So geht's mir gut! - Ilona Friederici - E-Book

So geht's mir gut! E-Book

Ilona Friederici

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Beschreibung

Das tut mir gut, weil es so einfach ist. Eine neue Zeit bricht an. Altes darf gehen und Neues entstehen. Dieses Buch erzählt von einem Mädchen und einer jungen Frau. Die eine lebt im Himmel und die andere auf der Erde. Sie erleben diese aktuelle Zeit ganz unterschiedlich, oder auch wieder nicht. Ein Mutmach-Buch, das zeigt, wie gerade in den schwierigsten Zeiten Großes und Wertvolles entstehen kann und wie leicht Krisen auch zu einem Geschenk werden können. Der Leser lernt durch die irdische und "himmlische" Sicht, wie das Leben wirklich funktioniert … spirituelle Gesetze, Transformation und Übergang in die 5. Dimension, die Spielregeln des Lebens auf der Erde ... Ein Buch über den Kreislauf des Lebens, mit Hoffnung und Vertrauen. Das Buch schenkt eine neue Perspektive auf das irdische Chaos, das nur aussichtslos ERSCHEINT.

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Seitenzahl: 274

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Dieses Buch ist Bubschenund Mumschen gewidmet.

DEINE MUTMACHERIN

ILONA FRIEDERICI

So geht’smir gut!

Alle Rechte vorbehalten.

Außer zum Zwecke kurzer Zitate für Buchrezensionen darf kein Teil dieses Buches ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag nachproduziert, als Daten gespeichert oder in irgendeiner Form oder durch irgendein anderes Medium verwendet bzw. in einer anderen Form der Bindung oder mit einem anderen Titelblatt als dem der Erstveröffentlichung in Umlauf gebracht werden. Auch Wiederverkäufern darf es nicht zu anderen Bedingungen als diesen weitergegeben werden.

Copyright © 2021 Verlag »Die Silberschnur« GmbH

ISBN: 978-3-96933-015-9

eISBN: 978-3-96933-983-1

1. Auflage 2021

Lektorat: Birgit Rentz

Gestaltung & Satz: XPresentation, Güllesheim

Umschlaggestaltung: XPresentation, Güllesheim; unter Verwendung eines Motivs von © kacha somti; www.shutterstock.com

Verlag »Die Silberschnur« GmbH · Steinstr. 1 · 56593 Güllesheim

www.silberschnur.de · E-Mail: [email protected]

Inhalt

Prolog: Juli 2021

Acht Monate zuvor

Über den Wolken

Erster Tag im erneuten Lockdown

Im Wald

Erste Erinnerungen

Freude aus dem Inneren heraus

Verbindung

Ein besserer Tag

Verbundenheit

Ein Tag mit einem Wechselbad der Gefühle

Das Leben ist stetiger Wandel

Verständnis

Be- und Verurteilen

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus

Mit den Augen der Liebe sehen

Eine nette Überraschung

Im Einklang mit der Natur

Das erste Wort

In Liebe loslassen

Geht es uns zu gut?

Lernen mal ganz anders

Besuch bei Oma Linda

Der Körper

Selbstliebe

Es gibt immer Antworten

Heute ist ein schöner Tag

Tröstende Engel

Unsichtbare Bande

Wünsche werden immer erfüllt

Warum ist Weltfrieden so schwierig?

Themen durch Fühlen lösen

Mit Freunden schafft man alles

Der Glaube versetzt Berge

Projekte der neuen Zukunft

Bedingungslose Liebe

Neue Freunde

Hyperaktivität

Oma Lindas Tränen

Vertrauen statt Kontrolle

Das kleine Wunder

Aufregung vor der Prüfung

Besuch im Haus der Begegnung

Ängste verschwinden lassen

Im Kletterpark

Wenn die Raupe nur wüsste, was aus ihr wird

Abschied

Das Himmelsabitur

Erinnerungen

Abschlussrede

Epilog

Die Autorin

Prolog: Juli 2021

Gerade als Susann und Christian zu Bett gehen wollten, spürte Susann einen stechenden Schmerz. Die schwangere Frau stand vor dem Waschbecken, als es plötzlich feucht an ihren Beinen herunterlief.

Christian, der den Aufschrei seiner Freundin gehört hatte, eilte zu ihr und fragte besorgt: »Was ist los, Liebes?« Susanns Haltung war leicht gekrümmt und sie hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht krampfhaft am Waschbecken fest. Christian nahm sie am Arm und führte sie behutsam ein paar Schritte weiter, damit sie sich auf den Toilettendeckel setzen konnte. »Was ist passiert?« Er musste seine Frage zweimal wiederholen, bevor er eine Reaktion erhielt, und ahnte, was geschehen war.

»Ich weiß es nicht«, antwortete die junge Frau gequält. »Ich glaube, die Fruchtblase ist geplatzt. Einfach so, ich habe nichts Besonderes gemacht.« Die letzten Worte flüsterte sie.

