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Karl Olsberg

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Beschreibung

»Grandios! Ein brandaktueller, hochspannender und toprecherchierter Thriller, der zeigt, welchen Beitrag moderne Technik zur Aufklärung von Verbrechen leisten kann« - so preist das Magazin »Bücher« den Serienstart DELETE des Bestsellerautors Karl Olsberg, mit dem er die »Sonderermittlungsgruppe Internet (SEGI)« einführt. SIM WISSMANN ist Teil dieses Teams, ein ganz besonderer Mensch mit einer autistischen Veranlagung, ein Mathe- und Computergenie, das sich in den Dienst der SEGI gestellt hat. Wie es dazu kam, erfährt der Leser jetzt in diesem packenden Prequel. Gewohnt meisterhaft zeigt uns Karl Olsberg, was es braucht, um im Internet-Zeitalter erfolgreich zu ermitteln. SIM WISSMANN ist die vierte Folge einer mehrteiligen Gratis-Bonusreihe, die das Warten auf ENTER, den nächsten Teil der großen Techniktriller-Serie, verkürzen soll, der am 13. April 2015 im Berlin Verlag erscheinen wird.Mehr vom und zum Autor unter www.karlolsberg.de und www.berlinverlag.de

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ISBN 978-3-8270-7810-0© 2015 Karl OlsbergBerlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin 2015Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München,Covermotiv: © Tatiana Koshutina/Demurez Cover ArtsDatenkonvertierung: psb, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Feinde? Habe ich nicht. Feindschaft ist eine Form der Beziehung zwischen zwei Menschen, und daran habe ich kein Interesse. Wenn man sein Leben lang von Idioten umgeben ist, lernt man, sie zu ignorieren. Irgendwann lassen sie einen in Ruhe, wenn man nicht auf ihre Provokationen reagiert. Und wenn sie trotzdem weiter sticheln und hänseln, ist es immer noch besser, sie nicht zu beachten, als sie mit Wutausbrüchen zu belohnen. Das habe ich in den drei Tagen gelernt, in denen Mama versuchte, mich in einem Kinderhort unterzubringen.

Ich mache so gut wie nie Fehler. Eine der wenigen Ausnahmen ist schon lange her, fünftausendsechshundertzwölf Tage, um genau zu sein. Damals war ich dreizehn; ein schwieriges Alter. Nicht für mich natürlich, aber für die anderen in der Klasse. Mein Antrag auf Zulassung zum Abitur war zum wiederholten Mal abgelehnt worden. Also teilte ich den Klassenraum weiterhin mit Jungen, die das Imponiergehabe von Gorillas, aber leider nicht deren Intelligenz aufwiesen, und Mädchen, deren einziges Interesse darin zu bestehen schien, das Kommunikationsverhalten von Federvieh möglichst naturgetreu nachzuahmen.

Das allein wäre nicht so schlimm gewesen. Wie gesagt habe ich bereits in früher Kindheit gelernt, die Anwesenheit anderer Menschen aus meinem Bewusstsein auszublenden, solange sie mich nicht anfassen. Meine Klassenkameraden interessierten sich auch nicht sonderlich für mich. Doch da waren noch die Lehrer. Ich habe sie damals in drei Kategorien eingeteilt: Schwachköpfe, die mich ignorierten, Schwachköpfe, die mich nicht ignorierten und Frau Krüger.

Die meisten fielen in die erste Kategorie. Sie waren zufrieden damit, dass ich in Klassenarbeiten immer Einsen schrieb, stets fehlerfrei meine Hausaufgaben erledigte und mich nie zu Wort meldete. Nachdem sie ein paar Versuche gemacht hatten, mit mir zu interagieren, gaben sie es irgendwann auf. Sie begriffen, dass sie mir nichts beibringen konnten, und beließen es dabei. Wenn doch alle Idioten dieser Welt so einsichtig wären!

Leider gab es auch die zweite Kategorie: Schwachköpfe, die glaubten, ihr Lehrauftrag verböte es ihnen, mich einfach in Ruhe zu lassen. Die meisten wollten mir bloß helfen – sie hielten mein Asperger-Syndrom für eine Krankheit, von der sie glaubten, mich heilen zu können. Wenn ich nur meine Scheu vor anderen Menschen verlöre, so ihre Theorie, wäre ich auch in der Lage, wie ein normaler Schüler zu kommunizieren. Nicht nur, dass sie dauernd versuchten, mich im Unterricht zur Beantwortung trivialster Fragen zu animieren. Sie zwangen auch meine Klassenkameraden immer wieder, mit mir zu reden: »Lisa, das kann dir bestimmt der Simon erklären. Frag doch mal den Simon, ob er die Lösung nicht kennt.« Das war den anderen Schülern genauso peinlich wie mir und mündete meistens in einer heftigen Diskussion darüber, ob ein »Zurückgebliebener« wie ich auf eine Sonderschule gehörte oder ob man versuchen müsse, Menschen mit ungewöhnlichem Verhalten in die Klassengemeinschaft zu integrieren. Beide Seiten waren sich nur darin einig, dass ich irgendwie geistig behindert war.

Das schlimmste Exemplar der zweiten Kategorie war mein Deutschlehrer, Herr Tönsmann. Bei ihm schrieb ich keine Einsen. Zwar konnte ich jeden Text, den er uns zu lesen gab, auswendig, aber aufgrund meines Aspergers habe ich Schwierigkeiten mit dem, was man gemeinhin »Interpretation« nennt – dem Hineinphantasieren von Aussagen in einen Text, die weder darin stehen noch aus irgendwelchen konkreten Hinweisen ableitbar sind. Fragen wie: »Was mag der Autor gedacht haben, als er das schrieb?«, oder: »Warum hat er dieses Wort benutzt und nicht jenes?«, erschienen mir genauso fundiert wie das Herauslesen der Zukunft aus den Innereien eines Aals. Tönsmann beharrte jedoch darauf, dass dies zum Verständnis von Texten mindestens ebenso wichtig sei wie der reine Wortlaut. Er war sich mit dem größten Teil meiner Klasse einig, dass ich auf eine Sonderschule gehörte. Da er mich aber nicht dorthin verbannen konnte, gab er sich alle Mühe, mir das Leben zur Hölle zu machen, indem er mich immer wieder mit idiotischen Fragen vor der Klasse bloßzustellen versuchte. Mündliche Beteiligung sei eine zwingende Voraussetzung für den Deutschunterricht, behauptete er. Ich ignorierte ihn einfach. Es war die einzige Fünf in meinem Zeugnis, und sie zog meinen Notendurchschnitt auf 1,7 herab.

Die einzige Lehrerin, die mich jemals wirklich verstanden hat, war Frau Krüger. Sie unterrichtete Mathematik und Physik. Sie begriff schon in der ersten Stunde, dass ich der Klasse weit voraus war. Irgendjemand muss ihr gesagt haben, dass mit mir etwas nicht stimmte, denn als ich sie in der achten Klasse zum ersten Mal hatte, fragte sie: »Wer von euch ist Simon Wissmann?«