Erinnerungen und Begegnungen - Paul Kevenhörster - E-Book

Erinnerungen und Begegnungen E-Book

Paul Kevenhörster

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Beschreibung

Die hier zusammengetragenen "Erinnerungen und Begegnungen" richten sich zuvorderst an meine "drei Grazien", Uta, Eva und Ina, an meine Enkelinnen und Enkel sowie an alle Förderer und Freunde, die mich in den vergangenen Jahrzehnten so großzügig und nachsichtig unterstützt haben. Ich würde mich sehr freuen, wenn darüber hinaus auch weitere Leserinnen und Leser meinen Erinnerungen etwas abgewinnen können. Dann hätte sich meine Rückschau mehr als gelohnt.

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Vorwort

Die folgenden Erinnerungen richten sich nicht an einen breiten Leser- Kreis, sondern an meine persönlichen Weggefährten und Weggefährtinnen über eine inzwischen sehr lange Zeit – acht Jahrzehnte. Ich habe versucht, vor allem diejenigen Mitmenschen hier auftreten zu lassen, denen ich viel verdanke und von denen ich in unterschiedlichen Lebensphasen Zuspruch und Aufmunterung erfahren habe. Ich wollte keinen Skandalbericht schreiben, sondern meine Eindrücke über die Begegnungen mit zahlreichen interessanten Persönlichkeiten wiedergeben. Ich hoffe dabei vor allem auf das Interesse meiner Töchter, Schwiegersöhne, Enkelinnen und Enkel.

Ganz besonders würde es mich freuen, wenn diese einige meiner Handlungen, Stellungnahmen und Interessen so besser verstehen würden. Vielleicht können sie daraus auch etwas für das eigene Leben lernen! Das wäre zu schön und rechtfertigt jedenfalls für mich diesen Aufwand.

Paul Kevenhörster,

Altenberge, im August 2021

Inhalt

Kapitel 1: Kindheit und Jugend: Schwerte, Duisburg-Meiderich und Meppen/Ems

Kapitel 2: Studien- und Wanderjahre (1961 – 1967)

Kapitel 3: Promotionsjahre sind keine Herrenjahre

Kapitel 4: Ein neuer Abschnitt: die Arbeit an meiner Habilitation

Kapitel 5: Ein glückliches Jahr: 1974 – Ina als »dritte Grazie« und – eine Professur an der Universität Braunschweig

Kapitel 6: Die Sehnsucht nach der Ferne (Japan-Studien)

Kapitel 7: Berliner Jahre (1982 – 1988)

Kapitel 8: »Reisen bildet« – Teil 1

Kapitel 9: Reiherwerder – ein Eiland der Weltoffenheit, Idylle und Entspannung

Kapitel 10: Neustart an der Universität Münster (1988)

Kapitel 11: »Reisen bildet« – Teil 2

Kapitel 12: Als Mediator in Südafrika (1994)

Kapitel 13: Dienstreise ins Reich der Mitte

Kapitel 14: Fukushima und die Folgen

Kapitel 15: Expertisen und Expertenanhörungen

Kapitel 16: Im Bannkreis der Musik

Kapitel 17: Dank, Anerkennung und Humor

Kapitel 1: Kindheit und Jugend: Schwerte, Duisburg-Meiderich und Meppen/Ems

Die Großeltern: Maria und Josef Tusch

Meine ersten acht Lebensjahre habe ich – von 1941 bis 1949 – im Haus meiner Großeltern in Schwerte an der Ruhr in der Hüsingstr. 16 verbracht. Der Grund für den Einzug meiner Mutter in das Haus ihrer Eltern war durch den Krieg verursacht. Meine Eltern Elfriede und Walter Kevenhörster hatten als junges Ehepaar zunächst in Münster in der Gralstrasse gewohnt, doch ihr Wohnhaus war schon früh im Krieg ein Opfer der Bomben geworden, die im Laufe der Kriegsjahre ganz Münster – auch die gesamte Innenstadt in Schutt und Asche legten. Daraufhin zogen meine Eltern nach Schwerte an der Ruhr in das Haus meiner Großeltern Maria und Josef Tusch mitten im Stadtkern, Hüsing-Straße 16.

