Ewiger Orgasmus - Thomas Spiegl - E-Book

Ewiger Orgasmus E-Book

Thomas Spiegl

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Beschreibung

Hier finden sie die fiktive Romanbiografie von Luis. Die Geschichte spielt nach einer wahren Verlegenheit. In diesem Buch begegnet der furchteinflößende Krebs der allwissenden Magie und alles bestimmenden Liebe. Es werden absurde einfache Methoden vorgestellt, um Selbstheilung auf eine magische Art und Weise bei kranken, auch funktionierten Menschen anzustoßen. Luis wandelt sich auf seinem Weg Richtung Unendlichkeit in den Magier Momek, sehr zum Vergnügen für alle kleinen und großen Kinder. 2377 99

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Seitenzahl: 167

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

das folgende Buch „Ewiger Orgasmus“ ist urheberrechtlich geschützt.

Das Urheberrecht liegt bei mir Thomas Spiegl.

Ich wünsche gute Unterhaltung.

Stand 23.7.21 Thomas Spiegl

51063 Köln-Mülheim

[email protected]

Die Augen weit aufgerissen, eine schwarzweiße Figur aus Steinen und Zementputz im erschrocken Blick. Die kunstvolle Figur ist fast zwei Meter groß mit ihren furchteinflößenden Augen, sie steht am Eingang von einem Sandkasten, indem einige Kinder spielen. Der kleine Luis war zu neugierig und hat die Gegenwart seiner Mutter eingetauscht, um die spielenden Kinder aus der Nähe zu betrachten. Die Mutter Johanna war mit dem Wäsche aufhängen beschäftigt und hatte ihren zweijährigen Jungen in Sichtweite. Luis fühlte starke Angst und wollte zurück zu seiner Mutter, sie hatten Blickkontakt was ihn ermutigte zu bleiben und sich zu den spielenden Kindern im Sandkasten zu setzen.

Die Kinder, die ihn freundlich ihre Mitte aufnahmen, waren alle etwas älter als er selbst. Der siebenjährige Nachbarsjunge Noah nahm Luis unter seinen Schutz. Luis war mit seinem freundlichen Wesen schnell beliebt, er war zurückhaltend und brauchte ein einige Zeit, um den anderen Kindern zu vertrauen. Der tägliche Gang zum Sandkasten mit der Mutter Johanna wurde dann zum vergnügten abenteuerlichen Ritual. Es gab zwei Sandkästen einen oben direkt vor der Haustür und einen etwas weiter unten, dafür musste man die Straße überqueren. Eines Tages saß die Mutter Johanna mit ihrem Sohn Luis im unteren Spielplatz im Sandkasten und lernte ihre Busenfreundin Heidi mit ihrer Tochter Andrea kennen. Der Vater und Ehemann von Johanna, der zuverlässige Andreas war als Soldat im mittleren Rang in der nahen Kaserne tätig. Andreas war, bis Luis sechs Jahre alt war, laut der Mutter Johanna, ein guter Vater.

Luis liebte seinen Vater, wie alle Kinder, aber da man als Soldat herzlose lieblose Entscheidungen treffen muss, wurde der Kasernenhofton mit nach Hause getragen. Andreas meinte man müsse Jungs abhärten, nachdem er selbst in seiner Kindheit gequält wurde, war die Hemmschwelle niedrig genauso zu schlagen, laut zu werden, einzuschüchtern. Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit zu beschneiden, ohne die Dinge oder das Benehmen zu hinterfragen.

Nach dem Motto: „Der Stärkere besiegt den Schwächeren“. Und das ist ganz gewiss nicht so wenn man in die Natur schaut. Wasser zum Beispiel trägt ganze Gebirge ab, mit Geduld und viel Zeit, aber unumstößlich gewaltig nachhaltig, Stein für Stein. Meter um Meter.

Die Eltern von Luis sind, 1946 der Vater und 1950 die Mutter nach dem Großen Krieg, den alle Menschen verloren haben, in Bayern/ Unterfranken geboren. Andreas in Gemünden am Main, wo auch Luis 23 Jahre später geboren werden sollte. Die Mutter Johanna lebt ihre Kindheit, bis sie mit 18 Jahren in dem nahen Dorf Karsbach den Andreas heiratete. Mit 19 Jahren gebar sie in Gemünden am Main Luis, ihr erstes Kind, am 21.7.1969 um 13:21 Uhr. Der erste besorgte Blick galt nicht der Gesundheit des Jungen, das alles dran ist, sondern ob er rote Haare hat. Es gab einen Onkel Heinz, der „rote Hinzer“, mit seinen roten Haaren wurde er von Johanna oft verspottet.

