Energetisches Gleichgewicht - Jürgen Eiselt - E-Book

Energetisches Gleichgewicht E-Book

Jürgen Eiselt

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Beschreibung

Die für Mensch und Natur so bedrohliche Erderwärmung kann nur durch eine konsequente und radikale Energiewende begrenzt werden. Doch die Politik hält noch nicht einmal ihre eigenen Klimaziele ein und handelt im besten Fall halbherzig. Weg von fossilen Brennstoffen, weg von der Atomkraft, konsequent und gradlinig hin zu erneuerbaren Energien - das ist die Forderung von Jürgen Eiselt. Das bestehende alte System sei längst an seine finanziellen und gesellschaftlichen Grenzen gestoßen. Er ist strikter Verfechter einer neuen dezentralen Energiestruktur auf Wasserstoffbasis, von Energiezellen und einer demokratischen Energiewende auf lokaler Ebene. Sein Ansatz ist ein ganzheitlicher, der die drei Faktoren Strom, Wärme und Mobilität gemeinsam betrachtet und im Zusammenhang analysiert.

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 2
Vorwort 3
1 Bisherige Menschenzeitalter 9
1.1 Vorindustrielles Zeitalter 9
1.2 Industrielles Anthropozän – geprägt durch Kohlenstoff 20
1.2.1 Ursachen 23
1.2.2 Kapitalmacht 25
1.2.3 Transportmonopole 27
1.2.4 Information- und Bildungsmonopole 29
1.3 Atomzeitalter 30
1.4 Computer-Anthropozän 33
1.4.1 Geänderte Informations- und Kommunikationsnachfrage 34
1.4.2 Internet 35
2 Meilensteine der Energie-Geschichte 37
2.1 Der Weg zum solar-hydrogenen Anthropozän 37
2.1.1 Geschichte von Solartechnik – Wasserstoff – Wärme – Mobilität 37
2.1.2 Relevante Ereignisse und Klimaschutzaktivitäten 49
2.2 Entwicklung der energetischen Sektoren 55
2.2.1 Stromentwicklung 1900 bis heute 61
2.2.2 Gebäudewärme 1900 bis heute 66
2.2.3 Mobilität/Verkehr von 1900 bis heute 70
3 Kein Klimaschutz ohne Energiewende 87
3.1 Völkerrechtliche Grundlagen 90
3.2 Kursänderung der Energiewende 91
3.2.1 Unzureichende Schadstoffreduzierungen 98
3.2.2 Kapital fließt in zentrale Strukturen 101
3.2.3 Strom-Energiewende von unten stockt 102
3.2.4 Wärmeverschwendung 106
3.2.4.1 Prozesswärme 106
3.2.4.2 Dornröschenschlaf Gebäudewärme 107
3.2.5 Mobilität 117
3.2.6 Fusionstechnologie 123
3.3 Kernpunkte der Energiewende 125
3.3.1 Wissenschaftlich fundierte Fakten 127
3.3.2 Nutzungsgrad statt Wirkungsgrad 135
3.3.3 Energiezelle 139
3.4 Energiewende nur mit Sektorenkopplung 142
3.4.1 Sektor Strom 145
3.4.1.1 Photovoltaik 146
3.4.1.2 Windkraft 151
3.4.1.3 Wasserkraft 154
3.4.1.4 Brennstoffzelle 156
3.4.1.5 Stromspeicher 157
3.4.1.6 Weitere Energieerzeugungsarten/Zwischenspeicherung 158
3.4.2 Sektor Wärme – Gebäudeenergie 161
3.4.2.1 Erneuerbare Kombinationstechniken 190
3.4.2.2 Steuerungseinheiten von Kombinationseinheiten 198
3.4.2.3 Solarthermie für Heizungsenergie 199
3.4.2.4 Infrarotheizungen 202
3.4.2.5 Biomasse 207
3.4.2.6 BHKW 207
3.4.2.7 Prozesswärme 209
3.4.3 Sektor Mobilität/Verkehr 210
3.4.3.1 Vernetzung bestehender Verkehrssysteme 211
3.4.3.2 Schienenverkehr Bahnverkehr 215
3.4.3.3 PKW-Fahrzeuge 215
3.4.3.4 Motorräder 218
3.4.3.5 Fahrräder 219
3.4.3.6 LKW/Busverkehr 219
3.4.3.7 Flugzeuge 222
3.4.3.8 Schiffe 224
3.4.4 Geothermie 225
3.5 Energiespeicher 226
3.5.1 Kurzfristige Speicher 229
3.5.2 Mittelfristige Speicher 239
3.5.3 Langzeitspeicher 244
3.6 Wasserstoffherstellung 251
3.6.1 Wasserstoffgewinnung aus Sonnenlicht 253
3.6.2 Elektrolyse 255
3.6.3 Mikroorganismen 257
3.6.4 Wasserstoff aus Biomasse 259
3.6.4.1 Wasserdampfvergasung von Biomasse 261
3.6.4.2 Vergärung von Biomasse 261
3.6.4.3 Photobiologische Wasserstoffgewinnung 261
3.6.5 Dampfreformierung 262
3.6.6 Methanol 263
3.6.7 Redox-Reaktion 263
3.7 Wasserstoff-Speicher 264
3.7.1 Rohrleitungen und Kavernen 265
3.7.2 Flüssige Speicher 265
3.7.3 Gasförmige Speicher 266
3.7.4 Metallhybrid 266
4 Solar-hydrogenes Anthropozän 268
4.1 Nutzungsgrad und Einsatzprioritäten der Energieerzeugungsanlagen 273
4.2 Ermittlung vom Energiebedarf der drei Sektoren in einer Energiezelle 275
4.3 Planung einer Wasserstoff-Methanfabrik 277
4.3.1 Leistungsgrenzen 281
4.3.2 Grundsätzliche Planungsfragen 282
4.3.2.1 Bestand erneuerbare Energieanlagen 282
4.3.2.2 Neuplanungen erneuerbare Energieanlagen 283
4.3.3. Energieversorgungsunternehmen 283
4.3.4 Umstellung vom Energie-Rohstoffimport zu erneuerbaren Energien 284
4.3.5 Leistungsauslegung einer Wasserstoff-Methanfabrik 286
4.4 Energetisches Gleichgewicht von Strom – Wärme – Mobilität 287
4.4.1 Zentrales Energiezellenelement: Wasserstoff-Methanfabrik 291
4.4.2 Wasserstoff/Methan 291
4.4.3 Strom 297
4.4.3.1 Gewerbe/Industrie 297
4.4.3.2 Gebäude 301
4.4.3.3 Elektrofahrzeuge 307
4.4.3.4 Andere Strom-Fahrzeuge 312
4.4.4 Wärme 313
4.4.5 Mobilität/Verkehr 320
4.5 Beispiele erfolgversprechender Ansätze 324
4.6 Finanzierungsformen 339
5 Abkürzungsverzeichnis 345
6 Bilder- und Tabellennachweis 350
7 Verwendete Literatur 367
8 Links 368

