Eric Holler: Blau und Weiß - Roman Just - E-Book

Eric Holler: Blau und Weiß E-Book

Roman Just

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Beschreibung

Privatdetektiv Eric Holler erhält einen Auftrag der er in zwei Punkten besonders ist. Da wäre zunächst sein Auftraggeber, der niemand anders ist als Georg Himmelreich, der neue Kommissariatsleiter in Gelsenkirchen - Buer, damit auch Vorgesetzter Kriminalhauptkommissars Werthofen. Dazu kommt die Aufgabe, die ihm gestellt wird: Holler, bekennender Schalker-Fan, soll sich in einen Fan-Club einschleusen, der zahlreicher Straftaten verdächtigt wird. Kommt der Privatschnüffler aus dieser Nummer heil heraus?

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Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Rückblende

1. Akt

Mitgliederantrag

Satzung

Jahresbeitrag

Mitgliedsausweis

2. Akt

Mitgliederversammlungen

Auswärtsspiel

Vorstandssitzungen

Freundschaftsspiel

3. Akt

Mannschaftsbesprechung

Trainingswoche

Blau-Weiß-Schützenfest

Heimspiel

4. Akt

Krisensitzung

Beitragserhöhung

Blau und Weiß

Schicht im Schacht

Hinweise:

Veröffentlichungen des Autors:

Kontakt zum Autor:

Impressum

 

 

Gelsenkrimi

2. Staffel

Band 2

Über den Autor

Roman Just ist in der Welt der Literatur in verschiedenen Genres unterwegs. Mit den Thrillern der "Tatort-Boston-Reihe" hat er den Einstieg in die Literaturwelt begonnen, sie dann mit den "Gelsenkrimis" fortgesetzt. Neben den Thrillern und Krimis arbeitet er an einer mehrteiligen Dystopie und einer historischen Familiensaga, hinzu kommen Ausflüge in andere Genres.

Der Autor und bekennender Selfpublisher ist Jahrgang 1961, lebt in Gelsenkirchen, leidet mit dem vor Ort ansässigen Fußballclub zu allen Zeiten mit, spielt außerdem gerne Schach und beschäftigt sich gelegentlich mit der Astronomie.

Zur Person:

Sternzeichen: Jungfrau

Gewicht: Im Moment viel zu viel

Erlernter Beruf: Kellner

Derzeit tätig als: Autor/Selfpublisher

Charaktereigenschaften: Impulsiv/Hilfsbereit

Laster: Nie zufrieden mit einem Ergebnis

Vorteil: Meistens sehr geduldig

Er mag: Klare Aussagen

Er mag nicht: Gier und Neid

Er kann nicht: Den Mund halten

Er kann: Zuhören

Eric Holler

Blau

und

Weiß

 

Ein Gelsenkrimi

von

Roman Just

 

 

 

Rückblende

E

s war schon komisch, durchaus seltsam, irgendwie traurig, zugleich makaber: Kriminalhauptkommissar Manfred Werthofen und seine Frau hatten einige Tage in Untersuchungshaft verbracht. Der Gefängnisaufenthalt hatte ihnen jedoch keine seelischen und körperlichen Schäden zugefügt, obwohl die gefühlt ewig andauernden Stunden in Arrest schwer zu ertragen waren. Zu wissen nichts verbrochen zu haben, dennoch einsitzen zu müssen, war jedenfalls keine Motivation für Seele und Geist. Dass es sich in Freiheit manchmal nicht anders verhielt, musste stattdessen Privatdetektiv Eric Holler erleben. Er wurde dazu gezwungen von der Schusswaffe Gebrauch zu machen, um nicht selbst erschossen zu werden. Ärgerlich: Der Privatdetektiv hatte auf die Stirn des Mannes gezielt, dem es egal war, wen er vor Ort in einem asiatischen Restaurant getroffen hätte. Eric war zwar schneller, aber hatte sein Ziel verfehlt, nur das Auge des am Boden liegenden Mörders getroffen, der es nicht akzeptieren konnte, verloren zu haben.

Die Eheleute Werthofen waren wegen eines Anschlags verhaftet worden, der sich auf der Einweihungsfeier ihrer erworbenen Schrebergartenparzelle ereignet hatte. Am Ende war die Unschuld Heikes und Manfreds unantastbar, doch ihre Tage im Knast wurden dadurch nicht ungeschehen gemacht. Es handelte sich dabei um einen gewissen unerklärlichen Schaden, der noch dazu unsichtbar war, ungesehen blieb. Er steckte im Kopf, im Herzen, vor allem dort, wo menschliche Gefühle entstehen, sich vielleicht ab und zu verstecken, letztlich an dem Ort im Körper, wo sie geboren wurden. Sicher und unverhohlen: Heike und Manfred hatten eine schwere Zeit durchgemacht, die sie in ihrem Leben nicht so schnell oder gar nicht vergessen würden. Aber ihre Schwierigkeiten waren dafür mitverantwortlich, dass durch Privatdetektiv Eric Hollers Fehlschuss der Hölle ein zusätzlicher Einwohner beschert wurde.

