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Der Wettbewerb um die vorhandenen Studienplätze für medizinische Fächer ist sehr groß. Grundsätzlich kann es jede Abiturientin und jeder Abiturient schaffen, Medizin zu studieren. Die Frage ist allerdings, wie, wann und wo man sich einen Studienplatz sichern kann. Dieser Leitfaden bietet Hilfestellungen, um die aktuelle Bewerbungssituation richtig einzuschätzen und zeigt Wege auf, wie es möglich ist, zeitnah einen Studienplatz für Human- oder Zahnmedizin in Deutschland oder im Ausland zu erhalten. Es wird ausführlich erläutert, wie die Bewerbung über hochschulstart.de abläuft, nach welchen Quoten Studienplätze vergeben werden und welche Kriterien bei den Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) oder in der zuätzlichen Eignungsquote (ZEQ) Berücksichtigung finden. Die Studienplatzklage, die Teilnahme an Losverfahren, das Studium bei der Bundeswehr oder an einer privaten Universität sowie ein Medizinstudium im Ausland sind weitere alternative Möglichkeiten, dem Wunschberuf näher zu kommen. In der 3. Auflage dieses Buches werden mit der Landarztquote und der Quote für den öffentlichen Gesundheitsdienst relevante politische Neuerungen aufgegriffen. Zudem wurden alle Angaben u. a. zum Bewerbungsprozess, den Auswahlkriterien und den Medizinstandorten in Deutschland und im Ausland auf den aktuellen Stand gebracht. Hinzugekommen sind außerdem Tipps zur Entwicklung einer sinnvollen Bewerbungsstrategie und zur Vorbereitung auf die verschiedenen Auswahlverfahren. Eine Liste mit hilfreichen Internetseiten kann nach erfolgter Registrierung von der Hogrefe Webseite heruntergeladen werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Patrick Ruthven-Murray
Erfolgreich zum Medizinstudium
Wie ich mir einen Studienplatz in Human- oder Zahnmedizin sichere
3., vollständig überarbeitete Auflage
Dipl.-Kaufmann Patrick Ruthven-Murray, geb. 1976. 1997–2003 Studium der Betriebswirtschaftslehre in Augsburg und Berlin. 2004 Gründung der privaten Studienberatung planZ in Berlin gemeinsam mit zwei Partnern und seitdem Geschäftsführer von planZ.
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Format: EPUB
3., vollständig überarbeitete Auflage 2025
© 2013, 2017 und 2025 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen
(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-3084-3; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-3084-4)
ISBN 978-3-8017-3084-0
https://doi.org/10.1026/03084-000
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Vorwort
1 Warum dieses Buch?
2 Warum kann ich dir helfen?
3 Gendern fürs Medizinstudium
4 Studienziel Ärztin oder Zahnärztin
4.1 Ich will Ärztin oder Zahnärztin werden
4.2 Die Leistungsbereitschaft
4.3 Die Interessen
4.4 Die Fähigkeiten
4.5 Berufsaussichten und Gehälter
4.6 Studienablauf
4.7 Modellstudiengänge/Reformstudiengänge
4.8 Das Staatsexamen und die Approbationsordnung für Ärztinnen
4.9 Die Fachärztinnen- und Fachzahnärztinnenausbildungen
5 Medizin an einer öffentlichen Hochschule in Deutschland studieren
5.1 Der Zeitplan
5.2 Das Verfahren
5.3 Vorabquoten
5.3.1 Quote für Landärztinnen
5.3.2 Quote für den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD)
5.3.3 Auswahlverfahren in der Landarzt- und ÖGD-Quote
5.4 Die Hauptquoten
5.4.1 Die Auswahlkriterien der Hauptquoten im Detail
5.4.2 Abiturbestenquote