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2020 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-948379-15-5

ISBN e-book: 978-3-948379-16-2

Lektorat: Susanne Schilp

Umschlagfotos: Jannoon028, Foghonor, Halil Ibrahim Inci | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

Innenabbildungen: siehe Bildquellennachweis

www.novumverlag.com

Vorwort

Die menschlichen Erdbewohner stehen vor einer neuen Zeitenwende. Anders als bei vorhergehenden Zeitenwechseln besteht diesmal die reale Gefahr, dass unsere Lebensgrundlagen verloren gehen.
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben keine Zeit zu verlieren und müssen die Erderwärmung stoppen, damit sich unser Planet nicht unumkehrbar aufheizt und unsere Lebensgrundlagen erhalten werden.
Mit entsprechend intelligenten und drastischen Gegenmaßnahmen ist das Ziel Klimarettung aber auf jeden Fall erreichbar.
Geeignete Techniken können für die Zielerreichung eine wichtige Rolle spielen. Zentrale Fragen sind:
Wie ist der Klimawandel entstanden?Auf welche Auswirkungen müssen sich die Bürger einstellen?Was kann jede(r) zum Ziel „Klimarettung“ beitragen?
Antworten auf diese Fragen und wie eine dezentrale Energiestruktur auf Wasserstoffbasis funktioniert, findet der Leser in diesem Buch. Im Mittelpunkt werden technische und finanzierbare Potentiale beschrieben sowie der Einfluss durch das bereits angebrochene neue Zeitalter.
Ziel der sektorenübergreifenden Energiewende soll ein gesamtheitlicher Energiesystemansatz mit höchsten CO2-Einsparpotentialen sein. Dieser Ansatz basiert auf realisierte und bekannte Techniken, Dienstleistungen und neuen Finanzierungsformen. Ebenso sind Erfahrungswerte von erneuerbaren Energietechniken, Energiewender, Klimaschützer, Energienutzer und aus der Politik eingearbeitet.
Eine dezentrale und demokratische Energiewende beantwortet die Grundsatzfrage, wie erneuerbarer Strom hergestellt und verteilt wird, gerade wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht. Ebenso wichtig ist die Betrachtung vom Gesamtsystem mit den CO2-relevanten Bereichen:
GebäudewärmeMobilitätLandwirtschaftwirksamen Effizienzmaßnahmenneuen Speicheroptionen
Zudem sind mögliche Lösungsansätze aufgeführt, wie das letzte Menschenzeitalter des fossilen Verbrennens in die neue solar-hydrogene Zeit transformiert werden kann.
Bereits 2015 hat der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.1den Weg in das Zeitalter ohne fossile Brennstoffe beschrieben.
1 https://www.vde.com/de/presse/pressematerial/pressemappen/studie-zellulare-ansatz, Der Zellulare Ansatz – VDE-Studie von 2015
Zitat:
Die Grundidee des Konzepts „Zellularer Ansatz“ besteht darin, dass auf lokaler Ebene von Haushalten bis Industrie sogenannte „Energiezellen“ gebildet werden, bei denen der Energiehaushalt sowie der Energieaustausch untereinander plan- und steuerbar sind.
Die lokalen Energiezellen werden durch Energienetze und Kommunikationssysteme untereinander verbunden und bilden übergeordnete größere Energiezellen mit spezifischen Schnittstellen und Eigenschaften, wobei das Zusammenfassen von Energiezellen über mehrere Ebenen erfolgt und der Zellulare Ansatz sowohl auf kleine als auch auf größere Einheiten und Systeme anwendbar ist.
Eine vollständige Energiezelle besteht aus den Komponenten Erzeuger, Wandler, Speicher, Netzanschluss, Lasten sowie schutz- und leittechnische Einrichtungen.
Von diesem Ansatz profitieren:
ArchitektenPlanerEnergieexperten (Ingenieure, Energieberater, Politiker oder Forscher)Handwerksbetriebesowie die Wärme- und Stromnutzer:Liegenschaftsverwaltergewerbliche Gebäudesoziale Einrichtungen wieBürgertreff/Gewerbetreibende mit Ladengeschäft/Kleingewerbetreibende/Gaststätten/Funktionsgebäude für den GewerbebetriebBürobetriebeöffentliche/kommunale Gebäude (Rathäuser, Betriebshöfe, Feuerwehreinrichtungen, Schulen, Büchereien, Garagen, Verwaltungsgebäude usw.)KindergärtenTurnhallenSeniorenanlagensoziale Begegnungsstätten (Vereinsheime, Jugendclubs oder Bürgertreffs)religiöse Einrichtungenhistorische Gebäude (Schlösser, Burgen, Bahnhofsgebäude usw.)Gebäude von Industrieanlagenalle Besitzer von Fahrzeugen, Schiffen, Flugzeugen und Schienenfahrzeugen
Der VDE sieht in der KonzeptstudieDer Zellulare Ansatzerhebliche Vorteile im Energiezellenkonzept:
Zitat:
Die Vorteile des Konzeptes sind vielfältig. Der Zellulare Ansatz schafft wichtige Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung, ermöglicht die stärkere Konvergenz der unterschiedlichen Energieträger Strom, Gas und Wärme, sorgt für die bestmögliche Integration der dezentralen erneuerbaren Energieträger in das Energieversorgungssystem und kann zur Reduktion des notwendigen Netzausbaus beitragen. Die Reduktion des Netzausbaus ist umso größer, je besser Stromangebot und -nachfrage in den Energiezellen austariert werden.
Da der Ansatz durch die lokale Zuordnung einen direkten Bezug zwischen den Anwendern und der notwendigen Technik herstellt sowie mehr Selbstbestimmung der Anwender mit sich bringt, kann er darüber hinaus die Akzeptanz erheblich steigern helfen.
Um die Chancen des Zellularen Ansatzes zu nutzen, fordert der VDE, in den Entwicklungsplänen für zukünftige Energienetze auf allen Ebenen sämtliche Energiearten wie Strom, Gas, Wärme etc. zu berücksichtigen, die Entwicklung von Technologien zur Speicherung in einem großen Energiespektrum und zur effizienten Wandlung zu fördern, um die Vorteile verschiedener Energieformen zu nutzen.
Ferner sind weitere Untersuchungen erforderlich, um offene Fragen der Verantwortung für Planung und Betrieb des Gesamtsystems zu klären. Insbesondere empfiehlt der VDE Felderprobungen zur Machbarkeit des Zellularen Ansatzes.
Dieses Buch zeigt auf, wie der Zeitenwandel durch eine dezentrale Energiewende sicher, schnell und umfassend bewerkstelligt wird.
Redaktionelle Hinweise
Nach eingehenden Analysen sind auch Fehlentwicklung in Politik, Umweltverbänden und Denkfabriken bis Sommer 2019 berücksichtigt. Besonders bei erneuerbaren Energietechniken ist eine rasante Entwicklung zu verzeichnen, die in dieser Publikation eventuell schon einsatzbereit sind, aber (noch) nicht berücksichtigt werden konnten.
Zugunsten einer besseren Lesbarkeit wird auf Gendering verzichtet. Gemeint sind aber immer beide Geschlechter.
Fehler sind nicht gewollt, aber möglich. Die Haftung für externe Inhalte, besonders Internet-Links, liegt bei den Anbietern der entsprechenden Rechteinhaber und Internetseiten.
Hinweise:
Externe Bilder sind unverändert übernommen und mit den vorgegebenen Links zur Urheberschaft versehen. Für fehlerhafte Zuordnung, ggf. wegen nicht funktionierenden Links, Übertragungsfehlern oder anderen Ursachen kann nicht gehaftet werden.Abkürzungen, Links, Tabellenlistung, Bildernachweise und Abkürzungsverzeichnis befinden sich im Anhang.
Texte, Bilder, Grafiken sind nur nach schriftlicher Bestätigung vom Autor freigegeben:
Jürgen Eiselt
Marbachweg 70
60435 Frankfurt
Telefon: 069 17 52 11 10
Mobil: 0172 13 49 014
Mail:[email protected]

