Eros in Essays und Fragmenten - Govindha . - E-Book

Eros in Essays und Fragmenten E-Book

Govindha .

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Beschreibung

In allen vorliegenden Büchern geht es um das Thema der Verwandlung und Spiritualisierung des Lebens. Da es dafür keine allgemeinen Anweisungen oder Rezepte gibt, verstehen sich meine Beiträge als subjektive Hinweise. Sie sind kein Dogma, sondern allenfalls ein Reittier und wer hinter den Worten die Wirklichkeit erspürt, der kann auf ihnen reiten bis er zum eigenen inneren Heiligtum gelangt ist. Eintreten muß aber jeder selber. Im vorliegenden Buch geht es um die Überwindung der Gebundenheit an Sex, psychologisch um die Integration von Schatten und Anima und das Werden einer Ganzheit.

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Govindha

Eros in Essays und Fragmenten

Brücken ins Unaussprechliche

© 2021 Govindha

Umschlag, Illustration: Govindha

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

978-3-347-40895-1 (Paperback)

978-3-347-40896-8 (Hardcover)

978-3-347-40897-5 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort: Unabhängig denken

1. Gefängnis und Freiheit

2. Der Lebensbaum

3. Eros

4. Aphorismen, Essays und Fragmente

Verliebtheit als Initiation

Von innen sehen neue Augen eine neue Welt (für Michelle)

Tanzende Sehnsucht (für Nicki)

Das Weibliche und das Soziale

Egoismus und Kapitalismus

Die Hure

Durchbruch (für Patricia)

Zauber des Seins (für Gitti)

Leichtigkeit (für Sammy)

Utopie von 1996

Lichtzeit

Feuertanz (für Li)

Welle-Sein und Welle-Werden (für Nicole)

Neue Liebe (für Vivian)

Schwere Stunde

Neues Leben (für Gana)

Zarte Sinne (für Sabrina)

Augen (für Sabine)

Rund

Herbstfalter (für Antje und Pia)

„Liebe ist in dem, der liebt, nicht in dem, der geliebt wird.” (Plato)

Zwei Vögel (für Julietta)

Der Einsame

Der Glückliche

Wilde Rosen (für Love)

Reichtum und Besitz

Glück (für Anita)

Teilen

Die Falken (für Lin)

Haus der Spiegel (für Manuela)

Der Vogel fliegt zum Regenbogen (für Julie)

Penelope und Odysseus (für Sarah)

Sonnentag (für Sarah)

Haut von Gans (für Maria)

Schimmern (für Tamara)

Schwarzes Gold (für Tina)

Tanzender Traum (für Lucia)

Stars und Sternchen

Das Geheimnis von Sonne und Mond (für Carol Lisa)

Einheit

Sein als endloses Jetzt und Werden als Nichten

Vermächtnis einer Thailänderin (für Mandy)

Traumtrunken (für Mandika)

Gnade

Zauberfeuer (für Goi)

Licht und Schatten (für Iris)

Schmetterling (für Karin)

Der Wert des Menschen und der Humor

Sanfte Schwingen (für Susi)

Mondgeruch (für Ela)

Ela (1996)

Rausch (für Denise)

Impulse einer Seidenstadt (für Patricia)

Muse (für Tonia)

Respekt

Zukunft (für Nora)

Musik (für Silvana)

Erwerbsarbeit und Geisteshaushalt

Traum und Realität (für Nicole und Silvana)

Kopien

Stille spricht

Seraph (für Jasmin Dilek)

Wahn und Heilung

Die Verneinung und das Kritische

Demokratie

Die Europäische Union

Sonnenbäume (für Rosa)

Kraft (für Jasmin)

Gott und Gesellschaft

Sehnsuchtsflug (für Denise aus Kuba)

Blütenzweige (für Melanie)

Wunschlosigkeit

Die mit dem Wolf gehen (für Nathalie)

Karriere

Theorie und Empirie

Das virtuelle und das wirkliche Leben

Magnetismus

Angekommen

Gnostischer Materialismus (für Bianca)

Der Zweck heiligt die Mittel nicht

Reise in die Unendlichkeit (für Christiane)

Quo vadis?

In der Freiheit angekommen

Flügel der Seele (für Tanyarad)

Den Jubelkörper entfachen (für Julia)

Eine kurze Geschichte der Christenheit

Manuela und die unbekannte Tiefe meiner eigenen Seele (für Manuela)

Mutter Gottes (für Maria)

Konformität

Zaubermund (für Honey)

Ekstase (für Josephine)

Wirkliche Erkenntnis und Erkenntnis der Wirklichkeit sind eins

Orientalisches Sprichwort

Entsublimierung

Marketing

Was heißt Offenheit?

Zeitlosigkeit

Scheinwelten

Volksvertreter

Freiheit in Gott

Abendmusik

Das dümmste Tier

Sexualität als Gottesdienst (für Sammy)

Drei Menschen am Kreuz

Zeitlose Rosen

Schläfer

Orgasmus-Sharing

Wasserfall in Cudralam

Natur und Kultur

Die fünf Törichten

Die Kunst des Schreibens ist die Archäologie

Der Tod Gottes

Menschenrecht und Menschenpflicht

Die Mißgeburt

Bürgerliches Recht und Gerechtigkeit

Geisteskrankheit

Glück

Die Göttliche Mutter

Anima

Selbst und Nicht-Ich

Heimat

Blaue Horizonte (für meine Frau)

Turtle Island - Cuscatlan - Abya-Yala

UZIZITKA

Regenbogen

Armageddon

Einfaches Leben

Eltern und Erziehung

Seele und Gesellschaft

Der wahrhafte Mönch

Die letzte Verlorenheit

Identität und Authentizität

Gedanken und Gefühle

Sonnenkörper

Gottesglaube und Gottesbeweis

Religion und Wissenschaft

Das Evangelium der Eva

Geschwister

Sublimierung

Der Weg zur Verwirklichung

Vorwort: Unabhängig denken

Gewöhnlich ist der Mensch zeitlebens in Bezüge und Strukturen eingewoben, die er nur selten hinterfragt. Diese Strukturen beginnen im Moment der Geburt zu greifen, wobei das Setting „Krankenhaus“ in der Geschichte des Menschen neu ist. Von der Tradition her ist der Mensch ein Hausgebärer und wurde mit Unterstützung der Hebamme von der Mutter und der dazu kommenden Familie begrüßt. In alter Zeit haben viele Mütter das Wochenbett nicht überlebt, heute aber stehen sehr wohl Hebammen zur Verfügung, die eine Hausgeburt so sicher als möglich machen können. Sie sorgen für die notwendige Hygiene und sichern auch den Notfall ab. Ein Restrisiko bleibt immer, auch im Krankenhaus. Warum bereiten wir der sich inkarnierenden Seele genau wie der sich verabschiedenden Seele im sterilen und seelenfeindlichen Hygienebau ein derart steriles, man möchte sagen lebensfeindliches Ambiente? Wo früher die Mutter mit der Hebamme und der Familie den Neuankömmling begrüßen durften, herrscht heute das Klima einer Geburtswerkstatt; wo ehedem der Priester mit der Familie den Sterbenden mit ihren Gebeten und Tränen betteten, da steht heuer der Prozeß des Sterbens unter dem Signum der Ausschlachtung brauchbarer Körperteile. Medical Engineering und approbierte Metzger ohne jeden spirituellen Anstand rauben dem Seelengefährt die letzte Würde und die Seele muß zuschauen, wie diese Barbaren seine verdiente Hülle in ein Ersatzeillager für Fremde verwandeln. Früher sah der Dahinscheidende die Seinen versammelt stehen unter Marienbildnissen und Jesusfiguren, heute stehen da an Hybris nicht zu überbietende „Götter in Weiß“ herum und tun so, als wären sie die Herren über Leben und Tod. Ihr ganzes wissenschaftliches Gesülze ist so herzlos dumm, daß man sich die Rückkehr der Schamanen wünschen muß. Wer so unmenschlich geboren wird und so würdelos gehen muß - wie soll der noch ein menschenfreundliches Leben führen?