Christian wusste zunächst nicht, was er tun sollte. Also legte er einfach nur seinen Arm um seine Liebste und drückte sie fest an sich. Ohne lange nachzudenken, griff er nach seinem Handy und sagte: »Ich rufe Frau Zeiser an, es ist doch noch viel zu früh! Es sind noch fast zwei Monate bis zum Geburtstermin.«

Susann zuckte zusammen, nickte aber kurz zur Bestätigung. Frau Zeiser war die Hebamme, die sie während der letzten Monate liebevoll begleitet hatte. Die Schwangerschaft war bisher normal verlaufen. Außer ein wenig Übelkeit in den ersten Wochen war alles in Ordnung gewesen. Angst kroch in ihr hoch und sie hatte das Gefühl, im nächsten Moment das Gleichgewicht zu verlieren. »Mir ist schwindelig«, murmelte sie.

Christian, der keinen Zentimeter von ihr abgerückt war und sie noch immer mit einem Arm umschlungen hielt, suchte mit der freien Hand den Kontakt im Telefonregister und wählte die Nummer. Er stellte das Handy auf Lautsprecher, damit Susann mithören konnte. Nachdem er der Hebamme kurz geschildert hatte, was geschehen war, sagte diese nur: »Rufen Sie einen Krankenwagen. Es ist besser, in dieser Situation nicht selbst zu fahren. Ich komme direkt ins Krankenhaus.« Schließlich ergänzte sie: »Und bleiben Sie bitte beide so ruhig und entspannt wie möglich. Alles wird gut!«

Mit zitternden Händen wählte Christian die Notrufnummer und nach weniger als zehn Minuten stand bereits der Notarzt vor der Tür.

Fast gleichzeitig mit ihnen traf Frau Zeiser im Klinikum ein. Dann ging auf einmal alles sehr schnell. Eine Ärztin eilte in den Raum, in den Susann und Christian gebracht worden waren, und untersuchte die Schwangere, während sich eine Schwester um den werdenden Vater kümmerte, damit er sich beruhigte. Die Blicke, die zwischen der Hebamme und der Ärztin hin- und herflogen, waren ernst, gleichzeitig aber auch ruhig und besonnen. Christians Angstgefühl legte sich, nachdem er auf einen Stuhl gesunken war, den die Schwester neben Susann platziert hatte. Dankbar nahm er das ihm gereichte Glas Wasser entgegen und trank es in einem Zug leer, ohne seinen Blick von Susann abzuwenden. Die ganze Zeit über hielt er ihre Hand und versuchte, seine Worte beruhigend klingen zu lassen. Immer wieder streichelte er sanft über ihre Hand, besonders als sie erneut vor Schmerzen zusammenzuckte. Er spürte den mitfühlenden Blick von Frau Zeiser und der Ärztin, die ihm und Susann von Zeit zu Zeit versicherten, dass alles gut werde.

Obwohl der vorhergesagte Geburtstermin noch weit in der Zukunft lag, entschieden die Hebamme, die Ärztin und ein weiterer Arzt, der in der Zwischenzeit hinzugekommen war, dass es das Beste wäre, das Kind auf die Welt kommen zu lassen. Die Untersuchung hatte ergeben, dass die gemessenen Werte davon zeugten, dass es dem Embryo gut ging. Also verlegten sie den Ort des Geschehens in den Kreißsaal.

Nach knapp einer Stunde war Babygeschrei zu vernehmen.

»Es ist ein Mädchen«, sagte die Hebamme und legte der erschöpften jungen Mutter ihr Kind auf den Arm. »Und wie Sie sehen, ist es putzmunter, so wie es ins Leben schreit.« Sie lächelte den stolzen Eltern entgegen, die Hand in Hand vor Glück zu sprühen schienen. »Halten Sie es für einen Moment, bevor wir dann gleich die nötigen Untersuchungen vornehmen. Wie soll es denn heißen?«

Susann zögerte und blickte schließlich überrascht auf die Stirn des kleinen Mädchens. Nach einem Moment des Schweigens glitt ihr Blick zum frisch gebackenen Vater und von dort zurück in das Gesicht der Kleinen. Christian schien sie auch ohne Worte zu verstehen. Als er lächelnd nickte, antwortete sie der Hebamme mit fester und liebevoller Stimme …

Acht Monate zuvor

Was für ein Tag! Susann, die ihre langen dunklen Haare zu zwei Zöpfen gebunden hatte, saß in ihrem bequemen Ohrensessel, völlig erschöpft und den Tränen nah. Sie hatte sich ihr Lieblingsessen gekocht, das unangerührt auf dem Küchentisch stand. Dass sie einfach keinen Appetit hatte, kannte Susann nicht. Aber heute war auch kein normaler Tag, genauso wie dieses Jahr zweitausendzwanzig kein gewöhnliches Jahr war. Die Zweiunddreißigjährige überkam Hoffnungslosigkeit, diverse Ängste plagten sie. Gerade hatte die Regierung den erneuten Lockdown ausgerufen. Die Zahl der am Coronavirus erkrankten Menschen war gestiegen und sie musste heute zum zweiten Mal die Türen ihres kleinen Ladens schließen. Verzweiflung und Ratlosigkeit hatten von ihr Besitz ergriffen, und nun flossen sie doch, die Tränen, die sie den ganzen Tag versucht hatte zu unterdrücken. Sie hatte stark sein wollen für Malina und Sandra, ihre beiden Mitarbeiterinnen, die gleichzeitig ihre Freundinnen waren. Erst vor einem Jahr hatte sie den Mut aufgebracht, ihren Traum wahr zu machen, und einen Geschenkeladen eröffnet. Sollte nun schon wieder alles zu Ende sein? Sie dachte an die Kredite und die Verpflichtungen, die sie ohne ihre Tageseinnahmen nicht bedienen konnte. Zudem plagte sie das Gewissen, weil sie nicht wusste, wovon sie Malina und Sandra das nächste Gehalt zahlen sollte. Ihr Blick wanderte nach rechts zum kleinen Tisch, auf dem ein Bilderrahmen und eine Kerze standen. In Richtung des Bildes, auf dem zwei kleine Mädchen Arm in Arm und mit einem Lächeln im Gesicht abgebildet waren, sagte sie mit leisen, zaghaften Worten: »Schwesterherz, du fehlst mir! Gerade jetzt könnte ich dich und deine freche Art gut gebrauchen.« Sie nahm das Bild in die Hand und drückte es sich fest ans Herz, während sie mit schleppenden Schritten in Richtung Schlafzimmer ging und den Rahmen auf die Bettdecke legte. Danach begab sie sich ins Bad, um sich für die Nacht fertig zu machen.