5.4.3 Die Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) und Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) für die Humanmedizin und Zahnmedizin
5.4.4 Berechnung der Zulassungschancen mit dem Medi-Ranger und dem Denti-Ranger
5.5 Das Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) und das Zentrale Vergabeverfahren (ZV)
5.5.1 Die Bewerbungsphase
5.5.2 Das Koordinierungsverfahren
5.5.3 Das Nachrückverfahren
5.6 Die öffentlichen deutschen Unis im Überblick
5.7 Eine sinnvolle Bewerbungsstrategie entwickeln
5.8 Vorbereitung auf die verschiedenen Auswahlverfahren
5.8.1 Der Medizinertest (TMS)
5.8.2 Der Hamburger Naturwissenschaftstest (HAM-Nat)
5.8.3 Auswahlgespräche
5.8.4 Multiple Mini-Interviews (MMI)
5.9 Abschließende Empfehlung für die Bewerbung bei hochschulstart.de
6 Alternative Wege ins Medizinstudium
6.1 Quereinstieg ins Medizinstudium
6.2 Die Studienplatzklage
6.3 Losverfahren an deutschen Universitäten
6.4 Private Universitäten und Medical Schools in Deutschland
6.5 Studium bei der Bundeswehr
6.5.1 Grundvoraussetzungen für das Studium bei der Bundeswehr
6.5.2 Eignungsprüfung für die Laufbahn der Offiziere des Sanitätsdienstes
6.5.3 Verpflichtungszeiten
7 Das Medizinstudium im Ausland
7.1 Vorbereitung der Bewerbungen für ausländische Universitäten
7.2 Vermittlungsagenturen
7.3 Werden ausländische medizinische Abschlüsse in Deutschland anerkannt?
7.4 Der Wechsel von einer ausländischen an eine deutsche Universität
7.5 Österreich
7.6 Schweiz
7.7 Großbritannien
7.8 Frankreich
7.9 Niederlande
7.10 Belgien
7.11 Ungarn
7.12 Polen
7.13 Tschechien
7.14 Kroatien
7.15 Lettland, Litauen und Estland
7.16 Rumänien
7.17 Slowakei
7.18 Bulgarien
7.19 Zypern
8 Ab zum Medizinstudium
Anhang
Literatur
Hinweise zu den Online-Materialien
Sachregister
Jede Abiturientin und jeder Abiturient kann Medizin studieren, auch du. Das ist ein Fakt. Die Abiturnote spielt dabei zwar eine Rolle, aber selbst im Falle einer sehr schlechten Abiturnote kann jede und jeder erfolgreich ein Medizinstudium starten. Die entscheidenden Fragen sind: Wie, wann und wo kannst du mit deiner speziellen Vorgeschichte Medizin studieren?
Um die Beantwortung dieser Fragen geht es in diesem Buch. Aufgezeigt werden unterschiedliche Lösungswege je nach Abiturnoten, berufspraktischer Vorerfahrung, naturwissenschaftlichem Kenntnisstand und so weiter.
Ich werde dir in diesem Leitfaden dabei helfen, deine aktuelle Situation richtig einzuschätzen und Möglichkeiten für das Medizinstudium aufzeigen. Ziel ist es, dabei immer zeitnahe und realistische Lösungen zu finden.
An dieser Stelle möchte ich auch noch meiner Frau Petra und den Leuten der Studienberatung planZ für die tolle Unterstützung danken. Darüber hinaus möchte ich dem Hogrefe Verlag für das Vertrauen in mich und die sehr professionelle Zusammenarbeit danken.
Berlin, im August 2024
Patrick Ruthven-Murray
Es gibt wohl kaum einen Studiengang, der für mehr enttäuschte Gesichter, Tränen und Verzweiflung gesorgt hat, als die Humanmedizin oder Zahnmedizin. Auslöser dafür ist nicht das Studium an sich, sondern die Absage durch die Stiftung für Hochschulzulassung (Betreiberin der Plattform hochschulstart.de, wie sie umgangssprachlich auch genannt wird). Im Wintersemester bewerben sich meist zwischen 35.000 bis 50.000 Menschen für ein Studium der Humanmedizin. Dem gegenüber stehen rund 10.000 Studienplätze. In der Zahnmedizin sind es zum Wintersemester sogar oft 11.000 bis 12.000 Bewerberinnen und Bewerber, die um nur 1.600 Studienplätze konkurrieren.