In Schwerte kam ich am 5. Juni 1941 zur Welt und wurde wenige Tage später in der Marien-Kirche auf den Namen Paul Johannes getauft. Dieser Name hat – wie auch alle anderen Namen – seine eigene Geschichte: Johannes war als zweiter Vorname dem Gedenken an meinen Großvater väterlicherseits geschuldet, der bereits Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts gestorben war. Den ersten Vornamen – Paul – verdanke ich der wehmütigen Erinnerung meines Großvaters Josef Tusch an seinen Lieblingsbruder Paul, der deutlich jünger und zunächst auch beruflich erfolgreicher gewesen sein soll als sein älterer Bruder Josef, der eine Uhrmacher-Lehre absolviert hatte. Paul Tusch wurde während der Referendar-Ausbildung zum Militär eingezogen – und überlebte den Krieg nicht. Als meine Mutter auf der Suche nach einem Vornamen für ihren Erstgeborenen war, soll ihr Vater in dankbarer Erinnerung an seinen früh im Krieg gefallenen Lieblingsbruder den Namen Paul vorgeschlagen haben – und meine Eltern waren damit einverstanden. So wuchs ich trotz der Belastungen der Kriegszeit wohlbehütet heran – in der Obhut meiner Mutter »Elfy« und meiner Großeltern Josef und Maria Tusch. Einige wenige Bilder aus meiner Kindheit möchte ich hier nur umrissartig wiedergeben:

Meine Mutter und meine Oma sehe ich in meiner Erinnerung noch heute stets zwischen der Küche und der Haupteinkommensquelle der Familie, dem Uhren- und Schmuckgeschäft meiner Großeltern hin und her pendeln – nicht zu vergessen: ihre Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Kinder und Enkel: Im Februar 1944 hatte meine liebe Schwester Rita das Licht der Welt erblickt – und meinen Eltern gelang es schon bald, mir klarzumachen, dass ich mich um meine kleine Schwester kümmern sollte.

Meinen Opa sehe ich in meiner Erinnerung noch vor mir in der Werkstatt an dem langen Werktisch sitzen und in gebeugter Haltung mit einem Monokel im rechten Auge Uhren reparieren. Dabei wurde er nach dem Krieg von einem fleißigen Gesellen (Herrn Schutzeichel) unterstützt. An seiner Werkbank durfte ich in meinem ersten Schuljahr 1948 und 1949 nach dem Mittagessen meine Schularbeiten machen – unter der Aufsicht und pädagogischen Mitwirkung meiner Oma, die mir immer wieder zweckdienliche Hinweise gab.

Meinen Vater und meinen Opa konnte ich gelegentlich bei Spaziergängen in Schwerte begleiten – einer der Hauptanziehungspunkte waren für mich dabei die Bahnübergänge – vor allem die vorüberrauschenden Züge. Mit meinem Großvater machte ich dann kurz nach dem Krieg meine erste größere Bahnfahrt nach Brilon-Wald, um dort einen Onkel und seine Familie zu besuchen. So wurde ich schon in jungen Jahren ein Fan der Bahn – auch weil mich mein Opa bei der ersten Reise nach Brilon-Wald zu einem Glas Apfelsaft in den Speisewagen eingeladen hatte.

Großen Eindruck machten auf mich auch die Besuche der Marien-Kirche an der Seite meiner Mutter und meines Großvaters. Dies vor allem zur Weihnachtszeit, wenn die Krippe für alle Kinder ein großer Anziehungspunkt war und der kleine Afrikaner auf dem Opferstock, der die Gläubigen um Spenden bat, freundlich mit dem Kopf nickte, wenn wir eine kleine Münze spendeten.

Besonders in Erinnerung ist mir noch die Verantwortung für meine Schwester Rita, die im Jahre 1948 auch den Kindergarten besuchen durfte. So gut es ging, passte ich auf sie auf. Zusammen mit meinem Kindergartenfreund »Heinzchen« Wiemers brachte ich Rita zum Kindergarten – und mittags wieder zurück. Davor war aber Geduld geboten: Rita hatte sich oft beim Spielen so dreckig gemacht, dass Heinz und ich sie zuerst säubern und abklopfen mussten – und zu guter Letzt ihr auch beim Nase-Schnäuzen helfen mussten. Dabei wurden wir – wie ich später von meiner Mutter erfahren habe – von einer Rote-Kreuz-Schwester im Nachbarhaus beobachtet, die meiner Mutter davon berichtete. Diese war natürlich ganz zufrieden. Ritas und meine Spielwelten trennten sich dann aber bald.

Im Januar 1947 wurde unsere jüngste Schwester Christa geboren. Schon bei ihrer Geburt sollen medizinische Fehler bei der Abtrennung der Nabelschnur begangen worden sein. Als Folge entwickelte sich eine Nabel-Sepsis, die den gesamten kleinen Körper stark schwächte. Christa musste mit ihrer Mutter mehrfach die Kinderklinik in Dortmund-Hörde zur Behandlung, auch für schwierige Operationen aufsuchen. Wiederholt litt sie in den folgenden Jahren unter eitrigen Geschwülsten, und ihre Milz wurde operativ entfernt – wenn ich mich richtig erinnere.