Als sie wenig später in ihrem Bett lag, umschloss sie das Foto erneut mit den Händen und dachte: Wie gern wäre ich jetzt einfach weit weg, bei dir – wo auch immer du sein magst. Und wir säßen, wie damals, auf unseren Mülltonnen und könnten uns gemeinsam überlegen, was jetzt zu tun wäre. Ich brauche deinen Rat, Kleine. Was soll ich nur tun? Mit diesen Gedanken und dem Bilderrahmen an der Brust fiel sie erschöpft in den Schlaf.

Über den Wolken

Auf einer federleichten weißen Wolke saß – so hatte es zumindest den Anschein – ein kleines Mädchen. Es schien in etwa elf oder zwölf Jahre alt zu sein. Schulterlanges, strubbeliges blondes Haar umspielte sein markantes Gesicht. Die Beine des fröhlichen Kindes baumelten locker von der Wolke herunter, als es plötzlich ernstere Gesichtszüge annahm. »Bubschen, schau mal, was da auf der Erde passiert. Ich sehe kaum noch Fröhlichkeit unter den Menschen. Wie kann das sein? Kannst du mir das erklären?« Mit diesen Worten wandte sich die Kleine an ihren Großvater, der neben ihr stand. Bubschen. So hatte sie ihren Opa schon immer genannt, obwohl sie gar nicht mehr wusste, wie dieser liebevolle Kosename einmal entstanden war. Der ältere Mann, der ganz in Weiß gekleidet war, setzte sich zu ihr, legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie fest an sich. Auch seine grauen Haare waren von dem leichten Wind, der die Wolken umwehte, etwas zerzaust. »Was geschieht gerade auf der Erde? Warum sind sie dort alle so traurig und verzweifelt?«, hakte das Mädchen ungeduldig nach.

»Ach weißt du, liebe Linea, die Menschen haben sich irgendwie verrannt. Seit Jahrzehnten reden sie davon, dass sie die Natur und die Erde lieben und so viel verändern wollen. Aber sie haben es einfach nicht auf die Reihe bekommen. Viele von ihnen haben großartige Projekte für den Umweltschutz oder die Erhaltung der Nächstenliebe ins Leben gerufen, andere waren in ihren Gewohnheiten und ihrer Bequemlichkeit gefangen. Sie strebten nach neuen Entwicklungen und Verbesserungen, wollten mehr, höher und weiter hinaus. Dabei haben sie übersehen, wie sehr sie mit ihrer vielleicht sogar guten Absicht anderen und vor allem dem großen Ganzen mehr geschadet haben, als etwas zu verbessern – die Erde hat halt ihre Grenzen. Und nun scheinen die Menschen in einer Sackgasse gelandet zu sein und müssen umkehren.«

»Aber wenn sie umkehren müssen, können sie das, was sie gewollt haben, doch noch mal versuchen und es diesmal besser machen«, überlegte Linea. »Deshalb muss man doch nicht traurig sein und vor allem nicht den Kopf in den Sand stecken.«

»Ja weißt du, meine Süße«, erwiderte der Großvater in sanftem Ton, »das ist für die Menschen auf der Erde gar nicht so einfach. Sie haben sich während all der Jahre an so viel Luxus und an materielle Dinge gewöhnt, und das mögen sie nicht so einfach wieder loslassen.«

»Aber Opa, wozu brauchen die Leute denn dieses Zeug? Wir haben das doch auch alles nicht und sind trotzdem glücklich, oder? Dieses Geld zum Beispiel. Wozu ist das gut und warum wird deswegen so viel gestritten und diskutiert? Warum brauchen die überhaupt so viel davon?«

