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Roman Just

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Beschreibung

Wer ist wer, wer lebt oder ist tot? Detektiv Forrest Waterspoon bekommt es mit einem Psychopathen zu tun, den es in vierfacher Ausfertigung gibt. Eineiige Vierlinge sind selten, kommen jedoch vor, aber welcher ist dem Wahnsinn so verfallen, dass er es fertig bringt, brutale Vergeltung an seinem Umfeld zu üben? Stanley, Sean, Dean und Harvey, sie alle hätten wegen ihrer Vergangenheit ein Motiv, doch wer rächt sich in der Gegenwart, und wer ist wer? Detektiv Forrest Waterspoon wird erneut in einen Fall gezogen, der mit ihm und seinem Kollegen kein Erbarmen kennt. Wird es diesmal ein Happy End geben?

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Inhaltsverzeichnis

Impressum:

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

24. Kapitel

Epilog

Hinweise

Veröffentlichungen des Autors:

Der

Rachekeller

 

Thriller

 

von

Roman Just

 

Prolog

Boston, Ende Mai, 2018

Z

wei Männer traten die erste Tür im Flur ein und wurden vom Einsatzleiter daran gehindert, die Stufen in den Keller hinabzusteigen. Das einstöckige Gebäude besaß auf der Rückseite einen großen, nicht einsehbaren Garten, der in seiner Dimension sogar in »Back Bay« für Neid und Aufsehen gesorgt hatte. Erst nachdem die Laube der Grünanlage, die erste Etage und das Erdgeschoss als gesichert eingestuft worden waren, begab sich ein Teil des Sonderkommandos in eines der wenigen Untergeschosse, die es in der Siedlung gab. Familienhäuser mit Kellern gehören in den Vereinigten Staaten nicht zum Standard. Acht Männer gingen Forrest Waterspoon voraus und schlugen am Treppenende den Kurs nach rechts ein. Kurz danach vernahm Forrest Flüche, ließ den letzten Absatz hinter sich und verstand sofort, warum ein paar Mitglieder der Einsatzkräfte üble Verwünschungen und drastische Schimpfwörter in den Mund genommen hatten. Wie ihnen bot sich ihm ein Bild des Grauens. Er kam nicht dazu, die Leichen zu zählen. Noch bevor er in den Kellergang getreten war, vernahm er einen Warnruf, und irgendjemand begann, nach ihm und um Hilfe zu schreien. Er eilte in die Richtung, aus der die Rufe kamen, erreichte den hintersten Raum und blieb abrupt stehen. Forrest kam es vor, als ob ihn der Teufel persönlich in ein anderes Zeitalter katapultiert hätte. Aber das war kein Traum, aus dem es ein Erwachen gab. Was er sah, war real.

Nur zwei Schritte vor ihm stand ein elektrischer Stuhl, dahinter ein Galgen, daneben eine Guillotine. Rechts davon ragte ein Hängepfahl in die Höhe, an dem eine ältere Dame hing. Forrest erkannte sie sofort, lief zu ihr und stellte erleichtert fest, dass sie zwar bewusstlos, aber noch am Leben war. Unverzüglich fing er an, nach einem Arzt und Leuten zu rufen, die sie aus ihrer Lage befreien konnten. Mit feuchten Augen sah er in die linke Ecke. Ihm offenbarte sich ein Anblick, der ihn kurz an ein Gefängnis erinnerte. In einem Käfig saß, wie ein Tier hinter Gitterstäben, eine Frau, die ihn erst kürzlich in seinem Büro aufgesucht hatte. »Wir holen Sie da sofort raus, keine Sorge«, rief er der Blondine zu und musterte ein Foltergerät nach dem anderen. Er begab sich zu einem Postkutschenrad, das über dem Betonboden zu schweben schien. Ein älterer Herr war an das Rad gefesselt. Betroffen stellte Forrest fest, dass für diesen Mann jede Hilfe zu spät kam. Er trat vor den eigenartig aussehenden elektrischen Stuhl, auf dem eine Dame fortgeschrittenen Alters saß. Auch sie war tot. Der Detective fuhr sich mit der Handfläche über die Stirn, riss sich zusammen und vollführte eine Drehung. Jeweils zwei lebende und tote Menschen befanden sich in dem Raum, und der Kellergang war mit Leichen übersät. Forrest Waterspoon hätte vor Wut am liebsten laut aufgeschrien. Bedächtig, als ob er die Totenruhe nicht stören wollte, trat er in den Kellerflur. Er zählte fünf Leichen an der linken Wand, ebenso viele waren es auf der rechten Seite. Ihm war vor Stunden vorgegaukelt worden, dass diese Menschen alle noch leben würden. Auf hinterhältige Weise hatte ihn der Entführer und Mörder belogen, betrogen und dazu benutzt, fliehen zu können. Forrest hatte sich auf den Deal eingelassen, um Menschenleben zu retten, nun stand er als der absolute Verlierer da. Der Anblick der Leichen ließ den Kellergang zu einem Gruselkabinett werden. Manche Opfer waren entstellt, anderen fehlten Körperteile. Sie alle waren in sitzender Stellung an Haken an der Wand festgebunden, damit sie nicht seitlich umfielen. Waterspoon ging musternd an den Leichen vorbei, während um ihn herum aufgeregtes Treiben herrschte. Zuerst schritt er an der linken Wand entlang und fragte sich, ob er jemals die Chance besessen hatte, deren Leben zu retten. Schließlich schlug er die entgegengesetzte Richtung ein. Ihm war aufgefallen, dass auf der einen Seite nur Männer und ihnen gegenüber ausschließlich Frauen saßen. Ein männliches Opfer ließ ihn wiederholt tief Luft holen: Der Leichnam besaß keinen Kopf mehr. Ein Ruf ließ ihn von den Leichen aufsehen und der Stimme folgen. Wie in Trance betrat er einen Raum, der sich ebenso in einer Klinik hätte befinden können. Zwei der drei Liegeflächen stachen ihm sofort ins Auge. Auf ihnen lagen Körper, und nachdem er einem nähergetreten war, erkannte er ihn. Forrests Herz begann, wild zu pochen, als er dem Entführten seine Hand auf die Wange gelegt hatte. Plötzlich hoben sich die Lider des scheinbar Ohnmächtigen. Obwohl der Tod die Oberhand in den Kellerräumen innehatte, lächelte Forrest, nachdem ihm ein Zwinkern seines Freundes signalisiert hatte, am Leben zu sein. Auch der Mann auf dem operationsähnlichen Tisch hinter ihm atmete. Unübersehbar blieb jedoch der schlechte Zustand der Gefangenen: Beide schienen seit Tagen nichts zu essen und zu trinken bekommen zu haben. Erneut ertönten Schreie, zunächst ein schriller und danach ein panischer. Die Kellerräume beinhalteten weitere unerfreuliche Überraschungen. Für Forrest war der Keller mittlerweile identisch mit einem modernden Verlies aus dem Mittelalter. Alle Räumlichkeiten hätten sich ebenso in einer englischen Ritterburg befinden können. Spätestens jetzt war er den Gründern der Nation dankbar, dass sie sich der Aristokratie und der Herrschaft der britischen Krone entzogen hatten. Waterspoon lief zunächst in die Richtung, aus der die schrille Stimme ertönt war, kam in einem Vorratslager an, und seine Blicke folgten der ausgestreckten Hand eines Mitglieds der Einsatzkräfte. Fassungslos betrachtete er die Inhalte zweier Kühltruhen. In der einen lagen ein Hund, die Überreste eines Mannes in Form eines Torsos, amputierte Beine, ein Kopf und darunter noch eine gefrorene Leiche. In der anderen befanden sich ebenfalls Tote, aber der Detective wurde vom Einsatzleiter des SWAT-Teams daran gehindert, sie intensiver zu betrachten und zu zählen. Der flüchtige Anblick hatte ihn eine männliche und weibliche Leiche im fortgeschrittenen Alter erkennen lassen.

Waterspoon ließ sich widerstandslos zurück in den Raum mit den Foltergeräten ziehen, entzog sich dort dem Griff um seinen Oberarm und registrierte, weswegen kurz zuvor ein ängstlicher Aufschrei erfolgt war. Über der Kopflehne des elektrischen Stuhls befand sich ein Display mit einer Zeitanzeige, und die Zahlen liefen rückwärts. Eine Bombe! Das Einsatzteam und der Detective hatten knapp zehn Minuten, um entweder das Haus zu evakuieren oder die Bombe zu finden und zu entschärfen. Es war ohne ersichtlichen Grund ein Sprengsatz aktiviert worden, von dem niemand wusste, wo er sich befand. Sie mussten die Toten bergen, die Verletzten retten, die Gefangenen befreien und sich zum Schluss selbst in Sicherheit bringen. All das sollte in Rekordzeit geschehen und war somit unmöglich. Auch wenn der Detective zu den größten Optimisten gezählt hätte, er und das Team hatten keine Chance, in diesem Zeitraum eine der Aufgaben zu erfüllen. Zwangsläufig kam eine kontrollierte Hektik auf, und nach einigen Sekunden wurde klar, dass Forrest und die Spezialeinheit einen aussichtslosen Kampf begonnen hatten. Der Mann am Rad war mit dicken Eisenketten an das Folterinstrument gefesselt worden, die Handgelenke der Frau am Hängepfahl waren mit Stahlmanschetten versehen. Um die Oberkörper der sitzenden Toten im Kellergang liefen drei Stahlseile, die mit keinem Gerät der Welt innerhalb weniger Augenblicke durchtrennt werden konnten.

