Das Orakel von Naxos - Hans-Peter Ackermann - E-Book

Das Orakel von Naxos E-Book

Hans-Peter Ackermann

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Beschreibung

Als man Prof. Widmark bittet, ein altes Buch aus der Antike bei seiner Reise in die Ägäis dem Kloster "AppolonarisOri" zu übergeben, wird der Empfänger Mönch Ilias noch vor der Übergabe ermordet. Im Kloster erfähren der Professor und seine Begleiter dann, dass es noch zwei weitere Bücher geben soll, die das "Orakel von Naxos" bilden. Bei der weiteren Suche geraten Prof. Widmark und seine Begleiter ins Visier der Sekte "Die Hüter des Lichtes". Dabei erfahren sie, dass der Dichter Herodot 460 v.Chr. mit Außerirdischen Kontakt gehabt haben soll, die ihm eine "Geheime Kraft" anvertrauten, die Herodot dann im Buch beschrieb. Werden der Professor und seine Begleiter die drei Bücher und das Orakel lösen können?

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Inhaltsverzeichnis

Aufbruch nach Naxos

Ein Telefonanruf auf Rhodos

Ankunft auf Naxos

Kloster „Agià Naxos“

Im Visier der „Hüter des Lichtes“

Andros wir kommen!

Das Abenteuer in Appolonas Ori

Erste Erkundungen

Zurück im Kloster Appolonas Ori

Der letzte Akt

Der Angriff auf das Kloster beginnt

Eine Sensation

Abschied vom Kloster „Appolonas Orì “

Zurück in Key West

Ein halbes Jahr später

Epilog

Heiß schien die Sonne an diesem Julimorgen über dem Jachthafen von Smaters Beach auf Key West Florida. Es war Freitag, der letzte Tag der Arbeitswoche für Benny Winter. Der 36jährige Wissenschaftler vom Biochemischen Institut Florida lebte und arbeitete hier mit seiner gleichaltrigen Frau Karen. Und Karen Winter wiederum war die Tochter des bekannten Altertum Wissenschaftlers Professor Jan Widmark und dessen Frau Susan.

Karens Eltern hatten 2012 gemeinsam mit den Eltern von Benny ein aufregendes Erlebnis am Machu Picchu in Peru gehabt. Damals hatten sie ein weiteres Bindeglied der Geheimnisse des 3164 Jahre alten Maya-Kalenders zur Neuzeit entdeckt. Dabei waren sie allerdings auch mit einer okkulten Sekte, die sich „Hüter des Lichtes“ nannte, in Berührung gekommen.

Benny und Karen hatten später praktisch die Arbeit ihrer Eltern übernommen und fortgesetzt. Sie hatten geheiratet, inzwischen selbst eine hübsche Tochter und waren eigentlich mit sich und ihrem Leben zufrieden. Zurückgekehrt aus Afrika, wo sie das Ur-Meer unter der Sahara gesucht und gefunden hatten, hatten sie gehofft, nun in aller Ruhe ihre Forschungen weiterführen zu können. Aber irgendwie wollte sie das Schicksal nicht zur Ruhe kommen lassen, auch wenn sie das zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten.

Benny Winter sah aus dem Fenster hinab auf den endlosen gelben Sandstrand und die zahllosen Strandvillen von Key West. Ein Urlaubseldorado für viele Ausländer und Geldleute. In einem Monat wollten er und Karen gemeinsam mit ihrer Tochter Kathleen in Urlaub gehen. Die Frage war aber bisher noch, wohin man verreisen sollte.

Karen schwärmte als promovierte Altertumswissenschaftlerin natürlich von Griechenland und seinen vielen Sagen, Mythen und Göttern. Und genau an diesem Punkt kam auch dann schon Schwiegervater Jan Widmark ins Spiel. Auch er war ja anerkannter Wissenschaftler für die Antike. Und wie das Schicksal es so wollte, auch Bennys eigene Mutter hatte da einst ihr Fachgebiet gefunden. Nur einer war total aus der Art geschlagen, und das war Bennys Vater Tom Winter. Der war mit Leib und Seele Astronom und schaute stundenlang zu den Sternen hinaus ins All. Und als angehender Rentner hatte er dazu ja auch genügend Zeit. Genau wie sein Kollege und Freund Jan Widmark. Doch beide hatten sich mit dem anstehenden Rentnerdasein noch nicht so recht angefreundet.

Irgendwann war in Benny aber die Erkenntnis gereift, dem Wunsch seiner Karen nachzugeben. Denn damit konnte er immerhin sein Hobby Segeln in die Tat umsetzen. Und so beschloss er im Stillen, an diesem kommenden Samstag, wenn sie sich wieder alle gemeinsam zum Grillen trafen, das Thema einmal anzusprechen. Vielleicht konnte daraus ja ein schöner gemeinsamer Familienurlaub werden.

Ausgerechnet genau in dieser Phase seiner Überlegungen kam sein Schwiegervater plötzlich mit einem überraschenden Anruf daher, der allerdings eine ganz andere Vorgeschichte hatte.

Als Bennys Telefon klingelte und er abhob, war sein Schwiegervater am anderen Ende der Leitung.

„Hallo, Benny, hier spricht dein Schwiegervater! Hör mal Junge, was hältst du von der Idee, wenn wir gemeinsam, und damit meine ich euch, deine Eltern und Susan uns für einige Zeit eine Auszeit gönnen und einen Segeltörn durch die Ägäis machen? Wir besuchen die Wirkungsstätten von Thales von Milet, Pythagoras von Samos und Heraklit von Ephesos. Wir laufen die Inseln Kreta, Rhodos, Andros, Iraklia, Naxos, Mykonos, Sifnos und Santorin an, bleiben jeweils ein paar Tage und segeln dann weiter. Und mit dir und Karen haben wir ja zum Glück zwei erfahrene Hochsee-Segler im Team. Was meinst du zu dieser Idee?“

Für den ersten Moment war Benny völlig sprachlos. Doch dann fand er diese Idee natürlich überlegenswert. Er lachte verhalten.

„Und was sagt meine Schwiegermutter zu diesem Vorschlag?

Hast du sie schon gefragt?“ Jan Widmark wehrte kleinlaut ab.

„Nö, habe ich noch nicht. Ich wollte erst wissen, was ihr dazu meint, also Karen und du. Deine Eltern werde ich natürlich ebenfalls fragen, ob sie Lust haben mitzukommen. Dann muss dein Dad endlich mal sein Teleskop allein lassen. Und deine Mum wird auch froh sein. Griechenland war doch immer ihre heimliche Sehnsucht. Also, bitte sprich du mal mit Karen und am Samstag treffen wir uns wie immer zum gemeinsamen Grillen, und dann bereden wir die ganze Sache. Abgemacht?“

Benny bejahte und damit war das Gespräch beendet und er dachte nach. Im Grunde entsprach das ja eigentlich genau seiner Idee. Nur an einen Familientörn mit beiden Familien hatte er dabei weniger gedacht. Denn das waren am Ende sieben Personen, die man unter einen Hut bringen musste. Aber was meinte sein Schwiegervater mit einer Auszeit? So lange hatte eigentlich ja niemand von ihnen Urlaub, außer natürlich die beiden angehenden Rentner.

Doch Benny freundete sich schnell mit diesem Vorschlag an und rief sofort Karen an. Er erreichte sie offenbar in der Stadt, denn der Verkehrslärm im Hintergrund war unüberhörbar. Er erzählte ihr vom Vorschlag ihres Vaters. Einen Moment war sie still, doch dann lachte sie.

„Das ist mal wieder typisch mein Dad! Bei ihm bist du vor keiner Überraschung sicher. Dem wird es zu langweilig, immer zu Hause zu hocken. Aber ich bin gespannt, was Mum dazu sagt. Also von mir aus, Schatz, ich bin dabei! Wir reden heute Abend zu Hause weiter, mein Taxi kommt gerade. Ich muss aufhören, Tschüss!“

Benny drehte mit seinem Schreibtischsessel eine halbe Runde zum Fenster hin und sah hinunter auf den Strand, an dem die Wellen langsam ausliefen. Seit sie hier auf Key West arbeiteten und wohnten, hatten sie eine eigene kleine Segeljacht, mit der sie des Öfteren an den Wochenenden hinausfuhren. Aber damit über den weiten Atlantik zu schippern, war unmöglich. Aber wie er seinen Schwiegervater kannte, hatte der schon längst irgendetwas organisiert.

Am Abend rief Ben seine Eltern an, die nur wenige Straßen entfernt wohnten, und erzählte ihnen von den Plänen. Maria Winter war zunächst etwas sprachlos, versprach aber mit Dad darüber zu reden. Immerhin hatten sie nun schon zwei Jahre keinen Urlaub mehr gemacht. Denn wer in Key West wohnt, braucht eigentlich keinen Urlaub, es sei denn, er war begeisterter Bergsteiger.

Der ständige Kontakt zwischen den Winters und den Widmarks war nie abgebrochen. Und so waren Karen und Benny, schon von Kindheit an befreundet, am Ende tatsächlich auch ein Ehepaar geworden, das inzwischen selber schon wieder ein Fünfzehnjähriges Mädchen mit dem Namen Kathleen hatte. Und nun hatten sie beide noch einen Monat Zeit, diese Urlaubsreise vorzubereiten.

Doch was war dieser Idee Jan Widmarks vorausgegangen? Schuld daran hatte eine fette Meldung auf der ersten Seite der „New York Times“ vom gleichen Morgen gehabt.

