Ernährungswahn - Uwe Knop - E-Book

Ernährungswahn E-Book

Uwe Knop

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Beschreibung

Schluss mit dem Ernährungsunsinn Wenn Sie gerne genussvoll essen und die kritische Dauerbeschäftigung mit gesunder Ernährung satthaben, dann wird Ihnen dieses Buch gefallen. Basierend auf der Analyse von mehr als tausend aktuellen Studien räumt Autor und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop radikal auf mit den Märchen rund um gesunde Ernährung, ungesunde Lebensmittel, Übergewicht und Diäten. Sein Buch liefert nicht nur stichhaltiges Wissen für die eigene Ernährung – nach der Lektüre können Sie auch die Angstmacherei von Veganern, Vegetariern, Paleos, Clean-Eatern, Slow-Carbern, Fett- und Zuckervermeidern, Diätpäpsten und Co. mit einfachen, aber harten Fakten kontern. Bleiben Sie skeptisch, wenn Ihnen mal wieder der Weg zur wahren Ernährungslehre gewiesen wird. Lassen Sie sich stattdessen zeigen, wie Sie ein vergessenes natürliches Körpergefühl wiederentdecken, das Ernährung zu dem macht, was sie ist: eine der größten Genussquellen unseres Lebens und die schönste Hauptsache der Welt! Denn den Feind auf meinem Teller, den gibt es nicht.

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Seitenzahl: 180

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Uwe Knop

Ernährungswahn

Warum wir keine Angst vorm Essen haben müssen

 

 

 

Über dieses Buch

Schluss mit dem Ernährungsunsinn

 

Wenn Sie gerne genussvoll essen und die kritische Dauerbeschäftigung mit gesunder Ernährung satthaben, dann wird Ihnen dieses Buch gefallen. Basierend auf der Analyse von mehr als tausend aktuellen Studien räumt Autor und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop radikal auf mit den Märchen rund um gesunde Ernährung, ungesunde Lebensmittel, Übergewicht und Diäten. Sein Buch liefert nicht nur stichhaltiges Wissen für die eigene Ernährung – nach der Lektüre können Sie auch die Angstmacherei von Veganern, Vegetariern, Paleos, Clean-Eatern, Slow-Carbern, Fett- und Zuckervermeidern, Diätpäpsten und Co. mit einfachen, aber harten Fakten kontern.

Bleiben Sie skeptisch, wenn Ihnen mal wieder der Weg zur wahren Ernährungslehre gewiesen wird. Lassen Sie sich stattdessen zeigen, wie Sie ein vergessenes natürliches Körpergefühl wiederentdecken, das Ernährung zu dem macht, was sie ist: eine der größten Genussquellen unseres Lebens und die schönste Hauptsache der Welt! Denn den Feind auf meinem Teller, den gibt es nicht.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Mai 2016

Copyright © 2016 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung ZERO Werbeagentur, München

Umschlagfoto plainpicture/Lubitz + Dorner

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

ISBN Printausgabe 978-3-499-63149-8 (1. Auflage 2016)

ISBN E-Book 978-3-644-56391-9

www.rowohlt.de

Inhaltsübersicht

Motto

Ernährungswahn im Schlaraffenland?!

1900–1950: Unterernährung, Tod und Mangel

Die fetten 50er, 60er und 70er Jahre

Ab 1980: Ernährung 2.0

Drittes Jahrtausend: Ich esse, also bin ich

Gesunde Ernährung, Sie wissen schon …

Warum dieses Buch?

Keine Sexregeln, keine Ernährungsregeln

Forschung ohne Beweise

Schwarze Strümpfe und Diabetes

Glaube(n) statt Wissen

Ernährungsmärchen – ohne mich!

Kampagnen, Fördergelder, Volksgesundheit

5-mal am Tag – aber was?