Zum Töten war Eric Holler nicht nach Deutschland ausgewandert, genauso gut hätte er in Amerika, dort beim Militär oder der CIA bleiben können. Der Privatdetektiv war mental, innerlich, psychisch wegen des Schusswaffengebrauchs nicht angeschlagen, schließlich war es Notwehr. Hätte er zu langsam oder gar nicht reagiert, wären womöglich etliche unschuldige Menschen einem Mörder zum Opfer gefallen, der in seiner Gier noch nicht einmal Rücksicht auf seine Schwester genommen hatte. Nun, es war vorbei, die wahren Verbrecher waren tot oder im Knast, die Werthofens frei, der Schrebergarten der Werthofens Ende Januar verkauft. Wer nun der Meinung war, dass Leben in Gelsenkirchen konnte in aller Ruhe weitergehen, der irrte gewaltig!

Schalke, der ansässige Fußballclub, mittlerweile in tiefsten Niederungen der zweiten Liga ansässig, tat sein Bestes, um in der Nähe der Abstiegsränge zur dritten Liga zu bleiben. Regelmäßig wurden in der heimischen Arena über sechzigtausend Fans sogar bei Siegen enttäuscht, mitgereiste Anhänger bei Auswärtsspielen zum Stillsein und Wegsehen animiert, so sahen Hingabe und Leidenschaft nicht aus. Die Maloche auf dem Bergerfeld ließ nicht zu wünschen übrig, sondern war nicht vorhanden.

Die Sorgen des Schalker-Anhangs, der gesamten Blau-Weißen-Familie mussten natürlich gesondert betrachtet werden: Auch in der dritten Liga würde sich die Welt weiterdrehen, falls der Mensch bis dahin nicht endgültig einen Weg gewählt hätte, um sich selbst über Nacht zu vernichten. Die Sorgen des einen, waren nicht die Ängste und Befürchtungen des anderen. Wen interessierte schon groß Schalke, falls man Arbeits- oder Obdachlos war? Ein Punkt, über den manch ein Großverdiener im Fußballgeschäft und anderen Sportarten längst hätte nachdenken sollen, denn trotz Armut, liebten die Menschen ihren Verein oder ihr Idol.

Selbst wenn die Welt gerecht, einig, friedlich wäre, niemals konnte sie vollkommen sorgenfrei werden. Existenzängste und andere Befürchtungen hatten schon immer die Macht einer ewigen Daseinsberechtigung, glücklicherweise traf das auf kein Lebewesen mit weniger oder mehr als zwei Beinen zu. Ohnehin hatte die Evolution versagt, denn wenn sie sich klug fortentwickelt hätte, wäre im Lauf der Zeit trotz falscher Erziehung die Dummheit ausgestorben, sich somit manch ein Idiot nicht entwickeln können.

Vorteil: Privatdetektiv Eric Holler wurde nicht arbeitslos, außerdem gab es in beruflicher Hinsicht noch ein Angebot an ihn, für das er sich eine Bedenkzeit erbeten hatte. Der Tag der Entscheidung war gekommen, weswegen sich Holler nur drei Tage nach seinem tödlich abgegebenen Schuss zur deutschlandweit bekannten, europaweitprominenten und in Übersee anerkannten Rechtsanwaltskanzlei von Simon Osser mit dem Zug nach Düsseldorf begeben wollte.

 

