Engelskinder - Hans-Peter Ackermann - E-Book

Engelskinder E-Book

Hans-Peter Ackermann

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Beschreibung

Im Raum Berchtesgaden werden innerhalb weniger Wochen zwei zehnjährige ausländische Mädchen tot aufgefunden. Kriminaloberkommissarin Susi Ludwig und ihr Mitarbeiter Kommissar Glauber kommen einen Kinderhändlerring auf die Spur, der sich über Deutschland, Österreich, Südtirol bis nach Serbien und Rumänien erstreckt. In Zusammenarbeit mit der Südtiroler Kommissarin Franziska Gruber stöbern sie gemeinsam die Hintermänner auf, und geraten dabei selbst ich höchste Gefahr.

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„Es ist nicht zu wenig Zeit die wir für unsere Kinder haben – sondern es ist zu viel Zeit, dir wir alle nicht sinnvoll mit ihnen nutzen, in der Zeit die wir haben!“

Wie ein unheimliches Omen zog eine tief schwarze Wolkenwand von Süden her kommend über den Königssee, und damit geradewegs auf das sommerliche Volksfest am Bootsanleger zu.

Nur noch vereinzelt dümpelten kleine Boote in Ufernähe dahin, als wenn sie das rasch nahende Unwetter herausfordern wollten. Die Einheimischen hatten längst fluchtartig Festzelt und Festplatz verlassen und strebten eiligst einer sicheren Behausung zu, als sie sahen, was da auf sie zukam. Nur die Urlauber, die den See und seine Tücken nicht kannten, gaben sich gelassen und saßen noch vereinzelt unter den Sonnenschirmen und wunderten sich nur über die aufkommende Unruhe und Hektik unter dem Personal der Hotels und Gaststätten.

Wie ein kleines Heer Ameisen wuselten sie durch die Tischreihen, klappten die Sonnenschirme ein und versuchten noch zu retten was zu retten war. Neben der Kasse am Anleger stand ein Pulk junger Engländer mit ihren Bierbechern in der Hand, waren noch guter Dinge und scherzten.

Plötzlich aber zuckte ein gewaltiger greller Blitz aus dieser tiefschwarzen Wolkenwand heraus und schlug schmetternd in das Wasser des Sees ein. Sofort folgte ein ohrenbetäubendes Donnergrollen, sich mehrfach an den Felswänden brechend. Einigermaßen aufgeschreckt, verließen nun auch die Engländer fluchtartig, unter Zurücklassung ihrer Bierbecher, ihren Unterstand an der Kasse und rannten hinüber zur Eisdiele oder zu einem der Hotels. Und dann öffnet Petrus seine Himmelsschleusen! Ein Platzregen, gemischt mit tischtennisgroßen Hagelkörnern, fegte über den Platz und die angrenzenden Gassen. Eines der noch im See in Ufernähe befindlichen kleinen Boote kenterte mit einem Mal, von einer Sturmbö umgeworfen, noch ehe es das rettende Ufer erreicht hatte. Die beiden Insassen, eine junge Frau und ein junger Mann, schwammen verzweifelt in Richtung der Anlegestelle. Mit viel Glück kamen ihnen zwei Retter der DLG zu Hilfe und zogen sie mit einer Stange aus dem Wasser. Und immer wieder blitzte, krachte und hallte es, sich immer wieder mehrfach von den Felswänden brechend. Die Hölle schien ihre Tore geöffnet zu haben! Ein Temperatursturz von 34 Grad Hitze auf 25 Grad war die Folge! Eigentlich unüblich für diese Jahreszeit und unüblich in dieser Intensität. Der Besitzer des Eiswagens Hansi Wolff schloss hastig die Klappe, rief seiner Frau noch etwas zu und sah sich dann verzweifelt um.

„Annika! Annika!“, schrie er immer wieder in die Regenflut hinein, die da gerade vom Himmel kam, doch niemand antwortete ihm. Seine Frau Gisela rief ihn zurück in den Wagen, auf dem immer noch die Hagelkörner trommelten.

„Komm doch herein, Hansi! Sie wird bei ihrer Freundin Doreen sein. Die beiden wollten doch zusammen rüber auf das Fest an der Rodelbahn gehen. Sie werden sich da untergestellt haben. Komm herein, du bist doch schon völlig durchnässt!“, rief die Blondine ihrem Gatten zu.

Wolff schaute noch einmal suchend über den Platz, dann folgte er dem Ruf seiner Frau, stieg rasch die Stufen in den Wagen hoch und schloss die Tür mit einem lauten Plopp hinter sich.

Nach einer halben Stunde hatte sich das Wetter langsam wieder beruhigt, die Sonne schob sich aus den Dunstschwaden über dem Königssee, als sei nichts geschehen. Auch die Urlauber zerstreuten sich langsam, war es doch Zeit für das Abendbrot in den Hotels. Die Bedienungen der Gaststätten und Hotels wischten die nassen Tische und Stühle wieder trocken, und die ersten Abendgäste nahmen Platz. So hätte eigentlich ein schöner Sommertag doch noch gemütlich zu Ende gehen können …

Etwa zur gleichen Zeit beschäftigte sich der Polizeirat von Berchtesgaden, Markus Ludwig, gerade mit der Vorbereitung für das Abendbrot der Familie und teilte Tomaten. Seine Frau Susi stand vor sich hin summend im Wohnzimmer am Bügeltisch und bügelte fleißig die letzte Wäsche. Dabei sah sie durch das große Fenster des Wohnzimmers in den Garten hinaus und erschrak dabei sichtlich.

„Markus, sieh´ doch mal raus wie der Hagel unsere schönen Rosen demoliert hat. Ach man, ist das ein Jammer! Wir werden sie wohl alle verschneiden müssen, damit wir nächstes Jahr wieder ansehnliche Rosenstöcke bekommen.“ Markus Ludwig schaute lächelnd ins Wohnzimmer.

„Na komm meine Rose, das Abendbrot steht bereit.“ Und dann rief er nach den Kindern. Franzi, aus Susis erster Beziehung, war zwölf Jahre alt, ihr Bruder Benny war gerade vier Jahre geworden vor zwei Wochen. Der Polizeirat hatte seine Frau im Dienst vor fünf Jahren kennengelernt. Susi war damals als Austauschbeamtin aus Bern nach Königssee gekommen, und war seiner Abteilung zugeordnet worden. Von Anfang an war ihm diese kleine, kesse, sportliche junge Frau aufgefallen, die so ganz ohne Scheu, immer das richtige Wort zur richtigen Zeit in die Debatte warf. Und so hatte es nicht lange gedauert, und sie hatten sich ineinander verliebt.

Wobei dieser Schritt mehr Susi´s Angelegenheit gewesen war, die den von den Frauen enttäuschten Chef, wieder für das weibliche Geschlecht zugänglicher gemacht hatte.

Und in dieser Zeit hatten sie auch ihren ersten gemeinsamen Fall gelöst, und das „Monster vom Königssee“ zur Strecke gebracht. So jedenfalls titulierten damals die Gazetten jenen Fall, als sie eine Crystal-Met Bande zur Strecke brachten.

Bei der Lösung dieses Falls hatte der Polizeirat sehr schnell bemerkt, dass diese Frau und Kollegin etwas ganz Besonderes war. Nicht nur, dass sie eine feine Spürnase als Kriminalistin hatte, sie hatte auch menschlich etwas, was man bei heutigen Frauen nur noch selten findet. Ganz besonders bei den sogenannten Karrierefrauen.

Bei Susi Ludwig kam erst die Familie und danach die Karriere. Und wie hatte er damals gemosert als es hieß, seine Abteilung bekäme eine junge Frau aus der Schweiz zugeteilt. Heute war er dem lieben Gott jeden Tag mindestens einmal dankbar, dass er sich damals von seinem Chef überreden lassen hatte. Aber natürlich konnte dieses Wesen auch fürchterlich nerven, aber tun das Frauen nicht sowieso schon aus Prinzip? Und nun, tja, nun waren sie schon seit fünf Jahren verheiratet. Denn vom Kennenlernen bis zum Liebenlernen verging wahrlich dann nicht mehr viel Zeit. Und das Ergebnis dieser Liebe war dann Sohn Benny, ein kleiner liebenswerter blonder Bub.

Sie wollten gerade zu Tisch gehen als es an der Eingangstür des Einfamilienhauses zweimal läutete. Markus Ludwig sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Wer kam denn jetzt am Samstagabend um diese Zeit unangemeldet zu ihnen?

„Markus, gehst du bitte mal zur Tür, es hat geläutet“, hörte er Susi rufen, wobei sie, wie es schien, das Bügeleisen zur Seite stellte. Auf dem Fußboden vor ihr spielte Franzi mit ihrem vierjährigen Bruder Benjamin mit dem Bauernhof.

Polizeirat Markus Ludwig schob den Küchenstuhl zurück und ging vor sich hin summend zur Haustür. Als er öffnete, sah er sich zwei Männern gegenüber, die ihm ihre Dienstausweise vor die Nase hielten.

„Zenkner, Landeskriminalamt!“, stellte sich einer der Männer kurz vor. Dann deutete er auf seinen Begleiter, einen jüngeren Mann um die Dreißig.

