Entdeckungsreisen in das Land der menschlichen Psyche - Wolfgang Wellmann - E-Book

Entdeckungsreisen in das Land der menschlichen Psyche E-Book

Wolfgang Wellmann

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Beschreibung

Dieser Begleitband für die 'Buchreihe Ästhetik pur' verbindet Erkenntnisse und Botschaften von drei Pionieren mit zeitlos aktuellen Empfehlungen zum kreativen Gestalten des Lebens. Ausgesuchte Texte zur Psychoanalyse, zur Individualpsychologie, zur Analytischen Psychologie sowie zur Kunsttherapie und der ästhetischen Kunst regen zur Selbstbeobachtung an und ermuntern über das Lesen und Schauen hinaus zum eigenen Kreativ-Werden auf vielen Farbseiten - und damit zum Erleben der eigenen Lebenskunst... Das Schöpferische als Weg zur Individuation wurde von C. G. Jung zeitlos gültig beschrieben. Insofern lohnt es sich auch heute sehr, dieser leicht verständlichen Aufarbeitung bis in unsere heutige Phase der Entwicklung zu folgen und Selbstheilungskräfte der Seele in der Kreativität zu erleben. Dieses kunsttherapeutische Praxisbuch zum Selbststudium bietet viel Raum für eigene Assoziationen, Ideen und spontane Kreationen - zum Schreiben, Ausmalen, Zeichnen und Skizzieren – zum Entwickeln von noch mehr Lebensfreude. Die Kombination von Wort und Bild setzt individuell Seelentiefe als eine Grundlage der Entspannung frei, und neu gewonnene Kraft zum Handeln im eigenen Bereich und für die Gemeinschaft steht zur Verfügung. Die meditativ-transzendente Malerei von Marc Ericson eröffnet Einblicke in das umfangreiche Werk eines ungewöhnlichen Künstlers, der mit Bildern der Seele auf unverwechselbare Weise Schönheit und tiefe Empfindung nahebringt, berührende Zartheit in der Darstellung - im weiten Raum in immer wieder neu inspirierender Transzendenz. In diesem Buch selbst mit Farben und Formen zu experimentieren, lässt dieses Praxisbuch zu einem Erlebnisbuch werden.

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Der Begleitband für die Bände Ästhetik pur I und II

Texte zur Psychoanalyse, Individualpsychologie,

zur Analytischen Psychologie und Kunsttherapie

sowie zur ästhetischen Kunst

Ein Praxisbuch zum Entwickeln von

Kreativität und Lebensfreude –

mit viel Raum für die eigenen

Assoziationen,

Ideen und spontanen Kreationen

Eine wiederentdeckte Schatztruhe

mit Empfehlungen zum eigenen

kreativen Gestalten des Lebens –

zusammengestellt und ergänzt

von Wolfgang Wellmann

Prolog

Die Universelle Lebensenergie

fließt in jedem von uns.

Das auf verschiedenen Ebenen

des Lebens zu erkennen,

ist Freude und ein großer Anteil

unserer inneren Sicherheit.

Nicht jedem ist es gegeben,

dies auch anderen Menschen so

zu verdeutlichen, dass wegführende

Erkenntnisse von vielen zu nutzen sind –

denn das Leben mit seinen

Herausforderungen schätzen und lieben

zu lernen, ist letztlich unser aller Aufgabe.

Pioniere der Lebenskreativität haben uns

mehr als ihre Methoden hinterlassen –

auch ihre Aufforderung zu

Selbstbeobachtung

und

Achtsamkeit.

Es sind Werkzeuge

zum Entdecken der eigenen,

der befreienden Kreativität

und Lebenskunst.

Die Selbstheilungskräfte der Seele in der Kreativität erleben...

Eine Anregung zur Selbstbeobachtung –

über das Schauen und

das Selbst-Kreativ-Werden hinaus...

zum Erleben der eigenen Lebenskunst...

