Elma Liebes - Anne Ufermann (geb.) Santalahti - E-Book

Elma Liebes E-Book

Anne Ufermann (geb.) Santalahti

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Beschreibung

Historische Stimmen, die nicht verstummen - Briefe aus dem Zweiten Weltkrieg. „Elma Liebes“ ist ein einzigartiges Zeitdokument des Zweiten Weltkriegs: Die übersetzten Briefe des finnischen Schneidermeisters Urho Santalahti an seine Frau Elma und die gemeinsamen Kinder eröffnen einen seltenen Blick auf das Leben zwischen Front und Heimat. Zwischen 1939 und 1944 geschrieben, erzählen die Feldpostbriefe vom Winter- und Fortsetzungskrieg zwischen Finnland und Russland. Sie berichten von Märschen, Kameradschaft und Versorgungsnöten, von Sehnsucht und Hoffnung - und machen spürbar, wie ein einfacher Mann den Ausnahmezustand des Krieges erlebte. Übersetzt von seiner Enkelin Anne Ufermann, verbinden die Texte persönliche Nähe mit historischer Relevanz. Sie sind keine nüchterne Chronik, sondern bewegende Zeugnisse menschlicher Erfahrung, die Familiengeschichte, europäische Zeitgeschichte und literarischen Wert miteinander vereinen. Für Leser*innen, die authentische Stimmen aus der Vergangenheit suchen, bietet „Elma Liebes“ ein unvergessliches Leseerlebnis - berührend, historisch wertvoll und von zeitloser Bedeutung.

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Seitenzahl: 237

Veröffentlichungsjahr: 2025

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„Es ist schrecklich, dass es in der Welt so viele von Sünde vergiftete Menschen gibt, und dass sie zu Führern von Nationen aufsteigen können.“

Elma 07.12.1939 - kurz nach Beginn des Winterkrieges

Finnland nach 1944 mit den verlorenen karelischen Gebieten im Südosten nördlich von St. Petersburg

Elma und Urho Ende der 1920er / Anfang der 1930er

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Iiros Erinnerungen

Briefe

1939-10-17

1939-10-18

1939-10-19

1939-10-23

1939-10-26

1939-10-30

1939-10-31

1939-10-31

1939-11-01

1939-11-03

1939-11-07

1939-11-09

1939-11-13

1939-11-17

1939-11-20

1939-11-21

1939-11-23

1939-11-25

1939-11-26

1939-11-28

1939-11-30

1939-12-02

1939-12-03

1939-12-06

1939-12-07

1939-12-09

1939-12-10

1939-12-11

1939-12-12

1939-12-15

1939-12-17

1939-12-18

1939-12-20

1939-12-23

1939-12-25

1939-12-26

1939-12-28

1939-12-29

1939-12-31

1940-01-11

1940-01-11

1940-01-14

1940-01-15

1940-01-16

1940-01-25

1940-01-29

1940-01-31

1940-02-04

1940-02-05

1940-02-09

1940-02-12

1940-02-14

1940-02-15

1940-02-15

1940-02-17

1940-02-19

1940-02-21

1940-02-23

1940-02-23

1940-02-27

1940-02-27

1940-02-29

1940-03-09

1940-03-28

1940-04-04

Fortsetzungskrieg

1941-01-08

1941-01-28

1941-06-13

1941-06-21

1941-06-27

1941-06-29

1941-07-01

1941-07-07

1941-07-16

1941-07-21

1941-07-23

1941-07-24

1941-07-27

1941-07-28

1941-08-01

1941-08-04

1941-08-15

1941-08-19

1941-08-21

1941-08-25

1941-08-28

1941-08-30

1941-09-01

1941-09-11

1941-09-14

1941-09-26

1941-09-28

1941-10-02

1941-10-06

1941-10-13

1941-10-19

1941-10-23

1941-11-04

1941-11-10

1941-12-06

1941-12-08

1941-12-11

1941-12-24

1941-12-28

1942-01-18

1942-02-02

1942-02-11

1942-02-12

1944

1944-07-14

1944-07-15

1944-07-17

1944-07-18

1944-07-19

1944-07-21

1944-07-23

1944-07-26

1944-07-27

1944-07-31

1944-08-04

1944-08-06

1944-08-08

1944-08-15

1944-08-17

1944-08-21

1944-08-24

1944-09-04

1944-09-08

1944-09-10

1944-09-25

Nachwort

Personen- und Ortsregister

Bildrechte / Bildnachweise

Vorwort

Eigentlich sollte es nur ein wenig Familiengeschichte werden, für meinen Sohn Timo, der seine finnischen Urgroßeltern nicht kennengelernt hat, und für meinen Mann Bert.