„Das ist mein Kollege Schirdelbach! Herr Polizeirat, wir hätten gern mal Ihre Frau gesprochen!“

Markus Ludwig stutzte einen Moment, doch dann trat er zur Seite und bat die beiden Beamten vom LKA einzutreten und führte sie ins Esszimmer. Er bot ihnen einen Platz an mit den Worten:

„Ich gehe jetzt meine Frau holen“, und ließ beide einen Moment alleine und eilte ins Wohnzimmer. Leise schloss er hinter sich die Tür.

„Susi, du hast Besuch vom LKA!“, flüsterte er seiner Frau zu. Die stellte mit hochgezogenen Augenbrauen den Korb mit der Wäsche beiseite, rückte schnell mit einem Blick in den Spiegel die Frisur etwas zurecht, und folgte dann ihrem Mann ins Esszimmer. Als sie eintraten, erhoben sich die beiden Herren kurz und begrüßten dann die Hausherrin mit einem Verweis auf ihre Dienstausweise. Susi sah beide gespannt an. Im Stillen dachte sie bei sich:

„So habe ich mir immer diese Schlapphüte vorgestellt. Äußerst geheimnisvoll. Aber warum heute am Samstagabend und privat?“

Der ältere der beiden Besucher kam ohne lange Vorrede zum Anlass ihres Besuches.

„Frau Ludwig, Ihr Mann ist ja Polizeirat von Berchtesgaden und damit Ihr unmittelbarer Vorgesetzter, ich glaube da ist es gut, dass er bei diesem Gespräch mit anwesend ist.“

Markus musste schmunzelt. Diese Typen vom LKA waren manchmal komische Kerle. Er hatte in seiner Dienstzeit ja schon des Öfteren mit ihnen zu tun gehabt. Aber jedes Mal hatten diese Besuche bei ihm ein komisches Gefühl zurückgelassen. Susi sah ihren Mann und Chef einen Augenblick schmunzelnd an. Dann wandte sich ihre Aufmerksamkeit wieder ganz den Besuchern zu.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie geradeheraus und fixierte den Älteren einen Augenblick. Der wich ihrem Blick sofort aus, und Susi musste sich ein Grinsen verkneifen. Der LKA-Mann räusperte sich.

„Also zur Sache! Im Bereich Berchtesgaden, also in Ihrem Bereich, ist vor knapp zwei Monaten ein achtjähriges ausländisches Mädchen tot aufgefunden worden“, begann der Mann vom LKA das Gespräch und Susi nickte.

„Ja, das stimmt! Allerdings konnte nicht festgestellt werden, woher das Kind kam, das man mitten im Wald halb nackt und tot aufgefunden hatte“, entgegnete sie rasch. Und fuhr dann sofort weiter fort.

„Was mich aber zu allererst interessiert, und bevor wir hier fortfahren, ist die Frage, wozu dieser Hausbesuch nötig ist? Reicht die Dienstzeit dafür nicht aus?“ Sie sah beide kurz hintereinander fragend an.

Der jüngere Beamte lehnt lässig in seinem Stuhl und starrte Susi unverwandt in den Ausschnitt ihres Pullis. Diese Frau Oberkommissarin war mehr als nur hübsch. Nicht größer als 166 cm taxierte er sie, dazu eine tadellose schlanke Figur, und einen beachtlichen Vorbau. Und dann dieses Schwyzerdütsch, mein Gott war die scharf.

Susi konnte sich ein sarkastisches Lächeln und einen Blick in seine Augen nicht verkneifen und der Jüngling sah rasch zur Seite. Der ältere der beiden fuhr weiter fort.

„Wir haben uns entschlossen Sie deshalb zu Hause aufzusuchen, weil von unserem Besuch bei Ihnen in der Dienststelle niemand etwas erfahren sollte. Immerhin sitzt ja, wie schon gesagt, Ihr Chef hier mit uns am Tisch“, entgegnete der LKA-Beamte Zenkner ungerührt.

Nun war es an der Zeit für Markus sich bemerkbar zu machen. Denn wenn Beamte auf den Dienstweg verzichteten, hatte das bestimmt Konsequenzen, das wusste jeder. Und die vom LKA machten da keine Ausnahme.

„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Herr Zenkner, heißt das, dass Sie eine undichte Stelle bei uns vermuten. Liege ich da richtig?“ Zenkner nickte zu dieser Frage zögernd.

„Einen konkreten Verdacht?“, fragte Markus Ludwig weiter. Der LKA-Mann schüttelte den Kopf.

„Nein, leider nicht! Aber! Diese Sache mit dem Mädchen fiel doch in das Ressort Ihrer Gattin. Wer war außer Ihnen in diesem Fall noch involviert?“ Er sah Susi und Markus fragend an. Beide überlegten kurz, ehe Susi antwortete.

„Nun ja, das gesamte Team unserer KTU und mein Mitarbeiter Jochen Glauber. Und natürlich mein Chef hier! Sonst wüsste ich da niemand!“

Zenkner schlug einen dünnen Hefter auf. Der enthielt den Kriminaltechnischen Bericht und ein paar Bilder des Mädchens. Wieder sah er Susi an.

„Aber ein Ergebnis hatte dieser Fall nicht, stimmt das?“ Susi musste unumwunden nicken.

„Nein, leider konnten wir bis heute nicht die Herkunft dieses Kindes aufklären. Es hatte keine Verwandten die sich gemeldet haben, nichts! Die eine Spur nach einem schwarzen VW-Bus erwies sich als unbewiesen und man konnte auch den Bus nicht finden. Ansonsten war das Mädchen sexuell missbraucht worden. Wir sind davon ausgegangen, dass sie aus Rumänien stammte und hier bei uns abgelegt wurde. Man war sich unschlüssig, ob die Kleine nicht zu den Zigeunern gehört hat, die damals hier durchgezogen waren. Die aber lassen in der Regel keinen Angehörigen einfach im Gebüsch liegen. Also war auch diese Annahme mehr als fadenscheinig.“

Der LKA-Mann lehnte sich zurück, sah seine beiden Gastgeber ernst an, und meinte dann wohlüberlegt:

„Es muss im Raum Süddeutschland, Österreich und dem Balkan eine Schlepperbande geben, die genau solche ausländischen Kinder nach Deutschland und einige andere EU-Staaten schafft. Bleibt die Frage, ist das eine Mafiaangelegenheit, und werden hier gar gut situierte Gutbürger von privaten Zuhältern bedient? Also Familienväter und Mütter, wie Sie und ich!“

Susi wurde es kalt und sie zog sich förmlich zusammen. Wenn so eine Schweinerei jetzt auf sie zukam, dann gute Nacht! Zenkner holte einen zweiten Ordner aus seiner Tasche und legte ihn vor Susi auf den Tisch.

„Frau Ludwig, Sie kommen aus der Schweiz, ja?“, fragte er freundlich. Susi nickte wieder.

„Wie wir aus den Unterlagen wissen, hatten Sie dort als Anfängerin auf dem Gebiet der Bekämpfung von Kinderpornografie einen großen Erfolg zu verzeichnen. Das bringt unser Amt zu der Auffassung, dass dieser Fall bei Ihnen in guten Händen ist. Ermitteln Sie in alle Richtungen! Ohne auf Namen und Funktionen zu achten! Wir müssen dieses Krebsgeschwür ausrotten! Sie haben jede erdenkliche Unterstützung von uns!“ Er schob Susi den dicken Ordner vor die Nase.

„Wenn Sie das da drinnen studiert haben, finden sie vielleicht einen Ansatz. Ich denke, Ihr Gatte wird Sie dabei gut unterstützen! Wir bleiben in Verbindung. Und hier ist eine Handynummer für Sie, mit der Sie mich direkt, zu jeder Zeit, erreichen können!“ Er legte Susi eine Visitenkarte auf den Tisch. Dann stand er auf. Gerade als er sich verabschieden wollte, ging die Tür auf und Franzi stand da und rief aufgeregt:

„Papa, Papa, der Benny wirft wieder mit Bausteinen gegen den Fernseher!“ Markus lachte, gab den beiden Besuchern die Hand und lief rasch hinaus, um zu verhindern, dass er der Versicherung schon wieder einen kaputten Fernseher melden musste.

Als Susi die Haustür hinter den beiden vom LKA geschlossen hatte, hielt sie einen Moment inne. Der Albtraum ging also wieder los! Als sie vor zwei Monaten den Fall zu den Akten legen mussten, war sie im Innersten froh gewesen, dass es vorbei war. Aber es war eben nicht vorbei, es ging wieder los! Dieser Fall hatte sie an den Rand ihrer Beherrschung geführt und sie nachts schlecht schlafen lassen. Wochenlang war sie herumgelaufen wie in einem Tunnel. Und nur Markus mit seiner Ruhe, Wärme und Sachlichkeit hatte sie aufgefangen.

Als Markus Ludwig aus dem Wohnzimmer in die Diele trat und seine Frau so dastehen sah, wusste er augenblicklich was ihm bevorstand. Das normale Leben in der Familie und dieser beschissene Dienst mussten streng voneinander getrennt werden! Er nahm sie wortlos in die Arme und sie sah ihn ein wenig traurig lächelnd an.

„Weischst, i frag mich manschmal warum i nischt auch Friseuse oder sowasch geworden bin“, meinte sie und lehnte sich an seine Brust. Er schmunzelte.

„Dann wärst du nicht die Susi die ich kenne, vor allem aber wäre dir das viel zu langweilig. Keine Bange, wir beide schaffen das schon, Susi. Du musst nur eine strikte Trennung von Privat und Dienst durchziehen. Ich weiß wie schwer das manchmal ist. Gerade in solchen Fällen, wenn es um Kinder geht.“ Susi nickte und schlang ihre Arme um den Hals ihres Mannes.