Leider sind das nicht nur Einzelne, die da leer ausgehen, sondern das ist eine Kleinstadt. Bisher gibt es erstaunlicherweise kaum Literatur, die sich den Problemen dieser Kleinstadt mit ihrer Bewerbung bei hochschulstart.de annimmt.
Genau, denn schließlich habe ich gar nicht Medizin studiert! Wie kann ich es mir da anmaßen, dass ich mich mit dem Medizinstudium auskenne? Tue ich auch nicht, ich kenne mich nur sehr gut mit den Wegen ins Medizinstudium aus, da ich als Studienberater seit 18 Jahren sehr erfolgreich jungen Leuten wie dir dabei helfe, Ärztin oder Arzt zu werden.
Dabei betreue ich sie von der Analyse der Ist-Situation über die Ausarbeitung von Bewerbungsstrategien bis zum tatsächlichen Studium. Und da ich ein privater Studienberater bin und die Studieninteressierten mich bezahlen, kann ich mich sehr intensiv und individuell um die angehenden Medizinstudentinnen und -studenten kümmern. Außerdem arbeite ich unabhängig, also nur in ihrem Sinne, und erfolgsorientiert. Ich bekomme keine Provisionen oder habe sonst irgendwelche eigenen Interessen, sondern vertrete nur die Interessen von denjenigen, die ich berate. Und wenn man dies so häufig gemacht hat wie ich, dann weiß man irgendwann, was für wen funktioniert und was nicht. Erfahrung also, die ich in diesem Buch weitergeben will.
Als Autor ein schwieriges, aber wichtiges Thema. In den ersten zwei Ausgaben dieses Buches habe ich, wie fast alle Autorinnen und Autoren, bis dahin das generische Maskulinum verwendet. Das finde ich nicht mehr richtig und es passt auch nicht, da die Frauen mittlerweile fast zwei Drittel der Bewerberinnen und Bewerber in der Human- wie auch Zahnmedizin stellen. Andererseits finde ich einen längeren Text mit korrekter Gendersprache sowohl sehr anstrengend zu schreiben wie auch zu lesen. Deshalb finde ich es fair und zeitgemäß, wenn in der aktuell dritten Ausgabe die Frauen den Ton angeben. Deshalb spreche ich ab jetzt nur noch von Ärztinnen, Medizinstudentinnen, Bewerberinnen und so weiter. Es fühlen sich bitte trotzdem Personen jedweden Geschlechts angesprochen.
„Bitte lassen Sie mich durch, ich bin Ärztin.“ Wenn du diesen berühmten Satz laut sagen darfst, hast du es geschafft. Du hast den längsten und einen der schwierigsten Studiengänge in Deutschland absolviert und gehörst nach der Allensbacher Berufsprestige-Skala (vgl. www.ifd-allensbach.de) zu dem Berufsstand mit dem höchsten Ansehen in Deutschland.
Noch schwerer als das Studium selbst ist jedoch oftmals der Weg ins Studium. Die medizinischen Studienfächer gehören nach wie vor zu den beliebtesten in Deutschland. Der Wettbewerb bei der Bewerbung bei hochschulstart.de ist groß.
Bevor wir aber zu den verschiedenen Wegen für einen Studienplatz kommen, widmen wir uns erst einmal dem eigentlichen Studium und was es bedeutet. Dazu solltest du dir auch zunächst noch einmal überlegen, ob dieses Studium und dieser Beruf überhaupt zu dir passen.
Es gibt sehr gute Gründe, ein Studium der Humanmedizin oder Zahnmedizin aufzunehmen und viele schlechte. Eine kleine Auswahl:
Gute Gründe
Schlechte Gründe
naturwissenschaftliche Begeisterung
soziales Engagement
Menschen helfen/Gutes tun
etc.
guter Verdienst
sicherer Job
hohe gesellschaftliche Anerkennung
etc.
Tatsächlich möchte ich hier nicht deine Entscheidung anzweifeln, Medizin zu studieren, aber in meinen alltäglichen Beratungen passiert es nicht selten, dass die Frage im Raum steht, warum denn die Medizin das Fach der Wahl ist. Nicht selten höre ich Begründungen wie:
|14|Das will ich schon seit meiner frühesten Kindheit …
Das hat bei uns in der Familie Tradition …
Man kann dort gut Geld verdienen …
etc.