Alles fing mit der Geschichte über Urho und Elma an, die mein Vater Iiro für mich und meine Schwester Marjatta geschrieben hat und die hier den Briefen vorangestellt ist. Nach dem Tod meines Vaters 2006 fand ich einen Koffer zwischen seinen Sachen, in dem sich unter anderem Ausweispapiere, Schulhefte, Kassenbücher, Orden und mehrere Bündel Briefe befanden. Die Briefe und Postkarten waren aus den Jahren 1939 bis 1944, die meisten adressiert an Elma Santalahti, einige an Iiro Santalahti, nur wenige an Urho Santalahti. Lange habe ich keine Zeit gefunden mich näher mit den Briefen zu beschäftigen. Erst als Bert und ich uns zur Ruhe gesetzt haben, habe ich angefangen die Briefe zu lesen. Anfangs ein recht mühseliges Unterfangen die Handschrift meines Großvaters zu entziffern. Ich beschloss die Briefe abzutippen und gleichzeitig ins Deutsche zu übersetzen, um sie für Timo und Bert leichter zugänglich zu machen. Nun ist mit Timos großer Unterstützung ein Buch aus diesen Briefen und Fotos geworden, das vielleicht für den ein oder anderen ebenfalls von Interesse ist. Es gibt einen kleinen Einblick in die persönlichen Gedanken und Sorgen eines Ehepaares in Finnland während des Winter- und Fortsetzungskrieges.

Mir selbst haben die Briefe eine unbekannte Seite meiner Großeltern gezeigt. Nach dem Umzug unserer Familie nach Köln 1960 habe ich Elma und Urho in den Sommerferien und ein paar Mal zu Weihnachten in Finnland erlebt. Urho war eine imposante Erscheinung, selbstsicher, laut, manchmal aufbrausend. Er war nicht wirklich streng, bestimmte aber patriarchalisch die Tagesabläufe. Er stand früh morgens auf, oft bereits um 4:00 Uhr. Wochentags ging er in die Werkstatt und machte Zuschnitte für die Näherinnen. Am Wochenende ging er Fischen, das war sein Hobby, seine Leidenschaft. Elma war die Ruhe selbst, ausgeglichen, lieb, immer gutgelaunt. Sie sorgte für den Haushalt und das Geschäft. Frühstück musste bereitstehen, wenn Urho gegen 7:00 Uhr aus der Werkstatt oder vom Fischen kam. Auch ein warmes Mittagessen – am liebsten Kartoffeln mit Specksoße oder selbstgefangenem Fisch – stand um 12:00 Uhr auf den Tisch. Urho war ein „Arbeitstier“. Nach kurzem Nickerchen nach dem Essen, ging es wieder in seine Schneiderwerkstatt. Sobald das Geschirr gespült und die Küche in Ordnung gebracht war, ging Elma runter in das Bekleidungs- und Kurzwarengeschäft, in dem auch die von Urho entworfenen und geschneiderten Kleider verkauft wurden. Aila, die Ziehschwester meines Vaters, die bei Elma und Urho nach dem Tod ihrer Mutter aufwuchs, arbeitete dort in den 1960er Jahren als Angestellte. Auch der Gemüsegarten musste im Sommer gepflegt werden. Ich durfte oft helfen Kartoffeln ausheben, Blumenkohl ernten, Erdbeeren und Johannisbeeren pflücken und dann auch einkochen. Abends wurde gelesen, gesungen oder klassische Musik gehört, mit Gästen auch gerne Rommé gespielt.

Urho und Elma waren Mitglieder im Kirchenchor. Über Religion, Glauben und Gott habe ich sie nie sprechen gehört. Das beide so gläubig waren, wusste ich nicht. Wie ich aus den Briefen gelernt habe, glaubten beide sich im Jenseits wiederzusehen.

Juni 2025 Anne Ufermann (geb. Santalahti)

Iiros Erinnerungen

„Konna Raatari“

„Ist der etwa verwandt mit dem ‚Schurken-Schneider‘ aus Tynkä in Kalajoki?“, fragte der Fischer, als ich von ihm eine Hütte in Himanka, nahe den Sanddünen von Kalajoki, mieten wollte. Ich bestätigte es, war aber nicht beleidigt, im Gegensatz zu meiner Verlobten aus Tampere. Denn „KONNA“ bedeutet in Öster Botten etwas Lustiges, Außergewöhnliches, aber keinesfalls Kriminelles. Dies geschah im Jahr 1956. Es waren über 20 Jahre vergangen, seit der Fischer in Tynkä seinen Anzug bei meinem Vater hatte schneidern lassen, und er sagte, dieser sei immer noch gut in Schuss.

Urho Kaarlo Engelbert wurde am 21.12.1902 in Vehmaa geboren, als zweitjüngstes von neun Kindern von Frans Iisak und Iida Sandelius. Frans Iisak hatte seinen Hof versoffen und die Familie musste in eine Kate ziehen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit Transport- und Arbeitsreisen nach St. Petersburg. Ein betrunkener und jähzorniger Vater prägte Urhos Erinnerungen an die Kindheit. Oft wurden Iida und die Kinder über Nacht in die kalte Sauna geschickt und wachten morgens in eisigen Hemden auf. „Mamma Schatz“, wie die Mutter liebevoll genannt wurde, hielt die Familie zusammen. Sie war eine starke Persönlichkeit.

