Für alle Fälle Liebe - Julie James - E-Book

Für alle Fälle Liebe E-Book

Julie James

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Beschreibung

Anwältin Cameron Lynde wird Zeuge, wie im Hotelzimmer nebenan eine Frau ermordet wird. Und den Fall übernimmt ausgerechnet FBI-Agent Jack Pallas, der mit Cameron noch eine Rechnung offen hat. Nach einem unglücklichen Ereignis in der Vergangenheit macht Jack Cameron für den Niedergang seiner Karriere verantwortlich. Doch nun müssen die beiden zusammenarbeiten, um einen gefährlichen Mörder zu überführen. Und stellen schon bald fest, dass sie tiefere Gefühle füreinander entwickeln ...

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JULIE JAMES

Für alle Fälle

Liebe

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Stephanie Pannen

Zu diesem Buch

Die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin Cameron Lynde möchte sich endlich mal wieder etwas Erholung gönnen: Nach einer anstrengenden Woche bucht sie sich in einem von Chicagos besten Hotels ein, um sich ein paar Tage lang so richtig verwöhnen zu lassen. Doch schon in der ersten Nacht platzt der Traum von Ruhe und Entspannung, da ihre Zimmernachbarn zu Camerons Unmut offenbar ein »zwischenmenschlich« intensives und folglich lautstarkes Wochenende im Sinn haben. Als sie sich wegen des Lärms beschwert, wird es im Nebenzimmer auf einmal ruhig – verdächtig ruhig. Und Cameron kommt vom Regen in die Traufe, denn plötzlich ist sie der Mittelpunkt einer polizeilichen Untersuchung: Die Hotelangestellten, die ihrer Beschwerde nachgegangen sind, haben nämlich eine weibliche Leiche gefunden. Da ein US-Senator in den Fall verwickelt ist, schaltet sich das FBI ein, und ausgerechnet Jack Pallas ist der ermittelnde Agent. Jack und Cameron kennen sich gut, haben sie doch vor einigen Jahren zusammen einen Fall bearbeitet, der fürchterlich den Bach hinuntergegangen ist und mit einer Versetzung des FBI-Agenten endete. Als Jack nun nach drei langen Jahren in der Provinz nach Chicago zurückkehren darf, stolpert er gleich bei seinem ersten Fall über die Frau, die damals nicht nur seinen wasserdichten Fall platzen ließ und seine Karriere zerstörte, sondern sich auch noch in sein Herz geschlichen hat. Doch da Cameron die einzige Zeugin ist, muss er sie wohl oder übel vor dem Mörder beschützen, denn der hat es nun auch auf ihr Leben abgesehen …

Für die Witzbolde im Raum neben meinem

im JW Marriott San Francisco –

dies ist das Buch, das ich in meinem

Kopf schrieb, während ihr mich mit

euren Mätzchen wach gehalten habt.

1

Dreißigtausend Hotelzimmer in Chicago, und Cameron Lynde hatte ausgerechnet das erwischt, in dessen Nachbarzimmer ein Paar einen Sexmarathon durchführte.

»Ja! O ja! JA!«

Cameron zog sich das Kissen über ihren Kopf und dachte – nicht zum ersten Mal in den letzten anderthalb Stunden –, dass es irgendwann aufhören musste. Es war jetzt drei Uhr morgens, und obwohl sie bestimmt die Letzte war, die etwas gegen eine wilde Runde Hotelsex hatte, wirkte diese spezielle Runde schon seit etwa vierzehn »O Gott, ja!«-Schreien nicht mehr wild, sondern nur noch lächerlich. Noch viel wichtiger war die Tatsache, dass eine Nacht im Peninsula selbst mit der Ermäßigung, die sie als Bundesangestellte bekam, nicht gerade im monatlichen Budget einer stellvertretenden Staatsanwältin lag. Und so langsam begann sie, sehr wütend darüber zu werden, dass ihr nicht mal ein klein wenig Ruhe und Frieden vergönnt sein sollte.

Rumms! Rumms! Rumms! Die Wand hinter ihrem Bett wackelte mit genügend Wucht, um das Brett am Kopfende scheppern zu lassen, und Cameron verfluchte die Parkettböden, die sie in diese Lage gebracht hatten.

Als ihr der Handwerker vor ein paar Tagen mitteilte, dass sie ihr neu versiegeltes Parkett mindestens vierundzwanzig Stunden lang nicht betreten dürfe, hatte sie beschlossen, sich mit diesem Hotelaufenthalt ein wenig zu verwöhnen. Sie hatte erst letzte Woche eine äußerst zermürbende dreimonatige Gerichtsverhandlung gegen elf Angeklagte abgeschlossen, denen diverse organisierte kriminelle Aktivitäten vorgeworfen worden waren, darunter sieben vollendete und drei versuchte Morde. Die Verhandlung war für alle Beteiligten sehr anstrengend gewesen, besonders für sie und den anderen stellvertretenden Staatsanwalt, der die Anklage erhoben hatte. Als sie dann erfuhr, dass sie ihr Haus nicht betreten durfte, solange die Böden trockneten, hatte sie die Gelegenheit für einen Wochenendausflug genutzt.