»Das ist eine gute Frage.« Der Alte zog die Augenbrauen hoch. »Und diese ist nicht so einfach in einem Satz zu beantworten. Lustigerweise gibt es gar nicht so viele Geldscheine und Münzen, wie die Menschen glauben beziehungsweise wie auf ihren sogenannten Bankkonten als Zahlen ausgewiesen sind. Ich habe mal versucht herauszufinden, wo sich all diese Geldscheine oder Münzen befinden, habe sie jedoch nicht gefunden. Ich denke aber, das ist auch derzeit gar nicht entscheidend, denn das finden die Menschen noch heraus, und dann werden sie entsprechend reagieren. Heute habe ich eher das Gefühl, dass manche Menschen ihr Herz verschlossen haben und deshalb nicht mehr wissen, dass sie von Natur aus liebenswerte Wesen sind. Aus diesem Grund brauchen sie andere Menschen, die ihnen diese Erkenntnis und das Gefühl, liebenswert und wertvoll zu sein, zurückbringen. Oder Materielles, das ihnen suggeriert, wertvoll zu sein. Denn Liebe brauchen wir doch alle, oder, meine Süße?« Der Großvater stupste seine Enkelin sanft in die Seite und lachte.

»Wir sind doch alle Liebe. Auch die Menschen da unten. Sie sind doch Seelen wie wir. Wir sind Seelen, die aus Licht und Liebe bestehen.« Linea schaukelte fröhlich auf der Wolke, fest von dem überzeugt, was sie gerade gesagt hatte.

»Ganz genau, das hast du sehr gut erkannt. Viele Menschen haben das aber vergessen und sie erhalten in diesen Tagen die Chance, sich daran zu erinnern. Dazu erzähle ich dir später mehr, wenn du magst. Nun lass uns weitergehen und uns den Bäumen im Wald widmen.

»Oh ja, gerne!« Linea strahlte, sprang auf und ergriff die Hand ihres Großvaters, um mit ihm zu den Bäumen zu schweben.

Erster Tag im erneuten Lockdown

Als der Wecker klingelte, schoss Susann aus ihrem Bett hoch. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass sie heute gar nicht so früh aufstehen musste – der Laden war ja geschlossen. Ihr fiel ein, wovon sie geträumt hatte. Ein blondes Mädchen hatte auf einer Wolke gesessen. Es war ihr bekannt vorgekommen, aber Susann wusste nicht, woher sie das Kind kannte. Eine ganze Weile lag sie noch in ihrem Bett und versuchte, sich an Details aus dem Traum zu erinnern, die allerdings längst verblasst waren. Dann drängte sich ihr Gewissen in den Vordergrund, denn sie hatte ihren Kunden einen besonderen Service versprochen. Die Adventszeit hatte begonnen und die Menschen, die noch nicht zu ihren Weihnachtseinkäufen gekommen waren, sollten trotzdem die Möglichkeit haben, Geschenke für ihre Liebsten zu erwerben. Deshalb hatte sie angeboten, dass man auch telefonisch oder per E-Mail etwas bestellen konnte. Sie würde ihrem Kunden die Ware nach Hause liefern. »Click and Collect« nannten sie es neuerdings überall. Das bedeutete einen Extra-Aufwand, aber das war es ihr wert. Schließlich konnte sie ihre Kunden nicht im Stich lassen. Also schwang sie sich aus dem Bett, wusch sich und zog sich an. Als sie ihren Computer hochgefahren hatte, öffnete sie als Erstes ihr E-Mail-Postfach. Und siehe da, es waren bereits zwei Bestellungen eingegangen.

Susann bereitete sich ein schnelles Frühstück, das sie im Gehen verzehrte, trank hastig einen Schluck Kaffee und machte sich an die Arbeit. Sie hatte mit Malina und Sandra vereinbart, dass sie sich melden würde, wenn sie ihre Hilfe brauchte, schließlich musste sich erst mal zeigen, ob ihr Angebot Anklang fand. So lange sollten ihre beiden Angestellten zu Hause bleiben, so hatten sie es vereinbart.

Es dauerte nicht lange, bis ihr bewusst wurde, worauf sie sich eingelassen hatte. Nach und nach trudelten weitere E-Mail-Bestellungen ein, zwischendurch klingelte das Telefon. Bereits am frühen Nachmittag wusste sie nicht mehr, wo rechts und links war, und rief Malina an, damit sie kam und ihr half.

So wie es aussah, waren die Kunden bereit, etwas mehr Geld für Geschenke auszugeben, wenn Susann sie verschickte oder sie ihnen direkt nach Hause lieferte. Aber das erforderte auch erneute Organisation. Ein entsprechender Ablauf musste geplant werden. Das alles brauchte seine Zeit.

Zunächst machte es Susann viel Freude, Neues zu entwickeln, vor allem weil sich die Kunden dankbar zeigten. Am Abend jedoch war sie total erschöpft. Es war ein langer Tag gewesen, länger als sonst, wenn sie direkt im Laden verkaufte. Als sie um einundzwanzig Uhr nach Hause kam, ließ sie sich müde aufs Sofa fallen. Ihr Kopf hämmerte und die Gedanken kreisten. Hatte sie an alles gedacht? Niemanden vergessen? Sie hatte heute viel Geld eingenommen, kam ihr in den Sinn. Auf einmal erinnerte sie sich an ihren Traum von dem kleinen Mädchen auf der Wolke und sie überlegte: Aber macht mich das Geld nun glücklich? Wird es reichen, um meine Kosten zu decken? Begleitet von diesen und vielen anderen Fragen fiel sie in einen bleiernen Schlaf.

