Eisige Schuld - Ana Dee - E-Book
SONDERANGEBOT

Eisige Schuld E-Book

Ana Dee

0,0
2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Silja ist mit Leib und Seele Biologin, arbeitet und lebt jedoch der Liebe wegen in Stockholm, bis sie eines Tages beschließt, ausgerechnet am Ende der Welt eine neue Stelle anzunehmen. In Jokkmokk begegnet man Silja mit Gleichgültigkeit und ihre Anstrengungen werden torpediert. Als sie bei einem Ausflug mit Parkranger Lars einen toten Mann im Nationalpark entdeckt, kommen ihr erste Zweifel, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Die Menschen um sie herum hüllen sich in Schweigen und nach dem Fund von missgebildeten Tieren spitzt sich die Lage dramatisch zu. Silja kann sich in dem Haus außerhalb der Stadt nicht mehr sicher fühlen. Jemand trachtet ihr nach dem Leben und ein harter Kampf in eisiger Kälte beginnt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 310

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



EISIGE SCHULD

SCHWEDENKRIMI

ELIN SVENSSON

ANA DEE

INHALT

Anmerkung

Protagonisten

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Weitere Bücher der Autorin

Impressum

ANMERKUNG

Das ist eine fiktive Geschichte um ein Ereignis, das tatsächlich stattgefunden hat.

Auf das in Schweden übliche Duzen wurde zugunsten der Lesbarkeit verzichtet.

Die Geschichte sowie sämtliche Protagonisten, Institutionen und Handlungen sind in diesem Roman frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Wo tatsächlich existierende Orte erwähnt werden, geschieht das im Rahmen fiktiver Ereignisse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

PROTAGONISTEN

SiljaForsberg– BiologinHelene Forsberg – Siljas MutterPer Lindkvist – Siljas ExfreundMärta Nyberg – Siljas beste FreundinProfessor Lund – Leiter des Stockholmer InstitutsLars Holmersson – ParkrangerGunna – ParkrangerJohan Forman – vermisster ParkrangerAnders Ekström – Ermittler aus JokkmokkAstrid Berger – Kollegin von Anders EkströmTord Johnson – RechtsmedizinerTomas Hjälm – Spurensicherung

PROLOG

Dichte Flocken fielen vom Himmel und glitzerten im silbernen Licht des Mondes. Sie blieben an Siljas langen Wimpern hängen und sie wischte sich mit dem Handschuh einmal quer übers Gesicht. An einigen Stellen war der frisch gefallene Schnee einen halben Meter hoch und sie kämpfte sich durch die teilweise hüfthohen Verwehungen.

Die vormals noch so kalten Hände glühten inzwischen regelrecht und ihr Atem ging stoßweise. Hin und wieder blieb Silja stehen, um zu lauschen. Doch von den heulenden Motoren der Schneemobile war nichts zu mehr hören. Sie musste unbedingt die Außenstation erreichen, um einen Funkspruch abzusetzen, und vertraute darauf, dass der Schnee in Kürze ihre Fußspuren bedecken würde.

Dichtes Gestrüpp zwang sie, es in einem großen Bogen zu umrunden. Das kostete unnötig Zeit und sie fluchte leise, denn die Zeit arbeitete gegen sie. Als hinter ihr eine Ladung Schnee von den Kiefern rutschte, zuckte sie erschrocken zusammen.

Gib nicht auf, du schaffst das, spornte sie sich an und stapfte unverdrossen weiter. Kleine Atemwölkchen schwebten in den Himmel und der Frost knackte in den Bäumen. Trotz der bedrohlichen Situation hing eine friedvolle Stille in der Luft, wie man sie nur vom Winter her kannte. Die meisten Tiere hatten sich zurückgezogen, um den rauen Bedingungen dieser für sie so harten Jahreszeit zu trotzen.

Silja warf erneut einen Blick zurück, suchte in der Ferne nach den hellen Scheinwerfern der Schneemobile. Doch da war nichts, und gerade dieser Umstand beängstigte sie. Hatten ihre Verfolger die Strategie geändert?

Der frisch gefallene Schnee war pulvrig und locker und sie musste aufpassen, dass sie nicht wegrutschte. Aber sie hatte keine Zeit, um jeden Schritt genauestens abzuwägen, sie schwebte in Lebensgefahr. Da sie keinen Kompass bei sich hatte, orientierte sie sich am Moosbewuchs der Bäume. Nur noch ganz selten blitzte der Mond durch die dichte Wolkendecke, was das Vorwärtskommen zusätzlich erschwerte.

Und plötzlich, wie aus dem Nichts, erhellte das Licht einer Stablampe die unmittelbare Umgebung. Erschrocken kniff Silja die Augen zusammen. Verdammt, die Männer waren jetzt zu Fuß unterwegs und direkt in ihrer Nähe.