Die Zeit lief, die Uhr tickte, und schuld daran war die Vergewaltigung einer Zwanzigjährigen. Diese Vergewaltigung hatte vor rund einundvierzig Jahren stattgefunden. Es mag gegenüber dem Opfer abwertend klingen, doch der sexuelle Übergriff war in Anbetracht des vor Ort entstandenen Massakers eine geradezu milde Tat. Es ließ sich nicht leugnen, dass die verjährte Schändung der jungen Frau und die daraus hervorgegangenen Konsequenzen für das Blutbad verantwortlich waren. Brutale Rache war das Motiv, und die Vergeltung hatte jeden getroffen, der in irgendeine Weise in die Vorgänge involviert war. Auch Kollateralschäden gab es zu beklagen, aber welcher verblendete und wahnsinnig gewordene Racheengel wäre nicht bereit, solche in Kauf zu nehmen? Waterspoon hatte den Mörder entlarvt, ihn gestellt und ihm im Gegenzug für Menschenleben einen Flug in die Freiheit zugestanden. Ein Grund für den Deal waren Umstände, von denen der Täter keine Ahnung hatte. Er war zwar von Forrest geschnappt worden, aber dem Ermittler fehlten eindeutige Beweise, um ihm die Morde nachweisen zu können. Die Indizien hätten den Mörder vielleicht hinter Gitter oder sogar in die Todeszelle gebracht, allerdings nur, wenn Forrest in der Lage gewesen wäre, die Identität des Angeklagten eindeutig zu belegen. Der üble Nachgeschmack an der Sache: Der Detective hatte den vermeintlichen Killer womöglich öfter getroffen, als ihm bewusst war, dennoch konnte er nicht sagen, von wem John Doe in Wirklichkeit verkörpert wurde. Und in wenigen Sekunden würde er erfahren, ob er von seinem Gegenspieler völlig getäuscht worden war.

Forrest Waterspoon hatte bemerkt, dass der Einsatzleiter des Sonderkommandos schweratmend neben ihm zum Stehen gekommen war. Er sah ihn an und verweigerte den erhaltenen Befehl, das Gebäude umgehend zu verlassen. Schließlich verfügte er über einen letzten Trumpf, der gleich zeigen sollte, ob John Doe tatsächlich zu einem rachesüchtigen Monster verkommen war oder doch noch eine Spur von Menschlichkeit besaß.

1. Kapitel

Boston, vor vierzig Jahren

S

tella lag mit gespreizten Beinen auf einem Holztisch. Sie befand sich in einem abseits gelegenen Raum in den Kellergewölben des Bostoner Erzbistums. Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln, kullerten an ihren Wangen entlang und fielen auf das spröde Holz, auf das sie von einem Ordensbruder und zwei Hebammen in Nonnenkleidung verfrachtet worden war. Eine Nonne stand zwischen ihren Füßen und forderte sie fortlaufend auf, fester zu pressen, während die andere damit beschäftigt war, sich um die Neugeborenen zu kümmern. Stella weinte nicht wegen der Schmerzen, die Frauen bei einer Geburt zu ertragen haben, sondern aufgrund der Situation, die sich neben ihr abzuspielen begann.

Zu ihrer linken Seite stand der Mann, der sie in diese Lage gebracht hatte. Ihm wurde der in eine Decke gewickelte Erstgeborene gereicht, kaum dass dem Säugling der erste Schrei entwichen war. Flehentlich sah Stella ihren Vergewaltiger an und vernahm seine Stimme, als er das Kind an sich nahm, es angewidert ansah und an den Ordensbruder weiterreichte. »Die Hure darf den Bastard einmal wöchentlich sehen, ansonsten untersteht er Ihrer Obhut. Sie werden den Jungen erziehen und dafür sorgen, dass er diese Gemäuer so lange nicht verlassen kann, bis ich es sage.« Der Geistliche nickte gehorsam, nahm das Kind an sich und ging aus dem Raum, der einem Verlies ähnlich sah.

Die Ziegelwände ließen seine Schritte verhallen und verschluckten die Schreie der Babys. Der Vergewaltiger sah dem Mönch eiskalt nach, drehte sich schließlich der Entbindenden zu und sagte ohne jede Emotion: »Die Missgeburt bleibt hier, wie lange, liegt auch an dir.« James Evans gehörte in Boston zu den Persönlichkeiten der Stadt. Er besaß eines der größten Bauunternehmen in Massachusetts, war verlobt und gleich doppelt werdender Vater. Seine künftige Frau hieß Ruth. Nachdem sie ihm mitgeteilt hatte, sich in anderen Umständen zu befinden, waren beide alles andere als erfreut. Der nicht gewollte Nachwuchs bedeutete schon wegen ihrer Herkunft und ihres Leumunds eine Zwangsehe. Dazu kam die konservative Erziehung, die insbesondere Ruth genossen hatte. Nachdem sie von ihrem Frauenarzt den Grund für das Ausbleiben ihrer Regel erfahren hatte, wurde James der Zugang zu ihren weiblichen Reizen verboten. Die Verlobte befand sich im vierten Monat ihrer Schwangerschaft, als James über die attraktive Stella hergefallen war. Für ihn blieb sie nur ein Abenteuer, von dem er dachte, es genauso verheimlichen zu können wie seine anderen Affären. Ruth wusste nichts von den Sexabenteuern ihres späteren Gatten und hatte auch keine Ahnung, dass sie von ihm bis in die Gegenwart regelmäßig betrogen wurde. Für den Unternehmer, dessen Wortschatz ein Nein von Frauen und Geschäftspartnern nicht kannte, waren die Seitensprünge eine normale Gewohnheit, die nur wahre Männer haben. Hin und wieder, wenn er eine Frau besonders begehrenswert fand, ließ er sich zu einer Schweigegeldzahlung herab, damit er sich ein zweites Mal mit ihr vergnügen konnte. Zahlungen dieser Art waren jedoch äußerst selten. James hatte fast nie das Bedürfnis, eine Bettaffäre zu wiederholen. Unbestritten blieb, dass er für Frauen eine lukrative und ansehnliche Errungenschaft war. Wenn Frauen jedoch versuchten, ihn wegen der Liaison zu erpressen, erging es diesen Frauen schlimmer als Stella. Sie erhielten Prügel und wurden gezwungen, innerhalb weniger Stunden die Stadt zu verlassen. Drei Mal war das vorgekommen.

Stella hatte bei James Evans eine Lehre als Sekretärin begonnen und schon bald sein Interesse geweckt. Doch Stella gehörte zu den Frauen, die sich von ihm nicht blenden und erobern ließen. Wegen ihres energischen Neins zu der Einladung auf einen Drink in seinem Liebesappartement war sie für ihn zu einer überaus prickelnden Herausforderung geworden. Aber nichts half: Seine Position, der Charme, das solide Aussehen und der pralle Geldbeutel, alles prallte an ihr ab. James Evans entschied sich, sein Ziel mit unrechtmäßigen Mitteln zu erreichen. Unter einem Vorwand hielt er sie länger im Büro zurück und schlug zu, nachdem die Angestellten die Räume verlassen hatten. Neun Monate später stand er im Erzbistum neben dem Holztisch, auf dem sie lag. Seine Anwesenheit war nicht der Vaterschaft geschuldet, sondern dem Vorsatz, sie endgültig in die Knie zu zwingen, nachdem es seine Handlanger mit ihren Tiraden nicht geschafft hatten. Stella war von ihnen in den vergangenen vier Monaten verfolgt, beleidigt, bespuckt, ausgeraubt und geschlagen worden, doch ihr Wille und ihre Forderungen wurden durch die Schikanen nicht gebrochen. James sah zu der Nonne und dem blutverschmierten Säugling, den sie eben aus Stellas Unterleib hervorgeholt hatte. »Drei Hurensöhne!«, stellte er barsch fest und dachte an die Minuten zurück, in denen er Stella genommen hatte. Der Akt war kurz und trotz der Erektion auch für ihn unbefriedigend gewesen. Sie hatte sich körperlich kein bisschen gewehrt, sondern sich stattdessen, nach sinnlosen verbalen Protesten, ihm einfach hingegeben. Wie ein Brett hatte sie dagelegen, nicht geschrien und nicht gestöhnt. James war es vorgekommen, als ob er es mit einer Toten triebe, nur deswegen ließ er nach dem ersten Schuss ins Schwarze von ihr ab. Hätte sie sich rebellischer oder erotischer verhalten, wäre er mindestens noch einmal in sie eingedrungen. Stella war, zumindest vor der Schwangerschaft, eine überaus anziehende, junge Dame. Das Kindergeschrei hatte James in die Gegenwart zurückgeholt. Er deutete auf Stella und wandte sich an die Hebamme in Nonnenkluft, die ihre Geburtshelferposition immer noch nicht verlassen hatte. »Sie sorgen dafür, dass sie auf die Beine kommt und mitsamt den Schreihälsen so bald wie möglich von hier verschwindet. Sie bleiben bei ihr, bis sie sich einigermaßen erholt hat, danach können Sie wieder den ganzen Tag mit Gesängen und Gebeten verbringen. Hat Ihnen der Erzbischof Anweisungen erteilt, wie die Angelegenheit zu behandeln ist?« Die Ordensschwester nickte und griff nach dem Geldschein, der ihr von James entgegengehalten wurde. Mit verachtender und doch versteinerter Miene drehte er sich zu der erschöpften Mutter um. »Du wirst dein Erstgeborenes nie wieder sehen, wenn du weiterhin Scherereien machst. Halte dich von mir und meiner Familie fern, ebenso wirst du die ganze Sache vergessen und keine Gerüchte in die Welt streuen. Denk an dein Kind und nicht an dich!« Kaum ausgesprochen, schritt James Evans davon und bekam nicht mehr mit, was kurz danach in dem Verlies geschah.

