Europa mit dem Zug entdecken - Klaus Viedebantt - E-Book

Europa mit dem Zug entdecken E-Book

Klaus Viedebantt

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Beschreibung

Klimabewusst reisen ist in. Und wie ginge das besser als mit dem Zug? Dass eine Bahnfahrt dabei nicht nur Mittel zum Zweck ist – also für eine entspannte Anreise an den Urlaubsort sorgt –, sondern für sich genommen schon ein Reiseerlebnis sein kann, beweisen die Zugrouten dieses Reisebildbands: darunter Europas erste Gebirgsbahn, die österreichische Semmeringbahn, der berühmte mallorquinische Tren de Sollér und der Londoner Hogwarts Express.

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Seitenzahl: 182

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Regine HeueKlaus Viedebantt

EUROPA

mit dem Zug entdecken

Auf 32 Routen entspannt und klimabewusst reisen

Das Landwasserviadukt in der Nähe von Filisur im Kanton Graubünden ist 65 Meter hoch und 136 Meter breit und ist Teil der Albulabahn.

Mit dem charakteristischen Matterhorn im Hintergrund geht es hier vom schweizerischen Gornergrat hinab ins Tal.

Vorwort

Auf Reisen per Flugzeug oder mit dem Auto geht es meist darum, möglichst schnell und direkt zum gewünschten Reiseziel zu gelangen. Bei Zugreisen ist die Reise selbst das Ziel. Besonders wenn man sich Zeit lassen kann, um möglichst viel zu sehen und zu erleben. Dabei fahren wir durch mystische Täler, über weite Landschaften, entlang märchenhafter Küsten, durch beeindruckende Bergwelten und vorbei an bekannten Orten, und verspüren ein angenehmes Gefühl von Freiheit.

Nehmen Sie sich Zeit, um zu entschleunigen, gönnen Sie sich den ein oder anderen Zwischenstopp und entdecken Sie beim Blick aus dem Fenster großes Landschaftskino. In diesem Buch habe ich einige Empfehlungen für die schönsten und interessantesten Zugstrecken nach meinen persönlichen Vorlieben zusammengestellt, damit Sie die Koffer packen und Ihr nächstes Bahn-Abenteuer erleben können. Es beinhaltet spektakuläre Bergstrecken durch Tunnel und über kunstvolle Brücken und Viadukte. Andere Strecken führen vorbei an wunderschönen Küstenregionen oder durch unberührte Natur und weite Binnenlandschaften.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wunderschöne und entspannte Zeiten bei Ihren Zugreisen

Herzlichst, Regine Heue

Auf dem Wendelstein, einem Berg im bayerischen Mangfallgebirge, befindet man sich quasi auf Augenhöhe mit dem herrlichen Gipfelpanorama rundherum.

