Das Blut der Erde - Hans-Peter Ackermann - E-Book

Das Blut der Erde E-Book

Hans-Peter Ackermann

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Beschreibung

Das Blut der Erde - gemeint ist damit sauberes Trinkwasser als Lebensgrundlage auf unserer Erde, wird hier besonders in Afrika zur Grundlage allen Lebens. Das Forscherehepaar Winter erhält daher den Auftrag, mit einem Team von Wissenschaftlern das Ur-Meer unter der Sahara zu finden. Schnell müssen sie feststellen, dass es einheimische Kräfte gibt, die dieses Unterfangen verhindern wollen. In dieser Phase wird Karen Winter entführt. Mit Hilfe eines Geheimdienstmitarbeiters, beginnt ihr Mann Benny Winter nach ihr zu suchen, bevor die Entführer ein angekündigtes Exempel an ihr statuieren können. Nach vielen Abenteuern, Niederlagen und Zweifel beginnen sie letztlich dieses Ur-Meer unter der Sahara zu suchen. - Das Blut der Erde - ist quasi eine Fortsetzung des 2012 erschienenen Romans - Die Rückkehr der Götter -.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Daytona Beach Florida – Katastrophen-Lagezentrum

Miami- Florida

„Stopp - Police!“

Ein großer Plan entsteht

Im Auge des Taifuns

Mysteriöse Übergriffe

Wo ist Karen?

Alte Gegenspieler melden sich

Ein neuer Anschlag

Ein Sensationsfund

Eine Sensation bahnt sich an

Alte Seilschaften

Der Krake meldet sich zu Wort

Vorstoß ins Unbekannte

Auf unbekanntem Terrain

Ausnahmesituation

Eine neue Überraschung

Einstieg in eine fremde Welt

Entführung von Yael und Benny

Vorstoß ins Ungewisse

Ein Mini-U-Boot soll tauchen

Tauchfahrt ins Ungewisse

Wasser!

Wieder zu Hause

Fünf Monate später

Nichts ist mehr, wie es war…

II. Tarifa – Südküste Spaniens

Teil III. Eine neue Sintflut

Epilog

Vorwort

Die Konkurrenz um unser Trinkwasser nimmt ständig weltweit zu. Wasserknappheit zwingt Menschen zur Migration. Chronische Dürren, Überflutungen, Meeresspiegelanstieg und verunreinigte Wasserquellen zerstören Ernte und Böden und machen Gegenden unbewohnbar.

Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Zudem haben aber rund 785 Millionen Menschen noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser.

Zu den wasserärmsten Ländern gehören die arabischen Golf-staaten, Israel, Jordanien, der Libanon, Libyen, Botswana und Eritrea. Aber auch der kleine Mittelmeerstaat San Marino, Turkmenistan sowie Indien, Pakistan und Madagaskar gehören dazu. In besonderem Maße sind auch Nordindien und die Seychellen betroffen, wie die Forscher der UNO unlängst berichten.

Doch erst wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers entnommen werden, spricht man von Wasserstress.

Dabei steigt die Weltbevölkerung, laut Prognose der Vereinigten Nationen, in knapp 20 Jahren von derzeit sieben Milliarden Menschen auf rund neun Milliarden an. Unser gesamtes Süßwasser würde damit bis 2040 nur noch 70 Prozent des Gesamtbedarfs der Weltbevölkerung decken – und was wird dann?

Bereits im Jahr 2050 soll die Situation schon so katastrophal sein, dass die Trinkwasservorräte vollständig erschöpft sind.

Dem Wasser hat die Erde alles Leben und den Namen "blauer Planet" zu verdanken. 71 % unserer Erdoberfläche besteht aus Wasser und dieses scheinbare Übergewicht fördert den Trugschluss, dass Wasser unendlich vorhanden ist. Wasser bedeckt zu 71 % unseren Planeten. Mehr als 97 % davon ist Salzwasser.

Mit meinem bereits im Dezember 2012 hier erschienen Roman „Die Rückkehr der Götter“, hatte ich mir die Frage gestellt, was war in der Vergangenheit auf unserer Erde los?

Mit dem Roman „Das Blut der Erde“ versuche ich einen Ausblick in die nahe Zukunft, und was passiert, wenn wir diesem Verschwendungs-Wahnsinn nicht Einhalt gebieten. Also eine Erde ohne sauberes Trinkwasser, ohne Erdöl und Erdgas!

Ich wünsche Ihnen aufregende Lesestunden!

Der Autor

Daytona Beach Florida – Katastrophen-Lagezentrum

Dr. Benny Winter hatte vor zwei Tagen seine Familie für ein paar Tage verlassen und war hinunter gefahren nach Daytona Beach, dort wo die Umweltbehörde ihre Büros hatte. Seit Tagen hatten sie ein Tiefdruckgebiet unter Beobachtung, welches sich im südlichen Pazifik aufhielt und immer noch eine große Gefahr für Florida heraufbeschwören konnte.

Am Morgen hatte Benny noch mit seiner Frau Karen telefoniert, die zwei Tage mit der Tochter Kathleen zu einem Fußballturnier in Tallahassee weilte. Ihre Tochter war auf dem besten Weg, mit ihren fünfzehn Jahren ein großes Talent zu werden. Auch wenn Benny am Anfang die Nase gerümpft hatte, als sie ihm klipp und klar erklärte, sie sähe ihre Zukunft im Profifußball. Im Stillen hoffte er immer noch, dass die Fünfzehnjährige ein neues Steckenpferd finden würde.

Der Chronometer auf dem Gang, hinter der großen Glasscheibe zeigte gerade 9:38 Uhr an, als der diensthabende Meteorologe Dr. Roger Ford auf seinen PC-Monitor aufmerksam wurde. Er nahm seine Tasse Kaffee und ging zurück zu seinem Schreibtisch, auf dem der Monitor stand. Dr. Ford setzte sich, nahm die Mouse zur Hand und vergrößerte den Bildausschnitt. Was war denn das? Er musste erst einmal kurz tief einatmen und dann wieder ausatmen. Er sah Benny an, der neben ihm stand. Dieser hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an.

„Was ist das da auf dem Bild, Roger?“ Der nickte und meinte kurz:

„Eine Katastrophe, wenn es uns trifft, mein Lieber! Das ist mehr als nur ein gigantischer Wirbelsturm!“

Auf einer Breite von annähernd eintausendfünfhundert Meilen zog aus dem südlichen Pazifik kommend, eine Tiefdruckzone über Nicaragua, den Golf von Mexiko, der Westspitze Cubas entgegen, um von dort in nordöstlicher Richtung auf Florida zu ziehen. Und das mit einer Geschwindigkeit die absolut nichts Gutes verhieß!

Ford stand auf und ging zu einem der Computer, den man nur im Katastrophenfall bedienen durfte. Er setzte eine Meldung ab, in die er zuvor noch relevante Daten eingetragen hatte.

Damit hatte er für ganz Nordamerika den Katastrophenalarm ausgelöst und musste nun eine exakt vorgeschriebene Meldung hinausschicken. In den insgesamt fünfzig Lagezentren der Bundesstaaten würde danach Alarm ausgelöst. Im ganzen Land würden die Sirenen heulen.

Benny Winter sah auf die Uhr. Es war jetzt mitten in der Nacht, ob er trotzdem seine Frau anrufen sollte? Er überlegte eine Weile. Wenn der Monstersturm zu ihnen heraufkam, dann bestand die Gefahr, dass beide in Tallahassee festsaßen und zu Hause alles drunter und drüber ging. Kurz entschlossen griff er zum Hörer und wähle Karens Nummer. Es tutete eine ganze Weile, bis sich eine verschlafene Stimme meldete:

„Karen Winter, Sie wünschen bitte?“ Benny räusperte sich.

„Karen ich bin`s nochmal! Entschuldige, dass ich dich aus dem Schlaf reiße. Aber wir haben in den nächsten Stunden eventuell einen Monstersturm, der zu uns heraufzieht. Mir wäre es lieber, ihr währet dann zu Hause und könntet in unseren Bunker gehen.“ Er hörte, wie sich seine Frau mit der Tochter unterhielt, die wohl nun ebenfalls aufgewacht war. Karen meldete sich wieder.

„Hör zu Benny! Wir wären sowieso morgen früh hier abgefahren, weil das Turnier heute beendet wurde. Kathleen meint auch, wir sollten sofort ins Auto steigen und heimfahren. Die zweihundert Kilometer haben wir in zwei Stunden locker geschafft, in der Nacht. Also, bleib ruhig Schatz! Wir melden uns, wenn wir zu Hause angekommen sind. Tschau, ich liebe dich!“

Benny legte aufatmend den Hörer auf die Station zurück. So war eben Karen immer, wenn es galt schnell zu handeln. Das liebte er so an ihr. Roger sah zu ihm herüber und grinste breit.

„Sag nur, deine Frau fährt jetzt noch los? Es ist gerade zwei Uhr! Meine würde mir vielleicht was erzählen, wenn ich sie aus dem Bett scheuchen würde.“ Benny lachte.

„Ich habe sie ja nicht gescheucht, ich habe ihr nur die Lage erklärt. Da sie ebenfalls Wissenschaftlerin ist, wusste sie sofort, worauf ich hinauswollte.“

Roger Ford nickte und sah auf seinen Monitor, dabei runzelte er einige Male die Stirn.

„Na hoffentlich schafft deine Frau das noch. Sieh mal, wie schnell der Sturm in unsere Richtung zieht!“ Benny nickte nachdenklich, denn Roger hatte Recht, das konnte knapp werden.