Gut erinnere ich mich daran, wie meine Mutter und ich sie zu einer Operation in die Kinderklinik nach Dortmund-Hörde begleiteten und wie sie bei unserem Abschied allein und hilflos in ihrem Kinderbettchen stand und hilflos um sich sah – ein trauriger Anblick, der in meiner Erinnerung haften geblieben ist. Zuverlässig war auch hier wieder die Unterstützung unserer Familie durch die beiden Großeltern: Da Christa nicht auf die gewohnte Milch ihrer Mutter verzichten sollte, unternahm es mein Großvater für mehrere Wochen, seiner Enkelin die Milch der Mutter in einem kleinen Fläschchen per Straßenbahn zur Klinik in Dortmund zu bringen.

Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte waren in den folgenden Jahren und Jahrzehnten ständige Begleiter unserer kleinen Schwester Christa (»Tissi«). Darüber hinaus litt sie – wie mir später ihre sie in der Universitätsklinik in Bonn behandelnden Ärzte erklärt haben, unter Ösophagusvarizen, d.h. unter Krampfadern in der Speiseröhre, die lebensgefährlich waren und unter einigen Fachleuten als nicht operabel galten. Glücklicherweise traf meine Schwester dann nach einem weiteren Jahrzehnt in einem Krankenhaus in Mönchengladbach wieder auf einen der Ärzte, die sei schon bei ihrem Klinik-Aufenthalt in Bonn betreut hatten. Kurz gesagt: Der Arzt hatte den Mut, sie zu operieren – und die Operation gelang im Februar 1972. Dreizehn Jahre zuvor hatte der sie behandelnde Chefarzt der Bonner Klinik noch gewarnt, sie habe nur noch kurze Zeit zu leben. Sein damaliger Oberarzt – der spätere Chefarzt in Mönchen-Gladbach hatte mehr Mut und Erfolg.

In all diesen Jahren war unsere Mutter eine beharrliche und stets zuverlässige Helferin ihrer Tochter Christa: Das ging bis zur Kritik an begriffsstutzigen Krankenschwestern: Bei einem Krankenhausaufenthalt in Ibbenbüren im Münsterland soll meine Mutter eine Krankenschwester angewiesen haben, die verordnete Infusion abzubrechen, da es der Kranken immer schlechter ging. Christa überstand das Absetzen der Kanüle. Wir alle hatten den Eindruck – und unsere Mutter war zu Recht stolz darauf, dass Christas Leben ohne den massiven Einsatz vor allem ihrer Mutter schon früher beendet worden wäre. So aber wurde »Tissi« (wie wir sie alle nannten) eine lebenslustige junge Dame und nach ihrem Studium an der Pädagogischen Hochschule Bonn Lehrerin in Dinslaken. Dort heiratete sie später Hans Bienen, den Sohn einer Jugendfreundin unserer Mutter.

Großeltern: Maria und Josef Tusch in den 1950er Jahren

Eltern: Elfy und Walter Kevenhörster in den 1960er Jahren

Meine ersten Schuljahre

Von 1948 bis 1952 besuchte ich die Grundschule – zuerst eineinhalb Jahre lang in Schwerte an der Ruhr und danach zweieinhalb weitere Jahre in Duisburg-Meiderich. Der Grund für diesen Wechsel: Mein Vater Walter Kevenhörster war als Regierungsbaurat von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion in Münster/Westf. an das Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg-Meiderich versetzt worden.

Die Grundschuljahre haben auf mich keinen bleibenden Eindruck gemacht. Die meisten meiner Lehrer waren ihrer Aufgabe – wenn überhaupt – nur ansatzweise gewachsen: Der eine war Alkoholiker, der gerne Strafarbeiten verhängte. Der andere wiederum ein zorniger und gewaltsamer »Prügelpädagoge«, der gerne zum Rohrstock griff und die Schüler bei Wissenslücken mit Prügelstrafen auf den rechten Weg zu bringen versuchte. Ich werde daher im Folgenden nur solche Lehrerinnen und Lehrer namentlich würdigen, an deren fachlicher und charakterlicher Qualität ich keine größeren Zweifel hatte und von denen ich einiges gelernt habe.

Aus den Grundschuljahren sind mir zwei Lehrer in guter, bleibender Erinnerung geblieben: Zum einen war da der Grundschullehrer Mey an der Volksschule In Schwerte, dem ich Grundkenntnisse des Schreibens und Rechnens verdankte. Zudem die stets freundliche und hilfsbereite Grundschullehrerin in Duisburg-Meiderich an der Vonder-Mark-Schule, »Fräulein Wirtz«, die mehrere Jahre später auch meine Schwester Rita betreut hat. Der Unterricht durch Frau Wirtz war für mich auch deswegen so wichtig und hilfreich, weil ich mich nach dem vierten Schuljahr einer Aufnahmeprüfung am Max-Planck-Gymnasium in Duisburg-Meiderich unterziehen wollte. Meine Eltern hatten auch mit dem Gedanken gespielt, mich auf ein humanistisches Gymnasium in Duisburg zu schicken, dann davon aber glücklicherweise wegen der umständlicheren Transportwege abgesehen: Das Max-Planck-Gymnasium in Meiderich war dagegen leicht zu erreichen und nur wenige Straßenecken von unserer Wohnung an der Marktstr. 29 entfernt und somit leicht zu erreichen.

