Pioniere auf Entdeckungsreise - Wolfgang Wellmann - E-Book

Pioniere auf Entdeckungsreise E-Book

Wolfgang Wellmann

4,9

Beschreibung

Von den Anfängen der Psychoanalyse bis zur Traumdeutung von C. G. Jung spannt sich ein Bogen, der der Suche nach dem wahren inneren Wesenskern gilt - und die hat nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil. Es kann nicht schaden, gerade auch heute etwas über die Grundlagen der Psyche des Menschen mit ihren Spielarten zu wissen. Die praktischen Tipps zur eigenen Kreativität als Selbstfindungsinstrument und die 33 Gemälde runden die Textauszüge ab und zeigen, wie grundlegend die emotionale Gesundung des Menschen ist. Sie steht im Vordergrund dieses Buches, und ist eine Synthese von Wissenschaft und Kunst. Eigene kreative Erlebnisse können die Basis sein, weiterzugehen in die eigene Innenwelt mit dem Ziel, ein neues individuelles und gemeinschaftsbezogenes Leben zu gestalten. Die Möglichkeit, auf den in hellgrau gehaltenen Seiten selbst in dieses Buch zu malen, sei allen Leserinnen und Lesern ans Herz gelegt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 135

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
14
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eine wiederentdeckte Schatztruhe

mit Alltagsempfehlungen

zum eigenen kreativen

Gestalten des Lebens

Prolog

Die Universelle Lebensenergie fließt

in jedem von uns.

Dies auf verschiedenen Ebenen

des Lebens zu erkennen, ist

Freude und ein großer Anteil

unserer inneren Sicherheit.

Nicht jedem ist es gegeben,

dies auch anderen Menschen so

zu verdeutlichen, dass wegführende

Erkenntnisse von vielen zu nutzen sind –

denn das Leben mit seinen

Herausforderungen schätzen und lieben

zu lernen, ist letztlich unser aller Aufgabe.

Pioniere der Lebenskreativität haben uns

mehr als ihre Methoden hinterlassen – ihre

Aufforderung zu Selbstbeobachtung und

Achtsamkeit sind Werkzeuge

zum Entdecken der eigenen, der

befreienden Schaffenskraft,

zu allgemeinem Wohlbefinden.

Inhalt

Vorwort des Herausgebers

Seelische Weiterentwicklung und kreative Selbst-Entfaltung

Zum grundsätzlichen Verständnis

Teil I - Sigmund Freud Das Leben und die Lehren eines kreativen Menschen

Einige Hintergrund-Informationen zum Selbststudium

Der psychische Apparat

Die psychoanalytische Behandlungstechnik

Die freie Assoziation

Die gleichschwebende Aufmerksamkeit

Die Deutung

Teil II - Alfred Adler Die Entfaltung des kreativen Menschen

Eine kurze Einführung

Der zweite der Pioniere

Teil III - Carl Gustav Jung Der Entdecker der kreativen Selbstentfaltung

Eine kurze Einführung

Die Entdeckungsreise

Ergänzende Gedanken zur „Psychotherapie mit Alltagsanwendung“

Einblick als Auftakt ...

Ausblick und Anregung ...

Anhang

Die universell-poetische Malerei von Marc Ericson

Die Kunst als eine Schule der Intuition

Malen in diesem Buch ...

Titel der Autoren

/

Titel in Vorbereitung

Die Aquarelle in diesem Buch stammen von Marc Ericson,Psychotherapeut und Künstler. (Siehe Seite →)

Eine Auswahl der Ölgemälde von Wolfgang Wellmann:

www.wolfgang-wellmann-healing-and-art.de

Vorwort des Herausgebers

Freud, Adler, Jung – ist das noch zeitgemäß und sinnvoll? Ist es lohnenswert, sich heute noch damit `als Paket´ zu beschäftigen?

Dieses Buch enthält in Form ausgesuchter Extrakte die Erkenntnisse und Botschaften dieser drei Pioniere, wobei Sigmund Freud mit seinen Basisstudien der Nachwelt gezeigt hat, im Verständnis des Unbewussten in der menschlichen Psyche einen Weg zur bewussteren und kreativen Lebensgestaltung zu sehen.

Sein Weggefährte Alfred Adler, der sich besonders dem Mitgefühl und der Kreativität als einem Weg zur Meisterung des Lebens widmete, ist allein durch diese genannten Begriffe zeitlos aktuell.

C. G. Jung schließlich hat uns als eine Weiterführung der vorherigen Aussagen das Schöpferische als Weg zur Individuation beschrieben, und insofern lohnt es sich auch heute, dieser leicht verständlichen Aufarbeitung bis in unsere heutige Phase der Entwicklung zu folgen.

