Extrem tabulos benutzt (BDSM Erotik) - Claas van Thijs - E-Book

Extrem tabulos benutzt (BDSM Erotik) E-Book

Claas van Thijs

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Beschreibung

Lara, 22, Studentin mit sehr weiblichen Attributen, lernt den 52-jährigen Intellektuellen Pierre kennen. Die beiden verstricken sich in ein ebenso fatales wie grausames amouröses Abenteuer, bei dem sie alle Grenzen sprengen. Als Pierre sie mit auf eine Dienstreise nach Rom nimmt, um sie für eine Woche seinem Sadismus auszusetzen, eskaliert die Situation … In diesem spannenden SM-Roman mit einigen überraschenden Wendungen setzt sich Claas van Thijs mit einem Augenzwinkern und ohne gehobenen Zeigefinger mit der Frage auseinander, ob es beim Sex tatsächlich immer ein Schneller-Höher-Weiter geben muss. Wie bei all seinen Romanen merkt man auch hier wieder, dass der Autor seine Protagonisten mag, und er schafft für sie ein Setting, das den Leser in seinen Bann zieht. Wörter: ca. 149.000, 534 S. Inhalt: Sex, Erotik, Sadismus, Masochismus, Hörigkeit, hörig, BDSM, SM, M/f, F/f, Flag, Paddle, Rohstock, Flogger, Klammern, Nadeln, NS, Public Disgrace, Dirty Games, Rimming, Anilingus, Analverkehr

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Seitenzahl: 744

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Impressum

„Extrem tabulos benutzt“ von Claas van Thijs

herausgegeben von: Club der Sinne®, Hinstorffstr. 110, 19412 Brüel, Februar 2023

zitiert: van Thijs, Claas: Extrem tabulos benutzt, 1. Auflage

© 2023

Club der Sinne®

Hinstorffstr. 110

19412 Brüel

www.Club-der-Sinne.de

[email protected]

Stand: 01. Februar 2023

Gestaltung und Satz: Club der Sinne®, 19412 Brüel

Coverfoto: © Kuznechik/Shutterstock.com

Covergestaltung: Club der Sinne®

Das vorliegende eBook ist urheberrechtlich geschützt.

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Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden und volljährig.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Claas van Thijs

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das Profil

Ungeduld

Blind Date

Fragen

Stolz und Vorurteil

Vom Fallen und Aufgefangenwerden

Jahreszeiten der Liebe

Maria

Wildpferde

Überraschender Besuch

Der Anruf

Iudicium accipiam

Nervöses Warten

Die Prüfung

Das Spiegelzimmer

Gelauscht

Bettgeflüster

Strafe muss sein!

Seelenverwandtschaften

Die Züchtigung

Ein intimer Dialog

Zweifel

Casta Diva

Die erste Tanzstunde

Zeit des Wartens

Der Tanz

Magie der Illusion

Wahrheit und Pflicht

Edle Hölzer

Die Bedingung

Sophies Welt

Veränderungen

Fahrt ins Blaue

„Schwäbische Metropolen“

Das Versprechen

Vorbereitungen

A night out

Die Anreise

Die Ankunft

Auf der Terrasse

Michelle

Das Frühstück

Die Shoppingto(rt)ur

Via del Corso

Nonnettina

Endlich Frieden

Transferleistungen

Aufgefangen

Erwachen

Heimkehr

Mutterliebe

Abschied

Epilog

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Vorwort

Verehrte Leserin, lieber Leser!

Romane sind Fiktion.

So gerne ich versuche, meine Figuren plastisch zu entwickeln, damit sie möglichst authentisch wirken, so sehr mag ich es auch, sie ein wenig zu überzeichnen.

Zu meinem letzten Roman Die Göttin verfasste ein Leser eine sehr ausführliche und überwiegend positive Kritik, die allerdings genau diese Überzeichnungen beanstandete.

Warum tu ich das? Warum versehe ich Frauen oder Männer mit Eigenschaften, die sie ein klein wenig übermenschlich machen?

Die Antwort ist ziemlich einfach: Weil beim Schreiben Dinge möglich sind, die es in der realen Welt vielleicht so nicht gibt. Es ist doch gerade eine der Stärken der Kunstform „Roman“, dass die Protagonisten Dinge tun dürfen, die im realen Leben unmöglich sind.

Fiktive Figuren müssen beim Geschlechtsverkehr weder auf Verhütung noch auf Krankheiten achten, sie dürfen sich vorbehaltlos ihrer Leidenschaft hingeben, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Das gibt dem Roman wesentlich mehr Freiräume, als sie ein Film sie hätte, denn Schauspieler unterliegen physischen grenzen, die eine Romanfigur nicht kennt. Es wäre für mich geradezu nachlässig, diese erweiterten Möglichkeiten nicht zu nutzen, solange sie die Authentizität der Rollen unterstreichen und nicht stören.

Wenn eine Frau angebetet werden soll, dann habe ich die Aufgabe, sie anbetungswürdig zu beschreiben. Wahrscheinlich ist es im wahren Leben nicht möglich, dass sie die Gedanken eines Mannes, in den sie sich hineinzuversetzen weiß, lesen kann – im Roman darf sie das können.

Auf die Frage, ob eine Beziehung im wirklichen Leben langweilig würde, wenn man die Gedanken seines Partners lesen könnte – so wie es in der Kritik stand – möchte ich noch einmal explizit mit einer Analogie eingehen, weil ich sie für interessant halte. Mir ist durchaus bekannt, wo meine Freundin ihr Tagebuch aufbewahrt, auch ihr Smartphone liegt oft offen vor mir und bin noch nie auf den Gedanken gekommen, tatsächlich darin zu stöbern. Soll heißen: Nicht alles, was einem möglich ist, muss man zwingend auch tun.

Und zu guter Letzt bin ich mir bei manchen Frauen, die mir begegnet sind, nicht sicher, ob sie es – zumindest in einigen Situationen – nicht doch konnten ...

Für einen Roman bieten solche Überzeichnungen jedenfalls nette Gestaltungsmöglichkeiten, die etwas Würze in die Suppe bringen.

Mein Tipp: Lassen Sie es einfach zu! Kümmern Sie sich nicht darum, ob etwas möglich ist oder nicht und machen Sie es wie ich beim Schreiben: Verlieben Sie sich ein klein wenig in die Protagonisten! ;-)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nun viel Spaß mit Lara und ihren Freunden!

PS: Noch ein Hinweis in eigener Sache:

Da ich nicht auf Kritiken, die Sie auf Plattformen wie Amazon hinterlassen, antworten kann, möchte ich Ihnen die Möglichkeit geben, mich mit Ihren Anregungen persönlich zu kontaktieren.

Sollten Sie Kritikpunkte oder Vorschläge haben, würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mir diese unter [email protected] zukommen lassen würden.

Vielen Dank!

Ihr Claas van Thijs

Das Profil

52 Jahre alte 85 kg auf 194 cm Größeverteilt.

Dominanter Freigeist.

Dezent.

Freundlich.

Bestimmt.

Einfühlsam.

Fürsorglich.“

Lara las den Profiltext zum wiederholten Mal.

Souveränität und Gelassenheit brauchen keine szeneaffinen Attribute. Einzige Voraussetzung deinerseits: Neugier. Am liebsten ohne jegliche Erfahrung.

„Bestimmt auch nur wieder einer dieser Spinner“, flüsterte sie vor sich hin, klappte ihr Notebook zu und legte sich aufs Bett. Sie musste nachdenken.

Seit sie mit vierzehn bei Freunden ihrer Eltern zu Besuch gewesen war und jenes sadomasochistische Magazin, das wohl irgendjemand im Gästezimmer vergessen haben musste, in die Hände bekommen hatte, nahmen Fantasien um Macht und Unterwerfung viel Raum in ihrer Sexualität ein. Was sie da gelesen hatte, hatte sie im tiefsten Inneren berührt. In ihren Tagträumen hatte es auch schon in ihrer Kindheit diese Bilder gegeben, in denen sie gefesselt irgendwelchen Männern ausgeliefert war. Allerdings hatte sie damals diese seltsame Erregung, die sie dabei verspürt hatte, nicht zuordnen können. Sie hatte sich für diese Anwandlungen geschämt, und trotz des wirklich vertrauensvollen Verhältnisses zu ihrer Mutter, hatte sie nie den Mut aufgebracht, mit ihr darüber zu reden. Sie hatte sich für ein wenig durchgeknallt gehalten, eine Einschätzung im Übrigen, die viele ihrer Klassenkameraden geteilt hatten. Erst, nachdem sie in diesem Heft schwarz auf weiß hatte lesen können, dass es noch andere Menschen geben musste, die ihre seltsame Lust teilten, war ihr bewusst geworden, dass Masochismus ein wesentlicher Teil ihrer Sexualität war – ein Teil, der unerhörte Macht über sie hatte, gegen den sie nicht ankam.

Matthias, ihrem ersten Freund, hatte sie es verschwiegen - sie waren beide viel zu verliebt und der Sex anfangs auch noch ganz okay gewesen. Doch mit der Zeit war dieses seltsame Verlangen zurückgekehrt, und je mehr diese Sehnsucht in ihr anwuchs, desto weiter zog sie sich von ihm zurück. Für ihr Studium hatte sie später dann von München nach Heidelberg umziehen müssen, und auf diese Weise hatte sich das Thema Matthias von alleine erledigt.

Zu Beginn ihres Studiums hatte sie zufällig einen dreißigjährigen Mann kennengelernt, der ihre sexuellen Vorlieben teilte. Sie hatten sich einige Male getroffen und viel über das Thema SM geredet. Obwohl sie ein ungutes Gefühl dabei gehabt hatte, hatten sie sich letztendlich doch für ein Date verabredet, was sie bitter bereuen sollte.