Die ersten beiden Jahre im Gymnasium

Die Sexta und die Quinta – die Jahrgangsstufen 5 und 6 des Gymnasiums – habe ich in Duisburg-Meiderich am Max-Planck-Gymnasium absolviert. Mehrere meiner Lehrer haben durchaus bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen: Klassenlehrer war der gestrenge Studienrat Stöckel, der uns mit den Grundlagen der lateinischen Sprache vertraut machte. Diese Sprache war für mich von Anfang sehr wichtig – auch deswegen, weil es die Amts- und Verkündungssprache der Kirche war. So waren mir einige Worte und Redewendungen aus dem Besuch des Gottesdienstes gut bekannt. Hinzu kam, dass mein Vater mir immer wieder – ohne viel Aufhebens – dabei behilflich war, die Bedeutung einzelner schwieriger lateinischer Worte zu erschließen. Herr Stöckel war für mich aber auch aus einem anderen Grunde maßgebend: Als Stellvertreter des Direktors Wild wurde er oft – auch während des Unterrichts – zum Direktor gerufen, um diesen zu beraten. Mich bat er dann, ihn zu vertreten und den Unterricht fortzuführen. Dieser Aufforderung bin ich dann oft nachgekommen und habe mit meinen Mitschülern die Hausaufgaben des gleichen Tages besprochen und die Lösungen an die Tafel geschrieben. Herr Stöckel inspizierte das Ergebnis und war stets zufrieden. Das ganze tat vielleicht der Fortsetzung des regulären Unterrichts gut – vor allem aber meinem Selbstbewusstsein. Das merkte ich, als die Klassenkameraden mich – und nicht den Klassensprecher – gelegentlich baten, den Klassenlehrer um den Erlass von Strafarbeiten zu bitten.

Ein weiterer Lehrer, der mich beeindruckte und wichtige Weichen für meine schulische Erziehung gestellt hat, war der Musiklehrer Studienrat Schönholz. Von ihm habe ich zum ersten Mal etwas über den polnischen Komponisten Frederic Chopin gehört. Nach einer Unterrichtsstunde fragte er mich, ob ich Interesse hätte, das Geigenspiel zu erlernen. Ich war wie vom Donner gerührt: Herr Schönholz empfahl mir als ersten Geigenlehrer den älteren Mitschüler Cramer, den Konzertmeister des Schulorchesters. Eine Geige konnte Herr Schönholz auch zur Verfügung stellen. Besonders beeindruckend fand ich seine Begründung für die Mühen des Erlernens des Violinspiels: Ich könne mir dann als Student durch gemeinsames Musizieren mit Freunden in Gaststätten etwas Geld dazuverdienen. Als ich das meinen Eltern vortrug, meinte ich, ein diskretes Schmunzeln zu beobachten, jedenfalls stimmten sie zu, und der Geigenunterricht, der mir immer viel Freude bereitet hat, konnte beginnen. Meine Eltern kauften mir auch eine eigene Geige – von der Mutter eines Jungen, der im Krieg gefallen war – und auch Geige gespielt hatte.

Der fortan einmal pro Woche stattfindende Geigenunterricht war ein großer persönlicher Gewinn für mich. Mein Mitschüler und Gegenlehrer Cramer hatte mich schon als Konzertmeister des Schulorchesters stark beeindruckt. Ihm gelang es, mir die grundlegenden Techniken des Geigenspiels – wenn auch noch sehr elementar – zu vermitteln und mich vor allem für disziplinierendes Selbststudium zu motivieren. Meine Motivation wurde sogar so groß, dass meine Mutter einmal pädagogisch intervenierte, als ich Geige übte, bevor ich meine Hausaufgaben erledigt hatte: So gehe das nicht – erklärte sie kurz und bündig: Geige spielen gehe nur, wenn die Schulaufgaben zuvor erledigt worden seien. An diese Vorgabe habe ich von nun an brav gehalten – um das Geige spielen nicht zu gefährden. Damit bin ich bis zum Abitur auch gut gefahren.