Mit diesem Zeitungsartikel sollte in Mister Widmarks Leben einiges einen anderen Weg nehmen als ursprünglich geplant. An diesem Freitagmorgen hatte ein Zeitungsartikel im Institut für Altertumswissenschaften der Universität Jale und ihrer Zweigstelle in Fort Lauterdale für allerhand Aufregung gesorgt. Denn dort hielt sich Jan Widmark gerade mal wieder auf, wenn er alte Kollegen besuchte und sie sich austauschten.

Bereits eine Stunde nach Bekanntwerden des Artikels hatte Professor Jan Widmark von seinem Kollegen Mark Blumenberg einen Anruf erhalten. Blumenberg schien über allen Maßen aufgeregt zu sein, denn seine Stimme zitterte leicht, als er sich bei Jan Widmark meldete und ihn aufgeregt fragte:

„Jan! Hast du schon die Morgenausgabe der „Times“ gelesen?“ Jan Widmark verneinte, denn er war keiner, der im Büro angekommen zuerst die Morgenzeitung las. Das hob er sich meist für die Mittagspause auf.

„Nein, habe ich noch nicht, Mark. Was treibt deinen Blutdruck am frühen Morgen schon so in die Höhe, alter Freund?“ Er hörte, wie Blumenberg am anderen Ende der Leitung schnaufte.

„Also weißt du, du wirst mit deiner Elefantenruhe noch mal den Weltuntergang verpassen, Jan! Deine Ruhe möchte ich haben!“, schnarrte Blumenberg am anderen Ende der Leitung. Jan Widmark wurde langsam ungeduldig.

„Also was ist Mark? Ist die Regierung gestürzt worden oder ehelicht der Papst eine Nachfahrin der Mutter Maria Magdalena? Was regt dich so auf, verrate es mir doch einfach mal!“ Mark Blumenberg, von Natur aus schon kurzatmig, schnaufte und hustete einen Augenblick, ehe er weitersprach.

„Also hör gut zu Jan! Sie schreiben, dass auf der griechischen Insel Milos Mitglieder einer Sekte mit dem Namen „Hüter des Lichtes“ ein Kloster angezündet und mehrere Mönche umgebracht haben. Und jetzt kommt es! Es sei bei dieser Auseinandersetzung um drei Bücher aus der Zeit von 476 v.Ch. gegangen, die der uns allen bekannte Herodot verfasst haben soll. Aber nun kommt noch das dicke Ei! Man behauptet sogar, diese Sekte sei der Ansicht, dass eben dieser Geschichtsschreiber Herodot zu seiner Zeit Kontakte zu Außerirdischen Wesen gehabt haben soll. Stell dir das mal vor! Außerirdische auf unserer Erde so kurz vor Christi Geburt! So, und diese drei Bücher, um die es bei diesem Zoff geht, bilden das sogenannte „Orakel von Naxos“. Frage mich nicht, warum! Aber diese Bücher sind spurlos verschwunden, und zwar schon seit ewigen Zeiten! Unser Kultur - Botschafter in Griechenland ist von der dortigen Regierung nun angesprochen worden, ob unser Institut nicht bei der Suche nach diesen Büchern behilflich sein könnte. Und deswegen rufe ich dich an, mein Freund! Man hat sich nämlich deiner Eskapaden mit diesen „Hütern des Lichtes“ am Machu Pichhu in Peru erinnert. Wundere dich also nicht, wenn du noch heute einen Anruf bekommst. So, das war`s! Ich wollte dich nur schon mal vorwarnen, alter Freund!“

Blumenberg hatte dann das Gespräch abrupt beendet und plötzlich aufgelegt. Offenbar hatte gerade, als er sprach, jemand sein Büro betreten.

Und genauso kam es dann auch wie bereits vorgewarnt. Kurz vor Mittag, Jan Widmark wollte gerade zur Kantine, wo er sich mit seiner Tochter Karen treffen wollte, kam der oberste Beamte des Kulturministeriums mit einer Sekretärin und klopfte bei Jan Widmark an der Tür. Und da die Tür zu seinem Office offenstand, standen die Besucher unmittelbar vor seinem Schreibtisch.

Kent Jackson war ein schwarzer bulliger Zweizentnermann mit Stiernacken, Knollennase und Brille. Seine Sekretärin war nicht älter als 20 Jahre, etwas drall um die Hüften, ebenfalls mit großen Brillengläsern, rot geschminkten Lippen und schwarzen Strümpfen unter einem knallroten kurzen Rock, der ältere Männer zur Schnappatmung bringen konnte. Jackson seinerseits kam aber ohne Umschweife sofort zur Sache.

„Mein lieber Professor Widmark, wir sind vom Griechischen Kulturminister gebeten worden, bei der Suche nach drei altertümlichen Büchern zu helfen. Das Altertum fällt ja in ihr Revier, auch wenn sie so gut wie bereits verabschiedet sind. Also haben wir uns gedacht, sie stellen ein Team von Fachleuten zusammen. Dabei denken wir auch an das Ehepaar Winter, welches ja mit ihnen damals in Peru war. Wir kommandieren sie sozusagen für ein paar Wochen nach Griechenland ab. Überlegen sie mal, ob sie diesen Trip nach außen hin nicht als ganz normalen Familienurlaub abwickeln könnten, jetzt wo sie doch bald Privatmann sind. Je weniger Aufsehen wir erregen, umso besser ist es für die Sache selbst. Also, einverstanden? Übernehmen sie diese Sache? Ich wüsste keinen besseren, den wir da sonst hinschicken könnten!“

Er langte in seine Aktentasche und brachte zahlreiche Hefter zutage. Offenbar war er sich seiner Sache schon sicher.

„Noch was, Professor! Wir stellen ihnen da unten einen Katamaran zur Verfügung. Brauchen sie eine Crew oder können sie das in eigener Regie managen? Damit sind sie zwischen den Inseln bewegungsfähiger, als wenn sie fliegen oder die Fähren benutzen wollen. Dieser Katamaran ist das Modernste, was es zurzeit auf der Welt gibt. Und auch das Teuerste“, setzte er noch lachend hinzu. Jan Widmark lachte ebenfalls verhalten und meinte dann:

„Damit könnten sie wahrscheinlich meinem Schwiegersohn Benny Winter eine große Freude bereiten, er ist passionierter Segler. Aber nun mal im Ernst, Mr. Jackson. Warum sollen ausgerechnet die Vereinigten Staaten von Amerika in diese Sache involviert werden? Wir sind da unten ja nicht unbedingt beliebt!“ Jackson winkte ab, als habe er diesen Einwand schon erwartet.

„Professor! Erstens ist dieses Institut in aller Welt bekannt. Zweitens wäre deswegen ein solcher Familienausflug von Vorteil! Wir könnten natürlich auch die Jungs vom CIA hinschicken. Aber sie wissen doch, die benehmen sich manchmal recht raubeinig. Sie werden von uns bei allen wichtigen Institutionen avisiert, damit haben sie dann völlige Bewegungsfreiheit. Glauben Sie mir, niemand wird es auffallen, wenn eine Reisegruppe aus zwei oder drei Familien einen Segelurlaub macht. Also, übernehmen Sie die Sache nun? Wenn ja, müssten sie in einer Woche ihre Maschine nach Athen nehmen. Und noch was, die „Hüter des Lichtes“ sind Ihnen ja nicht unbekannt, oder? Also, wer kann diese Sache besser aufklären als Sie!“

Jackson war schon wieder im Begriff sich zu erheben, weil er wohl annahm, Jan Widmark überzeugt zu haben. Doch Jan schien noch zu überlegen, und Jackson sah sich gezwungen, sich zunächst wieder hinzusetzen.

Einerseits waren Jan Widmark derartige kurzfristige Unternehmungen suspekt, andererseits hatte er seiner Frau Susan schon lange mal versprochen, mit ihr in der Ägäis zu segeln. Und Schwiegersohn Benny und Tochter Karen würden natürlich sofort begeistert dabei sein. Was sein Freund Tom Winter und dessen Frau Maria dazu sagen würden, müsste er noch erfragen. Aber wie er Tom kannte, war dem kein Abenteuer zu heiß. Er nickte kurzerhand und sah auf seine Armbanduhr.

„Also gut Mr. Jackson, mal vorausgesetzt meine Familie stimmt zu, bereiten sie alles vor. Wir werden diesen Urlaub höchstwahrscheinlich machen“, lachte er und stand auf. Seine Gäste verabschiedeten sich aufatmend und gingen. Jan Widmark dachte an seine Tochter, die er gleich treffen würde. Na, das würde ja eine Überraschung geben, wenn er ihr von diesem Vorhaben erzählen würde, falls nicht Benny sie inzwischen informiert hatte. Was ihn allerdings immer noch verwunderte, war die ungewöhnliche Aufgeregtheit des alten Mark Blumenberg am Morgen zu diesem Thema. Doch die Aufklärung des Sachverhaltes sollte nicht sehr lange auf sich warten lassen.

Susan Widmark war zu Hause gerade dabei, die Betten aufzuschütteln, als es an der Haustür klingelte. Sie sah verwundert auf die Uhr. Der Postbote konnte es noch nicht sein, dafür war es noch zu früh. Also ging sie nach vorn zur Haustür und öffnete. Vor ihr stand ein älterer Herr, der sah ziemlich zerknautscht aus, trug einen alten breitkrempigen Hut, wie ihn Angler meist tragen, und hatte ein Päckchen unter dem Arm. Er lüftete kurz seinen Hut und offenbarte dabei seinen lichten Haarkranz.