„Stell dir doch mal, vor sowas würde unserer Franzi passieren, Markus. Das wäre doch der reinste Horror!“ Markus Ludwig nickte zustimmend.

„Aber genau diesen Gedanken musst du aus deinem Kopf bekommen! Es ist schlimm, aber es sind fremde Kinder. Also will ich mir das auch nicht vorstellen, Susi! Wenn du das nicht trennen kannst, dann gib diesen Fall am besten gleich ab! Du gehst sonst dabei drauf, und wir mit! Ich weiß, dass dies wieder ein Ritt auf der Rasierklinge wird, der uns jetzt bevorsteht. Aber wenn wir diesen Fall diesmal lösen können, dann haben wir was vollbracht, für alle Eltern. Und ich werde dir helfen wo ich kann. Was mir allerdings ein wenig Sorgen macht, das ist dein neuer Kollege Jochen Glauber. Dieser Sonnyboy gefällt mir ehrlich gestanden überhaupt nicht. Dem fehlen nur noch der Cowboyhut und die Cowboystiefel mit Sporen. Außerdem frage ich mich sowieso, wovon der sein BMW-Cabrio bezahlt hat.“ Susi lachte leise und wehrte dann doch ab.

„Na komm, jetzt übertreibst du aber wirklich! Oder bist du nur ein wenig eifersüchtig, hm?“, fragte sie ihn neckisch.

Markus winkte entsetzt ab.

„Was? Auf diesen Gockel eifersüchtig? Susi, jetzt enttäuschst du mich aber. Wenn das dein Geschmack wäre, dann wärst du nicht mehr Susi Thoma aus Thun! Na ja gut, jetzt Susi Ludwig aus Ramsau“. Sie musste schmunzeln und dachte dabei:

„Was regt er sich dann so auf? Natürlich ist dieser Glauber nicht mein Typ. Viel zu sehr von sich eingenommen.“ Vor allem hatte der Herr Glauber einen regen Verschleiß an jungen, aber zumeist blonden Damen. Und sie war ja schwarzhaarig, also wozu die ganze Aufregung? Sie ging wieder zurück zur Küche. Heute war erst Samstag und da konnte das Verbrechen gut bis Montag früh warten. Sofort loszurennen hatte sie sich längst schon abgewöhnt. Immerhin wollten sie mit den Kindern morgen Nachmittag noch in die Therme nach Bad Reichenhall fahren. Mit schöner Regelmäßigkeit geschah das jeden Monat einmal.

Doch bis zum Montagmorgen ließ das Schicksal Oberkommissarin Susi Ludwig leider keine Zeit! Sie saßen am Sonntagnachmittag gerade mit den Kindern auf der Terrasse und schlemmten Erdbeertorte als das Telefon auf dem Tisch plötzlich klingelte. Markus hob ab, lauschte einen Augenblick, hob die Augenbrauen und gab dann Susi den Hörer über den Tisch. Sein Blick sprach Bände. Am anderen Ende der Leitung war der Diensthabende vom Präsidium.

„Frau Ludwig, wir brauchen Sie unbedingt drüben an der Königsbachalm. Ein junges Mädchen, nicht älter als zehn oder zwölf. Und wieder missbraucht, wie es aussieht. Die KTU ist schon draußen vor Ort.“

„Gut, ich komme sofort, schicken Sie mir bitte einen Wagen, Herr Simon.“ Susi legte auf und sah Markus mit starrem Blick kurz an. Er sah das verräterische Glänzen in ihren Augen und kam um den Tisch herum.

„Wieder ein Fall?“, flüsterte er. Susi nickte. Er sah zu den beiden Kindern an den Spielgeräten hinüber.

„Soll ich mitkommen? Dann müssten wir aber die beiden schnell bei meiner Mutter vorbeibringen.“ Susi schüttelte den Kopf und stand auf.

„Nein, bleib du lieber hier bei den Kindern. Ich sehe zu, dass ich bald wieder zurück bin. Simon schickt mir gleich einen Wagen. Für die Kids ist das doch immer der schönste Tag der Woche!“ Markus nickte nachdenklich.

„Informierst du Glauber?“, fragte er noch. Susi schon im Gehen begriffen drehte sich noch einmal im Flur um und trat dicht an Markus heran.

„Muss ich ja wohl, er ist mein Mitarbeiter – aber auch nicht mehr und nicht weniger, Schatz!“, erwiderte sie mit Lächeln in den Augen und wusste dabei genau, dass Markus innerlich aufatmen würde. Warum er ihr nur immer noch nicht zu hundert Prozent glaubte! Er war einfach aus Prinzip in seinem Innersten eifersüchtig, nach dem letzten Reinfall.

Markus gab ihr einen Kuss zum Abschied und ließ sie zur Tür hinaus, wo gerade ein BMW vorfuhr und anhielt.

„Das weiß ich doch, Liebling!“, erwiderte er noch an der Tür. Sie stieg ein und lächelte ihm noch einmal zu, dann brauste der schwarze BMW X5 davon.

Markus Ludwig überlegte kurz. Seine Frau Susi als Ressortleiterin Jugendgewaltverbrechen war vor Ort, ihr Mitarbeiter Glauber und die KTU ebenfalls. Mehr konnte man im Moment nicht tun. Mal sehen was Susi an Erkenntnissen vom Tatort mitbrachte. Nachdenklich ging er zurück zu seinen Kindern, die auf der Wiese Ball spielten und ihren Spaß hatten. Mit Blick auf seine Rasselbande, setzte er sich in den Lehnstuhl und vertiefte sich in die Motor & Sport-Zeitung.

Der Wagen brachte Kommissarin Susi Ludwig bis zum Parkplatz Hinterbrand. Dort wartete bereits Kommissar Glauber auf sie. Grinsend saß er auf einem Quad und stieg ab, als er seine Chefin nahen sah.

„Hallo Chefin! Wir müssen leider mit diesem Ungetüm da weiterfahren. Der Forstweg endet weit unterhalb der Königsbachalm. Ich habe Ihnen aber einen Helm mitgebracht.“

Sprach´s und reichte ihr einen knallroten Motorradhelm. Er drückte Susi den rotlackierten Helm in die Hand. Die betrachtete ihn und schmunzelte vor sich hin.

„Eine noch auffälligere Farbe haben Sie wohl nicht gefunden, oder?“, meinte sie nur und setzte ihn auf. Er passte aber tatsächlich wie angegossen.

„Sagen Sie mal, wissen Sie schon Genaueres von dem Mädchen?“, fragte Sie Glauber plötzlich. Jochen Glauber kratzte sich am Dreitagebart.

„Nö, eigentlich nur, dass die Kleine wieder so um die zehn Jahre alt sein muss. Und dass sie niemand da oben kennt.“ Susi nickte.

„Na gut, dann bringen Sie mich mal heil nach oben.“ Während er startete, stieg Sie hinter ihm auf und hielt sich dann an ihm fest. Das Quad ruckte an und Glauber fuhr mit gemäßigtem Tempo los. Es ging die ganze Zeit bergauf, ab und an begegneten ihnen Wanderer die sie mit scheelen Blicken ansahen. Man konnte förmlich in ihren Gesichtern lesen. So nach dem Motto: „Dieses faule Pack muss unbedingt hier durch den Wald knattern!“, oder so ähnlich.

Der Weg wurde immer schwieriger. Dort wo Schatten war, waren die Steine glitschig und nass. Nach knapp fünfzehn Minuten erreichten sie endlich die sieben Hütten, die zur Königsbachalm gehörten auf 1190 Meter Höhe. Glauber fuhr langsam bis zum Haupthaus mit der Bewirtschaftung, weil sie dort von der KTU erwartet werden sollten. Eine Menge Wanderer standen herum und gafften sensationslüstern hinauf zu einer der kleinen Hütten am Waldrand.

Schon von weiten sah sie Quirin Stadler von der KTU in seinem Overall, oder wie er selber sagte, in seinem weißen Ganzkörperkondom. Er winkte ihr zu. Sie begrüßten sich kurz mit Handschlag und Stadler führte Susi und Glauber hinter die Hütte. In einer Ecke im Gebüsch, wo man alte Äste und Gestrüpp abgelegt hatte, lag das Mädchen. Sie lag auf der Seite, leicht zusammengekrümmt, als wenn sie schlafen und jeden Augenblick wieder die Augen öffnen würde. Sie hatte halblanges rotes Haar mit Korkenzieherlocken und eine Menge Sommersprossen im Gesicht. Dazu hatte sie ein rotes Seidenkleid, zwei rote Schleifen in den Haaren und rote Lackschuhe an. Sie lag da wie mit besonderer Hingabe zurecht gemacht. Wie eine kleine rothaarige Prinzessin. Susi zog es das Herz zusammen, als sie das Mädchen so daliegen sah. Sie sah Quirin Stadler von der Seite an.

„Und, habt ihr schon was?“ Quirin sah die Kommissarin durch seine kleine runde Brille an.

„Alter circa 10 Jahre, seit ungefähr zehn Stunden tot, und wieder missbraucht! Man sieht es an den Innenseiten der Oberschenkel. Keinerlei Hinweise auf die Identität der Kleinen.“ Und dann fügte er leise mit kratzender Stimme hinzu:

„Und sie hat keine Unterwäsche an.“ Susi musste erst ein paar Mal schlucken, ehe sie ihm antworten konnte.