Urho Geburtshaus

Frans war aber auch an Literatur interessiert. Er schnitzte sich aus Kork eigene Exlibris-Stempel. Diese hatten die Form eines Kranzes, der mit Tinte getränkt und auf die letzte Seite eines jeden Buches gedruckt wurde. Der Text im Kranz lautete: „Wenn du dieses Buch gelesen hast und diesen Kranz siehst, denke daran, dass es Sandelius Frans gehört.“

So begann Urhos Interesse an Büchern schon in der Kindheit und begleitete ihn sein ganzes Leben. Auch die Wurzeln für seine strikte Abstinenz, die bis in den Fortsetzungskrieg 1942 anhielt, lagen in seiner Kindheit.

Frans Iisak hatte in St. Petersburg die kommunistische Bewegung kennengelernt und schloss sich während des finnischen Bürgerkriegs 1918 den Roten Garden an. Laut Urho wurde er zu einem ziemlich hochrangigen Kommandeur ernannt, nach der Niederlage der Roten jedoch zum Tode verurteilt. Verwandte aus der Weißen Garde konnten erwirken, dass die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt wurde, aus der er schließlich begnadigt wurde. Vermutlich hatte er niemanden getötet, war lediglich in Herrenhäuser eingedrungen, hatte Kronleuchter von den Decken geschossen und die Herrschaften in die Katen gejagt mit den Worten: „Dorthin, wo ihr eure Untergebenen getrieben habt.“

Nach der Schule begann Urho eine Schneiderlehre bei „Koskisen Pukimo“ (Koskinens Bekleidungen) in Uusikaupunki. Die Berufswahl war klar, nachdem Frans gesagt hatte: „Die anderen Kinder kommen zurecht, aber aus Urho wird nichts werden.“ Das weckte Urhos Ehrgeiz und er wollte beweisen, dass man mit Arbeit, die einem gefällt, erfolgreich sein kann. Und die Kleidung der feinen Herren hatte ihn schon immer fasziniert.

Urho in den 1910er Jahren

Das Heimweh trieb ihn jedes Wochenende zu Mamma nach Vehmaa, etwa 20 km von Uusikaupunki entfernt. Die Strecke musste zu Fuß bewältigt werden, da die Mittel für ein Fahrrad nicht reichten. Seine Sportbegeisterung hat er wohl auf diesen Laufstrecken verloren. Der lebhafte und forsche Junge fand stattdessen Gesellschaft im Laientheater, im Literaturkreis und in den Aktivitäten der christlichen Jugend.

Urho machte eine Schneiderlehre, legte seine Gesellenprüfung ab und wurde schließlich Schneidermeister. Ein sesshaftes Leben reizte den jungen Meister jedoch nicht. Stattdessen absolvierte er in Stockholm eine Prüfung zum Lehrer für Schnittmuster. Im jüngst unabhängig gewordenen Finnland wurden handwerkliche Tätigkeiten besonders gefördert. Urho erhielt die Möglichkeit, als wandernder Lehrer für Zuschnitte zu arbeiten, wobei sein Einsatzgebiet ganz Finnland umfasste.

Aus dieser Zeit stammt wohl auch seine Fähigkeit, sich in jeder Gesellschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Besonders wohl fühlte sich Urho in Karelien, mit seinen lebhaften und fröhlichen Menschen. Auch Lappland gefiel ihm, insbesondere wegen der hervorragenden Fischgründe, denn Angeln war eine seiner großen Leidenschaften. Er erinnerte sich jedoch mit Abscheu daran, dass er in Lappland übelriechendes Teeröl gegen Mücken verwenden musste. Eine gewisse Abneigung hegte Urho gegen die Menschen aus Savo. Bevor er in den Fortsetzungskrieg zog, scherzte er, es sei ihm egal, in welche Einheit er komme, solange er nicht mit Männern aus Savo kämpfen müsse. In Tampere fand Urho eine Verlobte, und die beiden tauschten Verlobungsringe. Die Beziehung hielt jedoch nicht lange. Das Mädchen war Abiturientin und snobistisch, wie die Angelegenheit dargestellt wurde, einem Foto nach zu urteilen soll sie sehr hübsch gewesen sein.

In Kalajoki, im zentralen Öster Botten, blieb Urho länger. Die Menschen dort waren aufrichtig und ehrlich, die Landschaft geprägt von weiten Ebenen. Während er in einer Theatergruppe mitwirkte, lernte er die sechs Jahre jüngere Elma (geb.12.08.1908) kennen. Als er das erste Mal ins Haus der Familie Tilvis kam, fragte Matti, der Hausherr: „Hast du ernsthafte Absichten?“ Angesichts der Tatsache, dass in jener Zeit viele Wanderarbeiter unterwegs waren, war die Frage wohl berechtigt. Der immer modisch gekleidete Schneider war sicherlich ein ungewohnter Anblick in einem bäuerlichen Anwesen.