Als sie wach wurde, war es bereits fünf Uhr morgens und sie fluchte: »Mensch, Susann, du kannst doch nicht hier auf dem Sofa schlafen!« Sie stand auf, ging ins Bad und erblickte ein völlig zerzaustes und erschöpft wirkendes Spiegelbild. Erschrocken wich sie zurück, doch es nützte nichts. Es hatte wenig Sinn, jetzt noch ins Bett zu gehen, denn ihr Wecker würde bereits in einer Stunde klingeln. Also duschte sie, machte sich zurecht, zog sich frische Kleidung an und setzte Kaffee auf. Als sie etwas später am Frühstückstisch saß, prüfte sie ihr Handy und sah, dass über den Messenger bereits einige Bestellungen und Anfragen eingegangen waren. Während sie ihren Kaffee trank, hielt sie auf einem großen Notizblock die ersten Aufträge fest und begann damit, sich ein Brot zu schmieren. Nebenbei, denn sie hatte ja zwei Hände, mit denen sie sehr geschickt agierte. Sie öffnete ihre E-Mails am Smartphone und notierte auch die dort eingegangenen Anfragen und Bestellungen. Als der Block schon ziemlich vollgeschrieben war, sah sie auf die Uhr. Es war kurz vor halb acht. Eilig sprang sie auf, weil sie Malina und Sandra versprochen hatte, um acht im Laden zu sein, um mit ihnen zu besprechen, wie es weitergehen sollte. Nur flüchtig registrierte sie, dass sie ihr Brot gar nicht zu Ende geschmiert, geschweige denn gegessen hatte. Doch nun war keine Zeit mehr. Sie nahm ihre Jacke vom Garderobenhaken, griff sich ihre Notizen und machte sich auf den Weg.

Die Hektik verlor sich auch über den Tag nicht. Zu dritt entwarfen sie einen Plan, wie sie am besten vorgehen wollten, und dann machte sich jeder von ihnen an seinen Teil der Arbeit. Die Umsetzung gelang ihnen relativ reibungslos, allerdings blieb ihnen kaum Zeit, um Luft zu holen.

Als sie sich gegen neunzehn Uhr noch mal zusammensetzten, meinte Malina: »Wir haben es geschafft, aber ich bin völlig erledigt. Ich hoffe, das geht nicht so weiter.« Sie berichtete von drei Kunden, die ziemlich gereizt gewesen waren, und von einem Herrn, der sie angeschnauzt hatte, weil sie eine halbe Stunde später erschienen war, als sie abgesprochen hatten. Das hatte der Kunde ihr übel genommen. Während sie sich an die Begebenheit erinnerte, kamen ihr die Tränen, schließlich hatte sie ihr Bestes gegeben.

Susann versuchte, Malina zu trösten, aber auch in ihr machte sich die Erschöpfung breit. Sie dankte ihren Mitarbeiterinnen für ihren Einsatz, vor allem dafür, dass sie länger geblieben waren, über ihre eigentliche Arbeitszeit hinaus, und bat sie, am nächsten Morgen wiederzukommen.

Danach erledigte sie noch ein paar Büroarbeiten. Als sie zu Hause ankam, war es bereits nach zweiundzwanzig Uhr. Erschrocken und mit einem aufkommenden schlechten Gewissen sah sie auf ihrem Telefon, dass ihr Freund, Christian, mehrfach versucht hatte, sie anzurufen, und zudem eine Nachricht über den Messenger hinterlassen hatte. Er mache sich Sorgen, schrieb er, und wolle wissen, ob alles okay sei. Sie antwortete ihm, er möge sich keine Gedanken machen. Um ihn anzurufen und es ihm persönlich zu sagen, war sie zu erschöpft. Christian, mit dem sie seit fast fünf Jahren eine glückliche Beziehung führte, wohnte im Nachbarort. Für gewöhnlich sahen sie sich fast täglich, aber inzwischen hatten sie sich seit vier Tagen nicht getroffen und nur ein einziges Mal kurz telefoniert. Susann wusste, Christian würde Verständnis für die aktuelle Situation haben.

Heute konnte sie nicht gleich einschlafen, zu viele Gedanken kreisten, während sie bereits im Bett lag, in ihrem Kopf. Sie dachte an morgen und sorgte sich, wie es langfristig weitergehen würde. Wann darf ich den Laden wieder öffnen? Wird der Lockdown womöglich im Januar noch verlängert? Auf diese und viele weitere Fragen wusste sie keine Antwort. Ihr Blick fiel auf den Nachttisch, auf dem das Bild von den zwei Mädchen stand. Lachend hielten sie sich im Arm. Die eine hatte ihre blonden Haare zu Zöpfen gebunden. Auffallend war ein größerer Leberfleck auf der Stirn. Die andere hatte wuschelige dunkle Haare, die ihr lässig über die Schulter fielen. Susann nahm das Foto in die Hand und murmelte: »Heute fehlst du mir wieder besonders. Warum bist du nicht mehr da? Zu zweit wäre es jetzt viel einfacher. Ich bräuchte mal deinen Rat. Deine Hilfe.« Und dann fielen ihr doch die Augen zu.