Jedenfalls folgt bald nach dem Austritt aus dem Mutterleib die Einhausung in ein Familienklima, das vorwiegend von Arbeitsabläufen, Kommunikationsmedien, Unterhaltungselektronik und Alltagsstreß geprägt wird. Schon lange gibt es keine Großfamilie mehr, deren Mitglieder mehrerer Generationen mit einer Vielfalt freudiger Gesichter gar nicht warten konnten, bis die Hebamme gegangen und der Neuankömmling begrüßt und umarmt werden konnte. Heute steht eine Mutter oft alleine da und weiß nicht, wie sie die Zeit bis zur Aufnahme in eine Kindergrippe überstehen soll. Vielfach herrschen auch in Kleinstfamilien ökonomische Zwänge, Streß und konkurrierende Freizeitwünsche, die letztlich dazu führen, das kleine Wesen möglichst bald ruhigzustellen und so früh als möglich neue Kapazitäten der Selbstbeschäftigung zu eröffnen. Wo sind sie hin, die Urgroßeltern, Omas und Opas, Geschwister und Cousins, Tanten und Onkels? Wo sind die Wiesen und Felder und Wälder mit ihren Felsen und Höhlen? Wo die Nachbarskinder? Das Soziale wurde ausgeschlichen und absorbiert von Elektronik und Mikrotechnik, von Computerspielen und Fernsehbildern. Totes statt Lebendiges - so lautet die marktgerechte Devise.

Spätestens im Kindergarten und in der Schule ist der vergesellschaftete Mensch schon fest geformt und etabliert. Und was dann folgt, sind Normen, Regeln und ein Berg aus Plichten, aus Allerweltswissen und Bildungsstandard, aus denen sich kleine Iche und Egos formen als wäre der Mensch ein Puzzle aus Gesellschaftsfragmenten. Die Seele, der Genius unseres Seins, das Lebendige, hatte sich sehr schnell zurückgezogen und verschlossen. Nun verkümmert der Mensch aufs Rationale und Funktionale, auf Berufsarbeit und Zwecke, kurz er wird ein getreues und geöltes Arbeitsobjekt in der Maschinerie entseelter Gesellschaftswesen. Die Zeit der Sklaverei währt lange, von der Geburt bis in den Tod, dabei verrinnt die Zeit im Sturm und wo am Ende wenigstens der Pastor hinwies auf das Unsagbare, preisen heute Trauerredner tote Taten an. Wer soll vor diesem Hintergrund noch ein unabhängiger Denker werden?

Wie soll da noch jemand aus dem reichen Fundus jenseits der herrschenden Welt, jenseits von Geschichte, einfach aus dem Jetzt und der Fülle des Ewigen schöpfen können, wenn er zum Schrumpfkopf des Bestehenden geworden ist, zum Systemidioten und Sklaven der Matrix? Wie soll einer fähig werden, Neues zu denken, wenn das Alte, obschon dysfunktional geworden, zur Allgewalt geworden ist, welche die Medien jedermann wie vorgekaute Nahrung aufoktroyieren? Wer ist noch frei und mutig genug, sein Denken nicht anzudocken am Status quo, an Wirtschaft und Parteiräson und bereit, über die „heilige Kuh“ der schwer pathologischen und kriminellen Eigentumsordnung hinauszudenken? Wer will angesichts dieser bitteren Malaise aus eindimensionalen Verhältnissen, aus Geld als Wertersatz und Kapital als Gott, aus Räuber-Materialismus und geisteskrankem Kapitalismus, aus Gier und Egowahn, aus Erfolgsbesessenheit und aus all den undurchschauten Entfremdungen auch nur einen Funken dessen wiederfinden, was seine Seele ist? Wie soll der Mensch über sein Ego hinaus ein Nicht- Ich werden, das im Ganzen und Einen zuhause und geborgen ist, wenn man ihm nur anbietet, der herrschenden Realität zu verfallen oder als ein Außenseiter und Spinner zu gelten?

Einige simple Beispiele: Wie will ein Ökonom im Rahmen des Kapitalismus, den er zu bewahren hat, eine Lösung für ein Problem finden, das im Kapitalismus wurzelt? Wie will ein Politiker ein Problem für das weite Feld der Verteilungsgerechtigkeit finden, das gerade in dem System wurzelt, das er vertritt? Wie will ein Wissenschaftler jene Probleme lösen, welche im Setting des wissenschaftlichen Denkens wurzeln? Wie will ein Arzt im Rahmen der Tendenz zur Verallgemeinerung Probleme für individuelle Fehlfunktionen finden? Wie will er seine korrupte, an die Pharmaindustrie gebundene Engstirnigkeit mit einem Auge für Naturheilmittel erweitern? Es gibt keine für alle Menschen gültige Diagnose-Medikation-Logik, oft genug fehlt die einfache Unterscheidung in Mann und Frau, obwohl deren Körper beispielsweise eine völlig andere hormonelle Grundlage haben, welche über die Themen „Zyklen und Befruchtung“ weit hinausgehen und bis weit in die Psyche und Zellen reichen. Wie will ein Pastor seinen Schafen bei Schuldgefühlen helfen, wenn er den Menschen als von Geburt an schuldig sieht und als sündiges Wesen begreift? Es gibt kein einziges Gebiet, in dem die bürgerlich-kapitalistische Lebensdummheit Lösungen finden kann, weil sie selbst das Problem ist und jede Lösung neue Probleme generiert. Wie will ein Abrahamit das Problem des Umweltschutzes ernsthaft angehen, ohne daran zu denken, den Modus der Herrschaft preiszugeben?1 Dafür wäre Harmonie mit der Natur eine wesentliche Voraussetzung und damit die Überwindung seines maßlosen Narzißmus, nämlich der fixen Idee, die „Krone der Schöpfung“ zu sein. Es wäre notwendig, das Ego zu relativieren und sich wieder ins große Ganze einzufügen. Man sieht, die Menschen tun nur so als ob sie Probleme lösen wollten, da sie am Ego festhalten, verkennen sie das Problem, das sie selber als Ego sind und blenden aus, daß dessen Überwindung die einzige Lösung ist, denn innerhalb des Egos gibt es keine Freiheit, sondern nur ein Getriebenwerden, das man fälschlich als eigenen Antrieb adoptiert hat.

Frei und unabhängig denken? Ein Ego kann nicht frei denken, es wird von dem Getriebe des gesellschaftlichen Mentalen und seiner vielen schichtspezifischen Varianten gedacht, es ist ein Gedachter, dem Denken geschieht. Dem Mediziner geschieht medizinisches Denken, dem Physiker physikalisches und dem Handwerker handwerkliches.

Und die Philosophen? Wirklich neue Weisen, Denken zu verarbeiten, etwa durch eine beobachtende Stille, welche aus höheren Ebenen wie der Intuition oder des Obermentalen ein mehr direktes Wissen empfängt, gibt es kaum. Der Westen kannte immer nur das „cogito ergo sum“, Nachfolger des Augustinischen „si enim fallor, sum“, welche beide das Erwähltheitsgefühl Abrahams verbalisieren und, so wie er, den letzten Götzen nicht zerschlagen, sondern hervorkehren, das Ego (sum). Schon früh werden materialistische Tendenzen sichtbar, etwa bei Aristoteles, welcher das Denken mit Hilfe der Logik kategorisiert hat. Was einmal als Hilfsmittel gedacht war, die Logik, wurde bald zum Herrn: Denkbesessenheit und Seinsvergessenheit. Hegel hat zwar mit seiner Dialektik und dem Prinzip der Negation die Struktur von Denken erfaßt, aber weder das Ego noch Gott erkannt, weil eben „Denken in Begriffen“ eine Etikettenwelt, aber keine Wirklichkeit ist. Kant hat die Unerkennbarkeit der Wirklichkeit oder des „Dinges an sich“ postuliert. Das ist eine für die Identifikation mit Denken oder fürs Ego absolut korrekte Analyse. Daß sich aber im Schweigen das Geflecht des Egos destruiert und jene Erfahrung des Göttlichen in uns geschehen kann, davon wollte Kant nun gar nichts wissen. Luhmann brachte eebnfalls das Wesen des Denkens, Differenz, auf den Punkt, aber um den Preis einer endlosen Gefangenschaft im Prozedere der Differenz. Habermas wiederum weicht dem Problem einer Harmonie zwischen Subjekt und Objekt aus, indem er zwischen das Subjekt und das zu erkennende Objekt ein zweites Subjekt schaltet, und den Kampf um die Bedeutungshoheit von Welt in den Diskurs darüber verbannt, was das Objekt für die Subjekte bedeuten soll. Keine westliche Philosophie kommt an die Paradoxie eines Kōan heran. Die Kōan-Praxis hat die erlebte Erkenntnis der Nichtzweiheit (mystischer Monismus) zum Ziel. Dabei verschwindet die Illusion, daß ein Ego als eine vom Ganzen losgelöste Entität existiert und wird von der Wirklichkeit der mystischen Einheit korrigiert.

Kurz und gut, alle westliche Philosophie ist mit Ausnahme der Mystiker nicht der Ausdruck „freien Denkens“, sondern das Resultat bestimmter historischer Normierungen wie der Logik und gesellschaftlichen Konsensbestrebungen wie etwa der Christianisierung und vieler anderer Normierungskriege. Die Fähigkeit zur Selektion und Neuordnung von Gedankenmaterial ist, wiewohl selten geworden, unbestritten. So finden wir besonders in Martin Heidegger den Versuch, der Frage nach dem Sinn von Sein auf den Grund zu gehen, aber auch er, der mit „der Sorge als Sein des Daseins“ so nahe an Buddhas Dukkha herankommt, schafft es nicht, das Ego in der Stille zu transzendieren und zum Übersetzer werden zu lassen für das Unsagbare.