„Gut, macht ein paar Fotos. Wir müssen die Zeitung einschalten, vielleicht vermisst sie ja doch jemand. Wir zwei gehen mal runter zu den Wirtsleuten. Wer hat euch übrigens informiert?“

Quirin Stadler deutete auf ein junges Ehepaar, das einige Meter weiter weg im Gras saß und sich unterhielt. Susi sah Glauber kurz an, dem sein sonst im Gesicht festgewachsenes Grinsen offenbar restlos vergangen war.

„Gehen Sie schon mal runter zu den Wirtsleuten, ich komme gleich nach“, meinte sie halblaut und ging dann zu den jungen Leuten, welche die Kleine gefunden hatten.

Glauber nickte nur wortlos und stakste, die Hände in den Hosentaschen, den Hang hinab. Susi stellte sich bei dem jungen Ehepaar kurz vor. Die Augen der jungen Frau waren feucht und sie wischte sie immer wieder ab. Außerdem sah man, dass sie schwanger war, vierter oder fünfter Monat schätzte Susi mit einem kurzen Blick.

„So, Sie haben das Mädchen also gefunden?“, begann Susi die Befragung. Die Frau nickte und deutete auf ihren Mann.

„Er hat sie gefunden, ich stand ein paar Meter weg.“ Der junge Mann nickte ernst. Auch er schien mit der Situation noch kämpfen zu müssen. Doch dann erzählte er.

„Ich musste unbedingt mal für kleine Jungs. Da unten war aber alles voll, also sind wir hier heraufgelaufen. Und dann habe ich die Kleine da hinten gefunden. Ich dachte erst sie schläft nur. Aber als ich sie angefasst habe, merkte ich es sofort, sie war schon tot. Ich bin Sanitäter beim DRK“, fügte er noch hinzu.

Susi erfuhr, dass sie in Schönau unten auf Urlaub waren und noch eine Woche vor sich hatten. Sie schrieb Namen, Hotel und Heimatadresse auf, dann verabschiedete sie sich wieder von beiden und ging Glauber hinterher. Sie fand ihn in der Küche, wo er offenbar gerade mit einer der jungen Damen ins Gespräch vertieft war. Als Susi eintrat wurde er schnell wieder dienstlich ernst.

„Und, was erfahren, was uns weiterhilft? Oder haben Sie nur Ihren Charme versprüht?“, fragte sie ihn ohne Rücksicht auf die beiden jungen Damen. Glauber schüttelte den Kopf und grinste leicht.

„Nö, niemand kennt die Kleine hier“, erwiderte er. Plötzlich kamen ein breitschultriger mittelgroßer Mann mit Schnauzbart und eine dralle Blondine in die Küche. Es waren die Wirtsleute. Susi stellte sich und Glauber vor.

„Können Sie sich daran erinnern, ob gestern jemand mit einem rothaarigen Mädchen hier oben war?“, fragte sie.

Der Wirt schüttelte behäbig den massigen Kopf.

„Hier oben ist zurzeit jeden Tag der Teufel los! Da bleibt keine Zeit auf die Leute zu achten. Meine Frau bedient draußen, ich bin in der Küche und unsere beiden Mädels helfen wo es notwendig ist.“

„Schlafen Sie des Nachts hier oben?“, fragte Susi weiter. Die Wirtin schüttelte den Kopf.

„Meistens nicht, da fahren wir runter nach Schönau. Manchmal bleiben aber die Mädels nachts hier oben, weil schon zweimal eingebrochen wurde. Heute Nacht waren sie auch hier oben, weil wir schon sehr früh anfangen mussten.“ Susi wandte sich an die Mädchen.

„Haben Sie heute Nacht was gehört? Autos oder auch Leute?“ Die zwei sahen sich einen Moment an, und Marlies die Ältere meinte dann plötzlich:

„Ja also, ich bin heute Nacht mal wach geworden. Da war mir so als ob ich ein Auto gehört hätte. Ich dachte es ist der Jäger, und bin dann aber wieder eingeschlafen.“

„Wann war das so etwa?“ Marlies überlegte. Dann zuckte sie mit den Schultern. Doch ihre Schwester, eine gut gebaute Schwarzhaarige mit langen Haaren, etwa 28 Jahre alt und dem Namen Sabrina, erinnerte sich.

„Doch das war gegen drei Uhr, denn ich war mal auf der Toilette und hörte das Auto auch. Da es aber wegfuhr wie mir schien, bin ich einfach wieder ins Bett gegangen.“

Susi notierte sich noch ein paar Einzelheiten, dann verabschiedeten sie sich wieder.

Als sie das Haus wieder verließ, sah Susi hinauf zum Himmel. Gruber stand unter dem Vordach und rauchte. Die Sonne knallte unbarmherzig herunter. Es mussten mehr als 30 Grad sein.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, gab sie Gruber ein Zeichen ihr zu folgen und stapfte nochmal hinauf zu der Hütte, wo man die Leiche des Mädchens gefunden hatte. Dort trafen sie auf Lutz Wegner, Quirins rechte Hand.

„Sag mal Lutz, habt ihr hier oben irgendwo Reifenspuren gefunden?“ Der Angesprochene stutzte einen Moment, dann aber nickte er.

„Na, wenn mich nicht alles täuscht, dann gab es gleich da drüben welche!“ Er deutete einige Meter weiter nach rechts. Susi bekam einen roten Kopf vor Zorn.

„Ja na und? Hat die wenigstens jemand gesichert?“, fauchte sie plötzlich den Verdutzten an. Der schüttelte betreten den Kopf und marschierte sofort los, das Versäumte nachzuholen. Glauber grinste vor sich hin. Warum regte sich der Schweizer Müsliriegel denn nur so auf? Hatte sie Ehekrach zu Hause?

Eine halbe Stunde später packte Quirin Stadler seine Sachen ein. Seine Arbeit war getan, jetzt mussten die Kriminalisten ran. Noch ein kurzes Gespräch, und dann setzt sich Susi wieder auf das Quad und Glauber guckte sie verdutzt an, weil sie ihn nun offenbar nach hinten versetzt hatte. Susi grinste ihn an.

„Was ist? Wollen Sie mit oder nicht?“ Glauber verzog das Gesicht, als wenn er gerade degradiert worden wäre und schwang sich hinter Susi in den Sitz. Aber die Sache hatte ja auch sein Gutes! Jetzt konnte er sich an seiner Chefin mal so richtig schön festhalten. Als er seine Arme fest um ihre Taille legte, schob sie diese wieder ein Stück zurück und grinste.

„Nicht übertreiben, Kollege! Wir wollen ja nicht gleich abheben!“, flachste sie und gab plötzlich Gas, so dass sich Glauber mit beiden Händen am Gepäckträger festkrallte, um nicht herunterzufallen. Das verrückte Weib gab Gas, dass ihm schlecht zu werden drohte. Sie fegte den Waldweg entlang wie ein Hurrikan, bremste oftmals erst im letzten Moment und schoss dann um die Kurven herum, so, dass zwei Räder halb in der Luft hingen. Als sie auf dem Parkplatz ankamen, war Glauber ziemlich grün im Gesicht und schluckte mehrmals. Susi sah ihn mitleidig durch die Sonnenbrille an.

„Ischt was, Glauber? Du sieschst so grün im Gesicht aus! Habe isch noch nicht erzählt, dasch ich früher in meiner Jugendzeit mal Motocross gefahren bin?“ Glauber saß seitlich auf dem Quad und schüttelte leicht geschockt den Kopf. Ihm war wirklich schlecht.

„Chefin, Sie überraschen einen immer wieder!“, brachte er nur mühsam heraus. Susi schickte ihn mit dem Quad nach Hause, sie selber fuhr mit dem Dienstwagen, der auf sie gewartet hatte, wieder zurück ins Präsidium. Noch im Wagen klingelte ihr Handy. Markus war dran.

„Und, wie ist die Lage?“, war seine erste Frage. Susi sah aus dem Fenster und lachte.

„Hast du eine Flug-Drohne im Einsatz, weil du weißt, dass ich fertig bin?“ Draußen flogen die Bäume an dem Wagenfenstern vorüber und immer wieder liefen Spaziergänger durch die Wiesenwege.

„Also, es ist wieder ein kleines Mädchen, Markus! Nicht älter als zehn Jahre. Wir müssen die Presse mit einschalten. Vielleicht kennt ja diesmal jemand die Kleine.“ Eine Weile war Ruhe im Hörer, dann hörte sie seinen Atem.

„Kommst du jetzt nach Hause, Susi? Für heute kannst du sowieso nix mehr tun. Morgen früh setzen wir uns als erstes zusammen! Okay?“

„Gut, ich komme gleich nach Hause. Ich fahre aber erst noch kurz ins Präsidium. Brüh mir inzwischen einen starken Kaffee!“

„Wird gemacht, Frau Oberkommissarin! Bis gleich!“, dann knackte es im Hörer und das Gespräch war beendet. Der Fahrer sah sie kurz von der Seite an.

„Solche kleinen Leichen gehen einem besonders an die Nieren, stimmt´s?“, fragte er mitfühlend. Susi nickte und schloss die Augen. Was sollte sie schon darauf antworten.

Im Präsidium angekommen, bat sie den Fahrer noch zu warten und ging in ihr Büro hoch. Außer dem Pförtner war niemand im Hause. Walter Simon grüßte die Oberkommissarin und winkte sie heran.