1 Bisherige Menschenzeitalter

Die unterschiedlichen Zeitalter der Menschheitsgeschichte weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Zudem liegen einige Konstanten vor, die es bei jedem gravierenden Wechsel der Zeitalter-Abschnitte gegeben hat.
Eine Konstante ist verfügbare Energie, um menschliche Arbeitsenergie durch Technik zu ersetzen. Auch die Energie, welche Wetter und langfristig auch das Klima bestimmt, spielt immer eine große Rolle.
Die ersten Europäer sind wohl aus Afrika eingewandert, weil sich dort das Klima veränderte.
Das erste menschliche Zeitalter vor dem vorindustriellen und dem solar-agrargeprägtes Anthropozän ist eng mit dem kontrollierten Entzünden von Feuer verbunden.
Wenn ein Lebensraum nicht mehr genug Nahrung bot oder das Klima in unerträgliche Extreme umschwang, wanderten die Menschen in andere Gebiete, oft tausende von Kilometer weit.

1.1 Vorindustrielles Zeitalter

Steinzeit
Die Menschen erkannten, dass Fleisch besser verdaut werden kann, wenn es warm oder heiß ist. Außerdem war Wärme im Winter überlebensnotwendig.
Dies hatte Konsequenzen. Bisher lebten Menschen in kleineren Gruppen zusammen und fingen an, Wildtiere einzuzäunen. Außerdem beobachteten sie Gräser, um das Wachstum in der Nähe der eigenen Behausungen zu konzentrieren.
Ebenso erfanden die Menschen effektive Fischfangmethoden.
Dies hatte den Vorteil, dass die Männer weniger Energie verbrauchten, um Tiere nachzustellen, und Frauen mussten nicht so weit für Kräuter und Graskörner laufen.
Dies waren die ersten Ansätze einer kontrollierten Landwirtschaft. Gleichzeitig wurden die Menschen sesshaft in festen Gebäuden. Historiker haben nachgewiesen, dass die Hausbewohner die Innenwände für den Winter präparierten und erste erfolgreiche Dämmungen entwickelten.
Da es einfacher war den Nachbarn zu überfallen, um Frauen zu entführen, sowie die Infrastrukturen und Nahrungsmittel der anderen Gruppe zu übernehmen, entstanden die ersten größeren Konflikte. Dadurch wurden auch Waffen entwickelt, welche die Muskelkraft von Händen und Arme verstärkten.
Römer
In Deutschland lebten sowohl Römer auf der einen Seite des Limes als auch Germanen auf der anderen Seite.
Es gab zwar Handel zwischen den grundverschiedenen Völkern. Doch der größte Unterschied zwischen Römern und Germanen lag in der kulturellen, wirtschaftlichen und besonders in der militärischen Entwicklung.
Aus der Vergangenheit wussten die Römer, dass es einfacher war, Völker zu unterwerfen, sie zu versklaven und Techniken weiterzuentwickeln, um mehr menschliche Energie, hier Römer, durch Technik oder Sklaven zu ersetzen.
Bekannte Elemente der römischen Lebenskultur sind:
gepflasterte StraßenTransportschiffe, selbst für schwerste LastenAquädukte2
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Pont_du_Gard_BLS.jpg
Fußbodenheizungen in den WohnungenWassermühlen zum Schmieden oder KörnertrennenWindmühlenvorher nie gekannte Kriegsmaschinen mit hoher Effektivität
Im römischen Reich bedeutete Energie:
Eine Maschine, ein Sklave, ein Soldat und wenn notwendig ein bezahlter Dienstleister besorgten Arbeiten, welche die „hohe Gesellschaft“ nicht selbst verrichten wollte.
Am Anfang gab es in Rom keine Steuern. Die energiereichen Arbeiten verrichteten Sklaven im Haushalt, als Helfer in Handwerksbetrieben, auf Galeeren oder als Holzfäller im Wald. Sie kosteten praktisch nur Nahrung und Unterkunft.
Doch Planung, Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport zu den oft weit entfernten Einsatzgebieten, Reparaturen und der technische Abbau bei Ortswechsel, erforderten immer mehr menschliche Arbeitskraft.
Auch der Bau der römischen Flotte musste weitergehen. Da aber die Sklaven irgendwann mangels neuer erfolgreicher Kriegszüge ausblieben, musste eine andere Lösung her.
Denn für Senatoren und führende Mitglieder der „hohen Gesellschaft“ war es verpönt, selbst für Nahrungsbeschaffung zu sorgen, anfallende Arbeiten in der eigenen Villa durchzuführen oder gar einen Baum für die Kriegsflotte zu fällen.
Daher wurden Steuern eingeführt, die aber bald auch nicht mehr ausreichten.
Kriegs-Logistik, Nachschub, Baumaterialien für Unterkünfte, Kleidung, Nahrung, Brennmaterial, Werkzeuge, Transportfahrzeuge sowie die gesamte Versorgung von Truppen und Helfern waren angesichts ausbleibender Kriegserfolge immer schwieriger zu befriedigen.
Erstmals entstanden auch gravierende Standesunterschiede in der Armee und in den römisch besetzten Gebieten. Unterschiede wurden überwiegend durch das zur Verfügung stehende Geld definiert.
Besonders die Eliten nutzten ihr Geld für nicht lebensnotwendige Dienstleistungen und Nahrungsmengen. Heute wird das als Luxus bezeichnen.
Diese Personen waren aber in verschiedenen Positionen und Funktionen meist auch ausschlaggebend für neue Kriegszüge, da der römische Luxus immer bedroht war. Nicht umsonst wird Dekadenz mit diesen Zuständen im alten Rom verbunden.