Er hatte sie sich über einen Tisch beugen lassen und sie mit einem Rohrstock geschlagen. Doch, anstatt ihr Lust zu bereiten, hatte ihr diese in Manier eines Scharfrichters begonnene Züchtigung einfach nur entsetzlich wehgetan. Schon nach dem zweiten Hieb, war sie aufgesprungen und hatte ihrem verdutzten „Erzieher“ den Stock aus der Hand gerissen und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst, so wütend war sie geworden.

Dabei war sie durchaus nicht zimperlich: Wenn sie sich mit sich alleine ihren Fantasien hingegeben hatte, hatte sie nicht selten hinterher heftige Blutergüsse und Wunden an Brüsten und Schenkeln, weil sie beim Onanieren ihre Fingernägel gnadenlos in ihrem jungen, zarten Fleisch vergraben hatte.

Doch bei diesem Kretin war einfach alles lediglich schrecklich schmerzhaft gewesen, sie hatte keinerlei Lust dabei empfinden können.

Zwischen Fantasie und Wirklichkeit schien eine unüberwindbare Kluft zu sein. Und auch wenn sie die Neugierde immer wieder auf die Internetseiten einschlägiger Communities trieb, sie war nicht mehr gewillt, sich noch einmal auf einen Mann einzulassen. Sie musste wohl damit leben, anders zu sein. Und Sex mit sich alleine war ja auch nicht so schlecht. Sie würde es sich am Wochenende mal wieder richtig schön machen ...

Mit diesem Gedanken schlief sie selig lächelnd ein.

Als sie am darauffolgenden Vormittag vom Sport nach Hause kam, setzte sie sich mit einer Flasche Wasser an ihren Schreibtisch und klappte ihr Notebook auf.

Erneut lächelte sie dieser Typ mit den grauen Schläfen an – die Seite war noch immer offen.

„Was willst du von mir? Hau ab!“, murrte sie.

Andererseits reizte sie irgendetwas an dem Mann auf diesem Foto. Er schien einfach zu wissen, was er will.

Und dann fasste sie sich doch ein Herz. „Was soll’s?“ Nervös fing sie an zu tippen:

„Hallo! Mein Name ist A...“

Ihr Profilname, Scutigera, war eine Anspielung auf einen ihrer Lieblingsromane, in der die weibliche Hauptfigur „A…“ hieß. Ihr war klar, dass das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemand, der sich auf solchen Internetseiten rumtrieb, begreifen würde. Doch es gefiel ihr, sich hinter ihren Anspielungen zu verstecken. Sollte er dennoch neugierig werden, würde es ihr Spaß machen, ihn ein wenig zappeln zu lassen, um ihm auf den Zahn fühlen zu können.

„Ich bin jung, unerfahren und neugierig. Könntest du dafür sorgen, dass ich das richtige dieser drei Attribute verliere?“

Sie saß vor ihrem Notebook, der Mauszeiger zeigte auf den „Absenden“-Button. Ihre Hand begann zu zittern und wollte die Maustaste einfach nicht drücken. Entnervt stand sie auf, ging ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Das heiße Wasser tat gut. Samstags war sie in der WG alleine, so kam sie nackt zurück in ihr Zimmer, das Handtuch um ihren Kopf gewickelt. Noch immer zeigte der Pfeil ihrer Maus auf diesen ominösen Knopf, der so vieles verändern könnte, wenn sie ihn nur endlich anklickte.

Sie schloss die Augen und drückte die linke Maustaste. Lara klappte das Notebook abrupt zu, als befürchtete sie, eine sofortige, notgeile Antwort könnte sie ihren Entschluss gleich wieder bereuen lassen. Sie hatte den ersten Schritt getan, alles weitere würde den Lauf nehmen, den es nehmen musste. Sie ging zurück ins Bad, um sich für die Party im Studentenwohnheim am Abend hübsch zu machen.

Sie war gerne auf diesen Stuwo-Feten, denn dort gab es neben obligatorischen Schluckspechten und Schreihälsen, die sie schon seit ihrer Schulzeit anwiderten, durchaus auch nette Menschen, mit denen man in ruhigeren Ecken interessante Gespräche führen konnte.

Ungeduld

Seit sie ihn vor zwei Wochen angeschrieben hatte, kontrollierte Lara täglich mehrfach das Postfach der Website. Doch außer dem üblichen Spam notgeiler Spinner war nichts angekommen.

Lara öffnete sein Profil. Er war inzwischen online gewesen und musste ihre Nachricht gelesen haben.

Arroganter Arsch!

Genervt wollte sie das Notebook zuklappen, da hielt sie inne. „So kommst du mir nicht davon!“

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und tippte sich ihren Frust vom Leib:

„Was denkst du eigentlich, wer du bist? Dein Verhalten ist unterirdisch! Mag ja sein, dass ein Retroexemplar der Reader-Digest-Ausgabe von Marcello Mastroiani so viele Angebote bekommt, dass er daran erstickt (ich hoffe es jedenfalls inständig!). Eine einfühlsame Absage wäre allerdings dennoch freundlich und fürsorglich gewesen.“

Ihr fielen die Fotos ein, die Mark, ein Fotograf und Freund ihrer Eltern, an ihrem achtzehnten Geburtstag von ihr gemacht hatte.

Der soll sehen, was er NICHT kriegt!

Sie fügte der Nachricht noch das Foto bei, auf dem sie sich am besten gefiel.

So! Das hat jetzt richtig gutgetan. Von wegen freundlich, einfühlsam und fürsorglich.

Sie lehnte sich zurück. Kaum zwei Minuten später signalisierte ihr Notebook, dass Post angekommen war.

Na also! Aber jetzt hast du’s verkackt, mein Freund!

Sie öffnete ihr Postfach. Nur wieder Spam. Noch frustriert als vorher, klappte sie das Notebook zu.

Blind Date

Nach zwei weiteren Wochen des Wartens beschloss Lara, ihren Marcello Mastroiani zu ad acta zu legen. Sie öffnete sein Profil, um das endgültig und ein für alle Mal zu klären.

Während sie sich ihren Frust von der Seele tippte, meldete sich wieder einmal ihr Postfach.

„Jetzt nicht!“, blaffte sie. Sie hatte sich in ihrer Rage geschrieben, und pöbelte sich die Seele mit Schimpfworten aus dem Leib, von denen sie selbst entsetzt war, sie zu kennen. Erst als sie sich sicher war, dass ihr keine Beleidigung mehr einfiel, drückte sie den „Senden“-Button.

Ein Gefühl tiefer Genugtuung beschlich sie, während sie sich ein weiteres Mal genüsslich zurücklehnte und in ihr Postfach schaute, um die Nachricht zu checken, die vor wenigen Minuten angekommen war.

Da war sie. Seine Antwort.

„Komm um drei in die Marktstube!“

Sie wechselte in den Postausgang, zwecklos, ihre Nachricht war längst versendet. Vollkommen entnervt trommelte sie auf ihren Schreibtisch ein.

„Du bist doch die blödeste Kuh der Welt!“, fluchte sie und schaute hektisch auf ihre Uhr.

Es war bald halb drei. Sie konnte noch nicht einmal mehr duschen gehen. Draußen war es warm, also schlüpfte sie in ihr Sommerkleid und zog ihre Ballerinas an.

„Nein, das geht gar nicht! Meine Güte! Wie du ausschaust!“

Lara rannte ins Bad und steckte sich schnell die Haare hoch. Sie hätte wirklich gerne geduscht, doch dafür war keine Zeit mehr. Wenn sie den Bus um 14:33 Uhr noch kriegen wollte, musste sie los.

„Ein Gürtel! Nein! Das geht nicht. Oh, mein Gott! Die Jacke! Ich binde mir die Jacke um.“

Sie griff sich ihre Jacke und rannte zur Bushaltestelle. Es war genau 14:33 Uhr, als sie dort zusammen mit dem Bus ankam. Kurz vor drei stieg sie an der Alten Brücke aus. Nervös hastete sie hoch zur Marktstube. Sie war wie immer um diese Jahreszeit voll besetzt. Die überwiegende Zahl der Gäste waren Touristen, meist Asiaten. Das kam ihr nicht ungelegen. Hier war sie einigermaßen anonym, denn Menschen, die sie kannten, verirrten sich maximal einmal in dieses Lokal. Hatte er sie deshalb hierher bestellt?

Sie checkte die Lage und sah ihn kommen. Noch ein kurzer Blick auf ihre Uhr, es war Punkt drei. Du hast es geschafft! Pünktlich!

Lara entspannte sich ein wenig und beobachtete ihn, wie er kurz mit einer Bedienung redete, die ihn an einen Tisch führte. Er sah besser aus als auf dem Foto. Nicht so gestelzt. Warum stellen Menschen immer Bilder von sich ins Netz, auf denen sie seltsam unnatürlich wirken?

Für einen kurzen Moment zögerte sie. Da waren sie wieder, ihre ewigen Selbstzweifel – nein, sie war sich niemals gut genug. Lara war hübsch und unter vertrauten Menschen gestand sie sich das auch ein. Doch immer, wenn sie irgendwohin musste, um neue Leute zu treffen, fühlte sie sich unwohl.