Staatliche Manipulation auf unserem Teller

Essen als Ersatz

Kulinarische Glaubenskrieger

Trendfalle vegane Ernährung

Essen, Ethik und Ideologie

Krankhaft gesunde Ernährung

Die Propaganda der Fleischverzichter

Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt

Veganer-Mythen

Die bösen Buben

Freispruch für die Fleischeslust

Prügelknaben Salz und Zucker

Im Land der unbegrenzten Unverträglichkeiten

Absolut relativ – Warum 18 in Wahrheit 0,1 ist

Olivenöl stoppt Diabetes

Die Wurst-Krebs-Panikmache

Frauenfalle Diäten

Versagen als Geschäftsmodell

Eine Wissenschaftslüge geht um die Welt

Dicke leben länger

Unsinn BMI

Das dicke Dutzend

Süßstoffe: Mehr Schaden als Nutzen

Gesunde Ernährung – nutzlos

Ihr Körper weiß Bescheid

Der echte Hunger

Das Hunger-Märchen: Es war einmal …

Befrei den Hunger in dir!

Der Schlüssel zum Wunschgewicht ?

Unsinnige Regeln und ein Leitfaden für intuitives Essen

Die zehn Regeln der DGE – ideologiefrei interpretiert

Die elf Essenzen der echten Esser

Besondere Zielgruppen

Special 1: Kinderernährung zwischen Wahn, Wunsch und Wirklichkeit

Special 2: Sporternährung

Special 3: Ernährung in den Wechseljahren

Weiche, Angst, von meinem Teller!

Quellenhinweis

Widmung

«Ganz grundsätzlich und für gesunde Menschen stimmt seine These vermutlich.»

Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu Uwe Knops Buch «HUNGER & LUST» (Reutlinger General-Anzeiger)

«Die Ernährungswissenschaften sind in einer bemitleidenswerten Lage.»

Professor Gerd Antes, Direktor des Deutschen COCHRANE-Zentrums, das die Qualität von wissenschaftlichen Studien bewertet (Süddeutsche Zeitung)

Ernährungswahn im Schlaraffenland?!

Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Land, in dem es die leckersten Lebensmittel, die köstlichsten Gerichte und einfach alles Erdenkliche zu essen und zu trinken gibt – und dieses reichhaltige Angebot an Speis & Trank böte nicht nur unglaubliche Vielfalt und nahezu permanente Verfügbarkeit, sondern auch bestmögliche Qualität und Sicherheit. Diese Lebensmittel wären für Bürger aller sozialen Schichten erschwinglich. Unter diesen «schlaraffesken» Zuständen müsste niemand mehr Hunger leiden und es träten keine Nährstoffmängel auf, weil sich jeder nach seiner Fasson stets abwechslungsreich und genussvoll satt essen könnte. Kurzum: Die kulinarische Versorgung der Bürger wäre vollumfänglich gesichert – und zwar auf höchstem Niveau. Wunderbar. Und wenn sie nicht gestorben sind …

… dann meckern sie noch heute. Sicher ist unschwer zu erkennen, dass dieses «Märchenland» Deutschland, Österreich, die Schweiz und viele andere Industriestaaten repräsentiert. Ja, bei uns ist es wirklich so. So gut wie heute ging es uns noch nie. Und trotzdem – oder gerade deshalb – ist der Ernährungswahn, die paranoide Angst vor ungesundem Essen sowie die pseudoreligiöse Lobpreisung «der einen» Gesundheitskost ausgeprägter und omnipräsenter als je zuvor. «Wieso denn bitte das?», fragt sich so mancher Normalesser, «wie ist es dazu gekommen, wo liegen die Gründe, welche Probleme haben die Menschen denn mit dem Essen in einer bestens versorgten Gesellschaft, und warum?» Und einige Zeitgenossen der älteren Generation, die noch massiven Mangel in der kargen Nachkriegszeit am eigenen Leib erlebt haben, denken sich vielleicht: «Ja, sind die denn noch zu retten? Seid doch froh, dass wir alles haben und keinen Hunger mehr leiden müssen! Hättet ihr mal die entbehrungsreiche Zeit erlebt, dann würdet ihr heute nicht so am Essen rummäkeln.» Nun, dann drehen wir die Zeit doch einfach mal ein paar Jahre zurück …