Andere Leute wären vielleicht an einen weiter entfernten oder exotischeren Ort gefahren als in ein Hotel, das nur fünf Kilometer von ihrem Zuhause entfernt lag, aber Cameron war es nur wichtig, eine unglaublich überteuerte, aber wahnsinnig entspannende Massage zu bekommen, gefolgt von einer friedlichen Nacht und einem tollen Frühstücksbuffet (ebenfalls vollkommen überteuert), wo sie sich so lange vollstopfen konnte, bis sie sich wieder daran erinnerte, warum sie sich normalerweise von Buffets fernhielt. Und der perfekte Ort für all das schien das Peninsula zu sein.

Jedenfalls hatte sie das gedacht.

»So ein großer, böser Junge! Genau da, o ja – genau da, hör nicht auf!«

Das Kissen über ihrem Kopf half kein bisschen dabei, die Stimme der Frau auszublenden. Cameron schloss die Augen und schickte ein stummes Stoßgebet in Richtung des Nachbarzimmers. Lieber Mr Großer Böser Junge: Was immer Sie da tun, bitte tun Sie es weiter, bis der Job erledigt ist. Sie hatte nicht mehr so um einen Orgasmus gefleht, seit sie zum ersten – und letzten – Mal mit Jim geschlafen hatte, einem Weineinkäufer und verhinderten Künstler, der »seinen Weg finden« wollte, aber nicht die geringste Ahnung von den wichtigsten Teilen der weiblichen Anatomie hatte.

Gegen halb zwei war sie vom Stöhnen geweckt worden. In ihrem erschöpften Zustand hatte sie zuerst angenommen, dass jemandem im Nebenzimmer schlecht sei. Aber schnell war diesem Geräusch das Gestöhne einer zweiten Person gefolgt. Dann das Hecheln, das Rumsen gegen die Wand, das Schreien und dann der Teil, der verdächtig nach dem Versohlen einer Pobacke klang. Und ungefähr zu diesem Zeitpunkt war ihr klar geworden, was sich wirklich in Zimmer 1308 abspielte.

RuMS-RuMS-RuMS-RuMS-RuMS-RuMS…

Das Bett im Raum nebenan schlug mit erhöhtem Tempo gegen die Wand, und das Quietschen der Matratze erreichte eine neue, fiebrige Tonlage. So wütend Cameron auch war, musste sie dem Kerl, wer immer er war, doch Anerkennung für seine Ausdauer zollen. Vielleicht war es eine dieser Viagra-Situationen, überlegte sie. Sie hatte gehört, dass eine einzige dieser kleinen blauen Pillen einen Mann für über vier Stunden am Laufen halten konnte.

Sie riss sich das Kissen vom Kopf und warf in der Dunkelheit einen Blick auf die Uhr neben ihrem Bett: Es war drei Uhr siebzehn. Wenn sie sich das Gestöhne für weitere zwei Stunden und fünfzehn Minuten anhören musste, würde sie wahrscheinlich jemanden umbringen. Und beginnen würde sie mit dem Angestellten am Empfang, der ihr dieses Zimmer gegeben hatte. Ließen Hotels das dreizehnte Stockwerk nicht angeblich ohnehin aus? Momentan wünschte sie sich, abergläubischer gewesen zu sein, denn dann hätte sie sofort bei ihrer Ankunft im Hotel um ein anderes Zimmer gebeten.

Tatsächlich fing sie langsam sogar an, sich zu wünschen, dass ihr niemals die Idee zu diesem Wochenendausflug gekommen wäre und sie die Nacht stattdessen bei Collin oder Amy verbracht hätte. Dann würde sie jetzt wenigstens schlafen, anstatt dieser ohrenbetäubenden Sinfonie aus Grunz- und Quietschlauten zu lauschen – o ja, die Frau hatte inzwischen tatsächlich zu quietschen begonnen –, die momentan den Soundtrack zu ihrem Leben darstellte. Außerdem machte Collin ein verdammt gutes Käseomelett, das vielleicht nicht den Delikatessen des Peninsula-Buffets entsprach, sie aber daran erinnert hätte, warum sie ihm in ihrem letzten Jahr auf dem College, als er und Amy ihre Mitbewohner gewesen waren, das Kochen überlassen hatte.

Rums-BUMS! Rums-BUMS! Rums-BUMS!

Cameron setzte sich im Bett auf und griff nach dem Telefon auf dem Nachtschränkchen. Sie wollte bestimmt nicht einer dieser Gäste sein, die sich über jeden kleinen Mangel im Service des Fünfsternehotels beschwerten. Aber der Lärm von nebenan dauerte jetzt schon eine ganze Weile an, und ab einem gewissen Punkt hatte sie das Gefühl, ein Anrecht auf ein wenig Schlaf in ihrem fast vierhundert Dollar teuren Zimmer zu haben. Sie vermutete, dass sich nur deswegen noch kein anderer Gast beschwert hatte, weil es sich bei Raum 1308 um ein Eckzimmer handelte.