Der Mensch des Westens bleibt qua Identifikation mit Denken in sich selbst, in seinem Ego gefangen. Das Ego denkt aber nicht, es wird gedacht, weil jeder Gedanke an seine ihm immanente Negation gekettet bleibt und dieser Dualismus Sein und Leben bestimmt.

Wenn der Mensch jemals Herr sein will über seine Gedanken, so muß er sich gerade von dem dualistischen Tumult in seinem Gehirn lösen, er muß sich vom Denken desidentifizieren und das ist nur durch die Erlahmung des Denkzwanges möglich, durch den Eintritt in die Stille. Was hernach als „Ich denke“ erscheint, wird nicht mehr als „Ich denke“ erlebt. Das schweigende Mental oder die Kraft der Stille ist es, die gleichsam unvermittelt „wissen“ läßt und die hernach das denkende Mental für Verbalisierungen nutzt.

Worin liegt der Unterschied zwischen dem Pseudowissen des Egos und der Kraft der Stille, welche ihr geschautes Wissen zu verbalisieren sucht? Das Ego und sein Gedenke besteht immer aus den beiden unauflöslichen Elementen einer Mixtur aus Wahrheit und Irrtum, eben weil es aus der Identifikation mit Denken besteht und damit konstitutiv dualistisch ist.

Schweigen dagegen bringt das dualistische Stimmengewirr zum Lockdown, das Konstrukt von Welt, das Gedachte, löst sich dabei auf und was der Mensch nun sieht, ist mit dem vorherigen Sehen unvereinbar. Die ganze Perzeption ist vom denkenden Mental frei geworden, daher fehlen seiner Schau nun die Leitblanken aus Subjekt und Objekt, sie sind verschwunden und der Betrachter erlebt sich als Sonne, See, Wald, Vogel und Baum: Der Beobachter ist zugleich das Beobachtete (Krishnamurti), er erfährt die Einheit, er erlebt in der Stille die Desidentifikation von allem Denken, von allen Dualismen, er erlebt deren Verschwinden und an ihre Stelle tritt die Herrlichkeit des Einen.

Will der Mensch nun das Eine verbalisieren oder mitteilen, so muß er zwangsläufig das dualistische Instrument, das denkende Mental benutzen, was der Aufgabe natürlich nicht gewachsen ist. Folglich unterliegt die Verbalisierung der Wirklichkeit einer Restriktion, daß sie nämlich nur von denen verstanden werden kann, welche ebenfalls das Schweigen erlebt haben, und das bedeutet, daß der verbalisierte Monismus von einem Ego in aller Regel nicht verstanden wird, weil jedes Wort nur ein Symbol und Gleichnis ist. Das Eine bleibt für jedes Ego ein unlösbarer Kōan, welcher ihm als Nonsens erscheint, obwohl es gerade umgekehrt ist. Warum? Weil ein Ego oder ein Gedachter die Worte für wirklich hält, der Schweigende sie aber nur als Symbol versteht, als Hinweis auf das Eine, auf die verborgene Wirklichkeit und Einheit oder veraltet gesagt, auf das Göttliche.

Wer also frei und unabhängig denken will, der muß das Nicht-Denken, die Stille und Freiheit vom Denken erlebt haben. Wer diesen Stopp allen Denkens nicht kennt, der unterliegt dem Denkzwang und der Dialektik des Denkens, welches mit jeder Position seine eigene Negation mit setzt. Für die Gesellschaft, die so tief im Schlamassel der letzten 5000 Jahre festsitzt, die alles auf das Ego bezieht und ihm eine Freiheit unterstellt, die es nie hatte und nie haben wird, wäre es ein Segen, wenn die freien, d.h. spirituellen Denker Gehör finden würden, auch dann, wenn sie erstmal fremd klingen und einander zu widersprechen scheinen.

Verhindert wird das von den Herren der Matrix, die das ganze System mit ihren Medien steuern, mit ihren Parteiund Polit-Handlangern und den Ideologen des Kapitals, welche die Menschen in die Maschine der Akkumulation hineinzwingen, so als würde dies „Fortschritt“ bedeuten. In Wahrheit gehen hier Fortschritt und Destruktionspotentiale Hand in Hand. Das Einzige, was die materialistischen Dummköpfe erreicht haben ist, daß sie die Menschen zu Gefangenen des Systems versklavt haben, sie haben ihnen die innere Gewißheit geraubt, in Wirklichkeit Kinder des Ewigen und Kinder der Ewigkeit in der Zeit zu sein.

Wir postulieren hier nicht „die Wahrheit“, das kann und will auch unabhängiges und freies Denken nicht tun, weil Denken und Sprache immer nur symbolisieren können. Wir weisen aber auf die Wirklichkeit hin und andere spirituelle Denker tun das auf ihre Weise und in ihrer Sprache. Wenn darum ein Ego nach Lösungen für Probleme sucht, so gibt es nur einen Ort, den der Stille, wo Lösungen nicht erdacht, sondern empfangen werden. Die Stille offenbart die Lösung, dessen Verbalisierung wiederum nur von denen verstanden wird, die der Stille teilhaftig sein können. Den Schritt in die Stille des eigenen Herzens können wir jedoch niemandem abnehmen.

Die ersten beiden Bücher („The Beauty of Asia“ und „Herzensgrund“) haben die Welt der Bilder als Symbole der Wirklichkeit dargestellt. Das vorliegende Buch und das folgende über Depressionen behandeln die Psychologie des Reifens im spirituellen Sinne. Es geht im tiefsten Sinne um Leben (Eros) und Sterben (Depression). Sie sind nicht allgemeingültig, aber sie weisen in ihren Symbolen auf Prozesse hin, die im Leben und Sterben jedes Menschen vorkommen. Wie solche Themen individuell bearbeitet werden, kann ganz unterschiedlich sein. So wird nicht jeder eine Animainflation erleiden, sondern viel moderater mit dem entsprechenden Symbol umgehen können. Auch Schattenthemen sind so vielseitig wie die Menschen selbst. Worauf es uns ankommt ist, das Ego und seine falschen Identifikationen nicht als Konstante zu sehen, ja nicht einmal als wandelbare Entität, sondern als die zu transzendierende Ursache aller Probleme, die sich durch Akzeptanz, innere Stille und Selbsthingabe an das Eine auflösen.

Letzten Endes sind alle Probleme der herrschenden Epoche Ego-Probleme, also solche, die aus der Differenz von Ich und Welt hervorgehen. In der Stille löst sich diese falsche Identität auf, zunächst temporär, später permanent. Wenn der heutige Mensch dies erkennen kann, dann wird er sich der Stille öffnen und ihr folgen. Wenn er sich dem verweigert, dann wird der große Reset nicht von einigen Mega-Egos zu Lasten der Masse vollzogen werden, sondern von der Erde selbst, und zwar zu unser aller Lasten. Es liegt an uns.

