Erfüllt leben – so schaffst du es - Ilona Friederici - E-Book

Erfüllt leben – so schaffst du es E-Book

Ilona Friederici

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Beschreibung

Wonach greifen, wenn eine Situation aussichtslos erscheint? An wen sich wenden, wenn man einen guten Rat braucht? Wie ein scheinbar unlösbares Problem aus der Welt schaffen? Die Antwort zu all diesen Fragen steckt in uns allen. Die Hamanyalas symbolisieren unsere eigenen Fähigkeiten zu Problemlösungen. Wir können jederzeit auf sie zurückgreifen und unser Leben leicht, zufrieden und glücklich führen. Dieses Buch zeigt uns, wie wir unsere Hamanyalas nutzen können, um jeden Konflikt oder jede Situation leicht zu lösen. Die Fähigkeiten, die uns allen innewohnen, immer zum richtigen Zeitpunkt nutzen, um das Richtige zu tun. Der leichte Weg zum leichten Leben. Hamanyalas symbolisieren Weisheiten des Lebens.Ins eigene Leben integriert, führen diese zu einem glücklichen und zufriedenen Leben. Hamanyalas machen dein Leben leichter ... denn sie verändern alles ... Unterhaltsam, berührend und gleichzeitig zum Nachdenken über das Leben.

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Seitenzahl: 141

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DEINE MUTMACHERIN

ILONA FRIEDERICI

ERFÜLLT LEBEN

SO SCHAFFST DU ES

DIE WEISHEITEN DER HAMANYALAS

Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Copyright © 2021 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-96933-016-6

eISBN: 978-3-96933-976-3

1. Auflage 2021

Lektorat: Birgit Rentz

Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung

eines Motivs von © Velychko Viktoriia; www.shutterstock.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: [email protected]

INHALT

Prolog

Aufregung im Kindergarten

Im Jugendzentrum

Frohe Botschaft

Unsere Gedanken erschaffen unsere Zukunft

Königsberger Klopse

Schwimmen in der Tonkuhle

Streit im Wald

In der ruhigen Sitzecke

Was tut mir gut?

Bin ich in der richtigen Umgebung?

Wiedersehen im Eiscafé

Natur tut gut

Freunde

Es gibt immer eine Lösung

Ein Lächeln freut die Verkäuferin

Grund zu feiern

Das Musicalprojekt

Ilonas Geburtstag

Epilog

Hamanyalas

Danksagung

Die Autorin

PROLOG

Als Ilona am letzten Freitag im Mai mit dem Fahrrad auf dem Heimweg war, sah sie eine große Menschenmenge, die sich im Park vor dem Springbrunnen versammelt hatte. Laut und aufgeregt schnatterten die Leute durcheinander. Sie standen im Kreis, Ilona konnte aber nicht erkennen, weshalb. Erst als sie näher kam, ihr Rad abstellte und durch die Menschenansammlung hindurchging, sah sie, warum dort so eine große Aufregung herrschte. Mitten auf der Grünfläche stand ein – nein, der – knallrote Rucksack.

Ilona hatte Samira seit der Begegnung beim Gemüsehändler nicht wiedergesehen. Dabei hätte sie sie ihrem Mann und ihren Kindern so gerne vorgestellt, hatte die alte Frau Lenis und ihr Leben doch auf so wunderbare und positive Weise verändert. Die Dankbarkeit, die sie für Samiras Worte noch immer verspürte, konnte sie nicht in Worte fassen.

Sollte Ilona sie etwa heute wiedertreffen?

Sie blickte sich in der Menschenmenge um und versuchte, eine grauhaarige alte Frau zu entdecken, aber nirgends konnte sie eine erblicken, die Samira auch nur ähnlich sah. Dann hörte sie Polizeisirenen und sah einen Polizeiwagen, der langsam auf die Menschenmenge zugefahren kam, zu der auch sie gehörte. Wenig später stiegen die Polizisten aus und bahnten sich ihren Weg durch die Menge. Das aufgeregte Durcheinanderreden verstummte, als sie auf den Rucksack zusteuerten.

Einige der Umstehenden schienen den Rucksack zu kennen, aber keiner von ihnen konnte den Polizisten sagen, wo Samira war. Selbst die Polizisten trauten sich zunächst nicht, den Rucksack zu berühren. Es verging wohl mehr als eine halbe Stunde, bis sich ein Beamter bereit erklärte, hineinzuschauen.