Ein anderer Lehrer, vor dem ich Respekt hatte, war der Mathematik-Studienrat Apel. Dieser lobte mich gelegentlich für meine Leistungen im Fach Mathematik – wenn auch auf ganz ungewöhnliche Art und Weise: Einmal erklärte er nach einer Antwort von mir, ich würde niemals irgendwelche Schwierigkeiten im Fach Mathematik haben, wenn ich so weitermachte. Bei einem anderen »Volltreffer« nahm er mich mit in eine andere Schulklasse, zwei Stufen höher, und bat mich, die Antwort von vorhin nochmals zu wiederholen, da die hier versammelten Schüler das mathematische Problem noch immer nicht verstanden hätten. Die älteren Mitschüler schauten mich respektvoll und ernst an. Ich habe mich bei dieser »Zirkusaufführung« nicht wohl gefühlt und weiß heute, dass ein verantwortungsvoller Pädagoge seine Ziele nicht durch die demonstrative Demütigung seiner Schüler durchsetzt. Vielleicht hatten aber einige Lehrer, wie mir später einige Mitschüler nach vielen Jahren und Auseinandersetzungen um den autoritären Unterrichtsstil – geprügelt wurde in den frühen fünfziger Jahren auch noch immer – erklärten, die Schrecken des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit immer noch nicht überwunden hatten.

Ein weiterer wichtiger Erinnerungsposten aus meiner Zeit in Duisburg-Meiderich waren meine Erfahrungen als Messdiener in der Kirche Sankt Michael an der Von der Mark–Straße. Der für die Ausbildung der Messdiener zuständige Kaplan Güllmann verstand es, uns gut zu motivieren. Ein Satz, den ich zu lernen hatte und der mich sehr beeindruckt hat, war das Eröffnungsgebet des Messdieners aus den Psalmen des Alten Testaments: Introibo ad altare dei – ad deum qui laetificat juventutem meam – »Zum Altare Gottes will ich treten, zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf!« Einige Aussagen der Liturgie und ihre Grundbegriffe förderten zugleich – wie bereits angedeutet – mein Interesse für die lateinische Sprache im Unterricht am Gymnasium und natürlich auch mein Interesse am Fach Religion.

Doch die Zeit am Gymnasium ging schneller zu Ende als von mir erwartet. In diese Zeit fällt auch eine musikalische Freundschaft mit meinem Mitschüler und Klassenkameraden Jürgen Hildt, mit dem ich oft leichtere Stücke für Geige und Klavier geübt habe und der mich immer wieder zum Musizieren ermunterte – einmal bei einem Lied Franz Schuberts auch zusammen mit seiner charmanten Schwester, die sehr gut Klavier spielen konnte und später Pianistin werden wollte.

Inzwischen war mein Vater zunächst an das Wasser- und Schifffahrtsamt in Lingen im Emsland und kurz darauf an das Wasser- und Schifffahrtsamt in Meppen an der Ems versetzt worden. Er sollte daran mitarbeiten, die Ems soweit zu begradigen, dass der Dortmund-Ems-Kanal zügiger befahren werden und die Schifffahrt so stärker beschleunigt werden konnte. So zog die ganze Familie im Jahre 1954 erneut um. Diesmal von Duisburg-Meiderich nach Meppen – in eine durchaus spartanische Wohnung in der Nähe des dortigen Fußball-Stadions an der Lathener Straße.

Die Jahre in Meppen (1954 – 1961)

Die sieben Jahre in Meppen begannen mit einem Bruch meiner schulischen Ausbildung: Das Meppener Gymnasium setzte erst von der Quarta (Klasse 7) an mit dem Latein-Unterricht ein, war aber im Englisch-Unterricht bereits im dritten Jahrgang. Meine Eltern hatten die damit verbundenen Schwierigkeiten aber frühzeitig erkannt und mir schon in Duisburg-Meiderich einen nachholenden Englischunterricht durch einen älteren Mitschüler geben lassen. So konnte ich mich einigermaßen gut vorbereitet auf den Englisch-Unterricht einstellen. Da bei wurde ich von der Englisch-Lehrerin – Fräulein Prause – gut unterstützt – und nach einer kurzen Umstellungszeit entsprachen meine Leistungen auch in diesem Fach den Anforderungen und Erwartungen.

Die Lebensbedingungen in Meppen waren alles andere als komfortabel oder bequem. Elektrischer Strom und Fließend Wasser waren erst vor wenigen Jahren eingeführt worden. Für das Beheizen des Badeofens mussten wir in unserer sparsamen Wohnung (»für Bundesbedienstete«) im nahen Wald Tannenzapfen sammeln. Ich merkte, dass das Leben im Vergleich zu Meiderich etwas komplizierter werden würde und verzichtete darauf, wieder als Messdiener tätig zu werden. In der Gymnasialkirche nahmen diese Aufgaben – so wurde mir von Mitschülern gesagt – ohnehin die Bewohner des bischöflichen Knaben-Konviktes direkt in der Nähe der Probstei-Kirche wahr. Mich freute aber, dass es in Meppen eine Musikschule gab, bei der ich mich für den Violine-Unterricht anmeldete. Der Unterricht in der Kunst des Geigenspiels war etwas routiniert und wie ich Jahre später herausfand, nicht übermäßig effektiv – die Unterrichtsstunden wirkten auf mich etwas zu gleichförmig und zu wenig hilfreich. Immerhin gab es ein Schulorchester, in dem ich gerne mitspielte. Mein einziges Problem in diesem Orchester war eines, über das ich mit niemandem sprechen konnte: Die hübschen weiblichen Mitglieder des Orchesters spielten leider in den hinteren Reihen, während an den ersten Pulten ehrgeizige und wohlgenährte Mitschülerinnen Platz nahmen. So lernte ich schon früh, dass Schönheit und Kompetenz nicht immer zusammenfallen.