Auf der anderen Seite hatten Sklaven und Verbrecher keine Rechte. Verurteilte Verbrecher mussten damit rechnen, auf Galeeren als Ruderer für weitere Kriegszüge verbannt zu werden.
Dies führte aber dazu, dass die Römer immer mehr Völker unterwerfen mussten, um den erreichten „Lebensstandard“ und die Versorgung der Außengrenzen wenigstens zu halten.
Letztlich konnte die materielle und personelle Versorgung vom überdimensionierten Römischen Reich nicht mehr gewährleistet werden.
Rom ist damit wegen der nicht gelösten Energiefrage untergegangen.
Holländer
Vor einem anderen Problem standen die Holländer. Diese mussten dem Meer Land abgewinnen. Sie nutzten Windmühlen, um mit archimedischen Schrauben Wasser über die Deichkrone zurück zu pumpen.
Historische Windmühlen
Bild 1.1-1 Entwässerung durch Windmühlen, um neues Land zu gewinnen
Mittelalter
Getreidekörner musste aus den Halmen herausgeschlagen werden. Danach wurden die Körner zu feinem Mehl gemahlen.
Handmühlen reichten meist nicht mehr aus, um Burgbesitzer und kirchliche Obrigkeiten mit ausreichenden Mengen an Mehl zu versorgen.
Wasserräder mit angeschlossenem Mahlstein oder eine Schmiede nutzten die Mühlenbetreiber wie die Römer. Kostenlose Wasserenergie gab es für ihre Produktion ausreichend.
Wassermühle
Bild 1.1-2 Nutzung der ständig vorhandenen Wasserenergie durch eine Mühle
Heizen und Wärme
Vor der industriellen Revolution bestand die Energieversorgung der Bevölkerung neben der Wasser- und Windkraft oft aus harter körperlicher Arbeit, die in der Landwirtschaft und bei Transporten von Tieren unterstützt wurde.
Zwar gab es in Burgen kein Mangel an Brennholz. Doch wegen der schieren Größe konnten nicht alle Zimmer und Räume beheizt werden. So entstanden Temperaturunterschiede. Überall roch es in Burgen und Schlösser nach Moder. Der heftige und meist permanent vorhandene Luftzug verursachte bei Bediensteten und Bewohnern gesundheitliche Probleme.
Nur in der Küche wurde es regelmäßig warm. Auch Zimmer der Herrschaftsdamen wurden ein wenig geheizt. Die Räume von Gesindel, Hausdamen und dem gesamten Hofstaat waren meist nicht beheizt. Ein Pferdebursche konnte schon mal einen Platz im Stall, im Stroh, zugewiesen bekommen. Die Bevölkerung hatte dagegen kaum ausreichende Nahrungs- und Heizvorräte, da der Fürst/Herzog/König seinen Tribut, oft den zehnten Teil oder mehr, einforderte.
Da auch die Jagd und Holzeinschlag in ihren Wäldern für das gemeine Volk strikt verboten waren, musste die Landbevölkerung leiden oder sterben. Doch nicht nur mit Lebensmitteln musste die arme Bevölkerung Tribut zollen. In den Städten und auf dem Land wurde überwiegend mit Holz in Öfen oder Kaminen in oft nur einem Zimmer geheizt. Angestellte im selben Gebäude bekamen meist keine ausreichende Wärmeversorgung.
Die einzige Möglichkeit, einen langen und harten Winter zu überleben bestand darin, im Herbst eine ausreichende Menge an Brennholz zu hacken und diese trocken zu lagern.
Gewerbe
Die wichtigsten Energiequellen im Mittelalter waren Wasser und Wind. Die Sonne wurde beispielsweise für das Bleichen der Wäsche oder zum Trocknen von Pflanzen vor der Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln benutzt. Genauso das Feuer, wie in einer Schmiede. Dort wurde Holzkohle für das Schmiedefeuer eingesetzt. Dieses wiederum stellten Köhler im Wald in Kohlemeilern mit gesundheitsschädlichen Produktionsmethoden her.
Handel und Transport
Energieintensive Arbeitsmaschinen, Haushaltsgeräte oder Fahrzeuge gab es nicht. Vieles war Handarbeit wie:
Heuernte, inklusive Transport in die ScheuneKörnerdreschenBuchpressePressen für Wein. Saft, Senf oder SonnenblumenölBierbrauenFässerherstellungVerarbeitung von Fleisch, Butter, Käse, Brot und SeifeLebensmittel ernten und kochenLeder und Textilien bearbeitenHolzbearbeitung (Hüttenbau, Möbel, Transportgeräte, Schiffbau, Brennholz für Kochen und Winterholz hacken)WaffenherstellungPflügen per Ochse oder PferdOchsenkarren und Pferde-Kutschen einspannen/Räder für KutschenFrachtkähne und Schiffe in den Häfen beladen und entladen
Handwerksarbeiten waren, wie der Name schon sagt, meist Handarbeit. Hier eine Übersicht von wichtigen Berufen:
Wagner/RadmacherDachdeckung, Schindel aus dem Schieferbruch abbauen, zuschneiden und auf das Dach legen (gilt auch für Reetdächer mit der Reet-Ernte)Holzbearbeitung, oft Balken für Fachwerkhäuser oder Möbelherstellung für betuchte KundschaftSchmiede, meist zur WaffenherstellungRadmacherMetallverarbeitung (gusseiserne Eingangstore zum Beispiel,)Tücher und Kleidung weben, nähen und maßschneidernSchusterTopf- und TonherstellungMusikinstrumente herstellen
Wichtig hierbei ist, dass es fast nur einen Nachfragemarkt gab. Überschussproduktion kannte das Mittelalter nicht.
Ein wichtiges Bindeglied zwischen angebotener Ware und Käufer waren Märkte. Diese wurden oft in der Stadt auf Marktplätzen und zu festen Zeiten, wie einmal pro Woche, abgehalten.