1900–1950: Unterernährung, Tod und Mangel

Schlaraffenland Deutschland? Vor 100 Jahren – zwischen 1914 und 1918 – starben noch über 700000 Menschen an Hunger und Unterernährung, heute kaum noch vorstellbar. Die Versorgungslage wurde danach zwar langsam besser, doch Mangel war bei vielen Menschen an der Tagesordnung – und das wurde mit Beginn und Ende des Zweiten Weltkriegs nicht besser. Stattdessen wuchsen die Versorgungslücken mit dem Hunger um die Wette – beides wurde immer größer. Diese entbehrungsreiche Nachkriegszeit ist vielen unserer Groß- und Urgroßeltern noch in leibhaftiger Erinnerung: «Heute gibt’s Kartoffeln. Und dazu: Gabeln …» Improvisieren und Resteverwerten war angesagt. Aus Nichts viel machen. Doch trotz dieser extremen Mangellage in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war das wenige Essen ausreichend genug, um die Menschen «durchzubringen». Daran sieht man bereits eines: Unsere Spezies ist extrem anpassungsfähig, wenn es um die bestmögliche Verwertung von Lebensmitteln geht; auch und besonders in Zeiten des massiven Mangels.

Die fetten 50er, 60er und 70er Jahre

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das «Versorgungsziel» in den damals dominierenden Kriegs- und Notzeiten klar und essenziell: die Ernährung der Bevölkerung so gut es eben ging irgendwie sicherzustellen. So weit, so gut – und es wurde besser. Denn in Zeiten des Wirtschaftswunders schwappte eine regelrechte «Fresswelle» übers Land – das waren die berühmten «fetten Jahre» des nicht minder berühmten und den Jahren entsprechenden «Ministers des Wirtschaftswunders» Ludwig Erhard. Die Läden, Teller und Bäuche waren (wieder) voll. Wohlgenährte Körper galten als deutlich sichtbares Zeichen des Wohlstands. Alle waren satt und zufrieden.

Ab 1980: Ernährung 2.0

Mit der Dauerverfügbarkeit und Sicherstellung einer überaus reichhaltigen (und über-ausreichenden) Ernährung wurden die Teller ab den 80er Jahren auch Schauplatz und Spiegelbild politischer und ideologischer Einstellungen und Grabenkämpfe. Ernährung war nicht mehr allein «einfach lecker satt essen», sondern ökologische Aspekte wie Tier- und Umweltschutz spielten eine immer größere Rolle. Hinzu kamen Lebensmittelskandale und genmanipulierte Nahrungsmittel, die Teile der Gesellschaft aufschreckten und zu kulinarischem Widerstand animierten. BSE-Krise, Hühnergrippe, pestizidverseuchtes Obst und Gemüse und allerlei weitere Skandale und Skandälchen zahlten zusätzlich auf das «Negativ-Image-Konto» des Essens ein. Massentierhaltung und Zusatzstoffe auf der einen und der Bio-Trend auf der anderen Seite führten zu weiterer Aufladung des Essens mit zivilisatorischen Themenspektren abseits des Sattwerdens – «einfach essen» war gestern. Der «gebildete Bürger» wollte nicht einfach nur mehr satt werden, er wollte politisch korrekt essen. Kritisch zu konsumieren war o.k., aber wer wollte, der konnte sich schon Ende des letzten Jahrtausends den Kopf über seinem Teller zerbrechen. Themen zur Instrumentalisierung des Essens gab es genug: ökologische, ethische, sozialkritische genauso wie ästhetische, historische und ernährungsphilosophische. Doch das war erst der Anfang …