In meiner Erinnerung an die Meppener Schulzeit ragen einige Lehrer aus der großen Zahl mehr oder auch weniger kompetenter und teilweise sogar überforderter Philologen heraus. Ich erwähne daher nur diejenigen Lehrkräfte, die mich damals durch ihre Kompetenz, ihr Engagement und ihre Souveränität beeindruckt haben. Dies gilt vor allem für folgende Lehrer:

An erster Stelle nenne ich meinen Musiklehrer Walter Kolbe, der mich über sieben Jahre nicht nur durch seinen lebendigen und eindrucksvollen Musikunterricht immer wieder beeindruckt hat. Unvergesslich sind die zahlreichen Balladen und sonstigen Lieder, die er uns Schülern am Klavier vorgetragen hat. Mir stand er immer wieder als Ratgeber und – nach einigen Jahren des Geigen-Unterrichts – auch als Begleiter am Klavier zur Seite, wenn wir gemeinsam Sonaten für Geige und Klavier von Händel, Mozart und Beethoven eingeübt haben. Später war er mir zudem dabei behilflich einen neuen Geigenlehrer zu finden, als ich ihm klagte, dass mich im Unterricht an der Meppener Musikschule »im Kreise drehte« und nicht so recht vorwärtskam. Er empfahl mich dann dem Leiter der Meisterklasse für Violine des Konservatoriums in Osnabrück, der in Meppen zusammen mit seinem Klavier-Trio (dem Chopin-Trio aus Dozenten des Konservatoriums) ein viel beachtetes Konzert gegeben hatte: Cyrill Kopatschka. Zu diesem renommierten Geiger fuhr ich dann von der Klasse 11 (der Untersekunda) an jedem zweiten Samstag mit der Bahn von Meppen über Rheine nach Osnabrück. Ich war auf diese Weise gut beschäftigt und kratzte das notwendige Geld für Bahnreisen und das Honorar bei meinen Eltern und zwei Nachhilfeschülern in Meppen zusammen.

Der Unterricht bei Cyrill Kopatschka fand in einer schönen, großbürgerlichen Villa am Rande des Stadtparks zum Hase Tor in Osnabrück statt und war für mich überwältigend: Kopatschkaspielte mir jeweils die neuen Passagen der Sonaten, die wir einübten, vor. Er erläuterte dabei die schwierigeren Stellen und Passagen der jeweils neuen Komposition und griff dabei auch gelegentlich auf Tonaufnahmen mit berühmten Künstlern zurück. Kurz gesagt: Die Musikreisen nach Osnabrück waren für mich ein fulminantes musikalisches Bildungserlebnis.

Eine persönliche Erinnerung möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Bei einer dieser Reisen verstaute ich im Zug wieder meine Geige im Netz und setzte mich. Ich stellte fest, dass die mir gegenübersitzende Frau weinte. Ich fragte, ob ich ihr helfen könnte. Sie schüttelte den Kopf und antwortete: Mein Sohn hat auch Geige gespielt – aber er ist nicht mehr aus dem Kriege zurückgekehrt! So begegneten mir die Folgen des Krieges noch mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Ende.

Das alles verdanke ich meinem verehrten Musiklehrer Walter Kolbe, der mich immer wieder nachhaltig unterstützt hat und den ich auch nach dem Abitur noch mehrere Male gerne besucht habe. Diese Treffen und Diskussionen sind für mich unvergesslich geblieben. Noch heute besuche ich regelmäßig sein Grab auf dem Friedhof in Meppen-Esterfeld.

Ein weiterer Lehrer, der mich durch seinen Unterricht und sein sonstiges pädagogisches Engagement beeindruckt hat, war der Klassenlehrer meiner Schulklasse in der Oberstufe: Oberstudiendirektor Dr. Carl Knapstein. Dieser hatte in seiner Jugend vermutlich einmal Theater-Intendant werden wollen. Immer wieder sahen wir ihn mit respektheischender Attitüde durch die Schule eilen – eine eindrucksvolle Gestalt mit wallendem weißem Haar und dunkler Hornbrille. Er war in der Oberstufe der Klassenlehrer meiner Klasse, und da ich das ehrenvolle Amt des Klassensprechers ausübte, hatte ich des Öfteren mit ihm zu tun. Sein Unterricht war immer anregend und lebendig: Die Klassiker der deutschen Dichtung und die Hypotheken der jüngeren deutschen Geschichte brachte er uns mit großem Engagement bei. Damit nicht genug: Er ermunterte uns ebenfalls, an von ihm betreuten Theater-Inszenierungen mitzuwirken. Beispielsweise an dem Sophokles´ Drama »Ödipus«. Hier mussten wir Schüler die Rolle des Chores übernehmen und dramatische Sätze vortragen – in Deutsch und in Griechisch.