„Oben ist heute keiner mehr. Mittag sind alle nach Hause abgeschwirrt! Haben Sie wieder ein kleines Mädchen gefunden?“, fragte er vorsichtig. Susi nickte und lehnte sich auf die Brüstung.

„Wieder so ein kleiner Wurm, Herr Simon. Ich möchte nur wissen, was Erwachsene antreibt, sowas zu tun“, entgegnete sie erschöpft. Simon schüttelte den Kopf.

„Hoffentlich fassen Sie das Schwein bald! Aber letztlich landet der dann in der Psychiatrie und ist fein raus! In Amerika bekämen solche Leute eine Giftspritze!“ Susi sah den Wachmeister erstaunt an. Solche Gedanken hatte sie diesem älteren Herrn um die Sechzig gar nicht zugetraut.

„Fänden Sie das denn in Ordnung, wenn bei uns so verfahren würde?“, fragte sie deshalb zurück. Der Wachtmeister Simon nickte heftig.

„In solchen Fällen auf jeden Fall, Frau Kommissarin! Aber dann kommt irgend so ein Richter, bescheinigt ihm eine schwere Jugendzeit und gibt ihm drei Jahre. Danach ist er wieder frei und fällt wieder auf. Das hatten wir doch schon alles x-mal!“

Susi Ludwig nickte dem Mann wortlos zu und verabschiedete sich von ihm. Sie versuchte zu lächeln, obwohl ihr das momentan schwerfiel und sie immer noch darüber nachdachte, was Simon da gesagt hatte. Aber was hätte sie ihm auch antworten können? Hatte er nicht recht?

„Schönen Dienst noch, und möglichst keine Anrufe mehr bis morgen früh!“ Der Wachtmeister lachte.

„Ich versuche mich dran zu halten, Frau Oberkommissarin! Grüßen sie den Chef, Ihren Mann!“, entgegnete er und schloss das Schiebefenster. Susi eilte zurück zum Dienstwagen und stieg ein. Der junge Fahrer lächelte sie an.

„Ich wette mit Ihnen, es war keiner mehr da.“ Susi nickte.

„Wette gewonnen, und nun ab in Richtung Heimat. Sie können dann auch nach Hause fahren!“

Endlich vor der Haustür angekommen, verabschiedete sie sich vom Fahrer. An der Tür stehend, sah sie sich kurz um.

Über der Nebenstraße im Siedlungsgebiet lag noch die typische sommerliche Sonntagsruhe. Die Hitze flirrte über der Straße. Ganz oben auf den Spitzen der Berge lag jedoch noch vereinzelt Schnee. Keine Menschenseele war zu sehen. Die meisten waren sicher baden gefahren, und die Älteren verließen das Haus nicht wegen der Hitze. Susi betrat den Hausflur und zog die Sportschuhe aus. Vom Garten her hörte sie Kinderlachen. Franzi und Benny planschten im Pool unter Aufsicht von Papa. Susi schlüpfte in den Bikini, setzte die Sonnenbrille auf und ging hinaus in den Garten.

„Mama! Mama!“ ertönte es und zwei nasse Wirbelwinde kamen herbei gesaust und umarmten Susi.

„Mama, Papi hat uns ein Eis versprochen!“, rief Franzi ganz aufgeregt.

„Bitte, bitte! Nur ein ganz kleines Eis!“ Susi lachte.

„Und warum bestürmt ihr mich dann? Wenn Papa es versprochen hat, dann muss er auch das Eis holen!“ Franzi sah ihren Papa treuherzig von unten herauf an.

„Papi, hast du gehört was Mama gesagt hat? Du bist der Eisverantwortliche heute!“ Markus schob sich aus seinem Lehnstuhl und lachte.

„Ich gehe ja schon, ihr Rasselbande! Dafür deckt ihr aber schon mal den Tisch! Ich bin gleich zurück!“

Zwanzig Minuten später war Markus von der Eisdiele im Ort zurück und sie saßen alle vier vor ihrem Eisbecher mit Erdbeeren und genossen das kühle Nass. Vanille-, Erdbeer-, Schokoeis und dazu kleingeschnittene frische Erdbeeren. Es war die reinste Wonne in dieser Hitze.

Benny schmierte sich das Gesicht voller Schokoeis und alle lachten. Markus musterte immer wieder seine Frau von der Seite. Sie lächelte ihm zu, doch es schien ihm ziemlich krampfhaft zu sein. Solange die Kinder dabei waren, würden sie nicht darüber reden, das war ein Grundsatz, an den sie sich immer hielten.

Erst als die Kinder am Abend dann im Bett waren und sie nebeneinander mit einem Glas Rotwein in der Hand auf der Schaukel im Garten saßen, begann Susi das Gespräch. Das laue Lüftchen das aufgekommen war und die Hitze des Tages vertrieben hatte, wehte den Duft von Rosen zu ihnen herüber. Sie lehnte in seinen Armen, die Beine angewinkelt und das Glas Rotwein in der Hand.

„Es ist wieder so eine kleine Rothaarige, genau wie die Letzte. Sie lag da, als ob sie schlafen würde. Man hat sie offenbar erdrosselt und dann einfach liegen gelassen. Möglich, dass sie mit einem Auto zum Fundort gebracht wurde. Die Reifenspuren deuten darauf hin. Außerdem hat die große Tochter des Wirtes in der Nacht ein Auto gehört. Sie dachte es sei der Förster und hat weitergeschlafen.“ Markus drehte sein Glas in der Hand und dachte nach.

„Weißt du was mir da gerade durch den Kopf geht? Erinnerst du dich an den französischen Film, wo kleine Mädchen an honorige Bürger verliehen wurden, um deren perverse Lust zu befriedigen? Die Mädchen kamen zumeist aus den Maghreb Staaten, also Algerien, Marokko, den ehemaligen Kolonien der Franzosen. Wer dabei zu Schaden kam, musste beseitigt werden. Erinnerst du dich?“ Susi dachte kurz nach, sah Markus entsetzt an und nickte dabei gleichzeitig.

„Mach mir keine Angst, Markus! In so einem Fall würde sich automatisch das LKA einschalten.“Markus lächelte vor sich hin.

„Das haben sie doch schon, Schatz! Die zwei die hier waren, erinnerst du dich?“ Susi nickte.

„Ja na klar, ich bin doch nicht senil! Du meinst das also tatsächlich ernst?“, fragte sie ihn nochmal nach. Markus nickte wieder nachdenklich.

„Total ernst, Schatz! Wir müssen so oder so eine SOKO bilden.“ Susi atmete plötzlich erleichtert auf.

„Prima, und du leitest sie und ich hab´ die Verantwortung los!“ Markus Ludwig schüttelte den Kopf, legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie sanft an sich.

„Nee, nee Frau Oberkommissarin, das ist dein Fall! Du wirst die SOKO leiten, deine erste in Deutschland!“

Susi lehnte sich zurück, streckte die Beine von sich und stöhnte leise:

„Warum bin ich denn nicht Friseuse geworden! Ausgerechnet zur Kripo, und ausgerechnet zur Abteilung Kapitalverbrechen. Ich muss doch bekloppt oder besoffen gewesen sein! Prost!“ Sie hob ihr Glas und stieß mit Markus an. Dann kippte sie den Inhalt des Glases mit einem Zug hinunter. Markus schmunzelte.

„Aber auf deinen Zug hat sich das noch nicht nachteilig ausgewirkt, meine Liebe!“ Susi deutete auf die Flasche.

„Schenk mir lieber nochmal nach, ich brauche das heute.“

„Wenn es nicht zur Gewohnheit wird, ist alles gut. Dann kannst du ruhig mal einen hinter die Binde kippen.“ Susi feixte ein wenig anzüglich und flüsterte dann:

„Ich kann ja mal den Bikini ausziehen. In einer Sommernacht in der Schaukel habe ich es noch nie gemacht!“ Ihr Gatte Markus lachte leise.

„Na klar, und die Nachbarschaft steht hinter den Gardinen und macht lange Hälse! Bist du verrückt! Lass das ja.“

Aber da hatte Susi das Bikinioberteil schon abgelegt und das helle Mondlicht beleuchtete ihre weißen Brüste an einem beinahe schokoladenbraunen Körper.

„Bring mich in mein Schlafgemach, James!“ Der Herr Markus verbeugte sich leicht.

„Ihr werdet euch nicht beklagen müssen, Herrin! Kommt, lasst Euch tragen!“ Und schon hatte er die quietschende und mit den Beinen strampelnde Susi auf die Arme genommen und trug sie rasch nach oben ins Schlafzimmer…

Was beide jedoch nicht wussten, im Nachbarhaus hatte Alfred Kogler, ein Rentner um die Siebzig, am Fenster gestanden, eine geraucht und alles mit angesehen. Er drückte seine Kippe im Blumenkasten aus und brummte:

„Ja, ja das hat wirklich mal Spaß gemacht. Aber jetzt …“ Dabei dachte er daran, dass er seine Erna und ihre 105 Kilo wohl kaum noch hochheben konnte, um sie so ins Schlafzimmer zu bringen …

Das Stimmengewirr im Büro war so laut, dass Markus Ludwig mit dem Löffel gegen sein Glas klopfen musste.

„Ruhe bitte! Seit mal bitte etwas leiser, Kollegen!“, rief er und sah sich in der Runde um. Alle waren am Montag früh anwesend, sogar Quirin Stadler hockte am Ende des Tisches und schaute in seinen Hefter.