Inhalt

Vorwort

Zum grundsätzlichen Verständnis

Teil I – Sigmund Freud

Das Leben und die Lehren eines kreativen Menschen

Eine kurze Einführung

Einige Hintergrund-Informationen zum Selbststudium

Der psychische Apparat

Die psychoanalytische Behandlungstechnik

Die freie Assoziation

Die gleichschwebende Aufmerksamkeit

Die Deutung

Teil II – Alfred Adler

Die Entfaltung des kreativen Menschen

Eine kurze Einführung

Der zweite der Pioniere

Teil III – Carl Gustav Jung

Der Entdecker der kreativen Selbstentfaltung

Eine kurze Einführung

Die Entdeckungsreise

Ergänzende Gedanken zur „Psychotherapie mit Alltagsanwendung“

Einblick als Auftakt

Ausblick und Anregung

Gesichter der Psyche – Zeichnen Sie Ihr eigenes Gesicht

Ergänzende Textbeiträge

von Wolfgang Wellmann

Emotionen

Intuition und Lebenserfolg

Assoziationen zum persönlichen Erkenntnisweg

Meine Assoziationen zu wesentlichen Themen

Selbsterfahrung und die Dimensionen der Meditation im Alltag

Kunst – Meditation – Lebenskunst

Die Kunst als ein Training der Intuition

Anhang

Die universell-poetische Malerei von Marc Ericson

Die neuen Buchreihen von Wolfgang Wellmann und Marc Ericson

Bilder und Kunstdrucke

Danksagung

Die Aquarelle in diesem Buch stammen von Marc Ericson, Psychotherapeut und Künstler.

Vorwort

Freud, Adler, Jung – ist das noch zeitgemäß und sinnvoll?

Ist es wirklich lohnenswert, sich heute noch damit `als Paket´ zu beschäftigen?

Dieses Buch enthält in Form ausgesuchter Extrakte die Erkenntnisse und

Botschaften dieser drei Pioniere, wobei Sigmund Freud mit seinen Basisstudien der Nachwelt gezeigt hat, im Verständnis des Unbewussten in der menschlichen

Psyche einen Weg zur bewussteren und kreativen Lebensgestaltung zu sehen.

Sein Weggefährte Alfred Adler, der sich besonders dem Mitgefühl

und der sozialen Kreativität als einem Weg zur Meisterung des Lebens widmete,

ist allein durch diese genannten Begriffe zeitlos aktuell.

C. G. Jung schließlich hat uns als Weiterführung der vorherigen Aussagen

das Schöpferische als Weg zur Individuation beschrieben, und insofern

lohnt es sich auch heute, dieser leicht verständlichen Aufarbeitung

bis in unsere heutige Phase der Entwicklung zu folgen.

Das Individuelle ist die Basis für alle Innovationen,

für Kreativität, und sie ist deshalb von sehr großer Bedeutung.

Die Kostbarkeit des Selbst-Seins zu spüren,

sich selbst als wertvoll zu empfinden und kreativ zu sein, bedeutet

Leistungsfähigkeit in der Gesellschaft und letztlich für die Gesellschaft,

denn das vollentfaltete Individuum ist der größte Leistungsbringer

in der Gesellschaft und für die Gesellschaft.

Das eigene Wohl und das Wohl der Gesellschaft

hängen untrennbar zusammen.

Der scheinbare Widerspruch ist aufgehoben

und zu einer großen Synthese vereint.

Es kann nicht schaden, gerade auch heute etwas über die Grundlagen

der Psyche des Menschen mit ihren Spielarten zu wissen.

Diese Textvorlage des Psychotherapeuten Marc Ericson erscheint in einer

Zusammenstellung zum Teil unter Verwendung der alten Rechtschreibung.

Sie soll nun – bewusst mit einigen eingeschobenen „Aktualisierungen“ –

dem interessierten Publikum zugänglich gemacht werden.

Praktische Tipps zur eigenen Kreativität als ein Selbstfindungsinstrument

runden die Textauszüge ab. Sie zeigen, wie grundlegend die emotionale

Gesundung des Menschen ist. Sie steht im Vordergrund dieses Buches.

Die Bilder dieses Buches helfen dabei, durch Schwingung und Stimmungsgehalt

den Wesenskern des begleitenden Textes zu verstärken. Der dadurch entstehende

synästhetische Effekt ist für die Entwicklung der Kreativität von Bedeutung,

da er die beiden Gehirnhälften – die logische und die phantasievolle –

auf harmonische Weise miteinander verbindet.

Dies hat auf unser ganzes Leben positive Auswirkungen.

Ein ganzheitlicher ein Eindruck, der über mehrere Sinne

aufgenommen werden kann, ist erheblich effektiver...

