutzen. Es ist lästig, mit jemandem zu verhandeln, der an meinem Finger hängt.«

Ian hatte gegrinst. »Mir gefällt Ihr Stil – und was genauso wichtig ist, ich mag Sie. Also lautet die sinnvollere Frage wohl, können Sie sich vorstellen, den Job zu meistern?«

Eine direkte Frage. Glücklicherweise nahm auch Brooke nie ein Blatt vor den Mund, und Ians Begeisterung war ansteckend. Es war eine tolle Gelegenheit, für ein junges Unternehmen zu arbeiten, das auf dem Weg nach oben war. Also hatte sie ihm in die Augen geschaut und geantwortet: »Auf jeden Fall.«

Denn Brooke Parker war eine Frau, die es weit bringen wollte. Das hatte sie sich vor langer Zeit selbst geschworen.

Zwei Jahre später bedauerte sie es nicht, die Gelegenheit ergriffen zu haben. Das Unternehmen war stetig gewachsen, seit sie als Chefjuristin an Bord gekommen war, am bemerkenswertesten in seiner Sport- und Unterhaltungsabteilung. Nach dem Abschluss der Verhandlungen mit Wrigley Field hatten Brooke und die beiden anderen Mitglieder von Ians »Dreamteam« – der stellvertretende Vertriebsleiter und der stellvertretende Leiter der Transaktionen – viel Zeit damit verbracht, potenzielle Kunden zu umgarnen. Und als sie einen Vertrag an Land gezogen hatten, um das Catering für das United Center zu übernehmen – dem fünftprofitabelsten Austragungsort in Nordamerika und Heimatstadion der Chicago Bulls und der Blackhawks –, hatten sie in den Firmenbüros von Sterling eine Riesenparty gefeiert.

Ein paar Monate danach waren sie nach Los Angeles gereist, wo sich Brooke und die beiden stellvertretenden Geschäftsführer richtig ins Zeug gelegt hatten, um mit den Cowboys einen Deal auszuhandeln. Kurze Zeit später konnten sie auch den Vertrag mit dem Dodger Stadium unter Dach und Fach bringen.

Während der Dodger-Verhandlungen hatte deren Anwältin, mit der sie sich gut verstand, beiläufig erwähnt, sie hätte gehört, dass die L.A. Arena Company ebenfalls mit ihrem Catering unzufrieden sei und sich nach etwas Neuem umschauen würde, sobald ihr derzeitiger Vertrag auslief. Dieses Unternehmen betrieb das Staples Center, auch bekannt als Heimat der Los Angeles Lakers, Kings und Sparks.

Also hatte das Dreamteam zugeschlagen, solange das Eisen noch heiß war.

Und heute würde Brooke – vorausgesetzt, alles lief glatt – den Vertrag mit den Anwälten der L.A. Arena Company zum Abschluss bringen und Sterling Restaurants würde das Staples Center, die profitabelste Spielstätte des Landes, zu seinen Kunden zählen dürfen.

Um es zusammenzufassen: Sie waren großartig.

Sterling war ein aufregender, anspruchsvoller und sehr anstrengender Arbeitsplatz. Natürlich bedeutete das für ­Brooke Überstunden, aber sie glaubte an die Firma und ihren Platz darin. Ob es um Verhandlungen bezüglich eines millionenschweren Vertrags mit dem Anwalt der Dallas Cowboys oder um eine interne Beschwerde ging, dass einer ihrer Konditoren die Kellnerinnen betatschte, es wurde niemals langwei- lig.

Nachdem sie im zweiten Stock aus dem Lift gestiegen war, ging Brooke den Gang entlang, der sie zu den Sterling-Büros führen würde. Sie schob sich durch die Milchglastüren und begrüßte die Empfangsdame. Laut der Wanduhr blieb ihr noch eine Viertelstunde, um vor ihrer Telefonkonferenz ihre Tacos zu essen. Jede Menge Zeit.

»Ich bin wieder da«, sagte sie zu Lindsey, ihrer Assistentin, die am Schreibtisch vor Brookes Büro saß.

»Es gab ein paar Anrufe, während Sie unterwegs waren«, erwiderte Lindsey. »Der erste war von Justin. Er hat gefragt, ob Sie ihn zurückrufen könnten, sobald Sie wieder da sind.«

Die Nachricht überraschte Brooke ein wenig. Sie und Justin, alias der »süße Herr Doktor«, denn er war Gynäkologe, gingen seit etwa vier Monaten miteinander aus, und sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie vom Büro aus mit ihm telefoniert hatte. Sie waren tagsüber beide immer furchtbar beschäftigt, darum war es einfacher, ihm auf dem Weg nach Hause zu mailen oder eine SMS zu schicken. »Oh je. Ich hoffe, dass er nicht absagen will. Wir haben heute Abend einen Tisch im Rustic House«, sagte sie. Es war fast unmöglich, für dieses Restaurant in der Nordstadt, das nicht zur Sterling-Gruppe gehörte, eine Reservierung zu bekommen.