Inhalt

Vorwort

Das Beste … in zwölf Stunden

1 Von Diakopto nach Kalavryta

Mit der Odontotos auf dem nördlichen Peloponnes

2 Von Ano Lehonia nach Milies

Magische Reise mit dem »Trenaki«

3 Im Waggon durch die Wogen

Nördlicher geht in Deutschland nicht

4 Von Dom zu Dom durchs Weltkulturerbe

Reiner Wein am Rhein

5 Von Amsterdam nach Amsterdam

Abwechslungsreiche und unterhaltsame Rundtour

6 Flying Scotsman

Biografie eines Zuges

7 Auf der Isle of Man

Die Insel der Trains & Trams

8 Mallorca – mit der Elektrischen übern Berg

Die Oldtimerwaggons des Tren Sóller

9 Deutschlands älteste Hochgebirgszahnradbahn

Wunderwerk am Wendelstein

10 Von Wien nach Mürzzuschlag

UNESCO-Welterbe Semmeringbahn

11 In Budapest auf den Schwabenberg

Drittälteste Zahnradbahn der Welt

Europa mit dem Zug entdecken

Wochenendticket … sollte es schon sein

12 Nach Marseille und zu den Stränden

Schnelle Trasse in Nord-Süd-Richtung

13 Von Nizza nach Digne-les-Bains

Mit der Navette zwischen der Côte d’Azur und den Alpen

14 Von Septemvri nach Dobrinischte

Mit der Rhodopenbahn durch das Gebirge des Orpheus

15 Vier Brücken und zwei Tunnel zwischen Dänemark und Schweden

Skandinavische Inseln, Schlösser und Städte

16 Die Hohe Tatra – das kleinste Hochgebirge der Welt

Gipfel zuhauf in den Karpaten

17 Von Arbatax nach Gairo Sant’Elena

Die großartige Schönheit einer Reise

18 Von Bukarest nach Brasov

Die ursprüngliche Natur der Karpaten

Der berühmteste Zug der Welt

Etwas Zeit mitbringen … unbedingt

19 Von Levanto nach La Spezia

Fünf kleine Orte in Ligurien

20 Von Jesenice nach Nova Gorica

Historischer Museums-oder Linienzug

21 Die Bergenbahn

Von Fjord zu Fjord

22 Im Spezialzug durch den eisernen Norden Schwedens

Personen sind hier nicht die Hauptfracht

23 Von Luzern nach Montreux

Mit der Golden-Pass-Line durch die Zentralschweiz

24 Küstentram Belgien – 68 Stationen auf 67 Kilometern

Immer am Meer entlang

25 Die Metropolen der Polen

Pendolino, das klingt doch gemütlich

Schöne Bahnstrecken in Deutschland

Bloß keine Eile … verweilen

26 Von Zermatt nach St. Moritz

Ein Zug zum Verlieben

27 Porto – Prachtkacheln für Benedikt

Weinwirtschaft im Flusstal des Douro

28 Von Serbien nach Montenegro

Ab Belgrad zum kleinen Hafenort Bar

29 Die Inlandsbahn

Mitten durchs Land nach Norden

30 Nordküste Spaniens – es grünt so grün

So bequem ist es selten auf dem Jakobsweg

31 Durch Andalusien von Miralda zur Alhambra

Landschaftliche und kulturelle Schönheiten

32 Von St. Pölten nach Maria Zell

Durchs Dirndltal ins Mariazeller Land

Harry-Potter-Fans aufgepasst!

Register

Bildnachweis

Impressum

Unser Nachhaltigkeitskodex

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden:

Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen:

Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen:

Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO

2

-Austoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist:

Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen:

Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein:

Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das gleiche gilt für wilde Tiere: wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben:

Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen:

Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-) Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen:

Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

Nachhaltig draußen unterwegs zu sein, bedeutet auch ein respektvolles Miteinander – das sollte stets ein Motto in der Natur sein. Es tut nicht weh, sich gegenseitig zu grüßen und sich entgegenkommend zu verhalten. So haben Wanderer auf schmalen Wegen stets Vorrang, bei Gegenverkehr gilt in steilem Gelände immer: Wer absteigt, hält an. So lässt sich die Schönheit und Vielfalt der Natur gemeinsam genießen.

Technische Errungenschaften und romantische Stimmungen müssen sich nicht unbedingt gegenseitig ausschließen.

Nichts für Stubenhocker: Hausboote in Amsterdam haben einiges zu bieten.

1 Von Diakopto nach Kalavryta

Mit der Odontotos auf dem nördlichen Peloponnes

Die bei Einheimischen und Reisenden gleichermaßen beliebte historische Odontotos-Zahnradbahn führt in Südgriechenland von der Hafenstadt Diakopto bis Kalavryta.