Sie war etwa einsachtzig groß, hatte ein wunderschönes, ebenmäßiges Gesicht und mittelblonde, schulterlange, glatte Haare. Die strahlend hellblauen Augen hatte sie von ihrem schwedischen Vater. Was ihr zu schaffen machte, war ihre sehr weibliche Figur. Sie war nicht dick, ganz im Gegenteil, sie hatte eine ziemlich schlanke Taille, was jedoch ihre großen, stramm nach vorn stehenden Brüste und ihre breiten Hüften und den etwas ausladend wirkenden Hintern noch mehr betonte. Auch die Schenkel waren muskulös, denn sie war sportlich, spielte extrem gut Tennis und tanzte für ihr Leben gerne, wenn sie sich unbeobachtet wähnte.

Sie kam nicht klar damit, dass es ausgerechnet ihr, die sich eher als reflektierte, dezente, aber durchaus selbstbewusste und emanzipierte Frau sah, von der Natur auferlegt worden war, ihre sekundären Geschlechtsmerkmale derart lasziv zur Schau stellen zu müssen. Auch wenn sie ihre Rundungen unter weiten Kleidern versteckte, fühlte sie sich den, in ihren Augen, lüsternen Blicken aufdringlicher Männer hilflos ausgesetzt, sobald sie irgendwo hinkam, wo man sie noch nicht kannte. Manchmal ergriff sie sogar panikartig die Flucht, wenn fremde Menschen in ihrer Umgebung lachten, weil sie dieses Lachen mir ihrer üppigen Erscheinung in Verbindung brachte. Wie gerne wäre sie so elegant und grazil wie viele ihrer Freundinnen gewesen.

„Komm schon! Was soll’s? Du hast nichts zu verlieren!“, machte sie sich Mut, bevor sie noch einmal tief durchatmete und sich tapfer zwischen den eng stehenden Stühlen hindurch in Richtung seines Tisches quetschte.

„Ich denke, wir sind verabredet?“, stammelte sie unsicher.

Er sah zu ihr auf, erhob sich und rückte ihr den Stuhl zurecht. Beim Hinsetzen kam sie ihm näher. Er roch verdammt gut.

„Pierre“, sagte er mit einer tiefen, ruhigen Stimme.

„Danke! Ich bin A..., mein richtiger Name ist Lara.“

Er setzte sich auch und sah sie lange über seine Sonnenbrille hinweg an. Lara wurde zunehmend nervöser. Sie zupfte an ihrem Kleid, räusperte sich und schaute sich ungeduldig nach einer Bedienung um, während Pierre sie ohne jede Regung musterte. Endlich kam die Kellnerin und schenkte ihr einen kleinen Augenblick der Sammlung. Lara spürte, wie ihre Wangen erröteten, ihr fielen ihre strähnigen, ungewaschenen Haare ein, und sie wurde immer nervöser. Ihr war zum Weinen zumute.

Als die Bedienung wieder weg war, beugte Pierre sich nach vorn.

Lara erschrak. Wenn du mich antatschst, schreie ich!

Doch er sagte ganz leise: „Ich wusste es.“

„Was wusstest du?“, fragte sie forscher, als sie es gewollt hatte.

„Das Foto.“

„Das ist … Ich hatte keine Zeit, ich komme direkt vom Seminar, verstehst du?“, log sie. „Ich hätte mich gerne noch geduscht, die Haare gewaschen, geschminkt. Aber eine halbe Stunde. Da kann man … Weißt du, wenn ich gewusst hätte … Oh Mann!“ Beschämt hielt sie sich die Hand vors Gesicht.

Er hatte sich wieder zurückgelehnt.

„Bist du fertig?“, fragte er in ruhigem Ton, und als sie nickte, beugte er sich erneut nach vorn.

„Gut! Was ich sagen wollte: Das Foto wird dir nicht gerecht. Dein Fotograf ist ein Dilettant.“

„Er ist Profi, und es ist sehr gut!“, protestierte sie.

„Er kann dich nicht sehen, Lara. In Wirklichkeit bist du viel schöner.“

Sie schluckte und war froh, dass die Bedienung ihren Cappuccino brachte und ihr wieder einen Moment schenkte, in dem sie sich etwas sammeln konnte.

„Wie meinst du das? Ich bin verschwitzt, ungeschminkt und …“

„Und wunderschön“, unterbrach er sie. „Deine Schönheit strahlt, du brauchst keine Schminke. Lass deine Natürlichkeit wirken, zerstöre sie nicht! Deine wachen, hellen Augen. Deinen bezaubernden Schmollmund. Deine Ausstrahlung.“

Lara sah ihn argwöhnisch an, sie wusste nicht, ob sie ihm vertrauen sollte. Doch seine Worte zeigten Wirkung, sie waren Balsam für ihre Seele. Mit einem Mal fühlte sie sich seltsam geborgen, ohne dass sie es wollte.

„Komm, nimm einen Schluck von deinem Kaffee, Lara! Du bist nervös, das kann ich verstehen. Atme ganz ruhig! Niemand tut dir was!“

Sie runzelte die Stirn und trank aus der großen Tasse, dankbar für alles, hinter dem sie sich, wenn auch nur einen kleinen Augenblick lang, verstecken konnte.

Er sah verdammt gut aus. Dreitagebart, halblanges, grau meliertes, leicht welliges Haar, hohe Wangen, schlank, groß, die Ärmel des legeren Leinenhemdes hatte er zurückgeschlagen, sodass Lara seine mit dunklen Haaren übersäten Unterarme sehen konnte. Sie mochte seine schönen Hände mit den langen, feingliedrigen Fingern. Er wirkte ungemein souverän. Das Hemd hing locker über seiner Jeans, er trug Ledersandaletten, die den Blick auf seine gepflegten Füße freigaben.

„Du studierst?“, riss er sie aus ihren Gedanken.

„Wie? Äh, ja. Sicher! Psychologie. Sechstes Semester.“

Er nicke. „Ziemlich viel Arbeit.“

„Es geht.“

„Du bist klug, Lara.“

„Wie kommst du darauf?“

„Deine Anspielung auf die Jalousie. Hat mich beeindruckt.“

„Du kennst das Buch?“, rief Lara überrascht.

Sie sah ihn lange schweigend an. Niemand, den sie bislang kennengelernt hatte, konnte mit Robbe-Grillet etwas anfangen. Er schien auf ihrer Wellenlänge. Sie spürte eine eigenartige Attraktion, die von ihm ausging, fragte sich jedoch, warum er trotz dieser Gemeinsamkeit nicht früher geantwortet hatte.

„Wieso hast du so mich so lange warten lassen?“

Ihre Frage klang für ihren Geschmack etwas zu beleidigt. Sie bereute sie schon unmittelbar, nachdem sie sie gestellt hatte.

„Ich wollte sehen, wie ernst es dir ist.“

Bingo! Jetzt hat er Oberwasser! Du dumme Pute! Aber nicht mit mir!

Lara musste versuchen, sich zu fassen. Sie lehnte sich zurück und sah sich betont unbeteiligt um, bevor sie sich ihm zuwandte und mit nun wieder ruhig gewordener Stimme erwiderte: „Und wie ernst ist es mir?“

Er lächelte. „Du wirst ruhiger, das ist gut!“

Langsam spürte wieder Boden unter den Füßen, sie hatte sich erfolgreich aus der unangenehmen Defensive befreit.

„Um auf deine Frage zurückzukommen ...“, nahm er den Faden wieder auf. „Ernst genug, um nach Wochen des Wartens erneut mein Profil zu öffnen.“

Lara schaute ihn ungläubig an. „Du hast gesehen, dass da war?“

„Ich habe auf dich gewartet.“

Er schmunzelte und Lara hoffte einfach mal, dass er ihre letzte E-Mail mit den wütenden Beleidigungen noch gar nicht gelesen hatte.

„Natürlich. Wie gesagt: Deine Nachricht hat mich beeindruckt.“

Lara atmete erleichtert auf. Er hat meine letzte Mail noch nicht gelesen.

„Etwas unbeherrscht, vielleicht. Aber klug. Sehr klug. Das mag ich.“

Sie sah ihn mit großen Augen an. „Du hast diese furchtbar peinliche E-Mail tatsächlich schon gelesen?“

Pierre lachte. „Mit dem allergrößten Vergnügen.“

„Bitte entschuldige! Ich habe das nicht so gemeint!“

„Aber, aber! Jetzt enttäuschst du mich. Jedes Wort in deiner Nachricht ist wahr! Ich habe mich wie ein Schwein benommen!“, sagte er und lachte.

Lara schmunzelte erleichtert. Sie fühlte sich zusehends wohler mit ihm.

„Du wirst dich daran gewöhnen, ich bin ein Sadist, meine Liebe!“

Sein Blick war ernst und das Lächeln erstarrte ihr im Gesicht. Die Betonung, mit der er dieses eine Wort akzentuiert hatte, ließ keinen Zweifel daran, was er von ihr erwartete.

Augenblicklich bebte Lara innerlich. Dieser Mann hatte urplötzlich eine Macht über sie, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das war es, worauf sie gewartet hatte! Wenn er von ihr verlangen würde, sich hier und jetzt auszuziehen, wüsste sie nicht, ob sie es tun würde.

Ihre Vernunft schrie sie an, sofort aufzustehen und wegzulaufen. Doch ganz tief in ihrem Bauch spürte sie, dass sie bleiben würde, und dass sie diesen Kampf, den ihre Ratio gegen ihre Libido in diesem Augenblick austrug, noch sehr oft würde ausfechten müssen.

Sie wusste nun, was beim ersten Versuch zu Beginn ihres Studiums schief gegangen war: Ihr fehlte das Vertrauen, die Kontrolle an jemanden abzugeben, der wusste, was er tat. Pierre fragte nicht nach, erst recht bettelte er nicht – er nahm sie sich, und sie war schon jetzt bereit, sich ihm zu schenken.