Ein anderes Theaterstück, das die ganze Schülerschaft herausforderte war Hugo von Hofmannsthal »Jedermann«. Hier fiel mir die Aufgabe zu, den Prolog zu sprechen – Worte der Begrüßung und Warnung. Ansonsten brauchte ich zu meinem Glück keine tragende Rolle übernehmen. Vorteilhaft war für mich, dass Herr Knapstein mich gelegentlich einlud, ihn und seine Frau zu Konzerten in Osnabrück und Münster zu begleiten und einmal auch aus einem sehr traurigen Anlass zur Beerdigung des Vaters eines tüchtigen Mitschülers – meines Klassenkameraden Gerd Feldmann in Moorlage im Emsland – mitzufahren und Gerd auch im Namen unserer Mitschüler zu kondolieren. Ansonsten hatte Herr Knapstein für die Anliegen der Schüler immer ein offenes Ohr.

Ein weiterer Lehrer, der in meiner Erinnerung später immer wieder auftauchte, war der Geistliche Studienrat Johannes Boeckwinkel. Einer der Vorzüge seines Religionsunterrichts lag für mich darin, dass er die Aussagen der Klassiker der Theologie – etwa Augustinus und Thomas von Aquin – jederzeit zitieren und kompetent interpretieren konnte. Er wich kritischen Fragen nicht aus und versuchte, diese im Gespräch mit den Schülern so gut wie möglich aufzuarbeiten und zu beantworten. Zudem führte er einmal pro Woche ein philosophischtheologisches Seminar in seiner Wohnung durch, an dem etwa ein halbes Dutzend Mitschüler teilnahm. Dabei ging es zunächst um den gesellschaftlichen und politischen Gestaltungsauftrag der Sozialenzykliken der Päpste (insbesondere Rerum Novarum und Quadragesimo Anno) und später um die Philosophie des großen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, dessen Angriffe auf den christlichen Glauben Herr Boeckwinkel mit uns im Einzelnen besprach, quellenkritisch analysierte und differenziert würdigte.

Dies machte auf mich einen nachhaltigen Eindruck: So etwa hatte ich mir wissenschaftliche Arbeit vorgestellt. Gelegentlich wurden wir gelobt, wenn es uns gelang, nach diesem Muster einzelne Aussagen des Philosophen kritisch zu hinterfragen und die Quellenbasis zu beleuchten. Bemerkenswert war auch die anspornende Wirkung dieses Seminars: Einzelne Teilnehmer arbeiteten besonders umstrittene Themen nochmals in eigener Initiative – quasi als philosophische Arbeitsgemeinschaft – auf und versuchten so, sich ein selbständiges Urteil zu erarbeiten. Der Kontakt zu Herrn Boeckwinkel währte jedoch nicht lange: Nur ein halbes Jahr nach unserem Abitur verstarb er an einer schweren Krankheit und wurde Ende Dezember 1961auf dem Meppener Friedhof beigesetzt

Im Oktober 1960 zog ich zusammen mit meinen Eltern und Schwestern von Meppen nach Münster/Westf. um, nachdem mein Vater vom Wasser-und Schifffahrtsamt in Meppen an die Wasser- und Schifffahrtsdirektion in Münster versetzt worden war, Bis zum Abitur im März 1961 wohnte ich dann an der Haselünner Straße in Meppen in der Obhut des Ehepaares Thomas. Frau Thomas hat mich in dieser Zeit geradezu mütterlich umsorgt und mich bei den Abendmahlzeiten auch mit einer Spezialität aus ihrer sudetendeutschen Heimat verwöhnt: Debreziner Würstchen!