Cameron wollte gerade die Nummer des Empfangs wählen, als sie plötzlich hörte, wie der Mann nebenan die glorreichen Klänge ihrer Erlösung ausrief.

Klatsch! Klatsch!

»O Scheiße, ich koooooomme!«

Ein lautes Stöhnen. Und dann …

Selige Stille. Endlich.

Cameron ließ sich zurück auf ihr Bett fallen. Danke, vielen Dank, liebe Hotelgötter, dass ihr mir diese kleine Atempause gönnt. Ich werde eure Massage nie wieder überteuert nennen. Selbst wenn allen klar ist, dass es keine hundertfünfundneunzig Dollar kostet, jemanden Lotion auf den Rücken zu schmieren. Ich meine ja nur.

Sie kroch wieder unter die Laken und zog sich die Überdecke bis zum Kinn hoch. Ihr Kopf sank in die Kissen, und nach ein paar Minuten döste sie ein. Doch plötzlich hörte sie nebenan ein weiteres Geräusch – den Klang einer zufallenden Tür.

In Erwartung weiteren Lärms verspannte sich Cameron wieder.

Und dann …

Nichts.

Alles blieb herrlich still und leise, und bevor sie einschlief, galt ihr letzter Gedanke der Bedeutung der zufallenden Tür.

Sie hegte den schleichenden Verdacht, dass sich da gerade jemand einen Fünfsternegelegenheitsfick abgeholt hatte.

RUMMS!

Cameron schreckte im Bett hoch. Ein lautes Geräusch von nebenan hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Sie hörte erstickte Schreie und wieder wurde das Bett gegen die Wand gerammt – stärker und lauter als zuvor –, als ob sich seine Benutzer dieses Mal richtig ins Zeug legten.

Sie sah auf die Uhr. Vier Uhr acht. Man hatte ihr gerade einmal eine halbstündige Auszeit gewährt.

Dieses Mal verschwendete sie keine weitere Sekunde – sie hatte diesen Witzbolden schon mehr als genug ihrer kostbaren Nachtruhe geopfert – und streckte die Hand zu der Lampe auf dem Nachttisch aus. Sie blinzelte, während sich ihre Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnten. Dann hielt sie den Hörer des Telefons an ihr Ohr und wählte die Nummer der Gästebetreuung.

Es tutete nur ein Mal, dann antwortete eine angenehme Männerstimme am anderen Ende der Leitung. »Guten Abend, Ms Lynde. Vielen Dank, dass Sie die Gästebetreuung anrufen. Wie können wir Ihnen helfen?«

Cameron räusperte sich, aber ihre Stimme klang immer noch rau, als sie die Situation zu erklären versuchte. »Also, ich will bestimmt kein großes Fass deswegen aufmachen, aber Sie müssen wirklich etwas wegen der Leute in Zimmer 1308 unternehmen. Sie knallen unaufhörlich mit dem Bett gegen die Wand, stöhnen, schreien und schlagen sich, und das geht jetzt schon seit etwa zwei Stunden so. Ich habe die ganze Nacht kaum geschlafen, und gerade klingt es so, als würden sie sich für Runde zwanzig bereit machen, was wirklich toll für sie ist, aber nicht für mich, und deswegen bin ich jetzt an dem Punkt angelangt, wo es einfach reicht, verstehen Sie?«

Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang vollkommen unbeeindruckt, als ob sich die Gästebetreuung des Peninsula-Hotels ständig mit solchen Dingen herumschlagen würde.

»Natürlich, Ms Lynde. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten. Ich werde sofort ein Sicherheitsteam hinaufschicken, das sich um das Problem kümmern wird.«

»Vielen Dank«, brummte Cameron, die sich nicht so einfach abfertigen lassen wollte. Sie hatte vor, am nächsten Morgen mit dem Manager zu sprechen, aber momentan wollte sie nichts anderes als Ruhe und ein wenig Schlaf.

Sie legte auf und wartete. Ein paar Minuten vergingen, dann warf sie einen Blick auf die Wand hinter dem Bett. In Zimmer 1308 war es plötzlich auffällig ruhig geworden. Sie fragte sich, ob die Bewohner ihre Beschwerde bei der Gästebetreuung gehört hatten. Zugegeben, die Wände waren dünn (wie sie recht schnell herausgefunden hatte), aber so dünn?

Sie hörte, wie sich die Tür von Zimmer 1308 öffnete.

Die Störenfriede wollten abhauen.

Cameron sprang aus dem Bett und lief zu ihrer eigenen Zimmertür. Sie war entschlossen, zumindest einen Blick auf die Sittenstrolche zu werfen. Sie presste sich gegen die Tür und spähte durch den Türspion, gerade als sich die Tür zum anderen Raum wieder schloss. Einen Augenblick lang sah sie niemanden.

Dann trat ein Mann in ihr Blickfeld.