All dies sind leider sehr schwache Beweggründe. Es sind keine wirklichen Gründe, gerade ein Medizinstudium zu beginnen. Wenn du viel Geld verdienen willst, kannst du auch BWL studieren. Deshalb beleuchte ich im Folgenden nun die Leistungsbereitschaft, die Interessen und die Fähigkeiten, die für ein erfolgreiches Medizinstudium von großer Bedeutung sind.
Hier zunächst eine kleine Anekdote: Die Professorin sagt: „Lernen Sie bitte dieses Buch auswendig.“ Und die Medizinstudentin fragt: „Bis wann?“ Die Jurastudentin fragt: „Warum?“ Ein Medizinstudium ist richtig viel harte Arbeit, und Auswendiglernen in kurzer Zeit gehört zum Alltag. Viele Medizinstudentinnen klagen gerade im vorklinischen Abschnitt darüber, dass sie kaum noch Freizeit haben. Ein Tag beginnt oftmals um 7 Uhr morgens, und die letzte Vorlesung endet um 18 Uhr. Danach ist noch Lernen angesagt.
Wenn du für die Abiturprüfungen intensiv und lange gelernt hast, hast du sicherlich bereits eine erste Vorstellung von dem, was dich erwartet. Für ein Medizinstudium braucht es Leute mit Biss und Durchhaltevermögen, denn das Studium ist kein Selbstläufer, bei dem man ein bisschen in den Vorlesungen aufpasst und dann klappt das schon. Es herrscht bei vielen Veranstaltungen Anwesenheitspflicht, und wenn du mehr als zweimal fehlst, bist du durchgefallen, egal ob du krank warst oder nicht. Wenn du also schon immer etwas freizeitorientierter warst, solltest du dir überlegen, ob das das richtige Studium für dich ist, denn auch im späteren Beruf sind die Arbeitszeiten und -belastungen als überdurchschnittlich einzustufen.
Fazit: Du brauchst eine hohe Leistungsbereitschaft. Wenn du schon immer eher fleißig und arbeitsam warst, sollte das klappen. Wenn nicht, musst du dir überlegen, ob du bereit bist, das grundlegend zu ändern.
Ein Medizinstudium ist ein naturwissenschaftliches Studium. Das heißt, Biologie, Chemie und Physik sind allgegenwärtig. Ein gewisses naturwissenschaftliches Interesse ist deshalb natürlich gerade für dieses Studium unabdingbar.
Natürlich steht in der Medizin der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung. Um ihn dreht sich alles, also sollte man auch Spaß daran haben, mit Menschen zu interagieren und ihnen zu helfen. Wenn du ein ausgeprägtes Interesse zur sozialen Interaktion nicht mitbringst, solltest du dich lieber nach Alternativen umsehen.
In der Zahnmedizin, aber auch in speziellen humanmedizinischen Fachbereichen wie der Chirurgie, solltest du auch ein praktisch-technisches Interesse mitbringen.
Fazit: Naturwissenschaftliches und soziales Interesse sind eine solide Basis, um lange Freude am Beruf der Ärztin zu haben.
Nun, wie bereits vorher erwähnt, ist ein Medizinstudium sehr naturwissenschaftlich geprägt. Noch wichtiger als die Interessen in der Naturwissenschaft sind deshalb die naturwissenschaftlichen Fähigkeiten, um das Studium erfolgreich absolvieren zu können. Hast du Physik und Chemie abgewählt und deine Leistungs-/Prüfungskurse waren Englisch und Geschichte, dann ist das keine optimale Startposition. Du müsstest dir darüber im Klaren sein, dass du mit massiven Defiziten ins Studium startest, die du besser noch vor dem Studium ausgleichst, sonst musst du bereits im ersten Semester hinterherhecheln und sehen, wie du dir gewisse naturwissenschaftliche Grundkenntnisse wieder aneignest (vgl. hierzu auch Ruthven-Murray & Meinelt, 2019).