Govindha, Thailand 2021

1 Der Abrahamismus ist ein dualistisches Zivilisationsmodell, welches auf dem Baum der Erkenntnis beruht und damit auf der Zerstörung der Einheit mit dem Göttlichen, daher A-Brahman. Ein Abrahamit ist ein Mensch, der mit Denken identifiziert (Unterscheidung in „Gut und Böse“) und damit ein Ego darstellt, sozusagen eine Scherbe des zerbrochenen Ganzen. Die Einheit (Paradies) zerbricht durch die Identifikation mit Denken (Todesbaum oder Baum der Erkenntnis), das bedeutet, daß es im Denken oder mit Denken keinen Rückweg in die verlorene Einheit gibt. Ich und Welt, Subjekt und Objekt sind für den Menschen nicht nur geschieden, sondern sein Ego betrachtet Welt und Natur als ein äußeres und zu beherrschendes Objekt. Die Option des Hüters der Welt würde voraussetzen, daß er statt zu trennen und zu unterscheiden (Denken) wieder die Verbundenheit mit der Welt erleben und sich und Natur lieben kann (Identifikation mit dem Herzen oder dem Spirit). Da das mit Denken (Differenz) nicht möglich ist, müßte der Mensch in die Stille gehen und durch einen Stop des Denkens eine Desidentifikation vom Denken erreichen, anders gesagt, er muß zum Baum des Lebens finden. Da aber die Identifikation mit Denken durch die Erfindung der linearen Zeit sehr stark ist, erheischt dieser Weg enorme Disziplin, damit die Todesangst, die das Ego erlebt, überwunden werden kann. Sowohl Jesus (Dein Wille geschehe) als auch Mohammed (Unterordnung unter Gott) waren Lehrer des Lebensbaumes, ihre Nachfolger haben aber deren spirituelle Lehre, nämlich die Überwindung des Egos, nicht mit dem Herzen aufgenommen, sondern im Denken, was nicht befreit, sondern immer tiefer an den Todesbaum kettet. Die daraus folgende Ideologie der Religion (Saulismus und orthodoxer Islam) vermag jedoch nicht die Angst zu besiegen, sondern führt direkt in die Vermeidung oder Abwehr der Angst durch Aneignung und Herrschaft über Natur. Dadurch sind Fortpflanzung und Herrschaft zum Motor abrahamitischer Zivilisation geworden, die seit Abraham sein Glück in den Versprechungen für die Zukunft sieht und in ihrer Hoffnung auf einen Messias oder dessen Säkularisierungen aus Akkumulation und Fortschritt. Damit verbunden ist das Grundgefühl des Mangels und der Mangelhaftigkeit, welche durch das Streben nach Verbesserung temperiert wird. Im Gegensatz dazu steht etwa der alte chinesische Taoismus, dem es darum geht, den natürlichen Zustand zu bewahren und damit die Harmonie des Tao. Natur ist daher vollkommen und der Mensch sollte nicht durch soziale Bevormundung geformt werden, sondern durch sein Sein, durch das, was er als ein Teil des Tao ist. Synonym dafür steht der unbehauene Klotz. Die gesamte Natur ist vollkommen, daher muß der Mensch nicht nach Verbesserungen suchen, auch nicht seiner selbst, sondern einfach das sein, was er ursprünglich ist, Te (Atman). Tao und Te stehen zueinander wie Brahman und Atman. Wir können daher sagen, daß die abarahamitischen Zivilisationen allesamt vom Werden bestimmt sind, während alle östlichen Religionen den Vorrang des Seins betonen. Daraus folgt, daß wir die Ideologien des Baumes der Erkenntnis durch die spirituelle Macht des Lebensbaumes ersetzen wollen und uns dabei gegen den Westen und dessen Hegemonie stellen. Das Ziel ist die Überwindung des Egos.

1. Gefängnis und Freiheit

Im vorliegenden Buch richten wir unsere Aufmerksamkeit auf den ebenso „alten“ wie zeitlosen Gott Eros, dessen Trivialisierung und Erniedrigung die meisten Menschen kennen. Seine wahre Natur bleibt dagegen verborgen und unzugänglich, wohl weil der moderne Mensch seine Fähigkeit bezweifelt, Göttliches und Unaussprechliches zu erfahren und heuer gar so weit geht, die Existenz jenes erhabenen Unsagbaren zu leugnen, welches die Alten und Weisen „das Eine“ genannt haben. Im graeco-arischen Raum wurde dieser Urgrund des Seins mit dem Namen „Eros“ geschmückt und er symbolisiert ebenso wie Brahman im Hinduismus oder Tao im Taoismus das Unsagbare. Für den Zeitgenossen und sein egozentrisches Denken ist das Numinose nicht einmal mehr ein Symbol, sondern nur noch ein leerer Begriff und ein Relikt aus der Vergangenheit. Nichtsdestotrotz bleibt das Eine die herausragende Erfahrungstatsache aller spirituellen Traditionen der Welt und jeder mystische Monist hat es in Sein und Leben teilweise erfahren oder im Prozeß der endgültigen Erleuchtung realisiert.

Die gegenwärtigen menschlichen Wesen sind und wollen, „aus freien Stücken“ wie sie meinen, Krüppel bleiben („cogito ergo sum“ - René Descartes), sie lehnen unverhohlen die Selbsthingabe an das Göttliche ab und denken, das Transzendieren des menschlichen Egos entspräche einer Regression. Dieser Typus hält so krankhaft an seinem vermeintlichen Individualismus, dem Ego fest, daß er dessen Chimärenhaftigkeit nicht mehr durchschauen kann. Seine spirituelle Erfahrungsfähigkeit, die auf der Kraft der Stille basiert, auf dem Schweigen des Mentals, ist unter der Präponderanz des Denkens zerbrochen. In Wirklichkeit geht aber die spirituelle Erfahrung dem Denken voraus, sie ist primär, dem Denken vor- und übergeordnet, während Denken sekundär ist, ein untergeordnetes Instrument und als Identität („cogito ergo sum“) ungeeignet, weil das Prozedere des Denkens seinem Wesen nach Differenz ist, trennend und unterscheidend. Eine Harmonie mit der Einheit des Seins wird dem Menschen dadurch verunmöglicht, er wird in bleibende Konflikte gestürzt, die nur provisorisch temperiert werden können. Daher bleibt eine friedliche Koexistenz eine Illusion. Die Macht der Zeit nagt nun an beidem, an der Chimäre und seiner Illusion, am Ego und seinen Vorstellungen, die wie ein Korsett den Menschen erdrücken, und die er doch nicht lassen kann, ohne sich selbst zu lassen. Er wird darum untergehen oder sich selbst transzendieren, aber das alte Programm (Baum der Erkenntnis) ist nicht mehr reproduzierbar, es ist beendet, auch wenn der alte Mensch, der Ego-Denker, sich noch so sehr aufbäumt.

„Das Wissen um die spirituelle Beziehung zum gesamten Universum ist ohne Bedeutung, denn Bewußtsein von irgendetwas ist nicht die Wirklichkeit jener Sache. Daß man von der Existenz der Liebe weiß, bedeutet nicht zu lieben.” (John Mohawk Sotsisowah)

Eben dies begreift der Mensch von heute nicht, er ist so voller Schein-Wissen von der Welt und über dieses und jenes, daß er davon trunken geworden ist, besoffen von sich selber, doch während er sein Delirium für Fortschritt und nie dagewesene Größe hält, fällt er tiefer und immer tiefer. Es ist sogar so weit gekommen, daß es als frevelhaft gilt, Unsagbares via Sprache anzudeuten und kundzutun. Die herrschenden Mächte in Weltlichkeit und Klerus haben es stets vermocht, das Göttliche und Wirkliche unter Tabu zu stellen. Bei aller Zwietracht waren sie stets darin einig, daß das Wirkliche zu verbannen sei, daß der Mensch zwar von der Liebe wissen soll, aber in der Unfähigkeit zu lieben festgehalten werden muß. Darum wird über das Wirkliche und Essentielle, das nach wie vor unter der Chiffre „Gott“ oder seinen Substituten firmiert, ein schwarzer Mantel gelegt, ein Erinnerungs- und Ausdrucksverbot, welches suggeriert, daß das namenlose Ewige zum Fachgebiet einer dogmatisierenden quasi-religiösen Autorität gehöre, sozusagen als Domäne ihres Monopols des Lackmeierns, welches die Menschen mit pseudo-sakralen Phrasen verdrischt.

Darob finden wir in allen abrahamitischen Denominationen einen Begriff Gottes, eine Idee, ein Wort, aber doch nie die Präsenz des Ewigen in einer lebendigen Person, und zwar nicht, weil Er sich uns verweigern würde, sondern weil der Abrahamit die Pforten zur Transzendenz verriegelt und die Schotten dicht gemacht hat. Was bleibt, das sind denominationsspezifische Idées fixes, Wahngedanken oder „Trockenfutter“ wie die „Liebe Jesu“, mit welcher der Evangelikale frohen Mutes Muslime bombardiert, aber eine Predigt aus dem lebendigen Einen, dem Spirit Christi, finden wir bei ihnen so wenig wie in der islamischen Orthodoxie die Seligkeit des an- Nafs as-Safiya in der Einheit mit Gott, Tauhīd. Man beschränkt sich darauf, die frohe Botschaft der Einheit wie einen Stinkkäse zu behandeln, das wahrhaft Heilige zu diskreditieren, das Evangelium zu verballhornen, um daraus ein Dysangelium aus Sühneopfer und Sohnesmord oder eine absurde Spaltung in Dār al-Harb und Dār al- Islām zu extrahieren. Statt zu spiritueller Freiheit im Einen führt das Mahl Jesu zur Intoxikation mit einem verdorbenen saulistischen Sündenbrei und seine Anbieter verbuchen in ungebrochener Räubermanier die von den Gläubigen abgepreßten irdischen Obolusse als eigene Himmelsaktien und irdische Ewigkeitstantiemen.