Das Haupthaus von Tilvis in den 1930ern.

Die Bewohner von Tilvis in den 1930ern

Verlobungsfoto von Elma und Urho

Urho und Elma heirateten 1931. Elma hatte zuvor den Briefkontakt zu einem nach Amerika ausgewanderten Bräutigam beendet. Als Mitgift durfte Elma zwischen einer Kuh und einem Fahrrad wählen – sie entschied sich für das Fahrrad, das in jenen Zeiten ein nützliches Transportmittel war, vor allem da Urho beschlossen hatte, im etwas entfernteren Tynkä eine Schneiderei zu eröffnen.

Ein passendes Gebäude wurde in der Nähe des örtlichen Kaufladens gefunden und aufwendig renoviert. Werbeplakate mit Herren- und Damenmode wurden aufgehängt, und Anzeigen in Zeitungen geschaltet. Trotz der Notzeiten in den 1930er Jahren, lebte man auf dem Land recht gut. Neue Anbaumethoden und Maschinen sorgten dafür, dass Geld für geschneiderte Kleidung blieb, die damals üblicherweise von fahrenden Schneidern gefertigt wurde.

Die Maßschneiderei „Pukimo Urho E. Santalahti-Sandelius“ lief gut an. Der Name wurde, wie es damals üblich war, dem Finnischen angepasst, aus Sandelius wurde Santalahti. In der Werkstatt arbeiteten etwa ein halbes Dutzend Angestellte, und die Zukunft schien vielversprechend. Zum Erfolg trug bei, dass der neue Unternehmer sehr aktiv an den gesellschaftlichen Aktivitäten in der Gemeinde teilnahm: Rezitieren von Gedichten, Erzählen von auswendig gelernten lustigen Geschichten und natürlich Rollen in Schauspielen.

Geschäfts- und Wohnhaus in Tynkä, links 2 Angestellte, dann Urho und Iiro, rechts Elma

Das Geschäft und die Wohnung waren im selben Haus am Ufer des Kalajoki. Da war es ein Leichtes mit dem Boot und der Schleppangel am Abend auf den Fluss hinauszufahren, der seinem Namen Ehre machte – Kalajoki (Fischfluss). Der Tilvis-Hof war in der Nähe und die familiären Verbindungen dorthin eng. Höhepunkt am Wochenende waren die mit dem Fahrrad zu erreichenden Hiekkasärkät, die Sandstrände von Kalajoki.

Hiekkasärkät bei Kalajoki

Doch das Glück währte nicht lange. Ein Freund aus Urhos Jugend machte Konkurs, und die Bürgschaft, die Urho für ihn geleistet hatte, wurde fällig. Hinzu kamen politische Spannungen. Die radikal-rechte Bewegung IKL (Unabhängige Volksbewegung) hatte sich von Lapua aus nach Norden ausgeweitet und warf Urho vor, zu kritische Meinungen zu äußern, und drohte mit einer „Muilutus“ – einer gewaltsamen Verschleppung zur russischen Grenze. Das wurde jedoch nicht in die Tat umgesetzt, da Urho mit der Tochter eines Landbesitzers verheiratet war.

Das Schlimmste ereignete sich jedoch an Silvester 1934: Urhos Haus brannte vollständig nieder. Der Brand, der vermutlich durch einen unentdeckten Riss im Kamin verursacht wurde, vernichtete nicht nur das Gebäude, sondern auch seine wertvollen Bücher, Gemälde und Erinnerungsstücke, die er auf seinen Reisen gesammelt hatte.

Urho und Elma zogen 1935 nach Nummi in Südwestfinnland. Dort begann er erneut von vorne, mietete ein Einfamilienhaus und richtete seine Schneiderei im Nebengebäude eines Bauernhofes ein. Als erstes stellte Urho den örtlichen Schneider Heikki Rytkönen ein. Die Werkstatt wurde wieder mit Modebildern ausgestattet und bekam den Namen Pukimo U.E.Santalahti. Aus Kalajoki kamen einige Mitarbeiter, die jedoch teils nach kurzer Zeit zurückkehrten, weil in Nummi der ‚Himmel nicht weit genug war‘. Urho war ein Frühaufsteher: Bereits um vier Uhr schnitt er Stoffe zu und bereitete die Arbeit für seine Angestellten vor, bevor diese um sieben Uhr zur Arbeit kamen.

Nummi war eine Gegend mit viel reicher, alter Landwirtschaft. Es gab Großbauernhöfe und Gutshöfe und auch neue Industrie entwickelte sich, wie die Möbelfabrik in Sävelkoski. Auf halber Strecke zwischen Turku und Helsinki, wo gerade neue die Schnellstraße fertiggestellt worden war, war ein günstiger Standort für Transportunternehmen und andere Firmen. Aufträge kamen rein und Arbeit gab es genug.