Auf einmal herrschte wieder Totenstille. Niemand bewegte sich, kein Geräusch war zu vernehmen, während der Mann den Rucksack öffnete und hineinsah. Man hätte eine Stecknadel auf den Asphalt fallen hören können, so ruhig war es.

Alles, was er aus dem Rucksack holte, waren zehn Hölzer, zwei kleine Tüten Samenkörner und eine Holzschachtel, die mit Sonnenblumenkernen gefüllt war.

Von Samira weit und breit keine Spur.

Dieses Buch ist in Liebe

meiner Freundin Wiebke gewidmet.

AUFREGUNG IM KINDERGARTEN

10 Jahre später

Lina fuhr den gewohnten Weg zur Arbeit. Der Himmel schien in leuchtendes Gelb und Rot getaucht zu sein. Das ließ darauf schließen, dass es ein schöner und sonniger Tag werden würde. Der Frühnebel hing über den Feldern, als wollte er sie mit einer Decke schützen. Ein Frühlingsmorgen, wie er im Buche stand.

Während Lina mit dem Rad den schmalen Feldweg entlangfuhr, dachte sie schon an den bevorstehenden Tag. Sie arbeitete in einem Kindergarten in Quelsheim, und jeden Morgen in der Woche fuhr sie den gleichen Weg mit dem Rad von Brüggestedt über die Moorwiesen dorthin.

Lina war Erzieherin aus Leidenschaft. Sie liebte es, mit Kindern zu arbeiten und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Sie war kreativ und ließ sich immer neue Ideen einfallen, wie die Kleinen auf spielerische Art etwas fürs Leben lernen konnten.

Als sie an diesem Frühlingsmorgen an ihrem Arbeitsplatz ankam, war etwas anders als sonst. Bereits beim Öffnen der Tür vernahm sie ein lautes und aufgeregtes Schnattern der Kollegen. Normalerweise erwartete sie eher ein herzliches Lachen und fröhliches Geplapper. Aber heute, das spürte sie schon beim Reinkommen, war etwas los. Die Kolleginnen und Kollegen standen in der großen Küche und redeten wild durcheinander. Sie waren nur acht Kollegen, aber es hörte sich wie hundert Stimmen an.

Lina lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete zunächst das Geschehen. Aber dann wurde sie doch neugierig und wollte wissen, weshalb alle so aufgeregt waren.

Sie fragte Sabine, die mit ihr zusammen die Gruppe »Purzelfrösche« betreute, was los sei. Ja, Purzelfrösche. Die Gruppen in diesem kleinen Dorfkindergarten hatten alle ein wenig sonderbare Namen. Es waren drei Gruppen: die »Kletterkätzchen« und die »Krabbelwelpen«, na ja, und eben die »Purzelfrösche«. Die Namen hatten sich die Kinder damals selbst ausgedacht, als der Kindergarten vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten eingerichtet worden war. Diese Kinder waren allerdings inzwischen fast alle Eltern und viele von ihnen brachten heute ihre eigenen Kinder hierher.

Ohne den Blick von Carmen, der Leiterin des Kindergartens, abzuwenden, antwortete Sabine: »Sie haben die alte Samira gefunden.«

Lina wusste sofort, wen ihre Kollegin meinte, und schluckte zweimal kräftig. Sie selbst war der alten Frau als Jugendliche einmal begegnet. Zwar nur ganz kurz, aber sie erinnerte sich noch sehr genau an diesen Tag. Es war in einem Eiscafé gewesen, in dem sie sich mit ihrer Mutter getroffen hatte. Ihre Mutter hatte ihr damals viel von der alten Frau erzählt, und dann war sie plötzlich verschwunden. Niemand war ihr je wieder begegnet. Lina überlegte, wie lange das wohl her sein mochte, und schätzte so ungefähr zehn Jahre.

Sie erinnerte sich deshalb noch so genau an die Begegnung im Eiscafé, weil ihre Mutter ihr an dem Tag erzählt hatte, wie diese Samira ihr als Kind das Leben gerettet hatte und wie es für sie gewesen war, als ihre eigene Mutter so früh verstorben war. Man hatte, nachdem die alte Frau verschwunden war, eine Suchaktionen gestartet, so erinnerte sich Lina, aber sie war nie wieder aufgetaucht. Und die Geschichte von Samira hatte die Köpfe der Nachbarn noch sehr lange beschäftigt.