Dies ist eine der besten Tageseisenbahnfahrten der Welt, die wir nicht verpassen sollten. Auf der schmalsten Spurweite der Welt von 0,75 Meter fährt die Bahn 22 Kilometer lang vom Golf von Korinth durch die spektakuläre und malerische Vouraikos-Schlucht sowie vorbei am alten Mega-Spileo-Kloster. Landschaftlich ist die Strecke absolut beeindruckend. Sie verläuft fast ausschließlich in der Steigung und zum Teil in der Wand der felsigen Schlucht.

Die Odontotos passiert wunderschöne Landschaften.

Malerische Fahrtstrecke

Unsere einstündige Fahrt beginnt an der Küste am Bahnhof der kleinen Hafenstadt Diakopto. Von dort rattert die historische Bahn mit ihren elektrisch betriebenen Zügen durch die Klippen der Vouraikos-Schlucht, durchquert Felsentunnel und -brücken und passiert Wälder, Wasserfälle und Stromschnellen. Wir halten in dem hübschen Bergdorf Zachlorou, das wir uns unbedingt ansehen sollten. Außerdem erreichen wir von dort über den Fußpfad das Kloster Mega Spileo. So wie das achteckige und siebenstöckige Kloster auf dem Felsen steht, lässt es uns bei unserer Ankunft in Ehrfurcht erstarren. Denn das Mönchskloster »Große Höhle« steht im Schatten des steilen Felsens des Berges Helmos in 940 Meter Höhe und in völliger Harmonie mit der einzigartigen Natur. Im Klostermuseum sind u. a. ein aus Goldfäden in elfjähriger Arbeit geschaffenes, etwa 400 Jahre altes Kreuz und eine illuminierte Bildhandschrift auf Pergament aus dem 12. Jahrhundert sehenswert.

Zurück in Zachlorou geht’s weiter mit der Zahnradbahn entlang der Vouraikos-Schlucht, hindurch unter Felsen und durch enge Schluchten. Nach der insgesamt 22 350 Meter langen Steigung erreichen wir die malerische Stadt Kalavryta, die 750 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Es ist ein Ort voller Geschichte und natürlicher Schönheit, in dem es viel zu besichtigen gibt, während wir auf den Rückfahrzug warten. Die Stadt beherbergt ein Folkloremuseum, das Museum des Holocausts von Kalavryta und die Opferstätte von Kalavryta. Das ist ein Gedenkpark, der mit Tafeln und modernistischen Skulpturen an ein Massaker im Zweiten Weltkrieg erinnert.

Die Vouraikos-Schlucht eignet sich gut zum Wandern.

Info

Die Odontotos verkehrt ganzjährig mehrmals täglich von Diakopto und Kalavryta. Die kleine Bahn ist sehr beliebt, daher sollte man (falls man unabhängig reist) die Fahrkarten vorab online buchen. Am besten reist man im Frühling, Sommer und Herbst, wenn das Wetter meist sonnig und die Landschaft grün ist.

Der Kalavryta City Pass kombiniert eine Fahrt mit der Zahnradbahn von Diakofto nach Kalavryta und zurück, den freien Eintritt in das Kalavryta Ski Center mit einer Liftfahrt nach Vathia Lakka, freien Eintritt und Führung in der Höhle der Seen und Zugang zum Städtischen Museum des Holocausts von Kalavryta.

Kosten Einzelfahrt ca. 10 EUR p.P.

Kalavryta City Pass ca. 25 EUR.

Mehr Infos unter: hellenictrain.gr/en/kalavryta-city-pass

2 Von Ano Lehonia nach Milies

Magische Reise mit dem »Trenaki«

Die faszinierende Geschichte eines kleinen historischen Zuges und die mythischen Geschichten des Berges Pilion vereint in einer kurzen, aber magischen Reise.

Hübscher Holzbau: der alte Bahnhof in Ano Lehonia.