Es gab zwei Omas und zwei Opas. In Karsbach den Opa Benno und die Oma Anna, in Gemünden am Main, die Oma Ella und den Opa Franz.

Von der Statur her ging Luis in die Richtung von Opa Franz. Der arme Kerl wurde mit gerade mal mit 18 Jahren 1941 zum Russlandfeldzug eingezogen und musste bei bis 40 Grad minus im russischen Winter kämpfen. Grausames Leid, kaum vorstellbar das ein Mensch so etwas aushält, musste er gezwungener Maßen über sich ergehen lassen.

Eine so gequälte Seele gibt das erduldete Leid, ohne nachzudenken weiter, weil kein Aufarbeiten möglich war. Andreas musste einige Male in seiner Kindheit auf Holzscheiden knien und als er nach Minuten vor Schmerzen bewusstlos umfiel wurde er noch brutal ins Gesicht geschlagen. Das herzlose Kriegsgeschehen, das Angsttrauma das unweigerlich daraus folgte wird an die nächste Generation weitergegeben, regelrecht eingeprügelt. Gewalt als Selbstverständlichkeit, als Lebensmodel befeuert durch den gierigen Umgang mit Alkohol in einer verdorbenen achtlosen gemeinen Gesellschaft. Keine guten Bedienungen für den kleinen süßen Fratz Luis, um sich gut zu entwickeln und zu gedeihen.

Der Überlebenskampf, für den Menschen hier auf der Erde, ist brutal, die Menschen bewegen sich seit Jahrtausenden am Limit. Alles hängt am seidenen Faden, man darf nicht nachlassen in seinen Bemühungen zu überleben. Wenn man die Erde aus dem Weltall betrachtet dann steht dieser wunderschöne Planet in der Ewigkeit und Unendlichkeit, alles bewegt sich mit großer Geschwindigkeit, für die Lebewesen auf der Erde nicht wahrnehmbar.

Und wir einzelnen Menschen nehmen uns so wichtig, wollen alle König sein. Wenn alle alles haben wollen, wie lange soll das noch gut gehen. Anhängig von habgierigen hierarchischen Wirtschaftssystemen, angeführt von politisch korrupten Eliten, wie soll man sich da finden, wo ist der Platz von Luis?

Eine Atmosphäre der Angst ist allgegenwärtig, es scheint kein oder kaum Platz zu sein für kreative freie individuelle Selbstverwirklichung. Zwei oder drei Jahre in der permanenten Obhut der Mutter Johanna, um dann im Kindergarten das erste Mal gefangen gehalten zu werden. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Wir werden seit Kindsbeinen von einem Pferch in den nächstgrößeren Pferch weitergereicht. Um zu realisieren in was für eine Welt man geboren wird vergehen oft Jahrzehnte, so manch einer, die meisten werden nie Tiefgang oder Weitsicht in sich tragen.

Dabei ist eine tieferes Verstehen der Umwelt doch für alle von Vorteil. Mit unser Wissenschaft und Technik können wir für alle Menschen auf lange Sicht „Wohl sein“ herstellen. Statt einer friedlichen Zivilisation, in der auch der kleine Luis eingebettet ist, findet sich eine kriminelle Gesellschaft, die sich selbst unwiederbringlich vernichtet. Die Erde entsorgt jetzt den Menschen, diese wunderbare Welt stürzt für Million Jahre in einen blutigen furchteinflößenden unbelebbaren Abgrund. Wir leben in einem Gleichgewicht des Schreckens, nur weil da draußen Atomwaffen stehen greift keiner den anderen an. Und mit der angeblich friedlich genutzten Atomenergie schaufeln wir uns unser eigenes Grab.

Keine Maus baut sich eine Mausfalle, der Mensch die Krone der Schöpfung versagt auf ganzer Linie.