Er bewegte sich schnell und wirkte durch den Türspion leicht verzerrt. Als er an ihrer Tür vorbeiging, hatte er ihr den Rücken zugewandt, daher konnte Cameron nicht besonders viel erkennen. Sie wusste nicht, wie ein typischer Sittenstrolch aussah, aber dieser hier war ziemlich groß und mit seiner Jeans, dem schwarzen Cordblazer und einem grauen Kapuzenshirt recht modisch gekleidet. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, was ein wenig ungewöhnlich war. Als der Mann den Flur entlangging und die Tür zum Treppenhaus aufstieß, kam ihr irgendetwas an ihm seltsam bekannt vor. Aber er verschwand im Treppenhaus, bevor ihr einfiel, was es war.

Cameron trat einen Schritt von der Tür weg. In Zimmer 1308 ging etwas sehr Seltsames vor … Vielleicht war der Mann geflohen, weil er ihren Anruf bei der Gästebetreuung gehört hatte und es nun seiner Partnerin überlassen wollte, sich mit den Folgen ihrer nächtlichen Ausschweifungen auseinanderzusetzen. Vielleicht war er verheiratet? Die Frau in 1308 würde ziemlich viel zu erklären haben, sobald das Sicherheitsteam eintraf. Da sie nun ohnehin wach war, beschloss Cameron, dass sie jetzt auch hierbleiben und den letzten Akt mitbekommen konnte. Nicht dass sie lauschen wollte, aber … na gut, sie wollte lauschen.

Sie musste nicht lange warten. Nach einer Minute trafen zwei Männer in Anzügen, offenbar die Sicherheitsangestellten des Hotels, ein und klopften an die Tür von Zimmer 1308. Cameron beobachtete durch den Türspion, wie die Männer erwartungsvoll auf die Tür starrten. Als niemand reagierte, sahen sie sich schulterzuckend an.

»Sollen wir es noch mal versuchen?«, fragte der kleinere Sicherheitsmann.

Der zweite Mann nickte und klopfte erneut an die Tür. »Sicherheitsdienst!«, rief er.

Keine Antwort.

»Bist du sicher, dass das das richtige Zimmer ist?«, fragte der zweite Mann.

Der erste überprüfte die Zimmernummer und nickte. »Ja. Die Person, die sich beschwert hat, sagte, der Lärm komme aus 1308.«

Er warf einen Blick auf Camerons Zimmertür. Schnell trat sie einen Schritt zurück, als ob die Männer sie durch die Tür hindurch sehen könnten. Plötzlich wurde ihr sehr deutlich bewusst, dass sie außer ihrem T-Shirt von der Universität Michigan und einem Slip nichts anhatte.

Es gab eine Pause.

»Tja, jetzt höre ich jedenfalls gar nichts«, vernahm Cameron dann wieder die Stimme des ersten Mannes. Er klopfte ein drittes Mal an die Tür, dieses Mal noch lauter. »Sicherheitsdienst! Machen Sie auf!«

Immer noch nichts.

Cameron ging zum Türspion zurück und spähte wieder hindurch. Sie sah, wie die Sicherheitsleute einen genervten Blick austauschten.

»Wahrscheinlich sind sie unter der Dusche«, sagte der kleinere von beiden.

»Und treiben es da wieder«, stimmte ihm der andere zu.

Die beiden Männer pressten ihre Ohren gegen die Tür. In ihrem Zimmer lauschte Cameron ebenfalls nach den Geräuschen einer laufenden Dusche, hörte aber nichts.

Der größere Sicherheitsmann seufzte. »Du kennst die Vorgehensweise – wir müssen rein.« Aus seiner Tasche zog er eine Karte, die wohl so etwas wie ein Generalschlüssel sein musste. Er schob sie ins Schloss und öffnete die Tür.

»Hallo? Sicherheitsdienst – ist jemand hier?«, rief er in den Raum hinein. Er sah über seine Schulter zu seinem Kollegen und schüttelte den Kopf. Nichts. Er trat einen Schritt in den Raum hinein und bedeutete dem zweiten Mann, ihm zu folgen. Beide verschwanden im Raum und damit aus Camerons Sicht, und die Tür fiel ins Schloss.

Es folgte ein kurzer Augenblick der Stille, dann hörte Cameron einen der Sicherheitsmänner durch die Wand hindurch aufschreien.

»Ach du Scheiße!«

Ihr rutschte das Herz in die Hose. Sie wusste, was auch immer in Zimmer 1308 passiert war, es handelte sich um nichts Gutes. Unsicher, was sie tun sollte, hockte sie sich aufs Bett, presste ihr Ohr an die Wand und lauschte.

»Versuch’s mit Erster Hilfe, ich verständige die Sanitäter!«, rief einer der Männer.

Cameron sprang vom Bett auf – sie konnte Erste Hilfe – und eilte zur Tür. Sie öffnete sie in dem Moment, als der kleinere Sicherheitsmann aus Zimmer 1308 rannte.

Als er sie sah, hob er eine Hand und bedeutete ihr damit, stehen zu bleiben. »Ma’am, bitte gehen Sie in Ihr Zimmer zurück.«

»Aber ich habe gehört … Ich dachte, ich kann vielleicht helfen, ich …«

»Wir kümmern uns schon darum, Ma’am. Bitte gehen Sie jetzt in Ihr Zimmer zurück.« Damit lief er davon.