Alle Fernseh- und Radio Stationen mussten nun unmittelbar ihr Programm unterbrechen und eine erste Warnung an die Bevölkerung herausgeben.

Der Meteorologe Roger Ford konnte genau erkennen, was da auf sie zukam war kein Hurrikan mehr, das war eine Apokalypse! Über die Außenkameras des Gebäudes sah er die ersten PKW´s auf dem hauseigenen Parkplatz einbiegen. Seine Kollegen kamen zum Dienst. Das erste Telefon läutete bereits. Als Roger Ford abhob, meldete sich das Weiße Haus. Der Stabschef des Weißen Hause wollte sofort und umfänglich informiert werden. Roger gab den bereits vorbereiteten Text heraus.

Er hatte gerade aufgelegt, als sein Freund und Kollege Kent Maddox die Tür aufriss und ins Büro stürmte.

„Hey Roger! Musst du mich wieder mitten in der Nacht bei meiner Lieblingsbeschäftigung stören?“, rief er ihm zu und wuchtete sich in seinen Schreibtischsessel. Die pneumatische Federung gab einen Ton von sich, als wenn aus einem Traktorreifen plötzlich die Luft entwich. Das war sicherlich auch seinen annähernd 120 kg Masse geschuldet. Er sah zu Roger herüber.

„Unsere Eileen scheint heute wohl mal wieder keine Lust zu haben, oder?“ Ford wollte ihm gerade antworten, als die Tür erneut aufflog und eine Frau, mit Fahrradhelm auf dem Kopf und dem Fahrrad über der Schulter, ins Büro polterte. In ihren hautengen hellblauen Radler Anzug sah sie absolut sexy aus, da dieser ihre Oberweite und die runde Kehrseite betonte.

„Hallo Jungs! Das Radio bringt schon erste Meldungen! Und die Sirenen heulen wie verrückt. Da hat unser Roger mal wieder richtig Gas gegeben. Ist der Alte schon da?“ Maddox wollte ihr gerade antworten, als es von der Tür her schallte:

„Der Alte ist schon da, Miss Windhorst! Ich hätte sie mit ihrem Rad um ein Haar noch eingeholt. Aber sie fuhren ja einfach bei Rot über die Kreuzung, was ich mir dann allerdings versagte.“

Eileen Windhorst bekam einen roten Kopf, doch Baxter hatte heute wohl gute Laune, denn er lachte nur. Dann ließ er sich berichten und lobte danach Ford überschwänglich. Doch jeder der Anwesenden wusste, dass dies bei ihm nicht viel zu bedeuten hatte. Hinter vorgehaltener Hand war man sich im Team einig, dieser Windhorst war ein Armleuchter, da konnte er so seriös tun, wie er wollte. Ging etwas schief, nagelte er den Verantwortlichen an die Wand, gab es aber mal Lob, dann hatten „WIR“ es geschafft.

Eine halbe Stunde nach dem Auslösen des Alarms meldete sich das Flugzeug, das den Auftrag hatte, in das Auge des Hurrikans zu fliegen und dort Messsysteme abzuwerfen, damit man Temperatur und Windgeschwindigkeit ermitteln konnte. Solche Flüge waren für die erfahrenen Piloten Alltag, aber trotzdem immer wieder ein Himmelfahrtskommando.

Eileen hatte inzwischen in ersten Berechnungen ermittelt, wann der Hurrikan auf die Südspitze von Florida treffen würde. Immer vorausgesetzt, die Geschwindigkeit, die sie geschätzt hatte, stimmte auch diesmal annähernd.

„Wenn ich mich nicht verrechnet habe, stößt er um 09:35 Uhr auf Land. Das heißt, wir haben noch gut vier Stunden Zeit!“, bemerkte sie gerade und wischte sich zwei Schweißperlen von der Stirn.

Benny Winter studierte die Angaben über Windgeschwindigkeit und Wassertemperatur des Pazifiks. Je wärmer das Wasser war, umso schneller lud sich dieser Tropensturm auf und umso mehr Fahrt nahm er auf. Er sah unruhig auf seine Armbanduhr. Wenn Karen eine halbe Stunde nach dem Anruf losgefahren war, musste sie in gut einer halben Stunde zu Hause sein. Die Straßen waren um diese Zeit leergefegt. Es sei denn, der Alarm hatte die Ersten schon dazu bewogen, die Keys zu verlassen und auf das Festland rüberzufahren. Denn inzwischen musste eigentlich jeder diesen Alarm mitbekommen haben.

Auch an Floridas Westküste begannen bereits die Evakuierungen der kleineren Ortschaften, Größere Städte wie Tampa hatten vorsorglich vor Jahren Schutzbunker errichtet. Auch die gesamte Küstenwache und die Nationalgarde waren alarmiert.

Der Präsident hatte die Evakuierung aller kleinen Orte an der gesamten Westküste angeordnet. Etwa 300.000 Menschen waren davon betroffen. Bahnen und Flugzeuge blieben in den Hangars, nur die Busunternehmen waren im Einsatz. Die Zivilverteidigung von Florida hatte ebenfalls ihre Arbeit aufgenommen und half besonders dort, wo alte Menschen oder Krankenhäuser betroffen waren.

Die erste Meldung aus dem Flugzeug landete auf Rogers Schreibtisch. Als er die las, stockte ihm der Atem.

„Leute, der Sturm kommt mit annähernd 200 Meilen, dass ist das Schlimmste, was wir je erleben mussten.“ Dabei dachte er an seine Frau und seine beiden Kinder zu Hause. Sein Anwesen stand auf einer bewaldeten Anhöhe, umgeben von einer Felsformation. Aber er hatte einen Katastrophenbunker, in dem sie zur Not einige Tage aushalten konnten.

Nachdem er den Alarm ausgelöst hatte, war ihm noch Zeit geblieben, kurz seine Frau Maggie anzurufen. Sie saßen oder schliefen jetzt wohl bereits im Bunker. Ford sah zu Eileen hinüber, die sich gerade einen Kaffee einschenkte.

„Eileen, wir haben uns verkalkuliert! Der Sturm kommt mit 200 Meilen/h auf uns zu gerast. Ich gebe jetzt 08:30 Uhr heraus. Verdammter Mist!“, fluchte er noch leise vor sich hin.

Er ging wieder zum Fenster und sah hinaus auf den weit entfernten, um diese Zeit noch menschenleeren Strand. Wie es schien, hatte sich das Wasser bereits zurückgezogen. Mit dem Sturm würde es mit voller Wucht zurückkommen. Wellen bis zu 12 Meter Höhe würden auf Land treffen und alles wegspülen. Das würde Schäden geben und neben der Naturkatastrophe auch noch menschliche Katastrophen auslösen. Dabei hatten sie seit zwei Monaten eine Hitzewelle zu ertragen, wie sie selbst Florida nur ganz selten zu erleiden hatte. Das Thermometer war teilweise bis auf 43 Grad Celsius (109,4°F) gestiegen und hatte das Land und kleinere Flüsse ausgetrocknet. Und jetzt kam dieser Monstersturm auf sie zu!

Das Büro des Krisenzentrums lag im 20. Stock, so dass er einen guten Überblick über Daytona Beach hatte. Drüben auf der Westseite der Halbinsel hatte die Army in Fort Meiers, ebenfalls Alarm ausgelöst. Auch die Nationalgarde stand in Bereitschaft. Das Katastrophen-Alarmsystem gewährleistete eine lückenlose Information bis in den kleinsten Ort und bis zum letzten Sheriff. Dafür hatte man in den vergangenen Jahrzehnten reichlich Lehrgeld zahlen müssen. Spätestens als New Orleans unter Wasser stand und es tausende von Toten gegeben hatte, war man daran gegangen ein flächendeckendes Warnsystem zu errichten. Daher hoffte der Wissenschaftler und Meteorologe Roger Ford, dass man auch diesen Sturm glimpflich überstehen würde.

Draußen war es zusehends dunkler, und durch die bruchsicheren Doppelglasscheiben konnte man sehen, wie sich die Wipfel der Palmen im aufziehenden Sturm bogen. Die Straßen überspannenden Verkehrsleitsysteme wurden vom Sturm hin und her geschaukelt. Der Sturm nahm stetig zu und schob dann wenig später die ersten Müllcontainer quer über die Fahrbahnen. Nur noch ganz wenige Autos waren auf den Straßen zu sehen, meist war es die Polizei.

Plötzlich schreckte das Schrillen des Telefons Benny aus seinen Gedanken auf. Er hob ab. Karen war am anderen Ende der Leitung.

„Schatz, wir sind gut zu Hause gelandet! Hier ist alles in Ordnung. Ich mache aber alle Fensterläden dicht. Den Rest der Nacht schlafen wir dann in unserem Bunker. Alles klar, wird schon schief gehen! Tschau, Liebling!“

Benny musste lachen. Aber Karen behielt auch in stressigen Situationen immer die Nerven. Und Kathleen schien es ihr nachzumachen. Er dachte an seine Schwiegereltern. Ob die Bescheid wussten? Kurz entschlossen griff er nochmal zum Telefon und wählte. Eine rauhe verschlafene Stimme meldete sich.

„Jan Widmark, hallo!“ Benny meldete sich. „Hallo, Professor! Habt ihr die Sturmwarnung mitgekriegt? Da kommt was ganz Großes auf uns zu. Geht schon mal zu Karen in den Bunker, sie ist wieder zu Hause!“ Sein Schwiegervater lachte.

„Mach doch nicht so ein Gewese wegen dem bisschen Wind!“ Benny widersprach heftig.