Auf der Seite profaner Dekadenz wurde weit radikaler vorgegangen, man hat alles, was an das Göttliche Eine erinnert, zum Gegenstand einer übel meinenden säkularen Diktatur des Dauer-Leugnens gemacht und diese fundamentale Täuschung mit dem Etikett einer Aufklärung versehen, die betrügerischer nicht sein kann. Diesen Typen gilt das Göttliche als ein tödliches Virus, deren Träger unter permanente Quarantäne gestellt werden müssen. Kein Wunder, wenn die atheistische Plage ihre kongenialen Gefährten in den Haßpredigern findet, für welche Islamismus als „Aufklärung“ gilt und der „Dschihad“ als „Politik“. Beide, Dauer-Leugner und Dschihadisten, sind Kopf und Zahl der Münze Egowahn, welcher aus der Identifikation mit Denken, dem Baum der Erkenntnis von „Gut und Böse“ mit seinem Zwang zu falscher Wertung und Dualismus entstanden ist.

Diese Form der Generierung von Identität überhöht prinzipiell das Eigene, sei es durch dieses oder jenes abrahamitische Postulat der „göttlichen Erwähltheit“ oder sei es durch die fehlaufgeklärte Überhöhung des eigenen Denkens („cogito ergo sum“) und der eigenen Gesetze, welche die Identität des anderen und seine Gesetze als minderwertig betrachten muß. Ursächlich für diese Katastrophe ist die Verwechslung von Symbol und Symbolisiertem oder des Einen mit dem Einzigen und der damit einhergehende Verlust einer Empathie, die sich selbst im Anderen sehen kann. In Wirklichkeit spielt es nämlich keine Rolle, für welche Fundamentalismen Menschen ins Feld ziehen, wofür gestorben werden soll, „was das Gute und was das Böse“ sei, denn spirituell käme es allein darauf an, ins Jenseits der Dualismen zu gelangen und in Harmonie mit dem Ganzen zu leben. Darauf allein gründet sich die spirituelle Suprematie und der Elitarismus der Spiritualität gegenüber den profanen und säkularen Demagogen, deren Egowahn Sein und Leben bedroht. Die herrschenden Mächte sind inferior, sie repräsentieren formal-religiöse oder profane Doktrinen, bilden laizistische Staaten oder „Gottesstaaten“, vertreten quasireligiöse, politische (demokratische, monarchistische), ökonomische (kapitalistische, sozialistische) oder bloß fanatische Ideologien (Rassismen) und sind Agenten spiritueller Euthanasie, deren Argumente dem jeweils anderen die Luft zum Atmen nehmen.

Was einmal „die göttliche Wirklichkeit“ gewesen ist, das erscheint heute als irreal, an ihrer Stelle erheischt das materialistische Denk-Gelage im wert- und würdelosen Kapitalraum politischer Macht und in Allianz mit den Meinungs-Diktaten primitiv-dekadenter Massenmedien eine Geltung, deren postulierte Faktizität im Kosmos des reinen Fürsichseins zur realen Wirklichkeit erhoben wurde. Ein Skandal! Wir nennen diesen ebenso egomanen wie theo-mentalen Nomos aus ranzigem Narzißmus „die Matrix“ oder „das Gefängnis des Denkens“, aus welchem Sein und Leben entweder ganz verbannt oder zu unbekannten Variablen erklärt wurden. Es versteht sich von selbst, daß dort wo das Göttliche das Wirkliche repräsentiert, wo der Mensch dem Unsagbaren in Natur und Geiste offen huldigt, wo das Sein das Große ist und das Leben heilig, kein Mensch meinen kann, er könne seine qua Ego gewonnene Engstirnigkeit und denkerische Flatulenz (Kapitalismus, Demokratie etc.) als für das Ganze gültig erklären. Wir können nur dann als Teile des Ganzen angesehen werden, wenn wir uns nicht mehr durch das Ego definieren, sondern uns durch dessen Transzendierung der Harmonie der Einheit hingeben und uns ihr unterordnen (Baum des Lebens).

Es ist höchste Zeit, gegen das Ego und seinen DenkWahn ins Feld zu ziehen, und das heißt vor allem gegen den Westen und sein hyperaggressives ÜberzeugungsHandeln, welches allein auf der spirituell inexistenten Freiheit des Egos beruht, die in Wirklichkeit die Sklaverei des Egos ist und seines Wahns der Selbsterhaltung als Fremdzerstörung oder, was dasselbe ist, als Selbstzerstörung.

„Wenn Du entdeckst, daß Du ein totes Pferd reitest, steig ab. Alles, was Du in deinem Leben an Ungerechtigkeiten, Lügen, Betrug, Kälte und Unwissenheit anderen Menschen zugefügt hast, kommt wieder zu Dir zurück in 7 Jahren.“ (Dakota-Indianer)

„Wer die Erde nicht respektiert, zerstört sie, wer nicht alles Leben so wie das Eigene respektiert, wird zum Mörder. Der Mensch glaubt manchmal, er sei zum Besitzer, zum Herrscher erhoben worden. Das ist ein Irrtum. Er ist nur ein Teil des Ganzen. Seine Aufgabe ist die eines Hüters, eines Verwalters, nicht die eines Ausbeuters. Der Mensch hat Verantwortung, nicht Macht. Wir denken bei jeder Entscheidung an die siebte der kommenden Generationen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Menschen nach uns, die noch ungeborenen Generationen, eine Welt vorfinden, die nicht schlechter ist als die unsere – und hoffentlich besser.“ (Oren Lyons, Onondaga-Indianer)

„Humankind has not woven the web of life. We are but one thread within it. Whatever we do to the web, we do to ourselves. All things are bound together. All things connect.” (Chief Seattle, Leader of the Suquamish and Duwamish Native American Tribes)

„Wir wissen, was der weiße Mann eines Tages erst entdecken wird. Unser Großer Geist ist derselbe Gott. Denkt nicht, daß ihr ihn besitzt, so wie ihr unser Land zu besitzen glaubt. Denn das könnt ihr nie. Der Große Geist ist der Gott aller Menschen, des Roten und des Weißen Mannes. Dem Großen Geist ist diese Erde kostbar. Die Erde zu verletzen heißt Gott zu verachten.“ (Chief Seattle, Häuptling der Suquamish und Duwamish, 1786- 1866)

„Für euch Weiße waren wir Wilde. Ihr habt unsere Gebete nicht verstanden. Ihr habt nicht einmal versucht, sie zu verstehen. Wenn wir der Sonne, dem Mond oder dem Wind unsere Loblieder gesungen haben, beteten wir in euren Augen Götzen an. Ohne uns zu verstehen und nur, weil unsere Art der Anbetung anders war als eure, habt ihr uns als verlorene Seelen verdammt. Wir sahen das Werk des großen Geistes in seiner ganzen Schöpfung: in Sonne, Mond, Bäumen, Bergen und Wind. Manchmal traten wir durch das, was er geschaffen hatte, an ihn heran. War das so schlecht? Ich weiß, daß wir aus ganzem Herzen an das höchste Wesen glauben und unser Glaube ist stärker als der vieler Weißer, die uns Heiden nannten. Die roten Wilden waren immer enger mit der Natur verbunden als die weißen Wilden. Die Natur ist das Buch jener großen Kraft, die ihr Gott nennt und die wir den großen Geist nennen. Was für einen Unterschied macht schon ein Name aus!“ (Tatanga Mani, Stoney)

„Die alten Dakota waren weise. Sie wußten, daß das Herz eines Menschen, der sich der Natur entfremdet, hart wird. Sie wußten, daß mangelnde Ehrfurcht vor allem Lebendigen und allem, was da wächst, bald auch die Ehrfurcht vor dem Menschen absterben läßt. Deshalb war der Einfluß der Natur, die den jungen Menschen feinfühlig machte, ein wichtiger Bestandteil ihrer Erziehung.“ (Luther Standing Bear)

Fast alle moderne Erkenntnis und der überaus toxisch gewordene Technikapparat sind boshaft-destruktive, Mensch und Natur, Sein und Leben unterjochende Gebilde geworden, geschaffen aus Arroganz, Wissenschaftshörigkeit, Verantwortungslosigkeit und einem Mix aus Effizienz und Dämlichkeit, an deren brüchigen Nahtstellen zu jedem beliebigen Zeitpunkt ein klitzekleiner Virus freigesetzt werden kann, der dann ausgehend von Wuhan oder anderswo zu Panik und Pandemien manipuliert wird. Das Kapital dahinter hat die Macht, die Masse noch mehr zu unterjochen. Wer das Leben nicht kennt, den frißt die Angst vorm Tod.