Gemäß den Anweisungen des Sicherheitsmannes blieb sie in der Tür stehen. Als sie sich umschaute, sah sie, dass mittlerweile auch andere Hotelgäste den Aufruhr mitbekommen hatten und mit einer Mischung aus Angst und Neugier in den Gang starrten.

Nach einer Zeitspanne, die ihr ewig erschien, tatsächlich aber nur ein paar Minuten betrug, kehrte der kleinere Sicherheitsmitarbeiter mit zwei Sanitätern zurück, die eine fahrbare Krankentrage durch den Flur schoben.

Als das Trio an Cameron vorbeilief, hörte sie, wie der Sicherheitsangestellte die Situation erklärte. »Wir haben sie auf dem Bett gefunden … sie reagierte nicht, also versuchten wir es mit Wiederbelebungsmaßnahmen, aber es sieht nicht gut aus …«

Inzwischen waren weitere Angestellte eingetroffen, und eine Frau in einem grauen Kostüm identifizierte sich als die Hotelmanagerin. Sie bat alle Gäste, in ihren Räumen zu bleiben. Cameron bekam noch mit, dass sie die anderen Angestellten anwies, den Flur und die Aufzüge frei zu halten. Die Gäste des dreizehnten Stocks sprachen im Flüsterton miteinander, und Cameron hörte, wie eine Person eine andere fragte, ob diese wisse, was hier vorgehe.

Die Menge verfiel in Schweigen, als die Sanitäter wieder in der Tür von Zimmer 1308 auftauchten. Schnell schoben sie die Trage durch den Flur.

Dieses Mal befand sich ein Körper darauf.

Als sie an Cameron vorbeieilten, konnte sie einen Blick auf die Person werfen. Es war nur ein flüchtiger Eindruck, aber er genügte, um sie erkennen zu lassen, dass es sich um eine Frau handelte, deren langes rotes Haar sich im krassen Kontrast vom Weiß des Bademantels abhob, den sie trug. Und er genügte, um sie erkennen zu lassen, dass sich die Frau nicht bewegte.

Während einer der Sanitäter die Trage schob, lief der andere nebenher und pumpte Sauerstoff durch eine Maske, die er der Frau aufs Gesicht drückte. Die beiden Sicherheitsangestellten eilten vor den Sanitätern her, um dafür zu sorgen, dass der Weg frei war. Cameron und offenbar auch andere Hotelgäste hörten, wie der kleinere zu dem anderen sagte, dass die Polizei schon auf dem Weg sei.

Bei der Erwähnung der Polizei kam Unruhe auf. Die Hotelgäste verlangten zu wissen, was hier vor sich ging.

Die Managerin hob ihre Stimme, um den Lärm zu übertönen. »Mir ist vollkommen klar, dass Sie beunruhigt sind, und ich entschuldige mich im Namen des Hotels für die Störung.« Sie sprach in einem ruhigen, vornehmen Tonfall mit ihnen, der dem des Mitarbeiters der Gästebetreuung glich, den Cameron zuvor angerufen hatte. Sie fragte sich, ob die Mitglieder des Hotelpersonals auch so sprachen, wenn kein Gast in der Nähe war, oder ob sie den irgendwie europäisch klingenden Akzent fallen ließen, sobald sie in die Kantine kamen.

»Bedauerlicherweise kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt nur mitteilen, dass die Situation offensichtlich sehr ernst und womöglich sogar krimineller Natur ist«, fuhr die Managerin fort. »Wir überlassen die Angelegenheit der Polizei und bitten Sie alle, in Ihren Zimmern zu bleiben, bis sie eintrifft. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Polizei mit einigen von Ihnen sprechen will.«

Der Blick der Managerin fiel direkt auf Cameron. Während die Menge wieder zu flüstern und tuscheln begann, ging sie zu ihr hinüber. »Ms Lynde, nehme ich an?«

Cameron nickte. »Ja.«

Die Managerin deutete auf die Tür. »Darf ich Sie in Ihr Zimmer zurückbegleiten, Ms Lynde?« Das war wohl die höfliche Peninsula-Variante von »Sie können es sich auch gleich bequem machen, denn Sie werden in nächster Zeit nirgendwohin gehen.«

»Natürlich«, sagte Cameron, die sich nach den Ereignissen der letzten Minuten immer noch wie betäubt fühlte. Als stellvertretende Staatsanwältin kannte sie sich mit Verbrechen aus, aber das hier war etwas anderes. Dies war nicht irgendein Fall, den sie durch die objektiven Augen der Anklägerin betrachtete; es gab keine vom FBI sorgfältig zusammengetragene Beweisakte oder Tatortfotos. Dieses Mal hatte sie das Verbrechen tatsächlich mit angehört; sie hatte das Opfer selbst gesehen und – wenn sie jetzt an den Mann im Blazer und Kapuzenshirt dachte – mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Person, die der Frau das angetan hatte.