„Miss Widmark? Sehr schön, dass ich Sie antreffe. Ich habe hier ein kleines Päckchen, welches ich Ihrem Mann mitgeben möchte, wenn er demnächst nach Athen fliegt. Ein kurzes Schreiben von mir liegt dabei, bei wem und wo er es bitte abgeben möchte. Mit der Post würde das alles zu lange dauern und andererseits ist der Inhalt auch ziemlich kostbar und leider auch etwas heikel.“

Sprach‘s, und ehe Susan überhaupt noch eine Frage stellen konnte, hatte er ihr das kleine Päckchen schon in die Hand gedrückt, den Hut wieder gelüftet, sich auf sein Fahrrad geschwungen, und radelte eiligst von dannen. Susan sah dem Mann kopfschüttelnd noch eine Weile hinterher, bis er um die nächste Kurve verschwunden war. Susan Widmark besah sich das Päckchen einen Moment.

„Na, so ein komischer Heiliger“, murmelte sie und schloss wieder die Haustür. Dann lauschte sie an dem Päckchen. Man konnte ja nie wissen! Nur allzu oft waren in der Vergangenheit solche Postsendungen plötzlich explodiert. Da sie aber nichts hörte, stellte sie das Päckchen vorsorglich auf einen Tisch auf der Veranda hinter dem Haus und ging wieder an ihre Arbeit.

Am späten Nachmittag würde ihr Gatte aus dem Institut zurückkommen, und sich wie jeden Tag umziehen, um noch eine Stunde Laufen zu gehen, was auf den Florida Cages ja vergnüglich war. Außerdem traf er sich dann meist mit seinem Freund und Kollegen Tom Winter, der nur zwei Straßen weiter wohnte.

Immerhin waren sie ja schon seit einigen Jahren verwandt. Ihre Tochter Karen und Toms Sohn Benny waren inzwischen bereits seit fünfzehn Jahren verheiratet und hatten ein Mädchen mit dem Namen Kathleen. Die Kleine war mit ihren 14 Jahren und einer Größe von 1,70 Meter der Liebling der Großeltern. Sie sah aus wie ihre Mama Karen und Oma Susan, und man behauptete immer wieder, die drei hätten Schwestern sein können. Alle drei hatten langes volles goldblondes Wuschelhaar bis über die Schultern, waren etwa 1,70 Meter groß, wohlgeformt und sportlich.

In ihrer Freizeit spielte Kathleen erfolgreich Fußball in einer Mädchenmannschaft ihres Colleges und stand kurz vor den Meisterschaften.

Jan Widmark war an diesem Tag vorzeitig wieder zu Hause aufgetaucht und stieg eben frisch geduscht aus der Dusche. Dann suchte er seine Frau. Er fand Susan draußen im Garten. Sie deutete auf das kleine Päckchen auf dem Tisch.

„Schatz! Dieses Päckchen da hat heute Morgen so ein komischer älterer Herr mit Hut und Fahrrad für dich abgegeben. Du sollst es mit nach Athen nehmen, meinte er. Was willst du eigentlich in Athen, wenn ich mal fragen darf? Und vor allem, wann willst du nach Athen fliegen?“

Jan nahm das Päckchen zur Hand und lachte, als er den Absender las. „Professor Mark Blumenberg“ stand auf der Rückseite des Päckchens. Jan wunderte sich dennoch, was der alte Blumenberg ihm da gebracht hatte, und begann es zu öffnen. Da er Susan nicht geantwortet hatte, kam sie neugierig näher und sah ihm über die Schulter.

Jan entfaltete vorsichtig ein Schreiben. Fein säuberlich mit der

Hand geschrieben, stand dort zu lesen:

Verehrter Kollege Widmark! Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie als Postbote missbrauche, damit dieses Buch wieder seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben wird. Ich habe dieses Buch vor 25 Jahren bei einem Besuch in Athen aufgestöbert und mit nach Hause in die USA genommen. Erst viel später begriff ich die Brisanz dieses kleinen Büchleins, von dem es übrigens insgesamt drei geben soll. Bitte händigen Sie es dem Mönch Father Sokrates vom Domkapitel in Naxos aus. Er wird wissen, wie er damit verfahren muss. Meinen herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Ihr ergebener Mark Blumenberg

Jan Widmark wog das kleine Büchlein in seinen Händen. Als er vorsichtig darin blättern wollte, sah er, dass es tatsächlich in einer alten Handschrift in Altgriechisch geschrieben war. So etwas konnte heutzutage kaum noch jemand lesen. Aber dass es kostbar war, das sah Jan auf den ersten Blick. Er nahm sich vor, das Buch seiner Tochter zu zeigen, die ja immerhin wie er das Altertum studiert hatte, genauso wie Maria Winter, die Frau seines Freundes Tom. Und dann endlich klärte er seine Frau über den Mann, das Buch und seine bevorstehende Reise nach Griechenland auf, betonte aber ausdrücklich, dass er nicht ohne sie fliegen würde.

Und Susan reagierte natürlich wie jede Frau. Die erste Frage war: „Mein Gott, was soll ich denn da anziehen?“ Und das, obwohl der begehbare Kleiderschrank von Susan Widmark eigentlich reichlich Stücke für jeden Anlass in sich barg.

Am Abend trafen sie sich dann bereits mit Maria und Tom Winter im Garten. Und wenig später kamen noch Tochter Karen mit Mann Benny und Tochter Kathleen zu Besuch. Alle waren gespannt, was Jan Widmark bewogen hatte, sie so überraschend für den Abend einzuladen. Und dann erzählte Jan den Anwesenden von seinem Besuch im Büro und was man ihm angetragen hatte. Und da ging Benny ein Licht auf. Das also war der eigentliche Grund für diesen bemerkenswerten Vorschlag seines Schwiegervaters. Und siehe da, es bedurfte keiner langen Diskussion und man war sich einig, dieses Segelabenteuer in Angriff zu nehmen.

Nur eine zog ein saures Gesicht und das war Kathleen, weil sie damit ein wichtiges Spiel ihrer Mannschaft versäumte. Und so maulte sie eine Weile, so wie Teenager halt ihren Unmut äußern, und wäre am liebsten allein zu Hause geblieben. Doch Benny Winter war nicht nur ein lieber Papa, er war auch ein strenger. Und so gab es Kathleen bald auf, dagegen zu protestieren, meinte aber dann dennoch zum Schluss:

„Ihr Erwachsenen seid die reinsten Diktatoren! Ihr bestimmt immer, wo es lang geht! Egal, ob es uns passt oder nicht.“

Mit diesen Worten stülpte sie sich mit eisiger Miene die Kopfhörer auf die Ohren und verzog sich schmollend in die Hollywood-Schaukel.

Das Gespräch dauerte an diesem Abend noch lange, denn jeder machte seine Vorschläge, was man alles unternehmen konnte, wenn man schon mal einen bezahlten Urlaub vom Staat erhielt.

Aufbruch nach Naxos

Schon frühzeitig waren die Familien Widmark und Winter an diesem Samstagmorgen gemeinsam zum Flughafen Miami International Airport aufgebrochen. Die Maschine der Swiss Air sollte um 9.30 Uhr starten. Gemeinsam saßen sie noch im Coffee-Shop beim Frühstück, als plötzlich ein älterer Herr ziemlich aufgelöst und suchend durch das Lokal irrte, um Herrn Professor Widmark zu finden. Aufatmend entdeckte er den Gesuchten in einer Fensterecke, und kam eilig auf ihn zugelaufen.

„Professor Widmark! Hallo! Gut, dass ich sie noch treffe!“, stieß er atemlos hervor. Der ältere Herr, der so aufgeregt auf den Tisch zusteuerte, war kein geringerer als der Vizepräsident des Forschungsinstitutes ISA Herr Alex Leigthon. Jan Widmark erhob sich und begrüßte den ehemaligen Vorgesetzten irritiert.

„Hallo, Professor Leigthon, was verschafft uns die Ehre Ihres Besuches? Wir sind in Begriff, in einer Stunde nach Athen abzufliegen.“ Leigthon hob beide Hände zur Entschuldigung.

„Ich weiß, ich weiß Mr. Widmark! Mein Freund Professor Mark Blumenberg hatte mir gestern noch erzählt, dass er Sie gebeten hatte, ein Buch mitzunehmen, welches Sie doch bitte auf Naxos einem Mönch mit dem Namen Father Sokrates übergeben möchten.“ Jan Widmark bat den Professor, Platz zu nehmen. Professor Leigthon atmete kurz tief durch.

„Also, warum ich Sie jetzt noch aufsuche, hat folgende Bewandtnis. Ich habe eine höchst traurige Nachricht, die mich veranlasst hat, Sie heute noch aufzusuchen.“ Er schnaufte tief durch und sah Jan durch seine kleine runde Brille an. Dann meinte er leise beinahe flüsternd:

„Stellen Sie sich mal vor, Mark Blumenberg ist heute Morgen tot in seiner Wohnung aufgefunden worden! Die Polizei sagt, er sei umgebracht worden! Stellen Sie sich das mal vor! Würden Sie dem Institut den Gefallen erweisen, Kollege Widmark, und das Buch trotzdem überbringen?“ Jan Widmark nickte nachdenklich.