Entspannung und eine daraus folgende Neuorientierung sind, wie sich

immer wieder zeigt, beste Grundlagen für die Entfaltung der eigenen Kreativität,

die zu einer erfolgreichen Lösung aller Lebensaufgaben erforderlich ist.

Wesentliche Stichworte sind hier die

`Seelische Weiterentwicklung und kreative Selbst-Entfaltung´.

Diese für die kreative Selbstentfaltung ausgesuchten Texte mit den dazu

korrespondierenden Bildern eröffnen neben der Freude des Lesens und

Betrachtens besondere Möglichkeiten einer individuellen Nutzung.

Aus dem kreativen, energetischen Schwung des Lesens und des Aufnehmens

der eingefügten Bilder entsteht die Chance, im Augenblick selbst kreativ

tätig zu werden, und zwar in der hier empfohlenen Weise:

Die zartgrauen Abbildungen der Gemälde können nach eigenem Gefühl

spontan ausgemalt und / oder ergänzt werden –

ganz wie Sie es im Augenblick wünschen und fühlen.

Lassen Sie Ihre Intuition entscheiden, welche Farben Sie wählen!

Die Bilder sind bewusst unterschiedlich angeordnet. Mehr dazu auf Seite 27.

Hier ergibt sich die Möglichkeit, aus Vorgegebenem im Moment

selbst in eine individuelle, kreative Selbstentfaltung hinein zu kommen.

Nutzen Sie die Chance, in Ihr Buch selbst hinein zu malen,

und legen Sie sich passende Buntstifte, Ölkreide usw. bereit.

Die Bedeutung der Farben in unserem Leben können wir spielerisch erfahren.

Dass sie eine wichtige Rolle haben, wird in der Farbwahl deutlich.

Farben beeinflussen unsere Gefühle – und umgekehrt.

Zusätzlich zum Ausmalen ist es interessant zu notieren,

welche Farben am stärksten auf einen selbst wirken,

welche Farben wir am liebsten mögen…

Welche Farben wirken sich eindeutig auf die eigene Stimmung aus –

auch im Zusammenhang mit den Farbseiten in diesem Buch?...

Also… Emotionen spontan ausdrücken… in Farben…

Lassen Sie sich von sich selbst überraschen!

Viel Freude dabei wünschen Ihnen

Marc Ericson und Wolfgang Wellmann.

Zum grundsätzlichen Verständnis:

Die Darstellungen der drei großen Tiefenpsychologen Freud, Adler und Jung

waren und sind bis heute deshalb so wichtig, weil sie den Menschen erstmals

einen praktischen Weg innerhalb der westlichen Kultur zeigen konnten,

der jenseits des Predigens und des Moralisierens liegt und

der vor allem die praktische Erfahrung beinhaltet.

Von der Tiefenpsychologie von Sigmund Freud über Alfred Adler war es

durch Carl Gustav Jung dann nur noch ein kleiner Schritt zu Taoismus und Zen.

Zur psychologischen Erfahrung trat durch diese Erkenntnisse die Ebene eigener

Meditationserfahrungen, die den Menschen zu ungeahnter Kreativität zu führen vermag.

So bezeichnete ein Taoist ein Gedicht als „die freie Bewegung des absoluten Augenblicks,

das plötzliche Erwachen objektiver Wirklichkeit in einem Aufblitzen subjektiver Bewusstheit.“

Der Künstler, der meditative Künstler,

drückt in seiner Kunst die gleichen Kräfte aus,

mit denen er auch sonst sein Leben kunstvoll gestaltet.

Und um nicht weniger geht es –

es geht um

„die kunstvolle Gestaltung der Kostbarkeit Leben“ .

Schaffen wir dies in diesem einen Augenblick und im nächsten,

so bauen wir unser Haus der Selbstentfaltung für die Ewigkeit.

Und dieser Prozess, einmal bewusst und liebevoll begonnen,

setzt sich fort bis in alle Zeiten.

Dies, einmal wirklich verstanden und in das Leben integriert,

ist der Beginn eines bewussten Lebens, im Gegensatz zu einem

Leben im Dunklen, im Unerleuchteten und daher Sinnlosen.

Zur spontanen und meditativen Malerei sagt die taoistische Philosophie:

„Was also ist das Tao-Gemälde? Nach dem, was wir bereits gesagt haben,

könnten wir es definieren als spontane Reflektion aus der eigenen

inneren Wirklichkeit, ungebunden durch willkürliche äußere Regeln

und unverzerrt durch innere Verwirrungen und Begrenzungen.

