Undercover ins Glück - Julie James - E-Book

Undercover ins Glück E-Book

Julie James

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Beschreibung

Als Tochter eines Milliardärs und Besitzerin eines erfolgreichen Weingeschäfts verkehrt Jordan Rhodes in den oberen Kreisen der Gesellschaft. Der FBI-Agent Nick McCall bittet sie um Hilfe bei den Ermittlungen gegen den gefährlichsten Mafia-Boss Chicagos. Und obwohl Nick in Jordan nur das verwöhnte reiche Töchterchen zu sehen scheint, lässt der attraktive Agent ihr Herz schon bald höher schlagen.

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JULIE JAMES

UNDERCOVER INS GLÜCK

Roman

Ins Deutsche übertragen von

Stephanie Pannen

Für meine Schwester.

Danke für die Westernbarbie-Geschichte

und andere zeitlose Klassiker.

1

In dem Augenblick, in dem Nick McCall das Büro seines Vorgesetzten betrat, wusste er, dass etwas nicht stimmte.

Der Special Agent des FBI galt als Experte darin, Körpersprache zu deuten und zwischen den Zeilen zu lesen. Häufig bekam er alles, was er wissen musste, durch ein sorglos gewähltes Wort oder eine subtile Geste heraus. Eine Fähigkeit, die oft nützlich war.

Als er in den Raum kam, sah er, wie Mike Davis, der Leiter der Chicagoer Außenstelle, die Pappmanschette seines Starbucks-Kaffeebechers rauf- und runterschob (selbst er weigerte sich, den Mist zu trinken, den es hier im Büro gab). Das war eine Geste, die viele der Agenten schon lange von ihm kannten. Es war Davis’ verräterisches Zeichen, und Nick wusste genau, was es bedeutete.

Ärger.

Wahrscheinlich ein weiterer langer Undercover-Auftrag, dachte er. Es machte ihm nichts aus, verdeckt zu ermitteln. Tatsächlich hatte er in den vergangenen Jahren kaum etwas anderes getan. Aber nachdem er gerade einen besonders zermürbenden Auftrag beendet hatte, war selbst er reif für eine Pause.

Er nahm auf einem der Stühle vor Davis’ Schreibtisch Platz und beobachtete, wie sein Boss die Pappmanschette am Kaffeebecher zu drehen begann. Scheiße, er war geliefert. Alle wussten, dass Drehen noch schlimmer war als Schieben.

Nick sah keinen Sinn darin, um den heißen Brei herumzureden. »Also gut. Was gibt es?«

Davis begrüßte ihn mit einem Grinsen. »Ihnen auch einen guten Morgen, Sonnenschein. Und willkommen zurück. Wie ich unsere erquicklichen Plaudereien vermisst habe, während Sie an Fivestar gearbeitet haben.«

»Tut mir leid. Ich fange noch mal neu an. Es ist schön, wieder hier zu sein, Sir. Vielen Dank.«

»Ich nehme an, dass Sie in der Lage waren, Ihr Büro ohne größere Schwierigkeiten zu finden?«, fragte Davis trocken.

Nick machte es sich auf seinem Stuhl bequem und ließ den Sarkasmus an sich abprallen. Es stimmte, während der Arbeit an Operation Fivestar in den letzten sechs Monaten hatte er sein Büro nicht oft von innen gesehen. Und es fühlte sich wirklich gut an, wieder zurück zu sein. Überraschenderweise stellte er fest, dass er seine Plaudereien mit Davis tatsächlich vermisst hatte. Natürlich konnte sein Vorgesetzter ab und an reizbar sein, aber mit dem ganzen Mist, um den er sich als Leiter zu kümmern hatte, war das nur verständlich.