Panik durchflutete ihr Innerstes und sie erhöhte das Tempo. Doch das würde ihr nichts nützen, weil ihre Spuren im Schnee deutlich sichtbar waren. Eine Lösung musste her, und zwar so schnell wie möglich.

Sie hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gesponnen, da wurde sie vom hellen Lichtkegel erfasst. Blitzartig warf sie sich auf den Boden, doch es war bereits zu spät.

„Ich habe sie, sie ist dort drüben“, brüllte einer der Männer.

Jetzt konnte ihr nur noch ein Wunder helfen.

KAPITEL1

Silja schleppte die schweren Einkaufstüten die Stufen zu ihrem Apartment hinauf. Sie hatte heute eher Feierabend machen können und wollte Per mit einem Abendessen überraschen. Während der letzten Wochen war die Zweisamkeit auf der Strecke geblieben, von beiden Seiten. Per hatte eine Menge Überstunden geschoben und auch sie hatte einige zusätzliche Aufträge angenommen.

Voller Vorfreude angelte sie das Schlüsselbund aus der Hosentasche und steckte den Schlüssel in das Schloss. Leise knarrend sprang die Wohnungstür auf und Silja trat in den Flur. Das Erste, was sie wahrnahm, war ein blumiger Duft und kurz darauf hörte sie das Doppelbett im Schlafzimmer knarren.

„Per?“

Ihre Stimme war kaum mehr als ein leiser Hauch. Hielt sich noch jemand außer ihr in der Wohnung auf?

Mit klopfendem Herzen drückte sie die Klinke herunter und stieß die Tür zum Schlafzimmer auf.

„Per?“

Mit einem fassungslosen Schrei ließ sie die Tüten fallen. Das Bild, das sich ihr bot, trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht. Sie bückte sich nach den auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücken und schleuderte sie der Frau entgegen, die beschämt versuchte, mit der Bettdecke ihre Blöße zu bedecken.

„Raus hier, sofort!“, rief Silja außer sich.

„Schatz, es ist nicht so, wie es aussieht“, meldete sich Per zu Wort.

Silja lachte verbittert auf, was für ein ausgeleierter Satz. Fiel treulosen Männern echt nichts Besseres ein?

„Packt euern Kram zusammen und verschwindet. Alle beide.“

„Silja, bitte reagiere nicht über. Wir können über alles reden“, versuchte Per erneut, einzulenken.

„Ich will aber nicht reden und jetzt raus hier!“

Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und ihre Augen funkelten zornig. Überstunden, dass ich nicht lache, dachte sie und war außer sich. Was für ein Idiot.

Mit hochrotem Kopf streifte sich die hübsche Blondine die Kleidungsstücke über. Silja spürte, wie ihre Hand zuckte, und sie musste sich beherrschen, um Per keine Ohrfeige zu verpassen. Diese Blöße wollte sie sich keinesfalls geben.

„Soll ich die nächste Nacht etwa unter einer Brücke verbringen? Und was wird aus meinen Sachen?“, fragte Per.

„Die Sachen kannst du irgendwann abholen“, entgegnete Silja kühl. „Und falls du ein Nachtlager suchst, frag doch deine Gespielin.“

„Anja ist verheiratet“, erwiderte er.

Na, das wurde ja immer besser.

„Tja, das ist nicht mein Problem.“

„Bitte Silja, lass uns kurz reden“, bat er und setzte eine reumütige Miene auf.

„Raus!“

Widerwillig lief Per zur Tür und drehte sich dort noch einmal um.

„Silja …“

„Hau endlich ab!“

Kaum hatten diese zwei Sünder die Wohnung verlassen, schlug Silja die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken an das kühle Holz. Erst jetzt sackte die Erkenntnis, was tatsächlich geschehen war, und der lodernde Schmerz über den Vertrauensbruch flammte auf. Silja hockte sich auf den Boden, schlug die Hände vors Gesicht und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Wie hatte Per sie nur so schamlos betrügen können? Wo sie doch erst seit zwei Jahren zusammen waren. Warum hatte er nicht einfach Schluss gemacht und war gegangen? Weil diese Anja ein bequemes Techtelmechtel gewesen war?

Mit einem Seufzen erhob sich Silja und betrat das Schlafzimmer. Beim Anblick der zerwühlten Laken wurden ihre Knie weich.

„Elender Mistkerl“, fluchte sie und riss das Fenster auf, um die animalischen Gerüche aus dem Raum zu verbannen. Sie würde nie wieder in diesem Bett ruhig schlafen können, ohne an diese verhängnisvolle Affäre zu denken. Bettwäsche, Kissen und Gestell würde sie komplett entsorgen und von nun an auf dem Sofa nächtigen.