„Quirin, kannst du uns was Neues sagen zu dem gestrigen Fall?“ Der Chef der KTU richtete sich auf, schob die Brille zurecht und legte los.

„Also Neues gibt es noch nicht viel. Die Kleine ist circa zwölf Jahre alt. Sie ist mehrfach missbraucht worden und dann erstickt worden. Der Fundort der Leiche ist nicht der Ort ihres Todes. Und jetzt kommt es! Die Kleidung aber gibt es bei uns nicht auf dem Markt! Auch die roten Lackschuhe sind nicht aus deutscher Produktion. Ich tippe auf Südeuropa, aber Genaueres wissen wir noch nicht. Der Todeszeitpunkt liegt so etwa bei 0.00 Uhr der vergangenen Nacht. Das ist zurzeit alles was ich habe!“ Er legte den Hefter beiseite und sah Markus schulterzuckend an. Susi schaltete sich ein.

„Habt ihr was mit den Reifenabdrücken machen können?“ Quirin nickte.

„Sorry, Frau Oberkommissarin! Ja, wir haben inzwischen herausbekommen, dass diese Reifengröße garantiert zu einem Pickup, SUV oder Kleintransporter passen müssten. Also so in Richtung VW-Amarok, Ford-Ranger oder ähnliche Größen!“ Susi nickte befriedigt.

„Gute Arbeit, Quirin! Nun müssen wir nur wissen, wie viele es bei uns im Kreis gibt und wo die in der vergangenen Nacht alle waren! Wir machen eine Halterabfrage und arbeiten uns dann durch. Alle sind dabei mit eingebunden!“, betonte sie forsch. Glauber grinste vor sich hin. Er wusste, dass dieser Hinweis besonders ihm galt. Trotzdem konnte er es sich nicht verkneifen, noch einmal nachzuhaken.

„Wer sagt uns denn, dass dieses Auto aus unserem Landkreis sein muss? Der kann auch aus Ösiland kommen, oder gar aus der Tschechei!“

Markus schaute einen Augenblick zunächst zu Susi und dann zum Fragesteller.

„Die Wahrscheinlichkeit, lieber Kollege, liegt bei 50:50, also nutzen wir mal schön unsere 50 Prozent für den Anfang. Recht viele solcher Karren wird es bei uns hier nicht geben, also bleibt der Aufwand zunächst erst mal überschaubar. Message verstanden, Kollege Glauber?“

Einige lachten leise, andere schüttelten den Kopf. Dieser Glauber war ein selbstverliebter Clown! Markus löste die Zusammenkunft auf, hielt aber Susi noch zurück.

Verständliches Lächeln hier, freundliches Zunicken da, die Mannschaft wusste, dass ihr Boss zwar mit der Oberkommissarin verheiratet war, beide es aber strikt vermieden, im Dienst irgendwelche privaten Zärtlichkeiten auszutauschen. Als der letzte den Raum verlassen hatte, setzte sich Markus auf die Tischkante.

„Wenn der Glauber so weiter macht, sehe ich schwarz für ihn. Seine dauernden Anmerkungen halte ich auch dir gegenüber für ziemlich unangebracht. Oder was meinst du dazu?“ Susi schmunzelte.

„Was hast du denn? Seine Frage war doch berechtigt. Mir scheint, er ist ein rotes Tuch für dich, stimmt` s?“, fragte sie leise zurück. Markus schüttelte den Kopf.

„Nee, nee, so einfach ist das nicht. Es geht ja nicht nur um seine manchmal platten Anmerkungen zum Thema. Es gibt Beschwerden über ihn aus der Verwaltung. Er hatte so zum Beispiel Überstunden abgerechnet bei der Veranstaltung in Bad Reichenhall, die keine waren. Da waren wir alle anwesend und es war eine Festveranstaltung und kein Dienst. Er aber rechnet Überstunden ab, weil er drei Leute nach Hause gefahren hat. Das ist doch absurd! Oder nicht?“ Susi schnaufte.

„Das wusste ich nicht. Das ist natürlich ein dicker Hund. Aber du bist der Boss, also zähl ihn mal richtig an! Gibt’s sonst noch was?“, fragte Susi etwas argwöhnisch. Markus nickte wieder.

„Nimm´s mir nicht übel, aber sein Lebensstil ist mit seinem Gehalt auch nicht zu stemmen. Ohne Quatsch! Und ich bin nicht der einzige, der diese Auffassung hat.“ Sie verzog das Gesicht und sah ihren Gatten und Chef an.

„Was schlägst du also vor?“, fragte sie zurück.

„Wir ziehen ihn mal für ein paar Wochen vom operativen Dienst ab!“ Susi sah ihren Mann entsetzt an.

„Bist du denn nicht gescheit? Wir laufen so schon auf der Felge! Die Überstunden sind kaum noch zu verantworten. Noch ist es bei uns nicht so schlimm wie in Berlin, da sind 2014 ca. 35000 Überstunden bei der Kripo aufgelaufen! Wenn du ihn rausnimmst, brauche ich Ersatz. Aber bitte keinen der noch in der Ausbildung ist!“, beschwor sie nun Markus ihrerseits. Der lachte breit.

„Was grinst du da so unverschämt, he?“ Markus Ludwig öffnete langsam die Tür und drehte sich nochmal um.

„Das erinnert mich so eine junge Schweizerin, die mir eines Tages plötzlich in meinem Büro gegenübersaß“, erwiderte er und lachte wieder.

„Ha, ha, du hast es mir aber auch nicht gerade leicht gemacht am Anfang!“, erwiderte sie und huschte unter seinen Arm hindurch auf den Flur hinaus.

Auf dem Gang drehte sie sich nochmal um und winkte ihm kurz zu.

„Machen wir heute gemeinsam Feierabend? Ich bin zwar heute dran die Kinder abzuholen, aber du kannst ruhig mitkommen!“ Er nickte.

„Schauen wir mal!“ Und ging in sein Büro.

Als Susi in ihr Büro eintrat, flegelte Glauber in seinem Schreibtischsessel und hatte die Beine auf dem Schreibtisch liegen und telefonierte gerade. Er grinste sie an. Das reichte ihr dann wirklich! Der Kerl hatte das Benehmen eines Halbwüchsigen in der Flegelphase!

„Geht’s noch ein Stück bequemer?“, fauchte sie ihn an und knallte ihren Hefter so auf den Tisch, dass einige Sachen vom Schreibtisch fielen. Glauber schwang seine Gehlatten hastig herunter und beendete sein offenbares Privatgespräch. Doch Susi hatte noch nicht genug und kam in Schwung.

„Sagen Sie mal Glauber, sind Sie zur Kripo gegangen, weil sie einen ruhigen schönen Posten wollten? Oder sind Sie der Meinung wir sitzen hier nur Zeit ab? Warum haben Sie sich denn nicht schon längst mit der Zulassungsstelle in Verbindung gesetzt? Wir brauchen die Kennzeichen der SUV´s? Und zwar pronto! Ansonsten können Sie bald unten am Eingang Wache stehen!“, fauchte sie ihn lautstark weiter an. Ihre Lautstärke war sicher inzwischen auf dem Flur noch zu hören, denn am Abend sprach auch Markus sie darauf an.

Mit hochrotem Kopf setzte sich Glauber ans Telefon um seinen Auftrag zu erledigen. Wenn die Alte so sauer war, dann hieß das Vorsicht walten lassen und sie nicht noch mehr reizen!

Eine Stunde später lag die Halterliste mit insgesamt fünf VW-Amarok und neun Touareg auf Susis Tisch. Sie griff zum Telefon.

„Quirin, wir haben die Autos die in Frage kommen. Kannst du mir genau sagen, was das für Reifengrößen waren, die ihr auf der Wiese gefunden habt?“

„Da musst du Egbert Brecht fragen, der kennt sich da genau aus bei den technischen Details. Aber warte mal, ich versuche dich mal weiter zu verbinden! Tschüss!“ Es knackte erst, dann tutete es dreimal und endlich erklang eine sonore Männerstimme am anderen Ende der Leitung.

„Hallo Kollege Brecht, ich brauchte die genaue Reifengröße die auf der Wiese am Tatort sichergestellt wurde.“ Der Techniker der KTU lachte leise.

„Na Sie haben vielleicht ein Tempo drauf, heißt das, Ihr habt schon die Wagen?“, fragte er zurück.

„Wir haben sie, klar! Also, was gibt´s zu den Reifen zu sagen?“, fragte sie sofort nach.

„Also, nach dem gefundenen Profil, und das war deutlich und gut auszumachen, weil es ja leicht feucht war da oben, muss es eine Reifengröße von 248/65 R17 sein, also eindeutig ein 4x4 Allradreifen des VW-Amarok, sagte mir eine Werkstatt hier im Ort.“ Susi strahlte.

„Danke, das macht uns die Arbeit jedenfalls leichter, denn es gibt im Landkreis nur fünf Amaroks. Danke!“

Sie legte auf und sah Glauber über den Schreibtisch hinweg an.

„So Kollege, jetzt geht’s los! Sie nehmen die ersten drei, ich die letzten zwei! Auf geht´s!“ Glauber sah erst sie erschrocken an und dann auf die Uhr.

„Was denn jetzt noch? Es ist gleich Mittag, Chefin!“ Susi holte tief Luft und Glauber winkte sofort ab.

„Schon gut, schon gut! Ich bin ja schon so gut wie weg!“

Als Susi in ihrem Dienstwagen saß, schaute sie sich die zwei Namen genauer an.