»Ich bin im Flur herumgewandert, bis ich eine Tür gefunden habe, auf der mein Name stand. Bis jetzt hat mich noch niemand rausgeworfen, also schätze ich, dass ich richtiglag.« Er musterte Davis. »Sie wirken an den Schläfen ein wenig grauer, Boss.«

Davis brummte. »Ich hab die letzten sechs Monate meines Lebens damit verbracht, mir Sorgen darüber zu machen, dass Sie Ihre Ermittlung versauen könnten.«

Nick streckte seine Beine vor sich aus. Er versaute seine Ermittlungen nicht. »Habe ich Ihnen jemals einen Anlass dazu gegeben, an mir zu zweifeln?«

»Wahrscheinlich schon. Sie sind nur besser darin, es zu vertuschen, als die anderen.«

»Das stimmt. Wollen Sie dann jetzt mal loslegen und mir die schlechten Neuigkeiten mitteilen?«

»Warum sind Sie nur so sehr davon überzeugt, dass ich Ihnen etwas zu sagen habe?« Davis täuschte Unschuld vor und zeigte auf seinen Starbucks-Becher. »Kann man nicht einfach mal einen netten Kaffeeplausch mit seinem besten Agenten halten?«

»Oh, jetzt bin ich also Ihr bester Agent.«

»Sie waren schon immer mein bester Agent.«

Nick zog eine Augenbraue hoch. »Lassen Sie das nicht Pallas hören.« Damit bezog er sich auf einen anderen Agenten in ihrem Büro, dem es erst vor Kurzem gelungen war, ein paar hochkarätige Verhaftungen durchzuführen.

»Sie und Pallas sind beide meine besten Agenten«, sagte Davis so diplomatisch wie eine Mutter, die man nach ihrem Lieblingskind fragte.

»Gerade noch gerettet.«

»Eigentlich war das mit dem Plausch sogar ernst gemeint. Wie ich gehört habe, sind die Verhaftungen letzte Woche ziemlich rabiat abgelaufen.«

Nick winkte ab. »Das kann bei Verhaftungen schon mal vorkommen. Seltsamerweise zeigen sich Menschen in so einer Situation nicht gerade von ihrer besten Seite.«

Davis musterte ihn mit seinen grauen Augen. »Von einer verdeckten Ermittlung zu kommen ist nie leicht, besonders nicht von einer so schwierigen wie Fivestar. Siebenundzwanzig Polizeibeamte der Korruption zu überführen, ist ein ganz schöner Streich. Sie haben tolle Arbeit geleistet, Nick. Der Direktor hat mich heute Morgen angerufen und mich gebeten, Ihnen seine persönlichen Glückwünsche auszurichten.«

»Ich bin froh, dass Sie und der Direktor zufrieden sind.«

»Aber ich werde den Gedanken einfach nicht los, dass diese Verhaftungen bei Ihnen angesichts Ihres Hintergrunds einen Nerv getroffen haben.«

Nick hätte es nicht zwangsläufig so ausgedrückt, aber es stimmte: Polizisten zu verhaften, stand nicht unbedingt hoch oben auf seiner Liste von Aktivitäten, die ihm Spaß machten. Schließlich war er einst mit Leib und Seele selbst Polizist gewesen und hatte sechs Jahre lang für das NYPD gearbeitet, bevor er sich beim FBI beworben hatte. Sein Vater war ebenfalls dreißig Jahre als Polizist in New York unterwegs gewesen, genau wie jetzt einer von Nicks Brüdern. Aber die siebenundzwanzig Polizisten, die er letzten Freitag verhaften musste, hatten eine Grenze überschritten. Seiner Meinung nach waren Verbrecher mit Marke noch verabscheuungswürdiger als die ohne.

»Diese Leute waren korrupt, Mike. Ich hatte kein Problem damit, sie einzubuchten«, sagte Nick.

Davis schien beruhigt. »Gut. Ich bin froh, dass wir das abhaken konnten. Und ich habe gesehen, dass Sie Urlaub beantragt haben.«

»Ich will für ein paar Tage nach New York, um meine Mutter zu überraschen. Sie wird diesen Sonntag sechzig, und meine Familie schmeißt eine große Party.«

»Wann soll es losgehen?«

Nick spürte, dass diese Frage weniger beiläufig gemeint war, als sie klang. »Heute Abend. Warum?«, fragte er misstrauisch.

