Gelassen Gassi gehen - Kristina Ziemer-Falke - E-Book

Gelassen Gassi gehen E-Book

Kristina Ziemer-Falke

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Beschreibung

Nie mehr Stress auf der Gassirunde! Zu Hause folgt der Hund ohne Probleme, aber gemeinsam das Haus zu verlassen, ist eine tägliche Herausforderung? Damit sind Sie nicht alleine. Denn die Gassirunde und alle damit verbundenen täglichen Herausforderungen sind das Thema Nr. 1 in den Hundeschulen. In diesem Buch zeigt das erfahrene Hundetrainer-Duo Jörg Ziemer und Kristina Ziemer-Falke, wie ein harmonischer Alltag mit dem Vierbeiner ganz leicht gelingt. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme setzen praxisnahe Übungen zielgerecht an den Problemen an. Durch das wochenweise Training erkennen Sie schnell Ihren gemeinsamen Fortschritt – beim Losgehen zuhause, bei Begegnungen mit anderen Hunden und Menschen, beim Laufen an oder ohne Leine. So wird das Gassigehen Schritt für Schritt entspannter und Sie werden mit Ihrem Hund zu einem unschlagbaren Team. Und falls doch einmal etwas Unerwartetes passieren sollte helfen Notfalllösungen und ein Sonderkapitel zum Troubleshooting. - Alltagssituationen meistern:  Nie mehr Stress beim Hundespaziergang dank individueller und gezielter Übungen - Nachhaltiges Trainingskonzept: Mit praktischen Trainingsplänen Woche für Woche Fortschritte machen - Missverständnisse vermeiden: Wie man Problemen vorbeugen und brenzlige Situationen entschärfen kann

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Seitenzahl: 209

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Fabian Barthel

Lektorat: Gerdi Killer, booklab GmbH, München

Bildredaktion: Petra Ender; Natascha Klebl (Cover)

Korrektorat: Anne-Sophie Zähringer

Umschlaggestaltung: ki36 Editorial Design, München, Stephanie Reindl

Cover: Anna Auerbach

eBook-Herstellung: Maria Prochaska

ISBN 978-3-8338-8923-3

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Illustrationen: Adobe Stock, Getty Images, Noun Project

Fotos: Anna Auerbach

Syndication: www.seasons.agency

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft. Haben wir Ihre Erwartungen erfüllt? Sind Sie mit diesem E-Book und seinen Inhalten zufrieden? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Und wir freuen uns, wenn Sie diesen Titel weiterempfehlen, in ihrem Freundeskreis oder bei Ihrem Online-Kauf.

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GRÄFE UND UNZER VERLAG

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Tipps in diesem Buch basieren auf den Erfahrungen der Verfasser. Sie wurden von ihnen nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder die Autoren noch der Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

bestimmt sind wir uns einig, wenn wir sagen: »Hunde sind großartig. Sie bereichern unser Leben und unseren Alltag auf vielfältige Art und Weise. Ohne sie wären unsere Spaziergänge nur halb so schön und erfüllend.«

Wenn Sie uns bei Letzterem, dem Teil mit dem Spazierengehen, nun nicht mehr ganz so überzeugt zustimmen oder aber meinen, dass auf Ihren Gassigängen der Wunsch nach Verbesserung vorliegt, dann ist dieses Buch genau richtig.

Durch unsere tägliche Arbeit mit vielen Menschen und Hunden wissen wir, dass gerade das Thema Spazierengehen für Hund und Halter zu einer (starken) Belastung geworden ist. Ein inniger Herzenswunsch besteht darin, Abhilfe zu schaffen und den Hund locker in allen Bereichen auf dem Spaziergang zu lenken, vor allem eine gemeinsame Quality Time zu genießen, sodass Sie und Ihr Vierbeiner möglichst gut gelaunt zu Hause wieder ankommen.