Das Geschäftshaus und Angestellte mit Kindern in Nummi

Dennoch war die wirtschaftliche Situation eng. Die Schulden drückten. Im Haus wohnten zusammen mit der Familie auch die Mitarbeiter aus Öster Botten. Dennoch war die Stimmung nicht düster, im Gegenteil, die Atmosphäre war fröhlich, es wurden lustige Geschichten erzählt und viel gelacht. Wutanfälle von Urho gehörten zwischendurch dazu, hielten aber meist nicht lange an.

Die aufkommende Kriegsgefahr Ende der 30er Jahre machte das Leben wieder unsicher. In Nummi war die Schutzwehr (Suojeluskunta) sehr aktiv, und man versuchte, Urho anzuwerben. Doch Urho, der den Militärdienst aus religiösen Gründen verweigert hatte, zeigte kein Interesse daran. Stattdessen äußerte er, wie es seine Art war, offen seine Meinung über die politische Lage, die Grausamkeiten der Nazis in Deutschland und den drohenden Weltkrieg. Er las viele Zeitungen – mehr, als es in Nummi üblich war – und diskutierte angeregt mit seinen Kunden. Dies führte zu Anschuldigungen, er würde falsche Propaganda verbreiten oder gar spionieren.

Weil er den Dienst an der Waffe verweigerte, wurde er bei Ausbruch des Winterkrieges am 30. November 1939 vor die Alternative gestellt ins Gefängnis oder an die Front zu gehen. Er entschied sich für die Front und wurde an die vorderste Linie geschickt.

Eines der erschütterndsten Erlebnisse war eine Situation an der Kollaa-Front, als Urho bei einem russischen Angriff unter einer zusammengebrochenen Maschinengewehrstellung begraben wurde. Nur seine Stiefel ragten zwischen den Balken hervor. Russische Soldaten versuchten ihn herauszuziehen. Nur die schnelle Gegenoffensive der Finnen rettete ihm das Leben. An der Front hatte er ein Pferd zu versorgen, „Musta“, den Schwarzen, der ihm ein guter Kamerad und eine große Stütze war.

21.12.2001 Iiro Santalahti

Briefe

Winterkrieg

30. November 1939 bis zum 13. März 1940 zwischen der Sowjetunion und Finnland. Die Sowjetunion hatte von Finnland im Herbst 1939 Gebiete in der Karelischen Landenge gefordert und diese Forderungen mit Sicherheitsinteressen der Stadt Leningrad begründet. Da Finnland auf diese Forderungen nicht einging, griff die Sowjetunion am 30.November an. Die heftigsten Kämpfe fanden im Gebiet von Kollaa statt im Dezember 1939. Lange konnten sich die finnischen Streitkräfte trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit wehren. Im Februar durchbrachen die sowjetischen Einheiten die finnischen Stellungen. Am 13. März 1940 unterzeichneten beide Parteien den Friedensvertrag von Moskau. Finnland blieb unabhängig, musste aber große Gebiete vor allem in Südosten in Karelien abgeben.

1939-10-17

Wyborg 17.X.39 und Nummi 19.X.39 Briefmarke 2mk, adressiert: Frau Elma Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Urho Santalahti,

Wyborg, 17.10.39

Elma Liebes,

viele Grüße an dich, Iiro und Aila. Wir sind gerade in Wyborg angekommen. Wir sind auf dem Weg zur Grenze, aber niemand weiß genau, wie lange die Reise dauern wird – wir sind Tag und Nacht unterwegs gewesen. Ich habe einige bekannte Gesichter aus Öster Botten gesehen. Aus Nummi sind in dieser Truppe nur noch zwei oder drei dabei. Sind bei euch Waren beschlagnahmt worden? Wenn ja, vergiss nicht mir den Verkaufspreis mitzuteilen. Hier kümmere ich mich um ein braves schwarzes Pferd! Gemeinsam haben wir den Zucker gegessen, zwei Schwarze und Traurige. Ich denke oft an dich und Iiro und hoffe, dass wir in zwei bis drei Wochen zurückkommen können, wenn ein Frieden geschlossen wird. Wenn nicht, dann liegt alles, wie immer, in Gottes Hand. Liebe Grüße Urho

Urho 3. oben links

1939-10-18

Feldpost 20.X.39 und Nummi, Datum unklar, Adressiert an: Frau Elma Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Leichtes Infantriebataillon/ J.R.12 Wyborg Urho E. Santalahti