„Gut, Kollege Leigthon, ich nehme das Buch trotzdem mit. Ich hoffe aber, es gibt damit nicht noch irgendwelche Überraschungen. Wir möchten nämlich endlich mal einen schönen gemeinsamen Segelurlaub mit Frau und Kindern machen. Und das im Kernland der Antike. Wir werden mehrere Inseln aufsuchen und uns umsehen.“

Über den wahren Grund ihrer Reise schwieg er lieber und angesichts des Todes von Blumenberg nun erst recht.

„Wir haben das Buch bei uns und werden es abgeben“,

erwiderte Widmark seinem Gast. Doch der machte noch immer ein geheimnisvolles Gesicht. Leigthon senkte die Stimme und sah sich kurz um, als ob er Verfolger fürchtete, dann erklärte er:

„Also hören sie gut zu! Es handelt sich um ein sehr altes und sehr kostbares Buch aus der Zeit 460 v. Ch. Der berühmte Herodot soll es verfasst haben, und neben diesem Buch auch noch zwei weitere. Sie waren lange verschollen und Professor Blumenberg hatte damals eines davon bei seinen Forschungsreisen in Griechenland gefunden und dann mit nach Hause genommen, ohne jemand um Erlaubnis zu bitten.“

Jan Widmark ging langsam ein Licht auf, er sah seine Frau Susan an. Die verzog das Gesicht, als wollte sie sagen, lass ja die Finger davon! Doch Tochter Karen und Schwiegersohn Benny nahmen das ganze offenbar nicht so ernst und nickten. Maria Winter schmunzelte nur.

„Sagen Sie mal, Professor Leigthon, wissen Sie, wir ihr Kollege an dieses Buch gekommen ist? Ich meine, wo er es gefunden hat?“ Leigthon zuckte mit den Schultern.

„Das, verehrte Miss Winter, weiß ich leider auch nur vom Hörensagen. Aber er war sehr interessiert daran, dass dieses Buch wieder in das Kloster „Agios Naxos“ zurückkommt. Dieser Father Sokrates ist bereits informiert. Er wird Sie einen Tag nach ihrer Ankunft in dem kleinen Park, gleich neben dem Hafen Chora Naxos erwarten. Die Telefonnummer liegt wohl im Buch. Er wird auf Sie zukommen wegen des Termins der Übergabe“.

Professor Leigthon erhob sich wieder und verabschiedete sich sichtlich erleichtert von Jan Widmark und den anderen. Als er wieder gegangen war, meinte Tom Winter besorgt:

„Ich an deiner Stelle hätte mir das noch zweimal überlegt, Jan! Ich entsinne mich nämlich vor vielen Monaten einen Artikel über diesen Blumenberg gelesen zu haben. Man hatte ihn darin beschuldigt, antike Artefakte aus Griechenland einfach mitgenommen zu haben. Der Kerl scheint es mit der ehrlichen Forschungsarbeit nicht allzu ernst genommen zu haben. Und jetzt ist er auch noch umgebracht worden.“ Jan Widmark nickte nachdenklich. Er sah alle der Reihe nach an.

„Das mag ja sein, Tom, und deine Bedenken sind auch berechtigt, aber so kommt wenigstens ein Teil davon wieder dorthin, wo es hingehört. Frage nicht, was in den Jahrhunderten durch Kriege und Belagerungen der Inseln alles geraubt worden ist und unwiederbringlich verloren ging. Trotzdem, Sorgen mache ich mir jetzt natürlich auch. Hat man ihn gar wegen dieses Buches umgebracht? Das wäre kein gutes Omen für unseren Auftrag.“ Er sah sich in der Runde um.

„Was meint ihr, sollen wir lieber von dem Auftrag zurücktreten? Noch ist es Zeit auszusteigen. Es genügt ein Anruf und ich nehme dann eben die nächste Maschine. Allerdings steht nun auch fest, unser Auftrag und dieses Buch haben einen Zusammenhang! Es hieß ja nur, wir sollen drei Bücher suchen.“

Im Nu war der schönste Disput im Gange. Am meisten enttäuscht zeigte sich natürlich Karen, die schon in Gedanken in der Ägäis segelte. Am Ende war man sich doch einig, das kostbare Buch dorthin zu bringen, wo es hingehörte. Doch der Trip hatte einen sonderbaren Anstrich bekommen und die große Freude war zunächst gewichen. Aber die drei Männer waren sich einig, ihren Frauen allen Problemen zum Trotz einen schönen Segelurlaub zu schenken. Und Probleme sollte es tatsächlich noch mehr als genug geben.

Ein Telefonanruf auf Rhodos

Etwa zur gleichen Zeit, als unsere Urlauber das Flugzeug in Miami bestiegen, klingelte in einem Büro im Großmeisterpalast von Rhodos-Stadt das Telefon. Ein älterer, breitschultriger Mann mit Schnauzbart und weißem Hemd hob den Hörer ab und meldete sich.

„Großmeister Alexis Konstantino, was kann ich für Sie tun?“ Er lauschte eine Weile, um dann plötzlich aufzubrausen.

„Jetzt verraten Sie mir doch bitte einmal, wieso Sie es nicht fertig bringen, ein Buch aus einer Wohnung zu holen, die nicht einmal besonders gesichert ist? Dieser Professor war doch ein Einsiedler, sagt man. Und wieso ist er jetzt plötzlich tot? Das kann doch nicht wahr sein! Wieso kann das Buch, welches vor zwei Tagen noch da war, jetzt plötzlich verschwunden sein? Habe ich es denn nur noch mit Anfängern zu tun, verdammt noch mal?“, wetterte er und schmiss dann den Hörer auf die Station. Es war wie verhext. Jetzt hatten sie endlich den Dieb ausfindig gemacht, aber auf einmal war dieses kostbare Buch wieder weg und der Besitzer tot. Wer mischte in diesem Spiel eigentlich noch mit? Er überlegte eine Weile, dann griff er wieder zum Telefon und meldete ein Ferngespräch in die USA an. Es dauerte keine zwei Minuten, da stand die Verbindung. Er wählte und lauschte, dann meldete sich eine männliche Stimme. Lukas, sein Bruder, war am anderen Ende.

„Bruderherz, ich habe große Sorgen“, begann er das Gespräch. „Du weißt, wir haben vor einigen Wochen endlich den Dieb gefunden, der ein Buch aus der Reihe des „Orakel von Naxos“ gestohlen hatte. Wir waren drauf und dran, ihm das Buch abzunehmen, freiwillig oder mit Nachdruck. Aber jetzt ist das Buch weg und der Kerl selbst soll tot sein. Kannst du mal ein paar Erkundigungen einziehen? Es gibt doch bei euch Amis ein paar ziemlich bekannte Leute, die sich mit solchen Themen beschäftigen. Wir müssen unbedingt wissen, wer dieses Buch nun hat. Der Große Rat tagt in vier Wochen. Bis dahin muss ich Erfolge liefern. Verstehst du meine Lage? Also, sei so gut und horche dich mal um. Viele Grüße an die Familie, tschau!“

Er legte wieder auf. Sein Bruder war in den USA beim CIA. Wenn jemand den Faden neu aufnehmen konnte, dann ganz bestimmt er. Immerhin gehörte auch er zur Bruderschaft von Sion, da war Hilfe eine Selbstverständlichkeit. Konstantino lehnte sich zurück. Seit Jahren waren seine Leute hinter diesen Büchern her, aber sie waren offensichtlich nicht die Einzigen. Aber wer mischte da noch mit? Das musste er schnell unbedingt herausfinden, um die Konkurrenz ausschalten, mit allen Mitteln! Wer diese drei Bücher besaß, hatte eventuell den Schlüssel für die Zukunft der Menschheit in der Hand.

Ankunft auf Naxos

Strahlender Sonnenschein lag an diesem Tag über der Kykladeninsel Naxos, als in den frühen Vormittagsstunden die gecharterte Segelyacht „Seeteufel“ in den kleinen Hafen der gleichnamigen Hauptstadt einlief und am Anleger der Hafenverwaltung festmachte.

Sie waren vor zwei Tagen in Athen angekommen und sofort zur Marina Alimos Kalamaki gefahren, wo ihr Boot am Pier 3 liegen sollte. Was allen sofort aufgefallen war, waren die unzähligen streunenden Hunde, die teilweise aggressiv auf die Passanten reagierten. Der Taxifahrer hatte sie ausdrücklich vor ihnen gewarnt. Den Versuch, am Abend noch einmal vor der Abreise in ein Restaurant mit dem Namen „Wasilis“ zu gehen, hatten sie verworfen. Das ganze Gelände dieser Marina machte einen heruntergekommenen Eindruck, so dass man auf Bennys Drängen noch vor Sonnenuntergang ausgelaufen war und Kurs auf Naxos genommen hatte, das in über 200 Kilometer Entfernung lag.

Die „Seeteufel“ selbst war eine besondere Augenweide. Und so mancher Seemann oder Fischer, der im Hafen arbeitete, hatte bei ihrem Einlaufen anerkennend genickt. Kapitän Benny Winter, sowie Vater und Schwiegervater befestigten die Taue an den eisernen Pollern.

Sie hatten sich mit dieser Reise einen lang gehegten Wunsch erfüllt, im Grunde war es ja sogar eine Dienstreise mit Familienanschluss. Die nächsten Wochen wollten sie hier die Kykladeninseln kennenlernen, ganz nebenbei auch das Buch abgeben und eventuell nach den anderen beiden Büchern suchen, falls sich die Gelegenheit dazu ergab.

