Emotionale Intelligenz - Marc A. Pletzer - E-Book

Emotionale Intelligenz E-Book

Marc A. Pletzer

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Beschreibung

Der Kommunikationstrainer Marc A. Pletzer erklärt Ihnen ganz praktisch, wie Sie mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer intelligent umgehen. Denn erfolgreiche Mitarbeiterführung beruht auf gelungener Kommunikation. Dafür sind emotionale Anknüpfungspunkte unverzichtbar.   Inhalte: - Wie emotional intelligent sind Sie? - So motivieren Sie richtig - So planen Sie sinnvoll - So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten - So werden Sie zum Kommunikationsprofi - So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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Seitenzahl: 344

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhaltsverzeichnis

Hinweis zum UrheberrechtImpressumWidmungVorwort1   Zum Aufwärmen: Eine Reise in die Welt der Emotionen1.1   Die emotionale Intelligenz und die Wirtschaft1.2   Der Kern der emotionalen Intelligenz1.3   Nehmen Sie Gefühle wahr1.4   Erfolg mit mehr Gefühl1.5   Das Ziel dieses Buches1.6   Der Faktor Angst1.7   Der Fernseher hält die Hormone auf Trab1.8   Auch zeitlicher Druck wirkt verheerend1.9   Sehen Sie lieber Ihre Chancen1.10   Emotionale Verletzungen selbst heilen1.11   Was mir gut tut und was mir schadet1.12   Sie profitieren von den Fortschritten1.13   Wer macht Ihre Gefühle?1.14   Wie herkömmliches Lernen funktioniert1.15   Stoppen Sie den Automatismus gezielt1.16   Das Wunder der Wahrnehmung1.17   Ändern Sie Ihre neuronalen Verknüpfungen1.18   Schalten Sie alle Sinne auf Empfang1.19   Mehr Wahrnehmung bringt Veränderung1.20   Übernehmen Sie die Verantwortung selbst2   Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?2.1   Prüfen Sie Ihren „EQ” – ein Selbsttest2.2   Vorbilder2.3   Erinnern Sie sich an Ihre Gefühle!2.4   Ihre Glaubenssätze gestalten Ihr Leben2.5   Sind Sie ein Kopf- oder ein Bauchmensch?2.6   Nehmen Sie Ihre Körperreaktion wahr2.7   Wie habe ich mich gefühlt?2.8   Gefühle sind Gradmesser Ihrer Gedanken2.9   Die Qualität Ihrer Gedanken2.10   Das Resonanzgesetz2.11   Wie empathisch sind Sie?2.12   Abhängigkeit von anderen2.13   Nehmen Sie andere an, wie sie sind2.14   Verfeinern Sie Ihren Gefühlswortschatz2.15   Werte und Gefühle2.16   Nehmen Sie die Veränderung wahr2.17   Zusammenfassung3   Lektion 2: So werden Sie selbstbewusst3.1   Selbsterkenntnis und Selbstfindung3.2   Ziele sind Voraussetzung für Selbstbewusstsein3.3   Die optimale Zielplanung3.4   Anderen eigene Ziele vermitteln3.5   Ziele und ihre Konsequenzen3.6   Veränderungen beginnen bei Ihnen selbst3.7   Innere Bilder organisieren, Ziele erreichen3.8   Ängste lassen sich schnell auflösen3.9   Verlassen Sie Ihre Komfortzone!3.10   Andere Menschen einbeziehen3.11   Ihre Gedanken: negative registrieren, positive aktivieren3.12   Willkürlich gut drauf sein3.13   Manipulativer Einsatz von Emotionen3.14   Bedürfnisse sind mit Gefühlen verknüpft3.15   Entscheidend ist das Gefühl3.16   Zusammenfassung4   Lektion 3: So motivieren Sie sich richtig4.1   Ziele wirken motivierend4.2   Treffen Sie Absprachen mit sich selbst4.3   Intuitiv entscheiden – oder bewusst4.4   Der innere Schweinehund und andere Quertreiber4.5   Erkennen Sie Ihre Intuition4.6   Selbstkritik bringt Sie nicht weiter4.7   Wie Sie sich selbst für etwas begeistern4.8   Überzeugen Sie andere Menschen4.9   Zusammenfassung5   Lektion 4: So planen Sie sinnvoll5.1   Stressfaktoren5.2   Positiver oder negativer Stress?5.3   Den Stress aktiv durchbrechen5.4   Gedanken beleben durch Entspannung5.5   Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung5.6   Mit Selbstdisziplin zur heiteren Gelassenheit5.7   Ängste besiegen durch Umdeuten von Situationen5.8   Zusammenfassung6   Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten6.1   Soziale Wesen in einer anonymen Gesellschaft6.2   Kommunizieren, um Feedback zu erhalten6.3   Wie Kommunikation funktioniert6.4   Kontakt herstellen6.5   Beziehungen aufbauen leicht gemacht6.6   Ich- oder Du-Botschaften6.7   Sagen Sie genau, was Sie wollen6.8   Präzise Kommunikation6.9   Den anderen wahrnehmen6.10   Bleiben Sie in Kontakt6.11   Zusammenfassung7   Lektion 6: So gehen Sie kompetent mit sozialen Netzwerken um7.1   Was bedeutet Freundschaft?7.2   Auswirkungen auf Ihr Leben7.3   Viel mehr „Freunde”?7.4   Die Privatsphäre verschwindet7.5   Nur einen Mausklick entfernt7.6   Gewöhnen Sie sich daran7.7   Nicht alles preisgeben7.8   Der Wandel der Arbeitswelt7.9   Businessnetzwerke und -plattformen7.10   Weitere private Netzwerke7.11   Öffnen Sie sich neuen Menschen7.12   Bauen Sie schnell neue Kontakte auf7.13   Üben Sie auch online!7.14   Zusammenfassung8   Lektion 7: So werden Sie zum Kommunikationsprofi8.1   Erweitern Sie Ihren Wortschatz8.2   Fühlen statt sein8.3   Körpersprache wirkt nachhaltig8.4   Der Körper sagt die Wahrheit8.5   Vergessen Sie alte Glaubenssätze8.6   Hilfreiche Kommunikationstricks8.7   Der Kampf bringt Sie nicht weiter8.8   Wechseln Sie die Bezugsebene8.9   Widerspruch weich einpacken8.10   Ihr Bedürfnis nach Feedback steigt8.11   Behalten Sie Ihr Ziel im Auge – auch im Konflikt8.12   Ausreden lassen8.13   Sagen Sie es deutlich8.14   Blindes Verstehen ist eine nette Gemeinsamkeit8.15   Was tun bei Mobbing?8.16   Offenheit in der Kommunikation8.17   Zusammenfassung9   Lektion 8: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie9.1   Leid und Freud mit anderen teilen9.2   Sensibilität ist eine Grundvoraussetzung9.3   Liebe und Empathie9.4   Die Kultur einer Gesellschaft zählt9.5   Empathie bedeutet immer auch Übertragung9.6   Empathie im Konflikt9.7   Versetzen Sie sich wirklich hinein9.8   Gemeinsame Problemlösung9.9   Liebe und Anerkennung geben9.10   Zustandswechsel durch anderes Bewusstsein9.11   Handelnder, Ankläger oder Leidender9.12   Strategiewechsel sind keine Lösung9.13   Der Weg aus der Misere9.14   Bemerken Sie schlechte Strategien9.15   Nutzen der Empathie9.16   Gewähren Sie Freiheit9.17   Gleichberechtigung von Mann und Frau – auch bei den Gefühlen9.18   Empathische Entwicklung bei Kindern9.19   Leben Sie Ihr eigenes Leben9.20   Leben Sie im emotionalen Wohlstand?9.21   Leben im Rückspiegel sehen9.22   ZusammenfassungLiteraturlisteDer Autor Stichwortverzeichnis
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Print: ISBN 978-3-648-09526-3 Bestell-Nr. 00087-0002ePub: ISBN 978-3-648-09527-0 Bestell-Nr. 00087-0102ePDF: ISBN 978-3-648-09528-7 Bestell-Nr. 00087-0151

