Entspannt allein - Kristina Ziemer-Falke - E-Book
SONDERANGEBOT

Entspannt allein E-Book

Kristina Ziemer-Falke

0,0
8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Lara heult stundenlang. Max zerkratzt Türen. Und Jack hinterlässt Pfützen in der Wohnung! Trennungsangst, Kontrollverlust, Unterbeschäftigung – wenn Hunde nicht allein bleiben können, erzeugt das einen hohen Leidensdruck bei ihren Haltern. Kristina Falke und Jörg Ziemer wissen Rat: Mit dem großen Ursachentest finden Hundehalter heraus, wo die Probleme liegen. Schritt für Schritt kann dann das Training zum entspannten Alleinsein aufgebaut werden – individuell abgestimmt auf den eigenen Hund.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 130

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dieses E-Book ist die digitale Umsetzung der Printausgabe, die unter demselben Titel bei KOSMOS erschienen ist. Da es bei E-Books aufgrund der variablen Leseeinstellungen keine Seitenzahlen gibt, können Seitenverweise der Printausgabe hier nicht verwendet werden. Stattdessen können Sie über die integrierte Volltextsuche alle Querverweise und inhaltlichen Bezüge schnell komfortabel herstellen.

TRENNUNGSSCHMERZ VERSTEHEN

© Anna Auerbach/Kosmos

Wer bleibt schon gern allein

Hunde häufig nicht. Sie kommen nach Hause und trauen Ihren Augen nicht?! Die Wohnung ist verwüstet, die Nachbarn erwarten Sie bereits im Hausflur, um Sie auf Ihren unerzogenen Hund aufmerksam zu machen. Doch steckt tatsächlich nur eine Erziehungsfrage dahinter?

TRENNUNGSSCHMERZ IST NICHT GLEICH TRENNUNGSSCHMERZ

Nicht alle Hunde können bei Trennungsschmerz gleich behandelt werden, obwohl das Endergebnis scheinbar bei allen dasselbe ist: Der Hund bleibt nicht allein. Leider können wir auch nicht auf den „Ich-bin-dann-mal-weg-und-Du-regst-Dich-nicht-auf-Schalter“ drücken, sondern müssen die Ursachen finden, die den Hund veranlassen, seine Stimmung zu verändern, sobald Sie das Haus verlassen. Verallgemeinert kann man bereits jetzt verraten, dass sich die Ursachen aus verschiedenen Gründen zusammensetzen und auch überschneiden können, wie etwa Angst, Langeweile, Fehlkonditionierungen usw. Jede trennungsbedingte Störung muss daher genau analysiert werden, da sich hinter jedem Verhalten unterschiedliche Gefühle befinden. Diese wollen wir erfassen und nachvollziehen, damit ein Training und eine Gewöhnung des Hundes an das Alleinbleiben erfolgreich abgeschlossen werden kann. Erfreulicherweise gibt es verschiedene Lösungsmodelle und Hilfsmittel, die Sie zur Behebung des Problems einsetzen können – jedoch stehen diese in Abhängigkeit und Beziehung zu den Ursachen. Bleiben Sie neugierig und erfragen Sie den Hintergrund. Haben Sie diesen gefunden, geht der Rest (fast) wie von selbst. Auf den nun folgenden Seiten bekommen Sie eine strukturierte Anleitung zur Erkennung der trennungsbedingten Störungen Ihres Hundes.

© Anna Auerbach/Kosmos

KEIN WEG IST „LUNA“ ZU WEITGeht Frauchen aus dem Haus, hält sie so lange Blickkontakt, wie es geht. Dabei halten sie Tische, Stühle und Fensterbänke auch nicht davon ab.

Langeweile

Übrigens zählt Langeweile nicht zu den trennungsbedingten Störungen, weil der Hund an sich nicht leidet, wie etwa bei einer Angst. Da es sich aber um ein störendes Verhalten handelt und auch im Training erst einmal erkannt werden muss, nehmen wir es hier im Buch mit auf. Äußerungen wie Vokalisation sind jedoch oft ein Ausdruck von Angst um den Verlust der sozialen Unterstützung und Angst vor Verlust von sozialem Kontakt.