Seine Züge wurden wieder weicher, er schmunzelte. „Keine Angst, meine Liebe! Du bist stark genug, das spüre ich. Du wirst dich mir ausliefern, ohne daran zu zerbrechen.“

Wieder trafen seine Worte ins Schwarze. Ihre Knie waren weich geworden. Sie hätte gar nicht mehr weglaufen können, selbst wenn sie es noch so gewollt hätte. Aber sei wollte es nicht! Das Letzte, was sie in diesem Augenblick wollte, war diesen Tisch zu verlassen.

Mit stoischer Ruhe schenkte er ein Glas Wasser ein und reichte es ihr, noch bevor sie selbst bemerkte, dass ihr Mund vollkommen ausgetrocknet war. Mit zitternden Fingern nahm sie das Glas und trank hastig.

„Ruhig“, lächelte Pierre. „Wie gesagt: Es passiert dir nichts!“

Als sie das Glas abgestellt hatte, lehnte er sich nach vorn zu ihr, nahm seine Sonnenbrille ab und hob ihr Kinn an. Ihr tief in die Augen blickend, flüsterte er: „Ich möchte, dass du eines weißt: Ich habe gewartet. Sehr lange. Mir saßen in den letzten zwei Jahren einige Damen gegenüber. Keine Einzige inspirierte mich. Du hast es! Ich will dich!“

Lara sah ihn mit großen Augen an. „Du spielst mit mir, nicht wahr?“

„Nein, Lara. Kein Spiel! Wenn du bereit bist, führ ich dich dorthin, wo du immer schon sein wolltest. Doch es ist kein Spiel. Es ist ein Vertrag zwischen zwei Menschen, die sich gegenseitig inspirieren.“

Es gab nichts, was sie in diesem Moment lieber gehört hätte, aber gleichzeitig verunsicherte sie dieser Mann zutiefst. Wie oft hatte er diesen Satz schon gesagt? Pierre war ohne jeden Zweifel sehr erfahren. Das gab ihr Sicherheit. Andererseits kam er ihr bedrohlich nahe. Sie brauchte Zeit. Sie musste nachdenken.

Und als ob er ihren letzten Gedanken gehört hätte, legte Pierre zwanzig Euro und eine Visitenkarte auf den Tisch und erhob sich. Lächelnd beugte sich zu ihr herunter. „Meine Karte! Ich möchte nicht, dass du etwas überstürzt. Ruf mich an, wenn du soweit bist!“

Er streichelte ihr zärtlich mit dem Handrücken über ihre Wange. Dann ging er davon, ohne sich umzudrehen.

Zu Hause angekommen, klappte Lara ihr Notebook auf. Sie wollte auf sein Profil gehen, ihm etwas schreiben. Irgendetwas. Wollte ihn sehen, sein Bild.

Doch das Profil war gelöscht.

Seine Konsequenz beeindruckte sie – er hatte sie gewählt und er war sich ihrer sicher. Er brauchte keine anderen Kontakte mehr, er wollte sie. Zumindest hatte er ihr das gesagt, und Lara sah nicht den geringsten Grund, daran zu zweifeln.

Sie nahm die Visitenkarte und drehte sie in ihren Fingern. Momentan war dies die einzige Verbindung zu ihm. Vorsichtig, als wäre das Papier zerbrechlich und von unschätzbarem Wert, legte sie die Karte vor sich auf ihren Schreibtisch und holte ihr Smartphone aus der Tasche. Ziffer für Ziffer tippte sie mit einer Sorgfalt ein, die sie selbst ein weinig befremdete. Seine Privatadresse notierte sie ebenfalls. Die Karte heftete sie an ihre Pinnwand. Doch als sie sich in der Küche ein paar Brote schmierte, stutzte sie. Sie eilte noch einmal zurück und verstaute sie sicherheitshalber in der obersten Schreibtischschublade, wo sie niemanden auf neugierige Fragen bringen konnte.

Sie legte sich mit den Broten aufs Bett und dachte nach.

Eigentlich gibt es da es nichts zu überlegen! Du willst es und er ist perfekt! Warum hast du dann so ein flaues Gefühl in der Magengegend?

Die Souveränität, die sie an ihm mochte, machte ihr gleichzeitig auch Angst.

„Du bist stark genug, dich mir auszuliefern, ohne daran zu zerbrechen.“

Was, wenn sie nicht die war, für die er sie hielt?

Unschlüssig nahm Lara ihr Handy zur Hand und öffnete seinen Kontakt.

„Ich will es!“, tippte sie ein. Wieder zitterte ihr Daumen. Sie war einen einzigen Klick vom wohl größten Abenteuer ihres jungen Lebens entfernt. Sie schluckte noch einmal, dann schickte sie die SMS ab.

Diesmal dauerte es nicht lange.

„Gut, dass du dich entschieden hast! Sei morgen Nachmittag um eins hier! Schmink dich bitte nicht! Du bist schön, wie du bist!“

Sie lächelte. Er war nicht einfach nur charmant, das spürte sie. Er mochte sie tatsächlich so, wie sie war. Das gab ihr Sicherheit.

Fragen

Auch am darauffolgenden Sonntag schien erneut die Sonne. Diesmal hatte Lara genügend Zeit, um sich vorzubereiten. Sie zog ein gelbes Sommerkleid mit blauen Punkten an.

Zum Glück wohnte Pierre gar nicht weit von ihrer Wohnung entfernt. Sie nahm das Fahrrad und radelte gutgelaunt los. Etwas mulmig war ihr zwar schon zumute, sie hatte keine Ahnung, was sie erwarten würde. Doch sie vertraute ihm. Er hatte ihr Zeit gegeben, sich zu entscheiden, und sie war sich sicher, dass er nichts tun würde, womit sie nicht einverstanden wäre.

Pierre öffnete in einen Morgenmantel aus Seide. Lara sah ihn etwas befremdet an, doch er lachte nur. „Ich hoffe, mein legerer Aufzug stört dich nicht! Ich habe im Garten gesessen und ein wenig gelesen. Komm rein!“

Lara antwortete nicht. Sie fragte sich, warum sie etwas anderes erwartet hatte. Doch es störte sie nicht, ganz im Gegenteil: Es kam ihr entgegen, dass er sie nicht in einer strengeren Aufmachung empfangen hatte, so entspannte sich die Situation sich etwas.

Sie sah sich in seinem Haus um, geschmackvoll, aber nicht übertrieben teuer eingerichtet. „Wohnst du hier alleine?“

„Meistens.“ Als er sah, dass sie seine Antwort verunsicherte, lächelte er. „Manchmal kommt meine große Schwester für ein, zwei Monate vorbei. Sie wohnt in Brooklyn. Luisa mag keine Hotels, und wenn sie in Deutschland arbeitet, schläft sie, wann immer sie kann, im Gästezimmer.“

„Hast du keine Freundin?“

Als sie sein Schmunzeln sah, fügte sie verlegen hinzu: „Entschuldige! Ich bin manchmal etwas neugierig.“

„Deshalb bist du ja hier.“

„Wie bitte?“

„Um neugierige Fragen zu stellen.“, schmunzelte er.

„Ach so!“ Lara kicherte erleichtert.

Nein! Sie wollte keine klassische Beziehung mit ihm, dafür war er ihr einfach zu alt.

„Zieh dich aus!“ Seine Stimme war ruhig und fest, und Lara starrte ihn fassungslos an. Seine Anweisung kam aus dem Nichts und hatte sie kalt erwischt. Natürlich war das genau das, was sie sich erhofft hatte. Aber jetzt, wo es tatsächlich so weit kommen sollte, erschrak sie. Sie bebte innerlich bei dem Gedanken, in wenigen Augenblicken nackt und schutzlos vor diesem Mann zu stehen.

Zögerlich öffnete sie den Reißverschluss ihres Kleides und ließ es auf den Boden gleiten. Sie trug nun nur noch String und BH. Er betrachtete sie eingehend von allen Seiten. Dass er dabei kein Geheimnis aus seiner unverhohlenen Bewunderung machte, fühlte sich gut an.

„Du bist eine schöne und ausgesprochen attraktive Frau, Lara. Ich mag deine Hüften, sie sind so fordernd weiblich. Deine endlos langen Beine, die muskulösen, sportlichen Schenkel, so sinnlich. Ich muss gestehen, du beeindruckst mich immer mehr.“

Lara spürte, wie sie errötete, und diese Verlegenheit war ihr wiederum peinlich und machte sie noch verlegener.

Pierre schien das nicht entgangen zu sein, doch anstatt sie zu beruhigen, nickte er ihr auffordernd zu.

Sie schloss die Augen, griff nach hinten und öffnete ihren BH. Langsam glitten ihre Arme aus den Trägern, sie zögerte einen Moment und hielt den BH noch ein paar Sekunden an sich gepresst.

Lara gefiel ihr Busen nicht. Sie war kein amerikanisches Pin-up-Modell aus den 60ern, wie ihre Brüste es verheißen mochten! Sie reckten sich spitz und fest nach vorn, als wollten sie sich dem Betrachter schamlos und obszön aufdrängen. Nichts hasste sie an sich selbst mehr, als ihre exzessive Körperlichkeit, denn sie hatte sie nie gewollt, sie passte ihrer Meinung nach einfach überhaupt nicht zu ihrem sensiblen Wesen und ihrer doch eher aufgeklärten und stets sehr differenzierenden Lebenseinstellung.

Pierre runzelte die Stirn und legte den Kopf etwas zur Seite. Lara verstand das Signal und ließ den BH los. Ihre Arme hielt sie jedoch noch immer schützend vor ihre Brüste.

„Weiter!“ Seine Stimme klang jetzt etwas belegt.

