Es geht nicht ohne Gott! - Johann Julius Prediger - E-Book

Es geht nicht ohne Gott! E-Book

Johann Julius Prediger

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Beschreibung

Da der Mensch, seit es ihn gibt, sowohl vernünftig als auch religiös agiert, haben neben dem Wissen auch die Auswirkungen seiner Religiosität sein tägliches Leben und seine Entwicklungsgeschichte mitgeprägt. Religion und Glaube sind ein essenzieller Teil kultureller Identität, sie sind das was Menschen eint und beheimatet, aber auch das was Gesellschaften spaltet und Menschen einander entfremdet. Wie reichlich bewiesen ist die Religion, uns bergend oder bedrohend, eine Urkraft mit der wir leben und klarkommen müssen. Wir kommen also nicht umhin nach dem Wesen von Religion und Glauben zu fragen, um zu verstehen und worin ihre Heil wie auch Unheil stiftende Kraft gründet. Dieser Frage nachzugehen und zu den Wurzeln von Religion und Glauben vorzudringen ohne diese zu untergraben ist ein heikles Unterfangen, auch weil die gewonnenen Einsichten nicht ohne Konsequenzen für unser heutiges Weltbild bleiben. Religion und Glaube ist ein viel be- und umschriebenes Thema, das in diesem Buch unter evolutionsbiologischem Aspekt behandelt wird. Die vermittelten Einblicke, auch wenn sie nicht erschöpfend sind, können den Leserinnen und Lesern einige Anhaltspunkte dafür bieten sich in Religions- und Glaubensfragen orientieren zu können. Aber vor allem soll dieses Buch, Position beziehend, zu Kritik und Diskussion anregen, dazu auf der Grundlage eines ganzheitlichen Naturverständnisses, zu einem wissenschaftlich fundierten Umgang mit Religion und Glauben finden.

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Inhaltsverzeichnis

Es geht nicht ohne Gott!

Ein Ja zum Leben ist auch ein Ja zur Erkenntnis

„Wisse die Wege“

Die Sinnkrise

Visionen und Ideale

Adler, Heidegger und der rechte Weg

Erkenntnis und Reife

Unter Entwicklungsdruck

Die Ehrfurcht vor dem Leben – das Kriterium für gut und böse

Das Schöne als das Erstrebenswerte

Zur Selbstverwirklichung herausgefordert

Meditation – der Weg zum Reich des Geistes

Bewusst und vernünftig

Glaube und Vernunft

„Ohne Fleiß kein Preis“ Die Freiheit nach vorne

Zum Gelingen geführt

Frei, aber in bewahrendem Geleit

Religion und Glaubenswirklichkeit

Der Humanismus als Religionsersatz

Mythos und Realität

Lehrmeinung und Glaubenserfahrung

Der Heilbringer

Das Christentum

Das kommende Reich

Zur christlichen Mythologie und Heilserwartung

Der christliche Heilsweg

Glaubenserfahrung ist Lebenserfahrung

Wissen und Glauben

Karma und die Reinkarnation

Die aufsteigende Bewegung der Evolution

Mit der Schöpfung auf dem Wege

Anmerkungen

Wissen beruht auf Einsicht und Erkenntnis, der Glaube auf der Erfahrung des Uneinsehbaren.

Es geht nicht ohne Gott!

Das ist ein Aufruf zur Besinnung für unsere heutige Zeit. Wie ernsthaft und begründet dieser Aufruf ist, das betonte Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt auf dem Islinger Feld in Regensburg, anlässlich seines Deutschlandbesuchs 2006. „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ mahnt auch die Bibel (Jes. 7, 9). Wie die Bibel, so beruhen auch die heiligen Schriften anderer Religionen auf Lebens- und Glaubenserfahrung – selbst Urwaldmenschen vertrauen ihren überlieferten Glaubensvorstellungen. Der religiöse Glaube hat über Jahrtausende hinweg zum Gelingen menschlichen Lebens und menschlicher Zivilisation beigetragen. „Die Religion war in jedem Land und in jedem Zeitalter unentbehrlich. Nur mit Hilfe der Religion kann die Gesellschaft ein moralisches Leben aufrecht erhalten“.1