Der Gedanke jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.

Oder vielleicht kam der Schauer auch daher, dass sie lediglich mit einem T-Shirt und einem Slip bekleidet im Flur stand.

Sehr stilvoll.

Mit so viel Würde, wie sie ohne BH und Hose aufbringen konnte, zog Cameron ihr T-Shirt so weit es ging herunter und folgte der Hotelmanagerin in ihr Zimmer.

2

Irgendetwas stimmte nicht.

Cameron hockte jetzt schon seit fast zwei Stunden in ihrem Hotelzimmer, während die Polizei von Chicago vermutlich ihre Untersuchungen durchführte. Sie kannte sich gut genug mit Tatorten und Zeugenbefragungen aus, um zu wissen, dass dies nicht die normale Vorgehensweise war.

Zunächst einmal erzählte ihr niemand irgendetwas. Kurz nachdem die Hotelmanagerin sie in ihr Zimmer zurückbegleitet hatte, war die Polizei eingetroffen. Detective Slonsky, ein langsam kahl werdender und äußerst schlecht gelaunter Mann mittleren Alters, stellte sich Cameron vor, setzte sich auf einen Stuhl in einer Ecke des Hotelzimmers und begann, ihre Aussage dessen aufzunehmen, was sie in dieser Nacht gehört hatte. Auch wenn man ihr immerhin zwei Sekunden Privatsphäre gelassen hatte, um sich eine Jogginghose und einen BH anzuziehen, war es ihr dennoch unangenehm, von der Polizei befragt zu werden, während sie auf einem hastig gemachten Hotelbett saß.

Das Erste, was Detective Slonsky auffiel, war das zur Hälfte geleerte Glas Wein, das sie beim Zimmerservice bestellt hatte und das immer noch auf dem Tisch stand, auf dem sie es vor vielen Stunden abgestellt hatte. Natürlich waren dieser Entdeckung viele Fragen bezüglich ihres Alkoholkonsums an diesem Abend gefolgt. Nachdem sie Slonsky davon überzeugt zu haben schien, dass sie keine schwere Alkoholikerin war und ihre Aussage demnach ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit besaß, hatten sie das Thema hinter sich gelassen, und sie hatte die Tatsache angesprochen, dass sich Slonsky als »Detective« und nicht als »Officer« vorgestellt hatte. Sie fragte ihn, ob das bedeute, dass er zur Mordkommission gehöre. Schon deshalb, weil sie wissen wollte, was mit der Frau in Zimmer 1308 geschehen war.

Slonsky starrte sie nur an und sagte: »Ich stelle hier die Fragen, Ms Lynde.«

Cameron hatte ihre Aussage gerade beendet, als ein weiterer schlicht gekleideter Detective seinen Kopf ins Zimmer steckte. »Slonsky, das sollten Sie sich besser mal ansehen.« Er nickte in Richtung des Nachbarzimmers.

Slonsky erhob sich und warf Cameron einen weiteren strengen Blick zu. Sie fragte sich, ob er das im Badezimmerspiegel geübt hatte.

»Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie in diesem Raum blieben, bis ich wieder da bin«, sagte er ihr.

Cameron lächelte. »Natürlich, Detective.« Sie überlegte kurz, ob sie ihre Stellung als stellvertretende Staatsanwältin heraushängen lassen sollte, um endlich ein paar Antworten zu bekommen, aber sie war noch nicht ganz an diesem Punkt angelangt. Sie hatte ihr ganzes Leben mit Polizeibeamten zu tun gehabt und respektierte sie für das, was sie taten. Aber das Lächeln sollte Slonsky mitteilen, dass er sie keineswegs eingeschüchtert hatte. »Ich kooperiere mit Ihnen, so gut ich kann.«

Slonsky warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Wahrscheinlich versuchte er herauszufinden, ob er eine Spur Sarkasmus in ihrer Stimme gehört hatte. Diesen Blick sah sie öfter.

»Bleiben Sie einfach in Ihrem Zimmer«, sagte er beim Hinausgehen.

Erst eine halbe Stunde später sah Cameron Detective Slonsky wieder. Er kam an ihrer Zimmertür vorbei, um ihr mitzuteilen, dass sie angesichts »unerwarteter Umstände« länger als angenommen in ihrem Zimmer bleiben müsse und er einen Polizisten an ihrer Tür postieren werde. Er fügte noch hinzu, dass »darum gebeten wurde«, dass sie weder von ihrem Handy aus noch über die Hotelleitung Anrufe tätige, bis »sie« Zeit gefunden hätten, Cameron zu befragen.

Zum ersten Mal fragte sich Cameron, ob sie selbst in Schwierigkeiten steckte. »Betrachtet man mich in dieser Ermittlung als Verdächtige?«, fragte sie Slonsky.

»Das habe ich nicht gesagt.«

Sie bemerkte, dass es sich dabei um kein offizielles »Nein« handelte.