»Was würden Sie sagen, wenn ich Sie darum bitten würde, Ihren Ausflug um ein paar Tage zu verschieben.«

»Ich würde sagen, dass Sie meine Mutter nicht kennen. Wenn ich nicht bei dieser Party dabei bin, werden Sie einen Bulldozer brauchen, um mich unter den Bergen aus Schuldgefühlen auszugraben, mit denen sie mich überschütten wird.«

Darüber musste Davis lachen. »Sie werden ihre Party nicht verpassen. Sie können immer noch rechtzeitig in New York sein. Sagen wir … Samstagabend. Spätestes Sonntagmorgen.«

»Offensichtlich machen Sie Witze. In den letzten sechs Jahren habe ich vielleicht zwei Tage frei gehabt, und ich finde, dass mir dieser Urlaub zusteht.«

Davis wurde ernst. »Das weiß ich, Nick. Glauben Sie mir, ich würde niemals fragen, wenn es nicht wichtig wäre.«

Nick verkniff sich die sarkastische Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag. Er respektierte Davis. Sie arbeiteten nun schon seit sechs Jahren zusammen, und er schätzte ihn als gerechten Vorgesetzten und ehrlichen Kerl. Und seit Nick in Chicago arbeitete, hatte er noch nie davon gehört, dass Davis jemanden um einen Gefallen gebeten hätte. Was es praktisch unmöglich machte, Nein zu sagen.

Er seufzte. »Ich willige nicht ein. Aber nur so aus Neugier, was wäre das für ein Auftrag?«

Davis spürte die ersten Anzeichen seiner Kapitulation und lehnte sich auf seinem Sessel vor. »Ich würde es als eine Art Beratungsjob bezeichnen. Es gibt eine unerwartete Entwicklung bei einer gemeinsamen Ermittlung der Abteilungen für Wirtschaftskriminalität und organisiertes Verbrechen, und sie brauchen jemanden mit Ihrer Erfahrung in verdeckten Ermittlungen. Es könnte ein wenig verzwickt werden.«

»Worum geht es?«, fragte Nick.

»Um Geldwäsche.«

»Wer leitet die Ermittlung?«

»Seth Huxley.«

Nick hatte Huxley schon mal im Büro gesehen, aber wahrscheinlich nicht mehr als zehn Worte mit ihm gewechselt. Sein erster – und einziger – Eindruck von ihm war gewesen, dass Huxley sehr … organisiert war. Wenn Nick sich richtig erinnerte, war Huxley über die Juraschiene zum FBI gekommen und hatte eine Eliteuni besucht, bevor er in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität anfing. »Was ist meine Aufgabe?«

»Huxley wird Sie über die Einzelheiten des Falls aufklären. Wir treffen ihn in einer Minute«, sagte Davis. »Ich habe ihm versichert, dass Sie nicht mit an Bord genommen werden, um das Steuer zu übernehmen – er arbeitet jetzt schon ein paar Monate an diesem Fall.«

Nick wurde klar, dass seine Zustimmung die ganze Zeit über nur eine Formalität gewesen war. »Und warum brauchen Sie mich?«

»Um sicherzustellen, dass sich Huxley nicht übernimmt. Es ist seine erste verdeckte Ermittlung. Ich mische mich nicht gern in die Vorgehensweisen von Agenten ein, und Huxley hat mir auch keinen Grund gegeben, das zu tun. Aber die Oberstaatsanwältin beobachtet diesen Fall, und das bedeutet, dass wir uns keine Fehler erlauben können.«

»Können wir das jemals?«

Davis grinste. »Nein. Aber dieses Mal können wir uns ganz besonders keine Fehler erlauben. So klassifiziere ich die Dinge: praktisch keine Fehler, keine Fehler und ganz besonders keine Fehler. Es ist alles sehr technisch und kompliziert.«

Nick dachte über Davis’ Worte nach. »Sie erwähnten, dass die Oberstaatsanwältin den Fall beobachtet. Hat er mit der Martino-Ermittlung zu tun?«

Davis nickte. »Jetzt verstehen Sie hoffentlich, warum wir uns keine Fehler erlauben können.«

Mehr brauchte er nicht zu sagen. Drei Monate zuvor war Cameron Lynde zur neuen Oberstaatsanwältin ernannt worden, nachdem ein Skandal zur Verhaftung und Kündigung ihres Vorgängers geführt hatte. Seitdem hatte Lynde den Martino-Fall zu ihrer obersten Priorität erkoren. Und damit wurde er auch für die FBI-Zweigstelle in Chicago zur obersten Priorität.

Jahrelang hatte Roberto Martino das größte Verbrechersyndikat in Chicago geleitet – seine Organisation war für fast ein Drittel des Drogenhandels in der Stadt verantwortlich, und seine Leute erpressten, schmierten, bedrohten und töteten jeden, der ihnen im Weg stand. Doch in den letzten Monaten hatte das FBI mehr als dreißig Mitglieder von Martinos Gang verhaftet, einschließlich Roberto Martino selbst. Sowohl der Justizminister als auch der Direktor des FBI hatten die Verhaftungen zu einem großen Sieg im Kampf gegen das Verbrechen erklärt.