Das Individuelle ist die Basis für alle Innovationen, für Kreativität, und sie ist deshalb von sehr großer Bedeutung. Die Kostbarkeit des Selbst-Seins zu spüren, sich selbst als wertvoll zu empfinden und kreativ zu sein in dieser Welt der Wettbewerbe, bedeutet auch Leistungsfähigkeit in der Gesellschaft und letztlich für die Gesellschaft.

Das vollentfaltete Individuum ist der größte Leistungsbringer in der Gesellschaft und für die Gesellschaft. Das eigene Wohl und das Wohl der Gesellschaft hängen untrennbar zusammen. Der scheinbare Widerspruch ist aufgehoben und zu einer großen Synthese vereint.

Es kann nicht schaden, gerade auch heute etwas über die Grundlagen der Psyche des Menschen mit ihren Spielarten zu wissen.

Die praktischen Tipps zur eigenen Kreativität als ein Selbstfindungsinstrument runden die Textauszüge ab. Sie zeigen, wie grundlegend die emotionale Gesundung des Menschen ist. Sie steht im Vordergrund dieses Buches.

Diese Textvorlage des Psychotherapeuten Marc Ericson ist in einer Zusammenstellung von Wolfgang Wellmann im Jahr 2001 (zum Teil unter Verwendung der alten Rechtschreibung) entstanden. Sie soll nun, auch ganz bewusst mit einigen eingeschobenen „Aktualisierungen“ dem interessierten Publikum zugänglich gemacht werden. Die Leserinnen und Leser haben die Gelegenheit, zwischen der „praktischen“ Form e-book und der Papierform zu wählen... wobei klar ist, dass man nur auf Papier malen kann...

Die Bilder dieses Buches helfen dabei, durch Schwingung und Stimmungsgehalt den Wesenskern des begleitenden Textes zu verstärken. Der dadurch entstehende synästhetische Effekt ist für die Entwicklung der Kreativität von Bedeutung, da er die beiden Gehirnhälften – die logische und die phantasievolle – auf harmonische Weise miteinander verbindet. Dies hat auf unser ganzes Leben positive Auswirkungen, denn je ganzheitlicher ein Eindruck ist und über je mehr Sinne er aufgenommen werden kann, desto effektiver ist er.

Entspannung und eine daraus folgende Neuorientierung sind, wie sich immer wieder zeigt, die besten Grundlagen für die Entfaltung der eigenen Kreativität, die zur erfolgreichen Lösung aller Lebensaufgaben erforderlich ist.

Seelische Weiterentwicklung und kreative Selbst-Entfaltung

Diese für die kreative Selbstentfaltung ausgesuchten Texte mit den dazu korrespondierenden Bildern eröffnen neben der Freude des Lesens und Betrachtens besondere Möglichkeiten einer individuellen Nutzung.

Aus dem kreativen, energetischen Schwung des Lesens und des Aufnehmens der eingefügten Bilder entsteht die Chance, im Augenblick selbst kreativ tätig zu werden, und zwar in der hier empfohlenen Weise:

Die zartgrauen Abbildungen der Gemälde können nach eigenem Gefühl spontan ausgemalt und / oder ergänzt werden - ganz wie Sie es im Augenblick wünschen und fühlen. Lassen Sie Ihre Intuition entscheiden, welche Farben Sie wählen!

Hier ergibt sich die Möglichkeit, aus Vorgegebenem im Moment selbst in eine individuelle, kreative Selbstentfaltung hinein zu kommen.

Nutzen Sie die Chance, in Ihr Buch selbst hineinzumalen, und legen Sie Buntstifte o. ä. bereit.

Lassen Sie sich von sich selbst überraschen!

Viel Freude dabei wünschen Ihnen

Marc Ericson und Wolfgang Wellmann

Zum grundsätzlichen Verständnis:

Die Darstellungen der drei großen Tiefenpsychologen Freud, Adler und Jung waren und sind bis heute deshalb so wichtig, weil sie den Menschen erstmals einen praktischen Weg innerhalb der westlichen Kultur zeigen konnten, der jenseits des Predigens und des Moralisierens liegt und der vor allem die praktische Erfahrung beinhaltet.

Von der Tiefenpsychologie von Sigmund Freud über Alfred Adler war es durch Carl Gustav Jung dann nur noch ein kleiner Schritt zu Taoismus und Zen.