Jan Widmark hatte der Bitte seines Freundes Alex Leigthon mit einigen Bauchschmerzen nachgegeben, zumal er sein Freund und Chef im Institut für Altertumsforschung gewesen war. Und Jan Widmark war damals wiederum Abteilungsleiter im Institut für Frühgeschichte. Das Schicksal hatte es gewollt, dass nun seine Tochter Karen ihm in diesem Institut gefolgt war.

Aber auch für Karen war der alte Professor Alex Leigthon so etwas wie ein guter Freund. Er hatte sie in die Mythen der alten Griechen eingeführt, hatte ihre Sehnsucht nach der Suche alter Artefakte angestachelt und sie auf Bitten ihres Vaters mit nach Griechenland genommen. Damals war sie achtzehn Jahre alt gewesen und hatte sich mitten im Studium an der Jale-Universität befunden. Doch diese zwei Wochen auf Kreta und Malta waren für Karen ein unauslöschliches Erlebnis gewesen. Und nun war sie wieder in Griechenland, und diesmal auf den Inseln der Kykladen. Benny Winter stieß seine Frau sanft an, die an der Reling stand und versonnen auf die Fischerboote im Hafen schaute.

„Hey, schöne Helena! Träumen Sie gerade ein wenig? Vielleicht vom Gott Apollon oder gar von Adonis?“, fragte er sie leise und lächelte dabei, wie nur ein liebevoller Mann seine Frau anlächeln kann. Karen sah sich zu ihm um und nickte.

„Oh ja, ich habe gerade von den schönen Männern Griechenlands geträumt, mein Schatz!“, erwiderte sie schmunzelnd. Sie wusste genau, dass er ihr nicht misstraute, aber in seinem Innersten in einem ganz geheimen Winkel saß die Eifersucht und ließ sich nicht vertreiben, und das, obwohl sie Benny nie den leisesten Grund dafür gegeben hatte. Für sie war ihr Schwur, den sie zur Hochzeit geleistet hatte, bindend bis zum letzten Atemzug. In einer Zeit, wo Paare überstürzt heirateten, um sich dann nach wenigen Jahren wieder scheiden zu lassen, waren sie wohl so etwas wie eine rühmliche Ausnahme. Und solche kleinen Sticheleien machten ihr einfach Spaß.

Karen sah hinüber auf die andere Seite des Bootes, wo ihre Tochter an der Reling stehend gerade mit zwei jungen Fischern, die in einem kleinen Boot saßen, mit Händen und Füßen redete. Kathleen konnte man tatsächlich gut und gerne schon auf siebzehn oder gar achtzehn Jahre schätzen. Bei einer Größe von 1,70 Metern, 46 Kilo Gewicht, langen bis zur Taille reichenden blonden Locken und braun gebrannt wie ein Backhändl war sie den griechischen Jungs natürlich sofort aufgefallen. Einen Augenblick sah sie zu ihrer Mutter herüber und kniff dabei ein Auge zu. Dabei griente sie wie eine kleine Verführerin. Was hatte ihr Mann Benny erst unlängst gesagt?

„Wenn Kathleen so weiterwächst und gedeiht, müssen wir ihr wohl bald einen Bodyguard zur Seite stellen.“ Aber Karen hoffte, dass sie ihre Tochter schon frühzeitig genug auf die Gefahren aufmerksam gemacht hatte, die vor allem von Männern ausgehen konnten.

Ihr Schwiegervater Tom Winter kam die Treppe der Kajüte herauf auf Deck gestiegen und hielt einen Bikini an einem Finger hängend in die Höhe und rief lachend:

„Wem gehört dieses Nichts von einem Taschentuch hier? Dieses Ding hing vorhin einsam und verlassen am Steuerrad.“ Er hielt es so hoch, dass es jeder an Bord sehen musste. Plötzlich kam Kathleen herbeigerannt und zog es Onkel Tom schimpfend vom Finger.

„Gib es her, Onkel Tom! Das ist mein Bikini!“ Tom Winter lachte schallend.

„Dachte ich es mir doch, dass es nicht den beiden Omas gehört. Dafür ist der zu klein. Aber bei dem Ding war bestimmt der Preis auch größer als der Stoff!“

Sofort gab es Protest von seiner Frau und von Susan. Und ehe er sich versah, hatten ihn die beiden „Omas“ gepackt und über Bord befördert. Schnaufend tauchte er wieder auf und drohte ihnen lachend. Und weil Benny so herzhaft lachen musste, war er der nächste, der über Bord ging. Und unversehens sprang auch die junge Dame ins Wasser, die das alles ausgelöst hatte, natürlich in einem Bikini, einem Hauch von Nichts. Karen sah ihre Mutter von der Seite an, weil die etwas gesagt hatte. „Was sagtest du, Mom?“ Susan Widmark schmunzelte:

„Du wirst deiner Tochter baldigst einen neuen Bikini kaufen müssen. Der, den sie da anhat, ist inzwischen mindestens eine Nummer zu klein und nicht mehr jugendfrei!“ Karen musste ihr recht geben.

„Ich glaube, du hast recht, Mom, sie hat inzwischen schon eine Oberweite, die mir Angst macht.“ Susan Widmark lachte verhalten:

„Bei dir sah das mit Vierzehn auch nicht anders aus, aber das Wachstum lässt Gott sei Dank im Laufe der Jahre nach. Im Moment ist sie wohl gerade in einem Wachstumsschub.“ Karen sah auf ihre Armbanduhr.

„Mom, wann wollte Dad diesen Priester heute Abend treffen?“ Susan Widmark sah ebenfalls zur Uhr.

„Ich glaube um 20.00 Uhr, drüben im Park neben der kleinen Basilika. Er meinte, wir sollten alle mitkommen. Es wäre gut, wenn die Familie dabei wäre. Immerhin brauchen wir noch die Taucherlaubnis, und ohne die kirchlichen Herren geht hier gar nichts.“ Karen musste lachen.

„Das ist aber doch Sache der Verwaltung, oder?“ Susan schüttelte den Kopf. „Wir sind nicht in Amerika, Tochter. Hier, wo jeder jeden kennt, hat das Oberhaupt der Kirche ein gewichtiges Wort mitzureden. Wenn der Metropolit nein sagt, kannst du wieder abreisen.“

Inzwischen waren Tom und Jan wieder aus dem Wasser gestiegen, unterhielten sich feixend und kamen auf die beiden Frauen zu. Aber Susan wehrte sie sofort ab.

„Lasst euch ja nicht einfallen, uns ins Wasser zu werfen. Bis wir unsere Haare wieder in Form haben, müsst ihr alleine zum Park gehen.“

Und so ließen die Herren von ihrem Vorhaben ab. Zumal es langsam auf den Abend zuging, und im Hafen die ersten Lichter angingen. Die Sonne stand bereits mit zwei Drittel unter dem Horizont draußen auf See. Ein leichter Windhauch strich über das Schiff und vom Ort herüber zogen feine Düfte von gebratenem Fleisch.

Maria kam als erste an Deck. Sie war fix und fertig in Schale und trug ein schwarzes Seidentuch um den Hals. Im Grunde genommen hätte man Maria eigentlich von der schwarzen Haarfarbe, dem Teint und dem hübschen Gesicht für eine Griechin halten können. Und mit 1,68 Meter Körpergröße und einer schlanken Figur war sie nicht selten ein Blickfang für Männer. Gleich nach ihr kam die blonde Kathleen die Treppen empor. Mama Karen stand da und staunte, sie tippte Maria kurz an.

„Na, sieh dir doch mal unsere Kleine an! Hat die sich aber aufgebrezelt, nix mit Top und Jeans mit Löchern.“

Kathleen hatte tatsächlich ein griechisches Trachtenkleid mit Schürze an, darunter eine weise Bluse, alles exakt landestypisch. Dazu einen schwarzen Seidenschal über ihren blonden Haaren, die sie hinten hochgesteckt hatte, und an den Füßen – bunte Adidas Turnschuhe! Maria schmunzelte und musste sich das Lachen verbeißen.

„Ja, ja Karen, sieh dir deine Konkurrenz an! Sie ist schon eine richtige kleine Dame, einfach süß!“ Karen nickte nur wortlos und ging hinunter in die Kajüte, wo Benny gerade dabei war, sich umzuziehen.

„Hör mal Schatz, wenn du jetzt gleich hochgehst, bitte ich dich, keine dummen Bemerkungen zu deiner Tochter zu machen! Schau sie dir mal genau an, und bitte lobe sie dann!“ Benny sah seine Frau erstaunt, aber interessiert an.

„Wieso betonst du das so?“ Karen schmunzelte stolz: „Weil unsere Tochter heute einen auf Dame macht, und das passiert selten genug. Auch wenn sie dabei Turnschuhe trägt! Sie will heute uns älteres Semester ausstechen. Also sei lieb zu ihr, ja!“ Benny grinste.

„Ich bin doch immer lieb zu euch beiden, he?“ Sie gab ihm einen Kuss. „Ja meistens, aber heute musst du deine Tochter mal richtig loben! Und heute bekommt sie auch mal ein Glas Wein, okay?“ Benny lächelte und gab ihr noch einen Kuss.

„Wird gemacht, Boss!“

Als Benny an Deck kam, sah er Kathleen mit seinem Vater plaudern. Er trat näher. „Kalispera, Miss Winter! Sie sehen heute aber entzückend aus! Ich bin richtig stolz auf Sie!“ Kathleen sah ihren Dad einen Moment ungläubig staunend an.