»Verräterin«, erwiderte Lindsey grinsend. Dann reichte sie Brooke einen Zettel mit einer Telefonnummer darauf. »Außerdem hat Cade Morgan vom Büro der Staatsanwaltschaft angerufen.«

Wie interessant.

Natürlich wusste jeder, der die Lokalnachrichten verfolgte, wer Cade Morgan war. Er hatte sich als einer der besten stellvertretenden Staatsanwälte in Chicago mit der Anklage mehrerer prestigeträchtiger Fälle von Regierungskorruption einen Namen gemacht – und vor etwa einem Jahr auch mit dem Prozess um den sogenannten »Twitter-Terroristen«, der internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Er hatte den Ruf, gerissen, gegenüber Richtern und Geschworenen entwaffnend charmant, zu gegnerischen Anwälten jedoch knallhart zu sein.

Und Brooke hatte keinen blassen Schimmer, was er von ihr wollen könnte.

»Hat er gesagt, worum es geht?«, fragte sie.

»Nein. Nur, dass Sie ihn bitte so schnell wie möglich zurückrufen mögen. Das war ihm sehr wichtig.«

Diese unerwartete Nachricht aus dem Büro der Staatsanwaltschaft beunruhigte Brooke ein wenig. Cade Morgan war ein Strafverfolger, der sich um große Fälle mit einer Menge Medieninteresse kümmerte. Worum es hier auch gehen mochte, es war sicher kein Höflichkeitsanruf gewesen. Und das machte die Chefjuristin in ihr nervös.

»Danke, Lindsey.« Brooke ging in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich. Sie bemühte sich, sich von Morgans Anruf nicht verrückt machen zu lassen. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie keine Ahnung hatte, was er wollte, und es deswegen auch keinen Grund gab, sich Sorgen zu machen. Noch nicht.

Es wird wirklich niemals langweilig, dachte sie, während sie sich an ihren Schreibtisch setzte und einen der Tacos auspackte. Wie üblich erledigte sie mehrere Dinge auf einmal und biss vom Taco ab, während sie Justins Nummer in ihr Freisprechtelefon eintippte.

»Na, du«, sagte sie, als er an sein Handy ging. »Ich war nicht sicher, ob ich dich erwischen würde.« Sie sah ihn in seinem Ärztekittel regelrecht vor sich – was nicht schwer war, da sie ihn ein paarmal spät abends nach einer seiner Schichten darin gesehen hatte.

»Ich mache gerade eine kurze Pause«, erwiderte Justin. Seine Praxis war nur ein paar Blocks von Brookes Büro entfernt, was praktisch war, wenn sie sich zum Mittagessen verabredeten. Allerdings wurde ihr gerade klar, dass sie sich nur einmal am Anfang zum Mittagessen getroffen hatten.

Er klang entschuldigend. »Ich habe eben eine meiner Patientinnen ins Krankenhaus geschickt, um die Wehen einzuleiten. Sie ist erst einen halben Zentimeter erweitert, aber sie befindet sich in der einundvierzigsten Woche und leidet an Schwangerschaftsdiabetes. Da es ihr erstes Kind ist, könnte es eine lange Nacht werden. Tut mir leid, dass ich so kurzfristig absagen muss.«

»Diese verdammten Babys. Jemand sollte ihnen mal erklären, wie schwierig es ist, im Rustic House einen Tisch zu bekommen«, scherzte Brooke. Obwohl sie enttäuscht war, Justin heute Abend nicht sehen zu können, war ihr klar, dass einem die Arbeit manchmal dazwischenkommen konnte. Sie selbst hatte allein in diesem Monat wegen eines Notfalls im Büro zwei Verabredungen absagen müssen.

»Ja. Genau.« Er räusperte sich, als ob er sich davor scheuen würde, das auszusprechen, was er als Nächstes sagen wollte. »Wir sehen uns momentan ziemlich selten.«

Oh, wie süß, er vermisste sie. Und er hatte recht; es war ein sehr arbeitsreicher Monat gewesen. Sie hatte fast eine ganze Woche in Los Angeles am Staples-Vertrag gearbeitet und war dann damit beschäftigt gewesen, alles andere abzuarbeiten. Seit einer Weile schienen Justin und sie nur noch zwischen dreiundzwanzig Uhr und fünf Uhr morgens Zeit füreinander zu haben. »Dann sollten wir uns heute trotzdem sehen, auch wenn wir nicht essen gehen können«, schlug sie vor. »Schreib mir doch einfach eine SMS, wenn du im Krankenhaus fertig bist, und komm dann zu mir.«

»Das wird wahrscheinlich gegen zwei Uhr nachts sein.«

»Ich weiß. Aber da das die einzige Zeit zu sein scheint, zu der wir freihaben, heißt es entweder das oder gar nicht«, sagte Brooke.