„Hubert Fosswinkel – Malermeister aus Bischofswiesen und Heribert Krössner – Abgeordneter der CSU Fraktion im Landtag, Gerstreit“, las sie. Beim letzten Namen holte sie tief Luft.

„Na gute Nacht!“, murmelte sie und startete den Wagen. Eine halbe Stunde später rollte sie auf den Hof des Malergeschäftes. Ein Tor stand offen, aber niemand war in der Halle. Na gut, es war immerhin Mittagszeit. Als sie sich dem Wohnhaus zuwandte, öffnete sich die Haustür und eine Frau um die Fünfzig sah sie lächelnd an, als habe sie den Besuch bereits erwartet.

„Hallo, junge Frau! Die Männer haben gerade Mittagspause“, rief sie ihr zu. Susi trat näher und holte ihren Dienstausweis aus der Jackentasche.

„Kriminaloberkommissarin Ludwig, Kripo Berchtesgaden“, stellte sie sich vor. Die Gesichtszüge der Frau veränderten sich schlagartig.

„Oh je! Hat einer unserer Männer was ausgefressen, Frau Kommissarin?“, fragte sie leise. Susi lächelte.

„Na das wollen wir mal nicht hoffen. Aber fährt bei Ihnen jemand einen VW-Amarok?“ Die Frau bekam trotz des Sonnenscheins einen roten Kopf.

„Das ist das Auto meines Mannes, Frau Kommissarin“, erwiderte sie sichtlich erschrocken. Susi nickte befriedigt.

„Gut, dann hätte ich mal Ihren Mann gesprochen! Würden Sie ihn mal herausbitten!“ Die Frau nickte und verschwand rasch in den Flur. Susi hörte sie rufen:

„Hubert! Die Polizei will was von dir! Komm mal raus auf den Hof!“

Wenig später erschien kauend ein mittelgroßer Mann mit ziemlichem Bauch und Halbglatze in Latschen. Er kniff die Augen zusammen und musterte Susi von oben bis unten.

„Jo, was gibt´s, Frau Kommissarin? Wie kann ich Ihnen helfen?“, quetschte er durch die Zähne und schluckte erst mal den Rest des Mittagsmahls hinunter.

„Sie fahren einen VW-Amarok, Herr Fosswinkel?“ Der Malermeister nickte.

„Stimmt, und was ist mit dem?“ Susi sah sich um.

„Könnten Sie mir den mal zeigen, Herr Fosswinkel?“ Der Malermeister nickte und schlurfte vor Susi her zur Garage und öffnete das Tor.

„Da steht das gute Stück. Gerade mal zwei Wochen alt!“, bemerkte er stolz. Susi ging in die Garage und umkreiste den Wagen. Der sah aus wie geleckt. Die Reifen waren so gut wie ungebraucht.

„Haben Sie den erst gewaschen, Herr Fosswinkel? Der sieht so geleckt aus.“, fragte sie. Fosswinkel schüttelte den Kopf.

„Ich sagte doch, der ist erst zwei Wochen alt. Ich bin bis jetzt kaum damit gefahren. Aber können Sie mir nun mal sagen, was das Ganze soll? Wieso interessiert sich die Kripo für mein Auto?“ Susi sah Fosswinkel lächelnd an.

„Wo waren Sie vom Samstag zu Sonntag in der Nacht? Sagen wir so um Mitternacht?“ Fosswinkel riss die Augen auf.

„Na jetzt wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Wo soll ich denn schon in der Nacht gewesen sein! Natürlich bei meiner Alten im Bett! Und von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr war ich im „Hirsch“, meiner Stammkneipe! Da können´s ja nachfragen!“, brummte der Malermeister und schüttelte den Kopf.

„Gab´s einen Unfall?“, fragte er nach. Susi schüttelte den Kopf.

„Haben Sie nicht die Zeitung gelesen heute? Das kleine Mädchen im Wald?“ Fosswinkel bekam große Augen.

„Ach deswegen, na hoffentlich fangen´s das Schwein bald! Die arme Kleine.“ Susi verabschiedete sich vom Malermeister, der lächelte schon wieder.

„Aber vo hier sind´s ä net, oder?“, fragte er noch wie nebenbei. Susi nickte.

„Stimmt, ich bin aus Thun“, bekannte sie. Fosswinkel zog erstaunt die Augenbrauen hoch.

„Ahh, eine Schweizer Kommissarin! Fesch, fesch!“, erwiderte er. Plötzlich ertönte hinter ihm die Stimme seiner Frau aus der Haustür.

„Hubert! Kommst du, dein Essen wird kalt!“ Er lachte belustigt.

„Mein General ruft, ich muss mich sputen. Tschüss!“ Mit einem Lächeln brauste Susi vom Hof. Der Mann hatte mit der Sache wohl nix zu tun. Trotzdem hielt sie am Gasthof „Hirsch“ kurz an, um sich Vosswinkels Aussage zum Besuch der Gaststätte bestätigen zu lassen.

Wieder im Wagen rief sie die Nummer des Abgeordneten an. Es tutete eine Weile, dann meldete sich eine Männerstimme.

„Hier bei Krössner! Mit wem spreche ich?“ Susi meldete sich und erklärte kurz ihr Anliegen. Sie müsse unbedingt ein Gespräch mit Herrn Krössner führen. Der Mann am anderen Ende der Leitung war wohl der Sekretär des Abgeordneten und zierte sich dementsprechend.

„Ja da müssen Sie sich einen Termin im Büro des Herrn Abgeordneten geben lassen, gute Frau“, flötete dieser. Susi holte tief Luft und wurde dann dienstlich.

„Haben Sie was an den Ohren, junger Mann! Ich bin Kriminaloberkommissarin Ludwig von der Kripo Berchtesgaden, und es geht um Mord! Also lassen Sie die Ziererei und sagen Sie mir, wann ich den Herrn Abgeordneten zu Hause sprechen kann. Ich komme auch gerne mit diesem Thema in sein Wahlkampfbüro!“ Am anderen Ende der Leitung knackte es kurz und eine zweite Männerstimme meldete sich plötzlich.

„Gut Frau Kommissarin, ich schlage vor, Sie kommen um 20.00 Uhr zu mir nach Hause, auch wenn ich nicht weiß wie ich Ihnen helfen könnte. Viel Zeit habe ich aber nicht. Worum geht es eigentlich?“ Susi bedanke sich und legte auf ohne die letzte Frage des Herrn Abgeordneten beantwortet zu haben.

Im Berchtesgaden angekommen, klopfte sie an Markus Bürotür.

„Herein!“, schallte es laut zurück. Susi trat ein.

„Hallo, Chef!“ Sie sah sich kurz um. Da niemand da war, ging sie rasch zum Schreibtisch und gab ihrem Boss einen Kuss, dann setzte sie sich artig in die Sesselgruppe. Er lachte sie an.

„Und, schon Erfolg gehabt?“ Susi schüttelte den Kopf und zog mal kurz die Schuhe aus.

„Nee, aber wir müssen heute Abend unbedingt ab 20.00 Uhr eine Nanny auftreiben für unseren Nachwuchs. Wir haben beim Herrn Abgeordneten Krössner einen Termin - er ist Amarok-fahrer und Jäger!“ Markus blies die Backen auf und sah Susi bedient an.

„Heribert Krössner, CSU-Mann im Landtag, Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung Bayern-Tschechien, Vorsitzender des Jagdvereins Gerstreit und Spezl von Bernd Hornemann, dem Vorstandsvorsitzenden der Libera AG. Na dann Prost Mahlzeit, Susi! Das wird lustig!“

Sie sah ihren Gatten belustigt an und schlug die Beine übereinander. Das kurze Sommerkleid gab den Blick frei auf zwei hübsche ebenmäßige Beine bis kurz übers Knie. Sie sah seinen Blick und zupfte rasch am Saum. Dann grinste sie.

„Etwas zu kurz für den Dienst, was? Aber wenn es so warm ist.“ Er grinste sie hinterhältig an.

„Der schwarze Slip steht dir top, Frau Ludwig!“ Susi wurde etwas rot.

„Sieht man den etwa?“ Er grinste vielsagend und nickte. Dann wurden sie wieder ernst.

„Aber nun mal im Ernst. Hast du Bammel vor diesem CSU-Heini?“ Markus schüttelte den Kopf.

„Nö, aber man muss höllisch aufpassen was man sagt und wie man es sagt.“ Sie nickte resolut.

„Genau, und deswegen wirst du mich als mein Boss dahin begleiten. Ok?“ Er nickte nachdenklich.

„Gut, dann rufe ich mal Ramona an, und frage ob ihre Tochter Melanie mal zwei Stunden Zeit hat heute Abend. Wir verschwinden heute pünktlich, holen die Kinder ab und dann ab nach Hause, vorausgesetzt es kommt nix mehr dazwischen.“ Susi lachte geradeheraus und winkte ab.

„Du und pünktlich Feierabend machen! Aber egal wie, ich möchte nicht alleine zu dem CSU-Heini gehen, vergiss das nicht!“ Nochmal winkend verschwand die Frau Oberkommissarin aus dem Büro ihres Chefs.