Viipuri, den 18. Oktober 1939

Elma Liebes,

Grüße. Heute haben wir wieder einen etwas ruhigeren Tag. Ich habe mich auch hingesetzt, um zu schreiben. Wir kamen nachts vom Bahnhof hierher, es war ein chaotischer Konvoi. Es sah weder besonders kriegerisch noch heldenhaft aus, da wir unzählige Male anhalten mussten, weil ein Pferd im Graben lag, der Deichselstift herausgefallen war, das Geschirr heruntergefallen war oder etwas anderes. Ein Pferd machte komplett schlapp. Ich traute mich nicht an das Pferd, weil ich Angst hatte, es nicht wieder einspannen zu können. Die anderen haben es an die Zügel genommen. Ich dachte, dass das Geschirr an den Vorderbeinen mit einem Riemen, der genau die passende Schlaufe hatte, zu befestigen wäre und legte die Schlaufe um das linke Vorderbein. Aber angeblich war es der „Schweifriemen“. Der Schwarze ist ein echt guter Kumpel. Ich habe ihm von meiner Frau und von Iiro und Aila erzählt, er hat ganz ruhig zugehört. Einmal hat er sogar ein wenig geweint, zumindest kam eine Träne aus seinem Auge. - - - Sind dort noch alle bei der Arbeit, und geht Iiro zur Schule, oder hat die Schule ihren Betrieb eingestellt? Sag Iiro, dass ich ihn am meisten vermisse, obwohl er das auch ohne meine Worte weiß, und bald sind wir wieder zusammen. Viele Grüße an die Werkstattmitarbeiter. Salava habe ich nicht mehr gesehen, seit wir uns getrennt haben. Ich habe eine Erkältung, bekomme kaum Luft durch die Nase. Bleib du, liebe Elma, nur ruhig, alles wird gut. Du könntest mir aber doch schreiben. Meine Adresse ist (zusätzlich zum Namen) Leichte Kolonne / J.R. 12 Wyborg. Ich weiß nicht, wie ich das zur Post bringen soll, da ich keinen Umschlag habe. Viele Grüße an alle. Urho - - - Wenn du den Brief als Feldpost sendest, schreibe immer deinen Namen und deine Adresse auf die Rückseite des Briefes.

1939-10-19

Feldpost 20.10.39 und Nummi Datum unklar, Adressiert an: Frau Elma Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Leichtes Infanteriebataillon/ J.R.12 Wyborg Urho E. Santalahti

19. Oktober 1939

Elma Liebes,

guten Morgen. Ich habe bereits mein Pferd gefüttert und versorgt und bin nun in einer Kate. Die Leute hier haben versprochen, Kaffee zu kochen! Männer aus Nummi sollen hier in der Nähe sein, nur 6 km entfernt. Wenn ich die Erlaubnis bekomme, werde ich heute dorthin gehen. - - - Wie laufen die Dinge dort bei euch? Schreib mir, wenn du diesen Brief erhältst. Die anderen hier sind so besorgt um ihr Schicksal und das ihrer Lieben. Man kann nichts dagegen tun, wenn die Gedanken düster werden angesichts einer dunklen, unbekannten Zukunft. Ich bin nicht so sehr besorgt um meine und um die Zukunft unseres Volkes. Ich halte die Situation nicht für so gefährlich, einzig die Sehnsucht nach euch Lieben ist unerträglich. Die Sehnsucht kann man nicht einfach abstellen, aber bald werden wir uns ja wiedersehen. Und denk daran, Elma, falls ich nicht zurückkomme, dass du alle Lagerware festhältst und nichts unter den aktuellen Preisen abgibst. Dann bleibt euch genug, um über die Runden zu kommen. Ich bin so verloren und mein Kopf schmerzt. Seid wohlauf, Urho.

1939-10-23

Feldpostamt 20.X.39 und Nummi 28.X39, Adressiert an: Frau Elma Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Leichtes Infanteriebataillon/ J.R.12 Urho E. Santalahti

Karelien, 23.10.39

Elma Liebes,

Grüße an dich und die Kinder. Ich schreibe dies hier in einem Jugendvereinsgebäude. Wir sind heute hierher umgezogen. Hier herrscht ein reges Treiben, Männer laufen und springen überall herum, die Luft ist vom Tabakrauch ganz schwarz. So ist das hier, und vorerst sieht es nicht so aus, als kämen wir hier weg. Ist bei euch alles ohne Zwischenfälle verlaufen?

24.10.39

Ich versuche, diesen Brief am Dienstagabend fortzusetzen.

25.10.39

Heute bin ich hier als Wache am Munitionslager. Am Vormittag ist Schneeregen gefallen und es ist ohnehin wieder so dunkel. Ich habe auf einen Brief von dir gewartet, aber die Post hierher zu bekommen, ist schwierig und dauert lange. Das Schreiben hier ist so mühsam, da es keinen Platz gibt, an dem man vernünftig schreiben kann. Wir hoffen inständig auf einen glücklichen Abschluss der Verhandlungen, damit wir nach Hause kommen können. Wir sind uns alle einig, wir vertrauen auf die Regierung und die Gerechtigkeit unserer Sache. Wer weiß wie viele von uns sich in Momenten der Trauer und Sehnsucht an den größten Tröster, Gott, wenden. Nach außen hin versuchen wir, so mutig wie möglich zu erscheinen. Was uns am Herzen liegt, behalten wir für uns. Hast du meinen ersten Brieferhalten? Ich habe ihn vor einer Woche geschickt. Ich schreibe am Nachmittag weiter, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Gott behüte dich, meine Liebe.

Am Abend des 25.