Bahnhof Ano Lehonia, die Pfeife der Pilionbahn signalisiert den Start unserer Reise. Auf einer der schmalsten Eisenbahnstrecken der Welt – 60 Zentimeter – fahren die Waggons des ehemaligen »Moutzouris«, wie der Zug wegen des Dampfes und des Rauchs einst genannt wurde. Die Strecke von Ano Lehonia nach Milies ist bergig und führt über grüne Hänge und durch eine dichte Vegetation von Platanen, Oliven, Pinien und Eichen. Während der Fahrt haben wir einen spektakulären Blick über die Bucht von Pagasitikos. Hinzu kommt, dass die Höchstgeschwindigkeit des Zuges nur 20 Kilometer pro Stunde beträgt und wir uns für alle wunderbaren Ausblicke auf Schluchten, prächtige alte Brücken und Tunnel Zeit lassen können.

Mythen und Legenden

Unser einziger 15-minütiger Halt ist in Ano Gatzea. Die Fahrt ist insgesamt nur 15 Kilometer lang, dauert aber etwa 90 Minuten. Bei der Annäherung an Milies gewinnt die Landschaft eine wilde Schönheit, besonders bei der Überquerung der großen Metallbrücke von Taxiarchis oder De Chirico, dem Namen ihres Konstrukteurs, dem Vater des großen Malers. An dieser Stelle rollt der Zug in einer gekrümmten Linie, während die Brücke, auf der er sich befindet, gerade ist. Bis zum historischen Endpunkt ist die Strecke voller Ausblicke von reicher Natur und Architektur. Angekommen am Bahnhof Milea beginnt der Kopfsteinpflasterweg in das Zentrum des Dorfes – leider direkt neben der Straße. Traditionelle Gasthäuser, Tavernen, die vor 1741 erbaute Kirche von Taxiarches, das Volkskundemuseum und die Bibliothek, eine der ältesten Griechenlands, laden uns zu einem Rundgang ein. Übrigens überquert der »Trenaki«, wie er heute genannt wird, die mythischen Wege der Zentauren und des Dodecatheon. Denn nach der antiken griechischen Mythologie war Pilion der Sommersitz der zwölf Götter des Olymps. Irgendwo im dichten Wald, an den Hängen des Pilion und insbesondere am Bahnhof Milies – glauben die Forscher – sei der Ort der Hochzeit zwischen Pileas und Thetis, den Eltern von Achilles. Die Legende besagt, dass die mythische Schlacht mit den Kentauren und den Lapithen um die schöne Hippodameia an dieser Stelle stattfand.

»Züge, wie die Zeit und die Gezeiten, halten für niemanden an.«

Jules Verne

Info

Die Höhle von Heiron dem Heiler liegt genau am Fuße des Felsens, auf dem die Kapelle von Taxiarchis liegt. Er ist eine zentrale Figur in vielen antiken griechischen Mythen und erscheint als Tutor von Achilles. Heiron hatte Achilles‘ Eltern den Speer gegeben, den er im Trojanischen Krieg verwendete.

Die Fahrt zum Bahnhof Ano Lehonia, der 12 Kilometer von Volos entfern liegt, erfolgt mit dem Stadtbus Nr. 5 der Linie Volos – Lehonia – Platanidia über die Straße nach Kala Nera. Er hält 50 Meter vom Bahnhof entfernt. Aber auch mit dem Auto ist eine Anfahrt möglich, da es einen großen Parkplatz vor dem Bahnhof gibt. Auf der angrenzenden Straße ist er gekennzeichnet mit braunen Bahnhofsschildern. In den Monaten Juli und August fährt der Zug täglich. Von April bis Juni und September bis Oktober fährt er am Samstag, Sonntag und an den Feiertagen. Kosten Einzelfahrt ca. 10 EUR p.P.

Hamburgs Speicherstadt ist der weltgrößte historische Lagerhauskomplex und einen Besuch wert.

3 Im Waggon durch die Wogen

Nördlicher geht in Deutschland nicht

Ihr Name ist außerhalb der Region kaum bekannt, doch die »Marschbahn« ist eine der beliebtesten Urlaubsrouten der Bahn in Deutschland. Sie verläuft von Hamburg nach Sylt – und die letzten Kilometer auf einem schmalen Damm durch das Meer. Einzigartig.