In dieser spontanen Reflektion werden die eigenen Kraftreserven freigesetzt,

und die große schöpferische Kraft äußert sich ohne künstliche Bemühungen.

Diese Methode einer Nicht-Methode in der Malerei ist

die Anwendung der taoistischen Philosophie.“

„Aus dieser unerschöpflichen Quelle schöpft der chinesische, genauer gesagt

der taoistische Künstler seine Kraft ... wie Quellwasser aus dem Boden,

welches mit Leichtigkeit dahinfließt ... Er gesteht, dass er den stillen,

murmelnden Strom nicht definieren kann. Alles, was er weiß, ist,

dass dieser innere Strom‚ fließt, wenn er fließen muss und versiegt,

wenn er versiegen muss. ... wenn es dem Künstler gelingt,

diese Wirklichkeit zu enthüllen, dann wird sein inneres Sein dadurch

genauso gefördert, wie es durch die Meditation gefördert würde.“

Beginnen wir jedoch mit dem ersten der drei Forscher, mit Sigmund Freud.

TEIL I

Sigmund Freud
Das Leben und die Lehren eines kreativen Menschen

Einige kleine Anfangsnotizen – freie Assoziationen (siehe unten)

Hier könnte „ein allererstes Bauchgefühl“ zu Sigmund Freud notiert werden....

Was fällt Ihnen im Moment zu ihm ein?

Eine kurze Einführung

Dieser große Pionier auf dem Gebiet der

Erforschung des menschlichen Wesens,

über dessen Entdeckungsreisen hier berichtet werden soll,

wurde am 6. Mai 1856 in Freiburg in Mähren geboren.

Er wuchs in das Zeitalter des naturwissenschaftlichen Denkens hinein,

was sich in der Psychoanalyse,

die er im Verlauf seines Lebens geschaffen hat,

deutlich widerspiegelte.

In seinen Studien widmete er sich den Naturwissenschaften

und hier insbesondere den ihn interessierenden

biologischen und physiologischen Sachverhalten.

Er arbeitete sechs Jahre

im physiologischen Laboratorium von Ernst Wilhelm von Brücke.

In dieser Zeit erwarb er den Doktorgrad der Medizin.

Während eines Forschungsaufenthaltes in Paris

bei dem bedeutenden Neurologen und Psychiater Charcot

wuchs sein Interesse für die neurotischen Erkrankungen,

insbesondere der damals häufig

auftretenden sogenannten Hysterie.

Er erlernte von Charcot die Technik der Hypnose, mit der Erfolge

bei der Behandlung dieser Erkrankungen erreicht werden konnten.

Sigmund Freud ließ sich 1886 als frei praktizierender

Facharzt für Nervenleiden nieder.

In den ersten Jahren arbeitete er mit Josef Breuer,

einem befreundeten Nervenarzt, zusammen.

Hier entstand, in gemeinsamer therapeutischer

Bemühung um die Patientin Anna O.,

eine neuartige Form der Psychotherapie:

`Das kathartische Verfahren´

1895 kam es jedoch zum Bruch mit Josef Breuer, da sich dieser

Freuds weiteren Entwicklungen nicht anschließen mochte.

Von nun an entwickelte Freud unablässig

– und das über vierzig Jahre hinweg –

seine Lehre von der seelischen Erkrankung,

der er den Namen Psychoanalyse gab, weiter.

Sigmund Freud war zweifellos

der berühmteste Psychologe seiner Zeit,

und auch heute noch ist sein Name der bekannteste in

dieser Sparte der Erforschung des menschlichen Innenlebens.

Sein Verdienst ist es unter anderem, dass er als einer der ersten

den ihm anvertrauten Menschen einen Raum zur Verfügung stellte,

in dem sie in aller Ruhe sich selbst erforschen und kennen lernen konnten.

Zum Ausmalen: Welche Farben bekommt dieses Gesicht von Ihnen?

Einige Hintergrund-Informationen zum Selbststudium
Der psychische Apparat

Nach Sigmund Freud besteht der „psychische Apparat“

des Menschen aus den folgenden drei Instanzen:

Es, Ich und Über-Ich

„Das Es“ versteht Freud als die psychische

Repräsentanz der somatischen Triebenergie.