TIPP

Das Erkennen der jeweiligen Stimmung des Hundes beim Alleinsein ist sehr wichtig, da mit einem Hund, dem es „nur“ langweilig ist, anders trainiert wird, als mit einem Hund, der tatsächlich Ängste durchlebt.

DEFINITION „TRENNUNGSBEDINGTE STÖRUNGEN“

Aus menschlicher Sicht sind alle störenden Verhaltensweisen des Hundes, die nur oder vor allem dann auftreten, wenn der Hund allein gelassen wird, trennungsbedingte Störungen. Im Lauf des Buches werden wir auf die einzelnen Unterteilungen noch detailliert eingehen.

Und was sagt der Hund dazu?

Struppi sieht das ganz ähnlich, denn meistens entstehen diese Verhaltensweisen aus Unbehagen und/oder aus einer Angst des Hundes heraus. Wichtig ist aber, aus der Sicht des Hundes zu erwähnen, dass bei Hunden, die wirklich nicht allein bleiben können, häufig eine stärkere Angst vorliegt, als sie für den Halter erkennbar ist. Sprich, der Hund kann z. B. auch unter Panikattacken leiden, ohne dabei die Wohnung zu zerstören. Daraus resultieren aber keine optischen oder akustischen Nachteile für den Hundehalter wie das Zerkratzen der Tür oder Gebell. Deshalb besteht häufig kein Handlungsbedarf für den Hundehalter und die trennungsbedingte Störung wird nicht behandelt, obwohl der Hund leidet.

© Anna Auerbach/Kosmos

Manche Hunde tragen Schuhe in ihr Bett …

© Anna Auerbach/Kosmos

… andere kratzen an der Tür, wenn sie warten müssen.

UND WIE GEHT SIE WIEDER WEG?

Als Erstes werden Sie bemerken, dass Ihr Hund „einfach“ nicht allein bleibt. Vielleicht machen Ihre Nachbarn Sie darauf aufmerksam, dass ihnen das Gejaule des Hundes auf die Nerven geht, oder Sie trauen Ihren Augen nach Eintritt in Ihr Zuhause nicht, da die Wohnung in Trümmern liegt, Kot- und Urinabsatz zu finden sind usw. Meistens entsteht an dieser Stelle ein Leidensdruck für Sie als Besitzer, da Sie bei solchen Szenarien demnächst schon vor dem Betreten der Wohnung beten, dass das teure Porzellan noch steht. Aus Sicht des Hundes hat der Leidensdruck jedoch schon viel früher angefangen. Das, was Sie sehen oder Ihre Nachbarn hören, ist nur die Spitze des Eisbergs. Es besteht Handlungsbedarf.

Der Hund leidet und ist nicht in der Lage, ohne Ängste oder gar Panik allein zu bleiben. In Extremfällen können sich diese Attacken bis hin zu Tierschutzwidrigkeiten und sogar starken abnormalen, repetitiven Verhaltensweisen (arV) verschlimmern. Hier ein Beispiel: Sie sehen, dass der Hund monoton vor der Tür auf und ab läuft.

Die gute Nachricht ist, dass Sie eine professionelle Lösung finden und Ihren Hund unterstützen können, entspannt alleine zu bleiben. Er kann lernen, Trennungszeiten zu seinem menschlichen Bindungspartner zu ertragen. Je nach Hauptursache für das Verhalten gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Erstens: Langeweile wird mit Auslastung und Beschäftigung begegnet. Zweitens: Bei erlerntem Verhalten muss „umgelernt“ werden. Drittens: Bei Trennungsstress kann der Hund lernen, den Stress zu ertragen, indem er sich selbst beschäftigt und dadurch entspannt.

MERKMALE FÜR VERHALTENSWEISEN DES HUNDEHALTERS

Proaktives Verhalten

Sie haben dieses Buch gekauft.

Sie informieren sich, was Sie tun können.

Sie stellen einen Trainingsplan auf.

Sie wissen, dass Sie die Situation ändern können.

Reaktives Verhalten

Sie warten ab, ob es nicht vielleicht von allein besser wird.

Sie klagen über Ihr Leid.

Sie beschuldigen und strafen Ihren Hund.

Sie fühlen sich hilflos.

Seien Sie proaktiv!