Sie bückte sich, um die Lebensmittel aufzusammeln, und kämpfte tapfer gegen die Tränen an. Sie hatte gehofft, mit Per den Mann fürs Leben gefunden zu haben, aber die Enttäuschung war mehr als bitter.

Vor zwei Jahren hatte sie ihn auf einer Party in Östersund kennengelernt. Während er dort mit Freunden seinen Skiurlaub verbracht hatte, war sie als Biologin unterwegs gewesen, um die Population von Wildtieren aufzuzeichnen. Per hatte sie umworben und regelrecht mit Aufmerksamkeit überschüttet, das war ihr bisher fremd gewesen. Doch irgendwann hatte er mit seiner Hartnäckigkeit ihr Herz erweicht und sie war ihm nach Stockholm gefolgt, um mit ihm zusammenzuleben.

Ein böser Fehler, wie sich nun herausgestellt hatte.

Diese Anja verkörperte den Typ Frau, auf den die Männer reihenweise standen – attraktiv, selbstbewusst, perfekt gestylt. Schon damals hatte Silja nicht nachvollziehen können, warum Per so fasziniert von ihr gewesen war. Derbes Schuhwerk, Jeans, Flanellhemd und die Haare zu einem schlichten Zopf zusammengebunden – das war ihre Welt. Ja, sie konnte durchaus Lippenstift und Lidschatten auftragen, das war aber auch schon alles.

Silja, nun lass dich nicht runterziehen, sagte ihre innere Stimme besänftigend. Du bist ein helles Köpfchen und mit dir kann man Pferde stehlen. Wer kann das schon von sich behaupten?

Dennoch, sie war zutiefst verletzt und ihr Selbstvertrauen stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie zog sich ins Badezimmer zurück, um ihr Gesicht mit kaltem Wasser zu kühlen, und warf einen skeptischen Blick in den Spiegel. Stupsnase, Sommersprossen, weizenblondes Haar und graugrüne Augen, die von langen Wimpern umrahmt wurden. Sie fand sich eigentlich ganz passabel.

Als das Telefon im Wohnzimmer klingelte, nahm sie nur widerstrebend das Gespräch an. Nach reden war ihr wirklich nicht zumute.

„Silja Forsberg“, meldete sie sich.

„Hej, hier spricht Professor Lund vom Stockholmer Institut“, meldete sich ein tiefer Bass am anderen Ende der Leitung.

„Hallo Professor“, rief Silja erfreut. „Was gibt es?“

„Nun ja, im Prinzip weiß ich eigentlich, dass Sie Stockholm nicht verlassen wollen. Aber bei diesem Projekt musste ich sofort an Sie denken“, sagte er.

„Worum geht es denn?“

„Es handelt sich um eine Stelle als Biologin im Muddus Nationalpark. Wie uns berichtet wurde, sind die schrumpfenden Zahlen verschiedener Arten alarmierend. Besonders der Rückgang der Bären- und Luchspopulation ist besorgniserregend. Hätten Sie vielleicht Interesse an diesem Projekt? Ich meine, ich könnte verstehen, falls nicht.“

Silja dachte einen Moment lang nach, aber es fiel ihr ausgesprochen schwer, sich zu konzentrieren. Ihr Puls war nach dieser Tragödie mit Per noch immer am Limit. Lunds Angebot klang jedoch verlockend und sie wäre wieder in ihrem Element. Zudem lag der Nationalpark im äußersten Zipfel Schwedens, also sehr, sehr weit von Stockholm entfernt.

„Silja? Sind Sie noch dran?“, fragte Lund verunsichert.

„Wann kann ich anfangen?“

„Sie wollen den Job?“, rief er erstaunt.

„Ich denke schon“, antwortete sie.

„Oh, das überrascht mich jetzt.“

„Aber Sie wollten doch …“

„Keine Sorge, ich hatte nur mit einem Nein gerechnet. In fünf Tagen soll es los gehen und wenn das eine feste Zusage ist, würde ich sofort die Buchung des Fluges veranlassen.“

„Wo werde ich wohnen?“

„Es gibt ein Haus in der Nähe von Jokkmokk, das mit allem ausgerüstet ist. Nicht sehr groß, aber gut isoliert und ein kleines Labor gehört ebenfalls dazu. Für ausreichend Strom sorgen im Sommer Solarpanels und im Winter ein Generator. Zwei Parkranger werden mit Ihnen zusammenarbeiten und Sie einweisen.“

„Das klingt doch recht gut“, antwortete Silja.