Drittes Jahrtausend: Ich esse, also bin ich

Nach 2000 gesellte sich neben der politischen und ökologisch korrekten Komponente dann der entscheidende Faktor zum Essen, der der Entwicklung des Ernährungswahns den finalen Schub verlieh: Ernährung dient nun auch der Persönlichkeitsfindung und Profilierung und wird zum wichtigen Bestandteil des individuellen Lebensstils. Ich zeige, was ich esse, und damit zeige ich, was ich bin und wo ich hingehöre. Vegan, vegetarisch, Low-Carb, Detox, CleanEating, Paleo, Bio, regional, «frei von» – für jede Richtung der richtige Trend. Und diese jeweils «richtige» Ernährung hilft bei der Identitätsfindung, sie gibt Sicherheit und Halt, denn sie rammt Eckpfeiler in den Dschungel der Existenz, die den Weg weisen. Damit dient diese hochgradig emotional aufgeladene Ernährung vielen Menschen als Leitschnur des Lebens, als Orientierung in einer Existenz, die immer komplexer und komplizierter wird. Noch nie hatten wir so viel Luxus auf dem Teller, so viel Auswahl in den Regalen, so viel «Qual der Wahl». Dabei wird das exklusive Essgebaren gerne zur einzig wahren «Ersatzreligion» erhoben, die Schlankheit, Fitness und Gesundheit verspricht. Was muss ich essen, um gesund uralt zu werden? Was muss ich meiden wie der Teufel das Weihwasser? Oftmals gilt dabei das paradoxe Credo: Je mehr ich weglasse, desto mehr gibt mir die Ernährung. Vegetarisch, ohne Fleisch – vegan, ohne alle tierischen Produkte – paleo, ohne Milch, ohne Brot – Low-Carb, je weniger «böse» Kohlenhydrate, desto besser – CleanEating, keine Fertigprodukte, kein «giftiger» Zucker – usw. In einer im wahrsten Sinne abgesättigten Gesellschaft wird der künstlich generierte Verzicht zum Hype, zum hochstilisierten Lebensideal. Ich verzichte, also kontrolliere ich, ich habe die Macht, ich entscheide, was ich weglasse, weil ich es kann. Ob das Weglassen Sinn hat oder nicht – egal, Verzicht zu leben bedeutet Stärke zu zeigen. Und zu zeigen, wer man ist, ist bei der «Generation Online» fast noch wichtiger als «eating special».

In Zeiten des Internets und der sozialen Medien lässt sich eine bestimmte «Ernährungsreligion» natürlich leicht demonstrieren und missionieren: Millionen von Blogs und Posts, Statements und Fotos «heilsbringender» Detox-Smoothies und veganer Foodporns machen der Öffentlichkeit klar, wer hier wo steht – und warum: ganz einfach, weil eben nur diese eine Ernährungsform die beste ist – selbst wenn man sie immer wieder wechselt. Das Internet wurde zum interaktiven Schlachtfeld der pseudoreligiösen Glaubenskriege um unser Essen. Als kriegsentscheidender Faktor fungiert hierbei die «eierlegende Wollmilchsau» namens Ernährungsforschung: denn zu jeder Ernährungsrichtung gibt es zahlreiche Studien, die von Ideologen und Lobbyisten ihrer Ernährungsreligion entsprechend zurechtgebogen werden, um die «Gesundheitskraft und soziale Erhabenheit» dieser einen richtigen Essweise öffentlich in die Köpfe der Menschen zu pflanzen. Wurst ist böse, vegetarisch gesund, vegan rettet die Welt, Zucker macht süchtig, Weißbrot dumm. Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Dieses mediale und vor allem sozialmediale Dauerfeuer an Lobpreisungen der eigenen Ernährungsdenkweise einerseits und Schmähungen/Bashing des «Essens der anderen» andererseits verunsichern viele (ernährungs)sensible Menschen. Sie wissen irgendwann einfach nicht mehr: Was ist gutes und gesundes Essen, wie esse ich richtig? Wie muss ich «politisch korrekt» essen, damit ich nicht krank werde und die Gesellschaft mich akzeptiert? All das macht manche Menschen wahnsinnig, ernährungswahnsinnig. Dementsprechend hysterisch wird gegessen – bis hin zu massiven Essstörungen, nur noch «Gesundes» essen zu müssen (Orthorexie). Und das wiederum geht den «Normalessern» gehörig auf die Nerven. Fertig ist der omnipräsent-kollektive Ernährungswahn, der irgendwie alle tangiert, Nervende und Genervte; denn jeder kennt inzwischen irgendjemanden, der dies und jenes nicht isst, sondern nur seine «spezielle Kost» und dies und jenes nicht verträgt oder das zumindest glaubt.