Das bedeutet: Fangen Sie an, Verhalten und Stimmung des Hundes zu steuern, und übernehmen Sie die Verantwortung für die Situation, statt „nur“ auf sein Verhalten zu reagieren. Warten Sie nicht, dass der Hund sein Verhalten von allein ändert, denn das wird er nicht tun.

© Anna Auerbach/Kosmos

Ziel ist es, einen entspannten Hund zu bekommen, der das Alleinsein aushält.

Warum so viele Hunde das Problem haben

Ein kurzer Zeitsprung in die Geschichte des Hundes hilft, diese Frage zu klären. Beobachten wir einmal seine Vorfahren, die Wölfe, und schauen, was die Domestikation des Hundes in den Jahrtausenden noch in unseren „Stubenwölfen“ hinterlassen hat.

ES WAR EINMAL

Sinn und Zweck der Domestikation (Haustierwerdung) war es, dass der Wolf/Hund eine soziale Bindung zum Menschen aufbaut und mit ihm zusammen in einem Gruppenverband leben konnte. Sprich, das Alleinsein ist eigentlich kontraproduktiv zur Natur des Hundes. Und kaum kann der Hund eine Bindung eingehen, verlangen wir in der heutigen Zeit, dass er auch einmal ein paar Stunden ohne uns auskommen kann. Ist dieser Widerspruch nicht ein dicker Hund? Schließlich ist der Hund genetisch darauf fixiert, in einer Gruppe zu leben – sowohl mit Artgenossen als auch mit uns Menschen. Je größer und stärker artgenössische Rudel sind, umso stärker ist seine individuelle Fitness und umso sicherer sein Überleben. Nach dem Motto, „Gemeinsam sind wir stark“, lebt sich so ein Wolfsleben wesentlich einfacher. Egal ob es um Jagd, Sicherheit oder um die Aufzucht der Nachkommen geht, ein Wolf allein kann diesen Familienverband nicht ersetzen und wäre leichte Beute für jeden Angreifer.

Die soziale Isolation eines jungen Hundes von seiner Gruppe bedeutet für ihn jede Menge Stress, da es in seiner ursprünglichen Natur und in seiner „Hundelogik“ nicht vorkommt.

Dennoch heißt es nicht, dass Hunde nicht allein sein können. Schließlich sind sie lernfähige, soziale Tiere, die schlau genug sind, dies entweder durch ihr Wesen und/oder unsere korrekte Anleitung zu lernen. Durch konsequentes Training unterstützen wir unseren Hund.

TIPP

Der Hund ist von seinem natürlichen Verhalten her nicht dafür geschaffen, allein zu sein. Dies sollte man im Hinterkopf behalten. Es hilft betroffenen Hundehaltern bei der Therapie, wenn sie sich das klarmachen, da sie ihrem Hund dann ein größeres Verständnis entgegenbringen können.

© Shutterstock: Holly Kuchera

GEMEINSAM SIND WIR STARKWölfe sind im Familienverband stärker als allein. Das gibt Sicherheit. So sieht es auch der Hund, wenn wir Menschen den Artgenossen ersetzen.

© Shutterstock: Mircea Costina

Der eine hat’s — der andere nicht

„Früher“ war das Alleinbleiben doch auch kein Problem. Sind trennungsbedingte Störungen in Mode gekommen? Welche Begleitumstände müssen von uns beachtet werden? Wir unterteilen zwei Gruppen – die inneren und die äußeren Faktoren.

INNERE FAKTOREN

Trennungsbedingte Störungen werden nicht an einer Rasse festgemacht, sonst wäre diese längst ausgestorben. Auch spielen Alter und Geschlecht keine Rolle. Dennoch gibt es innere Faktoren, die man mit einbeziehen sollte. Dazu zählen Krankheiten, etwa neurologischer wie auch organischer Art. Ob chronisch oder akut ist auch zu unterscheiden. Steht Ihr Hund unter Medikamenteneinfluss, sollten Sie die Packungsbeilage durchlesen, welche Nebenwirkungen auftreten könnten – eine Rücksprache mit dem Tierarzt kann an dieser Stelle hilfreich sein. Vielleicht ist das schon der Grund dafür, dass Ihr Hund nicht allein bleiben möchte. Auch genetische Dispositionen und hormonelle Veränderungen können eine Rolle spielen. Und nicht zu vergessen ist der liebeskranke Rüde. Bedenken Sie, dass ein Rüde eine läufige Hündin über eine Distanz von einigen Kilometern wittern kann.