1. Akt

Mitgliederantrag

F

ür Eric wäre der Ausflug nach Düsseldorf trotz Bahnstreik eine Erholung gewesen. Um ehrlich zu sein, hatte er sich das Leben in Gelsenkirchen und die Tätigkeit als Privatdetektiv etwas ruhiger vorgestellt. Zwar hielten sich die Anforderungen in Bezug auf seine Aufträge physisch und psychisch in Grenzen, dafür waren Kriminalhauptkommissar Manfred Werthofen und dessen Familie in der Vergangenheit zu einem nervenbelastenden Stressfaktor geworden. Angefangen hatte es mit Lisa, der Tochter des Beamten, die plötzlich wie vom Erdboden verschwunden war. Danach hatte ihm Werthofen Kopfzerbrechen bereitet, indem er zuerst entführt wurde, zuletzt sogar wegen Mordverdacht im Knast saß. Holler musste bei den Erinnerungen lächeln, es schien, als ob sein Freund keine Gelegenheit ausließ um in ein Fettnäpfchen zu treten. Mit Absicht geschah es natürlich nicht, aber das Pech lief eben dem nach, der das Glück nicht schätzen konnte. Letzteres traf auf den Kripomitarbeiter in Hinsicht auf seine Ehe eindeutig zu. "Vielleicht würde es in Zukunft besser werden, nachdem Manfred und seine Frau einige Tage in Untersuchungshaft verbracht hatten", zog Holler eine nahezu unmögliche Vision in Betracht. Das Ehepaar Werthofen gab ihm oft Rätsel auf, beide benahmen sich wie Hund und Katze, obwohl sie ohneeinander nicht sein konnten. Erics Gedanken an den Kriminalhauptkommissar mussten eine magisch anziehende Wirkung besessen haben, denn unerwartet läutete es an der Tür, vor der Kriminalhauptkommissar Werthofen stand. Er steckte in einem Mantel, in dem er aussah, als ob er über Nacht etliche Kilo zugenommen hätte.

»Was wollen Sie so früh hier? Ich bin eigentlich schon weg und nach Düsseldorf unterwegs«, klärte Eric ihn auf, ließ ihn dennoch eintreten und ins Büro vorausgehen.

»Die längste Meile der Welt können Sie sich aus dem Kopf schlagen«, erwiderte Werthofen, der die vergangenen Ereignisse erstaunlich gut verdaut hatte. Er nahm vor Hollers Schreibtisch Platz, knöpfte den Mantel auf, erklärte: »Keinen blassen Schimmer warum, aber der neue Kommissariatsleiter hat mich gebeten, Sie zu ihm zu bringen.«

»Ich dachte Sie wären krankgeschrieben?«, setzte sich Eric hinter seinen Arbeitsplatz, musterte den Besucher.

Werthofen winkte ab. »Sie irren sich! Im Moment bin ich nur vom Dienst freigestellt.«

Eric kannte die Prozedur. Nach traumatischen Erlebnissen mussten Betroffene ihre Dienstfähigkeit unter Beweis stellen. Entschieden wurde darüber von Psychologen in den jeweiligen Behörden, die den Eindruck vermittelten, selbst nicht klar bei Verstand zu sein. »Wie geht es Ihrer Gattin?«, erkundigte sich Holler.

»Ihr hätten ein paar Tage mehr im Knast nicht geschadet«, antwortete Manfred in typischer Art.

»Sie hat es also gut verkraftet«, stellte Eric fest.

»Mehr als das! Sie ist voll in ihrem Element, scheucht mich von einer Ecke in die andere, meint mir wären ein paar Jahre hinter Gittern gut bekommen.«

»Okay, bei Ihnen zuhause scheint alles in Ordnung zu sein. Sie sind nicht im Dienst, warum schickt der Neue dann Sie zu mir?«

Werthofen zuckte leicht mit den Schultern. »Ich nehme an, er glaubt, dass ich Sie leichter von einem Gang ins Präsidium überzeugen kann als jemand anders.«

»Hört sich spannend an«, sagte Holler kopfschüttelnd.

»Naja, zwischen dem Präsidium, damit auch Paschke und Ihnen ist nicht alles glatt gelaufen, erinnern Sie sich nur an den Mist mit Hubert Schwarz vom BKA. Ich weiß es nicht genau, sieht jedoch ganz danach aus, als ob man Ihre Fähigkeiten in Anspruch nehmen möchte.«

»Vergessen Sie es!«, entgegnete Holler bestimmend.

»Sagen Sie es nicht mir, stattdessen Georg Himmelreich, der das Kommissariat nun leitet. Vielleicht liege ich mit meiner Vermutung total daneben, könnte ja sein, dass man Sie nicht engagieren, sondern loswerden will.« An der Aussage hatte Werthofen sichtlich Spaß, es war außerdem offensichtlich, dass er auf diese Weise die Neugier des Privatdetektivs wecken wollte.

Erics Wissensdurst ließ sich auf diese plumpe Art nicht locken. »Sie sind also im Auftrag von Georg Himmelreich hier?«, fragte er, um es erneut bestätigt zu bekommen.