Lara atmete tief durch und zog ihren String aus.

„Gib mir deine Kleider, du bekommst sie zurück, wenn du gehst.“

Als Lara ihm hinterherschaute, wie er ihre Sachen wegbrachte, wurde ihr erneut mulmig zumute. Sie würde also die ganze Zeit nackt sein und sich ihm präsentieren müssen, bis er sie wieder gehen ließ.

Trotz der sommerlichen Temperaturen fröstelte Lara, als sie im Wohnzimmer auf ihn wartete. Endlich kam er zurück. Da war nichts Unbedachtes, keinerlei Eile in dem, was er tat. Er kam auf sie zu, lächelnd, ein Glas Weißwein der Hand, an dem er nun nippte.

Langsam ging er um sie herum. Als sie den Kopf nach ihm umdrehte, zeigte er mit dem Finger nach vorne.

„Nein! Beweg dich nicht, Lara! Kopf hoch! Hintern raus, Rücken ins Hohlkreuz! Nimm die Hände in den Nacken, schau nach vorn und präsentiere dich! Verlier niemals deinen Stolz!“

Lara war nervös. Sie schaute durch die großen, offenen Terrassentüren hinaus in den Garten, der von hohen Thujen und dichten Hecken vor neugierigen Blicken geschützt wurde.

Seufzend schloss sie die Augen und folgte seinen Anweisungen.

Und wie sie die Hände in den Nacken nahm und ihm ihren Hintern entgegenstreckte, geschah etwas mit ihr. Ihre Scham wich ganz allmählich einem latenten Gefühl von Stolz, das immer mehr Raum in ihr einnahm.

„Wie schön du bist“, hörte sie seine Stimme. „Ich mag deine Brüste. Sie sehen sehr fest aus. Mir gefällt auch die Form, sie recken sich so schön nach vorn, als streckten sie sich ihrem Angreifer entgegen, als wollten sie ihn geradezu dazu auffordern, sie anzufassen.“

Er hatte das Wort Angreifer so eigenartig betont, dass es eine Doppeldeutigkeit erhielt, die Lara auf eine ihr unbekannte Weise berührte. Die Art, wie er von ihrem Körper redete, seine direkte Offenheit, als wäre sie eine Statue, ein Kunstwerk, über dessen Vorzüge er ins Schwärmen geriet, erregten sie. Alles, was ihr an sich selbst immer missfallen hatte, bekam bei ihm einen vollkommen anderen Stellenwert. Sie hörte seine Stimme, ohne ihn zu sehen, auch er schien erregt. Dieser erfahrene Mann war von ihrem Anblick deutlich hörbar beeindruckt. Zum ersten Mal im Leben fühlte Lara sich gewollt - und das von einem Mann, dessen erfahrenem Urteil sie vertraute. Ein Schauer des Glücks überkam sie, und sie präsentierte ihren Hintern ein wenig mehr. Sie gestand sich vor einem anderen Menschen vorbehaltlos zu, ein lustvolles Wesen zu sein. All die Zeit, in der sie mit sich selbst gespielt hatte, manchmal über Stunden hinweg, hatte sie sich davor gefürchtet, sich jemandem anderen, so zu zeigen! Dieser Körper passte sehr wohl zu ihr. Sie war anders!

Endlich hatte sie ihr Pendant gefunden. Einen Mann, der sie annahm, wie sie war.

Er trat wieder vor sie, streckte die Hand nach ihren Brüsten aus, doch zwei, drei Zentimeter, bevor er sie berührte, hielt er inne. Lara fühlte sich angezogen, reckte sich seiner Hand kaum merklich entgegen, sie wollte seine Berührungen endlich wahrnehmen.

Doch ein strenger Blick sagte ihr, dass sie sich nicht bewegen durfte. Seine Hand wanderte, ohne sie auch nur ein einziges Mal zu berühren, an ihrem Körper entlang, an ihre Flanken hinunter und zog die Konturen ihres Hinterns nach. Lara meinte, die Wärme seiner Hand über ihrem Venushügel zu erfühlen, den sie, wie ihren kompletten Intimbereich, kahlrasiert hatte. Sie hatte lange mit sich gerungen, bevor sie sich ihrer dichten Schamhaare entledigte, denn sie verbargen ihre tiefhängenden inneren Labien vor den neugierigen Blicken in Umkleideräumen oder in der Sauna. Andererseits wurde der Wildwuchs zwischen ihren Beinen selbst immer mehr zum Hingucker. In Zeiten sich hartnäckig haltender Hygienemythen, die jede unrasierte Frau in die Ecke der Ungepflegtheit verbannten, waren Lara die Schamhaare letztendlich peinlicher gewesen als ihre auffälligen Schamlippen.

Lara schloss erneut die Augen. Sie war in diesem Augenblick froh, dass sie sich rasiert hatte. Ihr Intimbereich war um einiges empfindsamer geworden, seit sie dort unten kahl war, und so spürte sie den Windhauch, den er durch die Bewegung seiner Hand erzeugt hatte. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken und Gänsehaut überzog ihren Körper.

Sie war erregt und nahm das vertraute, lustvolle Kribbeln zwischen ihren Beinen wahr, ohne dass er sie überhaupt je berührt hatte.

Pierre ließ sich Zeit und Lara genoss es, dass dieser attraktive Mann so viel Zuwendung in sie investierte. Das Gefühl, begehrt zu sein, war ihr noch nie in einer derartigen Intensität geschenkt worden. Sicher, Matthias hatte mit ihr geschlafen, doch er hatte ihr nie vermittelt, dass er geil auf ihre Körperlichkeit gewesen wäre. Er war in sie verliebt gewesen und hätte sie auch toll gefunden, wenn sie im Körper jeder beliebigen anderen Frau gesteckt hätte.

Bei Pierre hatte sie da Gefühl, als zelebriere er ihre runde, dralle Weiblichkeit. Sie fühlte sich wie eine Göttin, die ihn süchtig machte. Eine unbekannte Lust nahm sie ein, gleichzeitig verzehrte sie sich mittlerweile in einem beinahe unerträglichen Maße nach seinen Händen - doch er schien peinlichst darauf zu achten, sie nicht anzufassen.

„Du bist ein einziges Fest. Deine großen, rosaroten Warzenhöfe, die schmale Taille, dein prachtvoller Hintern. Alles an dir ist so reif und schreit danach, genommen zu werden.“

Lara seufzte. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass er genau das tat. Jetzt! Hier! Dass er erbarmungslos in sie eindrang und sie rücksichtslos nahm. Sie war vorbereitet: Wie oft hatte sie sich so brutal selbst mit dem Plug gefickt, dass es noch tagelang wehtat? Auch ihren Arsch hatte sie dabei nie geschont, was ihr beim Stuhlgang oft ein unangenehmes Brennen bereitete. Doch das hatte sie nie gestört. Im Gegenteil, es hatte sie daran erinnert, wie schön der Moment gewesen war, und sogar ein wenig mit Stolz erfüllt.

Sie war eben anders.

Sie wusste, dass sie nass und bereit für ihn war, dazu musste sie sich nicht anfassen. Lara bebte, wollte ihn endlich auf ihrer Haut fühlen, doch er fasste sie noch immer nicht an.

„Lass uns in den Garten gehen!“, sagte er ruhig, und Lara seufzte etwas enttäuscht, als er so abrupt von ihr abließ.

Frustriert und benommen folgte sie ihm mit zittrigen Knien in den Garten an einen Tisch mit sechs Drahtstühlen darum, der unter einem Baldachin stand.

Pierre nahm das Kissen von einem Stuhl und wies sie an, sich auf genau diesen zu setzen. Sie seufzte auf, als ihre langen inneren Schamlippen durch ihr nicht unerhebliches Gewicht schmerzhaft durch das Gitter gepresst wurden.

„Spreiz deine Beine, Lara! Leg die Schenkel über die Armlehnen!“, befahl er mit seiner sonoren Stimme.

Sie wollte sich erheben, doch seine Geste ließ sie innehalten.

„Nein! Bleib dabei sitzen!“

„Aber ...“ Lara sah ihn mit großen Augen an, doch sein Blick war eindeutig: Er wusste genau, was er von ihr forderte, und ihr war sofort klar, dass er ihr dabei zusehen wollte, wie sie sich selbst wehtat. Für einen Moment dachte sie an das fürchterliche Date - wie anders das hier alles war! Sie war geil. Sie war im Flow, als ob sie mit sich alleine spielte. Und genau das sollte sie hier auch tun: Sich Schmerzen zufügen. Nur, dass Pierre ihr dabei zusah, und es ihr die Anweisung dazu erteilte. Das war wesentlich erregender.

Lara stützte sich auf den Armlehnen ab, um etwas Gewicht von ihrem empfindlichen Intimbereich zu nehmen, während sie vorsichtig versuchte, nach vorn zu rutschen. Es tat höllisch weh, der dünne Metalldraht hatte sich bereits richtiggehend in ihre zarten Labien hineingefressen, es war, als ob sie daran klebten. Sie keuchte, das Entlasten auf den Armlehnen half nur bedingt, sie konnte das Verschieben ihres Beckens nicht wirklich kontrollieren. Ihre Schamlippen hingen fest, und mit einer unbedachten Bewegung würde brutal an ihnen gerissen werden. Ihrer aussichtslosen Lage bewusst, warf sie nun Pierre ihren flehentlichsten Blick zu. Niemand hatte diesen Augen je widerstehen können!

Verzweifelt musste sie jedoch feststellen, dass mit ungerührter Miene darauf zu bestehen schien, dass sie seinen Anordnungen Folge leistete.