Welche Insel ist die schönste an den deutschen Küsten? An der Ostsee werden vermutlich Usedom und Rügen besonders häufig genannt, an der Nordsee dürfte wohl Sylt recht viele Punkte machen. Wenige Sylt-Besucher landen auf dem Inselflughafen oder kommen mit der Fähre von der dänischen Nachbarinsel Rømø. Die Eisenbahn ist Sylts Lebenslinie und Hamburg ist der Startort vieler Reisen auf die Urlaubsinsel. Nicht wenige Hamburger sehen Sylt als »ihre« Insel an, und sei es auch nur für einen Wochenendtrip. Die gute, nur etwa 240 Kilometer lange Bahnverbindung macht es möglich – und selbst die Autofahrer verladen ihre Wagen für die letzten Kilometer noch auf die Bahn.

Fachleute nennen sie nach der unterwegs vorherrschenden Landschaftsform die »Marschbahn«. Die Fahrt mit ihr gleicht einer Panoramatour durch den Westen von Schleswig-Holstein und startet im Hamburger Hauptbahnhof. Gleich nach dem Fahrtbeginn lohnt sich der Blick nach rechts. Rings um die Binnenalster präsentiert sich das Zentrum der fotogenen Hansestadt, wie geschaffen für Ansichtskarten. Ihre sich anschließenden Vorstädte sind weit weniger sehenswert, aber wo in der Welt sind sie es? Wo die Millionenstadt ausfasert, wird die Landschaft grün. Die Marsch, das fruchtbare Schwemmland, ist idealer Bauerngrund, überwiegend flach, mit schwarzbunten Kühen auf den Weiden, und von Hecken unterbrochen und umrahmt.

Unterwegs zur Insel

Elmshorn und Itzehoe sind bekanntere Namen entlang der Strecke, die aber nicht übermäßig zum Aussteigen verlocken. Ein Höhepunkt im flachen Land ist hingegen die Hochbrücke Hochdonn, die sich bei Brunsbüttel über den Nord-Ostsee-Kanal spannt, die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Die eindrucksvolle Stahlkonstruktion von 1920 hat eine Gesamtlänge von mehr als 2,2 Kilometer, die Durchfahrtshöhe beträgt (wie bei allen Brücken über den Kanal) 42 Meter. Weiter nördlich liegt Heide, das Zentrum von Dithmarschen, eine IC-Station der Marschbahn. Kenner der niederdeutschen Sprache schätzen Heide als Geburtsort des Dichters Klaus Groth, dem die Stadt auch ein Museum errichtet hat. Im kleinen Friedrichstadt halten nur Regionalzüge, auch wenn der Ort viele Touristen anzieht. Grund ist das fotogene niederländische Flair: 1621 ließ Herzog Friedrich III. Siedler aus den Niederlanden kommen, denen er im Gegensatz zu ihrer Heimat religiöse Toleranz zusicherte. Sie legten Grachten an und bauten Ziegelhäuser im Stil der niederländischen Renaissance.

Tipp

HAMBURG – GLEISE IN ALLE WELT

Bahnfreunde reisen zu Tausenden nach Hamburg, vornehmlich um das Miniatur Wunderland in der historischen Speicherstadt zu bewundern, die weltgrößte Modellbahnanlage. Und sie wächst, in ein weiteres Gebäude, aber auch geografisch: Bis 2024 kommen Mittelamerika plus Karibische Inseln hinzu, dann Asien. Hamburg gibt es schon lange. Aber Sylt und der Hindenburgdamm fehlen immer noch.

www.miniatur-wunderland.de

Nach der Zugfahrt genießen wir einen Spaziergang im Hafen von Husum.