Die Meppener Schulzeit hat mein späteres Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Politikwissenschaft sowie späteres berufliches und politisches Engagement in mehrfacher Hinsicht beeinflusst: Schon früh habe ich mir die Grundlagen der marxistischen Gesellschaftstheorie erarbeitet und mich gründlich mit der Theorie der kommunistischen Herrschaft – dem dialektischen Materialismus – auseinandergesetzt und in diesem Zusammenhang auch die Praxis kommunistischer Herrschaft am Beispiel von Zeitzeugen aus der Sowjetunion studiert. Hinzu kam eine intensive Beschäftigung mit der christlichen Soziallehre und den Grundlagen christlich-demokratischer Politik, die auch der Vorbereitung auf die Abitur-Klausur zugutegekommen ist. Dem Geschichtsunterricht verdanke ich darüber hinaus auch eine intensive Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus – und zwar nicht nur durch Belehrungen, sondern auch durch die Konfrontation mit einer Vielzahl von Dokumenten, unter denen mich diejenigen über den nationalsozialistischen Massenmord in den Konzentrationslagern und über den widerwärtigen Strafprozess gegen die Mitglieder des Widerstandes gegen Hitler vor dem Strafgerichtshof unter Reinhold Freisler am stärksten beeindruckten. Vielleicht rührte auch daher mein Wunsch, neben Wirtschaftswissenschaften Politikwissenschaft zu studieren.

Neben diesen zwei fachlichen Schwerpunkten, die sich auf mein späteres Studium nachhaltig auswirken sollten, möchte ich zwei Punkte nicht vergessen zu erwähnen: Das erste ist die Mitarbeit in der Jugendgruppe Neudeutschland, einer kirchlich geprägten Jugendgruppe, die aktuelle gesellschaftliche und religiöse Themen aufgriff und bearbeitete. In dieser Gruppe habe ich viele Freunde gefunden. Das zweite ist die Mitwirkung in kammermusikalischen Gruppen: die herausforderndste war ein sich etwa zweiwöchentlich verabredendes Streichquartett aus kompetenten Amateurmusikern: einem Arzt, einem Studienrat, einem Lehrer und mir. Ich spielte hier – ganz entgegen meinen sonstigen Neigungen – die zweite Geige und fügte mich ein, so gut ich konnte. Vor allem die Streichquartette von Josef Haydn sind mir dabei ans Herz gewachsen. Drei Jahre war es mir vergönnt, in diesem Quartett mitzuwirken – und es sollte mehrere Jahrzehnte dauern, bis ich in einem Vorort von Münster wieder eine solche Chance erhielt. Kammermusik hat etwas sehr Motivierendes, ungemein Verbindendes und auch etwas Tröstliches – »Trösterin Musica« lautete etwa der Buchtitel des damals gut bekannten Musikkritikers Alexander Bersche, ein Buch, das mir meine Eltern zum Weihnachtsfest geschenkt haben.

Nach den Meppener Lehrjahren war es doch so etwas wie eine große Befreiung, als ich im März 1961 das Abitur bestehen konnte – mit Glanz und Anerkennung. Diese bestand für mich vor allem in der Befreiung von der mündlichen Prüfung, der sich alle anderen 49 Mitabiturienten stellen mussten. Zumindest meine Großeltern und Eltern schienen sehr stolz zu sein. Die schönste Anerkennung waren jedoch die anerkennenden Worte eines Mitschülers (Heinz Plagemann): »Paule, Du hast Dir diese Anerkennung redlich verdient!«.

Über die festliche Abiturfeier in der Aula berichtete auch die Lokalpresse.

In einem Artikel über diese Feier hieß es, der Sprecher der Abiturientia – das war ich – hätte »Worte eigener Prägung« in seiner Dankesrede zum Ausdruck gebracht. Was habe ich damals gesagt? Nach der Urschrift meiner Dankesrede habe ich damals folgendes erklärt und den Dank der Abiturientia an Eltern und Lehrer so zum Ausdruck gebracht:

»Gerade weil Sie uns zum Abitur führten und unser Erfolg letzten Endes auch Ihr Verdienst ist, fällt es uns so leicht, Ihnen dafür zu danken, dass uns die Schule kein mechanischer Bildungsapparat war und wir selbst dabei nicht zu blasierten, altklugen Bildungsphilistern erzogen werden sollten, sondern zu kritisch denkenden Menschen, die die Spreu vom Weizen trennen wollen.«

Bei einem Treffen der Abiturientia 1961 vor wenigen Jahren trug der Mitabiturient Ludger Behrendt den Bericht einer lokalen Zeitung über ein Schulkonzert vor, das die musikalisch aktiven Mitglieder unserer Klasse im Januar 1961 – also kurz vor dem Abitur – zusammen mit unserem Musiklehrer Walter Kolbe in Meppen gegeben hatten und das große Anerkennung gefunden hatte. Ich hatte bei diesem Konzert einer meiner Lieblings-Sonaten von Georg-Friedrich Händel für Violine und Klavier zusammen mit Walter Kolbe vorgetragen. So endete unsere Schulzeit – harmonisch und mit Anerkennung.

Kapitel 2: Studien- und Wanderjahre (1961 – 1967)

Schon früh hatte ich mich für das Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Politikwissenschaft entschieden. Zunächst hatte ich wegen des Ansehens der Berliner Politikwissenschaft (hier sind unter anderen Namen wie Richard Löwenthal und Ernst Fraenkel