Die Medien sind voll von Berichten, in denen sich Redakteure beklagen, dass man heutzutage keine Einladung zu einem «normalen Essen» mehr aussprechen kann, weil bei zehn Gästen für fünf Sonderwünsche berücksichtigt werden müssen: Einer isst kein Fleisch, einer gar keine tierischen Lebensmittel, eine macht gerade Detox-Clean-Eating, eine hat Laktose- und/oder Gluten- oder Sonstwasunverträglichkeit und ein anderer schwört auf Low-Carb-Diät oder isst «nur paleo». Welch Freude bei den Gastgebern – der Ernährungswahn macht wahnsinnig! Manche haben bereits aufgehört, Freunde einzuladen, und hätten die 7 Zwerge schon derart abgedreht gegessen, dann hätten sie sich keine Sorgen machen müssen, denn ein «veganes Clean-Eater-Schneewittchen» hätte garantiert nicht von all ihren Tellerchen gegessen. Heutzutage spiegeln derartige «Einladungs-Horrorszenarien» die Hysterie und den gesellschaftlichen Hype ums Essen wider. Das «täglich Brot» ist für viele zum Schmelztiegel an Wünschen, Ängsten, Komplexen und Hoffnungen mutiert, von dem man Gesundheit, Glück, Fitness, Schlankheit und ein langes Leben fordert.

Doch bei all dem Wahn rund um gesunde Ernährung – aus welcher Richtung auch immer – muss eines klar sein: Niemand kann wissenschaftlich gesichert behaupten: «Der hat die Gesundheit mit Löffeln gefressen.» Denn niemand weiß, was gesunde Ernährung sein soll. Wenn Sie jetzt innerlich intervenieren, «mal langsam – ich weiß doch, welches Essen gesund ist», dann ist das nicht zwangsläufig ein «Vorbote drohenden Ernährungswahns», sondern Sie sind erst mal einfach nur gut vorbereitet für das kommende Kapitel …

Gesunde Ernährung, Sie wissen schon …

Sie wissen doch sicher, was gesunde Ernährung ist, oder? Wahrscheinlich denken Sie jetzt: «Nichts leichter als das!» Zuallererst kommt einem die «wichtigste Mahlzeit des Tages» in den Sinn, das Frühstück: Eine Schüssel Vollkornmüsli mit Vollmilch und vielen Früchten sollte es sein, natürlich zuckerfrei. Bitte bloß kein Weißbrot oder Brötchen mit Nutella, denn da sind zu viele der zuckrigen (kurzkettigen) Kohlenhydrate drin. Noch schlimmer: morgens gar nichts essen. Mittags dann schön leicht speisen, mageres Geflügelfleisch mit einem Salat, das Dressing nicht zu fett. Und dazu über den Tag verteilt viel trinken, idealerweise 1,5 bis 2 Liter Wasser, natürlich ohne Kohlensäure und ohne Kalorien – bitte nur nicht mit energiereichen Softdrinks wie Cola oder Limo den Durst löschen, denn die enthalten viel Fruktose, und Fruchtzucker macht schnell dick. Als Zwischenmahlzeiten bieten sich ein Apfel, eine Orange, eine Banane oder ein Vollkornbrot an – der Hunger zwischendurch kann natürlich auch mit einer Mohrrübe, mit Radieschen oder einem Müsliriegel (zuckerfrei!) gestillt werden. Generell gilt: Achten Sie auf eine hohe Ballaststoffzufuhr, essen Sie wenig rotes Fleisch und Wurst, stattdessen viel Obst und Gemüse (5-mal am Tag). Bei Backwaren sind Vollkörnerbrote den Weißmehlsorten vorzuziehen. Süßigkeiten bitte mit Vorsicht genießen, genauso wie dick machendes Fastfood. Und: Milch trinken nicht vergessen sowie ausreichend Milchprodukte verzehren – wegen des Kalziums für die Knochen. Aber: wenig Salz verwenden (Blutdruck!) und auch bei Eiern sparsam sein (Cholesterin!).