„Meinst du das jetzt ernst, Dad? Oder hat Mum dir das eingebläut?“ Benny nahm sie in den Arm.

„Nein, ich bin wirklich stolz auf dich. Und dafür gibt’s heute Abend auch ein Glas Wein!“ Kathleen grinste ihn kess an.

„Übernimm dich nicht, alter Vater!“ Dabei grinste sie schelmisch, so wie es ihre Mutter ebenso gut konnte.

Das Boot war abgeschlossen, und man ging Richtung Stadt. Noch waren sehr wenige Menschen auf den Straßen. In ein bis zwei Stunden würde sich das ändern, dann waren die Tavernen mit Menschen aller Nationen gefüllt.

Sie näherten sich der Hafenpromenade, wo eine Taverne neben der anderen stand. Alle hatten Sonnenschirme, Stühle und Tische draußen stehen, und warteten auf Gäste. Die Promenade war für Autos ab 20.00 Uhr gesperrt, und so sah man nur vereinzelte Fußgänger die dahinflanierten. Maria hatte sich vor lauter Freude über diese Idylle bei Tom eingehängt und hielt ihn selbst mit einem Arm an der Taille umschlungen.

„Sieh dir das an, Liebling! So stellt man sich Griechenland immer vor. Einfach herrlich hier!“ Tom drückte seine Frau an sich und lächelte. Es geschah eben nicht oft, dass sie so viel gemeinsame Zeit für sich hatten. Er sah auf seine Armbanduhr.

„Hört mal Leute, wenn wir pünktlich oben in der Festung sein wollen, um den Mönch zu treffen, müssen wir einen Schritt zulegen. 20.00 Uhr war ausgemacht.“

Wenig später näherten sie sich der Burganlage und erreichten den kleinen Park, der sich eher als Friedhof, denn als Park herausstellte.

Ein Teil war abgesperrt, dort wohnten wohl die kirchlichen Würdenträger der Insel. Immerhin war Naxos ein Bistum. Ihr Weg führte sie am Archäologischen Museum vorbei und sie erreichten ein großes steinernes Tor, dahinter lag der Park mit dem Springbrunnen. Treffen wollte man sich mit dem Weihepriester Kraetos am Brunnen der Aphrodite.

Father Sokrates, den sie eigentlich ursprünglich treffen wollten, hatte sich krankheitshalber entschuldigen lassen. Überall auf den langen Wegen brannten bereits die Laternen. Und da stand er auch schon – der Brunnen der schönen Aphrodite. Benny legte lächelnd seine Arme um die Schultern seiner zwei Frauen.

„Seht sie genau an, Mädels, das war die wohl schönste Frau im Alten Griechenland. Aber ich muss sagen, ihr seht wesentlich schöner aus.“ Kathleen nickte geschmeichelt.

„Stimmt Dad, vor allem sind wir nicht so kalt und so nackt!“ Alle lachten über Kathleens Bemerkung. Jan Widmark sah auf die Uhr. Sie waren pünktlich 20.00 Uhr da. Aber wo war der Priester? Jan hatte die Telefonnummer auf einem Zettel angerufen, der im Buch lag. Ein Priester hatte sich gemeldet und gemeint, er könne selber nicht kommen, würde aber seinen Stellvertreter Father Kreatos schicken.

Tom Winter war inzwischen neugierig noch ein Stück weiter den Weg entlanggelaufen und sah sich interessiert die Marmorstatuen am Wegesrand an. Er wollte gerade wieder umkehren und zurück zu den anderen gehen, als er plötzlich hinter einer Hecke im Halbdunkel zwei ausgestreckte lange Beine in Sandalen sah. Vorsichtig trat Tom näher, dann sah er den Priester. Der lag lang ausgestreckt auf dem Bauch liegend da und in seinem Rücken steckte ein Dolch. Nur das silberne Heft ragte noch heraus. Erschrocken hielt Tom einen Augenblick inne. Er wollte sich gerade zu dem Liegenden hinunterbeugen, um zu sehen, ob er noch atmete, als hinter einem Grabstein, der unmittelbar neben ihm stand, urplötzlich eine schwarze Gestalt hervorsprang, Tom brutal zur Seite stieß, um dann in der Dunkelheit zu verschwinden.

Tom hatte gerade angesetzt, nach Jan Widmark zu rufen, als er auch aus dessen Richtung Geschrei hörte. Also lief er hin, und sah, wie sich Jan Widmark gerade wieder auf dem Weg aufrappelte. Die Frauen riefen alle aufgeregt durcheinander.

„Er ist da entlanggelaufen! Da hinüber zu dem kleinen Tor im Zaun!“ Jan Widmark wischte sich die Hose ab und sah seinen Freund Tom von unten herauf ernst an. Er schnaufte.

„Na, das geht ja gut los! Kaum sind wir hier, werden wir ausgeraubt! Der Kerl kam wie aus dem Nichts, schnappte sich meinen Karton und weg war er, und ich lag da!“ Tom holte tief Luft und rief alle wieder zusammen. Leise sagte er:

„Kommt mal mit! Da hinten liegt der Priester, erstochen und tot! Was machen wir jetzt? Sollen wir die Polizei holen?“ Jan Widmark schüttelte genau wie Benny den Kopf.

„Das sollten wir tunlichst unterlassen. Amerikaner und ein Mord, wer weiß wie die Polizei reagiert, und wie lange man uns dann hier festhält. Wir gehen am besten von hier weg. Aber wer hat ein Interesse, dieses Buch zu stehlen? Jetzt werde ich langsam unruhig. Erst wird Blumenberg umgebracht und jetzt das hier!“ Jan Widmark kratzte sich am Kopf.

„Ich werde Alex nochmal anrufen, er muss mir sagen, was es mit dem Buch noch auf sich hat. Möglicherweise sind wir auch in Gefahr! Aber trotzdem gehen wir jetzt etwas essen, dort wo Leute sind, kann uns nichts passieren.“ Und so entfernten sie sich eiligst vom Tatort in der Hoffnung, dass sie niemand beobachtet hatte.

Schweigend gingen sie wieder durch die engen Gassen hinunter zum Hafen. Sie sahen sich nach einer Taverne um, die Auswahl war groß, und entschieden sich dann gleich für die erste an der Hafenpromenade.

Die Taverne „Seestern“ war ein Zwischending zwischen moderner Bar und griechischer Fischerkneipe. Und so sah man auch eine größere Anzahl Einheimische an den Tischen sitzen und palavern, dabei musterten sie die Urlauber, und da natürlich die Frauen. Und gleich drei Blondinen in unterschiedlichem Alter, das war schon eine kleine Sensation.

Als sie eintraten ging Jan Widmark ein paar Schritte zur Seite, um rasch noch zu telefonieren. Es tutete eine Weile, dann meldete sich Alex Leigthon. Jan erklärte ihm, was passiert sei und bat ihn um Aufklärung. Einen Moment druckste Leighton herum, dann meinte er:

„Höre zu Jan, ich dachte anfangs, wenn wir dir das Buch einfach mitgeben, kommt es problemloser in die Hände des Empfängers. Aber offenbar hat nun doch jemand Wind davon bekommen.“ Jan Widmark unterbrach Leighton kurzerhand.

„Alex, sag mir einfach, was es mit diesem Buch noch auf sich hat, dann sehen wir weiter. Also bitte!“ Leigthon schwieg einen Augenblick, ehe er antwortete:

„Also gut, hör zu, Jan! Das Buch ist eine alte Handschrift aus der Zeit kurz vor Christi aus Griechenland. Sie enthält angeblich eine Weissagung von eminenter Wichtigkeit auch für unsere Zeit. Der Priester, dem du sie aushändigen solltest, ist eine Art Archivar des Klosters dort. Er gehört zu einem Geheimorden, dessen Gründung bis ins Jahr 105 v. Chr. zurückgeht und der auf Naxos sein Mutterhaus hatte. Deren Abt Kologeros, der eine gleichnamige Burg im Norden von Naxos auf einem Berg errichtet hatte, war ihr erster Abt. Und dieser schrieb alles nieder, was ihm der Geschichtsschreiber Herodot anvertraute, was dieser wiederum von den Fremden aus der fernen Welt wusste. Um dieses Buch gab es zahlreiche Fehden. 107 v. Chr. siedelten Kologeros und seine Mitbrüder in das befestigte Kloster Agios Antonios um. Das war zu der Zeit, als die Venezianer Paros einnahmen. Aber auch die waren auf der Suche nach diesem Buch. Sie folterten den Abt, aber er verriet nichts und starb dann später an den Folgen der Folterung. Außerdem ist dieses Buch eines von insgesamt drei Büchern. Erst wenn man alle drei hat, kann man das Orakel lösen.“ Leigthon schwieg einen kurzen Moment.

„So mein Freund, jetzt kennst du die ganze Geschichte. Mein Kollege Mark Blumenberg hatte dieses Buch im Staatsmuseum in Athen damals vor dreißig Jahren entdeckt und es einfach heimlich mitgenommen. Man hatte ihn damals dorthin als Sachverständigen geschickt. Bei dieser Gelegenheit entdeckte er dieses Buch und wollte es retten, wie er mir mal sagte. Als er dann von mir hörte, dass ihr ausgerechnet diesen Auftrag hattet und in die Ägäis wolltet, gab er euch dieses Buch wieder mit. Ich bin aber inzwischen sicher, er wurde umgebracht, die CIA war heute im Institut und hat Fragen gestellt, auch zu diesem Buch. Ich habe ihnen natürlich nichts von dir erzählt! Ihr müsstet in das befestigte Kloster gehen, vielleicht findet ihr dort einen Hinweis auf die Bücher. Denn das erste Buch haben sie noch dort im Kloster.“

Jan Widmark dachte kurz nach. Nahm er diesen Auftrag an, war es mit dem Segelurlaub vorbei. Andererseits galt es, ein Stück Zeitgeschichte zu retten. Aber die Querelen um das Buch verhießen nichts Gutes.