Außerdem hatte ihre Mutter an ihrem Küchenschrank einen Rahmen hängen, in dem zehn Punkte notiert waren. Die Hamanyalas. Ihre Mutter hatte diese auf einem dekorativen Briefbogen in schönster Handschrift notiert. Immer wieder hatten sie in der Familie über diese Hamanyalas gesprochen. Es war ihrer Mutter stets wichtig gewesen, dass Lina, ihre Schwester Maja und auch ihr Bruder Simon sich diese gut merkten. Simon war gar nicht ihr leiblicher Bruder, aber gefühlt war er es doch. Er war, als sie beide fünfzehn Jahre alt gewesen waren, als Pflegekind in ihre Familie gekommen. Nach dem Tod seiner Eltern hatte Simon für ein Jahr im Waisenhaus gelebt, bis ihre Eltern sich entschlossen hatten, ihn aufzunehmen. Zur Adoption war es nach einer Weile der Eingewöhnung gekommen, nachdem alle in der Familie diesem Vorhaben zugestimmt hatten.

Jetzt machte sich in ihr ein schlechtes Gewissen breit, denn ihre Mutter hatte ihr auch einen solchen Rahmen mit den Hamanyalas gebastelt, und der lag seit ihrem Umzug in die neue Wohnung in der Flether Straße in der Küchenschublade. Sie wusste, ihre Mutter würde enttäuscht sein, wenn Lina sich diesen nicht wieder irgendwo sichtbar aufhängen würde. Diese Samira und ihre Hamanyalas hatten stets einen besonderen Stellenwert im Leben ihrer Eltern eingenommen. Immer mal wieder war über sie gesprochen worden.

Nun hatte Lina doch die Neugier gepackt. »Wie, wo, was? Wo hat man sie gefunden?«, fragte sie Sabine.

»Sie ist im Jugendzentrum aufgetaucht – einfach so, als wäre sie nie weg gewesen«, erwiderte Sabine, ohne den Blick von den anderen abzuwenden. Sie schien ihnen weiter zuhören zu wollen.

»Wie? Sie lebt?« Lina riss die Augen auf. Alle im Dorf waren davon ausgegangen, dass sie tot war. Schließlich war sie damals schon sehr alt gewesen. Außerdem war ihr Rucksack gefunden worden, und den hatte sie, wie mehrfach berichtet worden war, nie aus den Augen gelassen. Lina war überrascht und zugleich sprachlos. Ihre Neugier wuchs und sie widmete ihre Aufmerksamkeit nun ebenfalls den anderen, die noch immer erregt und hektisch durcheinanderplapperten.

IM JUGENDZENTRUM

Im Jugendzentrum herrschte eine ungewöhnliche Ruhe. Martin, der sich für ein freiwilliges soziales Jahr entschieden hatte, bevor er ein Studium beginnen wollte, stutzte. So ruhig war es hier selten an einem Mittwochnachmittag um diese Uhrzeit. Was ist los?, fragte er sich. Er hatte im letzten Sommer sein Abitur gemacht, dann aber nicht so recht gewusst, für welchen Beruf er sich entscheiden sollte. Weil er sich unschlüssig gewesen war, hatte er sich zu einem Freiwilligenjahr entschlossen. Und die Aufgabe, hier im Jugendzentrum mitzuwirken, hatte ihm gefallen. Das Haus war vor fünf Jahren entstanden, um jungen Menschen zu helfen. Hier konnte man sich mit Gleichaltrigen treffen, Tischfußball oder Billard spielen. Es gab eine Teestube, in der man sich mit anderen unterhalten konnte, und auch kleine, ruhige Nischen, in die man sich zurückzog, wenn man Ruhe suchte.

Die Bücherecke hatte es ihm besonders angetan. Dort durfte sich jeder Bücher ausleihen, und das ganz unkompliziert. Man notierte einfach in einer Liste, wann man welches Buch geliehen hatte und wie lange man gedachte, es zu behalten. Später ergänzte man, wann man es zurückgebracht hatte. Von einigen Zunächst noch skeptisch beäugt, klappte das Vorhaben super. Nur selten fand ein Buch den Weg mal nicht zurück.