Als dünne Rindenschicht, die „das Es“ umhüllt

und mit der Außenwelt verbindet,

sieht er „das Ich“.

Dieses hat die schwierige Aufgabe zu erfüllen,

die Triebansprüche des „Es“

mit der Außenwelt in Einklang zu bringen.

Das Ich hat aber noch eine weitere wichtige Aufgabe zu erfüllen,

nämlich auch den Ansprüchen des `Über-Ich´ gerecht zu werden,

das als dritte Instanz entstanden ist.

Gelingt es dem `Ich´ nicht,

seine vielfältigen Aufgaben zu erfüllen,

kann der Mensch seelisch erkranken.

Das Es ist die Verkörperung des Unbewussten im Menschen,

aber auch weite Teile des `Ich´

und des `Über-Ich´ können unbewusst sein.

Die psychoanalytische Behandlungstechnik

Am Beginn der psychotherapeutischen Bemühungen,

den seelisch erkrankten Menschen zu helfen, stand

die Hypnosetechnik.

Die Heilerfolge damit erwiesen sich jedoch als unstetig,

die Behandlung musste häufig wiederholt werden.

Manche Patienten waren dieser Behandlung nicht zugänglich.

Ein bedeutender Fortschritt wurde während der Bearbeitung

des Falles der Patientin Anna O. erreicht, die ‚talking cure‘.

Dies war eine Bezeichnung, die die Erkranke selbst geprägt hatte.

Dahinter stand die Erfahrung,

dass die Symptome durch eine besondere Maßnahme

im Verlauf der Therapie verschwanden...

durch

das Aussprechen von peinlichen Erlebnissen.

Dies war der Beginn der kathartischen Methode.

Der Arzt hat dabei die Aufgabe,

für den Heilerfolg das Aussprechen der peinlichen Erlebnisse

von den Patientinnen und Patienten zu fordern

und zu fördern.

Die freie Assoziation

Die Methode der Katharsis wurde von Freud nun weiterentwickelt.

Der Patient sollte entspannt auf dem Diwan, der Couch,

liegend dem Therapeuten spontan alles sagen,

was ihm in den Sinn kommt.

Dabei soll er insbesondere nicht die Gedanken aussparen,

die ihm peinlich sind oder die ihm unwesentlich erscheinen.

Freud bezeichnet dieses Vorgehen als

analytische Grundregel

und führt dazu aus:

„Gelingt es,

nach dieser Anweisung

Selbstkritik auszuschalten,

so wird eine Fülle von Material,

Gedanken und Einfällen geliefert.

Erinnerungen, die bereits

unter dem Einfluss des Unbewussten stehen,

die oft direkte Abkömmlinge desselben sind,

können den Therapeuten in den Stand setzen,

das verdrängte Unbewusste zu erraten

und durch die Erkenntnis dessen

die Kenntnis seines Ichs zu erweitern.“

Die gleichschwebende Aufmerksamkeit

Der Therapeut hat eine analytische Grundregel zu beachten,

die als das Gegenstück zur freien Assoziation zu betrachten ist.

Er soll sich in einer entspannten inneren Haltung

bewusst nichts merken wollen – oder sich gar Notizen machen.

Freud drückt dies mit folgenden Worten aus:

„Er soll dem gegebenen Unbewussten des Kranken

sein eigenes Unbewusstes

als das empfangende Organ zuwenden,

sich auf den Analysierten einstellen.“

Der Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser ist es sicher nicht entgangen,

dass die Bilder in diesem Buch unterschiedlich angeordnet sind, dass sie

in ihrer Farbgebung mit unterschiedlicher Kraft und Dynamik daherkommen,

dass sie zusätzlich zum Teil in hellgrauen Umrissen zu sehen sind.

Die helleren und schemenhafteren Aquarelle dienen der psychischen Begleitung,

die kräftigeren Farben auf anderen Seiten der Anregung, der Dynamik, dem

Aufnehmen der Kraft... und die grauen Seiten sind zum Ausmalen gedacht,

zum Weitermalen... jetzt oder irgendwann einmal... vielleicht gleich...

Die Deutung

Eine wichtige Aufgabe des Therapeuten ist es, dem Analysanden

die eigenen verdrängten Triebwünsche bewusst zu machen.