In vielen Bereichen der Medizin muss mit den Händen gearbeitet werden, wie beispielsweise in der Chirurgie oder der Zahnmedizin. Du solltest also nicht gerade für deine zwei linken Hände berühmt sein, denn über eine krumme und schiefe Naht oder einen verunstalteten Zahn hat sich noch keine Patientin gefreut.
|16|Damit wären wir auch schon bei Blut, Gerüchen, Schmerzen, Leid und Tod. Das ist Alltag für Medizinerinnen und damit muss man umgehen können. Wer das nicht kann, sollte einen großen Bogen um die Medizin machen. Du solltest am besten schon vor dem eigentlichen Studienstart herausfinden, ob das geht und nicht im ersten Präpkurs. Sonst läuft du Gefahr, bereits bei der ersten Leiche auf die Bretter zu gehen. Die drei Monate Krankenpflegepraktikum, die du für das Studium sowieso benötigst, solltest du deshalb besser bereits vor dem Studienbeginn abgeleistet haben. Dies entspannt zudem noch die sowieso schon knappe Zeit bis zum Physikum. Ansonsten rate ich dir, einfach einmal „Diabetes Fuß“ zu googeln und die entsprechenden Bilder zu betrachten. Gefunden? Und jetzt überlege dir, ob du hier einen Verband wechseln könntest. Ach ja, die Bilder an sich sind eigentlich nicht das Schlimmste, sondern der Geruch.
Zum Schluss kommt natürlich noch die soziale Kompetenz. Im beruflichen Alltag hast du später mit Menschen zu tun, für die der Besuch bei der Ärztin oder Zahnärztin häufig eine Ausnahmesituation darstellt beziehungsweise zumindest keine angenehme Situation. Du solltest also über Empathie und Sensibilität verfügen. Du brauchst nicht gleich Mutter Theresa zu sein, aber als Patientin wünscht man sich natürlich eine gewisse Aufmerksamkeit und Anteilnahme vonseiten der Ärztin.
Fazit: Wer naturwissenschaftlich begabt, manuell geschickt, nervenstark und sozial kompetent ist, bringt alle Voraussetzungen für eine gute Medizinerin mit.
Die Berufsaussichten für Absolventinnen der Humanmedizin sind momentan sehr gut. Fehlende Nachwuchsärztinnen und eine demografische Verschiebung hin zu einer älteren Gesellschaft führen zu einem Ärztinnenmangel, der ideale Einstiegschancen für Absolventinnen medizinischer Fachrichtungen bietet.
Ein weiteres Plus ist hier die internationale Nachfrage nach medizinischem Fachpersonal. Ärztinnen können überall auf der Welt arbeiten und sind in vielen Ländern gern gesehene „Gastarbeiterinnen“.
|17|Auch finanziell lohnen sich die Anstrengungen des langen Medizinstudiums. Nach dem aktuellen Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA) verdienen junge Assistenzärztinnen über 63.000 € pro Jahr in ihrem ersten Jahr als Assistenzärztin.
Für Zahnmedizinerinnen existieren keine Tarifverträge. Die Apotheker- und Ärztebank schreibt auf ihrer Seite: „Das durchschnittliche Einkommen eines selbständigen Zahnarztes liegt bei 192.500 € im Jahr“ (Quelle: https://www.apobank.de/wissen-news/karrierekompass-heilberufler/zahnarzt/gehalt). Also müssen auch angehende Zahnärztinnen nicht um ihre Zukunft bangen.
Das Studium der Humanmedizin besteht klassisch aus folgenden Inhalten:
Vorklinik (1. bis 4. Semester): In der Vorklinik werden die für das Medizinstudium notwendigen naturwissenschaftlichen Grundlagen vermittelt. Dazu gehören: Physik, Chemie, Biologie, Physiologie, Biochemie, Psychologie, Anatomie, Molekularbiologie und medizinische Terminologie. Außerdem müssen ein Pflegepraktikum und ein Erste-Hilfe-Kurs absolviert werden. Die Vorklinik endet mit dem Ablegen der ersten Ärztlichen Prüfung (Physikum).
Klinik (5. bis 10. Semester): In der Klinik steht das Wissen über Krankheiten und deren Heilung im Mittelpunkt. Zu den vermittelten Inhalten gehören (unter anderem) die Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Chirurgie, Geburtshilfe, Humangenetik, Innere Medizin, Kinderheilkunde, Neurologie, Orthopädie und Psychosomatische Medizin.