Von Zeit zu Zeit boten die Betreuer, die hier hauptberuflich tätig waren, besondere Aktionen an. Gerade vor einer Woche waren sie auf eine Expedition in den Wald aufgebrochen. Martin war erstaunt gewesen, wie viele mitgegangen waren, und vor allem, wie interessant das gewesen war. Paul, einer der Betreuer, hatte unheimlich viel über die Bäume und Tiere im Wald erzählt und wie diese dort friedlich miteinander lebten. Das fand nicht nur Martin sehr spannend.

In der Regel waren am Mittwochnachmittag zwischen zehn und zwanzig Jugendliche hier, entsprechend war lautes Geschnatter und Gequatsche zu vernehmen. Und vor allem meist relativ laute Musik, zumindest im hinteren großen Saal, in dem oft gemeinsame Aktionen stattfanden. In diesem Raum standen einige Tische, an denen man Brettspiele oder Karten spielen konnte.

Heute empfand Martin es als verdächtig ruhig. Nachdem er durch den vorderen Flur gegangen war, vernahm er Stimmen. Es kostete ihn einige Mühe, diese überhaupt wahrzunehmen, so leise waren sie. Ganz untypisch eben. Er hielt kurz inne und ging, ohne, wie sonst üblich, seine Jacke auszuziehen und diese in den Aufenthaltsraum der Betreuer zu bringen, direkt in Richtung der dezenten Geräusche.

Zögerlich öffnete er die große Tür zum Saal. Was er dann sah, überraschte ihn sehr. Circa zwölf bis fünfzehn junge Leute, so schätzte er, saßen um den großen Tisch in der Mitte des Raumes. Und dann bemerkte Martin eine alte Frau, die er hier noch nie zuvor gesehen hatte. Er hatte auch nicht gehört, dass ein Gast erwartet wurde. Als er eintrat, drehte sich die Grauhaarige zu ihm um und lächelte ihn freundlich an. »Komm ruhig rein, junger Mann. Wir unterhalten uns gerade so nett.«

Martin wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte. Deshalb ging er einfach auf die Gruppe zu. Schon aus reiner Neugier, was hier los war. Ein paar der Jungs und Mädels begrüßten ihn herzlich mit »Hallo Martin« oder »Hi Kumpel«. Die alte Frau reichte ihm die Hand und sagte: »Herzlich willkommen. Ich bin Samira. Da vorne ist noch ein Stuhl frei. Setz dich doch zu uns.«

Martin nahm auf dem gezeigten Stuhl Platz, während sich die alte Frau wieder zu den jungen Leuten umwandte und sagte: »Ja, in meiner Heimat, da bekommt man bei der Geburt noch keinen Namen. Da ist man einfach der Neuankömmling, mehr nicht.« Sie schaute in die Runde und betrachtete mit einem liebevollen Lächeln die Gesichter der jungen Menschen, die ihr offenbar an den Lippen hingen. Niemand sagte ein Wort, bis die Frau, die sich Samira nannte, schließlich fortfuhr: »Erst nach einer längeren Zeit, vielleicht nach ein paar Jahren, wenn unsere Leute erkennen, wer du bist und was du Besonderes an dir hast, dann bekommst du einen Namen. Ein Freund von mir heißt zum Beispiel Tarimiko. ›Tarimiko‹ bedeutet ›guter Zuhörer‹. Mein Freund war schon von klein auf kein großer Redner, aber er kann sehr gut und aufmerksam zuhören. Er ist übrigens heute als Seelsorger in meiner Heimat tätig und kann mit seiner Art vielen Menschen helfen.« Alle sahen Samira gebannt an. Nach einer kurzen Pause, in der niemand etwas gesagt hatte, fragte sie: »Wisst ihr, was das Besondere an euch ist? Habt ihr eine Idee oder eine Vorstellung davon, wie man euch in meiner Heimat nennen würde?« Der Reihe nach sah sie jedem Einzelnen der Jugendlichen fragend in die Augen.

Erst nach einer ganzen Weile des Schweigens antwortete Tim, einer von den Jüngeren: »Mich würden sie wohl ›Kasper‹ nennen, denn ich kann unheimlich gut Witze machen oder erzählen.« Als er zu kichern begann, stimmten die meisten mit ein.