Neben der Lebensmittelproduktion aus der unmittelbaren Nähe der Märkte fanden sich auch fliegende Händler ein, die Produkte anboten, welche die Bevölkerung nicht selbst herstellen konnte oder wollte.
Marktversorgung gab es auch auf Festen und oft auch einen Jahrmarkt, wo Händler von weit entfernten Ländern zu festen Zeitpunkten anreisten, um für mitteleuropäische Verhältnisse exotische Waren anzubieten.
Die Bevölkerung in den Städten wuchs und somit auch Nachfrage nach oft teuren Waren, welche die kaufkräftige Schicht nicht unbedingt zum Überleben benötigte.
So entstanden Handelsverbünde wie die Hanse und zentrale Messestände wie Frankfurt am Main. Dort bildeten sich erste Umschlagsplätze und Bankdienstleistungen für Kaufleute.
Einige Produkte waren zu schwer für Ochsenkarren. Oft war die zu transportierende Menge nicht ohne verhältnismäßig hohen Aufwand über Land zu transportieren.
Es entstanden entlang der Flüsse Treidelpfade, wo Ochs oder Pferd mit Ware beladene Lastkähne flussaufwärts zogen. Oft wurden neue, künstliche Kanäle gebaut.
Die Burgbesitzer entlang der Handels- und Wasserstraßen erkannten das Marktpotential und erhoben Zoll auf die transportieren Waren.
Das war die Geburtsstunde der Kleinstaaterei. Manchmal mussten Händler mehrmals auf wenigen Kilometer Weg Zoll bezahlen.
Aber auch Räuber und Piraten sahen in Fuhrwerken und Schiffen eine Einnahmequelle. Da diese aber auch Einrichtungen des Königs oder gar die Burg selbst angegriffen, boten die Burgbesitzer der Bevölkerung an, sie zu schützen. Natürlich gegen Bezahlung, die auch in Naturalien geleistet wurden. Es entstanden Schutzburgen.
Positiv hierbei war, dass der geringe Energieeinsatz meist nur in Form von Futter und Wasserbereitstellung für die Zugtiere bestand und in Marschverpflegung für die Transporteure. Dies gilt auch für Schiffe, die mit dem Wind segelten.
Neben der Ausbeutung und Unterdrückung der unteren Schichten sorgten diese Handelszustände auch für andere negative Entwicklungen.
Um sich vor kriegerischen Angriffen fremder Armeen zu schützen, umbauten die Siedlungsbewohner ihre Grenzen mit Stadtmauern. Auch die Burgen verstärkten ihre passiven Verteidigungsmaßnahmen. Die Aussicht auf reiche Beute war so verlockend, dass ein möglicher Tod beim Angriff in Kauf genommen wurde.
Auch wenn es ausartende Exzesse durch die Geldgier gab – einen bisher nicht gekannten Feind konnten weder Könige, Soldaten noch Gelehrte aufhalten.
Die Pest nahm ihren Ausgang in einem italienischen Handelshafen. Ratten waren die ständigen Begleiter der Lebensmitteltransporteure. Sie übertrugen die Krankheit durch Flöhe auf die Menschen.
Das gesamte Mittelalter-Wirtschaftssystem drohte zusammenzubrechen. Einige Städte verschlossen aus Angst vor der Pest ihre Stadttore. Weder Nahrungsmittel noch Arbeitskräfte kamen raus oder rein.
Falls die Pest diese Stadt verschonen sollte, starben trotzdem viele Menschen an Durst, Hunger oder anderen Krankheiten.
Fast ein Drittel der europäischen Einwohner überlebten die Pest nicht. Danach stellte sich aber überraschend ein positiver ökologischer Effekt ein.
Denn für weniger Menschen mussten auch weniger Nahrungsmittel erzeugt und verteilt werden. Anbauflächen wurden sich selbst überlassen.
Das ökologische Gleichgewicht war im Mittelalter oft schon gestört. So verursachte der Schiffsbau für die Hanse und für Kriegsschiffe Holzeinschläge, so dass ganze Wälder nicht mehr existierten. Diese erholten sich meist nur langsam oder gar nicht. Auch Getreidefelder und andere übermäßig beanspruchte Ökologie, wie Torf aus dem Moor, konnten sich meist nicht komplett erholen.
Personal für den Betrieb der Burgen wurde knapp. Doch die oft adeligen Besitzer fanden rasch Lösungen, wie sie schon im alten Rom praktiziert worden waren. Sie stellten Armeen auf, zettelten Nachbarkriege an und überfielen andere Länder.
Dabei gab es Ausbeutung der Bevölkerung, und oft wurden arbeitsfähige Untertanen verschleppt. Leider häufig auch Frauen, die nicht nur Haushaltsarbeiten erledigen mussten, sondern nicht selten als Sexsklavinnen missbraucht wurden.
Nicht umsonst wurden diese Gefangenen „Leibeigene“ genannt. Wegen der Kleinstaaterei brauchten sie aber normalerweise nicht weit zu marschieren.
Somit deckten auch die Reichen im Mittelalter ihren Energiebedarf zum Erhalt ihrer individuellen Lebensqualität durch Kriege, inklusive Ausübung von Macht auf Untergebene. Angriffswaffen wurden neu entwickelt, aber auch Abwehrstrategien, beispielsweise Defensivmaßnahmen vor und an Burgen.
In diesem Zeitalter begann auch der Rüstungswettlauf. Immer mehr Distanzwaffen entstanden. Mit Feuerwaffen erhielten Europäer überlegene Waffentechnik, mit denen die Einwohner in fernen Ländern besiegt wurden.
Es entstanden die ersten Kolonien in Afrika oder Übersee.