Zur psychologischen Erfahrung trat durch diese Erkenntnisse die Ebene eigener Meditationserfahrungen, die den Menschen zu ungeahnter Kreativität zu führen vermag. So bezeichnete ein Taoist ein Gedicht als „die freie Bewegung des absoluten Augenblicks, das plötzliche Erwachen objektiver Wirklichkeit in einem Aufblitzen subjektiver Bewusstheit.“

Der Künstler, der meditative Künstler, drückt in seiner Kunst die gleichen Kräfte aus, mit denen er auch sonst sein Leben kunstvoll gestaltet. Und um nicht weniger geht es – es geht um „die kunstvolle Gestaltung der Kostbarkeit Leben “.

Schaffen wir dies in diesem Augenblick und im nächsten, so bauen wir unser Haus der Selbstentfaltung für die Ewigkeit. Und dieser Prozess, einmal bewusst und liebevoll begonnen, setzt sich fort bis in alle Zeiten. Dies, einmal wirklich verstanden und in das Leben integriert, ist der Beginn eines bewussten Lebens, im Gegensatz zu einem Leben im Dunklen, Unerleuchteten und daher Sinnlosen. Zur spontanen und meditativen Malerei sagt die taoistische Philosophie:

„Was also ist das Tao-Gemälde? Nach dem, was wir bereits gesagt haben, könnten wir es definieren als spontane Reflektion aus der eigenen inneren Wirklichkeit, ungebunden durch willkürliche äußere Regeln und unverzerrt durch innere Verwirrungen und Begrenzungen. In dieser spontanen Reflektion werden die eigenen Kraftreserven freigesetzt, und die große schöpferische Kraft äußert sich ohne künstliche Bemühungen. Diese Methode der Nicht-Methode in der Malerei ist die Anwendung der taoistischen Philosophie.“

„Aus dieser unerschöpflichen Quelle schöpft der chinesische Künstler seine Kraft ... wie Quellwasser aus dem Boden, welches mit Leichtigkeit dahinfließt ... Er gesteht, daß er diesen stillen, murmelnden Strom nicht definieren kann. Alles, was er weiß, ist, daß dieser innere Strom, fließt, wenn er fließen muß und versiegt, wenn er versiegen muß. ... wenn es dem Künstler gelingt, diese Wirklichkeit zu enthüllen, dann wird sein inneres Sein dadurch genauso gefördert, wie es durch die Meditation gefördert würde.“

Beginnen wir jedoch mit dem

ersten der drei Forscher,

mit Sigmund Freud.

TEIL I

Sigmund Freud

Das Leben und die Lehren eines kreativen Menschen

 

Eine kurze Einführung

Dieser große Pionier auf dem Gebiet der Erforschung des menschlichen Wesens, über dessen Entdeckungsreisen hier berichtet werden soll, wurde am 6. Mai 1856 in Freiburg in Mähren geboren.

Er wuchs in das Zeitalter des naturwissenschaftlichen Denkens hinein, was sich in der Psychoanalyse, die er im Verlauf seines Lebens geschaffen hat, deutlich widerspiegelte. In seinen Studien widmete er sich den Naturwissenschaften und hier insbesondere den ihn interessierenden biologischen und physiologischen Sachverhalten. Er arbeitete sechs Jahre im physiologischen Laboratorium von Ernst Wilhelm von Brücke. In dieser Zeit erwarb er den Doktorgrad der Medizin.

Während eines Forschungsaufenthaltes in Paris bei dem bedeutenden Neurologen und Psychiater Charcot wuchs sein Interesse für die neurotischen Erkrankungen, insbesondere der damals häufig auftretenden sogenannten Hysterie.

Er erlernte von Charcot die Technik der Hypnose, mit der Erfolge bei der Behandlung dieser Erkrankungen erreicht werden konnten.

Sigmund Freud ließ sich 1886 als frei praktizierender Facharzt für Nervenleiden nieder. In den ersten Jahren arbeitete er mit Josef Breuer, einem befreundeten Nervenarzt, zusammen. Hier entstand, in gemeinsamer therapeutischer Bemühung um die Patientin Anna O., eine neuartige Form der Psychotherapie:

Das kathartische Verfahren.

1895 kam es jedoch zum Bruch mit Josef Breuer, da dieser sich Freuds weiteren Entwicklungen nicht anschließen mochte.

Von nun an entwickelte Freud unablässig - und das über vierzig Jahre hinweg - seine Lehre von der seelischen Erkrankung, der er den Namen Psychoanalyse gab, weiter.

Sigmund Freud war zweifellos der berühmteste Psychologe seiner Zeit, und auch heute noch ist sein Name der bekannteste in dieser Sparte der Erforschung des menschlichen Innenlebens.