Für einen kurzen Moment war da ein Anflug dieser Wut, mit der sie damals dem jungen Mann den Rohrstock entrissen hatte. Doch Pierres war anders. Im Gegensatz zu dem Dilettanten vermittelte ihr dieser Kerl da vor ihr die Sicherheit, dass er ganz genau wusste, was er von ihr verlangte. Und die Selbstverständlichkeit, mit der er ihren Gehorsam einforderte, erregte sie ungemein.

Seufzend gab sie sich einen Ruck und schob ihr Becken vorsichtig weiter nach vorne. Doch so gut sie sich auch bemühte, sich dabei nicht allzu schlimm wehzutun – es kam, wie es kommen musste: Es fühlte sich an, als ob der Stuhl ihr die inneren Schamlippen abgerissen hätte. Sie schrie auf, es war ein entsetzlicher Schmerz, der ihr das Feuer aus den Augen schießen ließ, doch dann war es vollbracht. Sie saß nun in einer Position, in der sie ihre Beine über die Armlehnen legen konnte.

Heftig atmend sah sie ihn an. Die Abgebrühtheit, mit der sie in ihren Höllenqualen betrachtete, lösten zusammen mit dem allmählich nachlassenden Schmerz ein vollkommen neues, berauschendes Gefühl in ihr aus. Sie war unendlich geil.

Lara begriff den Unterschied, den Pierre ausmachte: Er war der Mann, der ihr den Halt geben konnte, den sie brauchte, um sich vorbehaltlos fallen zu lassen. Bei ihm konnte sie alle Kontrolle abgeben. Er würde besser wissen als sie selbst, wie weit er gehen kann! Sie konnte sich beruhigt hingeben, weil ER auf sie aufpassen würde.

Solange sie jedoch das Gefühl hatte, sie müsse die Kontrolle behalten, war sie nicht in der Lage, Schmerzen als lustvoll zu empfinden! Das also war der Schlüssel!

Sie saß nun noch immer heftig atmend mit weit gespreizten Schenkeln schamlos geöffnet vor ihm. In dieser Sitzposition wurde nun das weiche Fleisch ihres drallen Hinterns in kleinen Quadraten durch das Drahtgeflecht des Stuhles gepresst. Durch die Art, wie sie jetzt zu sitzen hatte, war die Auflagefläche, die ihr Gewicht zu tragen hatte, geringer geworden und damit schmerzte es umso mehr. Sie ahnte, dass sie Weile so zu sitzen hatte.

„Nimmst du deine Arme bitte hinter die Rückenlehne?“

Sie gehorchte und saß nun in einer äußerst unangenehmen Haltung, in der sie ihm auch noch ihre Brüste auf eine Weise entgegenreckte, die ihr peinlich war.

Pierre erhob sich und stellte sich hinter sie, und schon fühlte Lara, wie sich kaltes Metall mit dem Geräusch sich schließender Handschellen schmerzhaft fest um ihre Handgelenke schloss. Nun war ihre unbequem Körperspannung endgültig fixiert. Sie hätte sich zwar noch bewegen können, doch schon mit der kleinsten Veränderung ihrer Sitzposition hätte sie sich böse wehgetan.

Pierres Aktionen waren ruhig und gelassen, fern von jeder Hektik oder gar hastiger Erregtheit. Nichts, was er tat, war unbedacht, und Lara war klar, dass er es genoss, wie sehr sie unter ihrer Sitzhaltung litt. Sowohl ihre exponierte Haltung, in der sie ihm auf obszönste Weise zu präsentieren hatte, was sie sonst nur allzu gerne kaschierte, als auch dieses fiese Brennen, das die Gitterdrähte verursachten, die sich inzwischen wieder tief in ihren Hintern gefressen hatten, waren von ihm gewollt. Nichts wäre schlimmer gewesen, als Schmerzen aushalten zu müssen, von denen er nichts wusste, weil er sie versehentlich zugefügt hatte. Lara war bereit, für ihn zu leiden, aber nur, wenn es ihn erregte.

Mit dieser unbeteiligt wirkenden Beiläufigkeit, mit der er ihr wehtat, spielte er jedoch mit genau mit dieser Ungewissheit und das machte sie rasend. Erst vor Wut und als ihr klargeworden war, dass er sie damit verunsichern wollte, vor Geilheit. Dieser Mann war ein gnadenloser Sadist. Allerdings ein sehr besonnener. Das gab ihr die Sicherheit, sich fallenlassen zu können – andererseits war ihr auch klar, was seine Stringenz für sie bedeutete, und das machte ihr Angst.

„Hab keine Angst, schöne Lara!“, flüsterte er ihr in einem beruhigenden Tonfall ins Ohr, als ob er ihre Gedanken lesen konnte. „Ich passe auf dich auf. Alles ist gut!“

Sie nickte kaum merklich. Selbst ein Nicken konnte ihr in dieser Position wehtun.

Doch ihr Vertrauen zu ihm wuchs von Minute zu Minute. Es war absurd: Sie saß vollkommen nackt in einer äußerst schmerzhaften Sitzhaltung vor ihm, und war ihm schutzlos ausgeliefert.

Er setzte sich wortlos auf den Stuhl ihr gegenüber und sah ihr lächelnd zwischen die Beine, während er genussvoll an seinem Glas nippte.

Lara war, als ob diese schamlose Musterung den Schmerz in ihren noch immer höllisch brennenden Labien verschärfte. Zumal Pierre mit seinem unverhohlenen Blick natürlich auch ihren Fokus auf diese Stelle lenkte. Sie fühlten sich an, als hätte jemand versucht, sie abzureißen.

„Ich mag es, wenn die inneren Schamlippen so wollüstig zwischen den äußeren heraushängen. Du bist perfekt! Alles an dir ist Weib. Auch deine klaffende, nasse Fotze schreit einfach danach, vom Nächstbesten genommen zu werden.“

Seine derben Worte trafen Lara wie ein Schlag ins Gesicht. Noch nie hatte jemand so mit ihr geredet und dieser Mann, dessen Wortwahl bislang nichts Derartiges hatte erwarten lassen, brachte sie damit vollkommen aus der Fassung. Der Wechsel in seinem Sprachhabitus gab ihr einen Kick. Pierre war unberechenbar.

„Lara ist ein sehr schöner Name. War es die Idee deiner Mutter?“

Mit allem hatte sie gerechnet! Sie präsentierte ihm ihr klitschnasses und geschundenes Fötzchen offen und bereit, und er wollte über ihre Eltern reden? Die hatten nun so gar nichts dort zu suchen!

Sie ahnte, dass auch das nur wieder eine weitere Provokation sein sollte. Dieser Mann war einfach umwerfend fantasievoll!

Lara musste sich konzentrieren, sie konnte kaum mehr einen klaren Gedanken fassen.

„Ja, Mutter wollte es so“, presste sie etwas gequält heraus. „Wäre ich ein Junge geworden, hätte ich Linus geheißen. Das hatte mein Vater sich gewünscht.“

„Netter Deal. Ich bin jedenfalls froh, dass deine Mutter gewonnen hat.“

„Gefällt dir Linus nicht?“, brach es aus ihr heraus und sie erschrak über ihr vorlautes Mundwerk. Sie war nicht in der Position, sich mit Wortklaubereien über ihn lustig zu machen!

Doch Pierre schmunzelte. „Touché, meine Liebe! Ich muss mich vor dir in Acht nehmen, das hab ich schon gesehen. Du bist großartig! Ich kenne keine, die sich in deiner Situation den Humor bewahrt hatte!“

Lara war erleichtert, bis sie ihn mit amüsierter Miene hinzufügen hörte: „Es freut mich ungemein, dass wir anscheinend reichlich Luft nach oben haben!“

Lara biss sich auf die Lippen.

„Wie stellst du dir deine berufliche Zukunft vor?“, fragte er nun weiter. „Möchtest du in die Wirtschaft oder machst du noch eine therapeutische Ausbildung hinterher?“

Es war unglaublich. Das waren alles Dinge, über die sie mit ihm liebend gerne in einer etwas bequemeren Sitzposition geredet hätte. Ihre Schultern begannen nun auch zu schmerzen, sie musste an sich halten, sich nicht zu weiteren Provokationen hinreißen zu lassen, also holte sie tief Luft und versuchte, diese absurde Konversation so ernsthaft wie möglich weiterzuführen.

„Ich möchte als Therapeutin arbeiten. Und du? Was machst du eigentlich beruflich?“

„Ich bin an der Uni.“

„Du bist Dozent?“

Er nickte. „Ja, auch. Ich habe einen Lehrstuhl für Philosophie.“

„Interessant!“

„Du interessierst dich dafür?“

„Ja. Ich hatte den Grundkurs am Gymnasium belegt und mir ernsthaft überlegt, ob ich es studiere ...“

„Hm. Was hältst du von Peter Sloterdijk?“

„Schwieriges Thema, aber die Auseinandersetzung mit ihm ist ...“

„Deine inneren Schamlippen hängen wirklich obszön aus deiner triefenden Fotze!“, fiel er ihr ins Wort. „Wirst du immer so nass, wenn du geil bist?“

Für einen Moment wurde Lara schwarz vor Augen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie jemand so beschämt. Er hatte sie nun schon mehrmals kalt erwischt, doch dieses Mal traf er sie noch unvorbereiteter. Sie wurde sich wieder der vollkommen grotesken Lage bewusst, in der sie sich befand. Ohne, dass sie Einfluss darauf hatte, rannen ihr Tränen über die Wangen. Warum tat er das? Warum verletzte er sie derartig, auf dieser Ebene?