»Von ihm höchstpersönlich.«

»Das muss unbedingt heute sein?«

Werthofen nickte. »So und nicht anders habe ich es vernommen.«

Die zwei Antworten ergaben für den Privatschnüffler diverse Probleme. Der Termin bei Staranwalt Simon Osser in Düsseldorf war eine, am heutigen Tag lief Erics Bedenkzeit ab, die er sich erbeten hatte. Das lukrative Jobangebot beinhaltete Vor- und Nachteile, die sich allerdings nur zum Teil auf seine Selbständigkeit bezogen. Deswegen konnte er den neuen Kommissariatsleiter nicht so einfach links liegen lassen. Die Vergangenheit war ein Beleg dafür: Hin und wieder benötigte Eric Hilfe vom Präsidium. Zwar konnte er über seinen Freund in Amerika an Informationen gelangen, auch über Werthofen, doch die letzten Ereignisse waren Musterbeispiele, welchen Wert eine Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium besaß. Georg Himmelreich vor den Kopf zu stoßen hätte bedeutet, die erreichten Errungenschaften wie Ansehen, Vertrauen, gegenseitiges Entgegenkommen zu gefährden. Würde der neue Kommissariatsleiter auf eine Absage beleidigt reagieren, wäre Holler über kurz oder lang auf Komplikationen gestoßen, die ihm bis dahin überwiegend erspart wurden. Seine Selbständigkeit war zwar vom Polizeipräsidium nicht abhängig, ließ sich allerdings wegen des gelegentlichen Zusammenwirkens viel einfacher bewältigen. Den Status wollte Eric nicht gefährden, auch Werthofen durch ein nein nicht in Verlegenheit bringen. »Na gut, gehen Sie schon mal vor, ich erledige einen Anruf, komme dann nach«, schlug er ihm deshalb vor.

»Himmelreich hat mich gebeten Sie zu ihm zu bringen, genau das werde ich tun«, konterte Manfred, der offenbar zu glauben schien, dass er durch die Eskorte des Privatdetektivs seiner Dienstfähigkeit ein wenig näher rücken würde.

»Nichts dagegen«, erwiderte Holler, griff zum Telefon und sagte den Termin in Düsseldorf ab.

Auf dem Weg ins Präsidium, der zu Fuß absolviert wurde, konnte es Werthofen wie von Eric erwartet nicht unterlassen zu fragen: »Was wäre in Düsseldorf so wichtig gewesen?«

»Künftige Aufträge, immerhin habe ich zuletzt mächtige Einbußen gehabt.«

»Ach ja, schönen Gruß von meiner Gattin. Ihren durch Sie zu einem Schrotthaufen verwandelten Wagen dürfen Sie von Ihrer Schuldenliste streichen. Sie sollen die Summe als ein Dankeschön für Ihre Mühe betrachten, unsere Unschuld bewiesen und uns aus dem Knast geholt zu haben.«

»Das ist sehr großzügig, richten Sie Ihrer Gattin meinen Dank aus.«

Der Kriminalhauptkommissar blieb plötzlich stehen, wartete, bis Eric es ihm nachgemacht hatte und ihn ansah. »Sagen Sie Holler, waren Sie von unserer Unschuld von Anfang an überzeugt?«

»Ja. Wieso?«

»Genau kann ich es nicht beschreiben, aber in Haft überkam mich schon der Gedanke, dass meine Gattin an allem schuld sein könnte.«

»Wie kommen Sie auf diesen absurden Gedanken?«

Werthofen verzog die Miene, wirkte verlegen. »Für meine Schwiegermutter und ihr Begräbnisinstitut wäre das womöglich ein Bombengeschäft geworden, wenn alle Gäste der Einweihungsfeier den Löffel abgegeben hätten.«

Der Privatdetektiv konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte: »Werthofen, manchmal kommen Sie mir wie ein hoffnungsloser Fall vor. Sie dachten tatsächlich, Ihre Frau und deren Mutter könnten dazu imstande sein?« Manfred nickte, lief im Gesicht leicht rötlich an. »Jetzt ehrlich: Haben Sie den Verdacht gegenüber Ihrer Gemahlin geäußert? Ich hoffe nicht.«

»Könnte sein, dass ich es kurz angesprochen hatte.«

»Ihnen ist wirklich nicht mehr zu helfen! Dann wundern Sie sich, dass Ihre Gattin Ihnen mehr oder weniger lebenslänglich wünscht?«

Werthofen nahm wieder Schritt auf. »Man wird wohl noch seine Meinung beziehungsweise Gedanken äußern dürfen. Es heißt doch, wie in guten so in schlechten Zeiten.«

Nun blieb Eric stehen. »An der Stelle Ihrer Frau würde ich Sie nicht von einer Ecke in die nächste jagen, sondern dahin, wo der Pfeffer wächst. Oder wollen Sie eine Scheidung mit Gewalt erzwingen?«

»Davon kann keine Rede sein«, beschwichtigte Werthofen.