Marc A. Pletzer

Emotionale Intelligenz

2. Auflage 2017© 2017 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, [email protected]

Produktmanagement: Anne Rathgeber

Lektorat: Ulrich Leinz, BerlinSatz: kühn & weyh Software GmbH, Satz und Medien, FreiburgUmschlag: RED GmbH, KraillingDruck: BELTZ Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza

Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.

Widmung

Gewidmet meiner Frau Wiebke Lüth. Danke für Deine Liebe, Deine Unterstützung und Deine Geduld. Du bist das Wunder meines Lebens!

Vorwort

Schön, dass Sie sich auf den Weg zu mehr emotionaler Intelligenz und damit zu mehr Freiheit und zu einem selbstbestimmten Leben machen. Das ist ein wundervoller Weg, und dieses Buch wird Ihr Begleiter sein auf der Reise in eine Welt, die Sie vielleicht als völlig neu, anders und aufregend wahrnehmen. Es ist ein Buch, das Sie nicht der einen oder anderen Kategorie zuteilt, so wie viele andere Bücher. Oft sind deren Autoren Psychologen, die selbst etwas brauchen, an dem sie sich festhalten können, ein Ordnungssystem, das sich in langen Fragebögen, Listen und Auswertungen ausdrückt. Doch das resultiert in Schubladendenken, und das hilft Ihnen nur wenig, wenn Sie wirklich frei sein wollen.[2]

In diesem Buch geht es vielmehr darum, Ihnen Ihre Ängste zu nehmen und Ihnen dadurch einen Zugang zu Ihrem reichen emotionalen Innenleben zurück zu geben. In meinen Seminaren bringe ich gemeinsam mit meiner Frau Menschen bei, endlich loszulassen, wieder zu lachen, das Leben zu genießen und dabei sehr viel Spaß zu haben. Diese Mission habe ich in diesem Buch fortgesetzt, sie ist die Basis jedes Wortes und jeder Übung. Denn ich weiß, dass dieser Planet und gerade auch Deutschland viele Menschen braucht, die voller Begeisterung und mit viel Herz miteinander eine Zukunft schaffen, in der es sich zu leben lohnt. Der Weg dahin führt über die Gefühle, über das, was hier emotionale Intelligenz heißt.

Emotionen, das ist ein anderes Wort für Gefühle. Und was ist dann emotional intelligent? Für mich ist das die Freiheit, die Gefühle zu haben, die Sie haben möchten. Ich bringe Ihnen in diesem Buch wie auch in meinen Seminaren bei, nicht nur einen theoretischen oder rationalen Zugang zu Ihren Gefühlen zu finden. Dieses Buch kommt aus der Praxis und es führt Sie gezielt in jedes Gefühl hinein, das Sie erleben wollen. Denn Gefühle können Sie nur erleben, indem Sie in ihnen baden. Und dabei wünsche ich Ihnen so viel Spaß und Freude, wie Sie sich nur vorstellen können.[3]

Lassen Sie mich kurz den Menschen danken, die dieses Buch möglich gemacht haben: Meine Frau Wiebke, die mich jeden Tag voller Gefühl auf meinem Weg unterstützt und mir zeigt, was gelebte emotionale Intelligenz wirklich bedeutet und wie sie sich anfühlt. Jeder Tag mit ihr ist wie ein Wunder für mich und dass wir es gemeinsam geschafft haben, immer bewusster uns selbst und andere Menschen wahrzunehmen ist die Basis unseres Erfolges.

Danken möchte ich auch den vielen Teilnehmern der fresh-academy sowie den Hörern unseres wöchentlichen kostenlosen NLP-fresh-up Podcasts. Durch diesen Podcast erreichen wir heute, zehn Jahre nach dem Erscheinen dieses Buches, über 100.000 Menschen im deutschsprachigen Raum. Wer hätte damals gedacht, dass wir einen solchen Erfolg mit unserem Angebot haben würden? Ich kann mit Worten kaum beschreiben, wie sehr mich das in jeder Sekunde meines Lebens glücklich und begeistert sein lässt.

Diese zehn Jahre sind die besten meines bisherigen Lebens: Ich wurde zum Master-Trainer der Society of NLP und zum Mitglied des Transformational Leadership Council (TLC) berufen, habe Dutzende Vorträge in Buchhandlungen und bei Unternehmen halten dürfen, der erfolgreiche TV-Sender QVC hat mehrere Sendungen mit mir live ausgestrahlt, ich habe Hunderte von TV- und Radiointerviews gegeben-, Zeitungs- und Zeitschriften-Beiträge geschrieben. Fast 50 Hörbücher und Entspannungs-Meditationen habe ich in dieser Zeit produziert und meine Produkte wurden in das Bordprogramm der Deutschen Lufthansa aufgenommen. Meine Frau und ich wurden für den Kinofilm "Glücksformeln" gefilmt und wir wurden nicht nur durch diesen Film zu Vorbildern für zigtausende Menschen. Täglich erreichen uns Anfragen von Menschen, die uns für unsere Arbeit danken, weil sie durch uns das Leben ihrer Träume leben. So ist die zweite Auflage dieses Buches ein weiteres Mosaiksteinchen auf diesem Weg, den meine Frau und ich gemeinsam gehen. Dass wir in dieser wundervollen Zeit gemeinsam mit unseren vier Kindern Jennifer, Delia, Robin und Helen leben dürfen, dass wir die Zeit der persönlichen Veränderung als Vorbilder und Lehrer mitgestalten dürfen, all das ist ein echtes Wunder.[4]

Dr. Richard Bandler und John La Valle gehört ebenfalls mein Dank, denn diese beiden Menschen begleiten meine Frau und mich wie gute Engel auf unserem Weg zum Erfolg. Von ihnen habe ich schon viel gelernt und ich lerne jeden Tag noch mehr.