Im Jahr 1971, am 28.September wird die Schwester Estelle in Hammelburg geboren, Luis liebte trotz Eiferversuchtsattaken seine jetzt zwei Jahre jüngere Schwester sofort über alles. Sie mussten sich ein Zimmer teilen und wurden von der Mutter Johanna rund um die Uhr gut versorgt. Vater Andreas liebt die Schwester Estelle schnell mehr als Luis. Estelle war etwas schwächlich in Gegensatz zu Luis, der Vater Andreas legte seine schützende Hand über Estelle und verlor, obwohl er versuchte gerecht zu sein den Blick für Luis.

Mutter Johanna war sehr belesen, in ihrer Schule war sie stets die Beste, gerade in Deutsch. Sie hat früh Spaß daran gefunden sich Wissen anzueignen, sie wusste instinktiv das eine gute Bildung der Grundstein für das Erwachsenenalter ist. Sie war das vierte von fünf Kindern, drei Mädchen und zwei Jungs. Es zog sie oft ins Dorf hinaus, sie liebte es frei zu sein. Eines lieben Tages kaufte die Mutter Anna, die Oma von Luis ein Buch, das alles veränderte. Der neugierige Blick in die weite Welt wurde aufgestoßen, sehr zur Freude von der kleinen Johanna. Der Titel des Buches war „Das Lexikon der Welt“, es kostet für damalige Verhältnis schon sehr viel Geld, 200,- Deutsche Mark. Es ist, wie wenn man heute ein Buch für 1000,-€ kauft.

Luis hielt das Buch von 1950 später als Junge in seinen Händen, dort waren die ersten schönen Farbfotos zu sehen, die es in Buchform auf dem westdeutschen Markt gab. Oma Anna schenkte das allwissende Buch ihren Kindern 1953 zu Weihnachten. Johanna war damals gerade mal 3 Jahre alt, der Bruder Rainer wurde erst 1955 geboren, ihr Lieblingsgeschwisterchen. Es gab noch Fritz, kein Witz, von 1946, die Siegried von 1948, Luis spätere Lieblingstante, es gab die Karin von 1949. An das Weihnachten 1953 konnte sich Johanna noch als Mutter erinnern, an diese heilige Atomsphäre mit drei Geschwistern und ihren beiden jungen vom großen Krieg gezeichneten Eltern Anna und Benno. Benno wurde 1940 am ersten Kriegstag mit Frankreich in sein linkes Knie geschossen, der Metzgerjunge wurde von seinem Zeitgeist dem Faschismus viel zu früh auf die Verliererstraße gebracht. Das traumatische Unheil das dann auch hier ohne Nachdenken und Aufarbeiten an die nächste und übernächste Generation weitergereicht wird. Es gab die Uroma Rabarbara die oft zu Besuch kam. Sie hatte die Anna 1920 unehelich zur Welt gebracht, und das in einem streng katholischen Dorf in Unterfanken nach dem ersten großen Weltenbrand, dem ersten Weltkrieg. Johanna war wie alle Kinder hilflos uns schutzlos in das aggressive intrigante Umfeld eingebettet. Sich frei zu entfalten und individuell zu entwickeln, wurde sofort unbarmherzig bekämpft. Es ging nur um Gehorsam und fehlerfrei nach zwanghafter Anweisung zu funktionieren.

Der Freiraum, der dann doch schon mal entstand, den wusste Johanna für sich zu nutzen. Das allwissende Buch wurde begierig unter den vier, später fünf Kindern herumgereicht. Es wurde von Johanna regelrecht studiert und ein kleiner Abschnitt hat sie besonders in den Bann gezogen, dort ging es Zauberei und Magie.

Wie man zum Beispiel mit dem Visualisieren und dem Beleben, Vitalisieren von Wasser unsere geheimen Mächte, Kräfte in die Sichtbarkeit bringt und kanalisiert. Es gab dort den Ausspruch des Wissenschaftlers Herrn Einstein: „Wissenschaft ist gut, Imagination (das Visualisieren, Vorstellen mit Fantasie) ist besser“. Johanna wurde immer wieder wie magisch auf die Seite 237 gezogen, die Bilder von einem Magier und seinen Zaubertricks zog sie in den Bann.