Als sich Slonsky zum Gehen wandte, rief sie ihm eine weitere Frage hinterher. »Wer sind ›sie‹?«

Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu. »Wie bitte?«

»Sie sagten, dass ich niemanden anrufen solle, bis ›sie‹ mich befragt hätten«, erläuterte Cameron. »Wen meinten Sie damit?«

Der Gesichtsausdruck des Detectives verriet ihr, dass er keinerlei Absicht hegte, die Frage zu beantworten. »Wir wissen Ihre Kooperation zu schätzen, Ms Lynde. Mehr kann ich momentan nicht sagen.«

Ein paar Minuten nachdem Slonsky gegangen war, warf Cameron einen Blick durch ihren Türspion und erblickte natürlich nicht mehr als den Hinterkopf eines Mannes, wahrscheinlich des Beamten, der vor ihrem Zimmer Wache hielt. Sie ging wieder zum Bett zurück und setzte sich darauf. Cameron spähte auf ihre Uhr und sah, dass es fast sieben Uhr morgens war. Sie schaltete den Fernseher ein – das hatte ihr Slonsky schließlich nicht ausdrücklich verboten – und hoffte, dass sie etwas über das, was hier passierte, in den Nachrichten sehen würde.

Sie drückte immer noch die Knöpfe der Fernbedienung, um herauszufinden, wie man diesen verdammten »Willkommen«-Schirm des Hotels wegbekam, als die Tür zu ihrem Zimmer erneut aufflog.

Slonsky steckte seinen Kopf herein. »Tut mir leid – auch kein Fernsehen.«

Er schloss die Tür.

»Diese blöden dünnen Wände«, murmelte Cameron leise. Nicht dass es irgendjemand hören konnte. Obwohl …

»Kann ich wenigstens ein Buch lesen, Detective Slonsky?«, fragte sie in das leere Zimmer hinein.

Stille.

Dann ertönte eine Stimme aus dem Flur.

»Natürlich.«

Die Wände waren so dünn, dass Cameron tatsächlich die Spur eines Lächelns in seiner Antwort hören konnte.

»Jetzt wird es langsam lächerlich. Ich habe schließlich auch Rechte«, sagte Cameron zu dem Polizisten, der die Tür zu ihrem Hotelzimmer bewachte. Sie wollte endlich ein paar Antworten.

Der junge Beamte nickte mitfühlend. »Ich weiß, Ma’am, und es tut mir wirklich leid, aber ich befolge nur meine Befehle.«

Vielleicht lag es nur an ihrer Frustration, die daher rührte, dass sie inzwischen seit fünf Stunden in ihrem Hotelzimmer eingeschlossen war, aber Cameron würde den Jungen erwürgen, wenn er noch einmal »Ma’am« zu ihr sagte. Immerhin war sie erst zweiunddreißig und nicht sechzig. Allerdings hatte sie wohl das Recht, »Miss« genannt zu werden, zur gleichen Zeit verloren, als sie anfing, zweiundzwanzigjährige Polizeibeamte als Jungen zu bezeichnen.

Nachdem sie entschieden hatte, dass das Erwürgen eines Polizisten wahrscheinlich nicht die beste Idee war, wenn wahrscheinlich Dutzende weitere vor ihrer Tür standen (sie wusste es nicht genau, da sie nicht mal einen Blick auf den Flur hatte werfen dürfen), versuchte Cameron es mit einer anderen Taktik. Der junge Polizist schien eindeutig auf Autorität anzuspringen, und das konnte sie vielleicht zu ihrem Vorteil nutzen.

»Hören Sie, ich hätte das vielleicht früher erwähnen sollen, aber ich bin stellvertretende Staatsanwältin hier in Chicago …«

»Wohnen Sie auch in Chicago?«, unterbrach sie das Polizistenbürschlein.

»Ja«, erwiderte Cameron verwirrt.

»Warum verbringen Sie die Nacht dann in einem Hotel?«

»Ich lasse mein Parkett erneuern. Was ich damit meine, ist …«

»Wirklich?« Er schien sehr interessiert zu sein. »Ich suche nach jemandem, der mein Badezimmer renoviert. Die Vorbesitzer meiner Wohnung haben alles in schwarz-weißem Marmor und Gold gehalten, und der Raum sieht aus, als würde er in die Playboy-Villa gehören. Darf ich fragen, welche Firma Sie mit der Renovierung beauftragt haben?«

Cameron legte den Kopf schief. »Versuchen Sie, mich mit diesen Fragen abzulenken, oder sind Sie nur auf seltsame Weise vom Heimwerken fasziniert?«

»Wahrscheinlich Ersteres. Ich hatte den Eindruck, dass Sie gerade anfingen, schwierig zu werden.«

Cameron unterdrückte ein Lächeln. Der Knabe war wohl doch nicht so grün hinter den Ohren, wie sie zuerst angenommen hatte.