„Also gut Alex, ich werde mit meinen Leuten reden. Wenn die zustimmen, suchen wir weiter die beiden Bücher. Aber hundertprozentig sicher bin ich mir dabei noch nicht. Ich rufe dich wieder an! Mach‘s gut!“

Als Jan zu den anderen zurückkam, sahen sie ihn erwartungsvoll an. Nach einem Schluck Rotwein begann Jan zu erzählen, was ihm Alex Leigthon berichtet hatte. Wenn er nun gedacht hatte, es würde Proteste geben, sah er sich getäuscht. Insbesondere Karen war Feuer und Flamme. Und so einigten sie sich, dass sie am nächsten Tag in das befestigte Kloster fahren wollten. Nur Maria, Susan und Kathleen wollten zurückbleiben, auf das Schiff aufpassen und baden gehen.

Inzwischen hatten sie aber nach genauer Überlegung doch einige Merkmale des nächtlichen Räubers zusammengetragen. Es war eine sehr schlanke, etwa 1,70 Meter große Gestalt gewesen, die einen Umhang getragen hatte wie ein Mönch. Dazu hatte sie aber weißblaue Turnschuhe getragen, anstatt der üblichen schwarzen Halbschuhe. Und diese Gestalt musste das linke Bein nachziehen beim Laufen. Anhand dieser Merkmale konnte man nun aus den circa 140 Mönchen, die auf der Insel lebten, suchen. Wahrlich keine Kleinigkeit.

Jan Widmark hatte sich noch am Morgen rasch in einem Buchladen im Hafen ein Buch über die Geschichte von Naxos besorgt. Auf dem Katamaran las er das Buch bis zum frühen Morgen durch, und ging erst gegen drei Uhr zu Bett. Er hatte einen Hinweis gefunden, der ihn sofort elektrisiert hatte. Die alten Mönche des Ordens von Naxos erkannten sich untereinander an einem Jerusalem-Kreuz. Also ein Kreuz, das in den jeweiligen Zwischenräumen nochmal vier Kreuze enthielt. Und sie trugen es stets am linken inneren Handgelenk. Diese Tatsache konnte ihnen die Arbeit eventuell erleichtern.

Kloster „Agià Naxos“

Am folgenden Morgen hatte Benny bereits einen Suzuki-Jeep gemietet, und so konnten die Männer nach dem Frühstück aufbrechen. Die vier Frauen winkten ihnen noch nach, als sie vom Bootsanleger abfuhren.

Die Straße aus dem Ort hinaus war in einem guten Zustand und so kamen sie rasch voran und fuhren dann eine ausgewaschene schmale Straße durch das Gebirge hinauf in Richtung der Kirche Agios Diasoritis

Benny, der die ganze Strecke gefahren war, reckte sich leicht und deutete auf eine schmale Abzweigung, die in eine kleine Schlucht hineinführte. Am Abzweig stand ein Hinweisschild „zum Kloster“. Wenig später erreichten sie den schmalen Weg, der sich am Berghang entlangschlängelte. Gerade breit genug, dass ein Auto den Weg benutzen konnte. Benny fuhr ganz vorsichtig um die Kurven, denn auf der linken Fahrerseite ging es steil bergab und man hatte einen schönen Blick auf das Meer hinaus. Und dann sahen sie von Weitem schon den großen viereckigen weißen Wehrturm von Agia und nicht weit darunter zwei kleine Kirchen und drei ziemlich desolate Gebäude in einem großen Garten voller Bäume. Zwischen dem Wehrturm und den Kirchen stand ein windschiefer Gartenzaun, der den Klostergarten umschloss. Die weiß getünchten Mauern des Klostersturms waren dick und mindestens fünfzehn Meter hoch. Fenster sah man nur oben, unten waren zahlreiche schmale Schießscharten zu sehen. So hatte man sich wohl früher gegen Angreifer geschützt.

Benny lenkte den Jeep auf einen freien Platz neben dem Turm und stellte den Motor ab.

Sie gaben sich als Altertumswissenschaftler der Universität Miami aus, die nun als Urlaubsunternehmung dieses Kloster besuchen wollten. Sie sahen sich um, doch niemand war weit und breit zu sehen. Jan Widmark zog an der Eisenkette, mit der man eine Glocke neben der hölzernen Eingangstür in Bewegung setzte. Laut schallten die hellen Glockentöne.

Plötzlich wurden knirschende Schritte auf dem Kies hörbar. Ein älterer orthodoxer Mönch mit Vollbart kam heraus und fragte nach ihrem Begehr.

Tom Winter, der etwas Griechisch sprach, versuchte dem Mönch ihr Anliegen zu erklären. Der nickte freundlich und öffnete weit die Tür und ließ sie eintreten. Er stellte sich ihnen als Father Nicolaus vor und ging voran. Sie durchquerten das Erdgeschoss des Wehrturmes, um auf der anderen Seite plötzlich in einem schattigen Innenhof voller großer Bäume und einem dreigeteilten Brunnen, in dem das Wasser leise plätscherte, wieder herauszukommen.

Father Nicolaus bat sie, auf der Bank am Brunnen Platz zu nehmen und eilte, um den Abt zu holen. Die Luft war angenehm kühl und das Brunnenwasser schmeckte herrlich frisch.

Sie sahen sich erstaunt um. Hier oben in dieser steinigen Wüstenei solch eine grüne Oase zu finden, das war schon sehr erstaunlich. Wenig später kam der Abt. Er war ein mindestens um die 80 Jahre alter Greis mit weißem Bart und einer kleinen runden Brille.

„Seid gegrüßt, Brüder in Christo!“, begrüßte er seine Gäste freundlich lächelnd und gab ihnen die Hand. Father Nicolaus hatte inzwischen vier Gläser und einen Krug mit frischem Zitronenwasser gebracht und auf den Tisch gestellt.

Jan übernahm die Vorstellung der Besucher und kam dann zum Anliegen, wobei er feststellte, dass der Abt Iassonas ziemlich gut Englisch sprach.

„Bruder Abt, wir kommen von der Universität Miami in den USA. Wir sind auf einer Reise durch die Ägäis und nun in Naxos gelandet. Wir möchten mit eurem Einverständnis etwas über die Geschichte eures Klosters erfahren. Man hat uns gesagt, ihr hütet den alten Glauben. Wir als Forscher unsererseits unterstützen dies von ganzen Herzen, weil es auch einen Teil unserer Forschungsarbeit betrifft.“

Jan machte eine vielsagende Pause, um zu sehen, wie der Abt reagierte. Als er sich am Handgelenk seiner rechten Hand kratzte, sahen alle drei gleichzeitig das schwarze Jerusalem-Kreuz auf dem Handgelenk. Sie waren also an der richtigen Stelle. Abt Iassonas seinerseits starrte einen Moment auf Jans Arm. Denn dort prangte an der gleichen Stelle wie beim Abt ein ähnliches Kreuz. Jan hatte es sich von Susan mit wasserfester Tusche mit einer Vorlage auftragen lassen und es wirkte echt. Der Abt lächelte einen Augenblick, dann meinte er ziemlich leise:

„Dann, Brüder, suchen wir also beide das Gleiche. Seit Willkommen Brüder! Kommt und seht euch unser Kloster an! Viel konnten wir in all den Jahren ja nicht wieder aufbauen.“ Er stand mühsam auf und gab Father Nicolaus ein Zeichen.

„Entschuldigt, aber ich bin nicht mehr sehr gut zu Fuß. Father Nikolaus wird euch führen und alles erklären. Danach sehen wir uns wieder.“ Er nickte noch einmal freundlich und humpelte, sich auf seinen Stock stützend davon. Alle vier dachten in diesem Augenblick wohl das Gleiche, er konnte auf gar keinen Fall der Dieb des Buches sein. Jedoch schien sich der Diebstahl herumgesprochen zu haben. Die Bemerkung des Abtes hatte es verraten.

Die längste Zeit verbrachten sie dann in der wunderschönen alten Bibliothek in der ersten kleinen Kirche. Jan war Feuer und Flamme und war kaum dazu zu bewegen, weiterzugehen. Hier lagen wahre Schätze der Geschichte des Klosters und der Insel Naxos. Father Nicolaus sah es mit Freuden, wie der amerikanische Wissenschaftler die kostbaren Folianten bestaunte. Sein Fazit war eindeutig:

„Hier könnte ich mal zwei Wochen nach Herzenslust stöbern.“ Doch ihrem Ziel, den Dieb des Buches zu finden, waren sie bis dahin keinen Schritt nähergekommen. Bis am Nachmittag Father Nicolaus bei einer Rast im Hof des Klosters das Gespräch darauf brachte, dass in den vergangenen Wochen vermehrt zwei fremde Mönche auf der Insel unterwegs waren. Diese beiden Mönche logierten unten am Hafen gleich neben der Kirche Panajia Mirtidiotissa in den Ruinen des halb verfallen Klosters Apana Kastro. Dieser Hinweis brachte die Besucher wieder auf die Beine und sie verabschiedeten sich von Father Nicolaus und baten, dem Abt herzliche Grüße auszurichten. Benny brachte es auf den Punkt.