Religion ist das Sammelbecken der seit Urzeiten angefallenen Erfahrung des gespürten Erlebens einer, die Menschen wag berührenden bis übermächtig einnehmenden, Nicht-Altagswirklichkeit. Und sie ist auch der Rahmen und das Ausdrucksmittel dieser Erfahrung, der in uns angelegten gefühlsmäßigen Beziehung zu unserm Ursprung, der göttlichen Wirklichkeit. Sie, die Religion ist der uns in die Welt einbindende und einordnende Bezug, der alles Menschliche übersteigt und uns für unser Handeln und Verhalten vor dem Schöpfer der Welt verantwortlich macht. In diesem Bezug, auf die erste und letzte Wirklichkeit, gründet die Legitimation und die Kraft des Glaubens. Auf den Schöpfer ausgerichtet und die religiösen Weisungen beherzigend, eröffnet sich uns die Möglichkeit, der Schöpfung, uns selbst und unseren Mitmenschen gerecht zu werden. Entsprechend zeugen zwischenmenschliche Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen, wie auch der bedenkenlose Umgang mit der Schöpfung, vom Fehlen dieses orientierenden Bezuges, den ein von der „Aufklärung“ in Frage gestellter und von den Wunderwerken der Technik überschatteter Glaube nicht mehr gewährleisten kann.

Dabei könnte uns gerade ein Glaube der, über uns hinaus, auf nicht manipulierbare Ziele und bleibende Werte verweist, wieder Halt und Orientierung bieten. Jedoch rational unfassbare Glaubensbegründungen lassen bei vielen Menschen Skeptik aufkommen. Sie fragen sich, ob die Religion, mit ihren nicht nachvollziehbaren Aussagen, überhaupt noch zeitgemäß ist. Aber auch die Vielfalt der in der Welt vertretenen religiösen Ansichten und unsere unmittelbare Nachbarschaft mit Menschen anderer religiöser Traditionen fordert uns geradezu heraus, unseren eigenen Glauben und auch den der Andersgläubigen zu hinterfragen. Nun ist es aber eine heikle Angelegenheit Religion und Glauben zu hinterfragen, ohne gleichzeitig auch alles was uns heilig ist in Frage zu stellen. Unterscheiden wir jedoch zwischen Göttlichem und Menschlichem, zwischen den ergründbaren Auswirkungen unseres religiösen Verhaltens und der unergründbaren Ewigkeit auf die wir damit reagieren, so können wir unbeschadet im Gauben, an die Fragen die Religion und Glauben aufwerfen herangehen. Denn das, was unserem Verstand zugänglich ist, die Faktizität unseres Daseins, konfrontiert uns gerade mit dem wovor unser Verstand, überfordert, zu Demut rät. Mit dem Faktum der Ewigkeit des Seins.

Der Ernst, den wir den traditionellen religiösen Glaubensansichten schulden, ist uns heute weitgehend verloren gegangen. Im Bilde unserer computervernetzten, auf technischen Fortschritt und auf Funktionieren und Machbarkeit angewiesenen Industriegesellschaft erscheinen Religiosität und religiöses Verhalten als Relikte vergangener, nicht wiederkehrender Zeiten. Aber genauer betrachtet erweisen sich diese menschlichen Eigenschaften als ebenso unverzichtbar für unser Leben wie Wissen und logisches Denken, denn sind wir mit unserem Wissen am Ende, so kann uns nur noch der Glaube weiterhelfen. Wie bald wir mit unserem Wissen am Ende sind wird deutlich wenn wir, angesichts der Unermesslich- und Unergründbarkeit dieser Welt, die unser zu Hause ist, nach dem Sinn unseres mit ihr verquickten Daseins und Lebens fragen. Hier versagt unser Wissen, nicht aber die Religion. Als Bezug zu der Ewigkeit, in die unsere Zeitlichkeit eingebettet ist und der wir uns nicht verweigern können wenn sie uns einholt, spannt der religiöse Glaube unser Leben in den Rahmen der ewigen Wirklichkeit. Damit aber sind wir der Beliebigkeit entzogen, denn ausgerichtet auf die Ewigkeit in die wir am Ende unseres Lebens eingehen erhält unser Leben ein Ziel und im Anstreben dieses, mit Erwartungen verbundenen, Zieles auch einen Sinn.