Corona macht überdeutlich, wie geisteskrank die führenden Dummköpfe der Welt und ihre korrupten politischen und wissenschaftlichen Wasserträger entartet sind. Sie bauschen einen neuen, der Schweine- und Vogelgrippe ähnlichen Virus zum Kampf zwischen Leben und Tod auf, sie verbreiten Angst, Lügen und Schrecken, erfinden Pandemie-Wellen mit Hilfe untauglicher Instrumente (PCR und Inzidenz) und schüren solange Panik, bis das Stimmvieh der Beraubung seiner Menschenrechte ungesagt zustimmt. Zur Erinnerung, die Letalitätsrate betrug Ende August weltweit 2,28 Prozent, in Deutschland 2,44 Prozent, in den USA 2,07 Prozent und in Indien, von wo man wahre Horrorbilder infolge der so gefährlichen Delta-Variante zu sehen bekam, beträgt sie 1,35 Prozent (alle Angaben von Statista, Stand: 24.08.21). Bis auf die Hygienehinweise waren alle angewandten Mittel Ausdruck bösartiger Despotie. Vergleichen wir nämlich die Zahlen mit denen Schwedens, das am liberalsten gehandelt hat, so sehen wir eine Letalitätsrate von 1,31 Prozent (Angabe von Corona-in-Zahlen.de Schweden, Stand: 28.8.21). Vergleichen wir einmal die Zahlen von Statista und Corona-in-Zahlen.de, so weisen sie erhebliche Differenzen auf: Letalitätsrate USA: 1,6 Prozent; Deutschland 2,3 Prozent, ähnlich die Zahlen der John Hopkins University. Warum übertreibt das Unternehmen Statista die Zahlen, die sowieso schon durch die Zusammenfassung von „Tod mit und an Corona“ gelogen sind? Warum tut man so, als wäre die jährliche Grippe ausgefallen?

Hinter Panik, Manipulation und den verfassungswidrigen Eingriffen steht die Ego-Elite mit ihren Think Tanks und Spezialtruppen wie die Bilderberger und das Projekt 2030 und viele andere, welche die nächste Stufe der Globalisierung zünden und wofür die Volkwirtschaften ausgeblutet werden müssen. Massenimpfungen mit unzureichend getesteten Vakzinen und nicht dokumentierten Post-Vakzin-Todesfällen, ohne Kenntnis der Folgewirkungen ergeben nur Sinn, wenn man die Population ausdünnen möchte, die Schuld aber einem Virus aufbürden kann. Verelendung und Hungersnöte kämen wie gerufen, um die Erde vom unerwünschten Fußvolk partiell zu befreien. Technik hat den Sklaven ersetzt. Warum ihn am Leben erhalten?

Überall, wo Denken im Kopf oder aus der Identifikation mit Denken heraus geschieht, da ist es Gedenke oder vollautomatisches Irresein und tiefste Geisteskrankheit geworden, da steht der Mensch als herzlos gewordener Krüppel neben sich, wie ein Stein gewordener Haufen Fürsichseins, dem die Verbindung zu Sein und Leben und die Verbindung mit dem Einen abgerissen ist. Insofern sind all sein Gedenke und seine Technik nichts als das Gestell seines Todes, eben jenes Irreseins, welches den Denker dem Sein entfremdet und ihn letztlich das Leben kostet. Wir haben vergessen, daß die Erde lebendig ist und wir einmal ein Herz hatten.

„Dein Herz soll im Einklang mit den Herzen der Erde schlagen. Du sollst fühlen, daß du ein Teil des Ganzen bist, das dich umgibt." (Gebet der Cheyenne-Indianer)

„Für mich gibt es nur ein Reisen auf Wegen, die Herz haben, auf jedem Weg reise ich, der vielleicht ein Weg ist, der Herz hat. Dort reise ich, und die einzige lohnende Herausforderung ist, seine ganze Länge zu gehen. Und dort reise ich und sehe und sehe atemlos.“ (Carlos Castaneda: Die Lehren des Don Juan, 151)

Denken (Separieren) vermag nicht zu heilen, was nur in Liebe (Verbinden) bewahrt wird. Daher ist das Leben in den meisten Bereichen der Gesellschaft bitter, unerträglich und ungerecht geworden. Modernes Recht und Gesetz verhöhnen die Opfer, indem sie ihnen den persönlichen Ausgleich zwischen Täter und Opfer versagen und die Resozialisierbarkeit der Täter innerhalb des Strafvollzuges an erste Stelle setzen, sie untergraben damit das Gerechtigkeitsempfinden und führen zu Rationalismen und Formalismen, welche die Kälte triumphieren lassen. Arbeit ist weit entfernt von einem Austauschprozeß mit Natur, sie ist zudem vom eigentlichen Sozialen abgekoppelt und dient vorwiegend als Handlanger für die Akkumulation des Toten, das als Kapital wenige reich macht und auf der anderen Seite der Welt Millionen Menschen den Hungertod bringt; entfremdete Arbeit ist das Schicksal von ungezählten Sklaven in den Händen teuflischer Monetenzähler, eine Verhöhnung des Ewigen zugunsten des asurischen Mobs aus Geld und Zins. Die menschlichen Beziehungen sind instrumentalisiert worden und nur noch an ökonomischen Vorteilen oder Machtverhältnissen orientiert. Die Familien werden vom Engagement im Beruf und der Not, Doppel- und Tripleverdiener sein zu müssen, zerrissen. Die Folgen davon sind Zerrüttung des Sozialen und das Aussterben der zwischenmenschlichen Solidarität, welche nur noch bei Naturkatastrophen auflebt, während sie im Falle Corona die Menschen spaltet. Auf der Seite der Mehrheit stehen jene Buckler und kümmerlichen Egos, deren Angst vorm Tod in aller Deutlichkeit ihre Lebensangst und damit ihren nekrophilen Charakter (nach Erich Fromm) zum Ausdruck bringt. Diese Dunkelmasse bemüht sich nach Kräften, den wenigen Rebellen gegen die Angst, den lebensbejahenden und biophilen Charakteren (Fromm), den Garaus zu machen. Das geht nun soweit, daß bestimmte Kreise nur noch den Geimpften, den Genesenen und den Getesteten die Grundrechte garantieren wollen, während die eigentlich Gesunden stigmatisiert und ausgesperrt werden. Wir nennen das Coronafaschismus, weil die Grundrechte unteilbar sind.

Seitdem der Mensch sich nicht mehr vor dem Höheren beugt, sich nicht mehr niederknien kann vor Mutter Natur und dem großen Geist, sondern niederfällt vor dem eigenen Narzißmus und seinen eigenen Artefakten, ist er das geworden, was der Straßenjargon einen „Wichser“ nennt. Das wollen sie nicht hören, all diese verlogenen Humanisten und Lügner von Menschenrechten, die Egoanbeter und Leugner des Göttlichen. Sie haben den Materialismus und Kapitalismus, Nihilismus und Konsumismus zu den ekelhaftesten Triumphen seit Menschengedenken erhoben, sie feiern sich selbst und lassen sich feiern für die übelste Dekadenz, für Verfall, für bodenlosen Abgrund und für eine Matrix voller Täuschungen. Das Menschentier von heute kann alles zerstören, und doch braucht Mutter Erde sich nur einmal kräftig zu schütteln, um den Alptraum zu beenden und alles neu werden zu lassen: Nur das Göttliche IST wirklich. Man mag diese mystisch-monistische Erfahrungstatsache, die bei hinreichend Übung und Demut jedermann im Schweigen zugänglich ist, leugnen und verneinen, aber das wäre so, als ob der Fisch dem Meer, in dem er lebt, seine Wirklichkeit als Wasser absprechen wollte – was für eine Frechheit! Was für eine Dummheit!

Wo das Denker-Ego an der Akzeptanz dieser Erfahrungstatsache scheitert, da ist der Zugang zur Wirklichkeit, das Schweigen, verschüttet worden und blockiert, da ist der Mensch irre, geisteskrank und wahnsinnig geworden und seine todbringende Krankheit liegt in der Identifikation mit dem Denken, dem Ego (Baum der Erkenntnis). Wir können dies nicht ändern, aber darauf hinweisen und daran erinnern, daß es unsere ontologische Pflicht als Menschen ist, ins Schweigen zu gelangen und aufzuwachen. Es ist unsere Pflicht, über den Status des unbewußten Egotieres (Ahamkara – Ich mache) hinaus zu gelangen und aus dem Herzen zu leben (Dein Wille geschehe), nur dann können wir werden, was wir in nuce sind, Kinder des Ewigen, die sich jederzeit vor dem Einen beugen und Ihm allein dienen.

Woher wir das wissen? Jeder Mensch mit Herz weiß es, jedes Kind weiß es, alle Menschen mit Herz wie die alten Indianer wußten es, alle Menschen, die der weiße, abrahamitische Barbar ausgerottet hat, wußten es.