Fällt Ihnen noch etwas ein? Hoffentlich nicht! Und wenn Sie all diese Ratschläge satthaben, dann sind Sie hier genau richtig. Kein gesunder Mensch braucht Ernährungswissenschaft und noch weniger die daraus resultierenden Ernährungsempfehlungen, denen die wissenschaftliche Grundlage fehlt. Denn: Es gibt keine Beweise, dass «gesunde» Ernährung die Gesundheit erhält oder gar fördert. Es gibt noch nicht einmal gesichertes Wissen, was «gesunde» Ernährung überhaupt sein soll. Aber wo kommen dann all die Ernährungsregeln her? Wer erfindet diese Ess-Erziehungsmaßnahmen? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, müssen Sie das «Märchen von der gesunden Ernährung» kennen – und das werden Sie nach Lektüre dieses Buchs.

Warum dieses Buch?

Tatsächlich weiß kein Mensch, was gesunde Ernährung sein soll. Nichtsdestotrotz sind viele von uns auf der Suche nach einer «gesunden Alternative» zu ihrer persönlichen Essweise, denn ein Abgleich der omnipräsenten Berichterstattung zu gesunder Ernährung mit dem eigenen Konsum suggeriert zumeist: «Sie essen ungesund – ändern Sie etwas, sonst werden Sie fett, krank und sterben früher!» Wer nun diesem Warnruf folgt, der steht prompt einer Phalanx von Ernährungsempfehlungen, -regeln und -ideologien gegenüber, die allesamt Gesundheit versprechen, jedoch jedes wissenschaftlichen Beweises entbehren.

«Ernährungswahn» ist ein Buch für mündige Essbürger mit eigener Meinung, die diese vielstimmige Ernährungspropaganda kritisch hinterfragen. Es ist für all die Menschen geschrieben, die gerne und gut essen, bei denen Genuss und guter Geschmack die Essenswahl bestimmen und nicht vermeintlich «gesunde» Regeln – denn davon gibt es viel zu viele, die sich obendrein gegenseitig widersprechen.

Die allgegenwärtige Ernährungspropaganda zu gesundem und ungesundem Essen, zu guten und schlechten Nahrungsmitteln, zu Idealgewicht und perfekten Körpermaßen hat heutzutage fast ersatzreligiöse Ausmaße angenommen. Auf der einen Seite agieren die Verfechter von Bio-Kost und die Ernährungsregel-Hörigen, auf der anderen Seite postulieren Vegetarier und Veganer den fleischfreien Verzehr, um mit ihrer Ernährungsideologie auch gleich noch die Welt zu verbessern. Dann gibt es noch diejenigen Hardliner, die über sehr spezielle Ernährungsformen vornehmlich ihre Persönlichkeit definieren, beispielsweise die Rohköstler oder Steinzeit-Esser (viel Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse …). Eher harmlos erscheinen dagegen die Low-Carb-Freaks, die glauben, mit wenig Kohlenhydraten sei der «goldene Weg zum Ernährungsglück» gefunden. Neben all diesen Ernährungsideologien scheint unsere natürliche Ernährungsform in der öffentlich-medialen Wahrnehmung jedoch kaum mehr präsent zu sein: der Mensch, der genussvoll isst, wenn er Hunger hat, und zwar das, worauf er Lust hat und was ihm gut schmeckt – frei von Ernährungsregeln und -propaganda. Doch es gibt immer noch genug dieser Bürger, die immun sind gegen den ernährungsapostolischen Eifer – und stattdessen beim Essen nur einem vertrauen: ihrem eigenen Körper!