Sie war kurz davor aufzugeben, aber dann besann sie sich eines Besseren. Die Schmerzen zwischen ihren Beinen ertrug sie doch auch. Er wollte sie demütigen, das war ihr klar. Er wollte wissen, wie tief sie sich vor ihm erniedrigen würde. Sie schloss die Augen und ganz allmählich kehrte die Geilheit in ihren Kopf zurück. Sie konnte es nicht fassen. Eine nie gekannte Lust nahm sie ein. Plötzlich übermannte sie Welle um Welle, ihr Unterbauch kontrahierte in unkontrollierten Spasmen und sie ejakulierte das erste Mal in ihrem Leben.

Heftig atmend saß sie vor ihm. Er hatte seinen Kopf seitlich geneigt in seine Hand gelegt und schmunzelte süffisant.

„Was war denn das?“, stammelte sie entsetzt.

„Sag du es mir!“

„Das war ... einfach unglaublich!“, keuchte Lara. „Entschuldige bitte, Pierre! Das ist mir noch nie passiert! Stört es dich?“

„Was? Dass du mir ein solches Kompliment machst?“

Lara lächelte erleichtert. Nach ihrem seltsamen Orgasmus kamen allerdings nun auch die Schmerzen zurück.

„Und meine furchtbaren Schamlippen? Stören sie dich?“

„Aber warum denn? Die Leute werden begeistert sein, wenn ich dich ihnen nackt vorführe.“

„Die Leute? Welche Leute? Wovon redest du?“

Er grinste vielsagend, aber Lara war zutiefst verunsichert. Sie wollte gerade nachhaken, doch er kam ihr erneut zuvor: „Wo kommst du eigentlich her, Lara?“

Er machte sie wahnsinnig. Für einen kleinen Augenblick wollte sie ihn bitten, sie loszumachen. Doch dann wurde ihr bewusst, dass er sie genau mit dieser Unberechenbarkeit bereits nach kurzer Zeit in Sphären katapultiert hatte, in die sie sich selbst noch nicht annähernd gebracht hatte. Und das, obwohl sie oft exzessiv onanierte und ihren Körper kannte.

Also beschloss sie, trotz seiner ständigen Themensprünge und der unangenehmen Schmerzen weiterzumachen.

„Was meinst du?“

„Wo bist du geboren?“

„München. Warum interessiert dich das?“

Pierre ignorierte ihre Gegenfrage. „München. Aha! Sind deine Eltern Münchner?“

„Du meinst auch dort geboren? Nein. Vater ist aus Göteborg, Mama aus Rom.“

„Wie kamen sie nach München?“

„Vater ist Architekt und nahm an einer Ausschreibung für ein Hotel in München teil. Da trafen sie dann wohl aufeinander.“

„Ist sie auch Architektin?“

„Nein, sie war die Tochter des Hotelinhabers.“

„Dein Großvater war Inhaber eines Hotels?“

„Ja, das auch. Er hatte verschiedene Unternehmen.“

„Hatte dein Vater das Projekt bekommen?“

„Natürlich. Sonst wäre er doch nicht in München geblieben.“

„Es gibt wichtigere Gründe umzuziehen, als ein Hotel zu bauen. Kannten sie sich eigentlich schon, als er den Zuschlag erhielt?“

Lara schmunzelte. „Du willst wissen, ob sie gemauschelt haben?“

„Haben sie?“

Jetzt lachte Lara laut. „Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht – aber ich kann es mir nicht vorstellen. Sie wirkten auf mich immer überkorrekt, was das Geschäftliche angeht. Allerdings – wenn Liebe im Spiel war. Wer weiß? Vielleicht werde ich sie bei meinem nächsten Besuch danach fragen.“

Sie sahen sich eine Weile schweigend an. Dann fuhr Pierre mit seiner Befragung fort.

„Wie masturbierst du am liebsten?“

„Wie bitte?“

„Beschreib es mir!“

Lara errötete. „Das ist mir peinlich, Pierre.“

„Ich weiß. Soll ich dich losmachen? Möchtest du gehen?“

Lara erschrak. „Nein! Bitte nicht, Pierre!“

Er sah sie erwartungsvoll an.

„Na ja, ich ... Erst befeuchte ich einen Finger und dann ... massiere ich mir die Klitoris“, stammelte sie.

„Welchen Finger?“

Lara musste nachdenken – es war nicht etwas, das sie bewusst tat. Sie konnte es nicht einfach so sagen. Sie schloss die Augen und versuchte, es sich vorzustellen.

„Mittelfinger, denke ich.“

„Berührst du deine Klitoris dabei direkt?“

„Nein, eher etwas schräg von oben.“

„Benutzt du einen Vibrator?“

„Lieber einen Plug.“

„Groß?“

Lara dachte kurz nach.

„Denke schon ...“

„Wie groß?“

„Weiß nicht. So dreißig Zentimeter. Und dick.“

Sie konnte nicht fassen, dass sie ihm das alles erzählte. Aber andererseits befreite sie es ungemein, darüber zu reden.

„Steckst du den nur in deine Fotze?“

Lara merkte nun, wie Pierre sie in den Moment hineinzog. Sie begann erneut zu fallen. Ihre Lust übermannte sie, sie fühlte förmlich den dicken Gummischwanz in sich, den sie jetzt auch liebend gerne wieder in sich hineingeschoben hätte.

„Nein.“

„Wohin noch?“

Lara keuchte.

„In meinen geilen ARSCH!“, rief sie in den Garten und ein weiterer heftiger Orgasmus überkam sie dabei.

So etwas hatte sie so noch nie erlebt. Niemand hatte sie berührt. War es der permanente Schmerz? Wohl kaum, denn ihr Hintern fühlte sich mittlerweile eher taub an und ihre Arme waren eingeschlafen. Es musste ihr Kopf sein! Noch nie hatte sie sich vor jemanden derart gehen lassen.

Sie schaute ihm heftig atmend mit verklärtem Blick in die Augen.

„Warum möchtest du Therapeutin werden?“

Wieder hatte er das Thema auf ihr Privatleben gelenkt. Sie saß weit geöffnet und triefend vor ihm und sollte Antworten über ihre beruflichen Ambitionen geben. Instinktiv ahnte sie, dass er sie auf diese Weise zum Objekt machte, ihre Lust mit allem verknüpfte, was sie seither immer getrennt hatte. Irgendetwas tief in ihr sträubte sich gegen diese Verschmelzung. Doch sie gab diesem inneren Widerstand keine Stimme mehr. Lara wollte sich das Beste nicht entgehen lassen. Wenn sie an dieser Stelle abbrach, würde sie nie erfahren, wohin sie dieser Weg führen würde, und das würde sie sich niemals verzeihen können, dazu war sie schon zu weit gegangen. Sie musste den Rest auch noch wissen.

Lara versuchte, sich wieder zu fassen, um ihm aufrichtig zu antworten.

„Ich könnte jetzt sowas sagen wie: Ich möchte Menschen helfen oder Menschen interessieren mich eben. Aber das ist es nicht. Eher finde ich Menschen mit solchen Störungen ungemein spannend, weil man von ihnen lernen kann. Sie haben oft eine viel interessantere Sicht auf die Dinge als die sogenannten normalen Leute.“

„Also kennst du Menschen mit psychischen Störungen?“

„Ja. Ich habe ein Praktikum in der Psychiatrie gemacht.“

„Die Menschen dort faszinieren dich?“

„Irgendwie schon. Sie sind anders. Tiefer. Ich habe beispielsweise eine sehr interessante Frau kennengelernt, wir schreiben uns noch immer Briefe und ab und zu besuche ich sie auch.“

„Hast du keine Angst, dich an ihnen zu verbrennen?“

Pierres Interesse an dem, was sie sagte, gefiel ihr. Wie oft hatte sie bekleidet vor Männern gesessen, die ihr unentwegt auf ihre großen Brüste gestarrt und überhaupt nicht wahrgenommen hatten, was sie zu sagen hatte.

„Stimmt schon, es ist nicht ohne. Aber das verspreche ich mir ja von diesem Studium: zu lernen, eine professionelle Distanz zu entwickeln und dennoch mein Interesse an diesen Menschen nicht zu verlieren. Sonst bräuchte ich ja keine Ausbildung. Menschen mit Störungen kann man auch interessant finden, ohne zwölf Semester zu studieren und in Kliniken mit ihnen zu arbeiten.“

Pierre nickte nachdenklich. „Faszinierende Einstellung. Ich wünschte mir manchmal, meine Studenten wären so reflektiert.“

„Ich bitte dich! Die studieren Philosophie“, lachte Lara.

„Das ist ja das Problem.“ Er wirkte desillusioniert. „Lassen wir das besser. Meine Studenten haben hier nichts verloren, der Nachmittag gehört uns beiden. Woran denkst du, wenn du masturbierst? Was sind deine Fantasien? Erzähl mir etwas, das dich anmacht.“

„Du verlangst sehr viel von mir, Pierre.“

Er sah sie eine Weile lächelnd an, dann sagte er leise: „Weil du es kannst, Lara. Ich weiß, dass du es kannst. Ich habe es schon gewusst, als du mich das erste Mal angeschrieben hast.“

„Trotzdem hast du nicht geantwortet.“

Er nickte. „Ich war versucht, dir sofort zu antworten. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler gewesen.“

„Aber wieso?“

„Das muss ich dir nicht erklären. Nicht dir! Dir brauche ich nichts zu erklären.“

Es entstand eine kleine Pause. Lara begriff, dass sie ihn wohl tatsächlich nicht so ernst genommen hätte, wenn er sofort geantwortet hätte. Je länger er sie hatte warten lassen, desto unsicherer war sie geworden. Und je unsicherer sie war, desto mehr brauchte sie die Art von Sicherheit, die er ihr gab. Er spielte mit ihr. Sie musste sich vorsehen, doch genau das wollte sie nicht. Ein weiteres Thema, das ihr auf der Seele brannte, hatte er einfach so weggekehrt.