»Allmächtiger!«, entkam es der Geburtshelferin zwischen Stellas Beinen. »Da kommt noch eines!«, brachte sie ungläubig hervor und fing während des Geburtsvorgangs an, das »Vaterunser« aufzusagen.

Stella, halb benommen, hatte die Stimme wie aus der Ferne gehört und begriffen, dass sie vom Schicksal zusätzlich bestraft wurde. Zuerst die Vergewaltigung, danach die Scham, schließlich die Schwangerschaft und nun auch noch Mehrlinge. Den sexuellen Übergriff anzuzeigen wäre in den neun Monaten zuvor einem Selbstmord gleichgekommen. Kein Mensch hätte ihr geglaubt, dass sie von James Evans brutal vergewaltigt worden war, aber nicht deswegen hatte sie von einer Anzeige abgesehen. Nachdem ihr bewusstgeworden war, dass sie sich in anderen Umständen befand, brachte sie den Mut auf, ihren Peiniger zur Rede zu stellen. Ob er dadurch kompromittiert werden würde, war ihr damals egal. Erstaunlicherweise zeigte sich James gesprächsbereit. Aus persönlichen Motiven bot er ihr an, die Kosten einer heimlichen Abtreibung in einem anderen Bundesstaat zu übernehmen. Stella wäre bereit gewesen, auf den Deal einzugehen, doch für einen Schwangerschaftsabbruch war es schon zu spät. Fortan geriet Stella in einen Zustand der Machtlosigkeit. James Evans ließ sie auf Schritt und Tritt von bezahlten Handlangern verfolgen und wusste somit, eine Anzeige zu verhindern. Außerdem gelang es ihm auf diese Weise, die lästige Schwangere von seinem Umfeld fernzuhalten. Bis zum fünften Monat blieb Stellas Schwangerschaft unsichtbar. Weder ihre Eltern noch ihre Freunde hätten ihr eine in sechzehn Wochen bevorstehende Niederkunft abgenommen. Dass sie darüber hinaus Mehrlinge zur Welt bringen würde, war in jenen Tagen völlig unvorstellbar. Als Stella erkannt hatte, dass sie wegen einer Vergewaltigung Mutter werden sollte, weigerte sie sich strikt, diese Tatsache zu akzeptieren. Niemals wollte sie ein Kind zur Welt bringen, das nicht aus Liebe gezeugt worden war. Die Gesetze der Natur waren jedoch unumkehrbar, genauso wie die Schicksalsschläge des Lebens, die willkürlich auftraten. Ihre Einstellung erfuhr eine Wende, vor allem wegen einer Tragödie. Von heute auf morgen war Stella allein. Ihre Freunde ließen sie mehr oder weniger im Stich, als ihr Schwangerschaftsbauch an Umfang zunahm. Sie gingen egoistisch ihren Vorlieben und Gewohnheiten nach, bei denen Stella nur ein Anhängsel gewesen wäre. Keiner ihrer Freunde war dazu bereit, auf sie Rücksicht zu nehmen und vielleicht sogar auf dies und das zu verzichten. Das Leben am Ende der siebziger Jahre bot zu viel Spaß und Annehmlichkeiten, jeder wollte es in vollen Zügen auskosten und keinesfalls etwas versäumen.

Zudem verlor Stella ihre Eltern wegen eines Autounfalls. Ihre Mutter und ihr Vater waren im siebten Monat ihrer Schwangerschaft aus ungeklärten Umständen von der Straße abgekommen und einen tiefen Abhang hinabgestürzt. Die Zukunft der werdenden Mutter sah trostlos aus und bestand aus Gram, Selbstmitleid und Einsamkeit. Stella war ein Einzelkind, und in ihrer Trauer fing sie an, ihren Bauch zu streicheln und mit den Ungeborenen zu reden, wobei sie nicht wusste, dass sie Mehrlinge gebären würde. Das heranwachsende Leben in ihrem Körper gab ihr Halt, spendete Trost und ließ die Zukunft besser aussehen. Ein Sinneswandel trat ein, plötzlich wünschte sich Stella nichts anderes, als endlich Mutter zu werden. Der Tod der Eltern, so traurig und niederschmetternd er war, bescherte ihr ein überschaubares Erbe. Immerhin war es so umfangreich, dass sie auf Almosen verzichten und den Nachwuchs ohne jegliche Unterstützung aufziehen konnte. Es hatte sich bis dahin bereits eindeutig abgezeichnet, dass der in der Stadt angesehene James Evans seine mit Gewalt gezeugten Kinder niemals anerkennen würde. Für Stella war es ein Grund mehr, sie zur Welt bringen zu wollen. Daraus entstand zugleich die Hoffnung, eines Tages Gerechtigkeit zu erfahren.

A

cht Jahre lang war Stella wöchentlich im Bostoner Erzbistum erschienen, um ihren Erstgeborenen zu sehen. Im ersten Jahr ließ sie der Ordensbruder, den James Evans zum Erziehungsberechtigten ernannte hatte, nie mit dem Kind allein. Es war eine psychische Folter und zugleich eine Demütigung. Erst als das Baby anfing, zu krabbeln und schließlich zu laufen, bekam sie innerhalb des Bistums eine größere Bewegungsfreiheit. Bei schönem Wetter durfte sie sich mit ihrem Sohn im Garten aufhalten, doch beschattet, wenn auch mit Abstand, wurde sie immer. Monate vergingen, und Stella blieb es nicht verborgen, dass ihr Junge ab dem dritten Lebensjahr jede Woche eine andere Laune hatte. Mal war er zugänglich, sieben Tage darauf verschlossen, beim nächsten Wiedersehen gab er sich hyperaktiv. Es gab Treffen, bei denen der Junge kein Wort von sich gab, dann wieder welche, bei denen er lebhaft und unbekümmert war. Die Stimmungsschwankungen wurden von Jahr zu Jahr extremer, manchmal sogar beängstigend. Schon deswegen entging es der Mutter nicht, dass nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihres Kindes durch traumatische Erfahrungen negativ beeinflusst worden war. Den Erstgeborenen aus dem Kloster zu holen erwies sich als unmöglich. Schon bei der Andeutung eines solchen Gedankens konnte Stella ihren Sohn in der darauffolgenden Woche nicht besuchen. Die Tyrannei ließ erst im sechsten Jahr nach, weil sich Mutter und Kind scheinbar vollends untergeordnet und angepasst hatten. Tatsächlich hatten beide jedoch ein Abkommen geschlossen, das erst durch das Alter des Jungen möglich geworden war. Stella konnte es nicht leugnen, dass sich ihr Sohn prächtig entwickelt hatte, was auf die Erziehungsmethoden des Bistums und auf die des Ordensbruders zurückzuführen war. Ihr Junge konnte bereits frühzeitig sehr gut lesen und rechnen, und er hatte trotz der erlittenen Qualen innerhalb der Bistumswände keine körperlichen Schäden davongetragen. Selbstverständlich war der Erstgeborene noch längst nicht so reif, um zu verstehen, was seine Mutter mit ihren Verhaltensvorschriften bei ihm erreichen wollte, aber er besaß die Fähigkeit, ihre Gefühle nachzuvollziehen. Wie seiner Mutter war ihm die körperliche Unversehrtheit genommen worden. Auch sein Stolz hatte zu oft Erniedrigungen erfahren. Stella begann, ihren Sohn wöchentlich auf ein Leben nach dem Dasein im Bistum vorzubereiten, und an den anderen sechs Wochentagen kümmerte sie sich um ihre drei Kinder zu Hause. Es war von Vorteil, dass sie sich am Anfang eine Babysitterin und später eine Kinderbetreuerin leisten konnte. Ohne Hilfe hätte sie es niemals geschafft, die Jungen im Zaum zu halten. War es nach ihrer Geburt zunächst nur das Geplärre, das sie zu überfordern drohte, waren es mit zunehmendem Alter auch die Wesenszüge und die Lebhaftigkeit der Kinder.

Manchmal wusste Stella nicht, welchem der eineiigen Kinder sie zuerst hinterherlaufen sollte. Während der eine nach links verschwand, bogen die anderen zwei in entgegengesetzte Richtungen ab, und je älter die Jungen wurden, umso mehr Spaß hatten sie daran, ihre Nanny und ihre Mutter auf Trab zu halten. Hinzu kam ein außergewöhnliches Problem: Der Kinderbetreuerin gelang es nicht, die Jungen auseinanderzuhalten. Sogar Stella als Mutter hatte damit Mühe und wusste oft nicht, ob sie nach einem Unfug mit dem tatsächlichen Übeltäter schimpfte. Die Nachbarschaft und Stellas spärliches soziales Umfeld beklagten sich häufig über die drei Jungen, die nichts als Unsinn im Kopf zu haben schienen. Allerdings war auch in diesen Kreisen niemand imstande, mit Sicherheit zu sagen, welches Kind sich einen üblen Scherz erlaubt hatte. Viele Freunde, Bekannte und Nachbarn sahen in Stella dennoch eine Frau, die Mutter geworden war und den Mut aufgebracht hatte, ihre Kinder allein großzuziehen. Obwohl es Gerüchte gab, wusste außer den Beteiligten keiner, wer der Vater war.