Sein Verdienst ist es unter anderem, daß er als einer der ersten den ihm anvertrauten Menschen einen Raum zur Verfügung stellte, in dem sie in aller Ruhe sich selbst erforschen und kennen lernen konnten.

Einige Hintergrund-Informationen zum Selbststudium

Der psychische Apparat

Nach Sigmund Freud besteht der psychische Apparat, der ein Kennzeichen jedes Menschen ist, aus den drei Instanzen:

Es, Ich und Über-Ich.

„Das Es" versteht Freud als die psychische Repräsentanz der somatischen Triebenergie. Als dünne Rindenschicht, die „das Es" umhüllt und mit der Außenwelt verbindet, sieht er „das Ich". Dieses hat die schwierige Aufgabe zu erfüllen, die Triebansprüche des „Es" mit der Außenwelt in Einklang zu bringen.

Das Ich hat aber noch eine weitere wichtige Aufgabe zu erfüllen, nämlich auch den Ansprüchen des Über-Ich gerecht zu werden, das als dritte Instanz entstanden ist. Gelingt es dem Ich nicht, seine vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, kann der Mensch seelisch erkranken.

Das Es ist die Verkörperung des Unbewussten im Menschen, aber auch weite Teile des Ich und des Über-Ich können unbewusst sein.

Die psychoanalytische Behandlungstechnik

Am Beginn der psychotherapeutischen Bemühungen, den seelisch erkrankten Menschen zu helfen, stand die Hypnosetechnik.

Die Heilerfolge damit erwiesen sich jedoch als unstetig, die Behandlung musste häufig wiederholt werden.

Manche Patienten waren dieser Behandlung nicht zugänglich.

Ein bedeutender Fortschritt wurde während der Bearbeitung des Falles der Anna O. erreicht, die ‚talking cure‘. Dies war eine Bezeichnung, die die Kranke selbst geprägt hatte. Dahinter stand die Erfahrung, daß die Symptome durch eine besondere Maßnahme im Verlauf der Therapie verschwanden...

durch das Aussprechen von peinlichen Erlebnissen.

Dies war der Beginn der kathartischen Methode.

Der Arzt hat dabei die Aufgabe, für den Heilerfolg dasAussprechen der peinlichen Erlebnisse zu fordern.

Die freie Assoziation

Die Methode der Katharsis wurde von Freud nun weiterentwickelt. Der Patient sollte entspannt auf dem Diwan, der Couch, liegen und dem Therapeuten spontan alles sagen, was ihm in den Sinn kommt. Dabei soll er insbesondere nicht die Gedanken aussparen, die ihm peinlich sind oder die ihm unwesentlich erscheinen.

Freud bezeichnet dieses Vorgehen als analytische Grundregel und führt dazu aus: „Gelingt es, nach dieser Anweisung Selbstkritik auszuschalten, so wird eine Fülle von Material, Gedanken und Einfällen geliefert.

Erinnerungen, die bereits unter dem Einfluss des Unbewussten stehen, die oft direkte Abkömmlinge desselben sind, können den Therapeuten in den Stand setzen, das verdrängte Unbewusste zu erraten und durch die Erkenntnis dessen die Kenntnis seines Ichs zu erweitern.“

Die gleichschwebende Aufmerksamkeit

Der Therapeut hat eine analytische Grundregel zu beachten, die als das Gegenstück zur freien Assoziation zu betrachten ist. Er soll sich in einer entspannten inneren Haltung bewusst nichts merken wollen - oder sich gar Notizen machen.

Freud drückt dies mit folgenden Worten aus: „Er soll dem gegebenen Unbewussten des Kranken sein eigenes Unbewusstes als das empfangende Organ zuwenden, sich auf den Analysierten einstellen.“

Die Deutung

Eine wichtige Aufgabe des Therapeuten ist es, dem Analysanden die eigenen verdrängten Triebwünsche bewusst zu machen. Dieser erlebt oft seine Symptome als nicht zu ihm gehörig, als abgespalten. Nun soll er lernen, sie in seine Gesamtpersönlichkeit und sein Leben zu integrieren.

Das Ich wird damit in die Lage versetzt, die Herrschaft über die Triebwünsche zu bekommen. An-sprechend drückt es Freud in folgendem Zitat aus: „Wo Es war, soll Ich werden. Es ist Kulturarbeit etwa wie die Trockenlegung der Zuydersee“.