Im Wald

»Wow, im Wald ist es einfach immer wieder schön, und es tut so gut!«, sprudelte es aus Linea heraus, während sie mit ihrem Großvater durch den Wald lief. »Bubschen, warum ist das so? Warum geht es uns und vor allem den Menschen auf der Erde in der Natur so viel besser als sonst wo?«

»Das hast du gut gefühlt, meine Liebe. In der Natur angekommen, geht es den Erdenbürgern sofort besser. Sie brauchen sich nur dort aufzuhalten, über Wiesen oder Felder zu laufen, im Wald spazieren zu gehen oder an einem Bergsee zu ruhen. In der Natur erinnern sich ihr Inneres und jede einzelne Zelle ihres Körpers leichter daran, wer sie wirklich sind, dass wir alle eins und miteinander verbunden sind. Gerade in dieser Zeit, in der die Erde ihre Frequenz erhöht hat, hilft ihnen die Natur, wenn sie in einer depressiven Stimmung oder in ihren Ängsten gefangen sind. Ein Waldspaziergang unterstützt sie dabei, von den irdischen Gefühlen der Angst loszukommen. Weißt du, Linea, die Menschen sind auf die Erde gekommen, um Erfahrungen zu machen. Hier bei uns ist alles vollkommen, aber um dies wirklich zu erfahren, um es zu fühlen, gehen viele Seelen auf die Erde. Dort existiert die Dualität beziehungsweise die Polarität. Stell dir das am besten wie folgt vor: Es gibt immer Licht auf der einen und Schatten auf der anderen Seite. Die Menschen erfahren Frieden nur, weil sie Krieg kennen; sie kennen Licht nur, weil es bei ihnen auch Dunkelheit gibt. Und so ist es auch mit den Gefühlen. Im menschlichen Körper, in dem sie sich während ihres Aufenthaltes auf der Erde befinden, können sie entweder in der Liebe sein oder in der Angst. Beides gleichzeitig geht nicht. Sowohl zur Liebe als auch zur Angst gehören viele untergeordnete Gefühle. Die Menschen haben verschiedene Begriffe für die jeweiligen Empfindungen, damit sie sie besser unterscheiden können. Das haben die Menschen sich so ausgedacht. Aber alles, was sie fühlen, kann nur entweder zur Angst oder zur Liebe gehören. Wir hier oben kennen das nicht, bei uns ist alles vollkommen, ist alles Licht und Liebe. Allerdings haben die Seelen, die sich entschieden haben, diese Erfahrungen zu machen, beschlossen, diese Vollkommenheit zunächst zu vergessen. Aber sie haben trotzdem jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde wieder die Möglichkeit, sich an ihre Vollkommenheit und die Liebe zu erinnern. Diese sind ja immer noch da.«

»Was sind Minuten und Tage – oder wie heißt das noch?«, erkundigte sich Linea.

»Ach, Süße, das ist auch so eine Beschaffenheit, die es nur auf der Erde gibt. Aber das lernst du später auf deiner Reise. Wir sind ja erst in der zweiten Himmelsklasse.«

»Das finde ich blöd«, entgegnete Linea. »Kannst du es mir nicht doch schon jetzt erzählen? Ich finde das Thema Menschen und Erde so spannend, Opi!«

»Nein, nein.« Der Alte schmunzelte über den Eifer seiner kleinen Schülerin. »Das erfährst und lernst du noch früh genug. Alles zu seiner Zeit. Eins nach dem anderen. Hab Geduld, mein kleines, wissbegieriges Herzblatt!«

»Okay, okay, Bubschen, ich hab verstanden. Ich weiß, dass es keinen Sinn hat, das jetzt mit dir zu diskutieren. Da bist du echt ein Sturkopf.« Das Mädchen lachte dem Alten herzhaft ins Gesicht und ergänzte: »Dann erzähl mir bitte mehr über dieses Vergessen der Vollkommenheit. Ich verstehe nämlich nicht, warum sich die Seelen daran nicht mehr erinnern wollen.«

»Doch, sie wollen sich erinnern! Aber wenn sie die Vollkommenheit nicht zunächst vergessen würden, dann würden sie gleich wieder weglaufen von der Erde. Traurig und ängstlich zu sein fühlt sich nämlich absolut nicht gut an. Aber wie gesagt, die Seelen haben jederzeit die Möglichkeit, sich später wieder an ihren Ursprung zu erinnern. Sie sind ja, auch wenn sie es anfangs absichtlich vergessen haben, immer noch mit uns und allem verbunden. Sie müssen die Kommunikation einfach nur wieder aufnehmen und sich daran erinnern.«

»Aber wie machen die das mit diesen Gefühlen? Wie nennen sie diese noch – Angst? Was ist das?«

»Das ist schwierig zu beschreiben. Um Angst kennenzulernen, müsstest du dich auf die Erde begeben.« Nach einem kleinen Moment des Überlegens hakte der Großvater nach: »Erinnerst du dich nicht mehr? Du warst doch eine Zeit lang auf der Erde. Hast du dort die Angst nicht kennengelernt?«

»Ich weiß es nicht mehr so genau. Ich erinnere mich eigentlich nur an Momente der Liebe. Dass ich fröhlich und ausgelassen war, dass ich vor Freude gestrahlt habe. Alles das ist doch Liebe, oder nicht?«, fragte das Mädchen, das nachdenklich geworden war.