»Ja, so scheint es bei uns zu sein. Gott bewahre, dass wir noch mal richtig miteinander ausgehen.«

Als sie die Frustration in seiner Stimme hörte, rutschte ihr das Herz in die Hose.

Nicht schon wieder.

Sie versuchte, die Wogen zu glätten. »Hör mal, ich weiß, dass es momentan mit diesen ganzen Vertragsverhandlungen in Los Angeles ein wenig verrückt ist. Du bist Arzt, du weißt, wie das ist – dein Arbeitsplan ist genauso voll.« Sie fühlte sich zugegebenermaßen gerade ein wenig angegriffen und wollte das noch einmal betonen.

Er seufzte. »Ich weiß. Heute Abend ist es meine Schuld. Und das nächste Mal kommt dir wieder etwas dazwischen.«

»Wir haben doch darüber gesprochen.« Angesichts ihrer wenig erfolgreichen Beziehungsvergangenheit war sie von Anfang an sehr offen gewesen, was die Anforderungen ihres Jobs anging.

»Das haben wir«, bestätigte er. »Und ehrlich gesagt habe ich damals gedacht, dass ich damit den Jackpot geknackt hätte. Es war toll, dass du niemals ausgeflippt bist, wenn ich eine Verabredung absagen musste oder vergessen habe, dich anzurufen. Und du hast dich niemals darüber beschwert, dass ich nicht oft genug mit dir ausgehe. Irgendwie war es so, als wäre ich mit einem Kerl zusammen.«

Ooookaaay. »Ich muss nicht ständig ausgeführt werden, Justin. Ich kann in sieben Restaurants in dieser Stadt gehen und die Angestellten überschlagen sich förmlich, um mich glücklich zu machen.«

»Es tut mir leid, Brooke«, sagte er zerknirscht. »Aber das hier … funktioniert für mich nicht mehr. Ich mag dich. Du bist eine umwerfende Frau und du hast tolle Karten für die VIP-Loge bei Cubs-Spielen. Ich liebe es, wenn der Dessertwagen kommt.«

Sie war froh, dass sie bei den wirklich wichtigen Dingen im Leben punkten konnte. »Aber?«

»Aber du scheinst dich momentan wirklich sehr auf deine Karriere zu konzentrieren. Und das ist total in Ordnung, versteh mich nicht falsch. Aber, na ja, ich bin vierunddreißig. Ich möchte mal heiraten, Kinder haben, das ganze Programm eben. Und ich schätze, was ich zu sagen versuche, ist … Ich kann mir mit einer Frau wie dir so eine gemeinsame Zukunft einfach nicht vorstellen.«

Brooke blinzelte. Wow.

Mit einer Frau wie dir.

Das hatte gesessen.

»Scheiße, das kam jetzt ziemlich fies rüber«, sagte Justin schnell. »Ich meinte, dass du so unabhängig bist und ich gar nicht weiß, ob du heiraten oder Kinder haben willst, und manchmal habe ich auch das Gefühl, dass du eigentlich nur ab und an einen warmen Körper zum Kuscheln brauchst …«

»Einen Moment mal. Das soll die nette Version sein?«

»Tut mir leid«, erwiderte er kleinlaut. »Aber ich denke einfach, dass wir nach verschiedenen Dingen suchen. Ich will …«

»Eine Frau, mit der du dir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kannst«, fiel ihm Brooke ins Wort. »Schon verstanden.« Deutlicher musste er es ihr nicht erklären.

Als eine unangenehme Stille eintrat, warf Brooke einen Blick auf die Uhr an ihrem Telefon. »Ich sage das jetzt nur ungern, da es mich wieder zu so einer Frau macht, aber ich muss jetzt Schluss machen. Ich habe gleich eine Telefonkonferenz mit Los Angeles, die ich nicht verschieben kann.«

»Ich verstehe. Mach dein Ding. Leb wohl, Brooke.«

Nachdem Brooke aufgelegt hatte, starrte sie das Telefon noch einen Moment lang an.

Und wieder ist einer auf der Strecke geblieben.