Mit diesem praxisnahen Ratgeber zeigen wir verschiedene Wege und Möglichkeiten auf, wie Sie Ihren Hund so lenken können, dass Sie beide glücklich und zufrieden sind. Machen Sie einfach mit. Erstellen Sie aktiv Pläne, trainieren Sie die Übungen, hören Sie in sich hinein und lernen Sie Ihren Hund noch besser kennen. Sie werden anderen Hunden, Menschen und ablenkenden Reizen zukünftig gelassen begegnen können und bisher ungewünschte Situationen souverän und stressfrei meistern. Dabei erfahren Sie nicht nur sehr viel über Ihren Hund, sondern auch über sich selbst.

Wir freuen uns sehr darüber, Sie auf Ihrem Weg begleiten und unterstützen zu dürfen, und verraten Ihnen noch ein kleines Geheimnis: Dieses Buchprojekt zählt mit zu unseren liebsten, da es unmittelbar unterstützen, den Leidensdruck nehmen und das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund enorm verbessern kann. Nutzen Sie also dieses Buch als einen Weggefährten, den Sie vielleicht nicht nur einmal lesen, sondern der Sie über Ihre Trainingszeit als auch darüber hinaus begleiten darf – als Coach, Nachschlagewerk und Freund.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen und all den Mensch-Hund-Teams, mit denen wir bisher vertrauensvoll zusammenarbeiten durften, die uns immer wieder inspirieren und uns anspornen, neue, kreative Wege zu gehen. Sie können alle sehr stolz auf sich sein.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und bei der Umsetzung, aber vor allem wünschen wir Ihnen, dass Sie und Ihr Hund wunderbare Spaziergänge miteinander erleben werden.

Herzliche Grüße und alles Liebe

Ihre Kristina Ziemer-Falke und Ihr Jörg Ziemer

Hundespaziergänge sind nichts für Feiglinge

Schön haben Sie es sich vorgestellt, wie Sie entspannt mit Ihrem Hund durch Wald und Flur laufen. Er ist glücklich, Sie sind es. Er hört auf Sie und orientiert sich von allein an Ihnen – bei jeglicher Ablenkung. Sie bummeln gemeinsam durch die Natur und nichts kann Ihre gute Laune trüben … bis das Universum liefert.

HUNDESPAZIERGÄNGE HEUTE –ES IST, WIE ES IST, ODER?

Höchste Zeit also, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und dem Universum Verbesserungsvorschläge für seine Lieferung mitzuteilen.

Spaziergänge verlaufen nicht immer so, wie wir sie uns erhoffen. Vermutlich kann jeder Hundehalter (und Hundetrainer) ein Lied davon singen. Wir sitzen alle in einem Boot, egal ob Hundehalteranfänger oder kynologischer Superheld. Wir wünschen uns einen Hundespaziergang nach Blümchen-Manier, auf dem jeder wirklich jeden lieb hat, doch was wir zwischendurch immer wieder bekommen, ist ein Spießroutenlauf und die pure Erleichterung, wenn wir dann zu Hause sind. Vorab kurz gesagt: Das geht jedem so. Wir arbeiten mit Lebewesen – folglich sind die Chancen auf Special Effects höher als beim Einsatz von Maschinen. Da wir aber lieber mit unserem Hund statt mit dem Rasenmäher spazieren gehen, ist es wunderbar, dass Sie sich entschieden haben, Ihren Gassigang entspannt, stressfrei und attraktiv zu gestalten.

Was wir uns für Sie wünschen

Hundespaziergänge betreffen uns alle, immerhin gehen wir täglich drei- bis viermal mit dem Vierbeiner vor die Tür. Wir wünschen Ihnen, dass Ihnen all diese Spaziergänge von Herzen Spaß machen, Sie erfüllen und entspannen – und ebenso natürlich den Hund. Es soll echte Quality Time für Sie und Ihren Liebling sein, eine schöne Auszeit vom hektischen Alltag.

Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, dass wir das Thema Spaziergang etwas breiter aufstellen. Es dreht sich um entspannte Hundebegegnungen und darum, dass Sie Lösungen finden, wenn Ihr Hund hin und wieder Passanten anspringt. Doch es geht nicht nur darum, die Flausen, die sich Ihr Hund in den Kopf setzt, im Vorfeld zu erkennen, sondern den Fokus auf eine gemeinsame Zeit zu legen, die Sie unter allen Ablenkungen und Reizen führen und lenken können – am besten mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.

Lesen und arbeiten Sie mit diesem Buch. Wir haben viele kleine Aufgaben für Sie bereitgestellt, die Sie umsetzen können – immer wieder zwischendurch. Wir hoffen, dass Sie dieses Buch als Weggefährte begleitet und Ihre zukünftigen Spaziergänge zu unvergesslichen Erlebnissen werden lässt. Sie und Ihr Hund stehen im Mittelpunkt.

Wie sieht so ein Spaziergang aus?

Im Lauf des Buches stellen wir Ihnen immer wieder Klassiker rund um das Spazierengehen vor. Vielleicht stimmen Sie nicht mit allen Ereignissen auf unseren beschriebenen Gassirunden überein (»Das hat er noch nie gemacht!«), aber vielleicht erkennen Sie sich an der einen oder anderen Stelle wieder (»Jaaaa, das macht meiner auch!«). Beachten Sie: Übertreibungen verdeutlichen.

Was wir uns für Sie wünschen: Freuen Sie sich darüber, wenn Sie sich selbst ertappen, und ja, Sie dürfen das mit Humor nehmen! Das Tolle ist doch, dass Sie etwas verbessern wollen in Ihrer Mensch-Hund-Beziehung. Außerdem stehen Sie nicht allein da mit dem Thema, sondern viele Hundehalter kennen die Problematik. Doch noch immer ertappt man sich mit einem Gefühl von Scham und Hilflosigkeit. Vielleicht wird man auch das eine oder andere Mal wütend, wenn es auf dem Spaziergang nicht so rund läuft, doch mit negativen Gedanken ist keinem geholfen. Weder Ihnen noch dem Hund!

Lassen Sie uns motiviert in das Buch starten und uns alle gemeinsam anschauen, was den typischen Hundehalter auf dem Spaziergang erwartet. Alles, was Sie anschließend verbessern möchten, werden wir in diesem Buch gemeinsam angehen. Sie werden stolz auf sich und Ihren Hund sein!

Auf einen Blick

Betrachten wir Spaziergänge mal ein wenig genauer, so erkennen wir, dass viele Hundehalter sehr leidensfähig sind. Aus unserer Hundeschule wissen wir, dass nicht wenige Kunden nach Zeiten für den Gassigang suchen, an denen sie möglichst keine anderen Hunde mit ihren Haltern treffen, sondern am besten allein unterwegs sind. Folglich geht dem eigentlichen Spaziergang nicht nur ein mulmiges Gefühl voraus, sondern auch ein ausgeklügeltes Zeitmanagement, das in den Alltag integriert werden muss.Stress ist auf diese Weise schon programmiert. Führen Sie sich doch bitte einmal Folgendes vor Augen: Im Schnitt gehen Sie dreimal täglich mit Ihrem Hund spazieren. Sie konfrontieren sich selbst also ungefähr alle vier Stunden mit diesem Thema. Täglich. 365 Tage im Jahr. Hoffentlich 16 Jahre lang. Das sind 23.360 Stunden an Spaziergangzeit insgesamt!Sie und Ihr Hund sind es wert, dass Sie diese Zeit genießen und sich dabei auch noch erholen können. Sie haben es sich verdient!