»Ja, Freude und Fröhlichkeit sind Gefühle, die der Liebe zuzuordnen sind. Ganz genau.«

»Aber man kann doch Freude einfach aus sich heraus empfinden, dafür braucht man nichts und niemanden. Warum fällt es den Menschen zurzeit nur so schwer? Da ist zwar dieses Virus auf der Erde, so wie es immer schon Viren unter den Menschen gegeben hat – du hast mir doch neulich davon erzählt, und nun ist da mal wieder so eins –, aber warum bereitet es ihnen so ein komisches …. so ein merkwürdiges Gefühl? Sie haben doch sich, ihre Verbundenheit mit allem und in ihrem Herzen ist bedingungslose Liebe.«

»Weißt du, Linea, mithilfe des Vergessens wollten die Seelen ja genau diese Erfahrungen machen. Durch die Dualität – das Gegenteil von dem, was ist – wollten sie es fühlen. Doch dann haben sie irgendwann angefangen, Materielles zu erschaffen. Und sie haben vergessen, dass sie miteinander verbunden sind. Sie denken, sie wären alle voneinander getrennt, und versuchen nun, die Liebe zu spüren, indem sie auf Materielles bauen. Sie glauben, dass ihnen diese Dinge das wohlige Gefühl von Liebe, Freude und Fröhlichkeit bringen. Gerade in dieser Zeit wird ihnen jedoch vieles von dem Materiellen genommen. Das Schöne ist: Dadurch, dass die Erde aktuell ihre Frequenz erhöht und immer mehr Licht auf sie fällt, wachen die Menschen nach und nach auf. Dieses Licht hilft ihnen, sich zu erinnern, dass es nicht das Materielle ist, das ihnen Freude bereitet, sondern dass sie Freude und Liebe in sich tragen, nach denen sie ganz einfach greifen und die sie wieder fühlen können.«

»Und wie gelingt ihnen das, Bubschen?« Linea sah ihren Großvater fragend an.

Um die Neugier noch etwas zu befeuern, antwortete der Alte: »Komm, lass uns wieder auf die Wolke gehen, und dann erzähle ich dir, was die Menschen sich Geniales einfallen lassen. Die sind nämlich ziemlich kreativ, wenn sie sich Mühe geben.«

Erste Erinnerungen

Als Susann allmählich wach wurde, fühlte es sich so an, als schwebte sie zwischen Traum und Wirklichkeit. Sie hatte wieder von diesem Mädchen auf der Wolke geträumt, die Erinnerungen waren allerdings leicht verschwommen. Oder war das Mädchen gar nicht auf einer Wolke gewesen, sondern in einem Wald? Irgendwie fehlte ihr heute Morgen der Antrieb und es fiel Susann schwer, aus dem Bett zu kommen. Aber sie wusste: Liegen zu bleiben war keine Option. Sie hatte Verpflichtungen und musste Aufträge abarbeiten. Bei dem Gedanken glitt ihre rechte Hand in Richtung des Nachttisches und sie griff nach ihrem Mobiltelefon. Als sie das unaufhörliche Blinken wahrnahm, wusste sie, dass wieder viel Arbeit auf sie und ihre Mitarbeiterinnen wartete. Abermals überkam sie der Gedanke: Reicht das Geld, das wir mit dem Liefern verdienen, um sämtliche Rechnungen zu begleichen? Sie wusste, dass gerade sehr viel zu tun war, aber sie ahnte auch, dass das, was dabei herumkam, einfach zu wenig war, um betriebswirtschaftlich zu überleben. Als sie ihrem Steuerberater die Idee mit dem Lieferservice eröffnet hatte, hatte er bezweifelt, dass das eine gute Idee war. Er hatte sie gefragt, ob die Kosten, die dadurch entstehen würden, überhaupt durch die Einnahmen gedeckt werden konnten. Susann spürte, wie abermals Panik und Furcht in ihr aufstiegen, so wie bereits in den letzten Tagen, nein, wie seit dem ersten Lockdown vor etlichen Monaten. Der Staat hatte Hilfe angekündigt, die sich jedoch als der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein entpuppte. Hinzu kam, dass Susann den Steuerberater für all seine Extraarbeit bezahlen musste. Und noch waren keine Zahlungen vom Staat geflossen. Um die Panik zu bewältigen, musste sie aktiv werden. Also sprang sie aus dem Bett und erledigte die morgendlichen Handgriffe im Eiltempo, um möglichst früh im Laden zu sein. Während sie Kaffee aufsetzte, kam ihr der Traum wieder in Erinnerung. Ihr fiel ein, dass der Mann neben dem Mädchen gesagt hatte, dass man nur Liebe oder Angst fühlen könne, niemals beides gleichzeitig. Wie bekommt man das bloß hin?, fragte sie sich. Gefühle wie Freude und Fröhlichkeit waren ihr zurzeit gänzlich fremd. Grundsätzlich machte ihr die Arbeit im Laden Freude, aber im Moment überwog der Stress. Auch viele ihrer Kunden gaben sich schon seit einiger Zeit nicht mehr so fröhlich und freundlich wie gewohnt. Alles, was mir neben der Arbeit so viel Freude macht, sinnierte sie, wird uns mit den aktuellen Erlassen der Regierung genommen. Sie durften nicht mehr gemeinsam tanzen, singen oder Sport treiben. Sich mit Freunden zu treffen war ebenfalls untersagt. Maximal mit zwei Personen aus einem zweiten Haushalt durfte man zusammenkommen. Dann fiel ihr ein, dass sie gar keine Zeit hatte, ihre Freunde zu treffen, weil sie die zeitraubende Auslieferung ihrer Geschenkartikel zu bewältigen hatte. Und dass Weihnachten vor der Tür stand, konnte sie auch nicht fühlen. Selbst da gab es ja aktuell gravierende Kontaktbeschränkungen. »Wie soll in einer solchen Situation Freude aufkommen?«, murmelte sie.