Stella hatte niemanden in die wahren Ereignisse involviert. Niemand ahnte, dass Stella nicht drei, sondern vier eineiige Kinder zur Welt gebracht hatte. Schließlich kam der Tag, vor dem die misshandelte Frau mehr Angst hatte als vor einer erneuten Vergewaltigung. Ihr war von James Evans erlaubt worden, den Erstgeborenen mit nach Hause zu nehmen. Zwei Gründe waren dafür ausschlaggebend: Der erste bezog sich auf das Erzbistum Boston. Hinter vorgehaltener Hand geriet die religiöse Institution zunehmend ins Gespräch, aber noch nicht in den Blickpunkt der Ermittlungsbehörden. James wollte jedoch handeln, bevor es so weit war. Das zweite Motiv für seine Geste war die Zeit. Neun Jahre waren seit der Vergewaltigung vergangen, kein Mensch hatte Stella Gehör geschenkt und ihr geglaubt. Viel wahrscheinlicher war, dass sie sich mit einer Anschuldigung zusätzliche Probleme aufhalsen würde. Warum also den Erstgeborenen noch festhalten? Für Stella Stockwell ging einerseits ein Traum in Erfüllung, andererseits war ihr bewusst, dass die Existenz des Erstgeborenen in ihrem Haus und Umfeld für zahlreiche Konflikte sorgen würde. Auch die Kinder, die in ihrer Obhut aufgewachsen waren, wussten nicht, dass sie noch einen gleich aussehenden Bruder hatten. Ärger war somit in vielschichtiger Art vorhersehbar.

Eifersucht untereinander konnte keinesfalls ausgeschlossen werden, ebenso wenig erneute Anfeindungen von Dritten und zudem Probleme im Bekanntenkreis. Bis dahin war es der Mutter von Vierlingen gelungen, sich mit drei Kindern eine familiäre Idylle aufzubauen. Klar, die drei Jungs waren manchmal anstrengend und trotzig, aber zu keinem Zeitpunkt respektlos. Irgendwelche Anzeichen, dass einer von ihnen auf die schiefe Bahn geraten könnte, gab es nicht. Stellas Befürchtungen hinsichtlich des Erstgeborenen erwiesen sich jedoch zumindest in den eigenen vier Wänden als unbegründet. Die drei Jungen nahmen ihren Bruder in einer Weise auf, die herzzerreißend war. Aber die Familienzusammenführung warf zwangsläufig viele Fragen auf. Das traf vor allem auf die Geschwister zu, die bei ihrer Mutter aufgewachsen waren. Die nach dem Erstgeborenen geborenen Jungs wollten unbedingt erfahren, wo ihr Bruder die letzten Jahre verbracht hatte, und ihre Neugier wuchs täglich. Wer und wo war ihr Vater, weswegen waren sie als Vierlinge getrennt worden, und warum wurden sie immer wieder auf der Straße schief beäugt?

Mit diesen und ähnlichen Fragen konfrontierten drei der vier Kinder ihre Mutter. Irgendwie gelang es Stella, ihre Söhne auf andere Gedanken zu bringen und sie über Wochen hinweg hinzuhalten, doch der Tag der Wahrheit ließ sich nicht aus dem Kalender streichen. Nachdem die Jungs die gesamte Wahrheit über ihre Zeugung und die damit verbundenen Umstände erfahren hatten, änderte sich das Leben aller. Plötzlich musste James Evans nicht mehr über Stella nachdenken, sondern sich abwechselnd mit einem der Vierlinge auseinandersetzen, die erpicht darauf waren, ihn zur Rede zu stellen. Zunächst ließ sich der Bauunternehmer von den Jungs nicht beeindrucken, in seinen Augen waren sie Kinder, die noch keine Ahnung vom Leben hatten. Schon deswegen sah er sie nicht als eine Bedrohung an. Um sie von sich fernzuhalten, sie abzulenken und damit zum Schweigen zu bringen, tat er das, was er am besten konnte: manipulieren und bestechen. Sein leiblicher Sohn bekam ein höheres Taschengeld, einige seiner Freunde wurden für Schikanen an den Vierlingen und ihrer Mutter bestochen, und eine bereits berüchtigte Jugendgang erhielt Geld, wenn den Stockwells Leid zustieß. Der Plan ging auf, allerdings beinhaltete er keine Strategie, die ein Leben lang umgesetzt werden konnte. Die Vierlinge wurden größer, stärker, reifer und klüger. Obwohl sie gegenüber ihren Peinigern in der Unterzahl waren, wussten sie sich im Laufe der Jahre besser zu wehren.

Nachdem der größte Bauunternehmer der Stadt lange Zeit Ruhe gehabt hatte, begannen die Jungs ab ihrem fünfzehnten Lebensjahr damit, ihn erneut verbal anzugreifen, und sie scheuten nicht davor zurück, seine Frau mit den Vorwürfen zu konfrontieren. James Evans erkannte, dass die Vierlinge durch psychischen und physischen Terror nicht mehr zu zähmen waren. Merkwürdigerweise imponierte es ihm, schließlich war er der Vater, und die vier Jungs schienen seine kämpferischen und willensstarken Gene geerbt zu haben. Insgeheim bewunderte er die Ausdauer und Leidensfähigkeit der Vierlinge und fand es lobenswert, dass sie trotz der Schikanen in der Vergangenheit nicht von ihrem Ziel abgewichen waren, ihn an den Pranger zu stellen.

Dem stadtbekannten und angesehenen James wurde klar, dass die Zeit gegen ihn lief. Die Stockwell-Teenager hätten ihm mit ihren Aussagen nichts anhaben können, doch wegen der Fortschritte in der Genforschung drohte ihm ein Vaterschaftsprozess. Der Skandal wäre immens gewesen. Die Gefahr, ruiniert und doch noch als Vergewaltiger entlarvt zu werden, begann wegen der älter werdenden Jungs Konturen anzunehmen. James sah sich deswegen zur Anwendung einer neuen Taktik gezwungen. Anstatt zu versuchen, Stella und ihre Söhne durch Gewalt einzuschüchtern, schlug er den entgegengesetzten Kurs ein. Die von ihm misshandelte Stella erhielt ein beträchtliches Schweigegeld und dazu das Versprechen, dass er für das Studium und die Ausbildung der Vierlinge aufkäme. Zudem schwor er den Jungs, ihnen ein Startkapital für ihre Zukunft zukommen zu lassen.

James Evans wäre nicht ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden, wenn er bei seinen Zugeständnissen nicht einen Hintergedanken verfolgt hätte. Bis dahin hatten die Vierlinge ein perfektes Verhältnis zueinander. Sie waren vier individuelle Wesen, für Dritte wegen ihres Aussehens jedoch eine einzige Person. Die Geschwister wussten diese Komponente für sich auszunutzen. Sie wechselten zunächst aus Spaß ihre Identität, später bei Bedarf: War der eine schlecht in Mathe, legte ein anderer die Prüfung ab, konnte von einem ein Termin nicht wahrgenommen werden, ging ein anderer Vierling hin. Es gab keine Situation, in der Stanley, Harvey, Dean und Sean, genau in dieser Reihenfolge waren sie geboren worden, nicht die Rolle eines anderen der Vierlinge übernehmen konnte. Die Identität zu tauschen war im Laufe der Zeit für die Vier zur Sucht geworden. Während des Studiums schreckten sie sogar nicht davor zurück, es bei weiblichen Eroberungen zu praktizieren. Damit bewahrheitete sich, was viele Elternpaare für Unsinn hielten. Das Zusammengehörigkeitsgefühl von Mehrlingen konnte nicht mit dem von Geschwistern verglichen werden, die im Abstand von einem oder mehreren Jahren zur Welt gekommen waren.

Trotzdem gelang es James Evans nach und nach, einen Keil zwischen die Vierlinge zu treiben. Es war ein langwieriger Prozess, der schleichend stattfand, aber von Erfolg gekrönt war. Stanley, Harvey, Dean und Sean befanden sich danach in einem Dilemma, das in der Folge zu einer Familientragödie führte.