„Na wunderbar“, freute sich Lund. „Es wäre schön, wenn Sie morgen um zehn in mein Büro kommen könnten, um alles Weitere zu besprechen und den Vertrag zu unterzeichnen.“

„Sehr gern.“

Nach dem Gespräch ließ sie sich auf die Couch sinken und legte die Hände in den Schoß. War es das, was man Schicksal nannte?

Der Nationalpark gehörte zum Laponia UNESCO Welterbe und sofort erschienen ausdrucksstarke Bilder vor Siljas geistigem Auge. Wasserfälle, zerklüftetes Felsgestein und unzählige Seen, die sich wie Perlen auf einer Kette aneinanderreihten. Unberührte Natur mit uralten Wäldern, tiefen Schluchten und Mooren, wohin das Auge auch blickte. Der Nationalpark wurde von vielen Tierarten besiedelt – Prachttaucher, Auerhühner, Elche, Luchse, Rentiere und Bären, um nur einige aufzuzählen.

Silja liebte es, sich draußen in der Natur zu bewegen und diese zu erforschen. Genau aus diesem Grund war sie Biologin geworden. Man musste schon viel Enthusiasmus mitbringen, denn die Arbeit war hart und die Bezahlung alles andere als gut. Aber Silja liebte ihren Job und sie konnte es kaum erwarten, ihre Koffer zu packen. Aber zuerst musste sie Märta, ihre beste Freundin, über die Neuigkeiten unterrichten und griff zum Telefon.

„Hallo, ich bin es“, meldete sie sich.

„Hey, alles okay?“, fragte Märta.

Ihre beste Freundin kannte sie seit Kindertagen und spürte sofort, wenn etwas nicht stimmte.

„Wie man es nimmt, es gibt gute und schlechte Neuigkeiten“, antwortete Silja und hörte, wie Märta tief durchatmete.

„Schieß los, zuerst die guten Nachrichten“, forderte Märta sie auf.

„Ich werde in fünf Tagen eine neue Stelle im Muddus Nationalpark antreten.“

„Wirklich? Dabei hatte ich mich so auf unser Wiedersehen gefreut.“

Märta klang enttäuscht.

„Tja, was soll ich lange um den heißen Brei herumreden? Ich habe Per vor ungefähr einer Stunde mit einer attraktiven Blondine in unserem Doppelbett erwischt und beide anschließend vor die Tür gesetzt.“

„Sag, dass das nicht wahr ist …“, stöhnte Märta leise.

„Doch, ist es“, bestätigte Silja.

„Dann kann ich deine Entscheidung nur zu gut verstehen. Lass den Kopf nicht hängen und freue dich über deine neue Aufgabe. In Stockholm warst du sowieso nicht ganz glücklich.“

„Danke für dein Verständnis.“

„Was wirst du mit der Wohnung machen?“, fragte Märta.

„Ich werde meine wenigen Möbelstücke einlagern und mit dem Vermieter sprechen, dass er mich aus dem Vertrag nimmt. Das sollte in fünf Tagen locker zu schaffen sein.“

„Silja, ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass dir dein neuer Job Freude bereitet. Und meinen Besuch verschieben wir aufs nächste Jahr.“

„Danke, ich freue mich schon sehr. Wir haben uns in letzter Zeit viel zu selten gesehen.“

„An mir hat es aber nicht gelegen“, antwortete Märta. „Und sei stark, du wirst über Per hinwegkommen. Er hat dich absolut nicht verdient.“

„Sehe ich auch so. Aber es fühlt sich trotzdem an, als hätte mir jemand bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen.“

„Lass dich aus der Ferne umarmen, du packst das schon.“

„Apropos packen, ich sollte jetzt damit anfangen.“

„Tu das, es wird dich ablenken.“

Märta erzählte noch ein wenig von sich, dann verabschiedeten sich die Freundinnen. Die aufbauenden Worte ihrer Freundin hatten Silja gutgetan und sie lief hinunter in den Keller, um die Umzugskartons zu holen. Gedankenverloren wickelte sie das Geschirr in Zeitungspapier. Der Schmerz über den Vertrauensbruch pochte dumpf in ihrer Brust und sie kämpfte immer wieder gegen die aufsteigenden Tränen an. Innerhalb von sechzig Minuten hatte sich ihr Leben komplett gewandelt – von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt.

Aber sie würde sich nicht weiter mit Per herumschlagen müssen und wenn sie ehrlich war, dann freute sie sich sogar darauf, wieder ihre eigenen Wege gehen zu können. Sie mochte Stockholm und das pulsierende Leben um sich herum. Dennoch war sie in der Wildnis besser aufgehoben.

Nachdem sie die ersten Kartons gepackt hatte, machte sie eine Pause. Lappland, ich komme, dachte sie und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.