Pünktlich 20.00 Uhr stand Familie Ludwig am Tor der Villa des Abgeordneten. Ein schöner alter Bau aus der Jahrhundertwende, mit einem Vordach, welches auf zwei Säulen ruhte und von zwei steinernen Löwen bewacht wurde. Ansonsten war bayrischer Landhausstil angesagt. Markus grinste und flüsterte seiner Frau zu:

„So leben unsere Volksvertreter! Immer eine Klasse besser als das Fußvolk.“

Er drückte zweimal kurz auf den Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, dann hörte man Schritte und die Tür wurde geöffnet. Eine ältere Dame, schwarz gekleidet mit weißem Schürzchen, öffnete.

„Der Herr Abgeordnete erwartet Sie bereits, bitte folgen Sie mir“, säuselte sie und dann stakste die Hausdame durch einen mit dicken Teppichen ausgelegten Korridor zu einer von zwei Schiebetüren, klopfte zaghaft an, und auf das laute Kommando „Herein“ schob sie die Tür auseinander. Ein Mann um die Sechzig, in bayrischer Tracht, mit einem dicken kahlen Schädel und einem Schnauzbart wie König Ludwig, stand auf und kam ihnen entgegen.

„Bitte nehmen Sie Platz. Ich muss allerdings darauf verweisen, dass ich nicht viel Zeit habe, da ich noch zu einer Geburtstagsfeier eines Parteifreundes gehen muss.“ Markus musterte den Abgeordneten bei dessen Worten mit einer Miene, die klar aussagte - wir sind die Staatsmacht hier! Wir bestimmen wie lange es dauert. Und sagte dann:

„Wir können dieses Gespräch gerne morgen früh im Präsidium führen, Herr Krössner. Dann sind Sie uns auch schon wieder los!“, erwiderte Markus ungerührt. Der Herr Abgeordnete schaute eine Sekunde perplex, dann winkte er ab.

„Es wird ja nicht ewig dauern hoffe ich.“ Und Markus schüttelte den Kopf.

„Also, um es so kurz wie möglich zu machen! Sie fahren einen VW-Amarok, Herr Krössner?“ Der Abgeordnete kniff die Augen zusammen.

„Ja, das stimmt. Was ist mit meinem Wagen?“ Markus sah Susi kurz an, die musste schmunzeln.

„Wir ermitteln in einem Fall von Kindesmissbrauch, wie es schon heute in der Zeitung zu lesen war. Dabei spielt ein solcher Wagen auf Grund der gefundenen Reifenspuren eine entscheidende Rolle. Um jetzt alle Personen auszuschließen, die mit dieser Tat nichts zu tun haben, müssen wir natürlich jeden Wagen kriminaltechnisch überprüfen lassen. Ein Kollege von der KTU ist bereits unterwegs, um auch bei Ihrem Wagen einige Proben zu nehmen. Wie gesagt, es dient auch zur Entlastung. Meine zweite Frage wäre, wo waren Sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag, möglichst mit Zeugenangaben, Herr Krössner.“

Einige Sekunden lang schien der Herr Abgeordnete zu überlegen ob er jetzt aufbrausen sollte wegen diesem Ansinnen, oder ob er lieber hilfsbereit sein sollte. Jedenfalls schnaufte er hörbar durch die Nase bevor er antwortete.

„Wie kommen Sie auf die abwegige Idee, ich könnte mit dieser Sache etwas zu tun haben, Herr Polizeirat?“ Und wie erwartet, kam auch schon der erste Versuch einer glatten Einschüchterung.

„Ich bin versucht eine Beschwerde über Sie in Erwägung zu ziehen, Herr Ludwig. So war doch Ihr Name, ja? Und diese Kollegin Ludwig hier, wäre dann wohl Ihre Gattin, ja?“ Markus bekam einen ziemlich dicken Hals und stand plötzlich auf.

„Herr Abgeordneter! Ich muss Ihnen doch nicht erklären, dass vor dem Gesetz alle Bürger gleich sind! Ob Abgeordneter oder Schreibkraft! Dieser Grundsatz ist vom Gesetzgeber nach meiner Kenntnis noch nicht abgeschafft worden. Sonst hätten wir ja keinen Rechtsstaat mehr, sondern eine Diktatur. Wenn die Polizei es für unabdingbar hält, Autos der Marke „Amarok“, wie in diesem Fall, näher zu untersuchen und zu überprüfen, dann spielen der Name und die Funktion des Halters dabei keine Rolle! Und nun zu Ihrer Person Herr Abgeordneter! Normalbürger bestellen wir ins Präsidium und machen keine Hausbesuche. Wir kommen Ihnen also sehr weit entgegen! Und nun nochmal zu meiner Frage - wo waren Sie in der Nacht vom Samstag auf Sonntag?“ Markus Stimme war eine Oktave höher geworden.

Krössner war ebenfalls aufgestanden und reichte Markus wortlos den Schlüssel vom Wagen. Dann meinte er mit sichtbarem Groll:

„Ich war in dieser Nacht zu einer privaten Feier in Marktschellenberg, bis früh um vier Uhr“.

Markus gab Susi ungerührt den Schlüssel und bat sie diesen dem KTU-Mann zu bringen. Dann sah er Krössner an.

„Gut, wer kann das bestätigen? Könnten Sie mir eine Liste anfertigen lassen?“

Der Herr Abgeordnete nickte ergeben. Er sah wohl ein, dass er diesen Polizeirat unterschätzt hatte. Der Mann ließ sich nicht einschüchtern!

„Sie bekommen diese Liste morgen früh in Ihr Büro gefaxt Herr Ludwig. War es das dann?“ Markus Ludwig nickte lächelnd.

„Danke, das war dann schon alles. Wir bedanken uns für die Auskünfte, Herr Abgeordneter. Wir finden selbst hinaus. Auf Wiedersehen!“ Sprach´s und ließ einen verdutzten Mann zurück. Auf dem Hof traf er auf den Mann von der KTU und begrüßte ihn.

„Wie siehts aus, Lothar?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.

„Wenn du mich fragst, der Wagen war garantiert erst vor kurzem in der Wäsche. Aber ich habe Proben aus den Kotflügeln, der Ladefläche und den Rücksitzen in der Kabine genommen. Mal sehen, was da rauszuholen ist.“ Markus verabschiedete sich von ihm und ging zu Susi, die sich ein wenig umgeschaut hatte. Sie lächelte ihm entgegen.

„Ich habe schon gewusst, warum ich dich mitgenommen habe“, bemerkte sie vielsagend. Markus nickte nur.

„Wie viel hat Glauber denn nun eigentlich schon abgearbeitet?“, fragte er sie. Susi zuckte mit den Schultern.

„Das weiß ich im Moment nicht, das erfahren wir wohl erst morgen früh, wenn ich wieder im Büro bin.

Uns so war es dann auch. Am nächsten Morgen erschien Jochen Glauber mit zwei Berichten. Einer der Halter war ein Spediteur, der andere ein Jäger aus Schwarzeck. Während der Jäger ein lupenreines Alibi vorweisen konnte, war der Spediteur Haberäcker angeblich in einem Bordell in Tschechien gewesen und erst gegen sechs Uhr am Morgen zurückgekehrt. Aber auch hier hatte die KTU Proben genommen, die man nun im Kriminaltechnischen Institut des Bayrischen LKA auswerten ließ. Alles in allem, eine richtig heiße Spur aber war im Moment leider nicht dabei.

Drei Tage später las Susi durch einen Zufall einen Artikel in der Zeitung, in dem es um eine Kooperation zwischen einem tschechischen Kinderheim und einem Verein für stark gefährdete Jugendliche ging, der sie stutzig werden ließ. So fanden nach dem Bericht regelmäßige Konsultationen zwischen den Pädagogen dieser beiden Einrichtungen statt. Gemeinsame Sportveranstaltungen, auch mal gegenseitige Besuche und Patenschaften wurden hoch gelobt. Einer der Gründer dieser Kooperation aber war tatsächlich der CSU-Abgeordnete Heribert Krössner!

Susi faltete die Zeitung zusammen und machte sich auf den Weg zu ihrem Chef. Seine Vorzimmerdame Dagmar begrüßte Susi lächelnd.

„Ihr Mann telefoniert gerade, aber er muss gleich fertig sein. Setzen Sie sich doch ein Weilchen Frau Ludwig.“

Sie deutete auf die Sitzgruppe am Fenster. Susi setzte sich und sah sich um. Ein typisches deutsches Vorzimmer mit ein paar Blumen, aber sonst mausgrauen Möbeln mit Inventarzeichen an der Seite. Einen Augenblick dachte sie an ihr kleines kuschliges, blumenübersätes Büro in der Berner Lehndorfstraße.

Ihr Göttergatte schien das Telefonat beendet zu haben, denn Dagmar meldete Susi über den Sprechfunk bei ihm an.

„Soll reinkommen!“, war alles was der Herr Polizeirat kurz verlauten ließ. Susi klopfte kurz an und trat ein.

„Hallo Herr Rat, darf ich Sie mal zwei Minuten kurz in Beschlag legen?“, flachste sie lachend. Markus stand auf, kam auf sie zu, nahm ihre Hand, und hauchte einen Kuss darauf.

„Bitte treten´s doch ein gnä Frau!“, wienerte er und musste dann selber lachen.

„Was gibt´s? Hast du Sehnsucht nach deinem Traummann?“, fragte er sie mit Schalk in den Augen. Susi nickte.

„Auch, aber ich habe hier einen schönen Artikel, lies den mal durch.“ Sie reichte ihm die Zeitung und setzte sich einstweilen auf die andere Schreibtischseite.

Markus las den Artikel in Ruhe durch und sah kurz dabei auf.