Leider war für das Zaubern zu wenig Raum, in dem oft erdrückenden Kindheitsalptraum. Sie musste nun als junge Mutter mit 21 Jahren den Sohn Luis und Tochter Estelle versorgen, es fühlte sich oft sehr anstrengend und undankbar an. Sie fühlte sich alleine, wenn der Vater Andreas auf Manöver beim deutschen Militär war und seinen Dienst verrichten musste, in den Ruhepausen, wenn sie ihre Kinder nicht füttern und pflegen musste studierte sie ihre Bücher. Johanna, die Belesene, fand sie immer Trost in ihren Büchern. Abends wenn Ruhe einkehrte in die kleine Familie und die Kinder Luis und Estelle um sieben Uhr abends zu Bett gingen las Mutter Johanna ein Märchen oder eine meditative Geschichte vor. Besonders die Reise ins Zauberland777 versetzte ihren Sohn Luis in Erstaunen und Begeisterung, sie erinnerte eine ähnliche Kurzgeschichte aus dem „Allwissenden Buch“ in ihrer Kindheit, sie hatte ihre eigene Version erfunden, die sie gerne veränderte. Die Geschichte wurde dort nur kurz beschrieben, doch Johanna hatte eine lebhafte Fantasie, mit der sie jederzeit ihre eigene Zauberreise antreten konnte. Sie gab diese belebende Geschichte in vielen verschiedenen Versionen an ihren Sohn Luis und Estelle weiter. Besonders die kleinen Flugeinlagen beim Start der Reise ins Zauberland777 zogen alle in den Bann, man musste seine Arme ausbreiten um wie ein Zauberschmetterling oder Zauberadler dort hinzugelangen. Luis hatte große Freude an den Bewegungen, er liebte es wie alle Kinder zu hüpfen und zu tanzen, er forderte die Liebkosung durch das Erzählen der Geschichte regelrecht ein. Erst wenn die Geschichten nach 10 bis 20 Minuten zu Ende erzählt waren konnten alle zur Ruhe kommen. Das tägliche Ritual linderte die Mühsal, total. Johanna konnte dann wieder ihren Beschäftigungen nachgehen, bis sie dann selbst um 10 Uhr ins Bett ging und sich ihren eigenen Träumen hingab.

Eines Tage fand sich Luis im Kindergarten inmitten einer kleinen Gruppe von Kindern. Fünf Kinder, eine „Verzieherin“, und der kleine Luis in der Mitte. Einen Tag zuvor bekam der Kindergarten Bauklötze geschenkt, einige Tausend müssen es wohl gewesen sein. Alle naturbelassen, frisch aus den umliegenden Wäldern, exakt gerade gesägt, um etwas daraus aufbauen zu können. Die Maße waren 2 * 4 * 8cm. Die Erzieherin gab den Kindern die Anweisung den Luis in einem Turm einzumauern, so dass es er sich geschützt fühlen konnte.

Falls er sich einsperrt fühlen sollte konnte er den Turm sofort zum Einsturz bringen. Die fünf Kinder bauten eifrig den Kreis um Luis, langsam wuchs der Turm in die Höhe, eine falsche unsichere Bewegung von Luis oder den Kindern und der schützende Turm wäre eingestürzt. Nach eine Weile, Luis musste ruhig stehen für ein Kind in seinem Alter nahezu unmöglich, ragte der Turm über seinen Kopf hinaus. Sein Körper wurde von einem wolligen Gefühl durchflutet so wie er es selten in seinem kurzem Dasein erlebt hatte. Alle betrachten Luis im Turm voller Stolz, eine tolle Gemeinschaftsarbeit.

Als sich alle sattgesehen hatten durfte Luis den Turm von innen heraus zerstören, was für ein lustiger Spaß. Die Freude über das erlebte nahm Luis mit nach Hause. Abends beim Geschichten erzählen nahm Luis den Turm mit in sein Zauberland, er erzählte die Geschichte dieses Mal anders, er nahm Einfluss auf das zu Erzählende. Es fiel ihm in seinen Träumen ein und am nächsten Tag im Kindergarten wollte er unbedingt noch einmal den Turm um sich entstehen lassen. Es fanden sich weniger Kinder, nur drei und die waren zu sehr abgelenkt. Der Turm wollte auch nach dem dritten und vierten Anlauf nicht entstehen. Das tolle und glückliche Gefühl vom Vortag stellte sich sehr zum Bedauern von Luis nicht mehr ein.