ÄUSSERE FAKTOREN

Nachbarn, Lärmbelästigung, Knallgeräusche und Ihre Bindung zum Hund zählen zu den äußeren Faktoren, die Ihren Hund aus der Fassung bringen können. Dabei sind u. a. zwei Aspekte wichtig, wie weit sich der Hund durch innere oder äußere Faktoren beeinflussen lässt:

Die Erfahrungen, die ein Hund schon in seinem Leben gemacht hat.

Das Vertrauen zu Ihnen. Das schafft Sicherheit, um beruhigt allein zu sein. Dieses Vertrauen kann nur durch eine gute Bindung entstehen und die ist der Schlüssel zum Erfolg.

© Anna Auerbach/Kosmos

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum ein Hund gerne oder nicht gerne alleine bleibt.

© iStock/CSA-Archive

Schreiben Sie auf, welche Faktoren zur Entspannung führen und welche Sie verbannen sollten.

BESONDERS ANFÄLLIGE HUNDE

Im Lauf unseres Hundetrainerlebens haben wir immer wieder festgestellt, dass es typische Hundegruppen gibt, die anfälliger sind für trennungsbedingte Störungen und stärker leiden als ihre Artgenossen. Oft sind es Hunde, in deren Lebenslauf ein Besitzerwechsel vorkam. Grundsätzlich aber gilt: Jeder Hund kann zu jeder Zeit einen trennungsbedingte Störung entwickeln – also auch ein Hund, der jahrelang problemlos alleine blieb.

Wechselwirkung

Trennungsstress und Angst sind im Gehirn neurologisch getrennt, haben jedoch eine Verschaltung. Diese Auswirkung bedeutet für den Hund: Angst macht anfällig für Trennungsstress und Trennungsstress macht wiederum anfällig für Angst. Ein Teufelskreis beginnt …

Tierschutzhunde

Immer häufiger werden Hunde aus anderen europäischen Ländern nach Deutschland gebracht, um dort ein neues Zuhause zu bekommen. Das klingt erst einmal durchweg positiv mit einem guten Tierschutzgedanken. Beim Hund ist dies allerdings auch mit einer Menge Stress verbunden. Leider können wir dem Hund rein (kyno-)logisch nicht erklären, dass er ab jetzt ein neues Zuhause hat und nie wieder abgegeben wird. Eine Sicherheit, die für uns selbstverständlich ist, jedoch nicht für die Hunde. Der Hund versteht unseren inneren Wortlaut nicht, sondern lernt mit der Zeit aus Handlungen und Verknüpfungen. Folglich braucht er Zeit – und damit meinen wir Monate und manchmal auch Jahre – bis er in allen Bereichen diese Sicherheit spüren kann.

Eine weitere Besonderheit ist, dass wir Deutschen den Hunden auch einen anderen Tagesrhythmus bieten als zum Beispiel die Südeuropäer. Allein schon durch ein wesentlich heißeres Klima verschieben sich Tag- und Nacht- sowie Arbeits- und Freizeitrituale. Und nun kommt der Hund in seiner Transportbox auf einem deutschen Flughafen an und das Einzige, was er hat, sind Sie!

Auf in ein neues Leben Der Hund muss sich in kürzester Zeit auf sein neues Leben einstellen, die Rituale seines Menschen kennenlernen und sich umorientieren. Zu 98 % brauchen Hunde Rituale. Je besser sie ihre Position innerhalb des „menschlichen Familienverbands“ kennen, umso sicherer fühlen sie sich. Folglich werden sie ihre Besitzer studieren und sich in eine gewisse „Abhängigkeit“ zu ihnen begeben. Die Hunde werden sich an den Ritualen und Rhythmen ihrer Menschen orientieren und diese annehmen. Das bedeutet, dass der Mensch der einzige feste Orientierungspunkt im neuen Leben eines Hundes ist. Und dann geht dieser plötzlich ohne seinen Hund einkaufen und verlässt ihn … Damit verliert der Hund den einzigen Bezugspunkt, den er bisher hatte: Sie. Folglich bricht seine Welt erst einmal zusammen. Unterstützen Sie ihn beim Wiederaufbau.