Da Nick in den letzten sechs Monaten in der Operation Fivestar verdeckt ermittelt hatte, war er nicht an den Martino-Verhaftungen beteiligt gewesen. Einige andere Agenten hatten an dieser Front den ganzen Ruhm eingeheimst, eine Tatsache, die ein wenig an seinem Ego kratzte.

»Wollen Sie mehr darüber erfahren?«, fragte Davis mit wissendem Blick.

Verdammt, es war kaum eine Woche, überlegte Nick. Er könnte in den nächsten Tagen einem Junioragenten seine ganze Undercover-Erfahrung zukommen lassen, bei seinem Boss Pluspunkte sammeln, ein paar Verbrechern in den Hintern treten und immer noch rechtzeitig in New York sein, um seiner Mutter »Happy Birthday« vorzusingen.

»Also gut.« Er nickte. »Dann wollen wir mal Huxley treffen.«

Agent Huxley wartete bereits im Besprechungsraum auf sie. Nick fasste seinen neuen Partner ins Auge: sorgfältig frisierte blonde Haare, eine Drahtgestellbrille und ein teurer dreiteiliger Anzug. Sein Blick blieb an einem Kleidungsstück hängen, das Huxley unter seinem Jackett trug.

Ein Pullunder.

Huxley trug nicht einfach nur einen Anzug. Nein, es war ein aufeinander abgestimmtes Ensemble: dunkelbraune Hose und Jackett, ein gestärktes Streifenhemd, der Pullunder mit dem V-Ausschnitt und eine senfgelbe Seidenkrawatte.

Nick hingegen trug seinen üblichen grauen Anzug ohne Schnickschnack, dazu ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte. Denn kein Mann, der in Brooklyn aufgewachsen war, trug ein Ensemble. Und schon gar keine Pullunder. Sicher, es war Frühling in Chicago, und die Außentemperatur betrug etwa zehn Grad, also nahm er an, dass der Pullunder Huxley warm halten sollte, aber trotzdem. Nicks Meinung nach waren die einzigen Accessoires, die ein FBI-Agent zu seinem Anzug tragen sollte, ein Schulterholster und eine Waffe. Vielleicht noch Handschellen, aber das hing davon ab, wie formell der Anlass war.

Nick nickte Huxley zu und begrüßte ihn kurz, während er sich ihm gegenüber an den Besprechungstisch setzte. Davis nahm am Kopfende Platz und begann. »Ich habe Nick erzählt, dass Sie seit ein paar Monaten an der Eckhart-Ermittlung arbeiten.«

Zumindest hatte er jetzt schon mal einen Namen, noch dazu einen bekannten – einen Namen, der sicher vielen Einwohnern von Chicago ein Begriff war. »Xander Eckhart? Der Restaurant-Typ?«

»Genau genommen Nachtclubs und Restaurants«, korrigierte Huxley ihn. Er richtete seine Brille und setzte sich äußerst aufrecht auf den Stuhl. »Eckhart gehören drei Restaurants und vier Bars in Chicago, allesamt teure, gehobene Etablissements. Das Kronjuwel ist das französische Restaurant Bordeaux westlich vom Loop. Es liegt direkt am Fluss und hat eine exklusive VIP-Weinbar, die einzig auf reiches, exklusives Klientel abzielt.«

»Ich habe Nick bereits über die Tatsache informiert, dass die Ermittlung mit den Martino-Fällen zu tun hat. Fangen Sie einfach an dieser Stelle an«, schlug Davis vor.

Huxley stellte seinen Laptop auf den Tisch. Offenbar hatte er genau das vorgehabt. Er zog eine Fernbedienung hervor. Auf einen Knopfdruck hin fuhr ein Bildschirm von der Decke herunter, und Huxley begann mit seiner Präsentation. »Nach der Verhaftung von Roberto Martino und anderen Mitgliedern seiner kriminellen Vereinigung wurde uns klar, dass die Reichweite von Martinos illegalen Aktivitäten viel größer ist, als wir bisher angenommen hatten. Wie seine Verbindung zu diesem Mann hier.«

Auf dem Bildschirm vor sich sah Nick das Foto eines Mannes Mitte dreißig, der sein mittellanges braunes Haar stylish aus der Stirn gegelt hatte. Er trug einen Anzug, der teurer wirkte als Huxleys, und hatte den Arm um eine große, schlanke Brünette gelegt, die Anfang zwanzig zu sein schien.