Tom, einer der älteren Jungs, meinte: »Jo, Tim, du bist unser Pausenclown.« Auch er grinste breit.

»Und Marlyn ist die Malerin«, kam es von Iris und es klang liebevoll. »Die kann total toll zeichnen. So gut kann das keiner von uns.«

Marlyn lief puterrot an, freute sich aber sichtlich über das Kompliment.

»Und ihr?«, fragte Samira mit Blick auf die Übrigen. »Wisst ihr, was an euch so besonders ist?«

Nach und nach trauten sich auch die anderen, etwas zu sagen. Zu denen, die selbst nicht wussten, was an ihnen besonders war, fiel meist einem der anderen etwas ein. Das Gespräch wurde immer angeregter. Überall waren strahlende Gesichter zu sehen und auch bezüglich Martin kamen ein paar Vorschläge. Einer der größeren Jungs, Dennis, mit dem Martin oft heftig diskutieren musste, damit er sich an die Hausregeln hielt, meinte: »Martin ist ein guter Tröster und Mutmacher. Wenn man mal keine Traute hat, dann spricht man mit ihm, und anschließend hat man den Mut, etwas zu tun, wovor man vorher Bammel hatte.«

Martin zeigte sich überrascht. Er hätte im Leben nicht erwartet, dass Dennis etwas derart Positives in ihm sah.

FROHE BOTSCHAFT

Lina war ein wenig aufgeregt, das war sogar am Telefon zu hören. »Mam, hast du schon gehört? Deine Samira lebt noch. Sie ist nicht tot. Sie war gestern und heute im Jugendzentrum!« Sie überschlug sich förmlich beim Sprechen. Am anderen Ende der Leitung war es still. »Mam, bist du noch da?«

»Ja, ja, Schatz. Ich weiß nur gerade nicht, was ich sagen oder denken soll. Wirklich? Hast du sie gesehen, mein Engel, oder sie gesprochen?«

Lina hatte es nicht ausgehalten, weshalb sie ihre Mutter in der Frühstückspause angerufen hatte. Sie wusste aus deren Erzählungen, wie dankbar sie war, dass sie Samira damals kennengelernt hatte. Auch ihr Vater hatte schwärmerisch von ihr erzählt, und das, obwohl er sie offenbar nie persönlich zu Gesicht bekommen hatte. Nun war die alte Frau wieder aufgetaucht, und alle möglichen Leute, besonders ihre Kollegen, waren wie aufgedreht. Über ihre kurze Begegnung damals im Eiscafé hinaus wusste Lina, dass diese Samira eine sonderbare Frau war, fast unheimlich. Aber jetzt freute sie sich und hoffte, dass sie die Gelegenheit bekäme, sie einmal selbst zu erleben.

»Mam«, unterbrach Lina das erneut eingetretene Schweigen, »willst du sie nicht mal zu uns einladen? Ich bin ja so gespannt, sie kennenzulernen, nach dem, was ihr mir alles von ihr erzählt habt.«

»Kind«, hörte sie ihre Mutter beschwichtigend sagen, »Samira ist anders, als du denkst. Samira lädt man nicht ein. Sie ist einfach da, wenn sie da ist. Sie scheint immer da zu sein, wenn sie gebraucht wird. Wo, sagtest du, wurde sie gesehen? Im Jugendzentrum?« Sie wartete Linas Antwort nicht ab, sondern sprach sogleich weiter: »Ich glaube, ich muss da mal zufällig vorbeigehen. Schatz, und du sollst jetzt sicher zu deinen Sprösslingen zurück, oder? Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Schau doch gerne die Tage mal wieder vorbei, wir würden uns freuen. Vielleicht morgen zum Königsberger-Klopse-Essen?« Sie wusste, dass dieses zu Linas Lieblingsgerichten gehörte. Lina liebte ihre besondere Kreation der Sahnesoße. Als sie noch zu Hause gewohnt hatte, hatten sie das oft zusammen gekocht, denn Lina mochte schon immer gerne kochen, besonders wenn sie eigene, leckere Variationen ausprobieren konnte.

»Okay, Mam, du hast mich am Angelhaken.« Lina lachte laut ins Telefon. »Ich komme morgen nach Feierabend vorbei. Mach es gut. Bis dann!«

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