Das „Mehr-Wissen“ des Herzens erwacht qua Desidentifikation vom Denken (Baum des Lebens), es wird aus dem Schweigen geborgen wie kostbare Perlen, es ist selbstevident, jenseits aller Denkgesetze. Von daher ist es immun gegen jede Art von Kritik, die dem bloßen Denken entstammt. Eine solche Kritik wäre mehr als unredlich, sie wäre boshaft, weil es dem Denken nicht zusteht, das Schweigen maßzuregeln. Wie läßt sich das verstehen? Die spirituellen Erfahrungen geschehen, wenn der innere Schwätzer abgestellt wurde, doch sind diese Erfahrungen zu Beginn und lange Zeit später wie Einbrüche in das falsche Kontinuum von Welt, das Denken fabulierte und das sich nun zurechtrückt. Die falsche Selbstbetrachtung, das Ego, bekommt Risse.

„Sobald die Ketten der Selbstbetrachtung zerrissen sind, sind wir nicht mehr an die Sorgen der Alltagswelt gefesselt. Wir sind noch immer in der Alltagswelt, aber wir gehören nicht mehr dazu. Um dazu zu gehören, müßten wir die Sorgen der Leute teilen, und ohne Ketten können wir es nicht. … Hat man die Einheit erreicht, lebt man nicht mehr in der Welt der alltäglichen Sorgen und ist nicht mehr Opfer seiner Selbstbetrachtung.“ (Carlos Castaneda: Die Kraft der Stille, 96)

Bei diesem Zerbrechen, das ein langer Prozeß sein kann, kommt es nicht nur „jetzt“ zu „Aha-Erlebnissen“, sondern in unserer Erinnerung wird ein ganzes Arsenal von solchen Erlebnissen aktiviert, die mit dem „Jetzt“ oder der „Einheit“ verbunden, wenn auch „noch nicht“ gewahr sind. Das liegt daran, weil wir erleuchtete Wesen sind und diese unsere Wirklichkeit unter den Mantel der Dunkelheit, der Identifikation mit Denken oder den Baum der Erkenntnis und des Egos gezwungen wurde. Sobald einmal das Ego Risse bekommt, leuchtet darunter die Wirklichkeit hervor, die nie abwesend sein kann. Nun müssen wir unsere Wirklichkeit wieder befreien, und das geht eben nur mittels des Schweigens, weil nur im Abstellen des inneren Dialoges alles Denken und mit ihm die Identifikation mit Denken zerbricht. Was auch immer dem Schweigen entstammt, es steht weit über allem, was die Identifikation mit Denken fabuliert, denn erst die Desidentifikation vom Denken und die dauerhafte Inauguration des Schweigens macht aus dem Knecht den Herrn und aus dem Ego die Chimäre, die es immer schon war. Wer aus dem schweigend Erlebten kündet, der lädt alle anderen ein, dem eigenen inneren Ruf des Schweigens Folge zu leisten und die entsprechenden spirituellen Erfahrungen selbst zu machen. Er vertritt keinen Wahrheitsanspruch, sondern die Authentizität seines Erlebens, er weiß, daß wer auch immer dieselben Erfahrungen macht, die Worte, mit denen sie berichtet werden, nie gleich sein können. Dann erlernen wir nicht nur eine weite Toleranz, sondern wachsen in eine Identität, welche die Angst vor dem Wandel oder dem Tod belächelt und selig umarmt.2

Jeder Erwachte und noch mehr der Erleuchtete weiß, daß seine Erfahrungen nicht von der Masse geteilt werden, er kennt deren Skepsis und auch deren Anfeindungen. Wir stehen aber an einem Wendepunkt, an dem es entweder nach oben geht oder in die Vernichtung, und das bedeutet, je mehr Menschen von ihren spirituellen Erfahrungen berichten, desto brüchiger kann das Netz aus Egowahn und Zerstörung werden. Was, so müssen wir uns nach solchen Erlebnissen fragen, ist denn all das moderne Leben, das durch die Köpfe entfremdeter Menschen wie auf Autobahnen dahinrast, noch wert? Sind es nicht leere Konstrukte, denen es an allem mangelt, weil sie jedes Körnchen „Wirklichkeit“ zupflastern? Was sind das für sinnlose Lebenskonzepte, in denen nur Platz ist für Lüge, Falschheit und Tand? Haben wir nicht alles auf Sand gebaut? Und warum suchen wir, wenn wir denn suchen, immer am falschen Platz? Wer im Irrgarten des Gedenkes, im Ego das Göttliche sucht, wie will der es finden? Schweigen ist der Raum des Findens, Denken der Irrgarten ewigen Suchens.

Anthropologisch müssen wir die Menschen unterteilen in die kleine Gruppe der „spirituellen Kinder des Seins“, auch „Seinskinder“ genannt, und in die Masse der Menschen, die ihre Ketten als Freiheit bejubeln, und die wir als „Sklaven“ bezeichnen müssen. Diese Klassifikation bedeutet einen offenen Bruch mit der Ideologie der Gleichheit, welche in der Neuzeit für unendlich viele Lügen gesorgt hat und für Verderben ohnegleichen. Gleichheit existiert nicht, keine Blume sieht aus wie die andere, und so bedarf es eines klaren Votums für das Höhere, und zwar im spirituellen Sinne. Damit wäre zugleich der unselige Konformismus behoben, der aus Menschen Kopien einer falschen Gesellschaft und ihrer defätistischen Medien macht, Sklaven aus Überzeugung, Glühbirnen der Matrix, Dumpfbacken aus Berufung. Der moderne Mensch ist wie eine bewußtlose Schraube geworden, welche ins Getriebe der Gesellschaft gedreht wurde und der aufhören muß, Schraube zu sein, um Mutter Natur wiederzufinden.

Was spirituell bedeutungsvoll ist, das sind Brenn- und Lichtpunkte des Erwachens, zerbrechende Egos, hingabewillige, das Numinose über alles liebende Menschen, die das Sterben vor dem Sterben nicht scheuen, um neu komponiert und geheiligt durch das Wiederfinden des Einen zu Sternen der Erleuchtung zu werden.

Wir befinden uns gegenwärtig am Ende eines dramatischen Zyklus aus Verwirrung und rationaler Entartung, wir sitzen im Schlamm einer Regression und Dekadenzbewegung fest, die über Jahrtausende die Natur und ihre Geschöpfe unterjochte und entehrte, um ein Ego zu rechtfertigen, das auf diesem Wege niemals Natur zu überschreiten vermag, weil es sie sukzessive zerstört. Die gesamte Organisation der Menschheit muß erneuert werden, sie muß Teilen lernen und Partizipation. Ebenso muß in jedem Menschen die Seele erwachen und die Sehnsucht erblühen, um das große Werk der Spiritualisierung von Welt und Gesellschaft anzugehen und eine fundamentale Reinigung durchzusetzen, die Befreiung vom egomanen Wahn, vom Materialismus und Kapitalismus, die Zertrümmerung von Nihilismus, Zinspathologie und Ökonomismus. Wenn wir also eine Position einnehmen, die das Ego temporär akzeptiert, aber als leitende Instanz entmachtet und wenn wir das Ganze über die Einzelnen stellen, so nicht aus Gründen der Arroganz, des Willens zur Macht oder Herrschaft, sondern weil weder das Ego noch der Mensch das Ziel der Evolution sind.

Der Mensch ist ein Übergangswesen. Wer das nicht begreift, ist zur Welt- und Selbsterkenntnis unfähig. Das Ziel der Evolution ist die Verwirklichung des Göttlichen in Zeit und Raum, und diesem erhabenen Ziele dienen der Himalaya ebenso wie die rauschenden Flüsse und Meere, die Luft und das Wetter, das Grün der Täler und Auen. Alles dient Ihm, dem Unsagbaren Einen, der unser Herz als Lotus erfreut oder als Rose, der aber auch als bengalischer Tiger unseren Respekt einfordert. Als Mensch gibt Er uns die Zeit, das Denken zur Blüte zu bringen, es alsdann zum Werkzeug der Stille zu machen und uns selbst im Schweigen hinzugeben. Wie sonst sollte es gelingen, das Menschliche zu überschreiten? Was sollte wichtiger sein als diese Hingabe in tiefster Stille? Und wer anders als die Kinder des Seins können uns lehren, über die Nichtigkeiten unserer kümmerlichen Welten hinaus zu gelangen und die Sklavenketten unserer Egos zu zerschlagen? Wer anders als die heldenhaften Seelen unserer zeitlosen Meister sind dazu in der Lage, uns die falschen Spielzeuge aus der Hand zu nehmen, die Dummheit der Außen-Orientierung, das kindische Trachten und Gieren nach Besitz, Gewinn und Eigennutz, das Hängen an politischen Vorstellungen, an Begehren, Geilheit, dummen Wünschen, kranken Trieben, das Gebundensein an Sex und Zorn, an Wut und Haß?