1.2 Industrielles Anthropozän – geprägt durch Kohlenstoff

Mit neuen Waffen stellte sich ein neues Denken ein. Denn in Übersee wurden nicht nur neue Sklaven gefunden. Auch bisher ungekannte Lebensmittel eroberten die alte Welt. Besonders Kartoffel und Pfeffer wurden für viele unverzichtbar. Von dem Handel profierten jedoch nur wenige Kaufleute.
Normale Bürger konnten sich manchmal noch nicht einmal Brot leisten. Der Hunger und Ruf nach Brot waren Auslöser der französischen Revolution.
Durch die zunehmende Verarmung der Bevölkerung und das unbeschreibliche Elend sehnten sich die Menschen nach einem besseren Leben.
So verzeichnet die Geschichtsschreibung die erste große Landflucht, angetrieben von der Hoffnung auf Arbeitslohn.
Mit zunehmender Mechanisierung von manuellen Prozessen entstanden Fabriken. Diese benötigten Arbeiter, beispielsweise für die neuen Webstühle. Den Markt beherrschte derjenige, der viel Ware mit wenig Produktionskosten herstellen und verkaufen konnte.
Dieser Antrieb führte zu der ersten funktionierenden Dampfmaschine. Doch nicht nur die Textilproduktion erhöhte sich. Auch der Kohleverbrauch für die Dampfmaschinen stieg an. Denn der Dampf wurde mit Hitze aus Verbrennung erzeugt.
So wurden die Webstühle effizienter betrieben, um die europäische Nachfrage nach feinen Stoffen zu decken. Mit der Erfindung des mechanischen Webstuhls stellten die Fabriken ein Vielfaches an Textilrollen her, bei hoher Qualität. Diese Mengen konnten die Näherinnen im ganzen Leben nicht herstellen.
Mit diesem gesellschaftlichen Umbruch begann im 18. Jahrhundert das industrielle Zeitalter.
Doch der bisher überwiegend manuelle Abbau der Kohle kam den geforderten Mengen der Fabrikanten für die Dampfmaschinen nicht mehr nach. Auch im Kohleabbau setzte nun eine Welle von technischen Verbesserungen ein.
Die Geburt und weitere Entwicklung der Eisenbahn ist hierauf zurückzuführen.
Am Anfang wurden umgebaute Loren-Wagen benutzt. Denn die Kohle aus englischen Minen musste mühsam und energiereich per Hand rausgeschoben werden. Auf Schienen ließen sich diese besser schieben.
Zusammengekoppelte Wagen erhöhten die Kohleproduktion. Jedoch reichten noch so viele Hände nicht mehr aus, einen vollbeladenen Zug aus der Mine zu schieben.
Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis die bereits bekannte Dampfmaschine in einer Lokomotive eingesetzt wurde.
Lokomotiven, Waggons und Schienen sind aus Stahl. Die alten Eisenhütten konnten die sprunghaft angestiegene Nachfrage nicht mehr decken. Es entstanden mehr und größere Eisenhütten. In England existierten zudem große Eisenerzlager.
Die Kohle wird das wichtigste Merkmal dieses Zeitalters und Großbritannien das Ursprungland der industriellen Revolution.
In diesem Zusammenhang suchten und fanden sich Kapitalgeber und Fabrikanten. Denn nur mit hohem Kapitaleinsatz entstanden:
Fabriken für Textilien, Eisenherstellung, Stahlverarbeitung und MaschinenbauLokomotiven (ebenfalls in Fabriken), Wagen und Schienen für den KohletransportSchienennetzeStromnetze
Wenige hatten wie im alten Rom oder im Mittelalter in den Schlössern und Burgen alles in Übermaß, während die Bevölkerung mit voller Absicht in Lohnabhängigkeit gehalten wurde. Wer sich beschwerte, wurde entlassen. Denn vor den Toren der Fabriken gab es genug Arbeitskräftenachschub für schwere und niedere Arbeiten.
Nachdem in Amerika John Ford das Fließband und Akkordarbeit geführt hatte, verschlimmerte sich die Lage der Arbeiterschaft noch mehr. Denn sie konnte nicht vom Hungerlohn leben. Im Unterschied zu heute gab es kein soziales Netz.
Mit der sich in der westlichen Welt ausbreitenden Industrialisierung vermerkten die Aufzeichnungen auch die ersten gravierenden Umweltschäden.
Schon nach wenigen Jahren Dampfmaschinenbetrieb wurde beobachtet, dass die Wälder neben Schornsteinen mindestens krank wurden. Von Köhlern im Wald wusste man, dass die Rauchgase tödlich sein können für Mensch, Tier und Natur.
Wie heute interessierte es aber die Fabrikeigentümer wenig bis gar nicht, ob die Umwelt um die Fabrik intakt bleibt oder Arbeiter krank werden. Arbeitskräfte vom Land standen weiterhin reichlich zur Verfügung.
Auch die Landschaft veränderte sich. Entlang der Flüsse entstanden immer mehr Treidelwege. Sogar ganze Kanäle haben Unmengen von Arbeiter gegraben, um Rohstoffe und Endprodukte zu transportieren.
Die grundsätzliche Aufteilung und gesellschaftliche Ordnung von Arm und Reich blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg gleich:
Menschliche Energie wurde durch Technik ersetztArbeiter und Soldaten mussten für die „besser gestellten Obrigkeiten“ meist Gesundheit und ihr Leben opfernBesitzlose hatte nichts anderes als ihren Körper für Dienstleistungen anzubietenDie arme Bevölkerung war an demokratischen Entscheidungen meist nicht beteiligtWer Geld hatte, bestimmte die Rahmenbedingungen