„Nennst du 200 Meilen/h ein bisschen Wind? Der bläst dir das Dach weg, wenn es dumm kommt. Also, ab in den Bunker, mein Alterchen!“ Jan Widmark brummte.

„Dir gebe ich noch was, für dein Alterchen, du Jungspund! Aber gut, meine holde Ehefrau packt schon die Taschen, wir werden also umsiedeln. Tschau, alter Wettergott!“ Dann war das Gespräch zu Ende. Zum Glück standen ihre beiden Häuser fast unmittelbar nebeneinander. Den Bunker hatten sie sich extra wegen der Unwetter gebaut. Er war mit allem ausgestattet, so dass es 5-6 Leute einige Tage da unten aushalten konnten.

Der Sturm hatte von Nicaragua kommend, über dem Golf von Mexiko noch einmal richtig Energie aufgenommen und seine Ausmaße inzwischen auf 807,8 Meilen erweitert. Kuba hatte er nur an der westlichen Spitze gestreift, die zum Glück kaum bewohnt war.

Die Leitstelle in Tampa hatte bereits um 6:00 Uhr Alarm ausgelöst. Die Stadt mit gut 300.000 Einwohnern verharrte in Schockstarre. Die Freizeitdestinationen, Busch Gardens Tampa, Tampa Lowry Park und das Florida Aquarium hatten kurz nach der Alarmierung ihre Mitarbeiter an den Arbeitsplatz befohlen, um zu retten, was noch zu retten war.

Innerhalb kürzester Zeit hatte der Sturm die 106 Meilen von Tampa an der Westküste bis nach Daytona Beach quer über die Halbinsel zurückgelegt. Obwohl es inzwischen schon heller geworden war, herrschte draußen das große Chaos. Schwarze drohende Wolken und der ohrenbetäubende Lärm des Sturms vermittelten den Eindruck eines Weltuntergangs. Es klang als würde draußen ein D-Zug vorbei rasen. Auf der Hauptstraße wurde ein umgekippter, leerer, gelber Schulbus quer über die Fahrbahn geschoben und warf dabei zwei Laternenmasten mit um.

Das Gebäude schien in allen Fugen zu beben. Eileen Windhorst saß an ihrem Schreibtisch und starrte angstvoll auf das, was da draußen vor ihren Fenstern abging. Auf einmal begann es zu regnen. Dabei gab der Ausdruck „Regen“ in gar keiner Weise das wieder, was da vom Himmel stürzte. Das Meer war durch diese Regenwand nicht mehr zu sehen und das lag knapp zwei Meilen Luftlinie von der Leitstelle entfernt. Erste Feuerwehrsirenen waren zu hören. Die Jungs, die da jetzt hinausmussten, waren wirklich nicht zu beneiden. Es dauerte keine Stunde und alle Straßen standen unter Wasser.

Gullydeckel schossen wie Raketen aus ihren Einfassungen im Boden und Wasserkaskaden ergossen sich über die Straßen.

Die Aufgabe aller Rettungskräfte bestand nun zuerst darin, Menschenleben zu retten. Der militärisch gut eingespielte und bestens organisierte Katastrophenschutz hatte bis zum Vormittag die Lage einigermaßen im Griff. Denn die Informationskette vom Lagezentrum in Daytona Beach über die 50 Lagezentren der Bundesstaaten, in jede Stadt und jedes Dorf, konnte innerhalb kürzester Zeit reagieren.

Die Wassermassen schossen, alles zermalmend, durch Häuser hindurch, geborstene Öltanks verwandelten das Wasser in eine stinkende Brühe. Erste Brände, durch Kurzschlüsse verursacht, brachen aus und dicke schwarze Qualmwolken zogen über die Stadt. So musste ein Weltuntergang aussehen. Gegen 19.00 Uhr ließen Sturm und Regen plötzlich nach. Jetzt waren sie im Auge des Hurrikans! Doch die Ruhe würde nicht lange anhalten. Dann würde das Unwetter erneut losbrechen. Das war die Ruhe vor dem Sturm, wie man so schön sagte.

Sie standen zu dritt am Fenster und schauten hinunter auf die dunkle Stadt. Eileen begann zu weinen. Die kleinen Häuser im Ortsrand waren entweder total zerstört oder standen bis zur Dachkante unter Wasser. Die Straßen waren jetzt Flüsse oder Müllhalden. Es stand im wahrsten Sinne des Wortes kein Stein mehr auf dem anderen. Die Hotelklötze in Strandnähe hatten es meist überstanden, aber die Siedlungsgebiete im Hinterland waren eine einzige Trümmerwüste. Roger Ford schüttelte den Kopf und trat wieder vom Fenster zurück.

„Da wird unser diesjähriges Harley-Treffen wohl ausfallen müssen“, meinte er zu Kent Maddox. Dann griff er zum Telefon und versuchte erneut, seine Frau zu erreichen, doch die Leitungen waren tot. Danach versuchte er es mit dem Sprechfunkgerät und hatte Erfolg. Maggie berichtete ihm, dass sie alles soweit ganz gut überstanden hatten, nur das kleine Dach der Veranda hatte sich auf und davon gemacht. Sonst stand noch alles, aber im Keller hatten sie Wasser. Es war durch die Abwasserkanäle zurück gestaut worden und stand nun einen halben Meter hoch und alles Lagergut schwamm. Roger bat seine Frau, auf keinen Fall in den Keller zu gehen. Sie begann zu plötzlich lachen.

„Also sag mal Schatz, ich bin doch kein Teenie. Ich habe die Tür nach unten vorerst abgeschlossen. Morgen einen Handwerker rufen zu wollen, macht wohl keinen Sinn. Mach dir also keine Sorgen. Aber wie willst du eigentlich nach Hause kommen? Ist dein BMW überhaupt heil geblieben?“, fragte sie ihn. Bei dieser Frage erschrak Kent einen Moment. In der Hektik hatte er keine Sekunde an den Wagen gedacht. Er lachte verlegen.

„Da muss ich erst mal nachschauen, Schatz. Ich hatte bis jetzt keine Minute Zeit, aber der ist ja versichert.“ Sie wechselten noch ein paar Worte, dann beendete Roger nachdenklich das Gespräch. Er sah auf die Uhr. Eigentlich war seine Schicht seit einer Stunde zu Ende. Maddox hatte am Nachbartisch seinen Kopf auf den Unterarm gelegt und schlief tatsächlich. Eileen saß nur da und starrte stoisch auf den Monitor vor ihr. Roger sprach sie an.

„Ich glaube, unsere Ablösung kommt wahrscheinlich nicht durch. Die sind seit zwei Stunden überfällig.“ Doch die junge Frau zuckte nur mit den Schultern.

„Ich wüsste sowieso nicht, wo ich hin sollte. Mein Haus wird wohl kaum noch stehen, oder bewohnbar sein. Schau doch mal rüber in die Siedlung am Aquarium, da steht das Wasser immer noch meterhoch. Ich werde mich hier einquartieren müssen für die nächste Zeit.“ Sie sah Roger mit Tränen in den Augen an. Er wusste ja, dass sie sich dieses kleine Haus erst vor einem Jahr gekauft hatte. Roger, der zu Eileen ein herzliches Verhältnis hatte, drehte sie plötzlich samt ihrem Drehstuhl zu sich herum.

„Hör mal Eileen, du kannst jederzeit zu uns kommen, für ein paar Wochen. Wir haben genug Platz, und Paris wird sich bestimmt auch freuen.“ Paris war Rogers Tochter und gerade 17 Jahre alt geworden. Sie war eine Sportskanone wie Eileen. Die junge Frau nickte dankbar.

„Danke für das Angebot, Roger. Aber was wird deine Frau dazu sagen?“ Ford lachte verhalten.

„Sie wird froh sein, jemanden zum Quatschen zu haben. In ihrem Zustand kommt sie ja nicht mehr viel unter die Leute.“ Eileen sah ihn schmunzelnd an.

„Wann ist es denn soweit?“, fragte sie ihn. Roger lachte verschmitzt und sah auf den Kalender auf Eileens Schreibtisch.

„Also, wenn sich keiner verrechnet hat, dann in fünf Wochen.“ Eileen nickte.

„Na, dann hoffen wir mal, dass unser Krankenhaus bis dahin wieder einsatzfähig ist.“ Ford sah seine Kollegin einen Moment erschrocken an. Daran hatte er noch mit keiner Silbe gedacht.

Einen Blick auf den Monitor werfend, stellte er fest, dass der Sturm nach Nordwesten abgedreht hatte und auf den Atlantik hinauszog. Die Bundesstaaten Georgia und South Carolina würden also verschon bleiben. Der Hurrikan nahm nun Kurs auf Südeuropa. Der sonst so kühle Atlantik hatte sich in den letzten Wochen durch die permanente Hitze aufgeheizt. Das verschaffte dem Sturm wieder zunehmend Energie.

Plötzlich fiel ihm aber wieder sein Wagen ein. Der BMW X5M war erst zwei Jahre alt. Er lief in den Flur hinaus, von dem man gute Sicht über den Parkplatz hinter dem Hochhaus hatte.

Doch als er hinunterschaute, sah er erstmal nur eine Wasserfläche, aus der vereinzelt Autodächer herausschauten. Eines der Dächer war sein BMW. Er lehnte sich mit der Stirn gegen die Scheibe und fluchte leise vor sich hin. Der Wagen war hin, dass stand fest. Missmutig ging er zurück in sein Büro. Er würde die Zeit nutzen und eine Schadensmeldung für die Versicherung aufsetzen. Dann überlegte er, noch einmal mit Maggie zu reden. Er würde wohl im Büro übernachten müssen, solange die Straßen nicht passierbar waren.