„Wenn ihr mich fragt, diese zwei Fremden sind garantiert Abgesandte des Ordens der „Brüder des Lichtes“. Und sie waren es auch, die großes Interesse an diesem Buch haben mussten. Das Orakel sollte ihnen den Weg weisen, auch wenn noch keiner wusste, wohin.“ Jan sah seinen Schwiegersohn einen Augenblick wegen seiner Begründung fragend an. Doch dann nickte er wortlos. Es sah alles danach aus, dass Benny Recht hatte. Und das wiederum bedeutete ja nichts Gutes.

Und so fuhren sie schweigsam wieder zurück zum Hafen, wo ihr Katamaran an dem betonierten Landungssteg vertäut lag. Als sie zurückkamen, berichteten die Frauen, dass am Nachmittag zwei Mönche im Hafen herumgestrichen seien und sich offenbar auch für das Boot interessiert hatten. Denn sie waren zweimal getrennt voneinander vorbeigelaufen und hatten das Boot in Augenschein genommen. Karen hatte, unbemerkt von Maria und Kathleen, Bennys Waffe in Griffnähe gelegt. Die beiden kamen ihr nicht geheuer vor. Und was aber am aufregendsten war, einer von ihnen zog das rechte Bein beim Laufen nach. Als Karen das den Männern bei ihrer Rückkehr erzählte, lachte Tom geradeheraus.

„Da kutschieren wir um die halbe Insel und dieser Lump wohnt hier direkt vor unserer Nase. Wir sollten sie ab sofort beobachten!“

Und so entstand ein neuer Plan. Sie würden den morgigen Tag nutzen, um getrennt in der Nähe des alten Klosters unterwegs zu sein. Waren die beiden Mönche ebenfalls unterwegs, sollten zwei der Männer in das alte Kloster eindringen, um nach dem Buch zu suchen.

Kathleen ihrerseits fand das Ganze total spannend und wollte unbedingt dabei sein. Und tatsächlich stand sie wenig später plötzlich ausgehfertig an Deck und allen verschlug es die Sprache. Kathleen war von den einheimischen Mädchen kaum mehr zu unterscheiden. Die blonden Haare hatte sie komplett unter einer schwarzen Haube versteckt. So wie sie angezogen war, glich sie den Einheimischen, wenn diese die Kirche besuchen wollten. Kathleen trug schwarz und alle bestaunten sie. Karen ermahnte sie eindringlich, auf keinen Fall alleine in das alte Kloster zu gehen und sich nur im Bereich der Kirche umzusehen. Sollte sie die beiden Mönche sehen, dann sollte sie sofort mit dem Handy anrufen. Benny sah seiner Tochter an der Reling stehend noch eine Weile hinterher, wie sie langsam der Kirche zustrebte. Karen trat hinter ihn und umfasste Benny mit beiden Armen.

„Schau sie dir an, deine aufmüpfige Tochter. Wie erwachsen sie auf einmal sein kann, wenn man ihr etwas zutraut“, flüsterte sie Benny zu. Der lehnte seinen Kopf zurück und lächelte.

„Da gleicht sie ihrer Mama wie ein Ebenbild. Ich bin richtig stolz auf unsere Kleine.“ Karen lachte.

„Eben nicht, Benny! Sie ist keine Kleine mehr! Du musst dich damit abfinden, dass sie langsam unsere Große wird. Selbstständig, eitel und auch manchmal dickköpfig.“

Benny feixte und erwiderte: „Von wem sie das nur hat?“ Da biss ihn Karen ins Ohr und Benny jammerte: „Oh, ist das gemein! Na warte, wenn du heute Abend in die Koje kommst!“ Maria und Susan kamen heran und lachten.

„Na ihr beiden Turteltauben! Noch so verliebt?“ Karen sah ihre Mutter an und grinste. „Ab und zu muss ich meinen Prinzgemahl mal richtig beißen, er braucht das einfach.“ Benny protestierte, dann hängte er sich bei seiner Mutter ein.

„Mama, hilf mir doch, das böse Weib da will mich auffressen! Sie ist eine verkappte Hexe!“ Maria umarmte ihren Sohn liebevoll.

„Ach mein Kleiner, was hab ich dir denn über die Frauen gesagt, he?“ Benny schnaufte: „Sie sind hinterlistig und beißwütig!“ Susan hatte sich neben ihre Tochter gestellt. Benny machte sich aus den Armen seiner Mutter frei und sah Karen an.

„Schatz, bringst du deine große Schwester mit zum Kaffeetisch! Ich mache dann schon mal den Kaffee.“ Susan schmunzelte geschmeichelt.

„Du hast einen wirklich gut erzogenen Ehemann, Tochter! Sei immer lieb zu ihm und verwöhn ihn, bevor das mal eine andere macht!“

Die Frauen lachten und Benny winkte ihnen zu, bevor er die Stufen in die Kombüse hinunterstieg.

Während der ganzen Zeit saßen Tom und Jan am Bug und beobachteten mit dem Fernglas das alte Kloster.

Plötzlich tauchte Kathleen auf dem Vorplatz der Kirche auf, und beide sahen, wie sie von einem jungen Mann angesprochen wurde. Jan schnaufte hörbar und Tom kicherte leise.

„Na lass doch die Kleine! Sie unterhält sich doch nur“, raunte er Jan zu. Doch Jan war unruhig. „Wie soll sie sich denn unterhalten, sie spricht doch kein Wort Griechisch.“

Sie sahen, wie die beiden jungen Leute um die Kirche herumgingen und dann waren sie verschwunden. Jan überlegte, ob er seine Tochter oder seinen Schwiegersohn alarmieren sollte, ließ es aber dann doch lieber. Keine fünf Minuten später tauchte Kathleen wieder alleine auf. Sie sahen, wie sie zurückwinkte. Offenbar war der junge Mann woanders hingegangen. Jan atmete erleichtert auf und legte das Fernglas zur Seite.

„Pfff, Gott sei Dank! Da ist sie ja wieder.“

Eine halbe Stunde später kam Kathleen wieder auf das Boot zu geschlendert, schaute sich nochmal um und ging an Bord. Jan ging zu ihr. Kathleen legte gerade ihre Haube ab und lachte den Opa an.

„Wenn ihr mich nochmal mit dem Fernglas beobachtet, dann macht‘s bitte nicht so auffällig!“ Die Frauen und Benny sahen Jan fragend an. Der nickte nur verlegen.

„Stimmt, wir haben die junge Dame hier zufällig mit dem Fernglas gesehen. Aber was wollte der junge Kerl?“, fragte er spöttisch. Kathleen baute sich vor Jan auf, schlang die Arme um seine Hüften und meinte dann:

„Ach Grandfather, er heißt Nicolos und arbeitet in der Bar „Seestern“. Er hat sofort erkannt, dass ich keine Griechin bin. Dann haben wir auf Englisch über das verfallene Kloster geredet. Er meinte, dass dort seit drei Wochen zwei Mönche hausen. Sie haben sich eine der Klausen als Schlafstätten hergerichtet. Und er wusste es, weil er ihnen schon zweimal warmes Essen hingebracht hat. Dabei haben sie erstaunlich viel Trinkgeld gegeben. Nicolos meint, dass es vielleicht gar keine Mönche seien. So, bin ich jetzt von der Befragung entlassen, Grandfather?“ Jan drückte seine Enkelin fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Einen Kopf kleiner als Jan sah sie zu ihm auf und strahlte ihn an.

„Das hast du gut gemacht, Große!“, bestätigte Jan und zwinkerte Benny dabei zu. Und so gab es von allen Seiten Lob für den kleinen Spion. Kathleen wandte sich ihrem Vater zu und himmelte ihn mit ihren hellblauen Augen an.

„Dad, Nicolos hat mich heute Abend eingeladen, ich soll ihn in der Bar seiner Eltern besuchen. Darf ich hingehen?“ Benny und Karen tauschten schnell einen Blick. Und plötzlich nickte der Papa zu Kathleens Überraschung.

„Okay, bis 22.00 Uhr, einverstanden. Versuche doch bitte noch was über die beiden Mönche zu erfahren!“ Kathleen strahlte und Karen schüttelte unmerklich den Kopf und kniff die Lippen zusammen. Bennys Entscheidung ging ihr gegen den Strich.

„Ist das nicht zu gefährlich?“, fragte nun auch Maria. Doch die Männer schüttelten die Köpfe. Tom grinste.

„Wieso gefährlich? Sie hat doch eine schlagkräftige Eskorte. Wir werden unauffällig auch da sein.“ Erst wollte Kathleen dagegen protestieren, aber dann unterließ sie es. Warum sollte sie auch. Sie und Nicolos würden sich schon irgendwann verdrücken. Das würde dann ein schönes Hase-und-Igel-Spiel werden.

Punkt 19.00 Uhr betrat Kathleen aufgehübscht, sich vorsichtig umschauend die Taverne „Seestern“. Die Bar war um diese Zeit noch leer. Da sie Nicolos nicht sah, setzte sie sich an einen der kleinen Tische. Ein junges Mädchen kam näher, sprach sie an und lächelte freundlich:

„Kalispera, möchtest du was trinken?“ Kathleen nickte freundlich.