Zum guten Schluss danke ich allen guten Seelen des Haufe-Verlags, die mit ihrem Einsatz, ihrer Professionalität und ihrem Können dieses Projekt zu seinem Erfolg geführt haben.

Marc A. Pletzer, im Februar 2017

1   Zum Aufwärmen: Eine Reise in die Welt der Emotionen

Während ich für dieses Buch recherchierte, unterhielt ich mich mit einem guten Freund über das Thema emotionale Intelligenz. Er war sehr skeptisch und sagte: „Emotionale Intelligenz? So etwas gibt es doch gar nicht!” – Und er hat absolut Recht. Denn der Begriff der emotionalen Intelligenz entstand vor dem Hintergrund einer Vorstellung von Intelligenz, die sich messen lässt, nämlich mit dem so genannten Intelligenzquotienten, den viele Menschen mit den Buchstaben IQ abkürzen. Dieser Intelligenzquotient hat vor allem in Amerika große Bedeutung, wo viele Schulkinder in verschiedenen Phasen ihrer Schullaufbahn einem Intelligenztest unterzogen werden, der dann als Vergleichsmaßstab herangezogen wird. Auch in Deutschland hat der Intelligenztest zahlreiche Anhänger und er findet zum Beispiel bei der Prüfung für Anwärter des Medizinstudiums zumindest in einer abgewandelten Form seine Anwendung.[5]

Emotionale Intelligenz genauer zu definieren fällt insbesondere deshalb schwer, weil es keinen einfachen Test geben kann, mit dem sich die emotionalen Fähigkeiten eines Menschen messen ließen – so wie das mit der „normalen”, sozusagen „intellektuellen” Intelligenz und den zugehörigen diversen Testverfahren funktioniert. So etwas wie emotionale Intelligenz scheint ein Widerspruch in sich zu sein, denn viele Menschen verbinden das Wort Intelligenz mit intellektuellen Leistungen und bestenfalls noch mit der Fähigkeit, sich Begriffe oder lange Zahlenkolonnen über eine gewisse Zeit zu merken. Emotionen scheinen so gar nicht in dieses Bild zu passen, weil sie in unserer Gesellschaft keinen so hohen Stellenwert wie etwa abstraktes Wissen oder intellektuelle Höchstleistungen haben.[6]

In den 1980er und dann vor allem in den 1990er Jahren haben immer mehr Wissenschaftler auf die Einseitigkeit dieser Intelligenztests hingewiesen. Und sie haben sich daran gemacht eine neue Messgröße für die andere, die emotionale Seite der Intelligenz zu kreieren. Doch Subjektives lässt sich nicht objektivieren, Qualitatives lässt sich nicht quantifizieren und Emotionales lässt sich nicht rationalisieren. Bei genauerem Hinsehen scheint es ein unsinniges Unterfangen zu sein, diesen „EQ” wirklich messen zu wollen. Insofern ist emotionale Intelligenz eher zu verstehen als ein Begriff, der nur in Abgrenzung zur intellektuellen Intelligenz einen gewissen Sinn ergibt. Und so möchte ich als Autor auch dieses Buch verstanden wissen, das immerhin den Begriff „emotionale Intelligenz” im Titel trägt.

Worum geht es also genau? Um die Welt der Gefühle. Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, eigene Gefühle und die Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und angemessen auf beides zu reagieren. Hinzu kommt die Fähigkeit, über die eigenen Gefühle zu sprechen, also mit anderen Menschen darüber zu kommunizieren. Schon diese zugegebenermaßen verkürzte und recht abstrakte Beschreibung macht deutlich, dass hier ein Vergleich zwischen verschiedenen Menschen so gut wie ausgeschlossen ist. Trotzdem hat das Thema einen sehr hohen Stellenwert in der persönlichen und beruflichen Beurteilung eines Menschen. Allerdings handelt es sich um „weiche” Faktoren, neudeutsch „Soft Skills”, und es gibt noch keine klaren Richtlinien oder Maßgaben, wie diese abgefragt und sinnvoll bewertet werden können.[7]

1.1   Die emotionale Intelligenz und die Wirtschaft

Insbesondere Manager tun sich schwer, die Ergebnisse der Forschung im Bereich der emotionalen Intelligenz in ihren Alltag zu überführen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass „emotional intelligente” Unternehmen deutlich erfolgreicher am Markt agieren als solche Unternehmen, die sich diesen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter nicht widmen. Daniel Goleman, der Autor des Bestsellers „EQ” aus den 1990er Jahren, ist einer der wichtigsten Forscher und Autoren in diesem Bereich. Aber es ist ein recht junges Forschungsgebiet. Und es gibt keine wirklich klaren Aussagen darüber, wie ein Manager sein Team oder seine Organisation als Ganzes zu mehr emotionaler Intelligenz führen kann.

Also müssen Führungskräfte lernen, jeden einzelnen Mitarbeiter auf seinem eigenen Weg zu einer höheren emotionalen Intelligenz zu unterstützen und ihm zum Beispiel entsprechende Lektüre, Seminarangebote und weitere Offerten unterbreiten. Schulungsverantwortliche vieler Unternehmen verstehen unter Soft Skills auch Angebote wie Seminare zum Thema Zeitmanagement oder Rhetorik, was wohl bestenfalls am Rande mit der Schulung der Fähigkeiten zur emotionalen Intelligenz zu tun hat.

1.2   Der Kern der emotionalen Intelligenz

Der erste von drei Schwerpunkten des Themas ist die Wahrnehmung eigener Gefühle. Das mag für Sie ein wenig erstaunlich sein. Doch dieser Fokus ist für mich deshalb goldrichtig, weil viele Menschen in unserer Gesellschaft mindestens gefühlsarm erzogen wurden und damit im Laufe der Zeit gelernt haben, die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie verlernt haben, ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen. Viele Menschen sind sich ihrer Gefühle nicht mehr bewusst.[8]

Hier gibt es dann auch gleich eine deutliche Abgrenzung von der intellektuellen Intelligenz, denn nach der Beurteilung der meisten Wissenschaftler muss diese Fähigkeit erworben werden. Ich gehe davon aus, dass Säuglinge und kleine Kinder über eine sehr umfassende emotionale Intelligenz verfügen, die dann mehr oder weniger stark durch die Erziehung und im Verlauf der Lebens ausgebaut oder unterdrückt werden kann. Deshalb ist es sehr leicht, dieses Trainingsbuch zu schreiben – und zu lesen: Sie dürfen sich einfach an Fähigkeiten erinnern, die Sie bereits seit Ihrer frühen Kindheit an haben. Das unterscheidet das Thema emotionale Intelligenz von der intellektuellen Intelligenz und dem Intelligenzquotienten.