»Wenn Sie so weitermachen, schon«, belehrte ihn Holler, schüttelte den Kopf, fügte hinzu: »Wie würde es sich umgekehrt verhalten, wenn Sie von Ihrer Frau verdächtigt worden wären?«, fragte er.

»In meiner Verwandtschaft ist niemand, der ein Bestattungsunternehmen besitzt.«

»Wäre ich für Ihre Diensttauglichkeit verantwortlich, ich würde Sie in Vorruhestand schicken, eventuell sogar ein paar Wochen in die Klappsmühle zur Rehabilitation, damit Sie wieder einen klaren Kopf bekommen. Ihr Beruf lässt Sie mittlerweile überall, auch bei Ihnen zuhause, nur noch Ganoven sehen.«

Werthofen antwortete protestierend: »Meine Schwiegermutter ist nicht ohne, das wissen Sie haargenau.«

»Ja gut, sie hat einst einen Fehler begangen, was hat das mit Ihrer Heike zu tun?«

»Sie wusste teilweise davon, hat mir nichts gesagt«, wehrte sich der Beamte.

Der Privatschnüffler schüttelte wiederholt den Kopf. »Dass Sie nachtragend sind, wusste ich, doch diesmal übertreiben Sie es, gehen eindeutig einen Schritt zu weit.« Wie auf Kommando setzte Eric den Weg zum Präsidium fort.

»Ich bin nicht nachtragend«, rief ihm Werthofen hinterher, begann ihm zu folgen.

»Doch, sind Sie! Schlimmer noch: Sie sind wie eine Zecke, die nie genug Blut bekommt. Sie reißen alte Wunden auf, verletzen mit haarsträubenden Verdächtigungen Menschen, die Ihnen sehr nahestehen.«

Erst als sie das Polizeipräsidium erreicht hatten, legte Manfred seine Nachdenklichkeit ab, fragte: »Was soll ich tun, was würden Sie an meiner Stelle machen?«

»Mit einer Entschuldigung und einem Blumenstrauß ist es diesmal nicht getan, eventuell könnte ein neues Fahrzeug Ihre Reue offenkundiger gestalten.«

»Sind Sie verrückt? Heike hat mehr Geld als ich.«

»Was Ihre Einsicht falsch gehandelt zu haben, deutlicher untermauern könnte«, entgegnete Eric mit einem Lächeln.

G

eorg Himmelreich, neuer Kommissariatsleiter des Sheriffbüros in Gelsenkirchen-Buer, war ein Mann, der es verstand, sein Inneres unter seinem Äußeren zu verbergen. Er trug einen eleganten Anzug, sein aalglatt rasiertes Gesicht glänzte fast ebenso wie die modernen Schuhe an seinen Füßen. Eine schicke Frisur und für einen Beamten in seiner Position eine durchaus geschmackvolle Krawatte ergänzten sein gepflegtes Auftreten. Doch schon beim ersten Satz des Kommissariatsleiters zeigte sich, dass er seinen Status und Rang nicht als Kommandeur, sondern als Kollege bekleiden wollte. Er begrüßte Werthofen und Holler mit einem Handschlag, führte aus, nachdem sie alle saßen: »Einverstanden, wenn wir unter sechs Augen die Förmlichkeiten weglassen, uns mit Vornamen anreden?«

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger fand Holler den neuen Vorgesetzten Werthofens sofort sympathisch. Er sah an ihm keine Arroganz, auch nicht den Hang, über den Dingen stehen und klüger als alle anderen sein zu wollen. »Gerne«, stimmte er deshalb zu, kam sogleich zu den Punkten, die ihn störten und interessierten: »Manfred hat mich auf eine seltsame Weise hergebracht, wozu?«

Der Kommissariatsleiter antwortete prompt: »Ich habe den Kollegen Werthofen aus dem Bett geläutet, ihn um diesen Gefallen gebeten, da ich Sie beide vor mir sitzen haben und kennenlernen wollte. Ihnen Eric, auch Ihnen Manfred, eilt ein gewisser Ruf voraus. Ich neige dazu, mir selbst ein Bild zu machen.

»Ist der Ruf, der uns nacheilt, gut oder schlecht?«, warf Manfred aus Neugier ein.

Der Leiter des Kommissariats lächelte: »Beides, insgesamt positiv«, sagte er, wandte sich Holler zu: »Mich interessiert nicht, was war, meine Prioritäten liegen ausschließlich auf der Gegenwart.

---ENDE DER LESEPROBE---