Ich bin hier in eine Kate eingekehrt. Die Bäuerin hat den Wasserkessel aufgesetzt und ich schreibe den Brief weiter. Ich habe gerade in der „Karjala“ gelesen, dass Russland einige finnische Außeninseln fordert und Åland nicht zu befestigen. Ich glaube nicht, dass die Regierung dem zustimmt. Es ist auf jeden Fall schrecklich, wenn ein Krieg ausbricht, schon der bloße Gedanke daran ist erschreckend. Ein magerer Frieden wäre besser als ein fetter Streit. Kommen die Mädchen noch zur Arbeit, wenn denn Rytkänen für sie noch was zugeschnitten hat? Es muss vorerst eine Pause eingelegt werden, bis wieder Klarheit über die Lage herrscht. Trotz allem glaube ich, dass ich bald bei euch sein werde. Hier gibt es echt gute Kameraden, wir reden viel. Jeder hat seine eigenen Sorgen, das Zuhause, die Kinder, die Frau, und wie viele sorgen sich darum, ob die Familie genug zu essen hat. Ich habe versucht, so gut ich kann, Trost zu spenden, aber es ist nur diese „moralische“ Unterstützung, die die Mächtigen der heutigen Zeit so geringschätzen. Ich habe heute Morgen die Morgenandacht gehört und mir vorgestellt, dass du sie auch hörst. „Alles habt ihr als Geschenk erhalten, warum prahlt damit?“ Daran sollten wir immer denken. Wenn die Freuden und das Glück des Lebens enden, bleiben die Erinnerungen an die glücklichen Zeiten und die Hoffnung auf ein dauerhaftes Glück. - - - Viele Grüße an Iiro, ebenso an Aila und alle in der Werkstatt. Dir selbst die meisten. Ich opfere für den Brief ein paar Mark und schicke ihn per Post, in der Hoffnung, dass er schneller ankommt als mit der Feldpost. Urho - - - Deinen Namen auf der Rückseite und meine Adresse: Name und Leichtes Infanteriebataillon/ J.R. /12

Urho, Iiro und Elma

1939-10-26

Feldpostamt Nr. 7, 26.10.39 und Nummi, Datum unklar, Adressiert an: Frau Elma Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Leichtes Infantrie-Bataillon/ J.R.12 Reservist Urho E. Santalahti

Donnerstagabend, 26.10.

Liebe Elma,

wieder einmal ist ein passender Moment, um dir zu schreiben. Ich bin als Wachhabender eingeteilt und muss die ganze Nacht aufbleiben, das ist eine gute Gelegenheit. In den letzten Tagen habe ich keinen einzigen Mann aus Nummi gesehen, da sie alle in verschiedenen Einheiten sind und wir fast jeden zweiten Tag verlegt werden. Man trifft seine Bekannten nur zufällig. Doch irgendwie sind wir alle miteinander vertraut, denn alle beschäftigt der gleiche Gedanke an das Schicksal des Landes und die Hoffnung, bald hier wegzukommen. Heute waren die Männer wieder sehr niedergeschlagen, als wir im Radio hörten, dass die Verhandlungen mit Russland abgebrochen wurden. Jede Hoffnung auf eine friedliche Lösung bringt Freude und Erleichterung. Hier, fernab vom normalen Leben, ist man besonders empfindsam. - - - Ich habe so sehr auf einen Brief von dir gewartet, obwohl ich verstehe, dass die Post hierher langsamer ist als gewöhnlich. Es ist jetzt genau zwei Wochen her, seit ich von dort weggegangen bin. Ich habe draußen im Dunkeln geweint, als ich gehen musste, ohne mich von Iiro und Aila verabschieden zu können. Auch dich, meine Arme, allein bei fremden Menschen und mit vielen Sorgen zurückzulassen, fiel mir schwer. Ich glaube, ich bin Iiro ähnlich darin, dass es eine große Anstrengung erfordert, die Tränen zurückzuhalten. Allein dort draußen, nur mit meinem Musta habe ich mich oft gehen lassen. - - - Habt ihr die Kiste mit Toivos Sachen hinten im Büro zwischen den anderen Krempel gestellt? Dort wird sie sicher sein. Ist Kundschaft da gewesen? Es hat keine Eile, die Sachen zu verkaufen. Die Preise steigen ohnehin ständig. Es ist ein großer Verlust für uns, dass ich gerade in der besten Saison hier sein muss. Einige haben es geschafft, wegzukommen, indem sie sich ein Zeugnis besorgt haben, dass sie in ihrem Geschäft oder ihrer Fabrik gebraucht werden. Ich weiß nicht, ob das für mich möglich wäre, und es wäre unnötig, es zu versuchen, da wir ohnehin bald hier wegkommen. Der finnische Staat kann sich diesen Spaß nicht lange leisten, wenn es keinen zwingenderen Grund gibt als den jetzigen. - - - Hast du Briefe aus Tilvis erhalten und wie geht es dort? Ist wichtige Geschäftspost angekommen? Obwohl es jetzt keine so wichtigen und dringenden Geschäftssachen gibt wie zu normalen Zeiten. Du musst keine Zahlungen leisten. Spare das Geld für notwendige Ausgaben. Andere Zahlungen regeln wir, wenn ich wieder da bin. - - - Hat Frau Salava Briefe von ihrem Mann bekommen? Wir hatten gehofft, zusammenzukommen, aber seit Tuusula habe ich ihn nicht mehr gesehen. - - - Schreibe die Briefe, die du schickst, als Feldpost. Wenn du Geld beilegst, erwähne es, es wird schon ankommen. Es kostet zwar, aber ich weiß nicht, ob es den vollen Preis kostet. Meine Adresse ist Leichtes Infanteriebataillon/ J.R.12, ohne Ortsangabe. - - - Ich mache jetzt Schluss. Gott segne dich, liebe Elma, und die Kinder. Urho - - - Die Nacht neigt sich dem Morgen zu. Ich blicke auf den klaren Himmel hier in einer fernen Ecke des geliebten Heimatlandes und denke an euch. Aila schläft und murmelt in ihrem Bett, und du bist mit Iiro in einem. Wie wunderbar wäre es, in das eigene Bett zu kommen, nach zwei Wochen auf hartem Holz. Aber ich glaube nicht, dass diese Freude noch weitere zwei Wochen anhält. - - - Hier beschäftigen einen oft Gedanken an die Ewigkeit. Und manchmal scheint Gott fast so nah wie in der Kindheit und ebenso real. Vor der unermesslichen Ewigkeit Gottes erscheint alles Menschliche so unbedeutend klein. - - - Grüße alle in der Werkstatt von mir. Bezahle die Miete zum Monatswechsel, wenn das Geld reicht, und gib dem kleinen Empu einen Zehner oder vielleicht reicht auch ein Fünfer. - - - Guten Morgen, meine geliebte Familie. Urho