2. Kapitel

Boston, vor zwei Jahren

E

s war ein frostiger Monat. Der eisige, böige Wind hatte mit nichts und niemandem Erbarmen. Die Temperaturen lagen unter dem Gefrierpunkt, aber das war für die Einwohner der Stadt zu dieser Jahreszeit fast schon ein Ritual. Schlittschuhlaufen auf dem »Frog-Pond« im »Boston-Common« und ausgiebige Spaziergänge durch den Park gehörten im Winter dazu, doch beides war wegen des Wetters nicht möglich. Die Wolken, die unter graubedecktem Himmel dahinzogen, schienen sich im Wettlauf mit einem Formel-1-Rennwagen zu befinden, so heftig wirbelten die Luftströme umher. Diese brachten oft stundenlang klirrende Kälte aus dem Norden, vollführten eine Drehung und schütteten schließlich beißende Eispartikel über der Metropole aus. Viele Menschen hatten das neue Jahr mit guten, herausfordernden Vorsätzen begonnen, diese jedoch bereits nach wenigen Januartagen vergessen oder aufgegeben. Selbstdisziplin war eben eine Eigenschaft, die nicht einfach zu haben war. Mit dem Rauchen aufzuhören, dem Alkohol zu entsagen und dies und das besser zu machen, es waren häufig Illusionen, womöglich sogar Selbstbetrug. Schon in der ersten Jahreswoche wurde den meisten Leuten bewusst, dass sie über eine Willensschwäche verfügten, die ihre angestrebten Ziele kläglich scheitern ließe. Nicht anders erging es den Stockwell-Vierlingen im Stadtteil »Back Bay«, einem der reichsten Wohnviertel in den Vereinigten Staaten. Sie hatten sich zum Jahreswechsel viel vorgenommen, insbesondere hinsichtlich des Umgangs miteinander. Dem Vorsatz war ein jahrelanger Streit vorausgegangen, der seinen Ursprung in ihren unterschiedlichen Werdegängen besaß. Gefördert wurden die manchmal ausufernden Zwistigkeiten durch familiäre und häusliche Verhältnisse, die verworren und teilweise undurchsichtig waren.

Das vorherrschende Chaos hatte bereits bei der Geburt der Geschwister begonnen. Die eineiigen Stanley, Harvey, Dean und Sean erblickten im zweiminütigen Abstand das Licht der Welt. Bei ihnen handelte es sich um das Ergebnis einer Vergewaltigung, die von ihrer Mutter aus Scham, großer Angst und aufgrund eines viel später gezahlten Schweigegelds nie zur Anzeige gebracht worden war. Zudem wäre es vor neununddreißig Jahren einem Selbstmord gleichgekommen, gegen einen der mächtigsten Männer Bostons aufzubegehren. Damals hatte sie weder den Mut noch die Kraft gehabt, gegen den leiblichen Vater ihrer Söhne vorzugehen. Die Kinder nahmen sie vollkommen in Anspruch, und als alleinerziehende Mutter hatte sie ohnehin genügend Grabenkämpfe mit redefreudigen Nachbarn durchzustehen. Erst als die eineiigen Brüder zu Hause vereint waren und sich in einem Alter befanden, in dem sie die Situation begreifen konnten, erfuhren sie die Wahrheit über ihren Entstehungsprozess. Lange hatte sich die Mutter geweigert, ihnen den Namen ihres Erzeugers zu nennen, doch irgendwann ließ es sich nicht mehr vermeiden. Die für andere gar nicht oder nur schwer voneinander zu unterscheidenden Vierlinge reagierten, wie es ihre Mutter erwartet hatte, nämlich völlig verschieden. Die kaum zu begreifende äußerliche Ähnlichkeit traf nämlich nicht auf ihr Wesen zu. Die von ihr bis dahin aufgebaute Familienidylle fing an, zu bröckeln. Es kam der Tag, an dem jeder der Vier einen Kurs einschlug, der die Lunte für den Streit untereinander entzündete.

Harvey, der Zweitälteste, schien dabei noch der Vernünftigste zu sein: Er verhielt sich neutral, obwohl er sich gelegentlich in einem Zwiespalt wiederfand, mit dem kein Familienmitglied umgehen konnte. In eher strengen Stunden hielt er seiner Mutter vor, hinsichtlich einer Anzeige und einer eventuellen Abtreibung falsch gehandelt zu haben. Schon am kommenden Tag konnte sich seine Ansicht vollkommen gedreht haben. Richtig schlau wurde aus Harvey niemand, denn seine wankelmütige Neutralität ließ es zu, dass er sich bei den seltenen Besuchen im Haus seines leiblichen Vaters nicht anders benahm. Mal nahm er ihm den sexuellen Übergriff übel, beim nächsten Erscheinen war er locker und entspannt, als ob nie eine Vergewaltigung stattgefunden hätte. Mitunter gab es Wochen, in denen der Eindruck entstehen konnte, Harvey wäre ein Waise, und ebenso Wochen, in denen er wie ein Muttersöhnchen auftrat. Harveys labile Wesenszüge hatten jedenfalls nicht zugelassen, dass er sich gegen seinen Erzeuger entschied. Mit seinen Brüdern hatte er ihn vor Jahren regelmäßig aufgesucht und zur Rede stellen wollen. Jeder von ihnen bekam die Gelegenheit eines Vieraugengesprächs und war danach vor die Wahl gestellt worden. Erst nach ihrem Studium und ihrer Berufswahl war ihr Vater endgültig bereit gewesen, Wiedergutmachung an ihnen zu leisten, allerdings nur, wenn sie die Vergangenheit ruhen ließen. Harvey war einverstanden, aber nicht erpicht darauf, sich in irgendeiner Weise bestechen oder manipulieren zu lassen. Er hatte vor, seine Zukunft selbst und ohne Hilfe zu gestalten. Doch für ihn galt es, mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Einerseits gab es die langjährigen Torturen, die von James angezettelt worden waren. Andererseits war es verlockend, den Zukunftsaussichten, die ihnen zugesagt wurden, zu widerstehen. So war Harvey eben: labil, beeinflussbar, durchaus zuverlässig, aber auch ein Mensch, der sein Leben genießen wollte, ohne zu viel dafür tun zu müssen. Tatsache war, dass er eine Art Hassliebe zu seinem Vater entwickelt hatte.

Sean, der Jüngste, seit jeher mehr als seine Brüder seiner Mutter zugetan, hatte die Angebote seines leiblichen Vaters zunächst entrüstet und voller Abscheu abgelehnt und war schließlich doch darauf eingegangen. Er ließ sich das Studium und die Ausbildung bezahlen, hielt sich ansonsten jedoch von James Evans fern. Ob Vater oder nicht, er konnte nicht vergessen, was sein Erzeuger seiner Mutter und seinen Brüdern angetan hatte. Aus diesem Grund kam für ihn ein engerer Kontakt nicht in Betracht. Obwohl er der jüngste der vier Brüder war und es unter den Geschwistern viele Unstimmigkeiten gab, war er jahrelang derjenige, von dem der Ton und die Vorgehensweise beim Widerstand gegen ihre Peiniger angegeben wurde. Insbesondere für Harvey war Sean der Bruder, zu dem er aufschauen und von dem er vieles lernen konnte.

Nur Dean, der Zweitjüngste, hatte von Anfang an einen Narren an seinem Vater gefressen. Sean warf ihm das immer vor, und es endete fast immer in einem Streit. Dean ließ sich davon nicht beirren und arbeitete wie besessen daran, in die Fußstapfen seines Erzeugers zu treten. Er wollte unbedingt mehr von dem Kuchen haben, den sich der Vergewaltiger aufgebaut hatte. Alle anderen Zuwendungen seines leiblichen Vaters sah er als Almosen an, mit denen er sich nicht zufriedengeben wollte. Vom Wesen her war Dean vollkommen anders als seine Brüder, nur in einem Punkt besaßen sie eine Gemeinsamkeit: Die Schläge, Gemeinheiten, Überfälle, Knochenbrüche, blauen Augen und Verleumdungen, die ihnen auf James Evans` Anweisungen zugefügt worden waren, hatten sich in ihre Köpfe eingebrannt.

Das galt auch für Stanley, den Erstgeborenen. Äußerlich hätte Stanley einer seiner Brüder sein können, innerlich war er ein Mensch, den nur wenige Eigenschaften mit seinen Geschwistern verbanden. Die Zeit im Erzbistum nagte an ihm, ebenso wie die Ereignisse während des Erwachsenwerdens. Für ihn waren die Geldzahlungen seines Vaters lächerlich und beleidigend. Allein der Gedanke, dass sein leiblicher Vater glaubte, mit Geld alles wiedergutmachen zu können, war für ihn eine Erniedrigung. Er nahm das Geld dennoch an, schon deswegen, um James Evans ein wenig ärmer zu machen. Stanley war der Letzte, der nach der Geburt nach Hause gekommen war, und er war der Erste, der die vier Wände seiner Mutter verließ.

Die Vierlinge wurden erwachsen und begannen, ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Harvey ging wie geplant seinen Weg, ohne endgültig Partei für seine Mutter, den Vater oder einen seiner Brüder zu ergreifen. Sean hingegen besaß nicht die hochgesteckten Ambitionen seiner Geschwister. Er sah das Leben lockerer und fühlte sich wie der Mann im Haus, nachdem Stanley, Harvey und Dean die Wohnung der Mutter verlassen hatten.

Die Zeit verging und hielt für die vergewaltigte Frau auch noch eine Portion Liebesglück bereit. Der Mutter, die sich bis zur Volljährigkeit ihrer Söhne von den schönen Dingen des Lebens fast komplett abgewandt hatte, gelang es, ihre Verbitterung abzulegen. Sie ging aus, konnte sich vor Verehrern kaum retten und traf einen Mann, der ihr Herz eroberte. Es war Liebe auf den ersten Blick, und sie entschlossen sich zur Trauung. Die zerstrittenen, allerdings nicht verfeindeten Brüder Stanley, Harvey, Dean und Sean Stockwell und sogar deren leiblicher Vater James Evans sowie dessen Familie waren bei der Hochzeit zugegen. Alles hatte sich zum Guten gewendet, doch Stellas Glück war nicht von langer Dauer.