Rein in den Alltag – Eine (un)typische Gassirunde

Gemeinsam heißt es für Susi und Bommel – wie für Millionen anderer Hundehalter auch – mehrfach täglich spazieren

Susi kommt nachmittags von der Arbeit. Heute ist sie ein wenig spät dran. Sie hält kurz am Supermarkt, um schnell noch Käse zu besorgen, den sie für das Abendessen benötigt. Bereits jetzt schleicht sich bei Susi ein schlechtes Gewissen ein, denn ihr Hund ist nun doch schon länger allein geblieben, als sie eigentlich geplant hatte. Als sie zur Tür hereinkommt, wird sie bereits sehnsüchtig erwartet und stürmisch begrüßt. Statt einen Pantoffel zu bringen, hat Bommel diesen während Susis Abwesenheit genüsslich zerfetzt und im Flur verteilt.

Auf ein Neues …

Doch weil sich Bommel so überschwänglich freut und unaufhörlich an ihr hochspringt, bleibt Susi kaum Zeit, darüber nachzudenken, wie sie sich nun »richtig« oder überhaupt verhalten sollte. Natürlich wollte sie ihm das Springen schon längst abtrainiert haben. Geschenkt! Im Augenblick fokussiert sich Susi nur darauf, dass Bommel endlich raus muss, und diesen Wunsch möchte sie ihm auch erfüllen. Eigentlich freut sie sich sogar auf die gemeinsame Spazierrunde und die Entspannung (… so ist zumindest der ursprüngliche Grundgedanke, die Motivation und die Assoziation bei uns Hundehaltern, wenn wir spazieren gehen; und gesund ist es schließlich auch …). Dennoch ist Susi mittlerweile schon genauso aufgeregt wie Bommel. Immerhin verlaufen viele Spaziergänge, je nach Ablenkung, immer unterschiedlich und der eine oder andere gleicht einem puren Abenteuerlauf.

Immer schön stramm voran!

Susi schnappt sich im Akkord die Leine und das Geschirr und schon geht es los. Bommel kennt das Ganze bereits. Er liebt es, aus der Tür zu »fliegen« und der Welt zu sagen, dass er endlich da ist. Es stört ihn auch nicht, dass Frauchen ihre Jacke noch nicht komplett geschlossen hat. Sobald die Tür halb offen steht, nimmt man, was man kriegt. Bommel kann den Entspannungsgedanken nicht so ganz nachvollziehen. Für ihn ist das kein Wellnessausflug, sondern der Auftakt zur »gemeinsamen Jagd« – welchen Sinn sollte ein Spaziergang aus Sicht des Hundes sonst noch haben? Bommel wird zwar Frauchens jagdliche Taktik nie verstehen (»Kann man Wild während des Spaziergangs wirklich mit dem Blick in ein Handy jagen oder orten?«), dennoch nimmt er sie bereitwillig jeden Tag aufs Neue mit – sie hängt ja anscheinend an ihm bzw. an der Leine. Für Bommel geht es nun ins Paradies und Tausende von Gerüchen strömen auf ihn ein. Völlig klar, dass er jede Menge zu beschnuppern hat. Das »Zeitunglesen« beginnt direkt vor dem Haus und den richtigen Baum muss Bommel auch noch finden, also Tempo!

Susi hingegen hat Mühe hinterherzukommen. Die Leine ist gespannt. Die ersten fünf bis zehn Minuten fühlen sich eher wie ein Sprint auf dem Laufband und nicht wie ein gemütlicher Spaziergang an. Dennoch toleriert Susi diesen Ablauf. Das schlechte Gewissen hängt ihr immer noch nach. Schließlich war der Hund einige Zeit allein und muss sich doch auch endlich lösen dürfen! Susi duldet also das eigentlich ungewünschte Verhalten, dass Bommel, der derzeit sein Umfeld begrüßt, wie verrückt an der Leine zieht.

Verabschieden Sie sich von Multitasking. Machen Sie eins nach dem anderen.

Läuft wie am Schnürchen!

Nachdem Bommel sich gelöst hat, stellt Susi fest, dass der Druck bei beiden nachlässt. Das schlechte Gewissen ebbt ab, der Hund ist entspannter und nun könnte sich der kleine Kerl an der Leine doch einfach benehmen! Könnte die Leine von sich aus entspannen und beide könnten durch den Park schlendern. Klappt aber nicht. Bommel ist eher ein Hund Marke »Hummeln im Hintern«. Er hat Gefallen daran, sich die vielen Reize drumherum von Nahem anzusehen, und da muss man eben schnell sein! Schließlich ist er an der Leine und kann eben nicht selbstbestimmt über die Wiese des Parks laufen. Er versteht auch nicht, warum seine Susi immer auf dem Weg bleibt. Wiese, Sträucher, Bäume links und rechts riechen doch viel spannender als der Weg – zumal einem da auch immer irgendjemand frontal entgegenkommt. Welcher Hund braucht denn das schon?

Allerdings hat Bommel noch nicht ganz herausgefunden, ob Frauchen zu langsam ist oder ob sie gar nicht wirklich hinterher will. Es gibt Phasen, da ist es aus Bommels Sicht total klug, einfach Kraft einzusetzen (klappt meist), und Frauchen folgt schon, wohin er geht … zieht. Doch dann gibt es Tage, da macht sie komische Dinge an der Leine. Sie bleibt stehen, zerrt ihn zurück, läuft im Zickzack … Irgendwie kann Bommel nicht einschätzen, was sie nun wirklich will. Doch statt sich langfristig den Kopf zu zermartern, orientiert er sich an dem, was geht: an der Leine ziehen und Susi »überzeugen« mitzukommen. Für Bommel läuft im wahrsten Sinne des Wortes alles wie am Schnürchen …

Was sollen nur die Leute denken?

Susi sieht das etwas anders. Dummerweise sind genügend andere Leute im Park und ihre Impulskontrolle ist (momentan) noch groß genug, dass sie sich zusammenreißt und ihren Hund nicht zurückzieht oder maßregelt und schimpft. Das wäre ihr vor anderen Menschen unangenehm, gerade weil sie sich ihres Verhaltens dem Hund gegenüber nicht sicher fühlt. Also: lächeln und winken.

Leider geht es Susi dabei gar nicht gut. Sie ist gestresst, würde gern anders handeln, weiß aber nicht wie. Sie benötigt Hilfestellung und Unterstützung darin, wie sie entspannter in diesen Situationen reagieren könnte. Eigentlich weiß sie ja, dass sie hätte mehr üben müssen, aber … Na toll, haben wir das erste schlechte Gewissen erfolgreich »wegpieseln« können, stellt sich schon das nächste ein.

Die anderen Menschen machen es auch nicht besser, zumindest nicht für Susi. Bommel hingegen freut sich darüber. Auch wenn sie meist frontal auf diesem engen Weg entgegenkommen, sind die meisten doch ganz nett. Es lohnt sich oft, »guten Tag« zu sagen und an den Leuten hochzuspringen. Manche haben wirklich quietschende Stimmen, manche weiße Hosen, viele halten aber auch Streicheleinheiten und Leckerchen parat. Es lebe der Spielautomateneffekt – man weiß nie, was kommt, aber der Suchtfaktor ist für Bommel dadurch hoch.

Bei Susi dagegen weiß man schon, was kommt: Die Gesichtsmimik verkrampft sich, die Impulskontrolle schwindet und zu hören sind Floskeln wie »Entschuldigung, es tut mir leid«, »Oh nein, verdammt, lass das«, »Ach, hör endlich auf damit!« Bommel ist sich allerdings auch hier nicht immer so sicher, wen Frauchen genau mit welcher Aussage meint – ihn oder die weiße Hose? Da Frauchen sonst auf dem Spaziergang wenig sagt, ist sich Bommel sicher, dass die weiße Hose den Sturm von Frauchen abbekommen haben muss. Die scheint bei Frauchen irgendetwas zu triggern. Witzig …

Bloß schnell nach Hause!

Susi hingegen wünscht sich nichts weiter, als bloß schnell wieder nach Hause zu kommen. Das Scannerstadium hat sie auch schon erreicht. Das nennen wir gern so, wenn der Hundehalter beginnt, vorausschauend nach anderen Hunden und Menschen Ausschau zu halten, um ihnen am besten nicht zu begegnen. Aber das Universum liefert erneut … Ausgerechnet jetzt springt der Erzfeind ums Eck und siehe da: Bommel ist schockiert. Was will denn »DER« schon wieder auf seinem Territorium? Sie können sich seit Jahren nicht ausstehen und dennoch wagen sich »ER« und sein Herrchen immer noch in Bommels Revier. Dem muss endlich mal ein Ende gesetzt werden und mit einem Mal hängt Bommel siegessicher und mit klarer Aggressionsbereitschaft in der Leine und pöbelt um sich. Susi hingegen hält nur dagegen und ist froh, wenn sie selbst nicht umgerannt wird. Sie bemüht sich nach Leibeskräften, schnellstmöglich der Staubwolke zu entfliehen, und sieht zu, dass beide Hunde großen Abstand zueinander gewinnen.

Immer diese Versuchungen!

Während Bommel einige Meter benötigt, um sich wieder zu entspannen, sichtet Frauchen auf dem Weg zum Freilauf die nächste Überraschung. Das Nachbarskind ist in derselben Richtung unterwegs. Es isst vergnügt ein Eis, genauso wie das letzte Mal, als Bommel sich dann entschieden hatte, seine spielenden Kumpels für Mango-Schoko links liegen zu lassen. Das Geschrei war groß. Bommel hatte sich ganz schön erschreckt und zeigt nun auch unsicheres Verhalten gegenüber dem Kind.

Susi sieht schon, dass Bommel sich nach hinten fallen lässt und ängstlich wirkt. Er möchte den Kontakt meiden und erstarrt. Susi fragt sich, was er nun schon wieder hat. Sie ist für heute bedient und beschließt, eine Abkürzung zu nehmen. Zur Wiese schaffen es beide nicht mehr, auch wenn Bommel den Freilauf dort dringend benötigen würde. Aber mehr Chaos braucht Susi heute nun wirklich nicht mehr, sie will sich nur noch zu Hause verkriechen. Der Freilauf muss warten. Vielleicht später. Schließlich gehen die beiden ja in vier Stunden schon wieder zusammen spazieren …

AlltäglichE Missverständnisse

Die Situation: Überlegen Sie, wann Sie sich wie Susi vorkommen und Ihr Hund sich wie Bommel fühlt. Die Gefühle, die wir während eines Spaziergangs erfahren, nimmt unser Hund binnen kürzester Zeit wahr und passt sein Verhalten an. Wir beeinflussen durch unsere Gefühle und Gedanken das Verhalten unseres Hundes.

Was Sie denken: Wie macht der Hund das nur? Genau dann, wenn ich mich eh schon unwohl fühle, reagiert er mit ungewünschtem Verhalten. Es scheint wie verhext zu sein. Nein, es ist Stimmungsübertragung. Die gute Nachricht: Bald nutzen Sie diese für sich.

Was ihr Hund denkt: Ihr Hund spürt, wie es Ihnen geht. Werden Sie etwa bei Sichtung Ihres Nachbarn unsicher, weil Sie ihn nicht mögen, so realisiert Ihr Hund dies. Da die schlechte Stimmung mit dem Menschen zeitgleich auftritt, folgert der Hund einen Zusammenhang und reagiert zukünftig wahrscheinlich auch mit unsicherem Verhalten.

Manche Dinge verselbstständigen sich im Alltag. Bis sie stören, fallen Kleinigkeiten gar nicht auf.

Wie konnte es nur dazu kommen?

Aus Gesprächen mit Hundehaltern hören wir oft heraus, dass sie sich fragen, was sie im Lauf der Zeit übersehen haben. Der Hund war ja früher nicht so und plötzlich oder seit einiger Zeit machen die Spaziergänge keinen Spaß mehr. Sie merken schon, wir suchen die Ursache nicht nur auf einem Spaziergang, sondern schauen uns den Verlauf der letzten Jahre und Monate an. Oft versucht man Rückschlüsse zu ziehen, indem man nach Situationen fahndet, die dazu geführt haben könnten, dass Hund und Halter nicht mehr als Team zu erkennen sind. Durch Erklärungen geht es uns oft besser.

Doch nicht immer lässt sich alles reproduzieren. Es gibt schleichende Prozesse, die durch Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Hund und Halter entstehen und dafür sorgen, dass nichts mehr ist wie früher. Die Pubertät des Hundes etwa führt zu vielen Veränderungen, ebenso bringen viele (ältere) Hunde, die in ein neues Zuhause kommen, ihre gewohnten Verhaltensweisen mit und zeigen sie auch. Für einen »neuen« Hundehalter bedeutet dies oft einen Sprung ins kalte Wasser.

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl

Sie werden im Verlauf der Lektüre erfahren, dass Ihr Bauchgefühl Ihren Verstand meist immer – zumindest im ersten Moment – zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Das Bauchgefühl ist ein wichtiger Kommunikator – für alle Lebewesen. Unsere Hunde kennen ihr eigenes und können sich blitzschnell auf unseres einstellen. Viele sind überrascht, wenn ihr Vierbeiner etwa den Arbeitskollegen anknurrt, den man selbst nicht mag, auch wenn man es dem Hund nie erzählt hat. Aber das ist gar nicht nötig. Der Hund weiß es, weil er die Stimmung seines Halters binnen Sekunden wahrnimmt und sich darauf einstellt.

Bin ich als Halter nicht glaubwürdig gegenüber dem Hund, so ist es für ihn fragwürdig, sich an mir zu orientieren, denn das ergibt biologisch keinen Sinn. Viele Hundehalter wünschen sich, dass ihr Hund impulskontrolliert reagiert, wenn er an anderen Reizen vorbeigeht. In fast allen Fällen ist es der Hundehalter aber auch nicht. Alle »Versuche« durchschaut der Hund und spiegelt lieber die wahre, authentische Stimmung wider. Aus seiner Sicht ist das sinnvoller.

Die Vergangenheit ruhen lassen

Können Sie nicht beantworten, wie es zu einem vermeintlich neuen Verhalten Ihres Hundes kommen konnte, so lassen Sie diese Frage erst einmal getrost ruhen. Spekulationen werden Ihnen nicht helfen und unterstützen den zukünftigen Umgang mit dem Hund auch nicht. Aber Sie können etwas anderes Kluges tun.

Stattdessen können Sie …

… sich mit der Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Hund beschäftigen. Wir suchen oft die Fehler im Äußeren bzw. im für uns Sichtbaren. Dabei verschließen wir uns aber vor dem engen Band, das zwischen uns und unserem Vierbeiner im Lauf der gemeinsamen Zeit entstanden ist.

Folgende Fragen sind zu klären:

Welche Bedürfnisse hat mein Hund (während des Spaziergangs)?Welche Bedürfnisse habe ich als Hundehalter (während des Spaziergangs)?Wie kommunizieren Hunde – miteinander und mit mir?

Sie werden im Folgenden lesen, dass die Lösungen mehr zwischen Ihnen und Ihrem Hund liegen als bei anderen Menschen oder Hunden. Das sind doch positive Nachrichten, finden Sie nicht? Denn haben Sie schon einmal versucht, andere Menschen zu ändern? Meist endet das in Frust. Fangen Sie am besten bei sich und Ihrem Hund an – damit haben Sie die Zügel Ihrer Zukunft fest in der Hand. Es wird Ihr Spaziergang, den Sie und Ihr Hund genießen können.

Ein enges emotionales Band ist wichtig für das Wohlbefinden von Hund und Halter.

Genießen Sie zusammen mit Ihrem Hund immer wieder mal kleine Auszeiten in Ihrem Alltag.