1.3   Nehmen Sie Gefühle wahr

Der zweite große Schwerpunkt des Themas ist die Wahrnehmung der Gefühle anderer Menschen, die auch unter dem Begriff Empathie zusammengefasst wird. Empathie beschreibt die Fähigkeit, den Gefühlszustand eines anderen Menschen zu erkennen, ihn sozusagen in das eigene Gefühlssystem zu übersetzen und darauf zu reagieren. Diese Fähigkeit ist in sozialen Systemen überlebenswichtig und das mag einer der Gründe dafür sein, warum die Förderung der emotionalen Intelligenz im Unternehmenskontext das Gesamtergebnis deutlich verbessert. Denn Menschen, die über einen gewissen Grad von Empathie verfügen, sind erheblich besser in der Lage miteinander in einem Team zu arbeiten und gemeinsam Höchstleistungen zu erbringen.[9]

Für beide Bereiche gilt darüber hinaus, dass die emotionale Intelligenz nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch – und das ist der dritte Schwerpunkt des Themas – den Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen umfasst. In der Regel beschränken sich Forscher auf den Bereich des Umgangs mit eigenen Gefühlen. Und das erscheint logisch, weil die eigenen Gefühle ja auch dann im Vordergrund stehen, wenn jemand anders uns zum Beispiel mit seiner Wut konfrontiert und wir daraufhin emotional reagieren.

1.4   Erfolg mit mehr Gefühl

Alle drei Aspekte der emotionalen Intelligenz – die Wahrnehmung der eigenen Emotionen, die Wahrnehmung der Emotionen anderer und der Umgang mit beidem – werden in diesem Buch gleichermaßen intensiv unter die Lupe genommen, weil sie für den Erfolg eines Menschen annähernd gleichbedeutend sind. Es nutzt also zum Beispiel kaum etwas, sich seiner eigenen Gefühle bewusst zu sein, dafür aber nur sehr wenig empathische Fähigkeiten zu entwickeln. Denn ein solcher Mensch könnte ausgiebig mit anderen über seine Gefühlswelt sprechen – und ich kenne eine Reihe von Menschen, die über diese Fähigkeit zu Genüge verfügen. Denselben Menschen fehlt leider die Fähigkeit zuzuhören und einfach einmal nachzufragen, wie es einem anderen Menschen geht und was er in einer bestimmten Situation empfindet oder empfunden hat. Unterhaltungen mit diesen Menschen sind in der Regel recht langweilig und einseitig, weil sie wie selbstverständlich davon ausgehen, dass jeder Mensch in ihrer Umgebung dasselbe Interesse an ihren Gefühlen haben muss wie sie selbst. Das ist nicht der Fall, und es mag in der einen oder anderen Situation sehr hilfreich sein, die eigenen empathischen Fähigkeiten so zu steigern, dass missmutige Reaktionen des Gegenübers wahrgenommen werden können. Insofern hat emotionale Intelligenz immer auch damit zu tun, sich auf Situationen im Umgang mit anderen Menschen einzustellen und einzulassen, wohl eines der wichtigsten Themen überhaupt.[10]

1.5   Das Ziel dieses Buches

Ziel dieses Buches ist nicht, dass Sie sich zu einem gefühlsduseligen Warmduscher entwickeln, der von morgens bis abends in seinen Emotionen schwelgt und die Welt dort draußen völlig aus den Augen verliert. Stattdessen werden Sie durch konkrete Übungen, zahlreiche Beispiele und viele weitere Informationen dahin gebracht, sich selbst und andere besser zu verstehen, besser mit den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer Menschen klarzukommen und auch über Gefühle zu kommunizieren. Damit werden Sie genau die Fähigkeiten trainieren, die zum Beispiel heute für ein erfolgreiches Berufsleben oder für ein erfülltes Privatleben erforderlich sind.[11]

Vielleicht geistert jetzt die Frage in Ihrem Kopf herum, ob sich Gefühle wirklich trainieren lassen. Dies ist immerhin ein „Trainingsbuch”. Ich bin der Überzeugung, dass sich der Umgang mit Gefühlen trainieren lässt und dass wir Gefühle verstärken oder abschwächen können, ganz wie wir es wollen. Nach meiner Erfahrung aus dem Trainingsalltag sind viele Menschen deshalb emotional abgeschaltet, weil sie Angst davor haben, sich ihren Gefühlen zu öffnen. Denn es gibt ja nicht nur schöne Gefühle, wie die Freude über die Ankunft eines neuen Erdenbürgers oder einen Lottogewinn, sondern auch Gefühle, die vielleicht schmerzhaft sind oder im weitesten Sinne als negativ empfunden werden. Emotional intelligent zu agieren bedeutet also auch, sich diesen mindestens unangenehmen Gefühlen zu stellen und zu lernen, mit ihnen umzugehen. Das mag für viele Menschen eine neue Idee sein, denn vielleicht haben sie in der Kindheit gelernt, dass Gefühle rein zufällig entstehen und nicht durch unseren bewussten Verstand zu steuern sind. Es ist vor diesem Hintergrund eines meiner wichtigsten Ziele, dass Sie mit diesem Buch lernen, mit Gefühlen bewusst und auch gezielt umzugehen. Damit ist nicht gemeint, dass Sie die volle Kontrolle über Ihre Gefühlswelt bekommen und wie ein Roboter zu jeder Zeit bestimmen können wie Sie sich fühlen wollen. Vielmehr geht es darum, dass Sie ihre persönliche Freiheit erweitern, die Freiheit, jederzeit mit guten und schlechten Gefühlen umzugehen und das bedeutet auch: mit Gefühlen der Angst.[12]

1.6   Der Faktor Angst

Angst spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Haben Sie sich schon einmal ein Bild davon gemacht, wie die täglichen Krimis im Fernsehen, die vielen Berichte über Autounfälle, Flugzeugunglücke und andere Katastrophen jedweden Ausmaßes sich auf die hormonelle Situation in Ihrem Körper auswirken? Der Hormoncocktail, der zum Beispiel beim Fernsehen in Ihrem Körper ausgeschüttet wird, ohne dass sportliche Aktivitäten eine Kompensation dieses negativen Stresses und der Angst möglich machen, ist auf Dauer körperlich wie seelisch verheerend für Ihre Gesundheit.