Und weiter: „Worte waren ursprünglich Zauber, und das Wort hat heute noch viel von seiner alten Zauberkraft bewahrt. Durch Worte kann ein Mensch den anderen selig machen oder zur Verzweiflung treiben, durch Worte überträgt der Lehrer sein Wissen auf die Schüler, durch Worte reißt der Redner die Versammlung der Zuhörer mit sich fort und bestimmt ihre Urteile und Entscheidungen. Worte rufen Affekte hervor und sind das allgemeine Mittel zur Beeinflussung der Menschen untereinander.“

Freud spricht hier die Bedeutung des Wortes an. Er weist damit auf die Gesprächsfähigkeit hin, die ein Merkmal seelischer Gesundheit und kreativer Gestaltung ist.

Durch viele seiner Schriften zog sich hindurch, daß für ihn besonders Vernunft, Intellekt und wissenschaftliche Arbeit zu seinen Idealen seelischer Gesundheit gehören. Besonders von diesen Fähigkeiten erhoffte er den Fortschritt in der Kultur. So schrieb er in ‚Die Zukunft einer Illusion‘ von 1927: „Die Stimme des Intellekts ist zwar noch leise, aber sie ruht nicht eher, als bis sie sich Gehör verschafft hat.“ Und: „Zur Erkenntnis der Realität kann nur die wissenschaftliche Arbeit führen.“

Als große Erleichterung im Leben betrachtete Freud den Humor. Er war für ihn eine der höchsten psychischen Leistungen.

Je mehr seelische Gesundheit ein Mensch besitzt, desto mehr ist er zum Humor fähig... so Freud... Die Biographen sind sich zum großen Teil darüber einig, daß Freud selbst ein humorvoller Mensch gewesen ist. In seinen Briefen liebte er es, sich häufig symbolisch auszudrücken.

Für ihn war der Humor nicht nur etwas Befreiendes, sondern auch, wie er in seiner Schrift „Der Humor“ von 1927 beschreibt, `etwas Großartiges und Erhebendes´. Dieses Phänomen erklärt er so, daß das Ich es verweigert, sich von der Außenwelt kränken zu lassen. Wo sonst Ärger, Wut, Resignation oder andere Affekte einsetzen würden, kann der humorvolle Mensch gelassener, reifer und damit erwachsener reagieren.

Das Ich verhält sich so, wie der Erwachsene gegen das Kindliche, das Unreife und Unwissende. Es fühlt sich daher nicht angegriffen, sondern kann eher darüber lächeln.

Humor ist nicht resignativ, sondern ein optimistisches `Trotzdem´.

Freud ruft aus, daß der Humor uns in vielen Situationen des Lebens folgende Einstellung vermitteln kann:

„Sieh’ her, das ist nun die Welt, die so gefährlich aussieht. Ein Kinderspiel, gerade gut, einen Scherz darüber zu machen.“ Und weiter:

„Wenn das Kind herangewachsen ist und aufgehört hat, zu spielen, wenn es sich durch Jahrzehnte seelisch bemüht hat, die Wirklichkeit des Lebens mit dem erforderlichen Ernste zu fassen, so kann es eines Tages in eine seelische Disposition geraten, welche den Gegensatz zwischen Spiel und Wirklichkeit wieder aufhebt.

Der Erwachsene kann sich darauf besinnen, mit welchem hohen Ernst er einst seine Kinderspiele betrieb, und indem er nun seine vorgeblich ernsten Beschäftigungen jenen Kinderspielen gleichstellt, wirft er die allzu schwere Bedrückung durch das Leben ab und erringt sich den hohen Lustgewinn des Humors.“

Humor und die spielerische Freiheit, die Freud erwähnt, scheinen wie der Gegensatz zu den neurotischen Ersatzbildungen der Symptome, die die Schwierigkeiten des Lebens nicht wahrhaben wollen und ihnen auf diese Art ausweichen. Der Humor sieht die harte Realität wohl, aber er nimmt sie an und geht gleichsam über sie hinaus, indem er sie durch spielerische, aber dennoch realitätsbezogene Einstellung und Handlung neu erschafft.

Dann berichtet Freud über sich: „... ein Mensch wie ich kann ohne Steckenpferd, ohne herrschende Leidenschaft, ohne einen Tyrannen, mit Schiller zu reden, nicht leben, und der ist mir geworden.“

„In dessen Dienst kenne ich nun auch kein Maß.“

„Es ist die Psychologie, von jeher mein fern winkendes Ziel, jetzt seitdem ich auf die Neurosen gestoßen bin, um soviel näher gerückt.“

Es scheint, als sei - mit Freud - die Lebensaufgabe für Menschen allgemein tatsächlich das, was am ehesten Sicherheit und Selbstwertgefühl zu geben vermag.