1939-10-30

Postkarte, Feldpost, Stempel: 30.10.39, An: Schüler Iiro Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Urho E. Santalahti, Leichtes Infanteriebataillon/ J.K.12

Mein lieber Sohn Iiro,

vielen Dank für deinen Brief. Es hat mich sehr gefreut, von dir zu hören. Wir werden sicher noch den großen Hecht fangen, wenn ich wieder Urlaub habe. Ich habe gelernt, mit einem Pferd zu reiten, und werde es dir auch beibringen. Mein Bart ist lang geworden. Du darfst daran ziehen, wenn ich nach Hause komme. - - - Grüße an Mama, Aila und Aimo. Bald werde ich von hier nach Hause kommen. Sei ein lieber Junge. In Gedanken bei dir, dein Vater.

1939-10-31

Feldpostamt Nr. 7, 31. Oktober 1939 und Nummi, 2. November 1939, Adressiert an: Frau Elma Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Leichtes Infanteriebataillon/ J.R.12 Urho E. Santalahti, Feldpostkarte

Elma Liebes,

viele Grüße und danke für deinen Brief. Ich habe ihn gestern, am Sonntag, bekommen. Er war also genau eine Woche unterwegs. Falls du mir noch kein Geld geschickt hast, dann lass es bitte. Ich komme hier auch ohne zurecht. - - - Die Menschen hier sind freundlich und hilfsbereit. Wir haben hier Zeitungen bekommen und heute auch Tabak. Es gibt auch genug zu essen. Wir alle hoffen, dass wir bald wieder ein normales Leben beginnen können. - - - Wie kommst du dort zurecht? Mir ist so schwer zu Mute, wenn doch alles dort meine Anwesenheit erfordert. Schreib mir wieder, wenn du Zeit hast. U.

1939-10-31

Postkarte, Feldpost, Stempel: 31.10.39 und Poststempel Nummi 2.11.39, An: Schüler Iiro Santalahti, Nummi, Pukimo, Absender: Urho E. Santalahti, Leichtes Infanteriebataillon/ J.K.12

Lieber Iiro,

ich schreibe dir wieder, um dir Neuigkeiten zu erzählen. Letzte Nacht war ich mit Musta unterwegs und habe eine große Ladung Heu hergebracht. Meine Kameraden und Musta sind wirklich tolle Gefährten. Ich habe ein Gewehr und war auch schon auf Wache. Musta und ich hatten etwas Husten, aber jetzt geht es uns gut. - - - Bist du brav gewesen? Denk daran, freundlich zu Mama und Aila zu sein. Richte den Leuten in der Werkstatt Grüße aus, dass Vater bald kommt, um ihre Arbeit zu organisieren. Dein Vater ist jetzt ein richtiger Pferdemann – sogar am Geruch erkennt man es! Musta mag mich sehr. Er wiehert jedes Mal, wenn er mich sieht, und sucht in meinen Taschen nach Zucker. - - - Ich denke oft an dich, mein lieber Iiro. Dein Vater.

1939-11-01

Feldpoststempel unleserlich, Soldat Urho E. Santalahti, Leichtes Infanteriebataillon/ J.R.12, an: Frau Elma Santalahti, Nummi

1. November 1939

Elma Liebes,