KAPITEL2

Anders Ekström nippte verdrossen an seiner zweiten Tasse Kaffee. Berichtetippen gehörte nicht zu seinen persönlichen Favoriten und er drückte sich davor, so lange es möglich war. Beinahe beschwingt griff er zum Hörer, als das Telefon klingelte, dankbar für die Unterbrechung.

„Kriminalhauptkommissar Ekström“, meldete er sich und hörte seinem Gegenüber aufmerksam zu. Es hatte einen Leichenfund gegeben, etwa zwanzig Kilometer von Jokkmokk entfernt. Wahrscheinlich ein Wanderer, der verloren gegangen war, mutmaßte Anders. Ein Team war bereits unterwegs, um die sterblichen Überreste zu bergen.

Sein Blick wanderte zur Uhr und wieder zurück zum Stapel mit den Akten. Wäre es nicht besser, sich persönlich einen Eindruck von der Fundstelle zu verschaffen? Damit er nachvollziehen konnte, was sich an diesem Ort zugetragen hatte?

Nun ja, er hatte immer die besten Ideen, wenn es darum ging, sich erfolgreich vor den Berichten zu drücken. Als seine Kollegin mit einem Stapel Akten das Büro betrat, hatte er seinen Parka bereits übergeworfen. Astrid lupfte fragend die Brauen.

„Wo willst du hin?“

„Gerade eben ist ein Anruf reingekommen, dass möglicherweise die sterblichen Überreste des vermissten Parkrangers Johan Forman gefunden wurden“, erklärte er.

„Und?“

Ihr Blick wanderte unmissverständlich zu den Akten, die sich auf seinem Schreibtisch türmten.

„Ich will den Fundort einmal genauer unter die Lupe nehmen, um nachzuvollziehen, was passiert sein könnte.“

„Ah ja“, lautete Astrids knappe Antwort. „Und was wird damit?“ Sie deutete auf die Ordner.

„Dafür habe ich noch den gesamten Nachmittag Zeit.“

„Wer’s glaubt.“

„Jetzt komm schon …“, sagte er.

„Vielleicht ist Johan eines natürlichen Todes gestorben und du machst dich völlig umsonst auf den Weg.“

„Astrid, ich bitte dich. Zwei Tage vor seinem Tod hat er mir erzählt, dass er an einer Sache dran ist, die ihm mächtig zu schaffen macht. Ein merkwürdiger Zufall, findest du nicht.“

Er zurrte den Reißverschluss seines Parkas zu und griff nach den Autoschlüsseln, während Astrid zögerlich neben der Tür verharrte.

„Was ist? Willst du mitkommen?“, fragte er.

Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie legte die Akten auf ihrem Schreibtisch ab. Dann nahm sie den Mantel vom Haken.

„Weißt du was? Was du kannst, das kann ich schon lange“, erwiderte sie.

Astrid und Anders durchquerten den langen Flur und stiegen auf dem Parkplatz in den Wagen. Die Hauptstraßen von Jokkmokk waren den Witterungsverhältnissen entsprechend geräumt und sie kamen ganz gut voran. Außerhalb der Ortschaft sah das schon wieder ganz anders aus und sie bewegten sich auf einer festgefahrenen Schneedecke fort. Aber wer in dieser unwirtlichen Gegend geboren wurde, war die strengen Winter Lapplands gewohnt.

„Es tut richtig gut, das Büro einmal wieder zu verlassen“, sagte Astrid und erfreute sich an der schneebedeckten Landschaft. „Wenigstens hin und wieder das Sonnenlicht sehen.“

„Du sagst es, auch wenn der Anlass kein Grund zur Freude ist“, erwiderte Anders.

„Wir arbeiten glücklicherweise nicht am Limit im Gegensatz zu anderen Städten. Es hätte uns schlimmer treffen können“, merkte Astrid an.

„Ich will keinesfalls tauschen, im Leben nicht“, versicherte er.

„Dito. Könntest du die Heizung bitte eine Stufe höher stellen?“

„Selbstverständlich. Du willst dich wohl aufwärmen, bevor es nach draußen in die Kälte geht, du sonnenverwöhnte Südschwedin“, scherzte er.

„Ja, ja, mach dich ruhig lustig“, entgegnete Astrid, die der Liebe wegen nach Jokkmokk gezogen war.

Anders hingegen stammte aus dieser Stadt. Nach seiner Ausbildung zum Kommissar hatte er einige Jahre in Malmö gearbeitet und nicht lange durchgehalten. Das Heimweh war einfach zu groß gewesen. Sicher, hin und wieder verfluchte er die kurzen Sommer und die strengen Winter, aber er konnte nur hier glücklich werden.