Praktisches Jahr: Im Praktischen Jahr sammelt die Studentin praktische Erfahrungen in einem bestimmten Bereich des Krankenhauses (z. B. Chirurgie). Nach dem Praktischen Jahr wird die zweite Ärztliche Prüfung (das sogenannte Hammerexamen) abgelegt.
Das Studium der Zahnmedizin besteht klassisch aus folgenden Inhalten:
Vorklinik (1. bis 5. Semester): In der Vorklinik werden die für das Zahnmedizinstudium notwendigen naturwissenschaftlichen Grundlagen vermittelt. Dazu gehören: Physik, Chemie, Biologie, Physiolo|18|gie, Biochemie, Molekularbiologie, mikroskopische/makroskopische Anatomie und medizinische Terminologie. Außerdem müssen drei praktische Kurse absolviert werden: der technisch-propädeutische Kurs sowie der Phantomkurs I und II. Die Vorklinik endet mit dem Ablegen der ersten Zahnärztlichen Vorprüfung (Physikum).
Klinisches Studium (6. bis 10. Semester): Zu den vermittelten Inhalten des klinischen Studienabschnitts gehören innere Medizin, Hygiene und Mikrobiologie, Pharmakologie, Pathologie, Zahnerhaltungskunde, Kinderzahnheilkunde, Parodontologie, Kariologie, Endodontologie, Zahnersatzkunde, Implantatprothetik, Werkstoffkunde und Anatomie, allgemeine Chirurgie, zahnärztliche Chirurgie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten, Radiologie, Kieferorthopädie, Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen (HNO) sowie Dermatologie.
Die Modellstudiengänge in der Humanmedizin sind eine praxisorientierte Variante des herkömmlichen Humanmedizinstudiums. Hier sollen die Studentinnen durch problemorientiertes, fallbezogenes und fächerübergreifendes Lernen in Kleingruppen auf den ärztlichen Alltag vorbereitet werden.
Die Modellstudiengänge entstanden Ende der 1990er Jahre, weil in vielen medizinische Fakultäten die strikte Trennung von vorklinischem und klinischem Studium als nicht mehr zeitgemäß empfunden wurde und der Wunsch entstand, Studentinnen möglichst früh die Möglichkeit zu gewähren, ihren Berufswunsch Ärztin in der Klinik zu überprüfen.
Im Gegensatz zum regulären Medizinstudium setzen die Reformstudiengänge auf die Einbindung von praktischen Übungen in den Studienverlauf. So lernen die Studentinnen nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern absolvieren beispielsweise schon ab dem ersten Semester eine wöchentliche, eintägige Hospitation in einer Praxis der Primärversorgung. Diese Anwendungsorientierung zeigt sich auch in den Prüfungen. Statt wie bisher theoretisches Wissen über Multiple-Choice-Aufgaben abzufragen, werden in dieser Studienform praktische Fallbeispiele |19|und offene Fragen (Multiple Essay Questions) in die Prüfungen eingebunden, in denen nicht nur das kognitive Wissen, sondern auch das diagnostische Denken abgefragt werden.
Aber:Reformstudiengang ist nicht gleich Reformstudiengang. Die einzelnen Studiengänge unterscheiden sich in ihrer Struktur und Herangehensweise teilweise erheblich. Problemorientiertes Lernen (POL) spielt dabei aber in allen Studiengängen eine Rolle.
Grundsätzlich finde ich es natürlich prima, dass angehende Ärztinnen näher an der Praxis und patientenzentriert ausgebildet werden. Praxisnahe, reformierte Studiengänge sind jedoch personalintensiver als reguläre Studiengänge. Stellt die Hochschule das Studiensystem um, berechnet sie ihre Studierendenkapazitäten entsprechend neu und lässt folglich weniger Studierende zum Medizinstudium zu. Dies ist für die einzelne Studentin eine tolle Sache, die im Modellstudiengang eine praxisnahe, gut betreute Ausbildung erfährt. Entsprechend vorteilhaft ist dies auch für die medizinische Fakultät, die sich durch praxisnahe Ausbildungen in Lehre und Forschung gut profilieren kann. Dass diese Profilierung jedoch zur Kürzung der Studierendenzahlen führt, ist eher suboptimal bei einem so starken Bewerberinnenüberhang.