© Shutterstock: Gunnerchu

Hunde, die im Ausland auf der Straße aufgewachsen sind, hatten meistens Artgenossen um sich.

Tierheimhunde

Hinter Gittern herrscht ein anderes Leben. Tatsächlich auch bei unseren Hunden. Im Tierheim treffen verschiedene Vorgeschichten, mögliche Traumata und individuelle Charaktere aufeinander. Liebevoll ausgedrückt – ein Zirkus voller Narren mit viel Charme. Die Problematik bezüglich des Alleinbleibens liegt aber darin, dass die Hunde in Tierheimen in ihren Zwingerboxen gehalten werden, jedoch Anschluss zu ihren Artgenossen durch die Nebenbox haben. Dadurch sind sie nicht ganz allein. Das macht es für das Tierheimpersonal schwierig, zu beurteilen, ob der Hund gut allein bleiben kann. Insofern kann es sein, dass so manche Überraschung auf den neuen Halter wartet, wenn er nach der Arbeit nach Hause kommt.

Die Übernahme eines Tierheimhundes bedeutet aus Hundesicht, dass er aus einer menschlichen Isolierung gerissen wird und in ein Leben voller Aufmerksamkeit und Liebe gesteckt wird. Damit geben wir dem Hund die Chance, sich wieder binden zu können und Vertrauen aufzubauen. Häufig wird diese Bindung gerade am Anfang sehr gefördert, da wir Menschen emotional handeln und die schreckliche Vorgeschichte des Hundes im Hinterkopf gespeichert haben.

Aus Zuneigung wollen wir am liebsten die Geschehnisse für den Hund wieder gutmachen: „Jetzt soll er es besser haben.“ Da wir die Vergangenheit nicht ändern können, bleibt diese Vorgeschichte bestehen. So erhält der Hund oft ein kleines bisschen mehr Zuneigung, als für eine gute Bindung gut und gesund wäre. Allerdings lebt der Hund in der Gegenwart und kann eine Wiedergutmachung aus der Vergangenheit gar nicht verstehen. Hier kann der Beginn eines Teufelskreises liegen, der beim Hund Panik und Angst auslösen kann, sobald er allein gelassen wird.

Soziale Bindung und Tierheim

Unsere Aussage über Tierheimpersonal bedeutet nicht, dass sich das Personal nicht kümmert, sondern dass aufgrund des hohen Arbeitsaufwands im Tierheim eine soziale Bindung nicht stattfinden kann. Das ist auch gut so, wenn der Hund weitervermittelt werden soll. Falls er sich zu sehr an das Tierheimpersonal gewöhnt, muss er wieder umlernen, wenn die Folgefamilie ihn dann übernimmt. Auch hier spielt das Thema Rituale wieder eine große Rolle.

© Shutterstock: Ralph Cramdon

Hat ein Hund wiederholt erlebt, dass der Bezugspartner nicht zurückkommt, ist er skeptischer, was das Alleinsein angeht.

Hunde mit einer „schweren Kindheit“

Hunde durchleben eine sozial sensible Phase. Sie findet zwischen der 3. bis max. 20. Lebenswoche statt. In dieser prägungsähnlichen Zeit speichert der Hund gemachte Erfahrungen besonders gut ab und vergisst sie nicht. Das gilt sowohl für positive als auch für negative Ereignisse. Etwa: Macht der Nachbar Lärm, während der Hund allein in der Wohnung ist, und erschreckt diesen, könnte der Hund den Lärm mit dem Alleinsein in Zusammenhang bringen, da Hunde in der Gegenwart leben und eine Handlung mit einem Signal innerhalb von 0,5 Sekunden verknüpfen. Zudem lernen Hunde kontextbezogen, d. h. es speichert sich zu jeder Verknüpfung auch das entsprechende Umfeld ein. In diesem Fall wird die Wohnung im Alleinzustand negativ belegt. Keine gute Voraussetzung für unseren Hund, sich allein zu entspannen. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Wolf-Hund-Forschung ist, dass Hunde tatsächlich an das Alleinsein gewöhnt werden müssen. Es nützt nichts, wenn der Hund ein halbes Jahr wohlbehütet bei Ihnen aufwächst und er dann durch ein Ereignis, etwa einen neuen Job, plötzlich täglich acht Stunden allein bleiben muss.

Die zu enge Bindung