A

m Silvesterabend war zur Freude Stellas endlich Frieden unter den Brüdern geschlossen worden. Hoch und heiliger als heilig, voller Inbrunst und nach bestem Wissen und Gewissen hatten sie sich kurz vor dem Jahreswechsel versprochen, sich nicht mehr in das Leben der jeweils anderen und deren jeweiligen Umgang mit James Evans einzumischen. Sie gaben sich das Ehrenwort, wieder zusammenzuhalten und es untereinander zu akzeptieren, wer vor ihnen am Leben ihres leiblichen Vaters teilhaben wollte.

Harvey hatte ohnehin kein Problem mit einem Familienangehörigen, außer in den Momenten, in denen ihn zwiespältige Gefühle überkamen. Diese traten immer dann auf, wenn er bei seiner Mutter oder bei deren Vergewaltiger zu Besuch war. War er zu Gast bei Stella Stockwell, so hatte seine Mutter vor ihrer Heirat geheißen, wurde er von einem schlechten Gewissen gegenüber seinem leiblichen Vater geplagt. Obwohl er ihn eigentlich hätte hassen müssen, konnte er es nicht, schließlich hatte James Evans einiges zu seinem Dasein beigetragen. Befand sich Harvey bei ihm, hatte er ein schlechtes Gewissen gegenüber seiner Mutter. Damit ließen sich auch Harveys Besuchszeiten bei seiner Mutter erklären: Er kam oft unangemeldet und blieb häufig nur so lange, wie er seinen Zwiespalt ertragen konnte. Auf Wunsch seines Stiefvaters sollte ein Jahreswechsel und eine Familienzusammenführung in dessen Haus gefeiert werden. Harvey wollte die Spannungen in der Familie endgültig beenden und sämtliche Konfrontationen der Vergangenheit angehören lassen. Er nahm die Einladung sofort an.

Harvey hatte keine Lust mehr, ständig zwischen seinen Brüdern zu stehen und zu vermitteln. Er verstand sich blendend mit Sean und war Dean aufgrund beruflicher Abhängigkeiten gewissermaßen hörig. Zwar hatte Harvey seinen Weg eisern verfolgt, allerdings war er zu oft gestolpert. Sein Verhältnis zu Stanley war so, wie es gegenüber einem älteren Bruder sein sollte, respektvoll und doch sehr eng. Irgendwie war Harvey froh, nicht der Älteste zu sein und ständig als Vorbild für seine jüngeren Brüder fungieren zu müssen. Ohne zu zögern, waren auch Stanley, Dean und Sean der Einladung gefolgt. Dass Sean und Stanley kommen würden, lag auf der Hand, doch Deans Zusage kam unverhofft. Niemand in der Familie wusste, dass er den Silvesterabend ansonsten allein hätte verbringen müssen. Seine Söhne, überaus verwöhnte Studenten in Oxford, wollten Silvester mit Freunden feiern, und seine Ehefrau hatte den Abend einem ihrer ständig wechselnden Liebhaber versprochen. Dean wollte mit einer jüngeren Geliebten ausgehen, aber diese Frau hatte ihm eine Abfuhr erteilt. Sein Ärger darüber hielt sich in Grenzen, nachdem ihm von seinem Stiefvater die Offerte telefonisch überbracht und die Friedenspläne erläutert worden waren. Im Anschluss an das Gespräch war Dean ehrlich zu sich: Seine Zusage begründete nicht auf Interesse an einer Aussöhnung mit seiner Mutter, deren Mann und seinen Brüdern, sondern auf seinem Egoismus. Die Vierlinge waren an diesem Silvesterabend mittlerweile achtunddreißig Jahre alt. Sie hatten eigene Familien mit Kindern gegründet, allerdings war nur noch Dean verheiratet. Harveys Ehe war wegen seines undisziplinierten Lebenswandels gescheitert, während Sean ein Opfer seiner Treulosigkeit geworden war. Sogar Stanley hatte trotz seiner Vergangenheit im Erzbistum einer Trauung zugestimmt, aber die Liaison stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Er ließ sich scheiden und kehrte nach Boston zurück, nachdem er einige Jahre in Kalifornien gelebt hatte. Der Hang zu Männern war größer als die Zuneigung zu seiner Frau und den zwei Kindern.

Sean hatte die Einladung aus berechtigten Motiven als Erster erhalten. Er war auf seinen Stiefvater einerseits eifersüchtig, andererseits sah er in ihm einen Mann, der seiner Mutter auch Leid und Schmerz zufügen könnte. Deswegen nahm er Stella die Hochzeit ein wenig krumm, ohne ihr wirklich böse zu sein. Sein Verhältnis zu beiden besaß viele Facetten, die sich schwer erklären ließen und von seiner stündlich wechselnden Tageslaune abhängig waren. Mal war er distanziert, dann wieder gesprächig. Mal konnte er so etwas wie ein Familienleben entwickeln, aber er konnte sich auch rasch in einen Störfaktor verwandeln. Trotz aller widersprüchlichen Wesenszüge und der vorhandenen Befangenheiten sagte auch Sean sein Kommen zu. Er und Dean trugen die Hauptschuld an den Streitigkeiten in der Familie. Der Jüngste konnte seinem Bruder bis dahin nicht wirklich verzeihen, dass er und ihre Mutter von ihm in Stich gelassen worden waren. Immer wieder kam er auf das Fehlverhalten des Älteren zu sprechen und warf es ihm vor. Hinzu gesellte sich Harvey, der nie wusste, auf welcher Seite er stehen sollte. Häufig entstand daraus eine verbale Auseinandersetzung, die oft beinahe eskaliert wäre. Vielleicht hatten Stella und ihr Mann die Befürchtung gehegt, dass es ausgerechnet am Silvesterabend zu einer Prügelei unter den Brüdern kommen könnte, doch entgegen allen negativen Omen verlief der Jahreswechsel so harmonisch wie nie zuvor. Während des Abendessens konnte nur sie sich an den letzten gemeinsamen Silvesterabend im Kreis ihrer Kinder erinnern. Er lag ewig zurück und hatte in ihren Augen in einem anderen Leben stattgefunden. Damals hätte sie nie geglaubt, jemals einen Mann lieben und heiraten zu können. Ihre Söhne hatten sich am Anfang ihrer Pubertät befunden und immer mehr Interesse an ihrem leiblichen Vater gezeigt. Für Stella wurde es damit Zeit, ihren Kindern ein lange gehütetes Geheimnis zu offenbaren. Seitdem hatte es nie mehr einen Silvesterabend zu fünft gegeben. Nun waren sie sogar zu sechst, und dementsprechend glücklich fühlte sie sich.

Doch Stellas Freude wurde viel zu schnell und brutal getrübt. Bereits beim Frühstück am Neujahrstag kam es unter den Mehrlingen wegen gegenseitiger Sticheleien zunächst zu verbalen Differenzen. Zunächst leise, schließlich lauter, letztlich schreiend. Ein Wort gab das andere. Es wurden Beleidigungen geäußert, die den Bruderzwist eskalieren ließen. Es kam zu einem harmlos erscheinenden Handgemenge.

Mit einem Stoß gegen die Schulter des einen fing es an, eine deutlich heftigere beidhändige Gegenreaktion führte zum Verlust aller Hemmungen. Die zunächst komödiantische Familientragödie verwandelte sich mit jedem Hieb zu einem immer brutaler werdenden Horrorfilm. Frust prallte auf Gier, Neid schlug auf Gewinnsucht, Enttäuschung drosch Gleichgültigkeit, Wut traf auf Verharmlosung, Verletzlichkeit prügelte gegen Jähzorn, abgestempelte Verlierer züchtigten selbsternannte Gewinner. Die Vierlinge bewarfen sich mit beleidigenden Ausdrücken, hauten sich ihr Dasein um die Ohren und boxten sich dabei den Verstand aus ihren Köpfen. Gläser zerbarsten, Gegenstände wie Kerzenständer flogen umher, Möbel wurden in Mitleidenschaft gezogen, es wurde gekratzt, gebissen, in die Augen gestochen. Ein Augenzeuge der Gewaltorgie hätte nicht sagen können, wer gegen wen kämpfte. Stanley, Harvey, Dean und Sean schlugen unkontrolliert und erbarmungslos aufeinander ein, und nur ein Hellseher hätte erkannt, was den Brüdern bei jedem Faustschlag durch den Kopf ging. Sie rangen miteinander, bis ihre Kräfte erlahmten. Das Gesetz des Stärkeren setzte sich durch. Aus der Schlägerei entwickelte sich eine Familientragödie, die unbekannt bleiben sollte, zumindest für längere Zeit.

Da waren sie, die Vierlinge, die ihre Jugendjahre und ihr Los nicht begreifen, ertragen und vergessen konnten. Stanley, Harvey, Dean und Sean, jeder von ihnen hätte zahlreiche Gründe besessen, um sich an James Evans und den von ihm bezahlten Handlangern, zu denen auch sein Sohn gehörte, zu rächen.