Das war ihre dritte Trennung, seit sie bei Sterling angefangen hatte. Sie schien in einem Beziehungsmuster gefangen zu sein, bei dem am Anfang alles großartig war, bis es dann irgendwann im vierten Monat im Sande verlief. Die Männer erzählten ihr dann etwas davon, dass sie mit ihr nicht »den nächsten Schritt« machen konnten oder »mehr« wollten als heißen Sex um Mitternacht nach einem langen Arbeitstag.

»Einen Moment mal. Das hat ein Typ zu dir gesagt?« Ihr bester Freund Ford hatte entsetzt und erschüttert ausgesehen, als sie sich nach Trennung Nummer zwei auf einen Drink getroffen hatten. »Jemand mit einem Penis?«

»Jetzt sind es schon zwei Typen«, hatte Brooke mit verletztem Stolz erwidert. »Ich kapier es einfach nicht. Ich setze diese Männer nicht unter Druck, ich gebe ihnen so viel Raum, wie sie wollen, und der Sex ist auch in Ordnung. Was wollen Männer denn noch in einer Beziehung?«

»Bier und Nachos im Bett?«

»Das ist also dein Rat, dein weiser Einblick in die männliche Perspektive? Bier und Nachos im Bett?«

Ford hatte nur gegrinst. »Du weißt, dass ich von diesem Beziehungskram keine Ahnung habe. Auch nicht, was die Beziehungen anderer Leute angeht.«

Und angesichts der heutigen Wendung der Ereignisse ging es Brooke da nicht anders.

Ich kann mir mit einer Frau wie dir so eine gemeinsame Zukunft einfach nicht vorstellen.

Das Interkom an Brookes Telefon summte und riss sie aus ihren Gedanken.

»Ich habe Jim Schwartz, Eric Keller und Paul Fielding für Sie am Telefon«, sagte ihre Sekretärin. Das waren der Anwalt von L.A. Arena und die beiden externen Rechtsberater.

Richtig. Zurück an die Arbeit – keine Zeit für Selbstmitleid. Als Brooke ihre inzwischen kalten Tacos wieder in die Tüte packte und nach dem Telefon griff, fiel ihr Blick auf den Zettel auf ihrem Schreibtisch und sie erinnerte sich an den Anruf der Staatsanwaltschaft. Cade Morgan würde sich noch etwas gedulden müssen.

Sie bat ihre Sekretärin, den Anruf durchzustellen, und zwang sich zu einem fröhlichen Tonfall. »Wie geht es meinen drei liebsten Anwälten in Los Angeles heute?«, fragte sie.

Wie man in Hollywood zu sagen pflegte: Die Show muss weitergehen.

2

Cade marschierte zum Empfangsbereich und präsentierte dem Wachmann seinen Ausweis.

»Cade Morgan, US-Staatsanwaltschaft, und das hier sind die Special Agents Seth Huxley und Vaughn Roberts«, sagte er und deutete auf die beiden in Anzüge gekleideten Männer, die hinter ihm standen. »Wir sind hier, um Brooke Parker von Sterling Restaurants zu sprechen.«

Der Wachmann griff nach seiner Gästeliste.

»Sie erwartet uns nicht«, sagte Cade.

»Okay …« Der Wachmann musterte die drei Männer unsicher. Cade wartete unbekümmert ab, da er genau wusste, was gleich passieren würde. Wie ihm in den letzten acht Jahren als stellvertretender US-Staatsanwalt klar geworden war, gab es nur wenige Türen, die einem Mann, der von zwei bewaffneten FBI-Agenten begleitet wurde, nicht offen standen.

Einen Augenblick später deutete der Wachmann auf das Gästebuch, das auf der grauen Marmortheke lag. »Sie müssten sich nur hier eintragen.«

»Aber natürlich.« Cade schnappte sich den Stift und schrieb schnell seinen Namen hinein. »Cade Morgan. Mit zwei Begleitern.« Nachdem er den Stift wieder in die Halterung gesteckt hatte, starrte ihn der Wachmann neugierig an. Dieser Blick des Erkennens war ihm wohlvertraut. Sein Name war in der Stadt bekannt – seine Strafprozesse wurden oft von einem großen Medieninteresse begleitet. Doch gelegentlich erinnerte man sich auch wegen seiner anderen Karriere an ihn.

Der Wachmann deutete in seine Richtung. »Cade Morgan, Quarterback an der Northwestern, richtig?«

Bingo.

»So ist es«, erwiderte er.

»Wie lange ist das jetzt her, zwölf Jahre?«, fragte der Wachmann. »Ich erinnere mich noch an Ihr letztes Spiel.« Er grinste. »Die Northwestern schafft es schließlich nicht jedes Jahr zum Rose Bowl, nicht wahr? Sie haben die Jungs im Alleingang dort hingebracht.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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