Schließlich Husum, Hafenstadt und das Zentrum von Nordfriesland. Theodor Storm, 1817 in Husum geboren, nannte seinen Heimatort in einem Gedicht »die graue Stadt am Meer« – ein nicht mehr stimmiges, aber immer noch haftendes Etikett. Husum ist eine lebendige, kultur- und museenreiche Kleinstadt. Einige der IC-Züge nach Westerland auf Sylt halten auch hier.

»Nachdem Westerland 1855 zum ›Seebad‹ geworden war, wurde die Erreichbarkeit der Insel immer wichtiger.«

Niebüll ist ein zentraler Halt. Zum einen führen die Gleise hier weiter nach Norden ins dänische Tondern, 1887 das ursprüngliche Ziel der Marschbahn. Am Bahnhof steigen Paare jeden Alters aus, denn Tondern gilt als Heiratsparadies, weil man den Bund ohne viel Bürokratie schließen kann, auch mit ausländischen und gleichgeschlechtlichen Partnern. Niebüll ist aber weit über den Norden hinaus bekannt als die Station, auf der die Autos für Sylt auf die roten Spezialwaggons von DB Sylt Shuttle oder den blauen AUTOZUG Sylt verladen werden. Die Passagiere dürfen während der 36 Kilometer zwischen Niebüll und Westerland in ihren Autos sitzen bleiben, die Fahrt dauert je nach Zug zwischen etwa 33 Minuten und knapp einer Stunde. Auf Sylt gibt es neben dem Bahnhof von Westerland noch seltener genutzte Haltepunkte in Keitum und Morsum. Der eigentliche Damm durch das Wattenmeer war bei der Eröffnung 1927 exakt 11,3 Kilometer lang, seit der Landgewinnung am Festland beiderseits des Damms ist die Strecke über das Wattenmeer nur noch 8,1 Kilometer lang. Solcherart neu entstandenes Land wird Koog genannt und durch hohe Deiche gesichert.

Ein Muss für Bahnfans: das Hamburger Miniatur Wunderland.

Endlich ankommen

Nachdem Westerland 1855 zum Seebad geworden war, wurde die Erreichbarkeit der Insel immer wichtiger. Anfangs setzten die Kurgäste noch mit einem Raddampfer über, aber nach einer neuen Grenzziehung infolge des Ersten Weltkriegs lag der Dampferhafen nun auf dänischem Gebiet. So wurden alte Pläne für einen Eisenbahndamm wieder akut. 1923 begann der Bau, aber vier Monate später zerstörte eine Sturmflut alles. Daraufhin wurde die geplante Trasse verlegt. In den folgenden vier Jahren arbeiteten bis zu 1500 Männer an dem Damm.

Tipp

SYLT – BERGTOUR ZUM INSELGIPFEL

Amtlich, die Uwe-Düne bei Kampen ist mit stattlichen 52,5 Metern der höchste Punkt der nördlichsten Insel Deutschlands. Und benannt ist sie natürlich nach »uns Uwe« Seeler vom HSV? Nöö. Der Sylter Uwe Jens Lornsen (1793–1838) war der Namenspate, ein Jurist und Freiheitskämpfer. Auf seine Düne führt eine Holztreppe mit 109 Stufen. Mit einem Kampen-typischen Porsche ist der Gipfel nicht erreichbar.

Reichspräsidenten Paul von Hindenburg reiste zur Eröffnung der Strecke an, der damalige Bahnpräsident soll dabei den Namen Hindenburgdamm erfunden haben. Offiziell wurde das Bauwerk allerdings nie getauft und bis heute ist der Name umstritten, weil Hindenburg als Wegbereiter Hitlers gilt.