Einer aber saß die ganze Zeit wie auf Kohlen, und das war Benny Winter. Er überlegte krampfhaft, wie er auf schnellstem Wege nach Hause kommen sollte. Alle Verbindungswege von Miami und den vorgelagerten Keys nach Norden waren abgeschnitten, und die Telefone gingen auch nicht mehr.

Das Ganze dauerte dann drei volle Tage. Als das Unwetter durchgezogen war, konnte man erstmals die gigantischen Schäden übersehen, die es hinterlassen hatte. Am Ende musste auch Benny Winter drei Tage im Katastrophenschutzzentrum ausharren. Sein Wagen war unbrauchbar geworden und damit schrottreif. Aber die Army kam und befreite die Wissenschaftler aus ihrer Isolation, indem sie Schwimmpanzer schickte und alle nach Hause brachte.

Als Benny am Vormittag vor seinem Haus von einem der Schwimmpanzer abstieg, sah er schon von weitem, wie dieser Hurrikan gehaust hatte. Das Dach ihrer Veranda war verschwunden, das Haus selber aber heil geblieben. Jetzt zahlte es sich aus, dass sie nicht die in diesen Breiten übliche Leichtbauweise gewählt hatten, sondern ein Haus mit festen Fundamenten gemauert hatten. Auch das Haus seiner Schwiegereltern war nahezu unversehrt. Nur die Palmen hatten tüchtig Schaden genommen, mehrere hatten keine Krone mehr und sahen aus wie Mahnmale. Karens Garten war auch ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, und es gab Müll, der nicht von ihnen stammte. Aber das alles war nichts, gegen die Verwüstungen auf den Keys, wo kaum noch ein Stein auf dem anderen stand. Die gesamte Infrastruktur war kaputt. Das alles aber hinderte Bennys Chef, den Minister für Forschung und Entwicklung, Lancaster, nicht daran, ihn und Karen für die nächste Woche nach Washington zu beordern. Das Treffen fand außerhalb der Hauptstadt, auf dem Landsitz des Ministers statt.

Paul Lancaster war 70 Jahre alt, hatte eine Köpergröße von 1,62 m, einen Glatzkopf und eine große runde Brille, wie Harry Porter. Der alte Herr empfing sie im Hausanzug und hatte auf der Veranda seines Hauses den Tisch decken lassen. Da er Karens Patenonkel war, gestaltete sich das Zusammensein recht familiär.

Als sie saßen und die Hausdame den Kaffee ausgeschenkt hatte, rieb sich Paul Lancaster etwas verlegen die Hände.

„Ja meine lieben Winters, dass ich euch heute hier her zu mir gebeten habe, hat natürlich einen triftigen Grund.“ Er nahm einen Schluck Eistee, ehe er fortfuhr und sah seine Gäste aufmerksam an.

„Habt ihr schon mal etwas von den weltweiten Problemen mit reinem Trinkwasser gehört?“ Benny und Karen sahen sich kurz an, dann meinte Karen:

„Eigentlich auch nicht mehr als das, was die meisten über die Wasser-Knappheit in Afrika wissen.“ Und Benny setzte hinzu:

„Die Erderwärmung setzt besonders den Staaten am Äquator zu. Das Abtauen der Eisberge und Gletscher lässt den Meeresspiegel steigen, die Inseln im Pazifik geraten damit in Gefahr, weil der Wasserspiegel steigt. Und die Aufheizung der Atmosphäre verdunstet natürlich auch Wasserreservoirs.“

Paul Lancaster sah die beiden an, wie ein Lehrer seine beiden Schüler und lächelte. Das mit dem Lehrer stimmte ja eigentlich auch. Die beiden Elternteile Widmark und Winter kannte er ja schon seit Karens und Bennys Geburt damals nach den aufsehenerregenden Abenteuern am heiligen Berg der Inkas, dem Machu Picchu.

„Ihr habt sicher schon gehört oder gelesen, dass immer mehr Afrikaner ihre Heimat verlassen und nach Europa wollen. Früher mehr wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse, heute desto mehr, wegen des Fehlens von reinem Trinkwasser. Alles vertrocknet, das Vieh verdurstet, die Menschen müssen ihr Land verlassen. Weil das zunimmt, haben wir uns entschlossen in Afrika Abhilfe zu schaffen. Karen, dein Vater und ich haben einen Plan ausgearbeitet. Wir sind überzeugt, dass unter der Wüste Sahara ein riesiges Süßwasservorkommen existiert. Einige Staaten da unten fördern schon seit Jahren sauberes Wasser aus der Erde. Es muss artesisches Wasser sein und aus einer Tiefe von 3000 bis 4000 Metern kommen. Die Qualität dieses Wassers ist nach letzten Kontrollen ausgezeichnet.“

Lancaster war aufgestanden und stand nun hinter seinem Stuhl, beide Hände auf der Lehne und sah seine Gäste an.

„Wir wollen ein Forschungsteam, dem auch ihr beiden angehören sollt, da hinunterschicken, und das Blut der Erde unter der Saha suchen, wie man das Trinkwasser ebenso nennt.

In Vier Wochen soll es losgehen. Glaubt ihr, dass ihr das hinkriegen werdet? Ich meine das auch in Bezug auf eure Tochter Kathleen. Ihr werdet gut ein bis zwei Jahre weg sein.“

Karen sah ihren Patenonkel etwas fassungslos an und schluckte mehrmals. Benny, lehnte sich zurück und sah für Sekunden an die Decke. Das war mehr als eine Überraschung und bedeutete zwei Jahre harte Arbeit vor Ort. Karen schossen tausend Gedanken durch den Kopf – Kathleen zwei Jahre bei den Großeltern lassen? Paul Lancaster lächelte leicht.

„Überlegt es euch in Ruhe und gebt dann eurem lieben Chef in Miami eure Entscheidung bekannt.“ Der „liebe Chef“ war ja kein anderer als Professor Jan Widmark, also Karens Vater.

Als sie Lancaster wieder verlassen hatten und eine Rast an einem Motel einlegten, brach Karen das Schweigen. Sie sah ihren Gatten von der Seite an.

„Du hast jetzt die ganze Zeit geschwiegen, was meinst du zu diesem neuen Auftrag?“ Benny lehnte sich zurück. Seine Rechte strich über das dicke Lenkrad ihres Ford Edge.

„Wenn es Kathleen nicht gäbe, würde ich sagen, annehmen und los. Aber so…?“ Karen nickte.

„Mir geht es nicht anders. Sie ist ja ziemlich selbständig und vernünftig für ihr Alter. Aber zwei Jahre bei Oma und Opa, da weiß ich nicht, wie das ausgehen soll.“ Benny sah seine Frau an.

„Weißt du was, wir reden mit ihr und versuchen mal rauszukriegen, wie sie dazu steht. Außerdem ist sie so auf ihren Sport fixiert, das wird sich nicht ändern, nur weil wir nicht da sind.“ Karen lächelte.

„Du hast mal wieder Recht, Mann! Wir machen es so und jetzt fahr zum Flughafen, unsere Maschine geht in zwei Stunden.“

Miami- Florida

Jan Widmark saß an seinem Schreibtisch und las die Post des Vortages durch. Ein Schreiben mit Dringlichkeitsvermerk lag ganz obenauf. Er überflog es kurz und schüttelte den Kopf. Der Inhalt war nicht nur überraschend, sondern auch besorgniserregend. Er rückte seine Brille zurecht, um noch besser lesen zu können. Es war ein Bericht über Wetteranomalien der letzten Wochen. Na ja, die letzte Katastrophe hatte ja Miami erst vor drei Monaten erheblich gebeutelt. Wochenlang hatten sie die Folgen gesehen. Er legte den Bericht wieder beiseite, denn er hatte derzeit andere Probleme.

Als Lancasters Nachfolger war er bereits am vorherigen Tag ins Weiße Haus beordert worden. Dort hatte ihn ein Mr. Maddox in Empfang genommen. Genau der gleiche Maddox, den er schon am Machu Picchu kurz zu sehen bekommen und in reichlich unangenehmer Erinnerung behalten hatte. Ein typischer Staatsbeamter. Kleinkariert, eitel und nach oben hin dienend, nach unten tretend.

Dieses Mal war auch der Stabschef des Weißen Hauses anwesend. Dieser Mann hatte ihn innerhalb von fünf Minuten ins Schwitzen gebracht. Seine Schilderung der Zustände rund um den Globus hatte sie alle zutiefst betroffen gemacht. Dann hatte der Stabschef die Katze aus dem Sack gelassen.

Man hatte aus dem All, nahe des Alpha Centauri, den Planeten Proxima P entdeckt, von dem aus unbekannte Funksignale gesendet worden waren. Das war ihm in die Knochen gefahren, denn dies konnte nur bedeuten, dass ihr Lichtblitz, den sie damals vom Machu Picchu aus abgeschickt hatten, tatsächlich einen Empfänger gefunden hatte! Das allein war schon eine Sensation für sich.

Die Frage war, ob sich die Empfänger inzwischen auf den Weg zur Erde gemacht hatten? Wenn das wiederum zutraf, dann wäre das die Sensation des Jahrhunderts. Doch die Regierung hatte beschlossen, diese Tatsachen vorerst geheim zu halten. Ungeachtet dieser Sensation nahmen unterdessen verschiedene Ereignisse rund um den Globus, beinahe besorgniserregende Ausmaße an. Diese Ereignisse ließen die Frage, ob man irgendwann in ferner Zukunft Besuch aus dem All bekommen würde, weit in den Hintergrund treten.