Mir gefallen deshalb Konzepte, wie sie etwa an den Universitäten Frankfurt, Heidelberg oder Göttingen im reformierten Regelstudium umgesetzt werden. Dort werden das reguläre Curriculum und die Prüfungsstruktur zwar weiterhin weitestgehend eingehalten, gleichzeitig halten Errungenschaften aus den Reformstudiengängen in das Studium Einzug: Interdisziplinäre Lehrkonzepte in der Vorklinik, früher Patientenkontakt und das Konzept des Skills Lab, in dem Studentinnen praktische Fertigkeiten wie Blutabnehmen, Sonographieren etc. bereits während des Studiums lernen können.
Je nachdem, wie stark der Studiengang reformiert wurde, also vom Regelstudiengang abweicht, binden sich die Studentinnen für die gesamte Dauer des Studiums an eine einzige Hochschule. Während ein Wechsel |20|von Greifswald nach Freiburg zumindest prüfungstechnisch relativ einfach ist, kannst du aus manchen Modellstudiengängen aufgrund der abweichenden Curricula und Prüfungen schlicht und ergreifend nicht in reguläre Studiengänge wechseln. Also bitte vorher überlegen, ob du dir vorstellen kannst, deine gesamte Studienzeit z. B. in Hannover zu verbringen! Prüfe bitte außerdem, wie lange der Modellstudiengang bereits existiert. Schließlich willst du kein Versuchskaninchen sein, oder?
Einige wenige akademische Berufe unterliegen einer staatlichen Regulierung und aufgrund eines höheren öffentlichen Interesses werden die Zwischen- und Abschlussprüfungen in solchen Studiengängen nicht von den Hochschulen, sondern von Prüfungsämtern der jeweiligen Bundesländer, also staatlichen Institutionen, durchgeführt. Damit soll, vereinfacht gesagt, die Einhaltung bestimmter Qualitätsstandards gewährleistet werden.
Die Grundlage all dessen ist die Approbationsordnung für Ärztinnen. Darin wird die gesamte Ausbildung für Ärztinnen geregelt und damit natürlich auch die Abschlussprüfungen. Im Jahr 2002 wurde die Approbationsordnung neu geregelt und sieht nun folgende Prüfungen vor:
Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung. Dieser Abschnitt umfasst in der Regel die ersten vier Semester. Die Prüfung wird umgangssprachlich als das Physikum bezeichnet und beendet den vorklinischen Teil des Studiums. Die Prüfung besteht aus einem schriftlichen und mündlichen Teil.
Schriftlicher Teil: Dieser umfasst 320 Multiple Choice-Fragen aus den Fächern Physiologie/Physik (80 Fragen), Biochemie/Chemie (80 Fragen), Anatomie/Biologie (100 Fragen) und Psychologie/Soziologie (60 Fragen). Die Prüfung findet an zwei Tagen statt und dauert jeweils vier Stunden.
Mündlicher Teil: Dieser umfasst die Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie. Prüferinnen sind die Hochschullehrerinnen der Universität. Eine Prüfung dauert zwischen 45 Minuten und einer Stunde.
|21|Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung, umgangssprachlich auch das Hammerexamen genannt. Nach Bestehen dieser Prüfung kann die Approbation beantragt werden. Die Prüfung umfasst einen schriftlichen und einen mündlichen Teil.
Schriftlicher Teil: Dieser erstreckt sich über drei Tage mit jeweils fünfstündigen Prüfungen. Diese bestehen aus 50 Einzelfragen und 57 Fragen, die sich auf vier Fallstudien beziehen.
Mündlicher Teil: Dieser erstreckt sich über zwei Tage und findet in einem der Lehrkrankenhäuser oder der entsprechenden Uniklinik der Hochschule statt. Prüfungsfächer sind dabei Innere Medizin, Chirurgie, dein Wahlfach im Praktischen Jahr (PJ) sowie ein zugelostes Fach. Die Prüfungen selbst dauern 45 bis 60 Minuten.