Seine Frau Linda, die er in Malmö kennengelernt hatte, war ihm nach Jokkmokk gefolgt. Nur fünf Jahre hatte sie durchgehalten und sich dann in einer Nacht- und Nebelaktion auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht. Die Scheidung war kein großer Akt und einvernehmlich gewesen, immerhin etwas. Seitdem lebte er allein, weil die Auswahl in einer fünftausend Einwohner starken Gemeinde nicht unbedingt die größte war.

Was ihn zuversichtlich stimmte, war der Umstand, dass es bei Astrid zumindest geklappt hatte, und er wollte seine Kollegin nicht mehr missen. Ihr scharfer Verstand und ihre schnelle Auffassungsgabe hatten aussichtslosen Fällen schon oft eine neue Wendung gegeben. Astrid war für sein Team eine Bereicherung, auf die er nicht mehr verzichten wollte.

Inzwischen hatten sie ihr Ziel erreicht. Anders stellte den Wagen neben den anderen Fahrzeugen ab und legte mit Astrid die restliche Strecke zu Fuß zurück. Die Stelle rund um den Fundort war großzügig abgesperrt worden.

„Hej“, begrüßte Anders die Kollegen von der Spurensicherung. „Wie weit seid ihr?“

„Der Leichnam von Johan ist gerade ins Institut abtransportiert worden“, erwiderte Tomas.

„Ist seine Identität bestätigt worden?“, hakte Anders nach.

„Ja, er hat einen Ausweis bei sich getragen und auch die Reste seiner Uniform deuten darauf hin.“

„Was kannst du sonst noch sagen? Gewaltsamer Tod oder Unfall?“

Tomas zuckte mit den Schultern und deutete auf einen Felsvorsprung.

„Das wird sich alles noch herausstellen. Er hat dort in dieser kleinen Höhle gehockt, warum auch immer.“

Anders ließ seinen Blick schweifen. Einsam war es hier draußen, geradezu perfekt für einen Mord. Er hätte nur zu gern gewusst, an was für einer Sache Johan ‚dran gewesen‘ war und er ärgerte sich im Nachhinein, nicht direkt gefragt zu haben. Dieses Versäumnis lastete nun schwer auf seinen Schultern, weil es Johan das Leben gekostet hatte. Mit etwas mehr Engagement hätte sein Tod vermieden werden können.

„Worüber denkst du so angestrengt nach?“, fragte Astrid.

„Darüber, dass ich Johans Tod vielleicht hätte verhindert können“, raunte er ihr zu.

„Das glaube ich nicht“, widersprach sie ihm. „Er hatte damals eine vage Andeutung gemacht, mehr nicht.“

„Gerade deshalb hätte ich ihn mehr bedrängen müssen“, erklärte er.

„Johan war sich mit seinem Verdacht doch gar nicht sicher gewesen und bis zum heutigen Tag wissen wir nicht, was wirklich geschehen ist.“

„Das mag schon sein. Aber ich hätte mich kümmern können, wenn ich gewusst hätte, was Johan so beschäftigt hat.“

„Man kann es auch übertreiben“, murmelte Astrid und wandte sich ab.

Anders lief am Flatterband entlang und umrundete die Fundstelle, die er noch nicht betreten durfte. Ringsum unwegsames Gelände mit einigen Schneeverwehungen, die zum Glück nur kniehoch waren. Im Sommer hätte er mehr herauslesen können, aber jetzt war alles unter einer zentimeterhohen Schneedecke verborgen.

Natürlich waren nach all der Zeit keine Spuren mehr vorhanden, aber für ein Bild in seinem Kopf wäre eine schneelose Landschaft von Vorteil gewesen. Hatte sich Johan schwer verletzt in diese Höhle geschleppt und versteckt? Oder hatte ihn sein möglicher Mörder dort abgelegt? War es vielleicht doch nur ein bedauernswerter Unfall gewesen und er machte sich völlig umsonst Vorwürfe? Fragen über Fragen.

Anders stapfte immer weiter an der Markierung entlang. Die Kiefern waren über und über mit Schnee bedeckt und die Äste bogen sich unter der weißen Pracht. An einem der Baumstämme hatte sich ein Elch geschubbert und mehrere Haarbüschel dagelassen. Man hatte nur ganz selten das Glück, einem Elch zu begegnen, und die Touristen waren immer wieder aufs Neue enttäuscht, wenn sie die majestätischen Tiere nicht vor die Linse bekamen.

Anders trat in eine Mulde, die der Schnee gänzlich verdeckt hatte, und wäre beinahe gestürzt. Bloß gut, dass Astrid das nicht gesehen hatte. Ein entsprechender Kommentar wäre fällig gewesen. Ein Tannenzapfen verfehlte ihn nur knapp und er zog den Kopf zwischen seine Schultern.