Denn täglich machten sich bis zu fünftausend Menschen auf den Weg von Afrika in Richtung Europa. Seit Wochen war so eine wahre Völkerwanderung in Gang gekommen. Der Süden Europas drohte von den Flüchtlingsströmen überrannt zu werden und begann sich zu verbarrikadierten.

Viele nutzten den Landweg über Ägypten, Saudi – Arabien, Irak und der Türkei. Andere wiederum versuchten es an der schmalsten Stelle. Dort, wo das Mittelmeer die beiden Kontinente Afrika von Europa trennte. Viele versuchten von Marokko aus nach Spanien zu gelangen. Wieder andere versuchten die Insel Lampedusa oder die griechischen Inseln zu erreichen. Überfüllte, baufällige Boote dümpelten über das Mittelmeer, und viele von ihnen sanken, bevor sie überhaupt Land erreichten. Tausende starben bei diesem wahnwitzigen Trip. Die, die es geschafft hatten, stießen inzwischen auf den beinahe erbitterten Widerstand in den Zielländern und landeten in überfüllten Lagern mit unhaltbaren hygienischen Zuständen.

Die Insel Lampedusa vor der Küste Italiens war inzwischen vom Militär zu einer Sperrzone erklärt worden. Ebenso die griechischen Inseln der Ägäis. Europa mauerte sich systematisch ein! Viele dieser Seelenverkäufer sanken bei dem Versuch, wieder zurück in die Heimat zu gelangen.

Das Zauberwort, das alle zu diesem Wahnsinnstrip trieb, hieß „sauberes Trinkwasser“. Wer es besaß, war nicht mehr bereit, es so ohne weiteres zu teilen.

Dieser Wahnsinn hatte Methode. Das „Blut der Erde“, wie das Wasser auch inzwischen genannt wurde, war in den letzten Jahren immer mehr zum Spekulationsobjekt von DAX Unternehmen geworden, das heißt, letztlich damit immer unbezahlbarer.

Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass zwei Drittel der Erde mit Wasser bedeckt sind und davon sind nur 2,5 % Süßwasser. Der Wasserverbrauch in den zivilisierten Ländern hatte sich aber in den letzten 50 Jahren um das mehr als Hundertfache vergrößert. Schlimmer war jedoch, dass zum Beispiel in Nigeria ein Liter Wasser teurer war als ein Liter Treibstoff.

Die Folge davon, eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser. Trotz dieser Knappheit versickerten allein in Italien 30 - 40 % des Trinkwassers durch undichte Leitungsnetze nutzlos in der Erde! In Spanien, den Kanarischen Inseln, der Mongolei, China und Indien wurde die Situation immer dramatischer, während Länder wie Deutschland, die Schweiz, Kanada, Norwegen und Island noch Wasser in Überfluss besaßen.

Noch ein weiteres Problem saß der Menschheit im Nacken. Die Ölvorräte in den arabischen Förderländern gingen unweigerlich zu Ende. Die Weltwirtschaft stand vor einem Kollaps! Auch das Fracking hatte dieses Problem nicht langfristig lösen können. Jahrzehntelang hatte man dieses Problem ignoriert, nun holte es die Menschheit ein. Was kam nach dem Öl? Elektroantriebe waren nach wie vor uneffektiv, die Windenergie immer noch ein Stiefkind. Doch die Weltwirtschaft brauchte dringend einen neuen Saft, der sie am Leben hielt!

Jan Widmark legte den umfangreichen Bericht kopfschüttelnd zur Seite und sah zur Tür, weil es geklopft hatte. „Herein!“, rief er kurz angebunden und sah zur Tür.

Die öffnete sich langsam und nacheinander betraten seine Tochter Karen und ihr Benny das Büro. Jan Widmark umarmte zuerst seine Tochter zärtlich, ehe er Benny ebenfalls die Hand gab.

„Kommt, setzt euch. Der Kaffee kommt gleich. Wir müssen reden!“ Sie setzten sich in die bequeme Sitzecke am Fenster und Professor Widmark sah seine beiden Besucher lächelnd an.

„Ihr seid also bei unserem Boss in Washington gewesen und wisst nun, worüber wir reden müssen. Ich habe es dieses Mal extra ihm überlassen, die frohe Botschaft zu verkünden. Nicht, dass ich wieder der böse Onkel bin.“, meinte er lächelnd. Er schaltete den Beamer ein und ein großes Bild mit den Umrissen der Sahara erschien darauf.

„Schaut mal, an den unmittelbaren Grenzen der Sahara gibt es eine Reihe von Oasen. Woher haben die das notwendige Wasser in dieser Trockenheit? Außerdem pumpen einige Anrainerstaaten regelmäßig Wasser aus der Tiefe und benutzen es für die Bewässerung. Die Folge, es verdunstet im Nu und behält keinen nachhaltigen Nutzen. Wenn es uns gelingt, dieses Ur-Meer zu finden, dann hat Afrika für die nächsten 200 Jahre sauberes Trinkwasser in Fülle.“ Benny, der die ganze Zeit still zugehört hatte, räusperte sich.

„Und wenn sie alles hochgepumpt haben, tritt das gleiche Problem wieder auf.“, meinte er sarkastischer als er es gewollt hatte. Karen hatte den Unterton in seiner Stimme gehört und sah ihn ernst an.

„Du denkst zu kurz, Benny! Wenn man dieses Wasser richtig einsetzt und die Wüste wieder begrünt, wird sich gesamtes System wieder regenerieren. Denke dran, die Wüste war in grauer Vorzeit mal ein grünes Land Eden. Und die Träume aller Araber würden sich erfüllen- die Wüste als eine grüne Oase zu erleben.“ Benny verzog das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf.

„Träumt ihr da nicht ein wenig zu viel? Die Wüste ist ausgetrocknet, weil sich die Erdachse vielleicht um 2 Grad verschoben hat. Diese minimale Verschiebung hat ausgereicht, um das gesamte System zu verschieben. Daher regnet es jetzt nicht mehr in der Wüste, sondern im Mittelmeer und das wird wohl auch so bleiben.“

Professor Jan Widmark hatte ruhig und gespannt seinen beiden jungen Leuten zugehört. Jetzt mischte er sich in deren Disput ein.

„Im Grunde habt ihr ja beide Recht! Aber es geht um jetzt und um heute! Nicht darum was in zweihundert Jahren passieren wird. Damit muss sich die Menschheit dann auseinandersetzen.“ Er holte nochmal tief Luft.

„Ihr seht doch die Bilder auch! Abertausende machen sich auf den Weg nach Europa, hunderte sterben dabei jedes Mal. Und wir könnten was dagegen tun!“ Benny hob die Augenbrauen an und schüttelte den Kopf.

„Und was sollen wir beide da unten machen? Die Menschmassen aufhalten? Bleibt aber die Frage wie?“, meinte Benny lachs. Jan Widmark sah erst den jungen Mann und dann seine Tochter an ehe er weiter fortfuhr. Leise, beinahe verschwörerisch meinte er dann:

„Hört jetzt genau zu. Eure Aufgabe lautet, nach dem Urmeer unter der Sahara zu suchen Benny! Weißt du überhaupt, was das für euch bedeutet? Ihr bekommt jede Unterstützung, die ihr braucht, an Menschen, Material und Geld!“

Der junge Mann verzog zum Erstaunen seines Schwiegervaters kaum das Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern.

„Das klingt sicher nach großer Ehre, ja! Das Projekt ist aber auch nicht neu! Mal ernsthaft, aber was sollen wir denn da unten machen, Jan? Die Suche wird sich hinziehen, vielleicht Monate dauern! Und inzwischen? Diese Massenwanderung über das Mittelmeer halten auch keine Armeen mehr auf. Die Leute brauchen sauberes Trinkwasser und sonst nichts, damit steht und fällt doch deren Lebensgrundlage da unten, Dad!“

Zum ersten Mal an diesem Tag nannte er seinen Schwiegervater „Dad“. Karen hatte es sofort bemerkt und griente vor sich hin. Jan Widmark winkte ab und wurde ungeduldig. Der junge Mann schien noch nicht zu begreifen, was das für seine berufliche Karriere bedeuten konnte.

„Genau das ist der Punkt, Junge! Habt ihr einmal Wasser da unten gefunden, dann haben die Menschen keinen Grund mehr wegzugehen! Versteh doch endlich, es ist enorm wichtig die Zusammenhänge zu untersuchen. Bei Karen ist es doch auch nicht anders! Ihr bekommt einen Forschungsauftrag und einen Batzen Geld obendrein für dieses Projekt!“

Karen, die still zugehört hatte, mischte sich nun in das Gespräch der Männer ein.

„Wirklich Dad, aber ich als Klimahexe mit Steckenpferd Altertumsgeologie da mittendrin? Mich nimmt doch keiner so richtig ernst!“

Jan Widmark sah seine Tochter eine Sekunde kritisch an, denn die Frage enttäuschte ihn doch ein wenig. Er hatte versucht, es ihr ruhig zu erklären. Karen erkannte sofort, dass sie eine saublöde Frage gestellt hatte! Doch Jan Widmark legte erregt los.

„Sag mal Tochter, hast du nicht richtig zugehört? Ihr bekommt einen Forschungsauftrag und ziemlich umfangreiche finanzielle Mittel dazu, um die Zusammenhänge zu erforschen. Mädel, was willst du in deinem Alter denn mehr als diese Anerkennung für gute Arbeit?“, ereiferte er sich sichtlich erregt. Was konnten die jungen Leute von heute manchmal schwerfällig sein! In seiner Anfangszeit, mit 28 Jahren, wäre er damals zu Fuß nach Afrika gelaufen, nur um diesen Job zu bekommen.