»Es ist so«, erklärte sie ihm. »Sie können mich nicht gegen meinen Willen festhalten, insbesondere da ich bereits Detective Slonsky gegenüber ausgesagt habe. Sie wissen das, und was noch viel wichtiger ist, ich weiß es ebenfalls. Bei dieser Ermittlung geht eindeutig etwas Ungewöhnliches vor, und auch wenn ich durchaus bereit war, Ihnen aus kollegialer Höflichkeit etwas Spielraum zu lassen, verlange ich ein paar Antworten, wenn ich hier sitzen bleiben soll. Wenn Sie mir diese Antworten nicht geben können, ist das in Ordnung, aber es wäre sehr nett, wenn ich in diesem Fall mit Slonsky oder sonst jemandem sprechen könnte, der weiß, was hier vorgeht.«

Der junge Polizist wirkte mitfühlend. »Hören Sie, ich weiß, dass Sie hier schon sehr lange festsitzen, aber die Kollegen vom FBI haben gesagt, dass sie mit Ihnen sprechen werden, sobald sie nebenan fertig sind.«

»Also leitet das FBI diese Ermittlung?«

»Das hätte ich wahrscheinlich nicht sagen dürfen.«

»Warum fällt das in ihren Bereich?«, bohrte Cameron weiter. »Es ist doch ein Mordfall, oder?«

Doch der junge Beamte fiel kein zweites Mal darauf herein. »Es tut mir leid, Ms Lynde, aber mir sind die Hände gebunden. Der Agent, der diese Ermittlung leitet, hat mir ausdrücklich mitgeteilt, dass es mir nicht erlaubt ist, mit Ihnen darüber zu sprechen.«

»Dann sollte ich wohl mit dem zuständigen Agenten sprechen. Wer ist es?« Als Staatsanwältin hatte sie schon mit vielen FBI-Agenten in Chicago zusammengearbeitet.

»Irgendein Special Agent. Ich habe seinen Namen nicht mitbekommen«, erwiderte der junge Polizist. »Aber ich glaube, er kennt Sie. Als er mich anwies, diesen Raum zu bewachen, meinte er, dass es ihm leidtue, mich so lange mit Ihnen zusammensperren zu müssen.«

Cameron versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber das saß. Es stimmte, sie war mit vielen der Agenten, mit denen sie gearbeitet hatte, nicht gerade dick befreundet – die meisten von ihnen gaben ihr immer noch die Schuld an dem, was vor drei Jahren passiert war. Aber sie hätte nicht gedacht, dass es abgesehen von jenem speziellen Agenten, der glücklicherweise weit entfernt in Nevada oder Nebraska oder sonst wo steckte, noch jemand anders beim FBI gab, der sie so wenig mochte.

Der junge Polizeibeamte sah sie entschuldigend an. »Ich persönlich finde Sie aber gar nicht so schlimm.«

»Vielen Dank. Und hat dieser unbekannte Special Agent, der mich angeblich kennt, sonst noch etwas gesagt?«

»Nur dass ich ihn holen soll, wenn Sie anfangen, wütend zu werden.« Er sah sie an. »Sie fangen gerade an, wütend zu werden, oder?«

Cameron verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, ich glaube schon.« Und sie musste nicht mal spielen. »Sie gehen jetzt zu diesem Agenten, wer auch immer er ist, und erklären ihm, dass die wütende Frau in Zimmer 1307 genug von diesen Spielchen hat. Und sagen Sie ihm außerdem, dass ich es sehr zu schätzen wissen würde, wenn er sich jetzt dazu herablassen könnte, selbst mit mir zu sprechen. Weil ich gerne wissen würde, wie lange ich hier noch herumsitzen soll.«

»So lange, wie ich es für richtig halte, Ms Lynde.«

Die Stimme kam vom Flur.

Cameron stand mit dem Rücken zur Tür, aber sie hätte diese Stimme überall wiedererkannt – tief und sanft wie Samt.

Das konnte nicht sein.

Sie drehte sich um und betrachtete den Mann, der vor ihr stand. Er sah genauso aus wie vor drei Jahren, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte: groß, dunkelhaarig und mit einem missmutigen Ausdruck auf dem Gesicht.

Sie bemühte sich nicht, die Feindseligkeit in ihrer Stimme zu verbergen. »Agent Pallas … ich wusste gar nicht, dass Sie wieder in der Stadt sind. Wie war’s in Nevada?«

»Nebraska.«

Sein eisiger Blick verriet Cameron, dass ihr Tag, der bereits schlecht angefangen hatte, soeben fünfzig Mal schlimmer geworden war.

3

Cameron beobachtete argwöhnisch, wie Jack, auch bekannt als FBI Special Agent Pallas, zu dem jungen Polizisten hinübersah.

»Danke, Officer. Ich übernehme ab hier«, sagte er.

Der Polizeibeamte zog sich hastig zurück und ließ sie mit Jack in dem Hotelzimmer allein. Sein Blick war eiskalt.

»Sie haben sich da ganz schön in die Bredouille gebracht.«

Cameron richtete sich auf. Drei Jahre waren vergangen, und noch immer schaffte er es, sie sofort in die Defensive zu drängen. »Davon weiß ich nichts. Dank Ihnen habe ich keine Ahnung, was hier vorgeht.« Sie hasste es, nicht eingeweiht zu sein. »Was ist mit der Frau nebenan passiert?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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