Was hatte der Alte in ihrem Traum noch gesagt? Die Menschen trügen die Freude in sich und müssten sie nur wieder hervorholen. Aber gerade als er dem Mädchen erklären wollte, wie das funktionierte, hatte der Wecker geklingelt und sie aus dem Traum geholt. Wenn ich doch nur wüsste, wie ich jetzt und heute wieder Freude in mein Leben holen könnte, überlegte sie. Das würde mir vielleicht Kraft geben für diese stressige Zeit.

Als sie wenig später ihren Laden aufschloss, war Handeln gefragt. Erst am Abend, nachdem sie vor Müdigkeit regelrecht ins Bett gefallen war, kam ihr die Frage wieder in den Sinn: Wie schaffe ich es, Freude statt Angst und Panik in mein Leben zu holen? Zu einer Antwort fand sie nicht, weil sie auf der Stelle einschlief.

Freude aus dem Inneren heraus

»Wie die Menschen Freude, also das Gefühl der Liebe, wieder erleben können? Da gibt es viele Wege«, sagte der Großvater zu seiner Enkelin. »Wie sie trotz oder gerade aufgrund der Dualität ganz bewusst Liebe, Fröhlichkeit oder Freude empfinden und erfahren können. Sie nennen es auch Glückseligkeit. Ach, die Menschen sind, was das betrifft, zum Teil sehr kreativ. Neulich war da so eine Frau, die lange Zeit nur fluchte und schimpfte, weil sie die Hausarbeit als belastend empfand. Sie hasste sie, wie sie meinte. Dann machte sie sich auf einmal flotte Salsa-Musik an und tanzte fröhlich lachend mit ihrem Staubsauger durchs Wohnzimmer. Das war richtig schön anzusehen. Zeitweise sang sie sogar mit. Weißt du, Linea, Singen ist eine hervorragende Medizin für die Menschen, aber das dürfen sie noch lernen. Auch dafür ist diese besondere Zeit der Veränderung auf der Erde da. Du wirst es sehen.«

»Ja, Bubschen, wir hier oben tanzen doch auch so gerne im Wald oder auf den Wolken.« Während sie das sagte, fing Linea an, sich im Kreis zu drehen und fröhlich, fast albern, zu lachen. Und der Großvater in seinem weißen Gewand nahm ihre Hände – zumindest das, was wie Hände aussah – und drehte sich mit. Im ganzen Himmel und im Wald erschallte das Lachen der beiden.

Doch dann stoppte der Alte und sagte mit ernster Stimme – na ja, er versuchte zumindest, ernst zu sein: »Jetzt wollen wir aber weiter über die Menschen reden. Du und die Menschen, ihr seid ja schließlich auf der Reise in eine neue Zeit, und da gibt es noch einiges zu lernen. Hast du Fragen zu dem, was du dort unten gesehen hast, oder zu dem, was ich dir erzählt habe?«

»Oh ja! Warum arbeiten die Menschen eigentlich so viel? Und was bedeutet in deren Sprache ›arbeiten‹? Wieso sind sie nicht einfach fröhlich und genießen das Leben? Manche haben ja scheinbar Spaß bei dem, was sie Arbeit nennen. Aber ich habe auch welche gesehen, die alles andere als glücklich oder fröhlich aussahen, wenn sie gearbeitet haben. Kannst du mir das erklären?«

»Das hat sich wohl aus verschiedenen Gründen dahin entwickelt. Dadurch, dass es mehr und mehr um Materielles ging, weil viele Völker die Liebe nicht mehr im eigenen Herzen gefunden haben und das Positive inzwischen im Außen suchen, betätigen sich manche in einem Bereich, der weniger ihrem Herzen entspricht. Stattdessen beschäftigen sie sich in einem Bereich, in dem es mehr Geld zu verdienen gibt. Sie haben vergessen, dass alles, was sie tun, von Freude und Erfüllung gekrönt ist, wenn sie dem Ruf ihres Herzens folgen, wenn sie also einfach Spaß an der Beschäftigung haben, die bei ihnen ›Arbeit‹ heißt, bei der ihnen alles ganz leicht von der Hand geht und in der sie automatisch gut wären. Damit fühlen sie nicht mehr die Liebe, die sie in ihrem sonstigen Tun finden würden.«

»Hm«, überlegte Linea, »ehrlich gesagt verstehe ich das nicht. Sie wissen doch in ihrem Herzen, was ihnen Freude bereitet. Haben sie ihr Potenzial nicht mitgenommen?«