Die erste Verbindung war eingleisig, später wurde der Damm für ein zweites Gleis verbreitert. Die Züge werden meist von Dieselloks gezogen, es gibt Pläne, die Strecke durchgehend von Hamburg bis Westerland zu elektrifizieren. Täglich fahren je nach Saison 100 bis 200 Züge über die Gleise im Meer, die bis heute eine Attraktion sind. Gibt es noch andere Bahnen durch die See? Nicht mehr, aber einst rollte ein Waggon beim englischen Seebad Brighton auf hohen Stelzen durch die Wellen. Und an der Südspitze von Florida rollte die Overseas Railroad von 1912 bis 1935 gut 200 Kilometer über die mit Brücken verbundene Inselkette der Florida Keys bis Key West.

Der Hindenburgdamm liegt mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, dort sind Wattwanderungen nicht erlaubt (nicht zuletzt wegen starker Tidenströme). Auch auf dem Damm, der der Deutschen Bahn gehört, sind keine Fußgänger gestattet. Aber einige haben sich nicht an das Verbot gehalten: Seither gehören Dachse und Füchse zur tierischen Inselbevölkerung, Neulinge, die der Sylter Vogelwelt wahrlich nicht guttun.

Wunderschöne Häuser wie dieses Doppelgiebelhaus laden in Friedrichstadt zum Bummeln ein.

Deichschafe genießen die Sonne und das frische Gras in vollen Zügen.

Info

Für die Fahrt nach Sylt mit dem Pkw per Autozug empfiehlt sich zumindest in der Hochsaison und an Wochenenden eine Reservierung: ticket.syltshuttle.de/www.autozug-sylt.de Die einstige Inselbahn auf Sylt, die u. a. mit einem einzigartigen Borgward-Sattelschlepper über die Gleise tuckerte, ist Geschichte. Ihre Bahntrasse ist heute ein Radweg.

Am Bahnhof von Niebüll zweigt eine kurze Strecke (18 Minuten) der Norddeutschen Eisenbahn (neg) ab nach Dagebüll Mole. Dort kann man in Fähren zu den Inseln Föhr und Amrum sowie den Halligen umsteigen.

Das Friesenmuseum in Niebüll bietet die Gelegenheit, sich anzusehen, wie Deutschlands nördlicher Stamm früher lebte und weshalb seine Häuser Sturmfluten überstanden, selbst wenn diese die Wände eindrückten.

www.sylt.de

4 Von Dom zu Dom durchs Weltkulturerbe

Reiner Wein am Rhein

Die Eisenbahngleise, die im engen Tal des Mittelrheins entlang der Ufer führen, sind für die Anwohner lärmender Fluch und Touristeneuros bringender Segen zugleich. Für die Zugreisenden sind die Gleise dank der Aussicht auf Burgen und Reben nur eine Freude.

Eine Flasche guter Riesling aus dem Rheingau, zwei große Butterbrezeln und ein elegant-stabiles Weinglas sind die idealen Reisebegleiter für eine Bahnfahrt von Mainz nach Köln. So oder ähnlich sollte man sich vor der Fahrt versorgen. Selbst in den ICE-, IC- oder Eurocity(EC)-Zügen ist im Bordbistro selten der passende Wein für eine stilvolle Rheinreise erhältlich. In der ohnehin sehenswerten Mainzer Altstadt gibt es aber mehrere geeignete Weinhandlungen. Nach der etwa zweistündigen Fahrt wird die schlanke Riesling-Flasche wohl noch etwa halbvoll sein. Genug für die Rückfahrt auf der anderen, der stromab rechten Rheinseite.

Die Bahnfahrt durch das Rheintal gilt als eine der schönsten in Europa, eine Erkenntnis, die sich schnell verbreitete, nachdem 1859 alle Gleise und Weichen entlang des Stroms verlegt und die ersten Bahnhöfe gebaut waren. Schon bald fanden sich dort auch die ersten Bahntouristen ein, nicht selten mit einem Baedeker im Gepäck. Der Koblenzer Buchhändler hatte schon 1828 seinen ersten Reiseführer, Rheinreise von Mainz nach Cöln