Er sah in Karens Gesicht, dass es in ihr arbeitete. Manchmal war sie eben eigenwillig wie ihre Mutter. Und deshalb lenkte Jan Widmark auch sofort wieder ein und lächelte sie an, ehe er weiter fortfuhr.

„Karen! Nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen war die Sahara einst eine blühende Landschaft mit zahlreichen Flüssen, bis das Wasser plötzlich verschwand. Die Brunnen trockneten aus und das Land verdorrte. Wir wissen heute zum Beispiel, dass der Amazonas auf dem amerikanischen Kontinent in der Frühzeit im afrikanischen Tschad-See entsprungen sein muss. Also höchstwahrscheinlich in diesem sagenhaften Urkontinent Botswana. Der lag genau dort, wo jetzt die Wüste ist!“ Er nahm einen Schluck Kaffee und fuhr fort in dem er einen großen Wandbildschirm anmachte.

„Um es euch nochmals genauer vor Augen zu führen - in der Karbonzeit stieß der nördliche Kontinent Laurussia mit dem südlichen Kontinent Gondwana zusammen und unterbrach damit den Wasser- und Wärmeaustausch. Als diese Territorialplatten wieder zerbrachen, prallte Afrika auf Europa und es entstanden die Alpen. Gondwana umfasste damals Südamerika, Afrika, Antarktis, Australien, Arabien, Madagaskar, Neuguinea und Indien, also ein riesiger Kontinent. Aber mit dem Zerbrechen dieser beiden Platten kam auch der Austausch von Wasser und Klima zum Erliegen. Es sammelte sich in einem Becken dem sogenannten Urmeer. Und ihr sollt es suchen. Begreift ihr überhaupt, was das für euch bedeutet, he!“

Karen winkte plötzlich heftig ab. Sie hatte mit einem Schlag die Dimension, um die es hier ging, begriffen. Und sie schämte sich in Grund und Boden über ihre dusslige Fragerei von eben.

Wie immer, wenn Karens Dad die Geschichte bemühte, kam der Altertumsforscher in ihm zu Tage, und Benny konnte ihm stundenlang zuhören. Selbst Karen, die schon von Anfang an als Kind bereits damit konfrontiert worden war, hatte immer wieder gespannt zugehört, wenn Dad seine Vorlesungen in der Uni gehalten hatte. Sie waren meist so gut besucht, dass man manchmal sogar die Türen zuschließen musste, weil immer mehr Studenten um Eintritt baten. Es war sogar passiert, dass Karen als Schülerin mit zwölf Jahren die Schule geschwänzt hatte, um zu ihrem Vater zur Vorlesung in die Uni zu fahren. Karen musste schmunzeln und gab den Widerstand auf.

„Dad, das alles weiß ich doch auch! Die Verwüstung der Sahara begann vor 130 Millionen Jahren, als sich die Kontinente plötzlich trennten und die Eiszeit das Klima veränderte. Die damals entstandenen Landeinbrüche füllten sich mit Salzwasser. Aber trotzdem muss es nach Auffassung vieler Wissenschaftler unter der Sahara auch noch ein weitverzweigtes Süßwassermeer geben. In Libyen gibt es in tiefen Talsenken Seen die nicht nur vom Regen, sondern auch aus den Tiefen der Erde mit Wasser gespeist werden. Dieses gute Jahrtausende alte Wasser kommt wahrscheinlich aus dem ehemaligen Urmeer empor! Richtig, Dad?“

Mit einem Mal hatte sich Karen in Rage geredet. Ihr Kopf war sichtbar rot geworden, ihre Augen funkelten. Sie hatte Feuer gefangen! Jan Widmark erkannte es auf Anhieb, da glich sie ihm wie ein Ei dem anderen.

Und Benny schüttelte fassungslos den Kopf über Karens plötzliche Veränderung und das, was seine Frau da ins Spiel gebracht hatte. Doch da auch Jan der gleichen Meinung zu sein schien, versuchte er die Zusammenhänge zu begreifen. Immerhin kannte er ja ebenfalls einige der Fakten aus den Vorlesungen, die er bei Jan besucht hatte.

„Natürlich war das Becken, in dem die Wüste entstanden ist, früher einmal ein Meeresgrund. Man baut heute noch Salz in der libyschen Wüste ab und das kann nun mal nur von Salzwasser stammen. Ist ja klar, oder?“

Benny lachte ein wenig verunsichert wegen seiner Feststellung, weil er sich hier ja zwei Fachleuten gegenübersah, deren Themen nun mal das Altertum war. Aber Jan Widmark nickte erfreut und klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter. Benny sah Karen strahlend an und die zeigte auf eine Weltkarte an der Wand des Büros.

„Sieh mal, die Eiszeit hat alles verändert. Oder vielleicht gab es auch zu viele Schafe und Kamele damals. Die soffen die gut gefüllten Brunnen einfach leer. Dadurch mussten sie immer tiefer graben und der Wasserspiegel senkte sich immer weiter ab, genau wie heute. Nur dass es jetzt der Mensch ist, der das kostbare Wasser vergeudet.“

Jan Widmark sah seine Tochter voller Vaterstolz an und nickte dann zustimmend. Er atmete erleichtert auf.

„Stimmt, sie hat Recht, Benny. Sieh mal heute nach Süd-Spanien. Das Land dort vertrocknet! Und warum? Nur weil der Tourismus tausende Hotels mit enormem Wasserverbrauch geschaffen hat. Immer mehr Wasser aus dem Hinterland musste an die Küsten geschafft werden, um dort die Hotelpools mit Trinkwasser zu füllen. Nur leider regnet es seit gut zwanzig Jahren immer weniger! Die Folge davon ist, das Landesinnere vertrocknet, und immer mehr Bauern müssen bereits nach und nach ihre Betriebe aufgeben. Wie man hört, herrscht dort derzeit eine Gluthitze.“

Benny rieb sich das Kinn und begann langsam aber sicher die Tragweite der sich anbahnenden Katastrophe zu begreifen.

Die Menschheit musste unbedingt neue Regeln zum Verbrauch des Trinkwassers aufstellen, sonst war ihr Heimatplanet nicht mehr zu retten! Er sah erst seine Frau und dann seinen berühmten Schwiegervater an.

„Gut Dad, wir gehen dahin und suchen nach Wasser. Aber wie lange kann das dauern? Und was geschieht in der Zwischenzeit? Mal abgesehen davon, dass ich eigentlich ein eigenes Forschungsprogramm betreuen soll! Die Zeit läuft uns davon, Dad! Denn auch am Nordkap brodelt es, der Permafrostboden taut auf und schickt immer mehr Methangase in die Atmosphäre.“ Jan Widmark nickte.

„Ich weiß Benny, aber das Ministerium und die UNO geben Afrika im Moment den Vorrang!“

Jan Widmark nahm seine Tochter in den Arm und legte kurz seinen Kopf an den ihren. Er sah ihr in die braunen Augen.

„Begreifst du jetzt, warum ihr da unbedingt mit dabei sein müsst?“ Karen nickte ein klein wenig beschämt, immerhin hätte sie sich diese Frage auch selber beantworten können.

„Ich hab´s kapiert Dad, war eine blöde Frage vorhin, ich weiß! Wir werden beide da runter gehen und sehen was zu tun ist. Allein die Tatsache bei diesem Projekt dabei zu sein, ist schon ein großes Glück und es ist auch eine Ehre für die Familien Widmark und Winter!“, setzte sie noch mit einem Blick auf Benny hinzu. Jan Widmark war zufrieden. Doch dann sah er seine Tochter schmunzelnd noch mal von oben bis unten an.

„Eines muss ich dich allerdings unbedingt noch vorher fragen, Kind! Du bist hoffentlich nicht zufällig gerade in guter Hoffnung, Tochter? Denn dann würdest du für diese Aufgabe nicht in Frage kommen, so sind nun mal die Vorschriften!“

Die beiden jungen Leute sahen sich erst gegenseitig an, und dann begannen sie laut zu lachen. Karen kicherte rot werdend.

„Also weißt du, Dad! Du lässt uns ja keine Zeit zum Üben. Und dann so eine Frage. Nee, Dad, ich bin noch nicht schwanger! Zufrieden, Chef?“ Jan Widmark grinste beide an, ehe er wieder ernst wurde.

„Es gibt aber noch einen Punkt, über den ich mit euch dringend und unbedingt reden muss. Das alles mit dem Wasser ist ja schon schlimm genug, aber es kommt noch dicker! Das ist aber dann wirklich dein Problem, Benny! Du hast es schon angesprochen.“ Er sah seinen zukünftigen Schwiegersohn ernst an, ehe weiter fortfuhr.

„Es geht im Norden um die fortschreitenden Auftauprozesse des Permafrostbodens und in diesem Zusammenhang vor allem im Gebiet der Ellesmere-Insel. Seit einiger Zeit steigen immer wieder gewaltige Methangasblasen an die Meeresoberfläche vor der Küste auf. Ich muss dir nicht erklären was dies bedeutet.“ Benny verzog das Gesicht und kratzte sich am Kopf. Mit einem Mal hatte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

„Ist es da oben schon so schlimm? Das war nämlich mein Forschungsauftrag, Dad!“ Jan Widmark nickte. Dann aber meinte er schmunzelnd:

„Das weiß ich. Aber Lancaster hat Prioritäten gesetzt! Eins nach dem anderen, Herr Schwiegersohn! Der Permafrostboden wird noch Jahrzehnte brauchen, um völlig aufzutauen. Außerdem arbeitet da oben bereits ein Forscherteam vor Ort!“

Und plötzlich meinte er lächelnd:

„Ihr seid noch verdammt jung! Eigentlich viel zu jung für solche verantwortungsvollen Aufgaben, würde ich sagen. Aber Lancaster hat einen Narren an Euch gefressen. Na ja gut, immerhin ist er ja auch Karens Patenonkel. Also enttäuscht ihn nicht, ihr beiden Helden! In einer Woche am Montag treffen wir uns in Miami, dort erfahrt ihr alles Weitere. Und nun raus mit euch, ich hab noch zu tun!“

Benny brachte seine Frau zum Wagen, wo er dann galant die Tür weit öffnete, um sie einsteigen zu lassen.