An dieser Stelle könnte ich spekulieren, wer wohl davon profitiert, eine große Zahl von Menschen in ständiger Angst zu halten. Mich interessieren aber mehr die Auswirkungen. Die Massenentlassungen in den meisten Industrienationen führen zum Beispiel dazu, dass sich viele Menschen verängstigt in ihre eigene Welt zurückziehen und aus ihrer subjektiven Sicht einen stressigen und extrem belastenden Überlebenskampf führen. Es mag wie Schönfärberei klingen, wenn ich an dieser Stelle schreibe, dass dieser Überlebenskampf und die mit ihm verbundenen Angstgefühle eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen sind. Doch so sehe ich das.

Beispiel: Angst ist ein individueller Ablauf

Viele Menschen haben Angst vor öffentlichen Auftritten. Teilweise ist diese Angst so groß, dass schon zwei oder drei Zuschauer ausreichen, um einen Menschen völlig aus dem Konzept zu bringen. Sobald sich Menschen etwa in einem Seminar über diese Angst und ihre Entstehung austauschen, wird klar, dass jeder Mensch sich seine Angst auf ganz unterschiedliche Weise macht. Obwohl alle der Meinung waren, dass sie über dieselbe Angst sprechen, waren doch ganz verschiedene Abläufe die Ursache. Hier hilft ein neuer Umgang mit Gefühlen, um gelassener zu werden und auch Redeangst leicht zu meistern.[13]

Aber sobald ein Mensch in einem ängstlichen Zustand ist, verengt sich seine Wahrnehmung und damit verengen sich seine Möglichkeiten zu reagieren. In vielen Büchern wird dies als die Kämpfen-oder-Fliehen-Reaktion beschrieben, die uns von unseren Ahnen aus der frühen Steinzeit mit in den Genpool gegeben wurde.

1.7   Der Fernseher hält die Hormone auf Trab

Wenn uns heute noch Säbelzahntiger in jedem beliebigen Waldstück überfielen, dann wäre es sehr gut, dass wir diese Fliehen-oder-Kämpfen-Reaktionen schon als Kinder zeigen können, weil sie unser Überleben sichern würden. Doch unser Leben hat sich verändert, die Säbelzahntiger sind ausgestorben, und es gibt heute für die meisten Menschen kaum mehr Alltagssituationen, die so bedrohlich sind wie die Konfrontation mit einem großen Raubtier. Trotzdem ist es so, dass wir auf Situationen wie eine mögliche Kündigung, die drohende Arbeitslosigkeit oder auch die in der Presse so viel beschriebenen Unfälle und Katastrophen auf einer hormonellen Ebene sehr ähnlich reagieren wie auf den unmittelbar bevorstehenden Angriff eines Säbelzahntigers. Und das bedeutet, dass viele Menschen dauerhaft mit jeder Menge dieser Hormone leben, praktisch jede Zelle des Körpers wird dann ständig mit entsprechenden Stresshormonen wie dem Adrenalin überschüttet. Bestimmte physiologische Funktionen im Inneren des Körpers werden auf ein Minimum reduziert, beispielsweise das Immunsystem, obwohl es dafür eigentlich keine Veranlassung und auch keinen Nutzen gibt. Längst ist bekannt, dass dieser negative Stress auch chronische Krankheiten zur Folge haben kann, die in unserer Volkswirtschaft einen erheblichen Schaden anrichten.[14]

Menschen sollten lernen, mit diesen Gefühlen besser umzugehen, bevor sie den Fernseher und das Radio einschalten oder die Tageszeitung aufschlagen. Das kann auch bedeuten, sich die schädliche Wirkung von negativen Zeitungs-, Radio- und Fernsehberichten zu verdeutlichen und daraufhin zumindest teilweise, wenn nicht sogar gänzlich, auf den Konsum dieser Medien zu verzichten. Allein solche Maßnahmen können schon dazu beitragen, dass Menschen einen neuen Zugang zu ihren eigenen Emotionen finden, weil die hormonelle Dauerbelastung auch dazu führt, dass sie sich auf die falschen oder zumindest wenig förderlichen Gefühle konzentrieren.

Wenn Sie also fortwährend in Angst leben, dann sind dies eben auch die wichtigsten Gefühle, die Ihren Alltag bestimmen. Und wer wollte schon dauerhaft Angst haben? Wer meint, dies sei in der heutigen Zeit nicht anders möglich, für den ist dieses Buch die richtige Lektüre, denn Angst und andere negative Emotionen werden uns nicht von außen aufgezwungen, sondern sind vor allem eine Frage der Fokussierung und der Fähigkeit, das eigene Verhalten und die eigenen Gedanken zu kontrollieren.[15]

1.8   Auch zeitlicher Druck wirkt verheerend

Der zunehmende zeitliche Druck, unter dem Menschen stehen, löst ebenfalls eine Stressreaktion im Körper aus. Die ständige Beschleunigung des Alltags zum Beispiel durch neue Medien, durch das Internet und andere Faktoren, sorgt dafür, dass immer mehr Menschen sich eingeengt und fremdbestimmt fühlen.

Beispiel: Zehn oder mehr Stunden arbeiten

Für viele Teilnehmer meiner Seminare ist es keine Ausnahme, zehn oder sogar zwölf und mehr Stunden an ihrem Arbeitsplatz zu verbringen und darüber hinaus auch noch Arbeit mit nach Hause zu nehmen, um diese am Wochenende oder in ihrer Freizeit abzuarbeiten. Das sorgt auch für eine emotionale Belastung der Partnerschaften und der Familien, die mit dieser Situation umgehen müssen. Es scheint, als würden viele Menschen ihre persönlichen Belange weit zurückstellen, weil sie so mittelbar mehr persönliche Freiheit und emotionale Sicherheit erreichen möchten. Ich stelle das in Frage, denn diese Dauerbelastung hat weit mehr negative Folgen als die unmittelbare Alternative: im Job ruhiger treten oder sich nach einem anderen Lebensweg umschauen.

Wer sich die emotionale Krise in unserer Gesellschaft genauer anschaut, kommt zu dem Schluss, dass ein gezieltes Training emotionaler Fähigkeiten und die Schulung einer größeren Gelassenheit besonders dringende Angelegenheit sind. Die Lösung liegt dabei immer bei jedem Einzelnen, weil er einen individuellen Zugang zu seinen Gefühlen hat und seine persönlichen Herausforderungen auch nur selbst lösen kann. Hier hilft ein geschärftes Bewusstsein, die nötigen Schritte zu unternehmen.[16]

1.9   Sehen Sie lieber Ihre Chancen

Dass es sich lohnt, voll Zuversicht und Optimismus nach vorne zu schauen, beweisen zahlreiche Menschen jeden Tag aufs Neue. Zum Beispiel Menschen, denen gekündigt wurde und die zwei Jahre später in einer viel besseren Position oder sogar in ihrem eigenen Unternehmen viel glücklicher sind als zum Zeitpunkt vor der Kündigung. Insofern scheinen Veränderungen, egal ob diese bewusst selbst initiiert wurden oder ob sie den Menschen von außen aufs Auge gedrückt wurden, einen sehr positiven Effekt zu haben – zumindest in den meisten Fällen.

Einige Menschen halten es für eine persönliche Schwäche, Gefühle zu haben. Dabei mögen vor allem die Prägungen aus der Kinderzeit eine Rolle spielen, denn der Umgang mit Gefühlen ist nichts anderes als ein erlerntes Verhalten, das zu großen Teilen auch von den Eltern abgeguckt wird. Zudem haben viele Aspekte der typischen Erziehung mit emotionalen Verletzungen zu tun, die nicht nur Kindern zugefügt werden. Alice Miller hat in zahlreichen Werken darauf hingewiesen, wie sich Kindheitserfahrungen auf das Verhalten jedes Erwachsenen auswirken können und wie ein diese Traumata im Lauf der Zeit durch intensive Arbeit an sich selbst überwunden werden können.[17]

Die Arbeit von Alice Miller ist deshalb von Bedeutung, weil sie Menschen einen Weg zeigt, sich ihrer emotionalen Verletzungen bewusst zu werden und einen gezielten Umgang mit diesen Verletzungen zu finden. Letztlich ist dies ein Bereich, in dem viele Diskussionen von Therapeuten und auch Trainern stattfinden, denn die Frage ist, ob ein Mensch auf dem Weg der persönlichen Veränderung und damit auch auf dem Weg zu mehr emotionaler Intelligenz jedes Trauma aus der Vergangenheit noch einmal durchleben muss, bevor er sich verändern kann. Doch Veränderung kann jederzeit stattfinden, sobald ein Mensch gelernt hat, anders als bisher mit seinen Gefühlen umzugehen.

Beispiel: Wartet er schon?

In einem meiner Seminare hatte ich mehrere Teilnehmerinnen, die bereits seit einiger Zeit Single waren. Diese empfanden die Partnersuche als belastend und auch ihre persönliche Lebenssituation als unbefriedigend, weil sie lieber in einer liebevollen Partnerschaft leben wollten. Erstaunlich war nun das Ergebnis der Frage, wo diese Teilnehmerinnen jeweils ihren neuen Partner sahen. Denn sie alle gingen davon aus, dass dieser Mensch bereits auf diesem Planeten lebt. Also war es eine wichtige Frage, was er zurzeit mache. Hier kamen sehr unterschiedliche Glaubenssysteme ans Tageslicht, denn so meinte zum Beispiel eine Teilnehmerin: „Dieser Mann lebt im Moment in einer festen Beziehung und es wird ein langer Kampf sein, bis er sich für mich entscheiden wird.” Selbstverständlich brach sie in Lachen aus, während sie diesen Satz aussprach. Viel besser ist es doch sich vorzustellen, dass der neue Partner oder die neue Partnerin bereits sehnsüchtig auf einen wartet.[18]

Diese Perspektive der Welt lässt sich selbstverständlich auch auf andere Situationen ausdehnen. So empfehle ich zum Beispiel Langzeitarbeitslosen ganz gezielt, sich abends vor dem Zubettgehen vorzustellen, wie bereits ein Personalverantwortlicher eines großen Unternehmens, in dem sie gerne arbeiten möchten, seit Monaten auf der Suche nach dem passenden Mitarbeiter ist und diesen bisher nicht finden konnte. Wenn ein Mensch mit diesen Gedanken in einem Unternehmen anruft, um sich dort zu bewerben, wird er sicherlich einen besseren Eindruck hinterlassen, als wenn die Erwartungshaltung ist: „Ach, in diesem Unternehmen werde ich bestimmt auch keine Stelle bekommen. Aber was soll’s, ich kann es ja immerhin mal versuchen.”

1.10   Emotionale Verletzungen selbst heilen

Diese Beispiele machen deutlich, dass sich emotionale Verletzungen, die wir vielleicht in der Kindheit zum ersten Mal erfahren haben und die sich seitdem durch unser ganzes Leben ziehen, auch in der Gegenwart als negativ erweisen können. Sie machen negative Schleifen möglich, die nicht zuletzt aus sich selbst erfüllenden Prophezeiungen bestehen. Wenn ein Mensch zum Beispiel erwartet, von den anderen abgelehnt und nicht im positiven Sinne wahrgenommen und angenommen zu werden, wird er diese Erfahrung immer wieder in sein Leben ziehen, sozusagen im Außen das erleben, was er im Inneren schon hunderte oder tausende Male vorweggenommen hat.[19]

Jeder Mensch steuert also seine eigene Realität gerade auch mit den Gedanken, die er ständig denkt. Sobald Sie das verstanden haben, werden Sie zunehmend auf Ihre Gedanken achten. Lernen Sie, emotionale Verletzungen zu heilen, die Sie in der Vergangenheit erlitten haben oder die Sie in der Gegenwart erleben. Ein weiterer Schritt ist es dann zu lernen, wie Sie solche emotionalen Verletzungen durch andere Menschen vermeiden können beziehungsweise wie Sie einen neuen Umgang mit diesen emotionalen Verletzungen finden.

1.11   Was mir gut tut und was mir schadet

Der Begriff der emotionalen Verletzung wird hier recht weit gefasst, denn es geht nicht nur um traumatische Erlebnisse. Eine emotionale Verletzung kann auch die spöttische Bemerkung einer Arbeitskollegin sein, die uns morgens mit den ironischen Worten begrüßt: „Na, du siehst ja schon wieder fröhlich aus.” Wenn solche Worte mit einem ironischen Unterton gesprochen werden, handelt es sich dabei im weitesten Sinne schon um eine emotionale Verletzung. Denn viele Menschen haben keine Idee, wie sie mit einer solchen ironischen Aussage umgehen können. Emotional intelligent wäre nun also zweierlei: Entweder Sie entwickeln einen neuen, für Sie angemessenen Umgang mit Menschen, die Ihnen nicht gut tun. Oder Sie finden heraus, welche Menschen Sie ab sofort meiden sollten und wie Sie das anstellen können.[20]

Auch Partnerschaften und familiäre Beziehungen können in emotionaler Hinsicht äußerst belastend sein, und deshalb ist es wichtig, dass Sie lernen sich abzugrenzen. Ob der Schaden dabei wissentlich, also sozusagen absichtlich zugefügt wird, oder ob sich diese Menschen in Ihrer Umgebung einfach nur eine bestimmte Verhaltensweise angewöhnt haben, spielt überhaupt keine Rolle. Sobald Sie gelernt haben, mit anderen Menschen über solche Verletzungen zu sprechen, werden Sie einen großen persönlichen Entwicklungsschritt gegangen sein.