Auch in deutschen Leitmedien regt sich zunehmend Widerstand gegen den «Terror auf dem Teller» – viele Redakteure haben es satt, dass Ignoranten, Ideologen, Asketen und die Ernährungsindustrie den Ton bei der schönsten Hauptsache der Welt angeben wollen. So lässt ein Journalist der Wirtschaftswoche in seinem Artikel «Gesunde Ernährung? Ich pfeife drauf!» ordentlich Dampf ab: «Wer sagt, dies oder jenes sei ungesund – ich höre nicht mehr zu. Was gestern galt, ist heute keinen Pfifferling wert. Ich habe es satt. Aber das will ich: Freuen aufs Essen. Jeden Tag, bei so vielen Mahlzeiten, wie es geht.» Und das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) fordert: «Feiert Orgien mit Messer und Gabel! Werden wir doch endlich ein Volk von Genießern. Essen macht Spaß. Und sehr gutes Essen macht sehr viel Spaß. Wir müssen viel öfter auf den Verzicht verzichten und uns stattdessen der Wollust am Tisch hingeben und manchmal sogar der Völlerei. Dann werden wir verstehen, dass Essen kein Unglück, sondern unsere größte, alltäglichste, wunderbarste Quelle des Glücks ist.» Wenn sogar die konservative FAZ zur kulinarischen Wollust aufruft, scheint es ja nun wirklich höchste Zeit zu sein, die Ernährungspäpste und Perfektionsratgeber vom Hof zu jagen!

Denn die Dauerbeschäftigung mit vermeintlich gesunder Ernährung braucht niemand. Die kritische Analyse von über 1000 Studienergebnissen der letzten neun Jahre zeigt unmissverständlich: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, dass irgendeine Ernährungsform oder gar ein Lebensmittel krank, gesund, schlank oder dick macht. Genauso wenig lassen sich aus den schwachen Daten der Ernährungsforschung allgemeingültige Ernährungsregeln ableiten. Gesunde Ernährung für alle, die gibt es nicht. Kein klar denkender Wissenschaftler würde seine Hand dafür ins Feuer legen, dass irgendeine Ernährungsform einen Menschen länger gesund leben lässt. Denn niemand weiß, welche Ernährung die Gesundheit erhält oder fördert. Aber Sie als Leser dieses Buchs wissen nach der Lektüre, warum das so ist: Ernährungsforschung ist Stochern im Nebel, ein Rätselraten auf wissenschaftlich niedrigem Niveau.

Dieses Buch ist besonders für die Menschen interessant und lesenswert, die beim Essen einerseits zwar auf ihren Körper vertrauen, andererseits aber aufgrund der Diskrepanz zwischen eigenem Essverhalten und allgemeingültiger «gesunder» Ernährung immer wieder mit Gewissensbissen zu kämpfen haben: Kann ich wirklich nachts um zehn Uhr noch einen Teller Spaghetti essen, ohne dick zu werden? Bekomme ich Krebs, weil ich jeden Tag Fleisch esse? Vertrocknen meine Organe, weil ich es nicht schaffe, jeden Tag 2 Liter Wasser zu trinken? Bin ich süchtig nach Süßigkeiten? Vielleicht sollte ich doch besser das «gesunde» Vollkornbrot oder Müsli essen statt Weißbrötchen mit Nutella oder Cornflakes? Alle diese überflüssigen Fragen, die die Ernährungspropaganda in die Hirne vieler Menschen pflanzt, machen einem das Leben nur schwerer und verunsichern, sonst nichts.