»Das ist Xander Eckhart«, erklärte Huxley. »Die Frau ist unwichtig, nur seine Gespielin des Monats. Laut den Beweisen, die wir in den letzten Monaten zusammentragen konnten, nehmen wir an, dass Eckhart für Roberto Martino große Summen Drogengeld wäscht. Martino kombiniert sein Geld mit den Profiten aus Eckharts Restaurants und Bars – besonders in den Nachtclubs geht viel Geld über den Tresen und liefert so die perfekte Tarnung. Eckhart deklariert das schmutzige Geld dann als Teil seines Einkommens und voilà, es ist sauber. Wir arbeiten mit der Steuerbehörde zusammen, um in Eckharts Steuererklärungen der letzten Jahre einen Beweis dafür zu finden, aber die Oberstaatsanwältin hat uns gebeten, in der Zwischenzeit zusätzliche Beweise zu finden.«

»Etwas, das Geschworene richtig beeindruckt«, erklärte Davis.

Nick verstand, was die Oberstaatsanwältin damit erreichen wollte. Er hatte mit genug Anklägern zusammengearbeitet, um zu wissen, dass sie Fälle, bei denen die Beweise hauptsächlich schriftlicher Natur waren, nicht besonders mochten. Einen langweiligen Steuerbeamten in den Zeugenstand zu rufen, der seitenweise unverständliche Steuererklärungen verlas, war die sicherste Art, um die Geschworenen einzuschläfern – und den Fall zu verlieren.

»Und was für andere Beweise haben wir?«, fragte er.

»Ich habe Eckhart in den letzten Wochen beobachtet und wurde Zeuge, wie er diesen Mann traf.« Huxley rief ein weiteres Bild auf, ein Foto von einem Mann mit rabenschwarzem Haar, der Mitte bis Ende vierzig zu sein schien. Er trug einen dunklen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen, während er in ein Gebäude eilte, das Nick nicht erkannte.

»Das ist Carlo Trilani vor dem Bordeaux«, erklärte Huxley. »Er war ein paarmal dort, um sich mit Eckhart zu treffen, immer wenn das Restaurant geschlossen war. Wir vermuten, dass Trilani einer von Martinos Männern ist, auch wenn wir noch nicht genügend Beweise gesammelt haben, um ihn zu verhaften. Hoffentlich können wir sowohl ihn als auch Eckhart als Teil dieser Ermittlung festnageln.«

Nick begriff schnell. »Ich schätze, der Schlüssel zu dem Beweis, den wir wollen, liegt in diesen Treffen.«

Nick wurde klar, was Huxley vorhatte: elektronische Überwachung. Sie wurde vom FBI öfter eingesetzt, als der Otto Normalbürger wahrscheinlich vermuten würde. Es handelte sich um eine Ermittlungsmethode, die ihnen oft die entscheidenden Beweise lieferte. Der Trick bestand darin, die Aufnahmegeräte so zu platzieren, dass der Verdächtige sie nicht bemerkte. Aber das FBI hatte dafür so seine Methoden.

»Sie sagten, sie träfen sich im Bordeaux?«, fragte Nick.

»Ich hätte mich klarer ausdrücken sollen. Sie treffen sich nicht im eigentlichen Restaurant. Eckhart, oder wahrscheinlicher Trilani, ist zu klug dafür.« Huxley rief die Baupläne eines Gebäudes mit zwei Stockwerken auf. »Das ist der Grundriss des Gebäudes, in dem das Bordeaux liegt.« Eine Reihe vonBildernblitzteauf dem Bildschirm auf, und mehrere Bereiche des Bauplans wurden gelb hervorgehoben, während Huxley fortfuhr. »Im Hauptgeschoss liegt das Restaurant mit einer Außenterrasse, von der aus man den Fluss überschauen kann. Die VIP-Weinbar befindet sich daneben, in diesem Bereich hier rechts. Unter dem Restaurant und der Weinbar ist das Untergeschoss, wo Eckhart sein Büro hat. Dort trifft er sich mit Trilani.«

»Kann man durch die Bar ins Untergeschoss gelangen?«, fragte Nick.