Die Führer und Lehrer der Kinder des Seins sind Erleuchtete, weise Männer und weise Frauen, darunter sehr viele Unbekannte, die im Verborgenen gewirkt haben und weiterhin wirken. Zu unseren bekanntesten Brüdern und Schwestern des ewigen Jetzt zählen Rama und Sita, Krishna und Radha, Laozi, Liezi, Zhuangzi, Mahavira, Buddha, Heraklit, Jesus, Epiktet, Mohammed, Shankara, Al-Hallādsch, al-Ghazali, Ramanuja, Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rūmī, Meister Eckhart, Chaitanya, Jakob Böhme, Sri Ramakrishna, Swami Vivekananda, Sri Aurobindo und die Mutter Mirra Alfassa, Anandamayi Ma, Sri Chinmoy, Osho, Krishnamurti, Medhananda, Buddhasa Bhikkhu, Rabbi Israel ben Elieser, Friedrich Weinreb, Prof. Swaantje Reimpell, Simone Weil, Edith Stein, Thich Nhat Hanh, Eckhart Tolle, Sitting Bull, Crazy Horse, Geronimo genauso wie Carlos Castaneda mit Don Juan und Don Genaro. Anders gesagt, die Lehrer und Führer der Menschheit dürfen weder selbst ernannte Demagogen sein noch gewählte demokratische Lügner, sondern nur die Erleuchteten selber oder ihre Schüler, allerdings unter der Einschränkung, daß diese selbst entweder erleuchtet oder mindestens erwacht und schon weit fortgeschritten sind. Gewöhnliche Nachfolger sind meistens nur im Denken ergriffen worden, Zeloten wie der Erbsünder Saulus oder der Zauderer Petrus, welche im Herzen leer blieben, unerwachte Egos wie die Masse.

„Du mußt die Dinge mit dem Auge in deinem Herzen ansehen, nicht mit dem Auge in deinem Kopf." (John Fire Lame Deer, Sioux-Lakota)

Vor allem die Organisationen, welche zu Lebzeiten der Meister oder später in ihrem Namen gegründet wurden, hatten nichts zu tun mit deren Praxis der Selbsthingabe, im Gegenteil, die Organisationen sind oft genug die Negation von allem, was diese großen Seelen gelehrt haben. Jiddu Krishnamurti ist aus der „Theosophischen Gesellschaft“ ausgetreten und hat den für ihn gegründeten „Order of the Star in the East“ aufgelöst. Und was haben die organisierten Christenbanden und Massenmörder im Namen Jesu getan? Wie viele Kontinente wurden enteignet, mit Genoziden überzogen, entehrt und entpopularisiert - für den weißen Rassismus, für „Gott und Vaterland“? Amerika hat in seiner kurzen Geschichte von nicht einmal 250 Jahren 222 Kriege geführt und ein Ende ist nicht in Sicht. Man kann diese Meute egomaner Narren nur als „Barbaren“ bezeichnen! Aber mit dem Herzen der Welt haben sie nichts zu tun.

Halten wir drei Momente fest, welche echte Nachfolger tief verinnerlicht haben: Demut, Treue und Selbsthingabe. Sie scheuen das Rampenlicht, sie nehmen sich selbst zurück, sie machen keinen Unterschied nach dem Äußeren eines Menschen, nach seiner Nation oder Religion, sondern fühlen die Herzen derer, die zu ihnen kommen, aber stehen zugleich in absoluter Treue zur Wirklichkeit und sind jederzeit bereit, für diese einzustehen und notfalls zu sterben. Nur das Eine ist. Das ist ihr Losungswort und nur darum sind sie, wie der Liederdichter Karl Johann Philipp Spitta sagte „im Leben wie im Sterben sein“. Hervorzuheben ist hier unter vielen anderen Carlos Castaneda, der im Verborgenen lebte, stets bemüht, die eigene Wichtigkeit für immer zu verlieren.

Die Feinde des Lichtes sind nicht einfach zu erkennen, weil wir ihnen so oft auf den Leim gegangen sind, aber ein Hinweis wird die Sache erhellen. Die Mythen sprechen vom Fall des Menschen und bezeichnen damit diejenigen, die statt dem Göttlichen Gebot dem Ansinnen des Verführers gefolgt sind und seither, ob sie es wissen oder nicht, wollen oder verdrängen, auf Seiten des Diábolos stehen. Sie alle sind Dualisten und haben ihr Refugium in der jeweiligen gesellschaftlichen Welt, sowohl oben als unten. Die Gesellschaft ist die Heim- und Brutstätte der pseudo-sakralen wie säkularen Führer und ihrer ausgemerkelten Sklaven, die Welt von Führern und Anhängern, Wählern und Freunden, Gegnern und Feinden. Sie lieben Parteiauftritte, das Schwingen von Reden am großen Pult und vor den Massen, sie lieben die Öffentlichkeit, Stadien, Eventmeilen, alles, wo elektrisches Licht ihre Dunkelheit übermalen und ausblenden kann, sie lieben Hollywood und Bollywood, sind Schauspieler, Selbstdarsteller und Kinobesucher in einer Person und am liebsten treten sie auf als Präsidenten oder Bischöfe und Kardinäle, wobei sie im Amtsdress der Hydra den unzählbaren Sklaven der Matrix ihre grell und bunt geschminkten Häupter präsentieren. Manchmal scheint es, als würden sie die Parteibücher aller Parteien der Welt besitzen, um je nach Auftrag das Stimmvieh mit dem immer selben Geflecht ehrloser Lügen einzufangen. Mittlerweile suchen die großen Headhunters keine spezialisierten Führungskräfte mehr, weil überall derselbe Habitus aufgeblasener Egoität zum Ziel führt, in den Kirchen, Moscheen, Synagogen wie in den Palästen der Banken und Parlamente. Sie alle treten das Heilige mit Füßen, verseuchen die Umwelt, sind getrieben von der Gier und dem Fetisch aus Herrschaft und Besitz. Sie kennen nicht das Jetzt und die Zeit des Ewigen, sie sind der linearen Zeit verfallen, jenem seltsamen Konstrukt, welches sie voller Ehrfurcht „Geschichte“ nennen und auf der anderen Seite als „Fortschritt“ lobpreisen. De facto aber ist all ihr sogenannter „Fortschritt“ massivste spirituelle Degeneration und ihre „Geschichte“ nichts anderes als ein Kompendium aus den Lügen sogenannter Sieger über Besiegte, eine furchtbare Barbarei mit massenhaften Genoziden an Friedfertigen und Friedliebenden wie den Indianern, den Afrikanern, Indern und Chinesen, um nur wenige zu nennen.

Wie schaut die Basis solcher Gesellschaften aus? Wer Augen hat zu sehen, wie wollte der nicht erschrecken? Müssen wir all das beschreiben, wofür ein elaborierter Code gar nicht ausgelegt ist? Wir werden gewiß nicht umhinkommen, es anzudeuten, aber für das Dunkelste des Dunklen und die unvorstellbare Boshaftigkeit der herrschenden Mächte gibt es keine Wörter.

Die Kinder des Seins verfügen dagegen über die potenziell alles erhellende Kraft des Schweigens, sie sind fähig, das endlose Murmeln der Gedanken abzustellen. Dabei machen sie die Erfahrung, daß ihre von der Identifikation mit dem Prozeß des Denkens (der Differenz) bewirkte, scheinbare Getrenntheit vom Sein, die Chimäre des Egos, sich sukzessive aufhebt. Freilich wird der Transit von der Chimäre zur Wirklichkeit mit verschiedenen Vokabeln beschrieben, der Hindu tritt aus der Gefangenschaft im äußeren Tun des unbewußten Ahamkaras oder Egos in das Licht von Purusha respektive Atman, der Buddhist aus den Ich-Fesseln hinauf in die Freiheit des Anatta, in die Leere des Sunnata und die Weite des Nibbana und der Taoist realisiert jenseits der Verwirrtheit und dem Chaos die Harmonie des Te mit dem Tao – das haben die Alten im Osten als Freiheit gepriesen und die Weisen haben die Menschen zu dieser Freiheit geführt. Wir nennen diesen Begriff von Freiheit, die Freiheit vom Ego und all seinem Wollen und Verlangen („Dein Wille geschehe!“), und das ist die einzig mögliche Freiheit eines Menschen. Jeder andere Begriff von Freiheit greift zu kurz oder ist blanke Ideologie. Auch im Okzident blieben spirituelle Lichtpunkte bewahrt, die demselben Begriff der Freiheit vom Ego dienen, jedoch wenig gehört wurden, ganz besonders im Sufismus, aber auch bei dem großen Chassidim Bescht (Israel ben Elieser) und Friedrich Weinreb sowie in der christlichen Mystik:

„Der Mensch lasse zuerst sich selbst, dann hat er alles gelassen.“ (Meister Eckhart)