Daher würde ich mich freuen, wenn sich alle Leser, die sich bei den obigen Fragen grundsätzlich wiedererkennen, durch dieses Buch bestärkt fühlen in einer neuen, kulinarischen Lebensphilosophie: Ich esse, was ich will! Ich werde wieder auf meinen Hunger, meine Lust und meinen guten Geschmack vertrauen! Ich werde nicht länger auf Furchteinflößer und Verzichtpropagandisten hören, die gebetsmühlenartig predigen, genussvolles Essen sei die Quelle von Krankheit und Unglück!

Machen Sie sich frei von den pseudowissenschaftlichen Ballaststoffen im Kopf und vertreiben Sie das gesamte «Angstmacherteam der gesunden Ernährung» aus Ihrem Gewissen. Netter Nebeneffekt: Dann bleibt mehr Hirnkapazität für den Genuss beim Essen! Denn Sinn und Ziel des Essens ist es, eine genussvolle Zeit zu erleben, die einem gute Gefühle bereitet und das essenziellste Bedürfnis zur Lebenserhaltung lustvoll befriedigt: den Hunger.

Keine Sexregeln, keine Ernährungsregeln

Stellen Sie sich vor, die (fiktive) «Deutsche Gesellschaft für Geschlechtsverkehr» würde uns gesunde Sexregeln vorschreiben: «5-mal pro Woche fünf Minuten Beischlaf in der Missionarsstellung, bevorzugt vormittags, in fester Partnerschaft und im Bett ausgeübt – das bringt die beste Gesundheit.» Basis dieser Empfehlung sei die Analyse der vorliegenden Literatur, natürlich wissenschaftlich fundiert. Vermutlich würden sich alle Menschen an den Kopf packen und denken: «Die spinnen doch!» Denn kein Mensch wird sich Sexregeln vorschreiben lassen! Die «schönste Nebensache der Welt» ist schließlich ein individueller Trieb, den jeder al gusto anders auslebt, weil die Bedürfnisse ebenso unterschiedlich sind wie die Menschen.

Ernährungsregeln sind jedoch weitläufig verbreitet – dabei sind Sex und Essen die beiden Urtriebe schlechthin, denn mit Fortpflanzung und Ernährung sichert die Natur die Erhaltung unserer Art. Beide Urtriebe sind absolut individuell und persönlich, jedoch mit einem gravierenden Unterschied: Essen ist noch existenzieller als Sex, denn ohne zu essen sterben wir. Deshalb wird auch die Befriedigung dieses biologischen Triebs Nummer 1 von unserem hirneigenen Belohnungssystem mit natürlichen Glücks- und Wohlgefühlen belohnt – und das mehrmals täglich. Ergo: Ernährung ist noch wichtiger als Sex und damit die «schönste Hauptsache der Welt». Wer sich also beim lustbringenden Sex nicht von «offiziellen Empfehlungen» reinreden lassen will, der sollte das beim lebenserhaltenden «Gaumensex» erst recht nicht zulassen.

Fazit

So wie kein Mensch Sexregeln braucht, weil es keinen «gesunden Geschlechtsverkehr» gibt, so braucht auch niemand Ernährungsregeln, weil es keine «gesunde Ernährung» gibt – und warum das so ist, erfahren Sie, wissenschaftlich bestätigt, in den folgenden Kapiteln.

Forschung ohne Beweise

Schwarze Strümpfe und Diabetes

Was haben der Weihnachtsmann und die Regeln zur gesunden Ernährung gemeinsam? Ganz einfach: Viele Menschen glauben daran, doch es gibt keine Beweise für beider Existenz. Für Ernährungsregeln gibt es keine Beweise, weil das Fundament der Ernährungsforschung so gut wie immer Beobachtungsstudien