1.2.1 Ursachen

Ein wichtiges Merkmal des industriellen Anthropozäns ist der grundlegende Wechsel von der Agrarwirtschaft zur Industrialisierung.
Besonders Dampf für Maschinenantrieb, Stromkraftwerke und Prozesswärme für hohe Temperaturen wurde benötigt.
Elemente der Industrialisierung waren:
Landflucht mit Entstehung von Slums und Elendsviertelnkapitalintensive StartunternehmenWenige Fabrikanten stiegen zum Geldadel auf und suhlten sich im LuxusBessere Fertigungsprozesse ersetzten schwere menschliche ArbeitKriege befeuerten die Waffenproduktion und erhöhten die Produktivität der FabrikenIndustrielle nahmen Einfluss auf Politik und Kirche. Sie besaßen immer mehr Macht und EinflussKriege, auch um an Rohstoffe und teure Produkte wie beispielsweise Pfeffer zu gelangen, wurden brutal von den westlichen Industriestaaten geführt. Siehe aktuell auch die Kriege um Rohöl.Bergarbeiter mussten unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen die Kohle aus den Flözen brechen. Fast alle Bergleute erkrankten an der Kohlenstaublunge. Auch die Wirbelsäule verformte sich bei den ersten Bergleuten dauerhaft durch die gekrümmte Haltung beim Arbeiten.
Oft konnte die benötigte Betriebsenergie nicht mehr auf dem eigenen Firmengelände produziert werden. So entstanden die ersten Stromnetze und Großkraftwerke.
Nach der Erfindung von Wechselstrom und funktionierenden Strom-Fernleitungen wechselte die Energie-produktion von den Fabriken zu großen und zentralen Kohlekraftwerken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen zuerst Stadtwerke die maroden und zerstörten Kraftwerke und Fernleitungen. Sie beriefen sich auf das Reichswirtschaftsgesetz von 1935, das von den Nazis ausschließlich für die Rüstungsindustrie geschaffen wurde. Erst 1998 wurde das Gesetz neu geregelt und angepasst.
Die kleineren Stadtwerke konnten aber in der Wiederaufbauzeit nicht genügend Strom für das „Wirtschaftswunder“ liefern. Daher bauten Großkonzerne eigene Kraftwerke auf ihrem Firmengelände, um unabhängig vom öffentlichen Stromnetz zu bleiben.
Außerdem konnte durch einen Kurzschlussstrom beim Einschalten viele elektrische Geräte wie der Motor für ein Förderband, das öffentliche Netz instabil werden lassen.
Ursachen und Auswirkungen des neuen „Wohlstands“
Genau zu dieser Zeit beginnt auch der Siegeszug von Diesel und Benzin. Besonders in West-Deutschland begann mit der Nachkriegszeit das „Wirtschaftswunder“.
Nicht nur Waren aller Art, sondern auch individuelle Mobilität wie Urlaubsfahrten prägten den neuen „Wohlstand“. Dieser gründete sich aber nicht auf „wohl sein“ im medizinischen oder gesundheitlichen Sinne.
Einzig allein die Anhäufung von Produkten und Dienstleistungen zeigte nach außen, dass es der Familie „gut ging“. In Bezug auf die Kriegs-Leidenszeit mit Hunger und Verzicht auf Waren, die nicht überlebensnotwendig war, ist das noch nachvollziehbar.
Doch die neue Lebenseinstellung war auch: Unterhaltung, Freude und Spaß haben. Das Symbol dieser neuen Lebenseinstellung war das Auto, besonders der Volkswagen vom Typ Käfer.
Nachteil dieser wirtschaftlich erfolgreichen Entwicklung war, dass die Umwelt schwer zu leiden hatte. Kraftwerke pusteten ihre Schadstoffe genauso ungefiltert in die Luft wie die sich rasant steigernde individuelle Mobilität. Unternehmen missbrauchten die Bäche und Flüsse als Abwasserkanal.
Doch spätestens, wenn es um fossile Rohstoffe und deren Nachschub geht, fallen Regierungen und Großkonzerne in alte Verhaltensmuster zurück. So drehen sich die meisten offiziellen und indirekten Kriege der USA oder Russland um die Verfügbarkeit von und die Versorgung mit Rohstoffen.
Beispiele:
Sturz demokratischer Regierungen wie in Chile 1972 (Kupferabbau)Kriege um Öl in Kuwait, Iran und IrakVersorgungswege Öl/Gas-Pipelines in Afghanistan

1.2.2 Kapitalmacht

Gesundheit der Arbeiter und Umweltschäden gingen nicht in die Produktionskosten ein. Durch Effizienzmaßnahmen sanken die Produktionskosten. Im gleichen Rahmen stiegen dadurch die Unternehmensgewinne.
Es entstanden nicht nur neue Banken, sondern auch neue Finanzierungsformen wie Aktiengesellschaften und Banken, welche speziell Fabriken finanzieren.
Aber auch die sozialen Unterschiede zwischen Arbeiter und Unternehmer vergrößerten sich in gegenseitige Richtungen. So entstanden die Ursachen für Sozialismus, Kapitalismus, Sozialdemokratie und später für Nationalismus.
So ist es nicht verwunderlich, dass Banken in den beiden Weltkriegen Unternehmer finanzierten, um aufzurüsten. Diese wiederum kooperierten mit den Königen und Staatsoberhäuptern, damit diese Kriege führen konnten. Bestes Beispiel hierfür ist Krupp.
Einbahnstraße: von der Produktion zum Kunden/Abnehmer
Die jeweiligen Rollen bei der volkswirtschaftlichen Verteilung waren klar definiert.
Eine Fabrik stellt Produkte her und verkauft diese teilweise weltweit über Händler oder direkt an die Bevölkerung. Dies gilt auch für kleinere gewerbliche Einheiten wie Bauer, Bäcker oder Metzger.
Mahatma Gandhi kämpfte mit seinem gewaltlosen Widerstand beispielsweise gegen das Salzgewinnungs- und Vermarktungsmonopol der Engländer in Indien. Als erfolgreiche Gegenmaßnahme rief er Inder auf, keine englischen Stoffe mehr zu kaufen und Textilien nach alter Sitte wieder selbst herzustellen.
Dies führte zu einer massiven Wirtschaftskrise in England, obwohl die industrielle Revolution in England mit der Erfindung des mechanischen Webstuhls seinen Anfang genommen hatte.
Dieser groß angelegte Wirtschaftsboykott bewies zum ersten Mal in der Weltgeschichte, dass das herrschende System aus Kapital und Macht ohne Blutvergießen zum Einbruch gebracht werden konnte. Zudem endete die englische Besatzungszeit in Indien.
Einbahnstraße: Geldfluss vom Endkunden zum Fabrikanten/Dienstleister
Eine häufig benutzte gesellschaftliche Regel ist: Wer bestellt, zahlt. Wobei Steuern und Tributzahlungen an Fürsten/Herzoge/Könige einfach nur deshalb anfielen, weil die Menschen zufälligerweise im jeweiligen Herrschaftsgebiet geboren wurden.
In der Gedankenwelt von Unternehmen oder Ladenbesitzern war es unvorstellbar, dass die Endkunden die gleichen Produkte selbst herstellten und ihnen diese Ware zurückverkaufen könnten. Es kam auch nicht oft vor. Im Gegensatz zu heutigen Eigenstromherstellern und Rückverstromung in das öffentliche Stromnetz fehlte es damals den einfachen Bürgern an Geld, Fachwissen und Mut.