Vergeblich versuchten Stella und ihr Mann, die Mehrlinge zu trennen. Ihre Bemühungen lösten stattdessen ein furchtbares Blutbad aus. Ein Vierling wusste sich nicht anders zu helfen, er griff wegen der eben gehörten Beleidigungen und der Erniedrigungen in all den Jahren nach einem auf dem Frühstückstisch liegenden Brotmesser und stach rücksichtslos zu. Er traf Stella in den Bauch, und für einen Moment traten Schock und Stille ein. Nachdem der Ehemann neben der Schwerverletzten klagend auf die Knie gegangen war und sich über sie gebeugt hatte, stieß der Vierling dem wehrlosen Stiefvater das Messer mit voller Wucht in den Rücken. Kaum geschehen, stürzten sich seine Brüder auf ihn.

Während der Prügelei kam durch die verzweifelten Vorwürfe zutage, wie sehr und unterschiedlich die Vierlinge unter der Vergangenheit und Gegenwart litten. Der eine Bruder gab dem einen für dies die Schuld, der nächste machte den anderen für das verantwortlich. Damit offenbarte jeder, wie sehr sein Stolz und seine Seele verletzt worden waren. Es wurde ersichtlich, dass keine der erlittenen und gefühlt immer noch schmerzenden und blutenden Wunden jemals heilen würde. Die Vierlinge waren menschliche Wracks, und einer der Vier war dermaßen wütend und vom Leben enttäuscht, dass er beschloss, als Racheengel aufzutreten. Nach der Schlägerei verließ er in aller Ruhe das Haus seines Stiefvaters, und niemand hätte sicher sagen können, wer aus dem Gebäude getreten war. Bei ihm hatte der im Kopf und Herz aufgestaute Hass einen Weg auf die Oberfläche gefunden. Alle belastenden Gefühle und Erinnerungen waren wie ein Vulkan explodiert. Bei dem Vierling, der den Bruderkampf für sich entscheiden konnte, waren ohne Vorwarnung plötzlich sämtliche Qualen zutage gekommen, die er seit seiner Geburt erlitten hatte. Damit war er zu einer tickenden Zeitbombe geworden, die nur eines wollte: Rache! Vergeltung für alles und an jedem, der ihn einst in irgendeiner Form gedemütigt hatte und der ihn in der Gegenwart nicht ernst nähme. Kein Mensch war imstande, ihn als den Mann zu erkennen, der er in Wirklichkeit war. Ob es sich bei ihm um Stanley, Harvey, Dean oder Sean handelte, niemand vermochte es zu sagen. Aus einem der Mehrlinge wurde eine Person, die nicht identifiziert werden konnte und die deswegen den Namen John Doe erhielt. Der Racheengel namens John ging nicht unüberlegt vor, sondern begann, einen Vergeltungsplan zu schmieden, der viel Zeit in Anspruch nahm. Obwohl John später einen Teil seines Plans in Realität umsetzen konnte, gab er dem Bostoner Morddezernat erst ab einem von ihm gewählten Zeitpunkt Rätsel auf.

Die Prügelorgie und das daraus entstandene Gemetzel waren der Anfang des Horrorszenarios, vor dem Detective Forrest Waterspoon Monate später stehen sollte. Damit brach eine Zeit an, die ihn an allem zweifeln und noch mürrischer werden ließ, als er ohnehin schon war.

3. Kapitel

Boston, Mai 2018

F

orrest Waterspoon war unzufrieden, mit sich, der Welt und überhaupt. Es lag zum Teil an seinem letzten Fall und den Konsequenzen, die sich daraus für sein Privatleben ergeben hatten. Seiner Adoptivtochter wegen eines Versprechens verschweigen zu müssen, dass ihr leiblicher Vater am Leben war und dass sie außerdem eine zweieiige Zwillingsschwester hatte, besaß ein Gefahrenpotenzial für den Familienfrieden. Hinzu kamen persönliche Details, die seine Laune negativ beeinflussten. Den ersten Stimmungsdämpfer hatte er am Ende des vergangenen Jahres erhalten: Keinesfalls wollte er während der Weihnachtstage zunehmen. Optimistisch gestimmt, betrat er am Neujahrstag die Waage. Drei Kilogramm mehr ließen seinen Gemütszustand zunächst in den Keller fallen und schließlich rebellisch werden. Viel mehr Bewegung als bisher schien die einzige Lösung für seine Gewichtszunahme. Er nahm sich vor, fortan zu Fuß zur Arbeit zu gehen, was sich jedoch unmöglich bewerkstelligen ließ.

Da war zunächst das schlechte Wetter. Erschwerend kam hinzu, dass er in seinem Job ohne Auto aufgeschmissen wäre. Mörder zu bitten, ihre Kapitalverbrechen vor oder in der Nähe des Departments auszuüben, war eine Illusion. Da ihm aber kein Dienstwagen zur Verfügung stand, musste er sein Auto benutzen. Vor oder nach dem Dienst spazieren zu gehen, vielleicht sogar mit seiner Frau an der Hand, erwies sich als undurchführbar. Bei einem Spaziergang vor der Arbeit hätte Betty ihm die Pest an den Hals gewünscht, denn im Gegensatz zu ihm stand sie nicht berufsbedingt früh auf. Nach dem Job durch die Straßen oder Parks der Stadt zu wandern war für ihn eine Horrorvision. Deswegen hatte sich an Forrests peinlicher Kondition und seinem noch überschaubaren Gewichtsproblem nichts geändert. Ihm setzten auch die Geheimnisse zu, die er mit sich herumtrug und die ihn zumindest finanziell auf Trab hielten. Mollys Zwillingsschwester zu helfen sah er wegen der Vorgänge in der Vergangenheit als seine Pflicht an. Er hatte für Claire eine Wohnung gemietet, diese einrichten lassen und der verständlicherweise verstörten Frau zudem eine psychiatrische Betreuung und einen Privatlehrer besorgt. All das geschah im Rücken seiner Familienangehörigen, weswegen er ständig unter moralischem Druck stand.

Dafür schienen die Tötungsdelikte abzunehmen: Es sah ganz danach aus, als ob ein Unbekannter sämtliche Mordpläne in Boston vereitelt hätte und alle künftigen Täter aus der Stadt gewiesen worden wären. Detective Forrest Waterspoon war praktisch arbeitslos und saß über irgendwelchem Schreibkram in seinem Büro.

Auf dem Weg ins Department konnte Forrest nicht ahnen, dass der berufliche Frieden ausgerechnet ihm, einem bekennenden Ungläubigen, eine fatale Rechnung in Form eines Kirchgangs präsentieren würde. Nachdem er das Präsidium betreten hatte, übergab ihm der diensthabende Wachmann ein Kuvert mit einem rätselhaften Schriftstück. Damit begann für Forrest eine Zeit, die ihn dazu zwang, die geistige und körperliche Lethargie der zurückliegenden Monate abzuschütteln. Schon das Schreiben ließ ihn nachdenklich werden. Ein Unbekannter hatte es an der Pforte abgegeben und darauf gedrängt, dass das Kuvert umgehend an ihn weitergeleitet wird. Der Überbringer der Botschaft bestand ausdrücklich darauf, dass nur ihm das Schreiben auszuhändigen war. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Ermittler noch nicht im Department. Als er wenige Minuten nach dem Ereignis das Gebäude betreten hatte, eilte der fremde Bote zum Wagen des Detective`s. Danach begab er sich mit schnellen Schritten zu einer in Augenweite befindlichen Haltestelle und stieg, ohne auf die Route zu achten, in den nächsten Bus. Forrest las die an ihn adressierten Zeilen:

»Wenn Sie ein Kapitalverbrechen verhindern wollen, begeben Sie sich sofort in die Kathedrale ›Holy Cross‹. Gelingt es Ihnen, wird nichts weiter geschehen, außer, Sie kommen nicht allein! Sollten Sie bei dem Versuch, einen Mord zu vereiteln, scheitern, werden viele Menschen sterben, zum Schluss Sie!«

Es waren diese Sätze, die Forrest dazu gezwungen hatten, einen Ort aufzusuchen, den er ansonsten gemieden hätte. Entgegen allen Vorschriften behielt er den Inhalt der Nachricht für sich und verließ das Präsidium mit eiligen Schritten. Der morgendliche Berufsverkehr gab ihm Zeit, über den Zusteller und das Schriftstück nachzudenken. Mit dem Beamten an der Pforte hatte er sich intensiv über den Überbringer ausgetauscht und dabei erfahren, dass der Mann trotz der Videokameras unmöglich zu identifizieren war: Er hatte seinen Kopf unter einem Motorradhelm versteckt. Das Detail war für den Detective von Bedeutung. Es sah so aus, als ob sich die unbekannte Person keinen albernen Scherz erlaubt hatte, ansonsten hätte er sich als Scherzbold zu erkennen gegeben. Es war unfassbar, aber tatsächlich liefen solche Idioten durch die Straßen der Stadt. Ihr Ziel bestand aus nichts anderem, als Aufmerksamkeit zu erlangen. Zu gern hätte Forrest gesehen, dass die nach Bekanntheit hechelnden Personen geteert und gefedert worden wären. Etwas anderes stand ihnen seiner Meinung nach nicht zu. Kaum hatte er die Worte des Kollegen vernommen, war er aus dem Gebäude geeilt und erhielt unverzüglich das nächste Indiz für eine ernstzunehmende Drohung: Hinter einem Scheibenwischer seines alten Vehikels, das er in Sichtweite des Departments geparkt hatte, war ein Zettel hinterlassen worden.