»Ja und nein.« Huxley vergrößerte den Grundriss des Hauptgeschosses. »In der Weinbar gibt es eine Tür mit Zugang zu einer Treppe, die ins Untergeschoss führt. Dann ist da noch dieser separate Außeneingang hier, direkt neben der Hintertür für die Hauptbar. Das Problem ist, dass beide Türen zum Untergeschoss – sowie alle Fenster – mit einem Alarmsystem gesichert sind.«

»Eckhart hat ein zusätzliches Sicherheitssystem für sein Büro?«, hakte Nick nach.

»Ich denke, er ist eher um diese Räumlichkeiten hier besorgt.« Huxley rief den Grundriss des Untergeschosses auf und markierte einen großen Bereich neben Eckharts Büro. »Dort befindet sich der Weinkeller für die Bar und das Restaurant. Das ist der Grund für das Sicherheitssystem. Eckhart lagert dort unten über sechstausend Flaschen Wein. Wirklich teures Zeug. Ich habe ein wenig nachgeforscht: Offenbar ist Eckhart ein großer Sammler. Letztes Jahr hat die Zeitschrift Wine Spectator eine umfassende Titelgeschichte über ihn und den Weinkeller des Bordeaux gebracht. Und vor ein paar Wochen hat er in der Weinszene für Furore gesorgt, als er zweihundertachtundfünfzigtausend Dollar für eine Kiste mit seltenem Wein ausgegeben hat.«

»Eine Viertelmillion Dollar für Wein?« Nick schüttelte ungläubig den Kopf. Was reiche Leute so alles mit ihrem Geld anstellten.

»Und das ist nur eine Kiste von sechstausend Flaschen«, fuhr Huxley fort. »Nach dem, was man hört, hat Eckhart, Wein und Champagner zusammengenommen, etwa drei Millionen Dollar in trinkbaren, leicht zu transportierenden Gütern unter diesem Restaurant gebunkert.«

Davis stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Das erklärt das Sicherheitssystem.«

Nick schnaubte. So leicht war er nicht zu beeindrucken. Sicher, Eckharts Sammlung war eine Menge wert, aber es war trotzdem nur Wein. Sollte man ihn doch für unkultiviert halten, aber er würde wegen eines Haufens fermentierten Traubensafts nicht ausflippen. Ein Mann sollte etwas Starkes trinken, das auf dem Weg nach unten ein wenig brannte. Wie Bourbon. »Wer kennt das Passwort des Sicherheitssystems?«

»Nur Eckhart und seine beiden Geschäftsführer. Einer von ihnen muss immer im Bordeaux sein, wenn es geöffnet hat. Und laut unseren Berichten, ändern sie das Passwort jede Woche.«

»Welche Berichte?«, fragte Nick.

»Wir konnten dort vor ein paar Wochen eine weibliche Agentin als Barkeeperin einschleusen«, erklärte Huxley. »Wir wollten durch sie in das Untergeschoss kommen, aber Eckharts Sicherheitssystem hat sich als größere Herausforderung erwiesen, als wir angenommen hatten.«

Nick zuckte mit den Schultern. »Ich verstehe nicht, warum wir sie überhaupt brauchen. Unser nächster Schritt scheint einfach genug zu sein. Wir besorgen uns eine gerichtliche Verfügung und zwingen die Sicherheitsfirma damit, das Passwort für Eckharts System herauszurücken. Dann gehen wir nachts rein und verwanzen den Laden.«

»Leider ist das in diesem Fall nicht möglich«, erwiderte Huxley. »Eckhart hat dafür eine Firma namens RLK Security engagiert. Ich habe sie überprüft – sie installiert Alarmanlagen für Privatpersonen und Firmen, unter anderem in Roberto Martinos Haus.«

»Selbst mit einem Maulkorberlass wäre es zu riskant, RLK Security in den Plan einzuweihen. Jeder, dem Martino traut, ist kein Freund des FBI«, sagte Huxley.

Daran bestand kein Zweifel. »Und was bedeutet das nun für uns?«, fragte Nick.

Huxley warf Davis einen Blick zu. Nick spürte, dass dieser nächste Teil der Grund war, warum er dazugerufen worden war.