„Johan, Johan, was zum Teufel ist nur passiert?“, murmelte er im Selbstgespräch. „Ist das der Ort, um den du dir Sorgen gemacht hast? Oder bist du hier auf deinen Mörder getroffen?“

Hin und wieder rieselte der Schnee von den Bäumen und Anders schlug den Kragen hoch. Ein Eichhörnchen flitzte auf der Suche nach Nahrung an einem Baumstamm herunter. Die putzigen Vierbeiner hatten es schwer, weil sie sich während ihrer Winterruhe ordentlich anstrengen mussten, um etwas Fressbares zu finden. Im gefrorenen Boden war es schwer, das angelegte Depot zu plündern.

Ab und zu blieb Anders stehen, versuchte sich einzufühlen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Hinter seinem Schreibtisch wäre er tatsächlich produktiver gewesen. Missgelaunt legte er die restliche Strecke zurück.

„Und? Den Mörder geschnappt?“, empfing Astrid ihn.

„Sehr witzig“, erwiderte er.

„Spaß beiseite. Hat es dir etwas genützt?“, fragte sie.

Er schüttelte bedauernd den Kopf.

„Im Winter ist es schwer, sich ein mögliches Szenario vorzustellen“, antwortete er. „Wir müssen den Obduktionsbericht abwarten und die Zeugen von damals erneut vorladen. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, alles noch einmal durchzukauen.“

„Ach komm, wir werden schon Licht ins Dunkel bringen“, versuchte Astrid, ihn aufzumuntern. „Wir sollten die jetzigen Parkranger befragen, ob ihnen etwas aufgefallen ist.“

„Ja, das sollten wir. Ist nicht auch eine neue Biologin eingestellt worden?“

„Stimmt, jetzt wo du es sagst“, bestätigte Astrid. „Wäre interessant zu wissen, wie ihr Auftrag lautet.“

„Ich bin auch erstaunt gewesen, dass die Stelle so schnell wieder besetzt wurde, nachdem ihr Vorgänger Hals über Kopf abgereist ist“, erwiderte Anders.

„Aber das muss nicht zwangsläufig mit unserem Fall zusammenhängen“, entgegnete sie.

„Ich wäre mir da nicht so sicher“, murrte er.

Astrid stemmte die Fäuste in die Hüften und blitzte ihn an. „Sag mal, was ist dir eigentlich für eine Laus über die Leber gelaufen?“, fragte sie. „Wie oft soll ich noch wiederholen, dass Johans Tod nicht deine Schuld ist.“

„Du hast gut reden. Wenn du dich in meine Situation hineinversetzen würdest, wäre es dir sicher nicht egal.“

„Natürlich ist mir Johans Tod nicht egal, aber du hast ihn schließlich nicht umgebracht. Oder gibt es da etwas, von dem ich nichts weiß?“

Anders stieß einen leisen Seufzer aus. Zum Glück hatte er Astrid an seiner Seite, die ihm den Kopf immer wieder zurechtrückte.

KAPITEL3

Silja stand verloren vor dem Flughafen und wartete auf Parkranger Lars, der sie abholen sollte. Ihr Gepäck bestand aus zwei großen Koffern und einem Rucksack, in denen sich hauptsächlich Winterkleidung befand.

Ein junger Mann tauchte neben ihr auf und musterte sie.

„Bist du Silja?“

Sie nickte.

„Hej, ich bin Lars und dazu verdonnert worden, dich abzuholen.“ Er grinste breit.

„Okay, dann kann ja nichts mehr schiefgehen“, erwiderte sie.

Lars griff nach ihren Koffern und schritt voraus.

„Auf geht’s“, sagte er.

Silja folgte ihm. Nachdem Lars das Gepäck in den Kofferraum gehievt hatte, stiegen sie ein.

„Wie war dein Flug?“

„Bestens“, erwiderte Silja und drehte die Heizung höher.

Obwohl sie unter der Jacke einen dicken Strickpullover trug, fröstelte sie.

„Hier herrschen andere Temperaturen als in Stockholm“, sagte Lars, der ihr leichtes Zittern bemerkt hatte.

„Was glaubst du, was sich in den zwei Koffern befindet?“ Sie deutete mit dem Daumen in Richtung Kofferraum. „Baumwollunterwäsche vom Feinsten.“

Lars lachte. „Humor scheinst du jedenfalls zu besitzen, gefällt mir.“

„Warten wir’s ab“, konterte sie, und das Eis schien gebrochen.