»Beeilung, die Zeit wird knapp!«

Er schüttelte den Kopf. Wer hatte den Satz geschrieben und war so unverschämt? Wissend, dass er leichtfertig agierte, setzte er sich hinter das Lenkrad seines Fords und schlug an der nächsten Kreuzung den Weg zu der historischen Kathedrale ein. Sie lag im Stadtteil South End und wäre bei normalem Verkehr in kurzer Zeit zu erreichen gewesen, doch er geriet in einen Stau, der ihm einige Flüche entlockte. Erst eine Dreiviertelstunde später stand er in der Kirche vor dem Altar. Das Gotteshaus war riesig, und trotz der imposanten Geschichte und denkwürdigen Ereignisse hatte es an Glanz verloren. Vergewaltigungen und Misshandlungen in der Vergangenheit warfen Schatten auf das gesamte Erzbistum der Stadt. Für Forrest waren diese skandalösen Verbrechen und die ungenügende Aufklärung ein weiterer Anlass, keinem Allmächtigen den Zugang zu seinem Leben zu ermöglichen. Forrest sah sich um, schritt den Mittelgang zwischen den Sitzreihen entlang und blieb vor dem Altar stehen. Er drehte den Kopf nach links und rechts und blickte über die Schulter zum Eingang der Kathedrale. Verstreut saßen einige Betende auf den Holzbänken. Unter ihnen waren sicher ein paar Kirchgänger, die in dem Gemäuer auf der Suche nach dem Sinn des Lebens waren. Andere hatten die Hände gefaltet, hielten den Kopf gesenkt und sehnten den Gott herbei, der sie im Stich gelassen hatte. Dem Detective war es egal, er war nicht gläubig. Wenn er einer der Christen wäre, hätte er ausschließlich an die Hölle und den Satan geglaubt. Schon aus diesem Grund hatte er die Kirche nicht freiwillig aufgesucht. Die Fragen lauteten, von wem und warum er an diesen Ort zitiert worden war. Die Augen des Detective`s prüften die geheiligte Umgebung und richteten sich von einem Anwesenden zum nächsten. Er sah nichts Verdächtiges, dafür wurde ihm bewusst, dass er es war, der sich auffällig verhielt. Bestätigt wurde das durch die vorwurfsvollen und missbilligenden Blicke, die ihm zugeworfen wurden.

Forrest wandte sich dem Altar zu. War er doch einem Witzbold auf den Leim gegangen? Er trat zwei Schritte näher an den Arbeitsplatz eines Priesters und musterte die darauf stehenden Gegenstände. Ein Kreuz, ein Kelch, eine Bibel und eine Schale besaßen nicht die Kraft, ihn zu bekehren, aber ein Kuvert hatte sein Interesse geweckt. Es war ein Umschlag, der eindeutig nicht zum Equipment des Altars gehörte. Er nahm es an sich, da spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter, und er wurde brüsk herumgerissen.

Der Ermittler sah in ein erbostes Gesicht, das ihn dermaßen strafend ins Visier genommen hatte, als ob es sich bei ihm um einen Grabschänder handeln würde. »Was machen Sie da?«, fauchte ihn ein Mann an, den er zuvor in einer der Sitzreihen gesehen hatte.

Forrest ignorierte die Worte. Behäbig zog er seine Dienstmarke hervor, um den Fragenden nicht zu provozieren, und hielt sie ihm unter die Nase. »Wie lange sind Sie schon hier?«, fragte er, anstatt eine Antwort zu geben.

Der Kirchenbesucher, der seinen Glauben offenbar nach dem Motto »Auge um Auge, Zahn um Zahn« zu praktizieren gewohnt war, wich einen Schritt zurück. »Entschuldigung, ich hatte angenommen, Sie wären einer von denen, die sich am Kircheneigentum bereichern.«

Der Detective winkte gleichgültig ab. »Hätten Sie die Güte, meine Frage zu beantworten«, bat er dafür strenger um die Auskunft.

Der Gläubige sah auf seine Armbanduhr. »Seit uns der Zutritt gewährt wurde, also rund zwanzig Minuten.«

»Uns?«

Der Mann trat einen Schritt zur Seite, deutete auf eine Frau inmitten der Sitzreihen und winkte ihr beruhigend zu. Als ob er vom Heiligen Geist aufgesucht worden wäre, änderte er sein zunächst aggressives und danach distanziertes Verhalten und wurde fromm. »Das ist meine Ehefrau. Wir sind zu Besuch bei ihren Eltern, die hier in Boston leben. Wir kommen aus Washington.«

Forrest nahm die Information mit einem gespielten Lächeln zur Kenntnis, da er den Grund des Stadtbesuchs nicht hätte wissen müssen. »Ist Ihnen während Ihrer Anwesenheit hier irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, erkundigte er sich.

Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete er, hielt in seiner Geste inne und verbesserte sich: »Wir haben nur vor der Kirche mitbekommen, dass sich einige Leute gewundert und beschwert hatten. Wie wir zu hören bekamen, ist es in den letzten Jahren nie vorgekommen, dass die Kirchentür acht Uhr verschlossen war, heute schon.«

Der Detective raunte nachdenklich. Hatte die Verspätung etwas mit dem an ihn adressierten Kuvert zu tun? Der Umschlag! Er hielt ihn in der linken Hand. Forrest bat den Mann um einen Moment Geduld, wandte sich von ihm ab und riss den Umschlag auf. Er zog den Inhalt aus der Hülle und faltete die Seite auseinander. Nur zwei Worte in Großbuchstaben waren unmissverständlich an ihn gerichtet worden:

»ZU SPÄT!«

Er schob das Blatt zurück in den Briefumschlag, steckte ihn in seine Gesäßtasche und drehte sich dem Kirchenbesucher zu. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass sich die Anzahl der Anwesenden gelichtet hatte. »Haben Sie gesehen, wer die Kirche aufgesperrt hat? Und die noch wichtigere Frage ist, ob diese Person noch hier ist?«

Der Tourist aus der Hauptstadt der Vereinigten Staaten sah sich um. »Es war ein Mönch«, sagte er und hielt vergeblich nach einem Mann in einer Kutte Ausschau. »Ich befürchte, niemand wäre in der Lage, ihn zu beschreiben. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und er trug den Kopf gesenkt wie ein reuiger Sünder.«

Die Aussage und der Umschlag am Altar ließen Forrest den Gedanken an einen Scherzbold vergessen. Er bedankte sich und eilte einer Frau hinterher, die gerade die Kathedrale verließ. Er erfuhr von ihr, dass »Holy Cross« jeden Tag acht Uhr morgens geöffnet wurde, nur eben nicht an diesem. Er war nach dem kurzen Gespräch mit der älteren Dame davon überzeugt, dass sich die unpünktliche Öffnung der Kirche keinesfalls einem Zufall zuschreiben ließ. Erneut schritt er zum Altar und versuchte, sich die Gesichter der Verbliebenen einzuprägen. Dabei kam ihm entgegen, dass sich keine Person einen Platz ausgesucht hatte, die ihr ein sofortiges Verlassen der Kirche ermöglicht hätte. In der vorletzten Reihe rechts saß eine blonde Frau, die ihn nicht beachtete. Fünf Bänke vor ihr ein Mann, der etwas tiefer in die Sitzreihe gerutscht war und es nicht für nötig hielt, den Detective eines Blickes zu würdigen.

Auf dem Weg durch den Mittelgang beäugte Forrest drei weitere Gläubige, die womöglich für sich oder ihre Angehörigen einen Segen ergattern wollten. Die Anwesenden saßen in verschiedenen Reihen, weswegen er davon auszugehen hatte, dass sich diese Menschen fremd waren. Danach durchquerte er die Kirche über die Seitengänge, ohne zunächst auf etwas Ungewöhnliches zu stoßen. Die Kirchenglocken verrieten dem Detective, dass er inzwischen eine volle Stunde in dem Gotteshaus zugegen war. Ihm wurde jedoch nicht nur deswegen mulmig, sondern vor allem aufgrund eines seltsamen Fundes.

Am Ende des Rundgangs hatte er in einer dunklen Ecke seitlich der Kirchenpforte eine helle Plastikflasche entdeckt. Sie stand auf dem Boden wie ein nicht umgefallener Kegel auf einer Bowlingbahn und trug keine Aufschrift. Forrest begab sich in die Hocke und wollte nach ihr greifen, aber ein unerklärlicher Instinkt und ein merkwürdiger Geruch ließen ihn in der Bewegung innehalten. Aus der Brusttasche seines karierten Hemdes holte er ein Feuerzeug hervor, betätigte es und leuchtete mit der Flamme den dunklen Winkel aus. Einige Zentimeter hinter der Flasche lagen schwarze Gummihandschuhe. Forrest hatte vor, den finsteren Bereich der Ecke zu beleuchten, begab sich auf die Knie und stützte sich mit der linken Handfläche auf dem an dieser Stelle hölzernen Boden ab. Im gleichen Augenblick durchfuhr ihn ein entsetzlicher Schmerz, der dafür verantwortlich war, dass er das Feuerzeug aus seiner rechten Hand fallen ließ.