»Es bedeutet, dass wir es ganz offen machen müssen«, antwortete Huxley. »An jedem Valentinstag findet im Bordeaux eine exklusive Wohltätigkeitsveranstaltung statt. Einhundert Personen auf der Gästeliste, fünftausend Dollar Eintritt. Eckhart bietet als Teil dieser Veranstaltung eine Probe einiger der seltenen Weine an, die er besitzt. Er postiert zwar als Vorsichtsmaßnahme einen Sicherheitswachmann in einem privaten Verkostungsraum in der Nähe des Kellers, aber die Gäste haben allgemeinen Zugang zum Untergeschoss. Was bedeutet, dass sich ein Agent, der sich als Gast ausgibt, während der Party von den anderen wegschleichen, in Eckharts Büro einbrechen und die Mikrofone verstecken könnte.« Er räusperte sich. »Das werde ich übernehmen.«

Irgendetwas entging Nick hier. »Warum lassen wir das nicht einfach die Agentin machen, die schon dort eingeschleust wurde? Warum sonst gibt sie vor, Barkeeperin zu sein?«

Huxley nickte. »So sah der ursprüngliche Plan aus. Aber Agent Simms hat erfahren, dass Angestellte während der Party keinen Zugang zum Untergeschoss haben – Eckhart hat einen privaten Sommelier angeheuert, um seinen Gästen die teuersten Weine auszuschenken. Das war zwar eine unerwartete Entwicklung, aber kein Totalverlust – Simms kann immer noch oben als Verstärkung fungieren, während ich die Wanzen in Eckharts Büro platziere.«

»Und wie genau wollen Sie es auf die Party schaffen?«, fragte Nick. »Ich glaube kaum, dass Eckhart das FBI auf seiner Gästeliste stehen hat.«

»Richtig. Also werde ich mich stattdessen als Begleitung eines Gastes ausgeben.«

Nick lehnte sich zurück und dachte darüber nach. »Das bedeutet, dass wir eine Zivilperson einweihen müssen.« Normalerweise war er dagegen, Zivilisten in verdeckte Ermittlungen hineinzuziehen. Sie waren unberechenbar und, offen gesagt, eine Belastung. Doch manchmal machten die Umstände es eben notwendig.

Schnell sprach Huxley weiter. »Es ist eine einmalige Sache, und das Risiko einer Gefährdung der Zivilperson ist minimal. Sie muss mich lediglich ins Restaurant bringen. Sobald ich drinnen bin, arbeite ich allein weiter.«

Davis sprach zum ersten Mal, seit Huxley mit seiner Präsentation begonnen hatte. »Was denken Sie, Nick?«

Nick studierte die Grundrisse auf dem Bildschirm vor sich. Wenn sie das Alarmsystem nicht umgehen konnten, sah er keine andere Möglichkeit. »Ich sage nicht, dass es nicht funktionieren kann. Aber das ist nicht der übliche Weg, um Wanzen anzubringen.«

»Gut. Die Jungs aus Rockford können das Übliche übernehmen«, erwiderte Davis.

Das ließ Nick schmunzeln. »Stimmt. Aber das Knifflige an der Sache ist, Huxley eine Begleiterin für diese Party zu besorgen. Eine, die bereit ist, mit uns zusammenzuarbeiten.«

Huxley, effizient wie immer, begab sich wieder an seinen Computer. »Ich bin die Gästeliste schon durchgegangen und habe die perfekte Kandidatin gefunden.«

»Nur so aus Neugier, wie lange dauert Ihre Präsentation noch?«, fragte Nick.

»Nur noch achtzehn Folien.«

»Wir brauchen mehr Kaffee«, flüsterte Nick Davis zu. Dann drehte er sich wieder herum und sah auf dem Bildschirm das Foto der Frau, die Huxley offenbar in die Eckhart-Operation einbeziehen wollte.

Oh, verdammt.

Nick erkannte die Frau sofort. Nicht weil er sie persönlich kannte, sondern weil sie angesichts gewisser kürzlicher Ereignisse wahrscheinlich jede Person in Chicago erkennen würde. »Jordan Rhodes?«, fragte er skeptisch. »Sie ist die reichste Frau der Stadt.«

Huxley winkte ab. »Nicht ganz. Da ist natürlich noch Oprah. Niemand ist reicher als Oprah.«

Davis schaltete sich ebenfalls ein. »Und vergessen Sie die Pritzkers nicht.«

»Stimmt. Ich würde Jordan Rhodes also vielleicht eher an vierte Stelle setzen«, überlegte Huxley laut.