1.12   Sie profitieren von den Fortschritten

Sobald Sie gelernt haben, anders mit Ihren Ängsten umzugehen, werden Sie ein schöneres und emotional reicheres Leben führen. Die Ergebnisse werden also vor allem Sie selbst wahrnehmen. Übertragen Sie dieses Beispiel auf die Unternehmenssituation: Was hat ein Chef davon, wenn er mit seinen Mitarbeitern liebevoller umgeht als bisher, wenn er mehr darauf achtet, was er mit jedem Wort anrichtet, das er sagt? Mittelfristig, und das belegen die Studien, die zum Beispiel Daniel Goleman in seinen Büchern zitiert, wirkt sich ein solcher Umgang auf den Unternehmenserfolg nachhaltig positiv aus.

Doch das ist nicht alles. Der positive Umgang mit anderen Menschen strahlt immer auch zurück, das heißt, dieser Manager wird schon nach kurzer Zeit merken, dass sein Umfeld viel positiver auf ihn reagiert. Sobald er Mitarbeiter positiv motiviert und ihnen ein positives Feedback für ihre Leistung gibt, anstatt an ihren Fehlern herumzunörgeln und immer auf negative Aspekte zu achten, werden sich auch die Mitarbeiter in seiner Umgebung wohler fühlen und bessere Leistungen bringen.[21]

Ein Mitarbeiter, der besser motiviert ist, wird zunächst einmal bei sich selber spüren, dass er besser motiviert ist und mehr Spaß an der Arbeit hat. Ob er dies dann wirklich darauf zurückführen kann, dass zum Beispiel sein Chef oder sein Abteilungsleiter anders reagiert und beispielsweise Seminare besucht hat oder entsprechende Bücher gelesen hat, ist letztlich nur sekundär und nicht der entscheidende Aspekt.

1.13   Wer macht Ihre Gefühle?

Viele Menschen sind der festen Überzeugung, dass sie für ihre Emotionen zumindest zum überwiegenden Teil nicht selbst verantwortlich sind. Das hängt damit zusammen, dass sie den Prozess des Entstehens von Gefühlen weitgehend verdrängt haben. Bestenfalls als Kinder waren sie noch in der Lage, zu verstehen, was bestimmte Situationen in ihnen auslösen und wie sie sich zum Beispiel dabei fühlen, wenn eine andere Person sich in bestimmter Weise verhält oder etwas Bestimmtes sagt.

Dieser Prozess ist automatisiert, denn viele Aktivitäten unseres täglichen Lebens werden vom Unterbewusstsein übernommen, ohne dass der bewusste Verstand eingreifen müsste. Nehmen Sie zum Beispiel das Atmen oder Prozesse wie die Verdauung, das Wachsen der Haare und Nägel oder andere Dinge, um die Sie sich vielleicht noch nie gekümmert haben. Diese Prozesse laufen von Anfang an automatisch ab, das heißt, es gab gar nie einen Zeitpunkt, an dem Sie sich aktiv mit Ihrem bewussten Verstand daran beteiligt haben, Haare und Nägel wachsen zu lassen.[22]

1.14   Wie herkömmliches Lernen funktioniert

Bei anderen Vorgängen ist dies anders: Nehmen Sie zum Beispiel das Autofahren. Hier haben Sie vielleicht als Kind Ihren Eltern zugeschaut und das Gefühl gehabt, dass dies ganz automatisch vonstatten geht und gleichzeitig auch recht einfach ist. Und vielleicht hatten Sie das Glück, dass Ihr Vater oder Ihre Mutter Sie dann eines Tages auf den Schoß genommen hat und Sie für eine kurze Strecke Auto fahren ließ. Dann haben Sie gemerkt, dass Sie gar nicht gut mit dem Auto umgehen konnten und dass Sie sich vielleicht nur zwischen den Bürgersteigen hin und her bewegt haben.

Phase der unbewussten Inkompetenz Die erste Phase wird von Fachleuten als unbewusste Inkompetenz beschrieben, das heißt ein Mensch weiß nicht, dass er etwas nicht beherrscht und zum Beispiel das Fahrzeug nicht steuern kann.

Phase der bewussten Inkompetenz Danach folgt die Phase der bewussten Inkompetenz. Das vielleicht sechsjährige Kind, das bei seinem Vater auf dem Schoß saß, hat gelernt, das Autofahren gar nicht so einfach ist wie es sich das gedacht hatte.

Phase der bewussten Kompetenz Das nächste Phase des Lernens ist die Phase der bewussten Kompetenz, die viele Fahrschüler zum Beispiel am Ende ihrer Ausbildung erreichen. Zwar würgen sie in dem einen oder anderen Fall das Auto an einer Ampel noch ab, aber in der Regel sind sie sehr gut in der Lage unter vollem Einsatz ihrer bewussten Kräfte das Fahrzeug zu steuern.[23]

Unbewusste Kompetenz Die höchste Ebene ist die unbewusste Kompetenz. Vermutlich können Sie Auto fahren und hören dabei zum Beispiel Radio, telefonieren oder unterhalten sich mit einem Mitfahrenden. Ihr Unterbewusstsein übernimmt dabei alle anderen Vorgänge, die nötig sind: Schalten, blinken, umsehen, auf Fußgänger achten, lenken und vieles andere mehr. Die unbewusste Kompetenz ist also in vielen Fällen förderlich, weil Sie im Alltag Dinge einfach tun können, ohne bewusst darüber nachdenken zu müssen, wie diese zu passieren haben.

Denken Sie zum Beispiel einmal darüber nach, wann Sie das letzte Mal wirklich voll bewusst Ihre Zähne geputzt haben. Das ist ein typischer Ablauf, den Sie automatisch erledigen, ohne darüber bewusst nachzudenken.

Unerwünschter AutomatismusEs gibt allerdings auch eine Reihe von Prozessen, bei denen das Umschalten auf automatischen Betrieb gar nicht erwünscht ist. Denn das Unterbewusstsein macht keinen Unterschied zwischen Prozessen, die Ihnen nutzen (wie zum Beispiel das Autofahren) und Prozessen, die weniger hilfreich sind. Solche Abläufe kennen Sie bestimmt vom Essen im Übermaß, von Angstreaktionen oder von anderen Situationen, in denen Sie sozusagen nicht mehr Herr Ihrer selbst sind. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Unterbewusstsein keine Unterscheidung zwischen gut und schlecht kennt, es ist sozusagen ein neutraler Helfer, der Ihnen ständig unter die Arme greift.[24]

Wenn Sie etwa als Kind von einem Stuhl gefallen sind, der ein bisschen wacklig war, dann werden Sie für den Rest Ihres Lebens vielleicht schon beim Anblick eines wackeligen Stuhls Angst haben. Mit einer solchen Reaktion würde das Unterbewusstsein Sie schützen, weil es vor vielen, vielen Jahren die Erfahrung gesammelt hat, dass es schmerzhaft ist, auf wackligen Stühlen zu sitzen oder herumzuklettern.

1.15   Stoppen Sie den Automatismus gezielt

Nun muss dieser automatische Ablauf nicht in jeder Lebenssituation hilfreich sein. Manche Menschen haben viele Ängste so sehr generalisiert, dass sie sich kaum mehr aus der Wohnung trauen. Sie vermuten hinter jeder Offerte einen Komplott oder eine negative Absicht. Diese Form von Misstrauen und Angst kann übersteigert sein, weil das Unterbewusstsein diese Person vor erneuten schlechten Erfahrungen schützen möchte. Doch wie schnell können Sie umlernen? Extrem schnell!

Beispiel: Lernen geht schnell und leicht

Stellen Sie einfach mal die Herdplatte in Ihrer Küche an und halten Sie Ihre Hand drei Minuten lang auf diese heiße Herdplatte. Vermutlich wird es schon nach wenigen Sekunden zu heiß sein und Sie werden die Hand erschreckt wegnehmen. Wie oft müssen Sie diesen Vorgang wiederholen, um zu lernen, dass es weh tut?

In Bezug auf Emotionen ist es leicht nachvollziehbar, dass Angst, Zurückhaltung und andere negative Gefühle Ihnen nicht gut tun. Gleichzeitig ist es eine unbewusste Kompetenz, dass Sie sich zum Beispiel beim Fallen abstützen und dabei etwa die Arme so schnell bewegen, wie Sie das mit dem bewussten Verstand gar nicht leisten könnten. Hier ist es sehr hilfreich, dass Ihr Unterbewusstsein Sie schützt. Es scheint also auch einige wenige Ängste zu geben, die durchaus nützlich sind. Und Sie werden spätestens am Ende dieses Buches bereit sein, alle unnötigen Ängste hinter sich zu lassen – für immer.[25]

1.16   Das Wunder der Wahrnehmung

Die Wahrnehmung ist ein höchst komplexer Prozess und Sie sind tatsächlich in der Lage, sich nahezu unbegrenzte Informationen zu merken. So ist Ihr unbewusster Verstand in der Lage, sich zum Beispiel in einer tiefen Trance an sämtliche Situationen Ihres Lebens zu erinnern. Und in Bezug auf jede Situation sind alle Bilder, Geräusche, Töne, Wörter und auch die Gefühle gespeichert, die Sie seinerzeit empfunden haben. Auf einer neurologischen Ebene wurden also Verknüpfungen zwischen der Situation im Außen und einer (Gefühls-)Reaktion im Innen geschaffen, die jederzeit wieder abgerufen werden können. Diese Verknüpfungen, und das schließt auch Ihre Reaktion auf die erlebte Szene ein, sind mehr oder weniger rein zufällig und keineswegs immer logisch!

Sobald Sie in Ihrem alltäglichen Leben in eine Situation kommen, die einer seinerzeit erlebten ähnlich ist, werden automatisch die alten neuronalen Verknüpfungen aktiviert. So erinnert Sie ein bestimmter Duft vielleicht an einen Zirkus, in dem Sie als Kind waren. Oder Sie sehen eine junge Frau mit blonden Haaren und erinnern sich an eine Freundin, die Sie lange nicht gesehen haben. So funktioniert Erinnerung auf der neuronalen Ebene.[26]

Aus der Perspektive der emotionalen Intelligenz geht es also auch darum, diese zufälligen Verknüpfungen gezielt wahrzunehmen und bei Bedarf zu verändern.

Beispiel: Die Angst vor der Spinne

Petra Schneider hat seit ihrem zwölften Lebensjahr große Angst vor Spinnen. Dabei spielt die Größe der Spinne überhaupt keine Rolle, es genügt, dass Petra eine Spinne an der Wand oder an der Decke sieht. Für ihre Familie ist das sehr anstrengend, weil Petra teilweise panisch auf der Suche ist, ob nicht irgendwo doch eine Spinne versteckt sein könnte.

Interessant war festzustellen, wie Petra sich diese Angst vor Spinnen machte: Sobald sie eine Spinne sah, vergrößerte sie das Bild innerlich um dem Faktor 50 bis 100, so dass selbst eine winzig kleine Spinne ihr übermenschlich groß erschien. Es war als sähe sie die Spinne durch eine Lupe oder ein Vergrößerungsglas. Und diesen Prozess hatte sie automatisiert, so dass sie jedes Mal, wenn sie ein solches Lebewesen traf, automatisch die Vergrößerungsfunktion einschaltete, die völlig unbewusst ablief. Petra lernte im Coaching, die Bilder der Spinnen zu verkleinern, so dass diese nur noch wie ein Punkt am Horizont waren. Und sie lernte außerdem, die Spinnen in Gedanken in lustige Springerstiefel zu stecken und ihnen dazu ein bayrisches Dirndl anzuziehen. Petra lachte so sehr über diese Bilder, dass sie für den Rest ihres Lebens ihre Angst verlernte.[27]

1.17   Ändern Sie Ihre neuronalen Verknüpfungen

Menschen sind also durchaus in der Lage, bestehende neuronale Verknüpfungen aus einem Bild im Außen oder einer im Außen erlebten Situation und der daraus folgenden inneren Reaktion in sehr kurzer Zeit aufzulösen. Im Umkehrschluss ist also jeder Mensch für seine Gefühle selbst verantwortlich. Das Wissen alleine, selbst das Wissen um die Prozesse der in uns stattfindenden neurologischen und hormonellen Abläufe, nützt nichts, wenn Sie es nicht anwenden. Damit Ihnen das leichter fällt, finden Sie in diesem Buch auch zahlreiche Übungen und Beispiele, die vor allem auch Ihr Unterbewusstsein dazu anleiten, neue Wege zu gehen. Daher ist es sehr zu empfehlen, ein Kapitel nach dem anderen zu lesen. Sie werden beim Lesen in den kommenden Tagen und Wochen merken, wie Sie sich eine neue Gefühlswelt erschließen und dabei interessante, spannende und bedeutsame Erfahrungen machen.

Zunächst wollen Sie wissen, wie der Prozess genau funktioniert, wie es dazu kommt, dass Sie bestimmte innere oder äußere Bilder mit Gefühlen und anderen körperlichen Reaktionen verbinden.

Beispiel: Das Wasser läuft Ihnen im Mund zusammen