Dank ihrer religiösen Veranlagung waren die Menschen nie nur auf ihr Gutdünken angewiesen, sondern konnten sich immer auch von religiösen Gefühlen und religiösem Wissen leiten lassen, und dadurch auch zu einem annähernd daseins- und lebensgerechten Handeln und Verhalten finden. Dieses den Willen Gottes und die Welt deutende Wissen, das auf der in Jahrtausenden gesammelten religiösen Erfahrung beruht, verweist die Menschen auf Jenseitswelten und ein ewiges Leben. Indem nun die Religion die Menschen auf die Ewigkeit ausrichtet und ihr Handeln und Verhalten an göttlichen, der Ewigkeit angemessenen Idealen misst, fördert und mehrt sie auch alle zeitlos gültigen Wertvorstellungen, Verhaltensweisen und Eigenschaften der Menschen und schafft damit die grundlegenden Voraussetzungen für ihre zivilisatorische Entwicklung.

Die Religion hat aber nicht immer nur zum Heil, sondern all zu oft auch zum Unheil beigetragen. Davon zeugen die Schrecklichkeiten, die im Namen der Götter und Gottes begangenen wurden, sowie die im Namen Gottes geführten Kriege, wie auch die immer wieder zu beklagende religiöse Intoleranz und Gewaltbereitschaft. Doch selbst wenn wir auch diese negativen Aspekte der Religion mit in Betracht ziehen, so waren und bleiben, wie bisher dargestellt und noch aufgezeigt wird, die ausschlaggebenden Auswirkungen der Religiosität und des religiösen Lebens positiv. Evolutionsbiologisch betrachtet erweist sich die Religion als arterhaltend und somit, auch künftig hin, von existenzieller Bedeutung für uns Menschen.

Auf dieses Bewahrende, auf die Wirklichkeit und Wahrheit die uns vermittels der Religion zuteil wird, verweist der Psalmvers 105 aus Psalm 119: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Diese Glaubensbekundung des Psalmschreibers drückt die Erfahrung des Geführtwerdens aus und die Gewissheit, in dieser unendlichen und unüberschaubaren Welt, nicht zufallhaftem Schicksal überlassen zu sein. Grundsätzlich sind wir auch heute nicht abgeneigt uns führen zu lassen; z.B. bei gefährlichen Bergwanderungen, wie auch durch eine Ausstellung, oder zu den Sehenswürdigkeiten einer fremden Stadt. Wenn es aber darum geht religiösen Weisungen folgend, uns göttlicher Führung anzuvertrauen, dann ist unsere Einsicht überfordert. Uns mangelt die Glaubenserfahrung, verhindert vom Zweifel an unseren Glaubensvorstellungen. Ja, manchmal haben wir auch den Eindruck, wir kommen in unserer modernen Welt ganz gut auch ohne den Gottesglauben aus. Doch der auf einer atheistisch-materialistischen Weltsicht beruhende Eindruck täuscht. Denn der Wohlstand den wir der wissenschaftlich-technischen Entwicklung zu verdanken haben, bleibt für viele Menschen unerreichbar. Und auch die Hoffnung der technische Fortschritt könnte einmal allen Menschen zu einem besseren Leben verhelfen, wird von der zunehmenden Umweltbelastung und sich anbahnenden Umweltkatastrophen zunichte gemacht.

Die sich hier andeutende Ausweglosigkeit ist aber nicht auf die uns gute Dienste leistende Technik, sondern auf die Unzulänglichkeit unseres engen und einseitigen, an seine Grenzen stoßenden, materialistisch-mechanistisch geprägten Denkens, Wissens und Könnens zurückzuführen. Es geht heute also darum von dieser Denkweise, die die geistige Wirklichkeit ausblendet und darum zum versagen verurteilt ist, wegzukommen und zu einem für alle Lebenserfahrungen offenen Wissen und Praktizieren zu gelangen. Und es geht auch darum, unsere Selbstbezogenheit und „Seinsvergessenheit“ (M. Heidegger) zu überwinden und den Bezug zum Sein und den Zuspruch des Seins zu finden. Also daseins-umweltgerecht, harmonisch integriert in das die Erde umschließende Ökosystem zu leben und bei unserer Selbsteinschätzung nicht zu vergessen, dass wir, wie alles Seiende, Teil eines sich in Entwicklung befindenden Weltganzen sind. Und dass wir, um in diesem unser Dasein bestimmenden Entwicklungsgeschehen zu überleben, zur Mit- und Weiterentwicklung herausgefordert sind.