1.2.3 Transportmonopole

Bevor die Eisenbahn ihren Siegeszug begann, bewältigten überwiegend Schiffe den Transport von schweren oder mengenmäßig vielen Produkten. Der zunehmende weltweite Handel schaffte Reichtümer, aber auch nicht-legale Eigentumsbeschaffungsaktionen, wie Seepiraterie. Zudem spielten Kriegseinwirkungen und Sicherung der Transportwege ebenfalls eine große Rolle.
Reeder besaßen Schiffe und transportierten Soldaten und Waren rund um die Welt. Spanier, Portugiesen, Briten, Holländer, Franzosen und Schweden eroberten in ihren Zeiten die Weltmeere.
Weltweiter Handel, aber auch der Bedarf an Soldaten und Sklaven, bestimmten die Gewinne der Händler in Europa.
Sklaverei ist keine Erfindung der Engländer oder Amerikaner. Schon die Muslime gingen vor der Hansezeit auf Sklavenjagd auf die damals bekannten Weltmeere.
Die menschliche Arbeitsenergie auf den Feldern, in den wohlhabenden Häusern und in den Kriegsgebieten war billig, führte zu gigantischen Gewinnen und war ein Symbol von Reichtum und Macht.
Wenn Sklaven durch die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen starben, spielte dies keine Rolle. Denn sowohl bei Muslimen als auch bei Europäern, Amerikanern und im Zweiten Weltkrieg in Nazi-Deutschland gab es ausreichend neues menschliches Arbeitspotential für Zwangsarbeit.
Die einheimische Bevölkerung in den Sklaven-Heimatländern musste sehr leiden. Einige Völker, wie Azteken, sind völlig ausgerottet worden.
Handel, Religion und Staatenführung durch Könige oder andere Adelstitelträger bestimmten das Leben. In England entwickelte sich mit zunehmendem Handel ein Problem:
Immer mehr Waren mussten weiter als jemals zuvor transportiert werden. Neue größere und schnellere Schiffe liefen alle Häfen der Welt an. Sie überstanden meist die Hin- und Rückreise um den halben Planeten. Auch die Kriegsflotte zum Schutz vor Piraten wurde konsequent ausgebaut.
Nur ein Konsortium aus Unternehmen, Staat und Banken hatte die kapitalen Ressourcen, um Schiffsflotten aufzubauen und Schienen für die landesweite Verlegung.
Das bedeutete auch viele neue Brückenkonstruktionen, Tunnelbauwerke, Bahnhöfe, Gleissicherungsanlagen und Signalsysteme. Diese mussten ebenso finanziert werden wie Lokomotiven, Wagen und Personal.
Natürlich entstanden auch Reparatur- und Wartungskosten. Betriebswirtschaftlich kamen Aktien neu auf den Markt. Ebenso statistische und kaufmännische Begriffe wie Dividenden, Abschreibungen oder Reinvestitionen.
Die Eisenbahnmonopole bildeten sich zuerst beim Güterverkehr. Handelspartner in Nachbarländern und fernen Gegenden waren nun in wenigen Stunden erreichbar.
Jedes Dorf mit Bahnhof erlebte einen Aufschwung. Durch den Bahnhofsbetrieb siedelten sich Facharbeiter, Geschäfte für die Grundversorgung der Arbeiter und weitere Unternehmen an. Ebenso Verladedienstleistungen für die Feinverteilung vom Bahnhof in das Umland. Zwischenhändler legten Lager an, um die Produkte mit Gewinn möglichst schnell weiterzuverkaufen. Speditionen entstanden.
Besonders im Ersten Weltkrieg erkannten die Militärs auf allen Seiten die zentrale Bedeutung der Eisenbahn und ihren entscheidenden Vorteil.
Soldaten mussten früher lange Wege marschieren, wie Napoleons Truppen nach Moskau. Jetzt konnten Soldaten und Kriegsmaterial in jeder gewünschten Menge in kurzer Zeit zu jedem Punkt der Front gelangen.
Die Kohlegewinnung für Dampflokomotiven, Munitionsfabriken und Stahlwerke lief auf hohen Touren. Manchmal wurden an einem einzigen Tag mehrere 100.000 Granaten an der Front verschossen. In einigen Statistiken ist der Erste Weltkrieg, besonders aber der Zweite Weltkrieg, anhand des CO2-Ausstoßes und den statistisch sonst nicht begründbaren Temperaturerhöhungen danach erkennbar.
Im Zweiten Weltkrieg setzte sich der LKW durch. Denn Schienen konnten schnell durch Flugzeuge zerstört werden. Zudem ging bei einigen Armeen der Vormarsch so schnell, dass gar keine Zeit und Personal vorhanden waren, Schienen zu legen. LKW füllten die Lücken.

1.2.4 Information- und Bildungsmonopole

Mit Beginn der französischen Revolution begann die Aufklärung. Klerus, Adel und Unternehmer hatten nach der Revolution reichlich Mühe, ihre Besitzstände sowie den hohen Lebensstandard zu halten.
Es kam zu Aufständen, Demonstrationen und Forderungen, wie beispielsweise nach dem Recht auf bessere Bildung für untere Schichten.
Man war bisher unter sich gewesen. Höhere Bildung kostete viel Geld, was die oft in Fabriken arbeitende Bevölkerung nicht hatte.
Gesellschaftlicher Status, ganze Unternehmen, Adelstitel oder einfach nur Geld wurden innerhalb der Familie vererbt. Bis vor dem Ersten Weltkrieg achteten Familien darauf, dass die Töchter „eine gute Partie“ machten.
Bildung war bis zum Zweiten Weltkrieg in festen Händen der Männer. Wenn Frauen beispielsweise einen Roman schreiben und veröffentlichen wollten, ging dies nur über ein männliches Pseudonym, da kein Verlag Frauenmanuskripte verlegte.
In diesem Sinne war auch die Bildung geregelt. Frauen durften Anfang des letzten Jahrhunderts noch nicht einmal studieren. Die Karriereschiene Gymnasium und Studium an einer Hochschule/Universität konnten sich zudem nur reiche Familien leisten.
Grundsätzlich bestand das seit den Römern praktizierte gesellschaftliche Modell von Reich und Arm weiter, wenn auch mit menschlicheren Arbeitsbedingungen und einem Lohn/Gehalt, der vielen zumindest das Überleben sicherte.

1.3 Atomzeitalter

Seit der ersten Atombombenexplosion stellt sich die Menschheit wichtige Fragen zur Atomenergie:
Kann es eine friedliche Nutzung der Atomkraft geben?Ist Atomkraft eine CO2-freie Alternative?Sollte Atomkraft weiter genutzt oder gar ausgebaut werden, um das Klima zu retten?
Zu a) Friedliche Nutzung der Atomkraft ist eine Umschreibung dafür, dass Atomkraft Strom herstellen soll. Die meisten Atomkraftwerke werden von Atommächte-Ländern betrieben. Den Weiterbetrieb von Atomanlagen verteidigen die jeweiligen Regierungen vehement.
Die Ursache hierfür liegt darin, dass angereichertes und waffenfähiges Uran sozusagen als Abfallprodukt in Atomkraftwerken mit spezieller Technik anfällt. Der Begriff „friedliche Nutzung“ ist in diesem Zusammenhang mehr als zweifelhaft.
Zu b) Es ist richtig, dass Atomkraftwerke kein CO2 während ihres Betriebes ausstoßen. Allerdings muss die Vorlieferkette und die Atommüllentsorgung genauer beleuchtet werden.
Uran wird unter teilweise menschenverachteten Produktionsbedingungen hergestellt und muss energieaufwendig für den Einsatz im AKW aufbereitet werden.
Auch die Zeit nach dem Ende der Brennstäbe sorgt für erheblichen CO2