„Danke James, bringen Sie mich bitte nach Hause!“, hauchte Karen lachend. Benny sah seine Frau durch die Sonnenbrille an.

„Sag mal, wollten wir nicht das Problem mit unserer Tochter mit deinem Dad diskutieren? Das spielte auf einmal überhaupt keine Rolle mehr. Er hat uns einfach überfahren!“ Doch Karen schüttelte den Kopf.

„Du kannst dir sicher sein, dass er das mit meiner Mum längst ausdiskutiert und es in seine Überlegungen mit einbezogen hat. Im Grunde hat er ja auch Recht, Benny. Wir sind bei der Lösung des größten Projekts des 21. Jahrhundert dabei. Lass es uns einfach angehen, und Kathleen wird das auch verstehen.“

Benny grinste breit. „Wenn du das als Muttertier sagst, wird es schon so sein! Also gut Miss Winter, ich bin dabei!“

Mit durchdrehenden Reifen fegte Benny aus der Parklücke heraus, so dass sich Karen mit beiden Händen festhalten musste. Dabei grinste er vor sich hin und bemerkte dabei nicht, dass ein Polizist auf der anderen Straßenseite gerade seinen Notizblock herausholte, um sich die Nummer des Wagens zu notieren.

„Stopp - Police!“

Kam die Aufforderung aus dem Megafon des Polizei-Officers, der am nächtlichen Strand von Port de Skikda in Marokko mit zwanzig Soldaten das Hafengelände und den Strand davor zu bewachen hatte.

Eine Gruppe von Männern und Frauen in einem motorbetriebenen Schlauchboot war ihnen bei einer Kontrollfahrt geradewegs in die Arme gefahren. Leutnant Abu bin Talma schüttelte den Kopf.

„Wieder solche hirnlosen Flüchtlinge die illegal das Land verlassen wollten!“, schimpfte er und befahl dem Bootsführer das Schlauchboot ins Schlepptau zu nehmen und dieses zurück in den Hafen zu ziehen. An Bord waren nach erster Zählung 36 Personen, darunter vier Kinder um die 10 Jahre und dazu ein Säugling. Die Frau mit dem Säugling weinte still vor sich hin. Für Leutnant Abu bin Talma war so eine Tour mit einem Kleinkind über das Mittelmeer verantwortungslos. Drüben auf dem Schlauchboot herrschte Chaos, Tumult aber auch Verzweiflung. In seinem Zorn über diesen Radau mitten in der Nacht nahm er seine MPi, gab einen Feuerstoß in die Luft ab, und brüllte dazu lauthals:

„Wenn ihr jetzt nicht gleich eure Schnauzen haltet, schieße ich in das Schlauchboot und ihr sauft alle ab! Ruhe!“ Mit einem Schlag herrschte auf dem Boot Ruhe. Alle saßen geduckt und verängstigt auf ihren Plätzen und warteten, was nun kommen sollte. Einzig das Baby plärrte, erschreckt von der Schießerei, laut los. Die Mutter versuchte es in panischer Angst zu beruhigen.

Endlich lagen beide Boote wieder am Kai und hatten festgemacht. Der Bootsführer des Schlauchbootes der Flüchtlinge hatte sich noch während der Rückfahrt zum Hafen aus dem Boot ins Wasser gleiten lassen und war rasch in der Dunkelheit davon geschwommen. Hätte man ihn festgenommen, wäre er im nahen Gefängnis gelandet.

An Land angekommen mussten sich alle 36 Flüchtlinge in einer Reihe aufstellen und ihre Habseligkeiten auf den Boden legen. Zwei Soldaten sammelten alles ein, zwei weitere fingen an die Leute zu durchsuchen. Bei der Frau mit dem Säugling suchten sie dabei besonders gründlich. Die Frau verbarg ihr Gesicht schamhaft hinter dem Kopf des Babys, als sie spürte, wo die Hände des Soldaten überall entlangfuhren, ehe er grinsend wieder von ihr abließ. Dann mussten sie in einer Reihe zu einer Halle laufen, wo sie mit hundert anderen Flüchtlingen untergebracht werden sollten. Die Frau mit dem Säugling aber war eine Algerierin, ungefähr 30 Jahre alt und sehr hübsch. Plötzlich winkte der Leutnant die Frau aus der Reihe heraus.

„Komm her Frau! Wie heißt du?“, fragte er sie halblaut. Und sie antwortete gehemmt leise:

„Djamila Burhani, Sir! Ich komme aus Algier und wollte mit meinem Kind nach Italien zu meinem Mann, der dort schon auf uns wartet.“

Leutnant Abu bin Talma nickte verstehend und zeigte auf ein größeres Verwaltungsgebäude.

„Da drüben bringe ich dich jetzt mit deinem Kind hin, damit du in Sicherheit bist. Ich werde sehen was ich für dich tun kann. In der Halle kannst du nicht über Nacht bleiben, zu deiner eigenen Sicherheit. Und habe keine Angst Djamila, ich will nichts als Gegenleistung von dir. Ich denke dabei auch an meine Zwillinge zu Hause, die etwas älter wie dein Kind sind. Also komm, ich bringe dich in ein Zimmer ganz für dich und das Kind alleine, nebenan ist mein Büro, wenn etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit rufen.“

Er führte die junge Frau zu dem Gebäude hin und trug dabei sogar noch ihre Tasche. Die Soldaten, die ihm hinterher sahen, grinsten und einer meinte dabei leise:

„Na, wenn das seine Alte erfährt, ist der Teufel los. Der will die Algerierin doch nur heute Nacht besteigen.“

Den Rest der Leute übergaben sie dem Posten an der Halle, in der vielleicht etwa 200 Flüchtlinge dicht gedrängt lagen und saßen. Der Gestank, der ihnen entgegenschlug, war furchtbar. Ansonsten herrschte eine dumpfe brütende Stille über der Szenerie. Sie alle würden wieder dahin zurückgeschickt werden, wo sie herkamen. Viele hatten tausende von Dollars im Familienverband zusammengespart, um den Weg über das Mittelmeer zu wagen. Doch nun war das Geld weg, die Zukunft in Europa weg und sie würden mit Schande im Gepäck wieder zu den Ihren zurückkehren – als Versager! Diese Schande war größer als der finanzielle Verlust. Doch mancher hier hatte sich vorgenommen, es bei nächster Gelegenheit erneut zu versuchen.

Zu Hause gab es kein friedliches Leben mehr. Die Stämme bekriegten sich, die Eliten dachten nur an sich und so verkamen ihre Länder immer mehr. Moralisch, aber auch wirtschaftlich, und dass nur, weil die einheimischen Warlords in ihre eigenen Taschen wirtschafteten. Alles Geld was aus Europa und den USA zum Aufbau gezahlt wurde, verschwand in deren Taschen und die Völker mussten darben. Inzwischen gab es beinahe kein sauberes Trinkwasser mehr, die Lebensgrundlage in allen Staaten am Rande der Sahara.

Ein großer Plan entsteht

Wie bei jeder dieser Internationalen Tagungen der UNO, waren eine Menge Leute aus aller Herren Länder angereist. Denn diesmal ging es um ein einziges Thema, und das hieß „Sauberes Trinkwasser für Afrika!“ Besonders zahlreiche Vertreter der arabischen Staaten drängten hier darauf, dass die Weltgemeinschaft endlich einmal Beschlüsse fasste, anstatt wie sonst immer nur Absichtserklärungen kundzutun. Denn tagtäglich stiegen tausende verzweifelte Menschen des Kontinents in alte klapprige Boote und versuchten nach Europa zu gelangen. Heute sprach nun der weltbekannte amerikanische Wissenschaftler Jan Widmark, dessen US – Fundation, unterstützt von großen Geldgebern, weltweite Projekte zur Trinkwassergewinnung auf den Weg gebracht hatte. Zuletzt erst in der Atacama-Wüste. Und diesmal hieß es, habe der Professor eine Lösung für Afrika erarbeitet. Begleitet wurde Professor Jan Widmark von seiner Tochter Karen und seinem Schwiegersohn Benny Winter. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dicht gedrängt saß man sogar in den Gängen, um zu hören, was dieser Mann zu verkünden hatte.

„Meine Damen und Herren, hohes Haus! „Unser Land ist dem Tode geweiht, und meine Kinder müssen vor Hunger und Durst sterben!“, diesen Satz hat mir vor wenigen Wochen eine Frau mit vier kleinen Kindern im Tschad entgegen geschleudert und dabei bitterlich geweint! Aber die Länder Afrikas sind nicht dem Tode geweiht, weil es für alle eine Rettung gibt! Dafür müssen aber alle Verantwortlichen, besonders in den betroffenen Ländern selbst, endlich damit aufhören, dass Geld, welches wir ihnen jährlich zukommen lassen, in die eigenen Taschen zu wirtschaften! Daher werden die Vereinigten Staaten künftig kein Geld mehr einfach zur Verfügung stellen, sonders es stets an konkrete Projekte knüpfen. Eines dieser Projekte möchte ich ihnen heute hier vorstellen.“ Jan Widmark nahm einen Schluck Wasser, ehe er weiter fortfuhr. Seine klare Aussage kam nicht bei jedem der hier Anwesenden gut an. Doch Jan Widmark störte sich nicht daran.