Der Geländewagen düste über die schneeverwehte Piste. Es herrschte klirrender Frost und die schneebedeckten Bäume neigten sich unter ihrer schweren Last. Hin und wieder bahnte sich die Sonne einen Weg durch die dichte Wolkendecke und brachte den Schnee zum Glitzern.

„Winter Wonderland“, sagte Lars.

„Oh ja, und ich werde es genießen“, antwortete sie.

„Sicher?“ Er warf ihr einen zweifelnden Seitenblick zu. „Ganz allein in dieser Hütte, abseits jeglicher Zivilisation?“

„Ich bin es gewohnt, keine Sorge. Ist nicht mein erster Nationalpark, in dem ich mein Unwesen treibe“, erwiderte sie lachend.

Obwohl nur fünf Tage vergangen waren, schien die Sache mit Per Ewigkeiten zurückzuliegen. Er hatte die Wohnung wieder für sich und konnte mit Anja treiben, was immer er wollte. Wahrscheinlich machte es ihm nun weniger Spaß, weil der Reiz des Verbotenen nicht mehr lockte. Per hatte sie auf Knien angefleht, bei ihm zu bleiben, doch sie hatte ihn abgewiesen. Vorbei war vorbei.

Sie spürte noch immer die Wut über den Vertrauensbruch in sich schwelen, aber schließlich überwog die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt. Ihre Mutter war wenig begeistert gewesen, dass es Silja wieder in die Wildnis zog.

„Wie wirst du dich verteidigen, wenn du auf einen Bären triffst? Oder hinterrücks von einem Luchs angegriffen wirst?“, hatte sie besorgt geäußert.

Ihre Mutter arbeitete als Klavierlehrerin und hatte schon damals nicht nachvollziehen können, warum Silja sich für ein Biologiestudium entschieden hatte.

„Warum studierst du nicht Kunst? Das liegt unserer Familie schließlich im Blut.“

Es stimmte, Kunst und Kultur hatten die Kindheit dominiert, und ihre Mutter war fast schon versessen darauf gewesen. Die Notenhefte lagen stapelweise auf dem wuchtigen Klavier, das beinahe den gesamten Raum eingenommen hatte. Aber Silja war ein unbändiger Freigeist, der sich nur selten unterordnete, sehr zum Ärgernis der Familie. Sie hatte ihren Vater, der bei einem Unfall ums Leben gekommen war, nie kennengelernt und war demzufolge als Einzelkind aufgewachsen. Das hatte einiges erschwert. Statt Ballettunterricht zu nehmen, war Silja lieber auf Bäume geklettert und hatte die Chorproben geschwänzt. Ja, sie liebte die Musik, aber sie besaß nur halb so viel Talent wie ihre Mutter. Mehr gab es zu diesem Thema nicht zu sagen.

Lars chauffierte sie durch die schneebedeckte Landschaft, an der sie sich nicht sattsehen konnte. Nur selten wurde die unberührte Natur Lapplands von einzelnen Siedlungen unterbrochen.

„Wie lange sind wir noch unterwegs?“, fragte sie.

„Ungefähr zehn Minuten“, antwortete Lars. „Schon gespannt auf dein neues Zuhause?“

„Und wie.“

„Sei aber nicht zu enttäuscht, das Haus ist nicht sehr geräumig.“

„Das macht überhaupt nichts. Ich habe schon Monate in einem Zelt verbracht und weiß ein Dach über dem Kopf durchaus zu schätzen“, erwiderte sie.

„Dann ist ja gut.“

Die restliche Strecke legten sie schweigend zurück. Irgendwo im Nirgendwo setzte Lars den Blinker und bog ab. Der Geländewagen bahnte sich einen Weg durch die jungfräuliche Schneedecke und hatte ordentlich zu kämpfen. Silja hatte damit gerechnet, dass die Hütte von den Parkrangern zumindest beheizt worden wäre, um ihr die Ankunft ein wenig angenehmer zu gestalten. Aber dem war nicht so, der Schornstein stieß keine einzige Rauchwolke aus.

„So, da wären wir“, sagte Lars und brachte den Wagen vor dem Eingang zum Stehen.

„Gibt es überhaupt fließendes Wasser?“, fragte sie.

„Müssen wir schauen. Der Haupthahn ist zugedreht und die Pumpe abgestellt.“

Silja verzog das Gesicht. Das hätten die Ranger doch längst überprüfen können, dachte sie verärgert, während Lars den Kofferraum öffnete, um das Gepäck herauszuholen. Er bahnte sich einen Weg zum Haus und stellte die Koffer vor der Tür ab.

„Der Schlüssel liegt unter der Fußmatte“, rief er lachend.

„Ha, ha, sehr witzig“, erwiderte sie und stapfte verärgert zum Haus.

---ENDE DER LESEPROBE---