Dieser erlebt oft seine Symptome als nicht zu ihm gehörig,

als abgespalten.

Nun soll er lernen,

sie in seine Gesamtpersönlichkeit

und sein Leben zu integrieren.

Das Ich wird damit in die Lage versetzt,

die Herrschaft über die Triebwünsche zu bekommen.

Ansprechend drückt es Freud in folgendem Zitat aus:

„Wo Es war, soll Ich werden.

Es ist Kulturarbeit etwa wie die Trockenlegung der Zuydersee“.

Und weiter: „Worte waren ursprünglich Zauber,

und das Wort hat heute

noch viel von seiner alten Zauberkraft bewahrt.

Durch Worte kann ein Mensch den anderen selig machen

oder zur Verzweiflung treiben,

durch Worte überträgt der Lehrer sein Wissen auf die Schüler,

durch Worte reißt der Redner

die Versammlung der Zuhörer mit sich fort

und bestimmt ihre Urteile und Entscheidungen.

Worte rufen Affekte hervor

und sind das allgemeine

Mittel zur Beeinflussung der Menschen untereinander.“

Freud spricht hier die Bedeutung des Wortes an.

Er weist damit auf die Gesprächsfähigkeit hin,

die ein Merkmal seelischer Gesundheit

und kreativer Gestaltung ist.

Durch viele seiner Schriften zog sich hindurch, dass für ihn

besonders Vernunft, Intellekt und wissenschaftliche Arbeit

zu seinen Idealen seelischer Gesundheit gehören.

Besonders von diesen Fähigkeiten erhoffte er den Fortschritt in der Kultur.

So schrieb er in ‚Die Zukunft einer Illusion‘ von 1927:

„Die Stimme des Intellekts ist zwar noch leise, aber sie ruht nicht eher,

als bis sie sich Gehör verschafft hat.“ Und:

„Zur Erkenntnis der Realität kann nur die wissenschaftliche Arbeit führen.“

Als große Erleichterung im Leben betrachtete Freud den Humor.

Er war für ihn eine der höchsten psychischen Leistungen.

Je mehr seelische Gesundheit ein Mensch besitzt,

desto mehr ist er zum Humor fähig... so Freud...

Die Biographen sind sich zum großen Teil darüber einig,

dass Freud selbst ein humorvoller Mensch gewesen ist.

In seinen Briefen liebte er es, sich häufig symbolisch auszudrücken.

Für ihn war der Humor nicht nur etwas Befreiendes, sondern auch,

wie er in seiner Schrift „Der Humor“ von 1927 beschreibt,

`etwas Großartiges und Erhebendes´.

Dieses Phänomen erklärt er so, dass das Ich es verweigert,

sich von der Außenwelt kränken zu lassen.

Wo sonst Ärger, Wut, Resignation

oder andere Affekte einsetzen würden,

kann der humorvolle Mensch gelassener,

reifer und damit erwachsener reagieren.

Das Ich verhält sich so,

wie der Erwachsene gegen das Kindliche,

das Unreife und Unwissende.

Es fühlt sich daher nicht angegriffen,

sondern kann eher darüber lächeln.

Humor ist nicht resignativ, sondern ein optimistisches `Trotzdem´.

Freud ruft aus, dass der Humor uns in vielen Situationen des Lebens

folgende Einstellung vermitteln kann:

„Sieh’ her, das ist nun die Welt, die so gefährlich aussieht.

Ein Kinderspiel, gerade gut, einen Scherz darüber zu machen.“ Und weiter:

„Wenn das Kind herangewachsen ist und aufgehört hat, zu spielen,

wenn es sich durch Jahrzehnte seelisch bemüht hat,

die Wirklichkeit des Lebens mit dem erforderlichen Ernste zu fassen,

so kann es eines Tages in eine seelische Disposition geraten,

welche den Gegensatz zwischen Spiel und Wirklichkeit wieder aufhebt.

Der Erwachsene kann sich darauf besinnen,

mit welchem hohen Ernst er einst seine Kinderspiele betrieb,

und indem er nun seine vorgeblich ernsten Beschäftigungen

jenen Kinderspielen gleichstellt,

wirft er die allzu schwere Bedrückung durch das Leben ab

und erringt sich den hohen Lustgewinn des Humors.“

Humor und die spielerische Freiheit, die Freud erwähnt,

scheinen wie der Gegensatz zu den neurotischen Ersatzbildungen

der Symptome, die die Schwierigkeiten des Lebens

nicht wahrhaben wollen

und ihnen auf diese Art ausweichen.