„Wie bekannt ist, existieren unter der Wüste Sahara zahlreiche thermische Quellen. Bei diesem Quellen handelt es sich um aus einer Tiefe von ca. 3-4000 m aufsteigendes Grundwasser aus dem Ur-Ozean unter der Wüste!“

Mit einem Schlag war es im Saal laut geworden! Die sonst so gesitteten Politiker und Wissenschaftler trampelten und klatschten Beifall was das Zeug hielt. Aber es gab auch Pfiffe! Einer schrie sogar „Scharlatan! Ihr wollt doch nur die Welt regieren und uns alle zu Untertanen der USA machen!“ Jan Widmark winkte ab und sprach einfach weiter, ohne auf diesen Zuruf einzugehen.

„Wie wir inzwischen aus Bohrungen wissen, hat sich das ablaufende Regenwasser vom Atlasgebirge in diesem Becken unter der Sahra in Jahrtausenden gesammelt. In den Randzonen, in denen man es heute schon fördert, handelt es sich um artesische Quellen aus dem Urmeer. Die Qualität dieses Wassers kann dabei tatsächlich mit jedem Quellwasser konkurrieren. Dieses Wasser sollte also künftig eher zum menschlichen Verzehr benutzt werden, als dass man es in der Landwirtschaft für die Beregnung einsetzt, wo es natürlich sofort wieder durch die Hitze verdunstet. Zumindest aber sollte man hier auch über eine sinnvolle Berieselung landwirtschaftlicher Flächen nachdenken. Um dieses Projekt nun endgültig voranzubringen, wird in den nächsten Wochen eine Gruppe von Wissenschaftlern und Techniker in das für die Bohrung vorgesehene Gebiet aufbrechen. Wir hoffen in spätestens einem Jahr dort Trinkwasser zu fördern! “ Jan Widmark sah kurz in die Runde, ehe er weiterredete.

„Zahlreiche artesische Brunnen und Wasserstellen in der Wüste, die bereits von den Anrainerländern genutzt werden, zeugen vom Vorhandensein dieses Wassers. Warum aber die Wüste damals vor Jahrtausenden zurückkam, versuchen wir schon seit Jahrzehnten zu untersuchen, ohne eine hundertprozentige Antwort gefunden zu haben. Eine Erdachsenverschiebung führte zu einer Nordwärts–Verlagerung der Monsune. Dort wo einst Rinder, Schafe und Kamelherden grasten, entstand Schritt für Schritt wieder eine Wüste durch die Austrocknung des Landes. So starben die Flusspferde, die Fische und Krokodile nach und nach aus. Zahllose Felsenbilder, die man gefunden hat, zeigen heute noch die paradiesischen Zustände in dieser einst grünen Landschaft. Wir sehen, dass heute Tausende und Abertausende Afrikaner ihre Länder verlassen und sich nach Europa und Asien auf den Weg machen. Das alles könnte vermieden werden, wenn wir das Ur-Meer unter der Sahara finden würden. Aus diesem Grund ist diese Arbeitsgruppe gebildet worden, die dieses Projekt in Angriff nehmen soll. Seien sie also bereit, sich daran zu beteiligen, seien sie bereit, den Menschen in Afrika eine neue Zukunft aufzuzeigen. Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit!“

Als Professor Widmark geendet hatte, brandete Beifall auf, der immer wieder von „Hurra!“ Rufen begleitet wurde.

Karen Winter hatte ihrem Vater aufmerksam zugehört. Sie erinnerte sich, wie sie sich als Schülerin schon in seine Vorlesungen geschlichen hatte und dabei ihren Unterricht versäumte. Seine Themen waren so aufregend und spannend. Er erzählte schon damals über die alten Mayas äußerte auch die Vermutung, dass unsere Erde bereits in grauer Vorzeit von Besuchern aus dem All aufgesucht worden war.

Nach den so aufregenden Ereignissen, die ihre Eltern und Bennys Eltern am heiligen Berg der Mayas, dem „Machu Picchu“ in den Anden erlebt hatten, war sie in einer Sternennacht am Strand von Hawaii gezeugt worden. Ihr Benny war nur ein halbes Jahr später als sie geboren worden. Sie hatten schon im Sandkasten zusammen gespielt, sich als Teenager heimlich getroffen und bestens verstanden und dann letztlich sogar geheiratet. Inzwischen hatten sie beide eine Tochter mit dem Namen Kathleen, die bereits 15 Jahre alt war. Sie kannten sich von Kindesbeinen an und hatten es geschafft, ihre Ehe auch durch kritische Zeiten zu steuern. Ihr Band war die kesse blonde Kathleen, die in einer College-Mannschaft Fußball spielte.

Jan Widmark traf am Saalausgang wieder auf seine Tochter und seinen Schwiegersohn und sah sie fragend an.

„Nun, was sagt ihr zu meinem Vortrag, werter Gelehrtennachwuchs?“, fragte er sie beide schmunzelnd. Tochter Karen nickte zunächst.

„Ein Thema welches dich immer wieder begeistert, Dad! Aber auch nicht mehr ganz neu.“ Jan Widmark sah Benny an.

„Und du, was sagst du dazu, Herr Schwiegersohn?“ Benny grinste. Weil er wusste, wie er seinen Schwiegervater ärgern konnte, meinte er daher ganz leger:

„Nun ja, alter Hut, neu angepresst! Aber gut verkauft, das muss man schon sagen.“ Jan Widmark verzog das Gesicht ein wenig.

„Ihr denkt, Ihr könnt mich aus der Reserve locken, stimmts? Aber da irrt ihr euch, ihr beide habt in zwei Tagen einen Termin bei Onkel Lancaster im Ministerium. Ich würde mich an eurer Stelle schon mal vorbereiten“, meinte er, und machte dabei eine gewichtige Miene. Denn „Onkel Lancaster“ war der verantwortliche Minister für Zukunftsprojekte und Karens Patenonkel. Sein Ministerium trug den Namen: „Ministry of Research and Development“ also „Ministerium für Forschung und Entwicklung“. Beide Institute, in denen sowohl Karen als auch Benny als Abteilungsleiter arbeiteten, unterstanden ihm. Er hatte mal im Spaß behauptet, sie seien fast sowas wie ein reines Familienunternehmen. Karen sah ihren Dad lächelnd an und hängte sich an seinen Arm.

„Warum hast du eigentlich nichts zu der These gesagt, dass unter dem Amazonas in 5000 Meter Tiefe ein Strom in entgegengesetzter Richtung fließen soll, lieber Professor und Dad?“ Jan Widmark grinste verhalten.

„Erstens war die Zeit um und zweitens hätte es dann noch mehr solche klugen Fragen gegeben, die ich nicht beantworten kann. Jedenfalls nicht beweisbar! Jetzt lade ich euch zum Mittagessen ein. Kommt ihr mit? Ich zahle!“ Benny strahlte auf einmal seinen Schiegervater an.

„Natürlich kommen wir mit, wenn du zahlst, lieber Schwiegerpapa!“ Jan nickte schmunzelnd.

„Wusste ich doch, wenn`s nix kostet, verrätst du selbst deine Großmutter dafür!“, erwiderte Jan und lachte herzhaft über Bennys leicht sauren Gesichtsausdruck. Karen schüttelte nur den Kopf. Diese kleinen Neckereien zwischen den beiden Männern waren alltäglich, aber immer nur Spaß.

Zwei Tage später, pünktlich um 10.00 Uhr, standen sie dann im Büro des Ministers. Paul Lancaster war ein etwa 65jähriger kleiner Mann mit Halbglatze, großen Ohren und einer Brille mit kleinen runden Gläsern. Er begrüßte seine Gäste herzlich und Karen natürlich besonders, war sie ja sein Patenkind.

„Na ihr beiden. Ich habe gehört ihr beide wart in der Ägäis zum Segeln mit eurer Tochter? Wie war es?“ Benny und Karen sahen sich kurz an, und Karen meinte dann schmunzelnd:

„Ach Onkel Lancaster, leider viel zu kurz und wunderschön, aber auch verdammt heiß. Wir haben Rhodos, Samos, Lesbos und Korfu besucht und all die schönen antiken Stätten. Da hat mein altes Ausgräberherz so richtig gejubelt. Nur Benny und vor allem Kathleen fanden das nicht so prickelnd.“ Benny lachte und meinte:

„Mach du mal mit jemanden Urlaub, der immer nur in alten Gemäuern herumstöbert. Schön war es natürlich trotzdem. Die Nächte auf dem Katamaran, einfach traumhaft.“ Paul Lancaster schmunzelte verhalten.

„Obwohl ihr ja auch noch einen Aufpasser dabei hattet!“ Doch Karen grinste verschmitzt. „Wir waren sehr leise, Onkel Paul!“ Lancaster nickte vor sich hin. „Ach ja, jung müsste man nochmal sein!“ Aber dann straffte er sich und sah beide durch seine Brille blinzelnd an.

„Also meine Lieben! Weil ihr euch so gut erholt habt, habe ich für euch beide nun auch die neue Aufgabe! Ihr müsst noch diesen Monat runter nach Afrika gehen! Der Auftrag eures Teams lautet: