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Wie gehen persönliche Lebenserfahrungen aus Vergangenheit und Gegenwart zusammen mit Glaube und spirituellem Leben? Das reich bebilderte Buch geht dieser Frage nach unter psychologischen sowie spirituellen Aspekten. So wie Jesus sich den beiden Jüngern nach Emmaus zugesellte und ihnen den Sinn der schockierenden Erlebnisse von Verfolgung und Kreuzigung erschloss, so will das Buch helfen, Eigenart und Brüche im Leben zu deuten und auf den Glauben auszurichten. Das Buch – Ergebnis langjähriger Geistlicher Begleitung – ist geschrieben für Menschen, die andere begleiten und für solche, die einen vertieften Weg geistlichen Lebens suchen.
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Seitenzahl: 296
Veröffentlichungsjahr: 2020
„Er trat hinzu …
und ging den Weg mit ihnen.“
Geistliche Begleitung in der Schule P. Kentenichs
Erfahrungen und Einsichten
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
„Er trat hinzu …
und ging den Weg mit ihnen.“
ISBN Taschenbuch: 978-3-7497-9013-5
ISBN Hardcover: 978-3-7497-9014-2
ISBN e-Book: 978-3-7497-9015-9
© 2019 Peter Locher, Schönstatt
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Autor: Pater Peter Locher, Schönstatt
Satz und Umschlaggestaltung: Judith Bihlmaier, Vallendar
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Bildquellen: Pixabay, Fotolia, Archiv der Schönstatt-Patres
Die verwendeten Fotografien in den einzelnen Kapiteln dienen lediglich der symbolischen Veranschaulichung des jeweiligen Themas. Sollten zufällige Ähnlichkeiten zu konkreten Personen oder Ereignissen bestehen, sind diese – insbesondere im Rahmen der teils sensiblen Fragestellungen – selbstverständlich nicht beabsichtigt.
Inhalt
Zu Person und Wirken von Pater Kentenich
Einführung
Der Geistliche Begleiter
1. Qualifikationen
1.1. Personale Einstellung
1.2. Einfühlung
1.3. Sinn für Prozesse
1.4. Die psychologische Dimension
Nähe und Distanz
Übertragung und Gegenübertragung
1.5. Spirituell–religiöse Grundeinstellung
1.6. Selbstlosigkeit
1.7. Ein wichtiges Instrumentarium
Der/Die zu Begleitende
2. Voraussetzungen
3. Der Einstieg
4. Konkrete psychologische Phänomene und Gegebenheiten
4.1. Die Kontrolle des emotionalen und irrationalen Innenlebens; Verdrängung
Erste Stufe
Zweite Stufe
Dritte Stufe
4.2. Trauma
4.3. Das Skript
4.4. Skrupulosität
4.5. Autismus
4.6. Narzissmus
4.7. Hysterie
4.8. Psychose
4.9. Multiple Persönlichkeit
4.10. Bipolare Störung und Borderline
4.11. Depressionen
5. Grundsätzliche Hilfen bei psychologisch bedingten Schwierigkeiten
5.1. Selbsterkenntnis
5.2. Träume
Verdauungsträume
Botschaftsträume
Interpretation
Symbole
5.3. Kathathymes Bilderleben
5.4. Schuld und Schuldgefühle
6. Pflege eines geistlichen Lebens
6.1. Gott als lebendiges Du
6.2. Traditionelle und vorgeformte Gebete
6.3. Stoßgebete
6.4. Alltagsinstrumentarium
7. Die heilende und heilsame Bedeutung einer Beziehung zu Maria
8. Pflege des Persönlichkeitskerns
8.1. Identität und Individualität
8.2. Persönliches Ideal
8.3. Des Lebens Sinn
Sinn frage und Ideal
Vorsehungsglaube
Unterscheidung der Geister
9. Wachstum in der Liebe
9.1. Grundkraft der Liebe
9.2. Arten und Grade der Liebe
9.3. Die bedürftige Liebe (amor concupiscentiae)
9.4. Die hochherzige Liebe (amor benevolentiae)
9.5. Die besondere Herausforderung heute – allgemein und besonders für die geistliche Begleitung
10. Instinkte und Triebe
10.1. Der leibliche Vitalbereich
10.2. Der Geschlechtstrieb, das sexuelle Verhalten
Schamhaftigkeit und Unbefangenheit
Selbstbefriedigung/Masturbation
Polarität, Anziehungskraft der Geschlechter
Mann und Frau
Freundschaft, Intimität und Zärtlichkeiten
„Durchsichtigmachung des Geschöpflichen und Geschlechtlichen“
Der Leib als Symbol
Die Dreigabelung des Geschlechtstriebs
Geschlechtsverkehr innerhalb der Ehe
Gleichgeschlechtliche Beziehungen
Prostitution
Sexueller, psychischer und autoritärer Missbrauch
Abtreibung
11. Stufen des seelischen Wachsens und Reifens
11.1. Schwangerschaft und erstes Lebensjahr
11.2. Zweites und drittes Lebensjahr
11.3. Viertes bis sechstes Lebensjahr
11.4. Sechstes Lebensjahr bis Pubertät
11.5. Jugendalter, Adoleszenz
Finden der Geschlechtsrolle
Ich–Findung
11.6. Das frühe Erwachsenenalter
Entscheidungzeit
Aufbau bleibender und intimer Bindungen
11.7. Das mittlere Erwachsenenalter
Sesshaftigkeit
Schöpferische Entfaltungskraft
11.8. Das Alter
Das „junge“ Alter
Integration – ein Schritt zur Weisheit
Das Leben abschließen im Angesicht des Todes
12. Wachstum im religiösen Leben; Gebetsstufen
12.1. Das formale Gebet
12.2. Die klassischen religiösen Übungen
Die Eucharistie
Das Bußsakrament
12.3. Kriterien des Wachstums im geistlichen Leben
12.4. Das betrachtende Gebet
Die Form des betrachtenden Gebetes
Die Ignatianische Betrachtung
Die Kentenichsche Betrachtung des Verkostens
12.5. Die Gnade der Beschauung
Die erworbene Beschauung
Die eingegossene Beschauung
Außergewöhnliche mystische Phänomene
Er tritt hinzu
Zum Dank
Zu Person und Wirken von Pater Kentenich
Pater Josef Kentenich (1885–1968) ist der Gründer der internationalen Schönstattfamilie, die sich inzwischen in über 30 Ländern ausgebreitet hat und Gliederungen von Männern, Frauen, Familien und Priestern einschließt. Das Anliegen Pater Kentenichs und die über Jahre entwickelte Spiritualität legt besonderen Akzent auf die Bildung eines Menschen, der in der heutigen pluralen und technisch entwickelten Welt seine Identität entfalten und ein geistliches Leben führen kann. Die Schönstattbewegung versteht sich deshalb als eine Erziehungsgemeinschaft in der Gefolgschaft des Gründers, der eine eigene Erziehungslehre entwickelte. Davon ist der Autor dieses Buches geprägt.
Einführung
Wir kennen die Geschichte aus dem Lukasevangelium, von der die Überschrift dieses Buches genommen ist (Lk 24,13 ff). Nach Kreuzigung, Tod und Begräbnis Jesu gehen zwei Jünger von Jerusalem weg. Sie kommentieren ganz traurig die Ereignisse.
„Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.“
Vor lauter Trauer erkannten sie ihn nicht. Er aber geht den Weg mit, schafft Gemeinschaft und damit die Grundlage für jeden weiteren Prozess.
Dann lässt er die Jünger reden. Zunächst müssen Sie selbst ins Wort bringen, was sie beschäftigt und plagt, ein wesentlicher und auch längerer Vorgang.
Dann erst beginnt Jesus, den Sinn des Geschehens zu erschließen:
„Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden …“
Jesus erschließt den Sinn der Ereignisse. Die konkreten geschichtlichen Fakten werden als Heilsgeschichte verstanden.
„Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“
Nun erkennen sie IHN als den in ihrer Mitte. Er bricht das Brot mit ihnen und verknüpft dadurch die aktuelle Erfahrung mit der Mahlgemeinschaft im Abendmahlssaal. Er führt zur Liturgie.
Die beiden Jünger „müssen“ aufbrechen um ihre Erfahrung zu künden. Sie werden zu Zeugen, zu Aposteln. Aus Begegnung wird Sendung.
„Und sie brachen in derselben Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück.“ (Lk 24,13-15)
Die Geschichte illustriert, was Geistliche Begleitung meint: dass wir einen Weg mit jemand gehen und helfen, den Sinn der konkreten Erfahrungen als göttliche Führung zu verstehen und anzunehmen, um dadurch Gott selbst in unserer Mitte und auf unserem Lebensweg zu entdecken und mit ihm den Weg des Lebens zu gehen; ein Grundvorgang der Geistlichen Begleitung sowie des kirchlichen Vollzugs im allgemeinen.
Der Vorgang eines solchen Begleitens und Erschließens ist von zwei Faktoren abhängig:
» von der Qualität und inneren Einstellung des Geistlichen Begleiters.
» von der Bereitschaft des Begleiteten, sich auf seelische Prozesse einzulassen um weiter zu wachsen und zu reifen.
Entsprechend dieser Kriterien ist das Buch in zwei große Kapitel unterteilt, wobei das zweite Kapitel verständlicherweise einen größeren Raum einnimmt.
Beim Geistlichen Begleiter stellt sich die Frage nach seinen Voraussetzungen, seiner Begabung, sich auf Prozesse einzulassen und auf einem spirituellen Weg – gewöhnlich länger – mitzugehen. Voraussetzung ist, dass die Verfasstheit des Begleiters so wenig wie möglich den Weg der zu begleitenden Person beeinflusst. Sehr entscheidend ist auch, dass der Begleiter hilft, aus der psychologischen Verfasstheit des Begleiteten – meist auch konfliktiv – einen geistlichen Weg zu finden (Kapitel 1). Dabei sei angemerkt, dass Geistliche Begleitung kein Privileg der Priester ist, wie früher oft gedacht. Geistlich begleiten – und viele tun es spontan und sind sich gar nicht bewusst, dass sie solches tun – kann jede Person, die die hier kurz zusammengefassten Voraussetzungen mitbringt.
Auch bei der zu begleitenden Person müssen Voraussetzungen gegeben sein: die Willigkeit, sich seiner Eigenart und persönlichen Problematik zu stellen und das Streben, im geistlichen Leben zu wachsen (Kapitel 2).
Erst dann ist nämlich der Zugang geschaffen, eventuelle Konflikte und Hindernisse anzugehen und sie im Lichte des Glaubens zu deuten (Kapitel 4 und Kapitel 5).
Auf einer solchen Aufarbeitung aufbauend können dann Formen des geistlichen Lebens geistliches Wachstum fördern (Kapitel 6 und Kapitel 7; auch Kapitel 12).
Dabei ist wiederum entscheidend, dass das geistliche Leben dauernd genährt wird von der menschlichen und individuellen Verfasstheit. Grundsätzliche anthropologische Fragen wären ebenso zu berücksichtigen wie Individualität und Originalität und dürfen ins Spiel kommen. Jedwede Individualität und gesamtmenschliche Ausprägung ist aber immer getragen von der Grundkraft der Liebe und ihres Wachstums im Menschen (Kapitel 9).
In diese gesamtmenschliche Verfasstheit wären dann Fragen der Triebsteuerung ebenso wie die Besonderheit der Geschlechter einzuordnen (Kapitel 10).
Zur Abrundung folgt ein Kapitel, das die Besonderheit der verschiedenen Wachstumsphasen des Menschen berücksichtigt und daraus auch Konsequenzen für die Geistliche Begleitung zieht. (Kapitel 11).
Die Entstehung des Buches ist angeregt durch das Bedürfnis jüngerer Mitbrüder in meiner Gemeinschaft der Schönstattpatres, die sich eine Handreichung wünschen für ihre pastorale Tätigkeit, besonders in der Einzelseelsorge. Beim Schreiben des Buches ist bei mir dann immer mehr der Wunsch wach geworden, das im Leben Erworbene auch einem größeren Kreis Interessierter anzubieten. Ich bitte deshalb diejenigen, die die schönstättische Spiritualität nicht kennen, wohlwollende Leser zu sein und sich im Laufe der Lektüre in gebrauchte Fachausdrücke einführen zu lassen.
Das Buch möchte Zeugnis geben von der Weisheit Pater Kentenichs im Bereich der Geistlichen Begleitung, bestätigt durch meine persönliche Arbeit und Erfahrungen über 50 Jahre in diesem Bereich. Es möchte seinen Akzent in die Landschaft der Geistlichen Begleitung einbringen. Es erhebt dabei nicht den Anspruch, eine übergreifende systematische Darlegung zu bieten, sondern möchte Anregung geben für die konkrete Arbeit in Geistlicher Begleitung mit entsprechenden theologischen, philosophischen und spirituellen Durchblicken.
Wer in diesem Feld kundig ist, wird häufiger feststellen können, dass Pater Kentenich in seiner Praxis und Lehre mit der kirchlichen Tradition verwachsen ist und vieles von anderen Autoren wie selbstverständlich verwendet.
Der Bezug zu anderen Autoren oder psychologischen Schulen wird aufgezeigt weniger unter dem Gesichtspunkt einer kritischen Auseinandersetzung, vielmehr um Verbindungslinien mit solchen Schulen aufzuzeigen und den Dialog anzuregen.