Er machte jetzt die unschöne Erfahrung, die jeder Mensch machen muss, glückliche Momente die tief gehen kann man nicht erzwingen.

Er war über diese Erkenntnis sehr traurig.

Kindliche Fröhlichkeit überstrahlt in einem positiv besetzen Umfeld alles, doch ab und zu legte sich über Luis ein dunkler unheilvoller Schatten. Eines Tages war die kleine Familie zu Besuch bei Oma Anna und Opa Benno. Es war ein sonniger Tag und alle Familienmitglieder waren versammelt, vier Tanten und Onkel, neun Enkelkinder.

Die Kinder, der Älteste war fünf Jahre alt, spielten vergnügt im Hof.

Sie hatten alle Spritzen und machten sich gegenseitig nass.

Die Erwachsenen tranken Kaffee, ein Onkel leider zu viel Bier.

Die Kinder wurden mit Eis versorgt, welches die Oma Anna selbst hergestellt hatte. Luis liebte wie alle Kinder Eis zu essen, und fragte nach noch einem Eis. Es wurde von der Oma Anna lautstark verneint.

Luis wusste das das Eis in der Kühltruhe im Keller des Haus zu finden war. Er konnte dem Gedanken nicht widerstehen noch ein Eis vergnügt zu verspeisen und schlich sich in den Keller. Dort angekommen konnte er die Truhe mit ihrem schweren Deckel nicht öffnen. Schlau wie er war, zog er einen kleinen Holzhocker vor die Truhe, er wusste das es gefährlich war den Deckel zu heben.

Mit seiner ganzen Kraft öffnete er den Deckel gerade soweit das er hineingreifen konnte und zog ein zweites nicht genehmigtes Eis heraus. Mit dem erbeuteten Eis begab er sich wieder zu den Kindern im Garten. Vergnügt lutschte er daran, bis er sich auf einmal von einem lauten Schrei der Oma Anna erschrak und sich umdrehte.

Sofort schlug sie Luis brutal ins Gesicht, er taumelte über den Hof, fiel hin und fing fürchterlich an zu weinen. Er traute sich nicht an Oma Anna vorbeizugehen, sie lauerte am Hof, der Weg zu seiner Mutter war versperrt. Durch den Mutterinstinkt geweckt begab sich Johanna auf den Hof sah Luis weinen. Er sagte was passiert war und dann folgte ein verbaler Schlagabtausch ob Oma Anna recht hat Luis so zu schlagen. Es wurde richtig giftig, Johanna verteidigte ihren Sohn Luis tapfer. Der schöne sonnige Nachmittag war für alle gelaufen.

Im Faschismus wurden Menschen ohne Grund ins Gesicht geschlagen, eine furchteinflößende brutale menschenverachtende Geste, Handlung, sie wurde ohne Nachdenken an die nächste und nächste Generation weitergereicht.

Mit sechs Jahren wurde Luis ein Jahr zu früh eingeschult, er war der jüngste unter den Schulkindern in der ersten Klasse. Die anderen Kinder waren sieben Jahre alt und Luis körperlich überlegen.

Gerade die Jungs mit ihrer Hackordnung setzen Luis zu, er verteidigte sich tapfer, schlug wenn es sein musste zurück, auch wenn er einem stärkerem Kind gegenüberstand. Die Lehrerin Frau Stöckner war sehr streng, verlachte Kinder, wenn sie etwas nicht so schnell verstanden.

Die Kinder mussten jetzt 5 Stunden am Tag stillsitzen, für Luis ein Alptraum ohne Ende. Er wollte spielen, sich bewegen und spielerisch lernen. Er musste sich widerwillig beugen wie all die anderen Kinder.

Jungs und Mädchen wurden nebeneinandergesetzt, er bekam Viola an die Seite gestellt. Am Einschulungstag war Luis in einer anderen Klasse, die Lehrer hatten die Klasse verwechselt. Am zweiten Tag war er dann in seiner Klasse 1a angekommen, er verpasste den Rundgang vor der Klasse bei dem allen Kindern gezeigt wurde wo sie z.B. auf die Toilette gehen konnten. Der Blick und das Reden der strengen Frau Stöckner ängstigte so sehr, so dass er sich nicht zu fragen traute wo denn die Toiletten sind. Er lief über den Flur und fand die Toilette nicht, er konnte nicht einhalten und machte an drei Tagen in die Hose. Die anderen Angsthasen machten sich über ihn lustig, er stand erstmal alleine in den Pausen. Die Sache wurde aufgeklärt und er bekam jetzt die fehlende Einweisung wo sich die Toilette befand.