Der Humor sieht die harte Realität wohl,

aber er nimmt sie an und geht gleichsam über sie hinaus,

indem er sie durch spielerische, aber dennoch realitätsbezogene Einstellung und Handlung neu erschafft.

Dann berichtet Freud über sich: „... ein Mensch wie ich

kann ohne Steckenpferd, ohne herrschende Leidenschaft,

ohne einen Tyrannen, mit Schiller zu reden,

nicht leben, und der ist mir geworden.“

„In dessen Dienst kenne ich nun auch kein Maß.“

„Es ist die Psychologie, von jeher mein fern winkendes Ziel,

jetzt seitdem ich auf die Neurosen gestoßen bin, um soviel näher gerückt.“

Es scheint, als sei – mit Freud – die Lebensaufgabe

für Menschen allgemein tatsächlich das,

was am ehesten Sicherheit und Selbstwertgefühl zu geben vermag.

Dies ist der Rahmen, in dem das Leben abläuft,

in dem sich letztendlich alles andere in gewisser Weise unterordnet,

ist für das Individuum die einzige Möglichkeit,

sich selbst zu verwirklichen –

und damit, gesund zu werden und dann auch zu bleiben.

An seinen Freund Wilhelm Fließ schreibt Freud:

„Wenn uns beiden noch einige Jahre ruhiger Arbeit vergönnt sind,

werden wir sicherlich etwas hinterlassen,

was unsere Existenz rechtfertigen kann.

In diesem Bewusstsein fühle ich mich stark

gegen alle Sorgen und Mühen des Tages.“

Über seine Schöpferkraft, seine produktiven Kräfte,

seine eigene Kreativität schreibt Freud folgende bemerkenswerte Worte,

die auch an viele Stellungnahmen von Künstlern erinnern und generell

für das Geheimnis des schöpferischen Menschen stehen dürften:

„Es arbeitet merkwürdigerweise im untersten Stockwerk.

Eine Sexualtheorie

dürfte die nächste Nachfolgerin des Traumbuches werden.

Heute sind mir mehrere merkwürdige Dinge eingefallen,

die ich noch gar nicht recht verstehe.

Vom Nachdenken ist ja bei mir keine Rede.

Diese Art zu arbeiten tritt ruckweise ein.“

Der schöpferische Mensch hat demnach verschiedene Phasen:

Er hat Phasen des Empfangens, wo er `stillhalten´ kann,

und er hat auch eher stürmische „Produktionsepochen“,

in denen sich mit Macht all das Angestaute entlädt.

In „Zeitgemäßes über Krieg und Tod“ schreibt Freud 1915,

dass man von den Völkern Europas erwartet hatte,

„dass sie es verstehen würden, Misshelligkeiten

und Interessenkonflikte auf anderem Wege zum Austrage zu bringen.“

Und er fährt fort: „Wen aber die Not des Lebens nicht ständig an die

nämliche Stelle brannte, der konnte sich aus allen Vorzügen und Reizen

der Kulturländer ein neues, größeres Vaterland zusammensetzen.“

Und weiter:

„Unter den großen Denkern, Dichtern, Künstlern aller Nationen hatte er

die ausgewählt, denen er das Beste zu schulden meinte, was ihm

an Lebensgenuss und Lebensverständnis zugänglich geworden war.

Keiner von diesen Großen war ihm darum fremd erschienen,

weil er in anderer Sprache geredet hatte,

weder der unvergleichliche `Ergründer´ der menschlichen

Eigenschaften noch der schönheitstrunkene `Schwärmer´

oder der gewaltig drohende `Prophet´,

der feinsinnige `Spötter´,

und niemals warf er sich dabei vor,

abtrünnig geworden zu sein

der eigenen Nation und der gleichen Muttersprache.“

So sah Freud den `Kulturweltbürger´.

Und dann beschreibt er eine Eigenschaft,

die man dem Kreativen zuschreiben muss:

Die eigenen Erkenntnisse notfalls

gegen die Gesellschaft vertreten.

„Der einzige, dem diese Veröffentlichung Schaden bringen kann,

bin ich selbst.