„Darf ich dich mal was fragen, Pierre?“

„Nur zu! Auch deshalb bist du hier.“

„Du sagtest vorhin, die Leute würden von meinen Schamlippen begeistert sein. Welche Leute, Pierre?“

„Ist das denn so wichtig für dich?“

„Weißt du, ich kann hier vor dir so sitzen. Aber ich möchte das nicht in der Öffentlichkeit tun!“

„Na ja, Öffentlichkeit ist relativ, meine Liebe! Es wäre ein Verbrechen an der Menschheit, diesen Anblick anderen Eingeweihten vorzuenthalten!“

„Das sehe ich anders, Pierre! Vielleicht gefalle ich dir, wie ich bin. Inzwischen glaube ich sogar, ich gefalle dir wirklich, Aber du bist anders als die meisten.“

„Ist das so? Woher weißt du das?“

„Männer wollen schlanke, süße Mädels zu Freundinnen. Denen bin ich viel zu üppig. Ich passe in keine Achtunddreißiger Kleider, in den meisten Boutiquen kann ich nicht einkaufen.“

„Findest du dich nicht attraktiv?“

„Es spielt keine Rolle, was ich gut finde oder nicht, Pierre! Manchmal, wenn ich mich in guten Momenten im Spiegel anschaue, dann halte ich mich für durchaus nett anzusehen. Aber die überwiegende Mehrheit da draußen will andere Frauen. Frauen, mit denen man in normalen Boutiquen einkaufen kann, und sich nicht verstohlen umsehen muss, als ob man sich in einen Pornoladen stehlt, bevor man mit ihr in einem Plussize-Shop.“

Pierre lachte.

„Was ist? Findest du das lustig?“ Lara war etwas angefressen.

„Es ist lustig. Du hast nicht viel Ahnung von Männern, oder?“

Lara antwortete ihm nicht mehr. Sie fand es besser, das Thema zu wechseln. „Warum hast du dein Profil gelöscht?“

„Ich brauche es nicht mehr. Ich habe, was ich will.“

Lara wusste nicht so recht, ob ihr diese Antwort gefiel. Einerseits schmeichelten ihr diese Worte, andererseits machten sie ihr Angst.

„Wieso bist du dir da so sicher?“

„Bist du dir nicht sicher?“

Lara überlegte. Natürlich wollte sie das alles. Es war viel zu spannend, als dass sie darauf verzichten würde. Pierre war so erfrischend anders als all die Männer, die sie bislang getroffen hatte. Sicher, er könnte ihr Vater sein. Na und? Sie wollte ihn nicht heiraten. Es war nicht die große Liebe. Das, was zwischen ihnen war, war etwas anderes. Etwas ungemein Reizvolles, Erregendes.

Er musste sie noch nicht einmal anfassen, er berührte sie auf eine ganz andere Weise. Durch die Art, wie er mit ihr redete und die Ungeheuerlichkeiten, die er von ihr verlangte, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Seine ruhige Stimme und die souveräne Besonnenheit vermittelten ihr die Sicherheit, die sie brauchte. Ja, sie war sich sicher.

„Doch, natürlich. Ich bin mir sicher. Aber was ist das zwischen uns, Pierre?“

„Das weiß ich nicht. Wie soll ich das denn wissen? Ich habe dich erst zweimal gesehen. Ich kann dir sagen, was es nie werden wird: die große Liebe.“

Lara war erleichtert, dass er das genauso sah.

„Was passiert mit uns, wenn einer von uns diese große Liebe trifft, Pierre?“

„Auch das können wir nicht wissen. Es kommt darauf an, was das dann für eine Beziehung wird. Mach dir keine Gedanken, zumindest nicht jetzt! Dafür ist Zeit, wenn es so weit ist.“

Sie nickte. „Machst du mir bitte meine Hände los? Meine Arme sind eingeschlafen, die Schultern schmerzen und meine Handgelenke tun inzwischen wahnsinnig weh.“

„Nein!“

Lara erschrak. Mit dieser knappen, fast schon schroffen Antwort hatte sie nicht gerechnet. Zumindest hatte sie eine Erklärung erwartet. Sicher, sie war hierhergekommen, um sich genau jener Willkür auszuliefern, von der sie immer geträumt hatte. Pierre füllte diese Rolle perfekt aus. Aber die Vermengung von sachlicher Unterhaltung und sexuellem Machtgefälle machte ihr zu schaffen. Momentan redeten sie ernsthaft miteinander und es fühlte sich nicht richtig an, dass sie dabei Schmerzen hatte.

Und jetzt, wo ihr bewusst geworden war, dass er nicht vorhatte, ihr ihre unangenehme Lage zu erleichtern, rückten diese Schmerzen in ihren Fokus. Nicht zu wissen, wann er sie erlösen würde, machte sie nervös. Sie stöhnte leise.

„Sagst du es mir jetzt?“, unterbrach er ihre Gedanken.

„Was meinst du?“

„Ich hatte dir eine Frage gestellt.“

Lara musste sich konzentrieren, um sich daran zu erinnern, welche Frage er nun meinte.

Natürlich!

Sie war seiner Frage ausgewichen, indem sie das Thema geschickt gewechselt hatte. Etwas, das sie öfter mal tat, wenn ihr eine unangenehme Frage gestellt worden war – und ihre Taktik schien zunächst von Erfolg gekrönt zu sein.

Pierre war offensichtlich zu erfahren, als dass sie ihn überlisten konnte. Sie musste sich vorsehen. Dennoch beschloss Lara sicherheitshalber, sich dumm zu stellen. Schusselig wie sie war, hätte es durchaus auch sein können, dass sie seine Frage versehentlich überhört hatte.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Gut! Dann denk noch ein wenig nach, Lara! Ich bin in einer Stunde wieder hier.“

Er stand auf und ging ins Haus.

„Meine Fantasien!“, rief sie ihm hektisch nach. „Meine Fantasien drehen sich um ... Bitte, Pierre! Bleib da!“

Doch er war bereits im Haus verschwunden.

„Pierre?“

Keine Antwort.

„Pierre!“

Es blieb still.

Lara zerrte nun wütend an ihren Fesseln, doch jede Bewegung fügte ihr nur noch zusätzliche Schmerzen zu.

Ernüchtert beschloss sie, regungslos sitzen zu bleiben. Pierre würde sicherlich bald wiederkommen. Dann würde sie ihm erzählen, was er hören wollte. Von Machtspielen und so. Es gefiel ihr ja so vieles, was sie im Internet gelesen hatte. Da würde sich schon was finden lassen.

Die Schmerzen wurden jetzt, da sie so allein saß und sich nicht ablenken konnte, immer unerträglicher.

Panik stieg in ihr auf.

Nein! Du musst ruhig bleiben. Wenn du jetzt panisch wirst, wirst du dir nur noch mehr wehtun. Du sitzt in seinem Garten. Er ist da drinnen – er wird nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Wenn er krank wäre, hätte er dich nicht in sein Haus bestellt. Er hätte dich woanders umgebracht – nicht hier. Außerdem hätte er dich längst haben können, wenn er gewollt hätte. Du sitzt hier nackt und wehrlos.

Ihr schliefen auch die Beine langsam ein, doch als sie versuchte, sie von den Lehnen zu nehmen, erinnerte sie ihr inzwischen taub gewordener Hintern daran, dass sie das besser lassen sollte.

Lara wurde wütend.

Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie wusste nicht mehr, ob sie vor Wut oder der Schmerzen wegen weinte.

Sie begann, sich über sich selbst zu wundern. Denn nach der ersten kurzen Panik ganz zu Beginn ihrer Denkpause hatte sie zu keiner Zeit Angst. Sie wusste instinktiv, dass sie nur sagen musste, er solle sie losmachen, damit er sie sofort befreite.

Doch dann wäre es vorbei. Um nichts in der Welt wollte sie dieses Spiel beenden – egal, wie weh es tat. Sie spürte, dass sie dort angekommen war, wohin sie sich lange Zeit gesehnt hatte.

Lara begann, die Sekunden langsam runterzuzählen. Immer in Sechzigerpaketen. Er hatte gesagt, er käme nach einer Stunde zurück. Sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.

Als sie das fünfzigste Mal auf sechzig gezählt hatte, kam Pierre wieder und setzte sich wortlos auf seinen Stuhl.

Sie räusperte sich. Sie redete leise, aber bestimmt.

„In meinen Fantasien spielt immer ein Mann eine Rolle, der mich unterwirft, der mich bricht – ohne mir jedoch jemals das Gefühl zu geben, dass ich ihm nicht vertrauen könnte. Der meine Lust genauso ernst nimmt wie seine eigene.“

„Was macht dieser Mann mit dir?“

„Manchmal führt er mich mit verbunden Augen in einen warmen Raum – ich höre Stimmen, leise Stimmen, die zu einem beifälligen Raunen werden, wenn er den Reißverschluss meines Kleides öffnet und es abstreift. Da ich keine Unterwäsche tragen darf, bin ich jetzt komplett nackt. Schritte nähern sich, ich spüre Menschen um mich. Manche reden über meinen Körper. Dann spüre ich Hände. Kalte Hände mit grausam neugierigen Fingern. An meinen Brüsten, meinem Hintern. Zwischen meinen Beinen.“

„Tun sie dir weh?“

„Einige ja.“ Ihre Stimme klang belegt.

„Was tun sie?“