Ein paar Tage wurde er noch gehänselt und dann hatte er neue Freunde gefunden und sich eingelebt. Er hatte immer einen guten Freund, der ihm nahestand, zum ausgiebigen Spielen und fröhlich sein. Zuhause war das der Nachbarsjunge Matthias und in der Schule war es der Markus aus dem naheliegenden Dorf Westheim. Es waren seine ersten besten Freunde, an denen er reifen konnte. Luis ertrug nur fröhliche Kinder mit einem guten Herz, genauso wie er es selbst in sich trug. Zuhause war Luis jeden Tag mit Matthias am Spielen, er konnte es kaum erwarten nach der Schule oder am Wochenende nach draußen zu gehen und mit den anderen Kindern zu spielen.

Vor allem das Fußball spielen hatte es ihm angetan, er konnte sich stundenlang damit vergnügen. Der Vater Andreas war ein regelrechter Fußballfanatiker, oft litt die kleine Familie darunter.

Die Mutter Johanna wünschte sich am Sonntag einen Familientag, die Fußballgeisterung von Andreas stand dem oft im Weg. Johanna war unglücklich über den Fußballwahn, sie konnte es nicht akzeptieren und nachvollziehen das die Männergemeinschaft wichtiger war als die Familie. Sie empfand die meisten Fußballkollegen als dumm und kleingeistig, sie war schnell genervt und hatte für die Sportkameraden von Andreas schlimme Spitznamen erfunden.

Manchmal ging auch auf den Andreas ein regelrechtes verbales Trommelfeuer nieder. Andreas liebte seine Johanna über alles, aber mit dem ständigen Genörgel von Johanna kam er nicht gut klar.

Er schluckte die bösartigen Verletzungen runter, und es war klar, dass er sich in solchen Momenten emotional sehr weit von Johanna entfernte. Er richtete dann heimlich seinen Blick auf andere Frauen, es verursachte dann unvermeidlich Probleme. Als Luis vier Jahre alt war rief ständig bei den Nachbarn eine Frau an und beschwerte sich angeblich bei Andreas. Johanna wurde rasend eifersüchtig und kam nicht mehr zu Ruhe, sie verfiel in eine tiefe Depression. Andreas war dann oft auf Manöver und Johanna konnte die Kinder nicht mehr richtig versorgen. Sie steigerte sich so derart in die Eifersucht rein das sie nicht mehr in der Lage war den vierjährigen Luis und die zweijährige Estelle zu versorgen. Sie unternahm zwei Selbstmordversuche. Einen zuhause mit Schlaftabletten und einen im Krankenhaus bei dem sie sich die Plusadern aufschnitt. Johanna musste vier Wochen im Krankenhaus bleiben und Estelle und Luis mussten in der traurigen Zeit bei der Tante Anneliese mit ihren drei Kindern und ihrem Mann bleiben. Luis fragte oft nach seiner Mama, er wurde vertröstet, wurde mit seinem Herzschmerz genauso wie Estelle allein gelassen. Nach unendlich langen vier Wochen stand eines Abends Johanna und Andreas vor der Tür in Gemünden am Main, um die beiden Kinder abzuholen. Die kleine Estelle sagte zu Johanna: „Mutti, Mutti“, die kleine Seele war unendlich erleichtert.

Johanna war tief berührt und konnte die Worte von Estelle beim Wiedersehen nie vergessen. Ein langes Jahr musste vergehen, bis Johanna wieder ihre volle Kraft und Energie zurückgewinnen konnte.

Sie schwor sich selbst darauf ein, dass sie sich nie wieder von der Eifersucht so vereinnahmen lassen würde. Sie wollte stand halten egal was passiert. 10 Jahre später wird ihr diese veränderte innere Haltung das Leben retten. Sie wusste intuitiv , dass sie durch ihre Geschichten, die sie abends erzählte, diese Veränderung anstoßen kann, diese Erfahrung gab sie an ihre Kinder weiter.