Sport und regelmäßige Auslastung sind auch für Hunde wichtig. Bewegung baut Stress ab.

Für ein harmonisches Zusammenleben ist es wichtig, auch die Bedürfnisse des anderen zu kennen.

Welche Bedürfnisse hat der HUND?

Stellen Sie sich vor, ein Psychologe fragt Ihren Hund, welche Bedürfnisse er hat. Was würde Ihr Liebling antworten?

Oft – leider zu unserer großen Enttäuschung – liegen die Bedürfnisse des Hundes nicht in einem Jahresabonnement bei Futtermittelherstellern und endlosen Spielen mit anderen Hunden, sondern in anderen Bereichen.

Bedürfnisse sind dazu da, um gestillt zu werden. Das klingt jetzt vielleicht sehr egoistisch, ist jedoch eher pragmatischer Natur. Wenn ein Bedürfnis gestillt werden soll, wird damit vermieden, dass ein Mangel entsteht oder sich weiter ausbreitet. Konnte ein Bedürfnis befriedigt werden, so erlangt ein Lebewesen Sicherheit. So auch unser Hund. Das A und O ist also, dass wir die Bedürfnisse unseres Hundes kennen, um sie zu stillen und um ihm Sicherheit zu bieten, sodass er seine Balance finden kann.

So ist der Hund in Balance

Nun wird auch verständlich, warum Leckerchen allein nicht ausreichen, sondern eher oberflächlicher Natur als Bonbon on top anzusehen sind. Aber Sicherheit vermitteln sie nicht. Stattdessen benötigt unser Vierbeiner etwas anderes und die gute Nachricht ist: Sie können ihm genau das bieten! Ohne weitere Hilfsmittel – nur Sie. Alle Fähigkeiten sind uns mitgegeben worden, wir müssen nur wissen, wie wir sie anwenden können.

In unserem Buch »Life-Dog-Balance« haben wir unter anderem auf das Glücksrad hingewiesen, das die Bedürfnisse des Hundes aufzeigt. An dieser Stelle wiederholen wir gern die wichtigsten Fakten.

Orientierung im Raum

Der Hund benötigt eine Orientierung in dem Raum, in dem er sich befindet. Raum bedeutet sicherlich vier Wände und ein Dach, aber auch die tägliche Spazierrunde in Wald und Flur. Auch das ist für den Hund ein Raum, in dem er orientiert sein möchte. Für uns Hundehalter ist das schon wieder etwas anderes, weil Wände und Dach fehlen. Wir haben es mit einem sehr großen Raum zu tun. Da dem Hund aufgrund starker und attraktiver Ablenkung oft draußen die Orientierung fehlt, ist verständlich, warum er draußen häufig(er) ungewünschtes Verhalten zeigt.

Unsere Aufgabe liegt darin, dem Vierbeiner den Raum vorzugeben, in dem er sich entspannt aufhalten kann. Es gibt Hunde, die lieben es, frei zu laufen, und haben damit auch kein Problem. Sie sind gut orientiert. An der Stelle müssen wir also nichts verändern. Das machen wir nie, wenn etwas gut läuft. Doch es gibt genug Hunde, die sich vermeintlich selbst verlieren, wenn der Abstand zu groß zum Halter wird. Übersprungshandlungen bis hin zu Aggressionsverhalten können die Folge sein. Nehmen Sie einen solchen Hund hingegen an die Leine und verkleinern damit den Raum für ihn, kann es sein, dass er an lockerer Leine viel entspannter mitläuft. In diesem Fall haben Sie Ihren Hund durch eine Verkleinerung des Raums Halt und Orientierung gegeben. Bedenken Sie bei Ihren Spazierrunden, dass eine Leine auch einen Raum vorgeben kann.

Ihre Aufgabe Finden Sie die passende »Raumgröße« für Ihren Hund. Welchen Abstand zu Ihnen mag er am liebsten? Wann reagiert er am besten und kommuniziert am meisten von sich aus mit Ihnen?

Regeln und Rituale