Glaubt man den Erfahrungsberichten, dann ist das Bestehen der Prüfungen in erster Linie von deinem Lernfleiß abhängig. Wer sich ausdauernd und gewissenhaft auf die Prüfungen vorbereitet, der schafft diese auch.
In der Zahnmedizin gibt es ebenfalls einen Staatsexamensabschluss und der Aufbau ist sehr vergleichbar mit der Humanmedizin. Es gibt aber kein praktisches Jahr. Dafür müssen Absolventinnen zwei Jahre als Assistenzzahnärztinnen bei einer niedergelassenen Zahnärztin arbeiten. Erst dann können Zahnärztinnen eine Kassenzulassung beantragen.
Nach dem Studium der Humanmedizin beginnen die meisten Absolventinnen als Assistenzärztinnen im Krankenhaus und beginnen damit ihre Ausbildung zur Fachärztin. Die Ausbildung dauert ca. 5 Jahre.
Deutsche Fachärztinnenarten in der Humanmedizin:
Allgemeinmedizin (Hausärztin)
Anästhesiologie
Augenheilkunde
Chirurgie (Spezialisierungsmöglichkeiten auf Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Kinderchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Plastische und Ästhetische Chirurgie, Thoraxchirurgie, Visceralchirurgie)
|22|Gynäkologie und Geburtshilfe (Spezialisierungsmöglichkeiten auf Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Gynäkologische Onkologie, Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin)
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (Spezialisierungsmöglichkeiten auf Phoniatrie oder Pädaudiologie)
Haut- und Geschlechtskrankheiten
Innere Medizin (Spezialisierungsmöglichkeiten als hausärztliche Internistin, fachärztliche Internistin, Angiologie, Endokrinologie und Diabetologie, Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Kardiologie, Nephrologie, Pneumologie, Rheumatologie)
Kinderheilkunde (Spezialisierungsmöglichkeiten auf Kinder-Hämatologie und -Onkologie, Kinderkardiologie, Neonatologie, Neuropädiatrie)
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Klinische Pharmakologie
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (zusätzliche Approbation als Zahnärztin wird benötigt)
Neurochirurgie
Neurologie
Nuklearmedizin
Orthopädie (Schwerpunktmöglichkeit Rheumaorthopädie)
Physikalische und Rehabilitative Medizin
Psychiatrie und Psychotherapie
Psychosomatische Medizin
Radiologie
Rechtsmedizin
Strahlentherapie
Transfusionsmedizin
Urologie
Arbeitsmedizin
Humangenetik
Hygiene- und Umweltmedizin
Laboratoriumsmedizin
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
Neuropathologie
Öffentliches Gesundheitswesen
Pathologie
Pharmakologie und Toxikologie
|23|In der Zahnmedizin gibt es im Anschluss nur drei Möglichkeiten für eine fachspezifische Weiterbildung:
Oralchirurgie
Zahnärztin für Öffentliches Gesundheitswesen
Kieferorthopädie
Zunächst führt dein Weg zum Medizinstudium über hochschulstart.de (früher: ZVS). Hier gilt: Nach Abzug einer Vorabquote für Landärztinnen, Härtefälle, Zweitstudienbewerberinnen und ausländische Studienbewerberinnen werden 30 % der Studienplätze an den öffentlichen deutschen Hochschulen von hochschulstart.de an die Abiturbesten des Jahrgangs vergeben, 10 % werden in der Zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) verteilt, und 60 % der Studienplätze können die Unis in einem Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) vergeben.
Das Wichtigste beim Planen der Bewerbung ist, dass du keine Fristen verpasst. Leider passiert das immer wieder. Im Folgenden findest du eine Übersicht, wann in etwa welche wichtigen Bewerbungsfristen sind. Alle Termine müssen von dir noch einmal überprüft werden, da es immer wieder Veränderungen in den Terminen geben kann.
15. Januar
Bewerbungsschluss für Alt- und Neu-Abiturientinnen für das Sommersemester unter www.hochschulstart.de