Wir befinden uns aber nicht nur im Bezug zum weltlichen, sondern auch zum göttlichen Sein. Die Religion lehrt uns nicht nur mit der materiellen, sondern auch mit der geistigen Wirklichkeit dieser Welt zu rechnen, wie sie in uns Menschen, als mit Geistes- und Willenskraft ausgestatteten Wesen, zum Ausdruck kommt. Unser Körper ist der Beweis dafür, dass die materielle Wirklichkeit und die physikalischen Gesetze dem Walten der geistigen Wirklichkeit, des Bewusstseins und des Willens nicht widersprechen, sondern dieses erst ermöglichen. Auf das geistige Reich (Gott ist Geist, Joh. 4, 24) verweisend ermahnen uns die religiösen Lehren dem göttlichen Willen, der in der Liebe seine Erfüllung findet, durch ein achtsam-liebevolles Miteinander, gerecht zu werden. Denn „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1 Joh. 4, 16). In der Liebe offenbart sich das Wesens des göttlichen Geistes. Die Liebe ist der Ausdruck und die Manifestation seines auf- und erbauenden Wirkprinzips.

Unsere Bemühungen die religiösen Weisungen zu befolgen, das Gute zu tun und das Böse zu meiden, machen uns selbst besser. Besser zu werden ist aber nicht nur eine Voraussetzung um in den Himmel zu kommen, sondern auch dafür, dass wir auch hier auf Erden miteinander gut auskommen. Der Volksmund weiß: „Es gibt nichts Gutes, denn man tut es.“ Der Weg zum Himmelreich und zu einer besseren Welt, mit guten Chancen für ein gelingendes Leben, beginnt bei der persönlichen Entwicklung zum Besseren. Uns voranschreitend sind die großen religiösen Vorbilder diesen Weg gegangen. Es ist der Weg, auf dem der am Willen des Schöpfers reifende Geist auch zum Herrn des ihn beherbergenden Körpers heranreift. Die erforderliche geistige Reife mit uns selbst, mit unserem geistig-körperhaften Wesen klar zu kommen, versetzt uns in die Lage auch mit unseren Mitmenschen und der Welt klar zu kommen. Was die Gläubigen schon immer getan haben, den Vorbildern ihrer religiösen Tradition zu folgen, hat bis heute zum Wohlergehen unserer Art beigetragen.

Wie unterschiedlich die Glaubenstraditionen und wie verschieden Glaubensansichten auch sind, sie kreisen allesamt um die gleiche Wahrheit und versuchen diese von der jeweils eigenen Lebens- und Glaubenserfahrung herzuleiten, und darauf ihr Gottvertrauen aufzubauen. Doch die uns allein aus der religiösen Tradition erwachsene Glaubenswahrheit und Glaubensüberzeugung ist für gewöhnlich zu schwach um uns zu einem tragfähigen Glauben zu verhelfen. Hierzu bedürfen wir auch der unmittelbaren Glaubenserfahrung, der sowohl kollektive als auch individuelle Erlebnisse zu Grunde liegen können. Das nachhaltigste und in allen Glaubensgemeinschaften bekannte religiöse Erlebnis ist die unmittelbare Erfahrung der Verschmelzung mit dem All-einen, Absoluten und Ganzen, des Aufgehens des eigenen Selbst im Göttlichen. Dieses Erlebnis, die Erfahrung der mystischen Vereinigung durch meditative Praktiken, erweist sich als „die zukünftige Religion überhaupt“ (D. Sölle). Diese, den Anhängern aller Glaubensrichtungen gemeinsame, unmittelbare Erfahrung ist die Grundlage des Zusammenfindens der Religionen und damit die Voraussetzung für eine bessere Völkerverständigung und mehr Frieden.

Als Kinder einer unüberschaubaren Welt wären wir ohne unsere religiöse Veranlagung zum Irren und Scheitern verurteilt. Doch dank dieser Veranlagung, die sich vermittels der Religion orientierend und zum Gelingen des Lebens beitragend auswirkt, bleibt unsere Art auch künftighin auf der Erfolgsspur. Die Religion ist die sichere Hand, die uns – die wir von den Lebensumständen in steigendem Maße zu geistiger Aktivität herausgefordert sind – wie vorbestimmt, weil vom Schöpfer nach seinem Bilde erschaffen, auf dem Weg der Entwicklung zur Ebenbildlichkeit führt.