Nick sah die beiden finster an. »Prima, dann gehört sie meinetwegen zu den fünf reichsten Frauen dieser Stadt.«

»Und eigentlich ist es das Geld ihres Vaters, nicht ihres«, bemerkte Huxley. »Die Forbes-Liste der vierhundert reichsten Amerikaner schätzt Grey Rhodes’ Vermögen auf etwa eins Komma zwei Milliarden Dollar.«

Eins Komma zwei Milliarden. »Und wir wollen die Tochter dieses Mannes wirklich in eine verdeckte Ermittlung hineinziehen?«, fragte Nick. »Das ist unsere beste Option?«

»Die Liste der Personen, die an Eckharts Party teilnehmen, ist ausgesprochen exklusiv«, erwiderte Huxley. »Und wir können es uns nicht leisten, Kandidaten zum Vorstellungsgespräch einzuladen. Wir brauchen jemanden, bei dem wir uns sicher sein können, dass er uns hilft. Jemanden, der eine Menge Anreiz dazu hat.«

Nick betrachtete das Foto von Jordan Rhodes auf dem Bildschirm. Widerstrebend musste er zugeben, dass Huxley ein gutes Argument vorgebracht hatte. Ob sie nun die viertreichste Frau in Chicago war oder nicht, sie hatten ein Druckmittel gegen sie in der Hand. Ein hervorragendes Druckmittel.

»Was ist los, McCall? Befürchten Sie, dass sie eine Nummer zu groß für Sie ist?«, fragte Davis mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. »Beruflich gesehen?«

Nick musste sich bemühen, nicht laut aufzulachen. In den letzten sechs Monaten hatte er einen Drogenhändler, einen Dieb und einen Trickbetrüger gespielt, fast dreißig Nächte im Gefängnis verbracht und siebenundzwanzig korrupte Polizisten hinter Gitter gebracht. Mit einer Milliardenerbin konnte er es jederzeit aufnehmen.

Xander Eckhart war nun seine Zielperson, zumindest für die nächsten fünf Tage, und Jordan Rhodes schien ihre beste Möglichkeit zu sein, die Ermittlung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Was bedeutete, dass es nun keine Frage mehr war, ob sie mit ihnen kooperieren würde, sondern wann.

Er nickte Davis zu. »Betrachten Sie es als erledigt, Boss.«

2

Die Glocke an der Eingangstür der Weinhandlung ertönte. Jordan Rhodes kam aus dem Hinterzimmer, wo sie sich einen schnellen Happen zu essen genehmigt hatte. Sie lächelte ihren Kunden an. »Wieder da?«

Es war der Typ von letzter Woche, der sie so skeptisch angesehen hatte, als sie ihm einen südafrikanischen Cabernet mit einem – oje – Schraubverschluss empfohlen hatte.

»Und? Wie gefiel Ihnen der Excelsior?«, fragte sie.

»Sie haben ein gutes Gedächtnis«, erwiderte er beeindruckt. »Sie hatten recht. Er ist gut. Besonders in dieser Preisklasse.«

»Er ist in jeder Preisklasse gut«, entgegnete Jordan. »Die Tatsache, dass er weniger als zehn Dollar kostet, macht es schon fast zu einem Diebstahl.«

Die blauen Augen des Mannes leuchteten auf, als er grinste. Er trug einen marineblauen Mantel, Jeans und teuer aussehende italienische Mokassins – wahrscheinlich zu teuer für die fünfzehn bis zwanzig Zentimeter Schnee, die an diesem Abend erwartet wurden. Sein hellbraunes Haar war vom Wind ein wenig durcheinander.

»Sie haben mich überzeugt. Bestellen Sie mir eine Kiste davon. Ich gebe in ein paar Wochen eine Dinnerparty, und der Excelsior würde perfekt dazu passen.« Er zog seine Lederhandschuhe aus und legte sie auf den langen Ebenholztresen, der außerdem als Bartheke fungierte. »Ich werde ihn wohl mit einer Lammkeule servieren, die ich mit schwarzem Pfeffer und Senfsamen würze. Dazu gibt es Rosmarinkartoffeln.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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